Seltsame Teenager-Talente
Pubertierende sind verschrien als hysterische Dauernörgler. Dabei sind sie viel mehr, wie diese Beobachtungen zeigen:
Die Frage nach den Mahlzeiten
Kaum hat man fertig gegessen, kommt er, der unvermeidliche Satz des Teenies: «Sag mal, wann gibts eigentlich was zu essen?» Das Staunen darüber, wie viele Mahlzeiten täglich in dem schlaksigen Körper verschwinden, weicht dem ungläubigen Blick auf den 14-Jährigen, der nun mehr Kerl als Kind ist. Ist es möglich, dass er über Nacht abermals ein Stück gewachsen ist, fragt man sich leise und schlägt ihm darauf vor, was er sich als Zwischenmahlzeit zubereiten könnte.
WLAN-Spürnase
Ist der Teenager unterwegs, bleibt kein Gratis-WLAN unentdeckt. Und so verstockt sich diese Spezies gegenüber Unbekannten oft gibt: Geht es darum, ein WLAN-Passwort herauszufinden, kennt sie keine Scheu. Innert Sekunden ist sie eingeloggt und surft munter drauflos.
Schräge Fotos
Bilder mit einem merkwürdig gewählten Ausschnitt sind besonders angesagt. Weshalb, konnte ich nicht recht herausfinden, doch es hat wohl was mit einer gewissen Instagram-Credibility zu tun. Je schräger die Fotos (also auch vom Format her) und je weniger darauf erkennbar ist, desto swag.
Dabbing
Bilder oder Videos mit einem Dab? Swag! Sie wissen nicht, was ich meine? Sehen Sie selbst:
Lächeln verpönt
Schätzen Sie sich glücklich, wenn dem Teenie mal kurz die Gesichtszüge entgleisen und was Ähnliches wie ein Lächeln erkennbar wird. Das heisst so gut wie: «Ich bin begeistert!» Dab!!
Im T-Shirt durch den Winter
Ist es die Mode, oder sinds die Hormone? Whatever. In der Teenager-Logik reichen T-Shirts, um durch den Herbst und Winter zu kommen. Wenns schneit, kommt allenfalls noch die dünne Bomberjacke drüber, die aber bleibt immer offen. Der Reissverschluss wird nie, wirklich nie, auch nur angerührt.
Verschwiegenheit aus Kalkül
Jeder Teenie weiss: Je weniger er daheim über sich und die Unternehmungen mit den Kumpeln erzählt, desto weniger können sich die Eltern einmischen oder etwas verbieten. Also erzählt der Jugendliche nur das Nötigste – «weisch, damit ich dich nicht anlügen muss». Das beruhigt doch enorm.
Lieblingsposition Liegen
Ein Bett, ein Handy und ein selbst gemixter Smoothie; was braucht ein Teenie mehr?! Man könnte es als faszinierend bezeichnen, dass Teenager locker acht Stunden am Stück in dieser Position verharren würden, wenn man sie liesse… In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen das Buch «Die Liegenden» ans Herz legen. Der Autor beschreibt auf wunderbar ironische Art die Jungen von heute, die am liebsten auf ihrem Zimmer chillen, chatten, simsen, surfen, youtuben und telefonieren. Ein weiteres Buch hierzu: «Im Reich der Pubertiere» – auch grossartig.
74 Kommentare zu «Seltsame Teenager-Talente»
Hihi, ich finde das eine Super Beschreibung. Nur auf’s grosse Schweigen warte ich bei meiner 14-jaehrigen Quasselstrippe immer noch… Muss wohl dankbar sein, dass er mir immer noch alles haarklein erzaehlt…
@ Carolina, haben sie eigentlich mal in der DDR gelebt? Sie tun immer so als wüssten sie genau Bescheid über die DDR, besser als jemand der dort gelebt hat. Auch hier wird einem Kind oder Jugendlichen das Aufmucken schnell abgewöhnt, mit Ritalin und Psychopharmaka.. dazu hab ich das Gefühl, die Jugendlichen heutzutage sind so angepasst wie schon lange nicht mehr. Ans neoliberale System angepasst.
Nein, habe ich nicht. Ich habe Familie dort – und seitdem ich mich mit deren Leben und Geschichte befasse, stossen mir ML’s Schönfärberei eines Unrechtsstaates noch mehr auf. Und das werde ich benennen.
Mit ‚hier‘ meinen Sie die Schweiz? Ich kenne erstens nicht viele Kinder und Jugendliche, die Ritalin und Psychopharmaka nehmen (da ich mit einem Kinderpsychologen zusammenarbeite, bilde ich mir ein, ein wenig darüber zu wissen); zweitens habe ich 3 Kinder, die durch turbulente Pubertäten gegangen sind (der eine fängt gerade erst an) und ich sehe das auch in meiner Umgebung. Dass Jugendliche angepasster scheinen als wir früher, hat mMn – da gebe ich ML durchaus recht – damit zu tun, dass das bequeme Nest nicht gerade zur Revolution anleitet, aber auch damit, dass Eltern heutzutage
/2 grosso modo anders, d.h. weniger hierarchisch und verständnisvoller mit ihrem Nachwuchs umgehen.
‚Neoliberal‘? Hmmm, ist so ein Teaser-Stichwort, das mir nicht viel sagt.
Weil die heute Adoleszenten uns Hippies als etwas Odd und zu sehr in spiritualistischen Sphären sehen, und unsere Peinlichkeiten unserer Jugendjahre mit etwas Kichern quittieren, aber durchaus schätzen, dass wir vielleicht den Weg gebahnt haben dafür, dass diese Generation sich selber Ziele setzen kann und mit daran arbeiten auch erreicht, ist Neoliberal?
Ich nehme die uns nachfolgende Generation als bewusster und rationaler als uns wahr. Und als engagiert, im Bewusstsein, dass jedes nur seinen kleinen Teil am Verbessern dieser eigentlich guten Gesellschaft mitwirken kann. Sie tun dies auf IHRE Weise, genauso wie wir das taten, damals, in Opposition zu unseren Eltern.
Als Beispiel: Occupy – eine Jugendbewegung – ist angepasst? All die Jungen, die mit Start-ups etwas bewegen wollen?
Kannte auch so einen Stramm-Konservativen, der stets behauptete dass Pubertät nur kulturelles Geschwätz ist analog zu ML. Der hat seine Kinder auch „wohlerzogen“: Gehorsam als Wert Nr. 1, „Willen brechen“, etc. – Wenn man die Individualität nur stark genug unterdrückt, dann wird diese Phase wenig aufmucken bedeuten. Aufgemuckt hat dort niemand. Nur eines hatte heimlich getrunken und Sui zid Gedanken, hat aber der Alte gar nicht mitgekriegt.
Unser Ansatz ist das Gegenteil, deshalb empfinden wir, dass unsere Kinder seit sie 3 sind, in der Pubertät stecken. Widerspruch, selbständiges Denken, Hinterfragen etc. sind an der Tagesordnung. Ich finde es gut, wenn man diese Auseinandersetzung von Anfang an führen darf. Ich denke, das ist der bessere Weg.
das sollte ein Beitrag sein, zu der Diskussion rund um ML, HH und Carolina
Nun, ich habe im engeren Verwandtenkreis solche Despoten und da kämpft eines der Kinder mit Kiffen, Magersucht, Arbeitslosigkeit usw
beim teenager geht es ja um einen ablösungsprozess. wenn der schon bei 3jährigen stattgefunden hat, ist aber etwas recht krumm gelaufen. entwicklungsstufen finden nicht umsonst statt. ja, auch ein 3jähriger muss sich ablösen, aber auf eine ganz andere art und weise. ja, auch ein 3jähriger entwickelt persönlichkeit, aber eben auch auf einer anderen ebene. man tut den jugendlichen unrecht, wenn man sie auf eine stufe mit 3jährigen stellt
Ich empfinde die Pubertät meiner Töchter nicht als Zeit des Widerspruchs, leider. Im Gegenteil ist es eher das Zurückziehen, die Verweigerung der Kommunikation, die mir Mühe macht. Sie ziehen sich in ihre Zimmer zurück, leben in ihrer Welt, die Eltern checken eh nichts mehr. Natürlich reden sie auch immer wieder mit uns, man muss ihnen aber schon die wichtigsten Dinge aus der Nase ziehen.
tina, ich nehme an, dass mit dem 3 jährigen haben Sie auf mich bezogen. Selbstverständlich hat sich mein Grosser nicht schon mit 3 abgelöst, aber nachdem er als Baby und Kleinkind sehr anstrengend war, hat er sich mit der Geburt seines jüngeren Bruder von einem Tag auf den anderen wie verwandelt. Dass er mich so von oben herab anblickt, hat erst seit er 14 ist, jetzt ist er 17.
Tja, irgendwann wachsen die Jungs uns Müttern über den kopf da bleibt ihnen keine Wahl, als uns von oben herab anzusehen
Dafür lieben wir sie auch. Ich bin schon gespannt auf die tiefe brummige Stimme und das Stoppelige Kinn
nein tamar, sonst hätte ich mich direkt an dich gewendet. hier habe ich auf xy reagiert.
aber jetzt mit diesem zusatz von dir verstehe ich deinen anderen beitrag erst.
ja damit tu ich mich auch schwer Ka :). früher hatten wir es immer so lustig. jetzt sind sie oft so extrem einsilbig. oder dann hören sie nicht mehr auf zu texten, und dabei kann ich das thema schon nicht mehr hören. und dann wissen sies auch noch besser als ich. also wirklich besser. und ich muss mir sagen lassen, mir gingen wohl die argumente aus. was auch stimmt 😉
ich ziehe keine würmer aus der nase- ich erzähle von meinem alltag und dann erzählen sie auch (oft gelingt das so).
manchmal sage ich auch, dass ich ein bedürfnis nach verbindung habe und dass ich jetzt ev. nerve, ich aber grad nicht anders könne, weil ich verunsichert bin und weil sie mir wichtig seien, mich ihre dinge etc. interessieren. wenn ich meine gefühle und bedürfnisse äussere- damit mache ich die besten erfahrungen. ich erlebe meine beiden teenagertöchter als wenig zurückgezogen.
Da sind weitgehend einer Meinung, RoXY. Ich sprach von sozialer Unterforderung, nicht kulturellem Geschwätz oder Bezug zu Gehorsam, Disziplin, usw..
ML – „soziale Unterforderung“ das gefällt mir – ich denke, Sie haben mich richtig verstanden und ihr Begriff bringt es schön auf den Punkt.
Immer wenn Eltern, das „Teenie-Sein“ dermassen, als etwas was weiss ich besonderes hinstellen, dann frage ich mich, ob sie a) ihre eigene Teenie-Zeit vergessen haben und ob sie b) ihre Kinder in einer Art Kindheits-Blase erzogen haben – eine schöne geschützte Welt, in der man sich (unbewusst) ausruhte, weil man die Kinder mit einfachen Antworten abspeisen konnte.
Oder anders: die Eltern lebten in einer naiven Blase (was ja auch dafür spricht, dass sie die eigene Teenie-Zeit vergessen haben, weil sie nun das alles ja so „unverständlich“ finden.
nicht weil ichs vergessen habe, sondern weil ich mich entwickelt habe.
es sind schon andere gespräche, die ich mit 16jährigen führe, als mit kleineren kindern auch wenn ich die auch ernst nehme. diskussionen mit kleineren kindern fand ich nicht so herausfordernd.
@RoXY: Es gibt ja hoffentlich noch einen Mittelweg zwischen Drill-Disziplin und elterlicher Erziehungsverweigerung (Laissez-faire). Und wenn Sie Pubertät gleichsetzen mit „Widerspruch, selbstständigem Denken, Hinterfragen, etc.“, dann sprechen wir wohl von etwas anderem. Das wäre wohl eher ein Zeichen von Reife und Selbstständigkeit.
Mein Punkt ist: Nicht jeder Jugendliche verändert sich gleich in der Pubertät. Und: es wäre falsch von Eltern, jedes Fehlverhalten von Jugendlichen in der Zeit mit „Pubertät“ zu entschuldigen.
man kann es schon damit entschuldigen, das entlastet etwas, aber man muss es ja nicht beim entschuldigen bewenden lassen. so im sinne davon: ich habe ja verständnis aber so gehts trotzdem nicht
SP – sie sind ja ein kluger Zeitgenosse, aber was sie alles Erziehungsverweigerung nennen, das lässt mich jedesmal staunen. Ich merke dann, dass sie hier nicht im Ansatz verstehen, was ich (und andere) meinen.
ML hat mir ein gutes Stichwort gegeben: soziale Unterforderung. Unsere Erziehung ist in mancherlei Hinsicht anstrengender, als diejenige, die die soziale Auseinandersetzung des Kindes mit der Welt, den Eltern und den eigenen Gefühlen und Ansichten direkt und subtil gar nicht zulässt.
Sie würden staunen, welche tiefgehenden Lektionen und Gespräche so auf natürliche Art geschehen. Manchmal bin ich regelrecht begeistert welche klugen Einsichten das bei unseren Kindern hinterlässt. Das erfahren wir manchmal in zufälligen Bemerkungen, lange Zeit später.
RoxY: Und mir missfällt, dass Sie sich auf ein moralisches Podest stellen, und quasi sagen, dass Ihr Weg und Ihre Sicht die coole ist und andere nicht die divine Einsicht in den rechten Weg injiziert bekamen.
Wo etwa gibt es einen Mangel an sozialer Unterforderung im ‚wohlklimatisierten‘ Europa? Im von Schweizer AHV und PK Geldern bezahlten affluenten Sektor Vietnams? Oder Thailands, oder Brasiliens und Floridas? In jenen Geolokationen wohl ja. Swiss Expats, die sich über die Bünzli-Schwiiz lustig machen, vom System profitieren aber sich in eine Gated Community in jenen Gebieten davon machen und den ganzen Schrebergarten-Liberalismus dort weiterleben. ein künstlicher sozialer Aufstieg.
Dennoch @SP: Ich vermute, dass Du wenig Ahnung von den kognitiven Veränderungen von Adoleszenten hast. So kommen Deine Voten hier bei mir an. Du bewegst Dich gedanklich immer in Paradigma und dass die einzig richtige Prämisse die des Mittelweges ist. Als ob es in Realiter einen Dipol zwischen Laissez Faire und preussischer Subordination gäbe. Das mag in ML’s unwissenschaftlicher und ignoranten Scheinwelt so sein. In Realiter ist die Welt etwa hundert Jahre weiter evolviert.
So etwa auch, dass der kognitive Wandel der Adoleszenz „Widerspruch, selbstständiges Denken, Hinterfragen, etc.“ etwas ist, worauf wir programmiert sind und was sich jede Generation wiederholt. Es ist diese Dynamik, die uns als Spezies und Zivilisation trotz allem weiter und weiter brachte und bringen wird.
Hmm…. Katharina, den Anfang verstehe ich …. den Rest nicht.
Alles „wohlklimatisierte“ kam ja nicht von mir, sondern von ML. Ich persönlich wohne in CH. Habe nicht vor auszuwandern, da mir dieses Schrebergarten-Idyll nicht im gringsten zusagt, und ich bereits ein knapp 10 jährige Auslandzeit hinter mir habe und ich seither ein ziemlicher CH-Fan bin (natürlich mit aller nötigen Selbstkritik). Ich teile auch nicht MLs Kritik an der CH, noch am Wohlstand. Das sollte nun aber wirklich jeder, der hier schon länger schreibt und liest wissen.
Zum Anfang: ich drücke meine Meinung aus und wie wir das handhaben. Darüber kann man diskutieren oder auch nicht. Ich finde konstruktive Diskussionen sinnvoll. Deshalb schreibe ich hier.
Jetzt gibt es Leute, die regen sich total über meine Sicht- und Ausdrucksweisen auf und andere geben positive Rückmeldungen, oder stimmen auch nicht überein, aber finden sie eine Diskussion wert.
Ich finde ein solcher Blog, sollte die Diskussion fördern. Ich persönlich habe davon schon profitiert, meine Meinung angepasst, erweitert. Auch von ihren Beiträgen habe ich schon einzelne Aussagen in mein Denken aufgenommen.
Warum ich mich auf ein „moralisches Podest“ stellen soll, wenn ich auf den Vorwurf von Erziehungsverweigerung antworte, kann ich nicht ganz verstehen.
RoxY: ‚Warum ich mich auf ein „moralisches Podest“ stellen soll, wenn ich auf den Vorwurf von Erziehungsverweigerung antworte, kann ich nicht ganz verstehen.‘ That is how you come across. Furthermore: My background check revealed that you have 2 residencies. One in one of the aforementioned locations. Unless you retired from your CPA services.
My take was a bit targeted at your stance about ‚enhanced and only true sexuality‘. And then that you see actual value in ML’s social views. I on the other hand have no respect for drumpheteers, which ML in his authoritarian stance has. especially when they come embellished with pseudoscience.
Dass ich bei einigen Leuten so rüberkomme, weiss ich. Love it or leave it. Wer mir wirklich zuhört, weiss dass ich zwar hart argumentiere, aber immer sehr lernbereit bin. (Gefällt mir übrigens, wie sie die Jugend sehen. Grosse Übereinstimmung).
Über den Rest kann ich nur schmunzeln. Sie recherchieren über mich? Boa…. bin ich für sie so interessant? Aber jetzt wo sie es sagen: falls sie meine Adresse rausgefunden haben: wir sind Mieter und unsere Vermieter sind tatsächlich Ausgewanderte… in diese Destination. Zufall? … etwas unheimlich… falls sie wirklich die Adresse rausgefunden haben, anhand dieses Blogs.
Aber wenn sie mich wirklich kennenlernen wollen, anstatt solche Theorien zusammenbasteln, nur zu. Ich bin offen, fragen sie mila, die kennt mich und meine Familie persönlich.
Und was ML betrifft. Den habe ich schon so oft kritisiert, dass sich Drittpersonen gegen mich ereifert haben, es sei ungehörig.
Aber meine Art ist es eben, dass ich jedem zuhöre und wenn ich finde, dass er in 1 von 99 Punkten recht hat, dann sage ich das auch und falls nötig, nehme ich mir den 1 Punkt zu Herzen.
Und noch was: mein Englisch ist wirklich nicht so gut. Deshalb schaue ich ja Monty Phyton auf Deutsch. (Aber wenn sie es nicht lassen können, auch ok, dann frischt es meinen Wortschatz etwas auf.)
@Katharina: Ich schrieb: „Es gibt ja hoffentlich noch einen Mittelweg zwischen Drill-Disziplin und elterlicher Erziehungsverweigerung (Laissez-faire).“ Deine Kritik daran verstehe ich nicht. Willst du weitere Dimensionen einbringen? Nur zu.
@: RoXY: Ich habe plakativ zwei Extreme aufgezeigt. Ein Gegensatz, den Sie ja aufgeführt haben.
Mein Ansatz: Verhalten, selbstverantwortliches Verhalten bestimmen die Freiheiten, die ein Jugendlicher bekommt.
Frechheiten gehen nicht, Regelverstösse bleiben Regelverstösse, Pubertät hin oder her. Widerspruch, angemessen vorgetragen und argumentiert sowie selbstständig denken ist hingegen sehr erwünscht.
Und mit ML, wenn ich ihn richtig verstanden habe: Jugendliche können viel mehr Verantwortung übernehmen, als sie üblicherweise bei uns erhalten.
und dann gibt es noch dieses spiel, welches zwischen den einzelnen chill-phasen gespielt wird.
http://www.chip.de/news/Flaschenwurf-begeistert-YouTube-User-Haetten-Sie-es-hingekriegt_94584347.html
ps: die flaschen werden dann nicht weggeräumt…
Ja! Wie konnte ich das nur vergessen. Bottle Flip, der Name. Recht nervig. / gb
Also, mein Grosser ist seit er 3 Jahre alt ist, an Vernunft nicht zu überbieten, ich hoffe es bleibt so. Wenn ich mal etwas zu ihm sage, lächelt er mich zwar von oben herab wissend an, so quasi: ich nimm Dich nicht ernst. Aber es ist halt so, dass wenn man ein reifes Kind hat, dass es dann halt schon früh selber weiss, was zu tun oder zu lassen ist, auch ohne dass Mami ihren Senf dazu gibt.
Und wie alt ist er heute? Eigentlich heisst es ja (nicht wissenschaftlich belegt, eher so Dorfweisheiten), dass die einfachsten Kleinkinder am schlimmsten pubertieren. Ich bin bei meinen ja mal gespannt.
Nönö, mein Grosser war ein Schreikind, frühreif, schlief sehr wenig und bis ein paar Tage/Wochen vor der Geburt seines kleinen Bruders sehr anstrengend. Durchgeschlafen hat er erst mit 6 Jahren. Tobsuchtsanfälle waren selten, aber dauerten dafür jeweils um die 1 1/2 Stunden. Er war bei der Ankunft seines Bruders fast auf den Tag 3 Jahre alt und von einem auf den anderen Tag plötzlich vernünftig und überfürsorglich gegenüber dem Kleinen. Eifersucht zeigte er nie dem Kleinen gegenüber, sondern dass er manchmal mir gegenüber pampig war. Meine Kinder haben auch nie gestritten, bis mein Grosser etwa 13 war. Der Verkehrsunfall meines Kleinen war ein Riesenschock für den Grossen, der dabei war.
Meine Buben sind heute 14 und 17. Der Grosse noch immer sehr vernünftig, aber sagen lässt er sich von mir nichts mehr, aber das braucht es auch nicht, da er selber weiss, was er zu tun hat. Mit 14 oder 15 war er einmal am Abend weg und als ich ihn fragte, wann er denn heimkomme meinte er; irgendwann! Ich habe dann leer geschluckt, aber nichts gesagt. Er war dann um 21h Zuhause und es wurde auch nie später als 21.30, ausser bei Hockeymatches. Nur an seiner Schulabschlussfeier meinte er mit spät wirklich spät und es war fast 7h morgens, was mich nur deswegen aufregte, weil ich ihm tel nicht erreichen konnte. War dann um 5h morgens bei den Nachbarn klingeln, ob ihr Sohn schon daheim wäre.
Sooo wahr…! Wahr ist allerdings auch, dass den Jugendlichen viel abverlangt wird, vor allem die Lehrstellensuche, kaum dem Teddy-Alter entwachsen, ist extrem anspruchsvoll.
Ja leider. In unseren Nachbarländern gehen die Kinder bis 18 zur Schule, während sie bei uns mit 14 schon anfangen müssen, Schnupperlehren zu machen und Bewerbungen zu schreiben. Dazu kommt der Unwille vieler Geschäfte, überhaupt jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, den Betrieb anzusehen. Entweder sie wollen nur Schüler mit Eignungstests, die sich dann gleich für definitiv für eine Lehrstelle bewerben, oder sie bieten überhaupt keine Schnupperstellen und Lehrstellen. Gilt leider besonders für auslöndische Firmen. Diese wollen zwar von tiefen Steuern profitieren, aber nichts zur Gesellschaft beitragen.
Der Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Folgendes möchte ich noch hinzufügen: Hin und wieder entgleisen nicht nur die Gesichtszüge, sondern es gibt auch plötzliche Momente grossen Schaffens- und Tatendrangs. Da werden auf einmal Sofakissen genäht, Filmszenen nachgezeichnet, Computerprogramme geschrieben oder mehrgängige Menüs gekocht. Nach diesen Eruptionen ist dann wieder Chillen angesagt.
Stimmt! Solche Momente, wie Sie sie beschreiben, gibt’s durchaus auch. Beste Grüsse, gb
Liebe Gabriela Braun
Sie schreiben mir soooo aus dem Herzen. 😉
Ich freue mich auf die Tage, wo ich als Mutter von unserem 19-jährigen Sohn wieder mal ohne nachzufragen ein Lächeln, eine «Story», eine Frage oder einfach sonst was erhalte …
Wir bleiben mit Humor dabei 🙂
Als Eltern sind wir halt einfach – wenn auch nicht wahrgenommen – da …, geben unseren Kid’s v.a. Raum, Geborgenheit und Zeit.
Der Kommentar von „Urs“ ist übrigens mehr als daneben …
Und warum ist der „daneben“? Und Sie sagen, Sie hätten Humor? Sie haben eher zerbröselte Backenzähne, so verbissen klingen Sie.
@Mariposa: Danke sehr. Humor und Zuversicht helfen ganz bestimmt (-;
Beste Grüsse, gb
Muss man die Jugendlichen, auf die nichts von dem zutrifft, mit Hilfe der KESB in die psychiatrische Klinik einliefern?
Ich vermute eher, es gäbe eine Strategie, die Pubertät weitgehend zu nivellieren. Nur hat die mangels Interesse bisher niemand gefunden.
Nein,muss man nicht, aber man durchaus beten, dass es so bleibt.
es könnte durchaus zutreffen, dass ausgelassene entwicklungsschritte zu störungen führen. natürlich gibt es den durchwegs kooperativen, angenehmen typ mensch und ich würde sagen, die im blog text erwähnten eigenheiten sind schon individuell und nicht besonders problematisch. da tun sich einige teenager mit anderen dingen viel viel schwerer
Meine Mutter sagte über uns drei als wir Teenagers waren:
„Que voulez-vous, c’est l’âge bête!“
Teenager haben es auch nicht einfach, in der Jugend gleicht das Gehirn einer Grossbaustelle, es wir Inventur gemacht: Die Pubertät ist für Jugendliche und Eltern deshalb eine schwierige Zeit. Das Verhaltensspektrum Pubertierender reicht in den Jahren zwischen 13 und 17 oft abwechselnd von tiefer Depression bis zu Euphorie. Trotz, Eigen- und Leichtsinn wechseln mit Perioden extremer Hilflosig- und Anhänglichkeit. Heute weiss man dank der modernen Hirnforschung, dass nicht nur der Einfluss von Sexualhormonen den Gefühlshaushalt Heranwachsender durcheinanderbringt, sondern auch Veränderungen der Neuroanatomie des Gehirns. Insbesondere das Frontalhirn, dessen Reifung zur Zeit der Adoleszenz noch nicht abgeschlossen ist, kann seiner hemmenden Funktion nicht ausreichend nachkommen.
Soll das Wissenschaft sein, oder ein Erklärungsmodell auf dem Niveau der Küchentischpsychologie, resp. wohlklimatisierte Wohnzimmer- Neurophysiologie?
Was wollen Sie mit diesem aggressiv-herablassendem Beitrag bezwecken? Was an Hans Hintermeiers Ausführungen ist Küchentischpsychologie bzw. wohlklimatisiert? Haben Sie zu diesem Thema auch etwas Konstruktives beizutragen?
Sie sind ja lustig. Ich habe den Text mehrheitlich von der Uni Zürich übernommen (Zeitmangel),so viel zur Küchentischpsychologie: https://www.psychologie.uzh.ch/dam/jcr:00000000-0fff-14a1-ffff-ffffd29e8fe9/prisma0412.pdf
Es kann helfen,wenn man weiss,dass nicht nur das Kind verrückt spielt, sondern seine kleinen grauen Zellen.Nicht alle Hirnregionen reifen z.B. gleich schnell,Dopaminsystem entwickelt sich weiter,mit Beginn der Pubertät, sterben Milliarden der Kontaktstellen wieder ab. Bis zu 30.000 Nervenverbindungen gehen bei diesem Ausleseverfahren zugrunde -pro Sekunde! Entsorgt werden vor allem jene,die selten gebraucht werden: „Use it or lose it“ heißt die Devise. Es ist deshalb also wichtig,ob der Jugendliche nur auf der Couch hängt oder ob er ein z.B. Instrument spielt
Diese Theorien kenne ich schon seit mindestens 3 Jahrzahnten, halte die aber nicht für wesentlich. Solche Radikalumbauten finden immer wieder mal statt, z.B. bei bestimmten Krankheiten, und man kann die ganz gut begleiten, so das die Makrosymptomatik weitgehend in den Hintergrund rückt.
Das Phänomen der Pubertät, wie man es in den letzten Jahren, ganz im Gegensatz z.B. zur erweiterten Kriegs- und Nachkriegszeit (1940 – 1975) sieht, scheint mir eher ein kultureller Artefakt, hervorgerufen durch massive soziale Unterforderung der Pubertierenden zu sein.
Aber das ist auch nur eine Theorie meinerseits, welche sich mehr auf Fakten der Psychopathologie, weniger der Entwicklungspsychologie stützt.
Wenn man es mal mit Asien vergleicht, dem enormen sozialen Gefälle in China, Japan, Südkorea, usw. sieht man die uns bekannten Pubertätsphänomene nur in den Schichten, welche wie in der Schweiz von prägnanter Wohlstands- und Zuwendungsverwahrlosung betroffen sind.
Weniger Zuwendung, Fürsorge, usw., mehr Forderung, wäre die adäquate Lösung. Insbesondere die Schule unterfordert die Jugendlichen in allen entwickelten europäischen Industriestaaten.
Ja Herr Liebling, es ist unbedingt wünschenswert, dass unsere Jugend so wird wie Sie….
Ja genau, ML, gerade um 1940 herum konnte man die pubertierenden männlichen Jugendlichen gut im Krieg verheizen – da entstand das ‚Problem‘ überhaupt nicht. Oder später dann in Ihrer wunderbaren DDR in Prora (das ist beileibe nur ein Beispiel) bei militärischen Kriegsspielchen quälen und demütigen, da wird einem Jugendlichen jegliches Aufmucken und Aufbegehren schnell abgewöhnt. Die ‚wohlklimatisiserte Wohnzimmer-Neurophysiologie‘ hat dann vielleicht für Nicht-Zyniker durchaus etwas Gutes: unsere Buben ‚dürfen‘ durch die Pubertät gehen, dafür kann man dann auch dankbar sein.
Stimmt Carolina und die asiatische Unterschicht wird ja auch heute noch ab 7 Jahren in den Militärschulen „diszipliniert“, sonst könnte es noch passieren, dass die Menschen dort anfangen würden, selber zu denken.
@ML
Soll das nun Wissenschaft sein oder ein Erklärungsmodell auf dem Niveau der Küchensoziologie und -ethnologie oder wohlklimatisierte Wohnzimmerpsychopathologie?
Ich finde das mit der sozialen Unterforderung durchaus zutreffend. Bei uns fehlt es vielen Pubertierenden an Verantwortung und Sinn im Leben.
@lola, das habe ich oben geschrieben:
‚Aber das ist auch nur eine Theorie meinerseits, welche sich mehr auf Fakten der Psychopathologie, weniger der Entwicklungspsychologie stützt.‘
Hey, vielleicht hat es auch mit der Maslow’schen Bedürfnishierarchie zu tun?
Frei nach Brecht: „Zuerst kommt das Fressen und dann die Pupertät…“
Anders gesagt: Sind unsere vier Grundbedürfnisse Überleben, Sicherheit, Zugehörigkeit und Annerkennung abgedeckt, können wir uns unseren drei (höheren) Bedürfnissen zuwenden:
Intellektuelle Leistung
Ästhetischer Ausdruck
Selbstverwirklichung (und Pubertät?)
@ML
Ja, stimmt.
Also ist Küchentischpsychopathologie.
Für einmal hat ML in seiner sehr eigenen Art meiner Meinung nach durchaus recht. Und es wäre schon wert, das zu diskutieren, statt sich auf Nebenkriegsplätze – im wahrsten Sinne – zu begeben.
@Sportpapi
Das mag ja sein.
Aber weshalb darf ML mit solchen aufgeblasenen Schlagwörtern (soziale Unterforderung, Wohlstands- und Zuwendungsverwahrlosung) um sich werfen und anderen Küchentischpsychologie und Unwissenschaftlichkeit vorwerfen?
@lola: Wer will es ihm verbieten? Trotzdem wirft er interessante Fragen auf, die eine Diskussion wert wären.
Ach ja, macht er das?
Er stellt doch nur ein paar grosse und glitzernde Begriffe in die Runde, die alles und nichts bedeuten können, sichert der eigenen „Theorie“ einen Anstich von Bedeutungsamkeit, in dem er anderer Aussagen angreift und klein macht, und schon wirft er interessante Fragen auf, die diskutiert werden sollten?
Was genau hat ML für Fragen aufgeworfen?
Klar, ML versteht viel von Neurobiologie. Auch wenn HH’s Link zum Thema unglücklich war (etwas Populärwissenschaftliches in einem Apothekerwerbepapier), so weist es auf wesentliche Mechanismen hin.
Neurobiologie ist nicht eine Wissenschaft, die seit Jahrzehnten besteht, also kann er nicht seit Jahrzehnten wissen usw.
Weiter: die gesamte Bevölkerung von Asien in einen einzigen Topf zu werfen und daraus sozialkritische Pseudowissenschaft zu destillieren, zeugt nur von preussisch-europäischer Arroganz. Etwa wie Nord- und Südamerika, Europa und Afrika als eine Kultursphäre zu behandeln.
Ok Katharina, damit meine ich vorwiegend China, Korea, Vietnam und in gewissen Ansätzen auch Japan. Und nein, ich bin nicht Preussin, sondern Eidgenossin vor der 1. Stunde, meine Familie weilt schon vor der Gründung der Eidgenossenschaft am selben Ort
Da wurde ein zwinkernder Smiley nicht mitgepostet.
Und ich meinte ML, Tamar.
Ich kenne Asien nur von all denen, die meine Stadt als Heimat wählten. Wir Euroshtiks sind inzwischen Minderheit. Gschaffig sind sie alle und machen meine Stadt zu dem, was sie ist (neben allen anderen die hier leben). Und ihre Stadtteile sind so eine andere Welt wie ihre Heimat.
Aber gut, dass Du Dich angesprochen fühltest 🙂
Katharina, die Zeit vergeht. Mein Studentenlehrbuch der Neurobiologie, Biesold/ Matthies, ist im Gustav- Fischer- Verlag, Jena, 1977 in der 1. Auflage erschienen. Darin sind diese Theorien der Radikalumbauten bereits beschrieben. Das ist alles schon ziemlich alt.
Meine und unter Psychiatern die gängigere Theorie besagt dagegen, dass es für die Pubertät, wie auch für Psychosen weder ein hinreichendes morphologisches, biochemisches (Neurotransmitter) oder sonstiges materielles Substrat gibt. Da herrscht eine funktionale Verteilungsasymmetrie zwischen an sich normalen Ist- Zuständen und Auslastung.
Sorry Herr Liebling, aber in Ihrem Studentenlehrbuch der Medizin steht wohl auch, dass es ethisch vertretbar ist, ungeborene und behinderte Kinder bis Ende 8. Monat abzutreiben und notfalls anschliessend in einem Wassereimer zu ertränken……. Ihre ewige Schönrederei der DDR ist derart Menschenverachtend. Wieso emigrieren Sie nicht nach Nordkorea? Dort wird Ihre Weltanschauung gelebt.
ML: ‚…die gängigere Theorie besagt dagegen, dass es für die Pubertä, … weder ein hinreichendes morphologisches, biochemisches (Neurotransmitter) oder sonstiges materielles Substrat gibt. …‘
Ich denke, dass Du da falsch informiert bist:
http://scitechconnect.elsevier.com/teenage-brain-antisocial-behavior-brain-development/
Katharina, schon klar. Ich schrieb schon vor Tagen, dass ich diese Theorien kenne und mich aus der Sicht der nichtbiologischen Psychiatrie nähere.
Man kann die Pubertät wie eine kurz getaktete bipolare Störung betrachten und findet wie bei der Positivsymptomatik im Vorfeld häufig massive synaptische Umbauten. Das muss aber weder wesentlich, noch ursächlich sein, sondern nur Teil einer variablen biographischen Genese, welche man im Vorfeld bereits anders steuern könnte. Funktional steuern, ohne morphologische oder biochemische Eingriffe.
Kurz gesagt, theoretisch lässt sich die Pubertät im vorherein, also prophylaktisch einebnen, wie auch positive und negative Symptomschübe.