«Das Problem liegt bei euch, liebe Eltern!»
Problemkinder sind ihr Metier. Die Kinder und Jugendlichen, mit welchen Sefika Garibovic arbeitet, lügen, klauen, kiffen, schlagen, prostituieren sich. Sie gelten als schwer erziehbar und stehen meist schon jahrelang in Konflikt mit den Eltern, Lehrern und dem Gesetz. Sie gehen deswegen in Therapien, nehmen seit Jahren Ritalin, Concerta und andere Medikamente – und wohnen oft in Heimen.
Sozialpädagogin Sefika Garibovic trifft meist dann auf ihre jungen Klienten und deren Eltern, wenn kaum mehr etwas geht und die Jugendlichen als austherapiert gelten. Ihr Job ist es, die schwer erziehbaren Jugendlichen auf den rechten Weg zu bringen, sodass sie einen Platz in der Gesellschaft finden, eine Ausbildung machen, selbstständig leben und für sich sorgen können. Sie brauchen Halt und Orientierung, vor allem aber müssen sie die gesellschaftlichen Regeln kennen lernen. «Nacherziehung und Resozialisierung» sind gemäss Garibovic dabei ihre Hauptaufgaben. Denn schwierigen Kindern und Jugendlichen fehle es nicht an Therapien, so die Therapeutin. «Es fehlt ihnen vor allem an Erziehung.» Das eigentliche Problem liege deshalb nicht beim betreffenden Kind, sondern bei den Eltern: «Die meisten Kinder und Jugendlichen, die Probleme machen und mit den Anforderungen des Lebens nicht fertig werden, sind Opfer einer falschen oder überhaupt nicht vorhandenen Erziehung!»
Wie können «Problemjugendliche» vermieden werden?
Sefika Garibovic schont niemanden – am wenigsten die Eltern. Im Buch «Konsequent Grenzen setzen», das in den nächsten Tagen erscheint, beschreibt die Schweizerin mit montenegrinischen Wurzeln ihre Arbeit mit «Problemjugendlichen» und was ihrer Meinung nach im Elternhaus, aber auch in der Schule schiefläuft. Ich treffe die Sozialpädagogin zu einem Gespräch in einem Café. Auch wenn sie mit extremen Fällen zu tun hat und mit ihrer Haltung nicht unumstritten ist, so glaube ich, dass ihre Ansichten punkto Erziehung und Elternrollen interessant sind. Auf was sollen Mütter und Väter besonders grossen Wert legen? Wie können künftige «Problemjugendliche» vermieden werden? Und wie stellt sie es an, renitente Jugendliche mit 16, 17 oder 18 Jahren nachzuerziehen, sodass sie gesellschaftsfähig werden?

Die charmant auftretende Frau macht klar, dass sie ihre Rolle in einer Mischung aus Vertrauter und Anwältin eines Kindes sieht. Sie kämpfe darum, ein Kind zu retten, «dafür setze ich mich mit allen Mitteln ein». Ihre Bedingung aber sei, dass sich alle anderen Therapeuten und Sozialarbeiter zurückzögen, wenn sie einen Fall übernehme. Sie setzt auf ein Einzelsetting statt auf einen Therapeuten-Pool. Weiter gilt: Stopp aller Medikamente (was nicht selten mit einem Entzug von z. B. Ritalin einhergeht) und eine starke Einbeziehung der Eltern. Hierfür wohnt der Jugendliche wieder zu Hause – und nicht in einem Heim.
Von den Eltern erwartet sie, genauso wie auch von ihren jungen Klienten, viel: «Sowohl das Kind als auch die Eltern müssen ihre Fehler erkennen und ihre richtige Rolle finden. Klare hierarchische Verhältnisse sind das A und O einer funktionierenden Beziehung.» Das ist nicht immer einfach. Die Eltern seien jahrelang davon ausgegangen, dass ihr Kind eine Störung habe oder «eben sehr schwierig oder krank» sei. Dass die Eltern für die Schwierigkeiten der Kinder mitverantwortlich sein sollten, «darauf kommen viele nicht».
Zu strenge Erziehung – oder gar keine
Die Hauptgründe vieler Probleme ortet die Expertin in zwei gegenläufigen Tendenzen in der Erziehung: «Entweder sind die Kinder Opfer einer zu strengen, kontrollierenden Erziehung. Oder sie werden Opfer einer Verwahrlosung – und werden dann einfach ans System abgeschoben; also an den Therapeuten, die Sozialarbeiter, Behörden.» Den Trend, auffällige Kinder und Jugendliche sehr schnell auf ihr Verhalten abklären zu lassen und in Therapien zu schicken, hält Garibovic für fatal: Man raube so einem Kind das Selbstwertgefühl, gebe ihm zu verstehen, etwas stimme mit ihm nicht. Viele Eltern wiederum würden die Auseinandersetzung und Arbeit mit dem Kind zu sehr an externe Fachkräfte auslagern. Das allerdings ist laut Garibovic ein Fehler, denn Eltern müssten für ihre Kinder geradestehen, sich für ihre Kleinen wehren und für sie einstehen. «Sie sollen sich für sie einsetzen.» Um das zu können, müssen sie sich aber auch für sie interessieren und sich mit ihnen auseinandersetzen.
Garibovic: «Sowohl die Eltern als auch die Schulen stehen in der Pflicht. Die Eltern sollen ihre Kinder erziehen, und die Schulen sollen bitte sehr kein Geschäft mit den Kindern machen.» Doch darauf laufe es hinaus, wenn Heilpädagoginnen in Schulen fest angestellt würden: Um diese auszulasten, überweise man jährlich die dafür notwendige Anzahl Schülerinnen und Schüler.
Das brauchen Kinder: Lesen Sie kommende Woche Teil 2. Tipps und Strategien, wie viele Probleme von Anfang an vermieden werden können.
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184 Kommentare zu ««Das Problem liegt bei euch, liebe Eltern!»»
Ich, SHP (Schulische Heilpädagogin), brauche keine Kinder zu suchen um meine Arbeit zu tun. Ich habe dauernd mehr Kinder in der Warteschlange, als ich nehmen kann. Den anderen 6 festangestellten SHP in einer öffentlichen Schule des Kantons um meinen anderen BerufskollegInnen geht es genau so.
Ihre Unterstellung, Frau Garibovic, hat mich verletzt.
Grundsätzlich stimme ich Frau Garibovic zu, dass Eltern mehr Verantwortung in der Erziehung übernehmen müssen und das Leittier in der Familie sind. Sowie Medis in den meisten Fällen zu vorschnell eingesetzt werden. Ich Frage mich aber auch, ob Sie die emotionale Seite berücksichtigt. Es ist als Eltern schwer immer streng zu sein. Man fragt sich oft: War ich jetzt zu strickt? Könnte mein Kind durch mein konsequentes Handeln Schaden nehmen, weil ich sein Trotzen nicht als Reaktion auf Grund von Schmerzen (betrifft vor allem Kids die sich noch nicht verbal mitteilen können) deute. Eine Gratwanderung die wir täglich machen und das schlechte Gewissen doch das eine oder andere Mal im Nacken sitzt. Verstand und Herz sind halt leider nicht immer deckungsgleich.
Frau Garibovic spricht in erster Linie von Jugendlichen, wo in der Erziehung einiges schief gelaufen ist. Sie setzt wohl bewusst einen Kontrapunkt zur verbreiteten Theorie, dass bei allen Problemfällen mehr Therapien nötig seien.
Nein, es gibt sie, die erzieherische Vernachlässigung und – heute wohl weniger häufig – die masslose Strenge. In all diesen Fällen fordert die engagierte Praktikerin nicht mehr Therapien, sondern die Aufnahme einer echten Beziehung zu den Jugendlichen. Das ist anstrengend und fordert Eltern wie Lehrkräfte ganz enorm. Zahlenmässig dürften wohl mehr Jugendliche zur Gruppe mit Nachholbedarf in der Erziehung gehören als Kinder mit echten Schwierigkeiten mit ADHS. Für letztere braucht es zweifellos ein gut ausgebautes Therapieprogramm.
„Zahlenmässig dürften wohl mehr Jugendliche zur Gruppe mit Nachholbedarf in der Erziehung gehören als Kinder mit echten Schwierigkeiten mit ADHS. Für letztere braucht es zweifellos ein gut ausgebautes Therapieprogramm.“
Einverstanden.
Nicht dass man Ritalin dort verschreibt, wo es gar nicht nötig wäre, sondern nur dort, wo es leider nicht anders geht und es wirklich braucht.
Oftmals funktioniert die Kommunikation zwischen Eltern und Kind nicht richtig, es gibt Gefühlsblockaden uä. Da braucht es kein Ritalin, sondern klare Botschaften und (Hilfe)Stellungen.
Bei allem Respekt: Man soll sich hüten vor Menschen, die meinen die einzig richtige Lösung zu sein, und die andere schlecht machen müssen, um sich selber besser zu fühlen.
Herr Heusser, das tut Frau Garibovic nicht. Ich habe gerade etwas vom Interview gehört und sie wirkt auf mich echt selbstbewusst, nicht narzisstisch, wie sie es suggerieren („andere schlecht machen müssen, um sich selber besser zu fühlen“).
Ich nehme an man braucht viel echtes Selbstbewusstsein um mit solchen Extremfällen erfolgreich umgehen zu können.
Sie erkennt dass Eltern das Beste für ihre Kinder wollen, und dass sie tendenziell gegen Medikamenten ist betrachte ich als sehr gut. Hab gerade gelesen, Ritalin soll schlimme Nebenwirkungen haben. So viel zum „sich besser fühlen“ für das betroffene Kind. Medikamente bekämpfen nur Symptome, Frau Garibovic möchte das nicht, sondern lieber die Ursachen angehen.
Von Ritalin gibt es keinen Entzug, denn wenn es bei ADHS eingesetzt wird, macht es nicht süchtig. Trotzdem ist es oft nicht sinnvoll, es abzusetzen, denn damit wird die Konzentration und die Verhaltenssteuerung noch schlechter, was sich logischerweise nicht positiv auswirkt. Und wenn ein Jugendlicher gar eine Psychose hat, ist es verantwortungslos, Neuroleptika abzusetzen und einen schizophrenen Rückfall zu riskieren. Generell ist es nicht Sache von Nichtmedizinern, Medikamente zu verlangen oder zu verbieten.
Danke, Herr Knoepfel! Gerade beim Ritalin und bei Psychopharmaka gibt es sehr viele selbsternannte Expertinnen und Experten, die unter Umständen grossen Schaden anrichten.
Vielen Dank!
Ich wäre froh gewesen, hätte ich bereits früher die ADHS-Diagnose erhalten! Nun kann ich meine Entwickl. besser verstehen und mich konstanter und fokussierter konzentrieren und Arbeiten. Es war als Kind sehr schwierig zu verstehen, weshalb meine Leistungen so schwankten. Ich wusste nie, wo meine Fähigkeiten lagen. Diese Inkonstanz hatte einen enormen Einfluss auf meine Identitätsfindung und Selbstwertgefühl. Nun schaue ich nicht mehr durch meine Mitmenschen hindurch, wenn sie mit mir reden…
Emotionen nehme ich trotzdem wahr, kann sie aber besser zuordnen.
Abhängigkeit besteht keine. Da ist das Feierabendbier schlimmer!
Ein Medikamentenverbot kann verherend sein und darf sicherlich nicht von einer Sozpäd. ohne ärztliche Begleitung beurteilt werden!! Das ist fahrlässig!!
Über wie viel Kinder reden wir eigentlich ?
So viele Finger haben Sie gar nicht.
Müsste man nicht Arzt sein, um die Medikamenteneinnahme zu beurteilen? Oder, kann das nun jeder?!
Die Autorin ist offenbar weiser als alle Kinderärzte, Therapeutinnen und Sozialarbeiter zusammen. Sie weiss von vornherein, ob ein Kind Medikamente braucht, und wo die Ursachen seines schwierigen Verhaltens liegen. Über so viel Arroganz kann ich nur den Kopf schütteln. Ich bin Mutter eines Kindes mit ADHS. Dieses Kind wurde sorgfältig von einer Neuropsychologin untersucht, und die Medikation wird regelmässig vom Kinderarzt überprüft. Dank Therapien und Medikamenten kann das Kind heute ohne Stützmassnahmen eine Regelklasse besuchen und im Sportverein mitmachen. Selbstverständlich gehörte auch ein Elterncoaching zur Therapie. Ich würde mir eine etwas differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema ADHS wünschen.
@ Doria Gray: Für mich tönt ihr Bericht sehr vorbildlich und ich kann mir vorstellen, wie viel elterliche Bemühungen, Liebe und Bemühungen dahinter stecken – und ihr Kind kann sich einordnen. Ich kenne ein Kind mit ADHS, welches viel Ritalin bekommt, aber kaum therapeutische Begleitung. Es ist fast nicht tragbar in der Klasse. Es brauchte viel Druck seitens der Schule, die Eltern mit ins Boot zu holen. Schweizer, übrigens, gut gebildet.
Ich habe auch ein ADHS Kind und bin froh, dass wir es abgeklärt haben. Auf diese Weise wussten wir auch besser wie wir die vielen Konflikte mit Aussenstehenden (Schule, Bekannte) verringern konnten. Mittlerweile geht es sehr gut. Mein Sohn hat heute gute soziale Kontakte und hat wieder Selbstvertrauen aufgebaut. Obwohl man ja dauern zu hören bekommt, dass man das mit der Erziehung nicht gut genug macht, denke ich, dass wir es vergleichsweise gut machen. Etwas, das mir in der Schule extrem auffällt, ist, dass Jungs oft nicht mehr Jungs sein dürfen. Stillsitzen und beim Lehrer „rätschen“, was heute ja so en vogue ist, sind Dinge die vor allem Mädchen machen. Jungs brauchen Bewegung und müssen sich auch mal raffen können.
Es entspricht zwar nicht der bildungspolitischen Correctness, wenn man feststellt, dass für viele Buben die Primarschule ab der Mittelstufe zu sprachenlastig ist. Dem ungeachtet zeigt der Schulalltag dennoch recht deutlich: Viele Kinder sind mit dem Lernen dreier Sprachen teilweise bis sehr stark überfordert. Viele hätten lieber mehr lebendige Realienstunden mit altersgemässen naturkundlichen Experimenten, mit spannenden Geschichtsstunden und interessanten Projektarbeiten. Wenn der Unterricht lebendig ist und die Kopf- und Sprachenlastigkeit nicht übertrieben wird, vergehen auch für unruhige Buben die Stunden im Flug.
Ich habe auch ein ADHS Kind und bin froh, dass wir es abgeklärt haben. Auf diese Weise wussten wir auch besser wie wir die vielen Konflikte mit Aussenstehenden (Schule, Bekannte) verringern konnten. Mittlerweile geht es sehr gut. Mein Sohn hat heute gute soziale Kontakte und hat wieder Selbstvertrauen aufgebaut. Obwohl man ja dauern zu hören bekommt, dass man das mit der Erziehung nicht gut genug macht, denke ich, dass wir es vergleichsweise gut machen. Etwas, das mir in der Schule extrem auffällt, ist, dass Jungs oft nicht mehr Jungs sein dürfen. Stillsitzen und beim Lehrer „rätschen“, was heute ja so en vogue ist, sind Dinge die vor allem Mädchen machen. Jungs brauchen Bewegung und müssen sich auch mal rauffen können.
Ja, das hat sicher etwas. Allerdings brauchen auch – oder gerade – Jungs klare Grenzen. Sich in der Pause oder auf dem Weg raufen finde ich ok solange niemand blutet und niemand am Boden liegt, hingegen kleinere / schwächere Kinder plagen geht auch für Jungs nicht. Und sich im Schulzimmer herumprügeln auch nicht :-).
Ich erlebe auch, dass sich gerade Eltern von ADHS-Kindern intensiv mit Erziehungsfragen auseinandersetzen und ihre Sache gut machen. Sicher gibt es auch andere, die sich aus Überforderung oder Bequemlichkeit wenig engagieren. Dort kann auch Ritalin das Problem nicht lösen. Es braucht eben oft Medikamente UND Therapie bzw. Coaching.
@Sissifee, mein Junge hat nie jemanden blutig geschlagen (wollte aber raufen), konnte sich aber mit Worten nur schlecht wehren und „rätschte“ auch nicht. Er hat nie jemanden verpfiffen, auch wenn er dadurch wieder einmal mehr der einzige Schuldige war. Irgendwann ist meinem Mann der Kragen geplatzt und er hat um Aufklärung einer Anschuldigung ersucht. Es stellte sich heraus, dass die Pausenaufsicht gar nicht gesehen hat was passiert ist und dank ihren Vorurteilen einfach mal davon ausging, dass mein Sohn ein gewalttätiges Kind und nicht einfach ein „Schuseli“ ist. Ich weiss, es ist manchmal schwer, eigene Vorurteile zu hinterfragen. Vielleicht hilft es, wenn man sich in die Lage des Kindes versetzt.
1) Ich glaube mehr und mehr, dass Kinder nicht bestimmte Methoden, sondern Leitwölfe brauchen. Alles andere ist sekundär. Von meinen drei Kindern braucht eines einen eher partnerschaftlichen Umgang und schimpfen ist oft schon zu viel – ein anderes braucht klare, deutliche Grenzen, manchmal auch eine etwas lautere Ansage. Das dritte macht fast alles von alleine und braucht nur Hilfe, wenn es nicht mehr weiter kommt. Für alle ist aber wichtig, dass jemand die Führung inne hat – und diese Führungsenergie im positiven Sinne sollten Eltern aufbringen, da gebe ich Frau Garibovic Recht.
2) Mein Ältester hat soeben den 3./4.-Klassenwechsel hinter sich und ich beobachte erstaunt, was mit der als „so eine schlimme gab’s noch nie“ bezeichneten Klasse passiert: Kinder, die zuvor ein erfahrenes und nettes Lehrerteam zur Verzweiflung gebracht haben, verhalten sich bei einer sehr strengen, aber niemals lauten Junglehrerin nach einer ersten Phase des Austestens erstaunlich angepasst. Ich war anfangs skeptisch, als ich von Bonus-Malus-System und Strafaufgaben bei mehrmaligem Zuspätkommen / Aufgaben vergessen etc. hörte, muss aber eingestehen, dass nach einem knappen Monat eine Ruhe in der Klasse eingekehrt ist, wie ich sie die ganzen 3 Jahre zuvor nicht erlebt habe. Auch das schreibe ich der Tatsache zu, dass die Lehrerin ein klares Alpha-Tier ist.
Zustimm!
Anmerkung: Um eine Person überhaupt resozialisieren zu können, muss sie zuerst einmal sozialisiert gewesen sein.
Wie wahr, Herr Zufferey
schon interessant, dass anscheinend ein grosser Teil dieser Jugendlichen aus Schweizer Akademiker Familien kommen. (gemäss Interview-link von SP) Ich sag das, weil hier gerne Akademiker/innen mit dem Finger auf sozial Schwache und Ausländer zeigen, wenns um Erziehung geht. Übrigens auch in meinem Umfeld, die Kindergärtner welche jetzt schon verhaltensauffällig sind (sprich, Mutter anschreien = normal ect.) sind durch das Band Schweizer.
wir müssen unterscheiden. was sie ansprechen ist die typische wohlstands-degeneration. und diese ist in der tat bei kindern aus besserem hause zu finden. und auch hier haben die eltern versagt. weil es sind meist entweder typische „karrierekinder“ und/oder solche aus intellektuellen kreisen, welche mit dem eingetrichterten sozialismus genau so wenig umgehen können, wie unsere „liberalen…“.
„problem-jugendliche“ können im gauss vermieden werden, wenn man die zuwanderung bremst. ausländische eltern haben vielfach mühe unsere kultur ihren kindern zu vermitteln.
Und schon kommt der Rittermann wieder mit seiner Zuwanderung. Sollten Sie Kinder haben, dann achten Sie doch mal darauf was Sie denen so vermitteln. Ausser Ihrer unnatürlichen Angst, Scham, Selbstzweifel und sonstigen allgemeinen sozial unverträglichen Krankheiten kann man sich auch mal auf sich selber konzentrieren und nicht nur für seine eigene Unfähigkeit Schuldigen suchen. Genau davon wird übrigens gesprochen im Artikel. Selbstwahrnehmung. Nicht die Probleme woanders suchen. Sie haben ein Problem und Sie sind ein Problem. Knappenkind
ach frau maurer. ich habe garantiert mehr als EIN problem, glauben sie mir. 🙂
Leider hat Herr Rittermann nicht ganz Unrecht. Im meinem Umfeld sind es vor allem Kinder mit Migrationshintergrund die Probleme machen. Ich vermute, dass dies versch. Ursachen hat. Einerseits arbeiten Ausländer in schlechter bezahlten Jobs und vernachlässigen die Kinder dadurch mehr weil sie mehrere Jobs haben. Ein anderer Grund ist die zu lasche Erziehung die in spezifischen Situationen klar erkennbar ist. Die südländische Mentalität ist da halt einfach ein Problem. Im CH-Alltag ecken diese Leute oft an mit unseren Erwartungen. Kleines Beispiel vom Kinderspielplatz. Ich ermahne meine Kinder nicht mit Steinen herumzuschmeissen wenn andere Kids in der Nähe sind. Die Südländer nebenan kümmerts einen Sch… dass die Steine knapp an den Köpfen vorbeifliegen. Es gibt etliche Beispiele.
Und sollte man die Zuwanderung nicht bremsen können, schicken wir diese Ausländer halt ufe, uf d’Weid, zu de Chueli und dä Buure- dänn chunt’s scho rächt, gäll?
@Rittermann, Problemkinder sind auch Kinder aus guten Schweizer Verhältnissen, die verwöhnt werden! Ich bin Lehrerin und weiss, wovon ich spreche! Wenn die Eltern immer meinen Ihr Kind sei ein Engel und werde ungerecht behandelt, statt ihnen beizubringen, dass sie nicht der Mittelpunkt der Erde sind! Mit ausländischen Kinder kenne ich das Problem viel weniger! Die wissen, was Respekt ist, was sich gehört und dass sie sich unterordnen müssen.
sie müssen sich nicht unterordnen. bloss unsere kultur verstehen. das bedingt aber, dass die eltern hier auch willens sind und die kinder begleiten.
„sie müssen sich nicht unterordnen.“
Sehen Sie, das ist ein Teil des Problems. Natürlich müssen sich Schulkinder unterordnen und einordnen – übrigens unabhängig von ihrer Herkunft. Frau Garibovic sagt dazu: „Klare hierarchische Verhältnisse sind das A und O einer funktionierenden Beziehung“
So ein Hafechäs Herr Rittermann, das hat überhaupt nix mit Zuwanderung zu tun. Ich habe z.B. einen in der Schweiz geborenen und aufgewachsenen Schweizer Problemjugendlichen 3 Wochen vor Lehrende entlassen weil er fand, Unterschriften fälschen sei ok. Einem weitern habe ich die Handybenutzung während der Arbeit untersagt, worauf er mich blöd anpflaumte was auch zu einer kleinen „Diskussionsrunde“ führte. Glauben Sie allen Ernstes, das hat nur mit der hehren Schweizer Kultur zu tun? Weder Kommandoeltern noch die Verhätschel-Gutmenschen bringen ihren Kindern die Grundzüge des Lebens bei denn bei den Ersten werden die Kinder die Erziehung abstossen während die Zweiten das Gefühl haben, sie könnten sich alles erlauben weil Papi und Mami nie nein gesagt haben.
Schöner Einstieg, aber wo bleibt das Fleisch am Knochen?
Gerade von Fr. Garibovic fände ich – anstatt einer Auflistung von „Das-sollte-man-tun“-Ratschlägen – interessant zu hören, welche Gemeinsamkeiten sie antrifft. Also ganz konkret, welche Fehler trifft sie bei der (H)Er(an)ziehung von Problemjugendlichen an. Und nicht wieder so Allgemeines wie „sich für das Kind interessieren“. Bitte konkrete Beispiel für Interesse/Nichtinteresse.
Es wäre den Kindern schon viel geholfen, wenn Eltern nicht einfsch ihr Kind dressieren, sondern selber Werte vorleben. Aber es ist halt mühsam, sich selber an Regeln zu halten, die einem aber bei Anderen durchaus wichtig sind.
Kinder sind ein Spiegel ihrer Eltern.
ja, und trotzdem eigene Persönlichkeiten. Da gibt es halt auch Menschen, die einfach den schwierigeren Weg wählen, und das als Eltern zu begleiten ist eine grosse Herausforderung, der nicht alle gewachsen sind.
genau KA.
ich als teenager hatte mit meinen eltern überhaupt nichts zutun. und ich wurde eigentlich recht erzogen, wurde trotzdem ein grauenhafter teenager.
als einer meiner söhne mal mühsam war, sagte mein vater tasächlich: „ja, das ist eben deine erziehung“ :D. lustig, nicht?
ja, sehr lustig!:) aber zum Glück kannst du darüber lachen!!
Tina – sagten sie weiteroben nicht, dass ihre 70er Erziehung darin bestand, dass sich die Eltern einfach nicht für uns interessierten?
Kenne ich gut – und Teenager ausser Rand und Band (kein Vergleich zu den heutigen) kenne ich auch sehr gut.
Zumindest in den Gangs in denen ich als Teenie zu Hause war, hing die Erziehung, mit dem was dabei raus kam 1:1 zusammen.
Das fand ich allerdings erst heraus, als ich selbst Kinder hatte. Vorher dachte ich auch wie sie, wir alle hätten eine „gute Erziehung“ gehabt und wären einfach von allein böse Teenies geworden.
Sehr aufmerksam, RoXY.
doch xy, das sagte ich weiter oben, und das widerspricht sich nicht, finde ich. ich habe ja oben geschrieben, dass das keine rüge war. ich finde, ich war gut erzogen. im sinne des zeitgeists halt. aber ich wurde nicht geschlagen und ich bekam dem zeitgeist gemässe gute ernährung (beutelsaucen-ära ;-)), ich lernte einigermassen tischmanieren und mich unterordnen und solche dinge
ja Tina genau wie ich, und meine Leute – kenne ich alles aus dem ff – und ich verstehe auch, warum sie denken, dass das gut war. Typisch für unsere Generation, dass wir unser Ausrasten auf uns selbst schieben oder das „Teeniealter“.
Dabei hat das eben tatsächlich einen Zusammenhang mit dieser Art Erziehung. Vielleicht (höchst wahrscheinlich) war ihr Ausrasten nicht so schlimm. Sicher gibt es auch beträchtliche Unterschiede bezüglich emotionaler Vernachlässigung, plus Sensibilität des Kindes – so dass natürlich die Schäden ganz unterschiedlich gross waren.
Aber in meinem Freundeskreis hatte diese gut schweizerische 70er Erziehung z.T. verheerende Auswirkungen.
ja es gibt ja gute gründe, warum zeitgeist ändert. jede generation wills besser machen als die letzte, nicht? und das ist auch gut und richtig. auch unsere kinder werden schäden durch den zeitgeist gemässe heutige erziehung davon tragen, ist zu befürchten. natürlich sehen wir das aus unserer perspektive nicht, wie unsere eltern ja auch taten was sie für gut hielten. und genau deswegen zweifle ich ja eben so daran, wenn jemand sagt „richtige erziehung geht so und nicth anders“
@tina
es gibt sehr wohl universal gültige Konstanten welche matchentscheidend sein können und nichts mit „Zeitgeist“ zu tun hat.
Ein grundsätzliches Wohlwollen und Interesse gehört da bspw dazu, und dies kann man egal welcher Methodik man ansonsten anhängt mitliefern.
Ich kenne jedenfalls aus meiner älteren Verwandtschaft, welche eher den autoritären Stil bevorzugt haben, genau dieses Wohlwollen und Interesse, und das hat entschieden mehr positive Prägung als „machen lassen“ und sich nicht wirklich von Herzen interessieren.
Also ich wurde einfach so „erzogen“, dass ich bis 16 NICHTS durfte und Kadavergehorsam zu leisten hatte und ab 16 ALLES durfte…. Bequem für die Eltern, aber gut?? Habe da so meine Zweifel….
ah, ja das stimmt brunhild. wohlwollen und interesse.
@ XY: was sie da so über die 70er Erziehung sagen, macht mich nachdenklich. Wenn ich mich erinnere, was da so ablief zwischen 13-18, Drogen, Einbrüche, von zu Hause abhauen, Lehrerautos demolieren, besoffen zur Schule kommen, und das in einem kleinen Dorf in der Agglo! Dachte eigentlich das sei heile Welt gewesen, stimmt wohl nicht so ganz. Ja, einige haben das nicht überlebt, aber bis jetzt war ich auch der Meinung, das wäre unser Fehler gewesen?
@Ka: Ich glaube nur nicht, dass es heute besser ist. Und natürlich ist es im Wesentlichen an den Jugendlichen selber zu entscheiden, wie blöd sie nun tatsächlich tun müssen.
@sportpapi: Doch, ich glaube dass es heute besser ist. Und ja, es liegt schlussendlich an den Jugendlichen selber, wie blöd sie tun müssen. Deshalb finde ich es auch nicht fair, immer die Eltern für alles verantwortlich zu machen (gerade auch nach dem Artikel, den Sie verlinkt habe!)
Also ich wurde einfach so „erzogen“, dass ich bis 16 NICHTS durfte und Kadavergehorsam zu leisten hatte und ab 16 ALLES durfte…. Bequem für die Eltern, aber gut?? Habe da so meine Zweifel….
@tina – ja und nein – ich kann das nicht für die ganze Generation beurteilen, ich sehe zu wenig in die heutigen Familien hinein. Aber mir scheint es besser zu sein.
Ansonsten stimme ich Brunhild zu: echtes Interesse und Verständnis ist definitiv das, was ein Mensch braucht. Ich bin überzeugt, dass der Stil (strenger oder weniger) sekundär ist.
@Ka – ich glaube das definitiv nicht mehr.
Ich kann nur von uns sprechen, aber wir hatten tatsächlich keine andere Perspektive damals. Natürlich war es auch nicht der „Fehler“ unserer Eltern. Die wussten es offensichtlich nicht besser.
Es geht nicht um Schuld, aber um Einsicht und Lernen.
Und ja, ich glaube einen Fortschritt zu erkennen von Generation zu Generation.
Frühkindliche Betreuungsstrukturen, wie in Skandinavien schon lange erfolgreich üblich, fördern nachhaltig den Solidaritätsgedanken. Fehlen diese frühkindlichen Betreuungsstrukturen wie zB verlängerte bezahlte ELTERNZEIT, dann bräuchte es während der Schulzeit kaum therapeutische Massnahmen. Hier wird gemäss üblicher Titelsetzung auf Klickraten gesetzt und so irrtümlich auf Eltern und ihrem Erziehungsstil herum gehackt. Früh muss geübt werden bis 3 Jahre, was später besser gelingen soll. Zu spät angesetzte Therapien sind für Randgruppen gedacht und nicht – wie zunehmend! – für eine Massentherapierung. Aber da wird gespart wie üblich bei einer tragfähigen Familienpolitik, welche präventive Wirkung zeigen würde. Man verlagert einfach das Problem und sagt lapidar: das ist Privatsache.
da bin ich deiner Meinung, Erziehung betrifft die ganze Gesellschaft und ist deshalb nicht privat. Unter Fachleuten weiss man doch schon lange, dass die Zeit vor dem Kindergarten entscheidend ist. wenn die Probleme erst im KIGA bemerkt werden, wird es nämlich schon kompliziert und teuer.
Jaaaa – Skandinavien die Länder, die von Milch und Honig fliessen…
dort gibt es das alles gar nicht.
Und doch hat Schweden die höchste (angezeigte) Vergewaltigungsrate.
Und jeder 4. wählt die Schwedendemokraten.
Menschen, die in diesen frühkindlichen Betreuungsstrukturen aufgewachsen sind, die nachhaltig den Solidaritätsgedanken in der Menschenseele einpflanzen.
Aber was solls, die fremden Wiesen sind immer so wunderbar grün.
Einfach immer wieder köstlich WS, wie bei ihnen alles eine einfache Lösung hat.
Da kann ich mich RoXY nur mal wieder anschliessen: als ob die schwedische/skandinavische Gesellschaft keine Probleme hätte. Ich schliesse überhaupt nicht aus, dass es Teilbereiche gibt, die besser gemanaged werden als bei uns, aber eben dafür auch umgekehrt. Bitte belegen Sie mir doch, wie eine (noch weitergehende) Sozialisierung vonstatten gehen soll. Ich erinnere mal wieder daran, dass ich aus einem Land stamme, in dem man mit 3 Jahren eingeschult wird und es das Tagesschulensystem gibt – Ganztagesbetreuung ist die Regel, nicht die Ausnahme. Wollen Sie mir ernsthaft sagen, dass in England und Frankreich alles absolut wunderbar ist? Da greifen soviele Zahnrädlein ineinander, das müsste man doch erst einmal auseinanderdividieren…..
Wie genau wollen Sie den VOR dem Kindergarteneintritt
Danke KA! Es könnten so viele Therapiekosten eingespart werden – präventiv versteht sich. In nordischen Ländern wurden Systemwechsel massgeblich auf politischem Weg eingeführt und ist demnach in einer direkten Demokratie mit so vielen Unwissenden und Politfaulen (was echte Familienpolitik anbelangt) kaum einführbar ohne Druck via Staat. Bei einer flexiblen Elternzeit von bis zu 480 Tagen kann selber betreut werden und/oder Kitas gratis benützt werden.
XY, die Zahlen sind so hoch, weil bereits kleinere Vergehen (ohne Gummi GV) angezeigt werden können/dürfen/sollten. Die Menschen sind solidarischer und drucksen deswegen nicht herum und schweigen sich aus und schlucken Medis bis zum Umfallen wie hier in CH. Auch dort gibt es Positives wie Negatives, ersteres überwiegt!
/2 dafür sorgen, dass alle Familien durchgecheckt, geprüft und für sozialtauglich befunden werden – oder eben nicht? Standardbesuche in Familien ab Geburt?
Die wirklich schwierigen Fälle (da können Sie jeden Schulpfleger, jede Sozialbehörde fragen) sind nicht diejenigen, bei denen immer noch so etwas wie guter Wille für die Kinder da ist und man froh ist, wenn geholfen wird; die wirklich schwierigen Fälle sind die (und da kenne ich mich gut aus), wo Eltern/Väter mit einer Frau gar nicht erst sprechen (oder nur, wenn sie Macht hat, um z.B. Wohnungen zu vergeben); wo solche Sprachbarrieren herrschen, dass man eigentlich regelmässig Uebersetzer bräuchte; wo die soziokulturellen Unterschiede so gravierend zu unserem Schulsystem sind, dass ein wenig Ausbessern hier oder da nichts nutzt.
/3 Und ganz schwierig wird es, wenn das nicht benannt werden darf – aus irgendeiner (für meine Begriffe) völlig falsch verstandenen politischen Korrektheit oder Schonhaltung. Das nützt niemandem etwas, hat aber den Vorteil, dass wir uns wie in einem geschützten Biotop einreden können, es wäre ja gar nicht so schlimm und mit ein Patentlösungen bekämen wir das schon in den Begriff.
WS: und schon wieder: einfach das Land mit Therapien ab Geburt überziehen? Kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein, oder?
@ Caroline: es geht doch nicht darum, alle mit einer Therapie zu beglücken. Aber wenn die Kinder z.B. mit 2 Jahren in eine Krippe für 2/3 Tage betreut werden, wird dem Krippenpersonal recht schnell klar, welche Kinder zu Hause ein echtes Problem haben. Hier könnte man ansetzen und diesen Eltern zu Hause eine Unterstützung geben. Ich erinnere mich an ein Kind in der Krippe, (als meine 3 noch betreut wurden), da brauchten die Erzieherinnen 3 Monat, bis der Junge in die Gruppe integriert werden konnte. Nach den Sommerferien konnten sie wieder von vorne beginnen. Sie meldeten sich zwar schon bei den Behörden, die Mutter zog dann aber um, und so liefen alle Hilfen ins leere.
Sie haben es missverstanden, Carolina, und KA erklärt schön, wie es im Grundsatz gemeint ist. Sie dürfen doch nicht eigene Erfahrungen aus England oder Frankreich mit dem einzigartigen Drei-Phasen-System* aus Skandinavien vergleichen. Die Arbeitszeiten sind kürzer, die Solidarität ist hoch , weil man deren unschätzbaren Wert für eine Gesellschaft erkannt hat. CEOs wissen dies ebenso und handeln entsprechend etc. Ich verstehe nicht ganz, was daran so negativ sein sollte. So weiter machen wie hier ist auf jeden Fall der sichere K.O.-Schlag für sozialen Frieden!
*Drei-Phasen-System = 8 Std. Freizeit, 8 Std. Schlafenszeit, 8 Std. Arbeitszeit für die gesamte Bevölkerung, finanzierbar mit ausgeklügeltem Steuersystem mit hoher Transparenz
Ich übertreibe natürlich, da haben Sie Recht, KA (sind Sie eigentlich identisch mit Ka?)……
Ihr Vorschlag (Krippenbetreuung für alle ab 2/3 Jahren – wohlbemerkt: meine Kinder und ich sind mit 3 eingeschult worden!) scheint mir zu implizieren, dass Sozialisierung daran festgemacht wird, ob ein Elternteil zuhause bleibt oder nicht. Das halte ich für falsch – jedes Modell, für das sich Eltern entscheiden, hat seine Vor- und Nachteile, muss aber für die Familie stimmen, nicht in erster Linie ‚der Gesellschaft‘.
Obligatorische Krippe bzw frühere Einschulung/Tagesschulensystem halte ich nicht für ein garantiertes Mittel, gravierende (!) familiäre Probleme im Ansatz zu stoppen – ich kenne die Systeme in England und Frankreich und sehe nicht, dass es dort weniger Probleme gibt.
/2 Bereits heute wird in den Kindergärten auf einer niederschwelligen Ebene das Gespräch mit den Eltern gesucht (wie in Krippen wohl auch), wenn die Erzieher Probleme beobachten. Früherkennung in punkto ‚falscher‘ Erziehung schmeckt aber für meine Begriffe schnell nach staatlicher Einmischung, nach Beobachtung – ein Gleichgewicht zu finden zwischen den Bedürfnissen der Kinder und denen der Eltern ist für Erzieher sehr, sehr schwierig und dürfte so manchen überfordern.
Eigentlich spricht die Autorin meiner Ansicht nach nicht so sehr von den Kindern, sondern von Eltern – wenn schon, dann müssten alle (!) Eltern obligatorische Schulungen machen. Und das wäre, als ob man allen Eltern unterstelle, sie seien nicht geeignet, Kinder zu erziehen. Fände ich unerhört.
WS – wie Carolina sage ich ja nicht, dass man nicht auch etwas von den Skandinaviern lernen könnte. Ich kenne niemanden der dort lebt, habe selbst nie dort gelebt, deshalb kann ich wenig dazu sagen, ausser dass sie mir sympathisch sind.
Aber wie sie argumentieren, ist schon der Gipfel an Schönfärberei und blauäugigen Heilsversprechen. Das geht auf keine Kuhhaut. Auch wie sie die hohe Vergewaltigungsrate schönfärberisch begründen, ganz einfach hopp zack – das ist ja schon ein ganz starkes Stück.
(Ganz zu schweigen, dass es seit Jahren an Festivals zu zahlreichen Übergriffen kam, die gerade eben NICHT zur Anzeige kamen.)
@ Carolina: Ich glaube auch nicht, dass die Sozialisierung davon abhängt, ob ein Elternteil zuhause bleibt oder nicht. Die Problemfälle in der Krippe zu erkennen, ist einfach eine Möglichkeit so früh wie möglich einzugreifen. Je früher man den überforderten Eltern beistehen kann, desto einfacher (und billiger) ist es, zu helfen. Ja und ich fände es auch unerhört, allen Eltern zu unterstellen, sie seien ungeeignet, aber ich finde es auch unerhört, wenn Kinder vernachlässigt werden. Die Kindergärtnerinnen erkennen natürlich schon, wo es nicht so gut läuft, oft ist das aber schon zu spät. Vielleicht muss sich die Gesellschaft halt doch schon früher einmischen und wir Eltern haben das zu akzeptieren?
Und was machen Sie, XY? Schwarzmalerei, obwohl keine Ahnung von Land und Leuten dort. Ich rede aus eigener Erfahrung mit längeren Reisen in Norwegen, Schweden, Dänemark und Statistiken zeigen jährlich, wo die zufriedensten Menschen wohnen: in Skandinavien. Ab 2017 wird in Finnland ein Grundeinkommen als Versuch eingeführt, sanktioniert von bürgerlichen Parteien. Da kann man sich nur noch die Augen reiben, wie die fortschrittlich in die Zukunft gehen und Leute wie Sie lästern darüber. Faktenresistenz hoch zwei! Noch eine Information, die nicht ins Konzept passen dürfte: diese Wohlfahrtsstaaten wurden vorwiegend von Frauen mitgestaltet mit Weitblick. Mich freut das natürlich speziell, denn ich habe mich mit der Materie befasst. 😀
@WS: Wundere mich immer wieder, wie du uns erklären willst, wie die Welt funktioniert (ha, habe mich mit der Materie befasst, und meine Freundinnen, alles erfahrene Therapeutinnen, die sagen das auch…).
Schweden funktioniert aus verschiedenen Gründen anders als die Schweiz. Aber kaum besser und auch nicht fortschrittlicher. Und das, was dort gepflegt wird, ist in der Schweiz nicht mehrheitsfähig.
Aber ich weiss schon, du hältst ja nicht viel von demokratischen Entscheidungen und hängst irgendwelchen Utopien nach, die nur durch Zwang (durch wen? Einen Diktator?) eingeführt werden können.
Und nein, auch die Frauen in der Schweiz möchten es nicht anders.
Sportpapi, auch Du hast keine Ahnung vom Leben dort und bleibst in Deiner Welt stehen. Diese Nordländer sind schon 40 Jahre weiter in der Entwicklung und akzeptieren, dass Frau wie Mann in sozialpolitischen Angelegenheiten am gleichen Strick ziehen müssen und somit das Sagen haben. Und nicht Wirtschaftsmächte das Sagen diktieren und es dann als Volkswillen verpackt vermarkten.
Was meinst Du damit:'(ha, habe mich mit der Materie befasst, und meine Freundinnen, alles erfahrene Therapeutinnen, die sagen das auch…)..‘? Ich spreche aus Erfahrung und bin älter, ja.
Deine Erfahrungen kenne ich nicht, dass du älter bis weiss ich. Aber das heisst ja noch nichts. Und schon gar nicht, dass man dann den Durchblick hat.
Die Schweizer stimmen regelmässig bürgerlich, auch wenn das dir und mir nicht passt. Sie lehnen zusätzliche Ferien und Arbeitszeitverkürzungen ab, solange man einigermassen in einer Sozialpartnerschaft lebt. Sie möchten ihr Leben selber bestimmen, und wehren sich gegen staatliche Bevormundungen. Und: über all das können sie mitbestimmen.
Es stimmen nur bürgerlich ab, die verunsichert sind und/oder lieber alles so lassen wollen, wie sie es gewohnt sind. Weil sie nicht informiert sind oder weil sie im Hamsterrad keinen Ausweg mehr kennen . Jetzt haben wir ein bürgerliches Parlament und was passiert beinahe täglich? Sie schanzen sich Aufträge zu und verteilen Milliarden an eigene Zünfte! Wären sie wirklich darüber informiert, über was sie genau abstimmen, würden sie nicht gegen eigene Interessen stimmen. Deine genannten Beispiele ‚mehr Ferien und Arbeitszeitverkürzung‘ zeigen diese Diskrepanz offensichtlich und man vermeidet tunlichst ein Fach Politik in der Grundschule etc.
Also wenn ein amerikansiches Marktforschungsinstitut Umfragen über ‚glücklichster Ort der Welt‘ macht, kommt immer Florida heraus. It’s the climate, what else.
Zu den Skandinaviern die uns besuchen: drinks a lot, only person in town who likes Ikea, thinks nothing here lives up to his standards (like bone dry smörgazbread with some radioactive fish inside or super boring, overexpensive cars made by gm in a freezing plant somewhere near the arctic circle).
ja (mit minnesota akzent). und end of troll post.
was mich beim UBI (universal basic income) ausserordentlich stutzig macht: Das wird hierzulande vor allem von libertariern gepusht. von den gleichen leuten die eine FDA für AI ablehnen. Ist UBI ein Ploy, der den radikalen techno-aristokraten zudient?
aber Kudos an Finnland, dies in einem Pilotversuch zu testen.
Ich denke, dass, falls UBI ein gangbarer weg ist, dies das Ende der Geldwirtschaft bedeuted. Und auch, dass das nur funktioniert, wenn ein solcher Wandel weltweit geschieht. solche globalen Wandel aber gehen meist einher mit disruptiven gesellschaftlichen Ereignissen, um das Wort Krieg zu vermeiden.
Aber hier ging es eigentlich um jugendliche, die problematich sozialisiert sind, wenn überhaupt, und wie diese integriert werden können , falls überhaupt und mit welchen korrektiven Massnahmen. Dazu kann ich wenig sagen. Habe keine brauchbare Antwort oder Ansatz.
Anscheinend auch jene nicht, die beruflich damit zu tun haben.
@Katharina
das mit dieser hochgelobten nordischen Superglücklichkeit bewiesen dank Statistik finde ich ohnehin seltsam; denn mit Regelmässigkeit landen schweizer Städte oder die Schweiz als Land ebenfalls auf vorderen Rängen was die Lebenszufriedenheit oder Lebensqualität angeht.
Plus es dann wieder andere Auswertungen gibt, welche ein düsteres Licht bezüglich Alkoholmissbrauch mit all seinen unschönen Folgen, auch in hochnordischen Glücklichkeitsländern, wirft- „bewiesen“ ist da für mich gar nichts, und wer im Norden sein Glück finden will lebt zZt in einem Land mit freier Ausreisemöglichkeit 😉
Das Schiff gibt es, hatte aber Probleme mit Trägerverein und allem möglichen, ich weiss nicht ob die aktuell grad am segeln sind oder auf dem trockenen.
Also bitte WS, ich betreibe doch keine Schwarzmalerei. Ganz im Gegenteil sagte, ich redete von meiner Sympathie und sagte, dass es sicher viele gute Dinge dort gibt, ABER dass es ganz sicher nicht dieses Sangri La ist, wie sie es darstellen. Ich nannte zwei, drei negative Fakten (und ich wüsste noch einige mehr).
Ich kenne tatsächlich einige Skandinavier und habe auch einige Literarische Werke von schwedischen Schriftstellern gelesen, die sich mit Schweden befassen. Aber ich war einfach ehrlich und bescheiden genug, um zu sagen, dass ich nicht wirklich genug weiss, um ein definitives Urteil abzuliefern. Ausser, dass es nicht so Friede Freude Eierkuchen ist, wie sie das vom Klee weg rühmen.
Aber Sie sind wohl eine unfehlbare Expertin.
Darum bin ich der Meinung, es ist eine gute Investition, wenn die Mutter* in der Kleinkind- und Vorschulzeit bei den Kindern ist. Und kostengünstiger als all das Therapieren ist es allemal.
* die Väter und Jobsharing sind mitgemeint.
@ Alpöhi: das löst das Problem von unfähigen Eltern doch nicht, im Gegenteil, die falsche Erziehung hat noch mehr Einfuss, wenn das Kind nur durch die überforderte Eltern betreut wird.
Alpöhi, auch das ist ein Patentrezept, das vielleicht (!) für Mittelklasseeltern möglich ist, aber nicht für Familien, die auf zwei Einkommen angewiesen sind.
Und es hilft überhaupt nicht, wenn es darum geht, Eltern, die z.T. völlig überfordert sind, zu unterstützen (wohlbemerkt ohne sie zu entmündigen!).
Also verlängerte Elternzeit, dann aber widersprüchlicherweise praktisch Zwangs-Fremdbetreuung. Und beides natürlich vor allem zur Förderung des Solidaritätsgedankens (was spielt der bei dem Thema für eine Rolle?).
Ritalin-Entzug? Richtiger wäre von Absetzen zu sprechen. Ritalin macht nicht süchtig.
Ausserdem finde ich das Absetzen von Medikamenten total fahrlässig! Seit ich (mit 30 Jahren) Ritalin genommen habe, bin ich ruhiger und habe mich mehr unter Kontrolle. Hätte ich schon früher die Diagnose ADHS erhalten, wären mir wohl Jahre der Selbstmedikation mit THC, Alkohol und Zigaretten sowie Essstörungen erspart geblieben.
Fahrlässig.
Hmmm, ich weiss, was Sie meinen.
Es bleibt leider völlig offen, ob Fr. Garibovic Medis generell ablehnt oder ob sie diese später auch wieder einsetzt.
So kann es schon auch Sinn machen, alles auf null zu setzen. Festgefahrenes aufbrechen, Bestehendes hinterfragen. Die Lage kann so neu und unvoreingenommen beurteilt werden.
(Sollten sich Medis aber dann doch als nützlich erweisen, so fände ich eine weitere Absetzung aus ideologischen Gründen doch auch sehr fahrlässig.)
Ich hatte eine sehr Gute Erziehung (nicht antiautoritär) und trotzdem sehr viel Blödsinn gemacht. Vielleicht sind’s die Gene von einem wilden Vorfahren oder die Hormonschübe im schwierigen Alter. Irgendwann sind dann auch die Freunde wichtiger und im Testoseronrausch nicht immer die richtigen. Denke irgendwann findet die Wissenschaft was, um in dieser Phase Jugendlichen zu helfen. Hier nimm ein Triptophan und dann siehst du das auch wieder etwas klarer und cooler. Bei mir ging dann alles gut, bei anderen weniger und die hatten auch ein gutes Verhätnis in der Familie. Ein bisschen Glück im Umfeld.
„Lieber keine als privatwirtschaftliche Lösungen, ist mein Credo.“ schreibt einer. Mein Credo: lieber keine als staatliche Lösungen“. Erziehung ist definitiv Aufgabe der Eltern, auch wenn die Eltern heute lieber Computer und Handy spielen und die Erziehung delegieren wollen. Eltern müssen auch rechtlich viel mehr in die Pflicht genommen werden.
Ok und wie wollen Sie vorgehen, wenn die Eltern diese Aufgabe nicht überehmen können oder wollen? Soll das Kind dann eingeschläfert werden, oder im Wald ausgesetzt?
nicht übernehmen „wollen“ geht schon gar nicht, da muss man sich vorher überlegen, ob man überhaupt ein Kind auf die Welt setzen will.
also alle werden beim ersten Arztbesuch und Feststellung der Schwangerschaft gefragt, ob sie sich das gut überlegt haben, wenn nicht wird das Kind abgetrieben oder zur Adoption an „richtige“ Eltern freigegeben. Sie melden sich dazu freiwillig, nehme ich an?
@Tamar von Siebenthal
Deutschpflicht wäre schon mal ein guter Anfang, konkret umgesetzt in Basel-Stadt mit vorkindergartlichen Pflichtspielgruppen für alle Fremdsprachigen (wobei, okay, ich weiss nicht ob englischsprache Ex-Pats die sich dem Deutsch verweigern da auch ihre Kleinkinder hinschicken müssen…), verbunden ist das mit Kulturvermittlerinnen, damit bei Kindergarteneintritt die Voraussetzungen fürs Verständnis- auch das Verständnis dafür wie unser System funktioniert, was erwartet wird etc- nicht in einer totalen Schieflage sind.
Was ich bisher drüber zu lesen bekam sind die Auswirkungen positiv und erfreulich.
2/
desweitern plädiere ich schon lange für Coaching-angebote für Paare und/oder Kinderbekommende, (irgendein Gutscheinsystem für eine Art BeziehungsTÜV, respektive Erziehungs-workshop, Kosten-Nutzenverhältnis scheint mir gegeben).
Je früher angesetzt wird, respektive sich das auf eine Art auch ins Bewusstsein legt, dass es normal ist dass man auch mal Hilfe brauchen kann/in Anspruch nimmt, desto weniger total verannte Situationen werden wohl entstehen weil schon viel früher abgefedert worden ist.
Respektive die „Lebens“-Baustellen und Sanierungen in Angriff genommen wurden bevor irreparable Schäden entstehen konnten.
@ Brunhilde Steiner
Pflichten wahrnehmen müssen tönt gut, ist aber eine leere Phrase, wenn die betroffenen Eltern keine Pflichten wahrnehmen WOLLEN. NIEMAND kann dazu gezwungen werden (ausgenommen mit Folter vielleicht), etwas zu tun, was er nicht will, zumal ja das Nichtwollen nie Konsequenzen hat. Gerade eben, wurde ja ein Paar vor Gericht frei gesprochen, welches sich weigerte, an den obligatorischen Elternabenden teilzunehmen. Wofür denn überhaupt ein Pflichtenheft? Wie wollen Sie gegen renitente Eltern vorgehen? Zwangsarbeit, Wasser und Brot, Ausweisung, Pranger auf dem Dorfplatz?
Coaching-Angebote wären gut, aber Angebote sind halt wieder freiwillig, welche eh nur Eltern in Anspruch nehmen würden, die sich eh bemühen wollen, sich in unserem System zurechtzufinden und anzupassen, sofern sie anderem kulturellem Hintergrund entstammen.
Nun, da sich die Expats eh fast geschlossen weigern, die deutsche Sprache zu lernen, fordern ja gewisse Regierungsräte, die Deutschpflicht nur für „Jugos“ und Co einzuführen. Warum auch nicht? Die Gesetze sind ja eh schon nur für den „Pöbel“ bindend. Die reichen Säcke brauchen sich darum nicht zu scheren. Hast Du Geld, hast Du Recht…
@Tamar
ich weiss nicht wie das in BS gehandhabt wird, aber die Teilnahme ist obligatorisch- so habe ich es jedenfalls in Erinnerung, vielleicht wird es auch nur wärmstens ans Herz gelegt…, es finden auch Besuche zu hause statt (von Kulturvermittlerinnen).
Wenn man früh genug beginnt kann man vermutlich auch viel besser eine wachsende Renintenz „im Keim ersticken“ weil man sich noch nicht durch x Schichten massivster Abwehr durcharbeiten muss.
Ein Gutschriftensystem als Anreiz zur Teilnahme, Bussen und Leistungskürzungen auf der negativeren Seite.
Idealerweise würde man die Menschen dazu bringen, den positiven Effekt für sich selber rechtzeitig zu erkennen und deshalb dann auch zu wollen… .
Empfindliche Bussen sind wohl das Einzige, was hilft, denn der Geldbeutel ist des Schweizers liebstes Kind, aber wenn dann die Gerichte wieder wie oben beschrieben davon zurückkrebsen, dann kann mans doch gleich lassen, überhaupt Obligatoren zu erlassen. Alle sind gleich und die Einen etwas gleicher als die Anderen. Mich nervt einfach, dass man sich um Vorschriften foutiert, ohne Konsequenzen.
Die Reaktionen hier, zeigen, was ich gestern angesprochen habe (und auch sonst schon):
Massnahmen überzustülpen ist heikel. Fachpersonen machen Fehler. Aber vorallem sieht man ja hier gut, dass die Ansichten und Herangehensweisen von Fachpersonen extrem auseinander gehen. Dem einen mag ein Hansueli Gürber besser helfen, dem anderen Sefika Garibovic.
Wer soll bestimmen, was gut ist für Kindern oder Eltern?
Also machen wir am besten gar nichts und lassen die Kinder ins Elend abgleiten – bzw. ins Gefängnis.
das ist ja eine seltsame folgerung.
man muss sich einfach bewusst sein, dass die eine lösung für einen gut ist und für einen anderen im gegenteil. man kann menschen unterstützen, hilfe anbieten. ich glaube, am besten fragt man die leute: wie kann ich euch helfen. in dem pool von verschiedensten fachpersonen mit ihren speziellen herangehensweisen und ansichten kann man dann die entsprechende person suchen
Tina, das sind Kinder, die ihre Eltern schlagen, die aus allen Schulen fliegen, die straffällig und vielfach Drogenkonsumenten sind.
Nein, da fragen wir nicht einfach die Kinder, wozu sie denn Lust haben. Und doch, die Alternative heisst vielfach, über kurz oder ein wenig länger, auf der Strasse stehen oder Gefängnis.
sportpapi, ich sprach hier aber nicht von der klientel von frau garibovic und herrn gürber, sondern, wie ich eben ja eigentlich eingangs schrieb, davon, dass es nicht „die richtige methode“ gibt. weil von der richtigen methode hatten wir es ja schon gestern. habs noch versucht genauer zu erläutern, aber kann mich nur wiederholen
Tina, du sprachst nicht von diesem Klientel, obwohl es heute gerade darum geht und du das auch angesprochen hast?
ich sprach einen aspekt der thematik an, der nichts mit der klientel zutun hat. kann mein kurzes textchen tatsächlich so missverstanden werden?
zur sprache kam ja nicht diese klientel sondern diese spezielle methode. natürlich ist es die einzig richtige in den augen von den einen leuten. in den augen von anderen leuten ist genau das nicht richtig so, und etwas anderes das einzig richtige. und das wiederum war das, was ich gestern versuchte aufzuzeigen, als ich fragte: wer soll bestimmen, wer „der bessere elternteil“ ist. die ansichten sind selbst unter fachleuten so totaltotal verschieden, was „richtige erziehung“ ist
„Wer soll bestimmen, was gut ist für Kindern oder Eltern?“
Ist wie beim Arzt: Der eine sagt so, der andere so. Für welche Massnahme sich der Patient entscheidet, ist letztlich Gefühlssache…
„Klare hierarchische Verhältnisse sind das A und O einer funktionierenden Beziehung“
ist nicht gerade politisch korrekt, obwohl in vielen Bereichen des Lebens (z.B. Arbeitswelt) eine Binsenwahrheit.
Warum ist es denn dann politisch nicht korrekt?
Danke für diesen Bericht. Ich habe schon viel über die Arbeit von Frau Garibovic gelesen und finde sie sehr spannend und beeindruckend. Jedoch erscheint mir oft, dass auch sie, wie die meisten Fachpersonen, nicht vor dem Tunnelblick gefeit ist. Sie arbeitet mit Extremfällen und dass diese ein anderes Mass an Strenge und Hierarchie erfordern, als „normale“ Kinder und Jugendliche ist durchaus logisch. Aus diesem Grund bin ich froh, hier mal zu lesen, dass beide Extrempositionen die übertriebene Strenge und auch die Verwahrlosung, zu diesen Problemen führen kann und dass sie nicht einfach nur die Verfechterin des strengen Konsequenzensetzens darstellt, wie das ansonsten häufig vermittelt wird. Jedoch bekomme ich den Eindruck, dass sie mit ihrer Kritik an der heilpädagogischen
Begleitung in der Schule, auch diesen Tunnelblick hat. Die Fälle, und ich bin davon überzeugt, dass es viele sind, die damit auf den richtigen Weg gebracht werden, kommen ja gar nicht erst zu ihr. Eine Frühintervention kann sehr oft zum Erfolg führen, leider nicht immer.
Schade ist, dass völlig unnötig einmal mehr ihre Herkunft zum Thema wird. Diese sollte keine Rolle spielen.
@13
doch, die Herkunft finde ich diesbezüglich schon wichtig, insbesondere wenn dies bedeutet dass viel Wissen um Erziehungsmethoden/Ansichten/Schulsystem im Herkunftsland vorhanden ist und man Bescheid über den gelebten Alltag weiss.
Vor einigen Jahren habe ich ein spannendes Interview zur Situation türkischstämmiger Schüler in D gehört- und dass sich die meisten Lehrpersonen überhaupt nicht bewusst sind, dass diese Kinder/Eltern mit komplett diametralen Voraussetzungen ins Schulsystem kommen, was Probleme verschärft da beide Seiten unter ähnlichen Begriffen was anderes verstehen und kein echter Dialog entsteht.
Allerdings hat sie laut SP mehrheitlich mit CH-er Kindern zu tun, dann erübrigt sich dieser Vorteil wieder, aber wichtig finde ich das schon.
„Schade ist, dass völlig unnötig einmal mehr ihre Herkunft zum Thema wird. Diese sollte keine Rolle spielen.“
Das macht SG immer wieder selber, 13. Was bei ihrem Klientel nicht unbedingt ein Nachteil sein muss.
2/ als Beispiel wurde von der Insiderin genannt, dass in Türkei oft die Erziehungsverantwortung den Lehrern überlassen wird, und je nach Gegend wird diese auch mit rabiateren Methoden wahrgenommen, was aber gesellschaftlich okay ist (zumindest zum Interview-Zeitpunkt), mit diesem Hintergrund sind viele Eltern in D in der Folge total überfordert, da sie gar nicht wissen was da ihre Rolle ist, was von ihnen erwartet wird, resp was die formulierten Erwartungen auf einem Stück Papier ganz konkret im Alltag bedeuten und wie man das umsetzen kann.
Wenn Sie als Lehr/Therapieperson keine Ahnung von diesen Hintergründen haben (und woher sollten Sie das auch wissen wenn Sie keinen Bezug zu jenen Ländern haben, keine Weiterbildungen darüber besucht?) läuft eben sehr vieles ins Leere.
3/ unser Primarschule ist offiziell „multikulturell“ und hat Anrecht auf Zusatzunterstützung.
Von der Lehrerschaft wurde in Eigeninitiative ein Angebot für Eltern der tieferen Schulstufen ins Leben gerufen, ua ging es darum, den Eltern „spielen mit ihrem Kind“ nahezubringen.
Wer aus unserem Kulturkreis würde davon ausgehen dass es selbstverständlich ist, mit einem kleineren Kind NICHT zu spielen, keine Büchlein anzusehen etc usw? Und dort beginnt es dann eben schon unter Umständen.
Wo ist die Herkunft ein Thema?
Im von mir verlinkten Interview weist sie allerdings selber darauf hin, wie wichtig für sie die Prägung ihrer Heimat war. Und das Frauen-/Mütterbild, das dort gelebt wird, und das ich auch etwas abschreckend fand (die Frau soll sich zieren, will erobert werden, usw.). Es ging vor allem um Stolz und Respekt. Und wieder: gerade bei Eltern, die sich von ihren Kindern schlagen lassen, ist das vielleicht ein Thema, oder?
ich bin in einem dorf in der nähe von züri aufgewachsen, brunhild, in den 70ern, fast nur schweizer, die väter erwerbstätig, die mütter hausfrauen mit hobbys.
wir kinder waren recht unbeobachtet, man liess uns den ganzen tag machen, es war recht wenig interesse an unserer welt da, die eltern brachten ihren kinder eigentlich nichts bei, hausaufgaben und berufswahl war unsere sache, wir wurden auch nicht gefördert. spiele? in den ferien mal ein brett- oder kartenspiel.
ich meine das nicht als rüge, so war das einfach damals und so schlecht wars ja gar nicht.
soviel zu unserer kultur
@ BS
Frau Garibovic kommt aus einer kleinen Region zwischen Serbien und Montenegro. Wenn das überhaupt irgendeinen Vorteil haben soll, dann dass sie die Kultur des Mainstreams dieser kleinen Region kennt. Deshalb weiss sie nicht mehr oder weniger über ihre Klienten, sofern diese nicht genau aus dieser Gegend kommen. Was es aber braucht und da gebe ich Ihnen recht, ist ein Verständnis und Offenheit dafür, dass die Kinder aus verschiedenem (kulturelle und persönliche) Umfeld stammen und es da grosse Unterschiede ist. Da können Kulturdolmetscher sehr sinnvoll sein, wenn sie die spezifische Region kennen. Sie finden bei Google viele Beispiele ihrer Klienten und sie stammen aus der ganzen Welt. Da bringt die Kenntnis der kleinen Region, aus der sie stammt, nicht viel.
@ MF
Ja, das ist so. Ich halte es für unnötig, egal wer sie vorbringt.
@tina
mit 3, 4, 5 waren sie alle unbeobachtet und wurden den ganzen Tag machen gelassen???
Bei diesen Eltern lag der Hoffnungs-Fokus auch auf den noch jüngeren Geschwistern.
Zumal sie vermutlich immerhin Zugang zu Spielsachen, Büchern hatten welche der Selbstbeschäftigung dienen konnten?
Oder sind Sie und Ihre Dorfkameraden auch in Kindergarten gekommen ohne eine Ahnung drüber zu haben wozu Buntstifte nützlich sein können?
Wie man mit dem Mobiliar umgeht? Ua…
Grundsätzlich haben Sie völlig recht, 13. Der Punkt ist halt der (und damit auch mutmasslich das Motiv für SG), dass ihr ihre Herkunft in den Augen vieler pauschal ein Stück Glaubwürdigkeit in Sachen süd(ost)europäischer Machokulturen, im Sinne einer Art Street Credibility, beschert, was sie auch grosszügig für sich in Anspruch nimmt.
Medial kommt das natürlich sehr gut an, wenn man die Mechanismen etwas kennt.
@ MF/SP
Und witzigerweise schreibt dann die Weltwoche (damit man mir nicht linke Berichterstattung vorwirft 😉 ) bei einem Interview mit ihr:
„In meiner Ex-Heimat sind Frauen bevorzugt. Den Mädchen wird beigebracht, stark zu sein, frontal zu kommunizieren und sich zu pflegen. Hier haben die Männer Angst vor solchen Frauen.“
Sie haben recht, Herr Frey, Sie kann sich in Szene setzen und Ihre Herkunft brauchen, wie es gerade passt. Irgendwo habe ich dann aber auch gelesen, dass sie wegen des -ic-Nachnamens keine Stelle bekommen hat. Ist natürlich ihr gutes Recht. Ich habe meine Meinung aufgrund eigener Erfahrungen gebildet und diese weicht von ihrer ab. Gerade weil dann die Erwartungen anders sind und man diese nur teilweise erfüllen kann und sollte.
Sehen Sie bereits hier, was ich meine:
Zitat SP:
„Und das Frauen-/Mütterbild, das dort gelebt wird, und das ich auch etwas abschreckend fand (die Frau soll sich zieren, will erobert werden, usw.).“
Zitat MF:
„Sachen süd(ost)europäischer Machokulturen“
Nun, ich komme aus Südost-Europa und erlebe das Frauenbild ganz anders, als es hier gezeichnet wird. Dies schon vor 20 Jahren, nicht etwa nur heute. Und ich bin überzeugt, dass es in meiner ursprünglichen Heimat ganz anders ist als in Montenegro. Sagt man nun, sie kennt die südosteuropäische Machokultur, dann kommt die Frage: Welche davon kennt sie? Gerade der Balkan ist ja ein schönes Sammelsurium von verschiedensten Kulturen, Religionen und Lebensformen. Da zu schubladisieren ist in vieler Hinsicht falsch.
brunhild, du hast ja von „tieferen schulstufen“ gesprochen und nicht von kleinkindern
@13: Im Interview, das ich verlinkt habe, spricht sie gar von Matriarchat in ihrer Heimat. Und eben von den stolzen, selbstbewussten Frauen. Ich habe aber nicht gesehen, dass sie das als Vorteil im Umgang mit Jugendlichen aus der gleichen Kultur sieht, sondern dass sie dieses Rollenbild, dieses Frauenbild den Eltern mitgeben möchte. Also selbstbewusst dagegenhalten und sich von den eigenen Kindern nicht alles gefallen lassen. Respekt war das Stichwort.
Das waren auch nicht unbedingt meine Worte, 13. Ich versuche hier wie Sie auch zu differenzieren. Obwohl ich selber dem Kulturraum nicht entstamme, ist mir sehr bewusst dass die soziokulturellen Unterschiede teils beträchtlich sind. Es sind vielmehr Leute wie halt eben auch SG, die ein eher pauschalisierenden Bild zeichnen und für sich kraft ihrer Herkunft eine Art Deutungshoheit beanspruchen, für einen heterogenen Kulturraum wie den Balkan insgesamt sprechen zu können. Ich verstehe, dass das stören kann.
SG dürfte hier (wie alle Menschen) aber auch ein Produkt der Summe ihrer Erfahrungen sein. Und bei ihrem eher speziellen Klientel gibt es, auch über verschiedene soziokulturelle Herkunftsregionen hinweg, wohl viele gemeinsame Muster und Mechanismen.
nochmals an brunhild: ich verstehe gerade nicht, was du damit antönen willst. benutzung von mobiliar und buntstiften, zugang zu büchern. andere kulturen.
ich wohne in einem quartier mit einem so hohen ausländeranteil wie man es vermutlich nur noch etwa 4-5mal in der schweiz findet. es mag eltern geben, die ihren kindern gar nichts zum spielen geben, aber ich kenne kein einziges solches kind, und ich kannte damals einen sehr sehr grossen anteil der eltern in unserem quartier.
abgesehen davon können kinder ja sehr wohl, wie wir alle wissen, mit steinchen und blättern spielen, und wir wohlstandsgesellschaftangehörige finden ja sogar eher, dass das unseren kindern auch gut tun würde und kinder am besten mit kindern spielen (helikoptereltern als schimpfwort usw).
@ MF
Nein, ich wollte sie auch nicht der Schubladisierung bezichtigen, sondern nur aufzeigen, dass es eben nicht sinnvoll ist. Davon auszugehen, dass ihre Herkunft Frau Garbovic hilft, halte ich für falsch. Dass es im Allgemeinen ihre Erfahrung tut, ist klar. Umso störenden finde ich es dann, wenn es so augeschlachtet wird (sei es von ihr selber oder von anderen).
@tina
das war einfach ein Bsp aus unsrem Umfeld Schule, welche von sich auf die Idee gekommen ist dass mit einem Angebot eines solchen Kurses, Menschen aus einem Kulturkreis wo das nun wirklich ganz anders läuft, sie sich das nicht so gewohnt sind und auch nicht wissen „wie“, weil sie selber als Kinder das auch nicht erlebt haben, Unterstützung geboten wird.
Ich weiss nicht ob das schon ohnehin flächendeckend ist, aber wenn ich vom Kindergarten (mit hohem Migrationsanteil) stapelweise Papier, auf dem uns die selbstverständlichsten Objekte mit Namen und Gebrauchszweck erklärt werden, erhalte- dann frag ich mich schon ein bisschen… .
teil 2
jedes kind, ja, jeder mensch braucht eigentlich zuwendung und geborgenheit. diejenigen die dies in genügendem masse erhalten und weitergeben können, sind in der regel im leben etwas besser vor entgleisungen geschützt.
teil 1
die thematik ist ein ziemliches minenfeld und doch komplexer als es scheint. ich beobachte viele faktoren, die ein kind während des heranwachsens ‚entgleisen‘ lassen. die elterliche zuwendung ist eines davon. hinzu kommen auch die familienkonstellationen mit oder ohne geschwister, familiäre verhaltensweitergaben teils über generationen, das kindliche umfeld mit den spielgefährten und freundschaften, die schulischen kontakte, usw. insgesamt sind aber in den laufbahnen der einzelnen betrofffenen meistens schon ‚rote faden‘ erkennbar, die sich durch die jeweilige entwicklung ziehen. ein wirklich intaktes und liebevolles familienumfeld ist in der heutigen gestressten zeit oftmals schwierig zu finden – es könnte solche kinder möglicherweise davon bewahren in abgründe zu stürzen.
Das Problem sind meistens die Eltern.. und jetzt?
Eine Grenzsetzung bei Kindern / Jugendlichen, welche wie eine „Leitplanke“ als Orientierung hilft, dass ist meine Meinung. Das Extreme in die eine oder andere Richtung, sondern das Konstante mittig hilft. Ich als Mutter eines „auffälligen“ Kindes (ADHS) habe oft für mein Kind gekämpft, wo es keiner getan hätte. Und es war ein Lernprozess mit psych. Begleitung), dass es sich entsprechend in Situationen anpassen kann wo es nötig ist, Regeln befolgen, welche wichtig sind. Medikamentenentzug wäre verheerend gewesen in diesen Zeiten. Auch die schulischen Heilpädagogen machen einen wirklich notwendigen Job, der meist nicht mal alle Bedürfnisse deckt, aus Zeitmangel. Ich bin gespannt auf weitere Berichte, welche jedoch nicht ganz so plakativ daherkommen……
Mich würde interessieren was die Umstände dieser Eltern sind? Können Sie bitte im Folgeinterview nachfragen was das für Eltern sind? Auch zahlenmässig? Geschieden, verwitwet, alleinerziehend, finanzielle Probleme, psychische Probleme etc.
In meinem Umfeld kennen ich nur Fälle wo die Eltern selbst massive Probleme haben und schlicht keine Resourcessen mehr haben sich um ihre Kindern zu kümmern.
Deshalb werden die Eltern ja miteinbezogen.
@Lara: Ja, diese Frage wird im Text vom Montag sicher beantwortet werden. Lieber Gruss, gb
Dazu noch dieser eindrückliche Bericht: https://www.dasmagazin.ch/2016/09/16/es-waere-besser-fuer-die-welt-mein-sohn-haette-nie-gelebt/
Danke für den link: das tut weh und gibt zu denke
Also, ich bin geschieden, alleinerziehend mit chronischem Burnout, bis vor 1 Jahr in sehr schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen und bekomme durchs Band positives Feedback meine Kinder betreffend.
Warum werden immer alleinstehende Mütter in diese asoziale Schublade gepresst. Bei Kindern die schwierig tun und teilweise sogar schon straffällig geworden sind, welche ich persönlich kenne, ist 1 in Einelternfamilie und der Rest alle in „intakter“ Familie mit Mami, Papi und judihui.
Ich bin etwas unschlüssig was ich von Sefika Garibovic halten soll. Primär ist sie auch nichts anderes als eine Sozialpädagogin und als solche selber eine Exponentin der Therapeuten- und Sozialarbeiterbranche die sie gerne lautstark brandmarkt. Mag sein, dass sie aufgrund ihres Backgrounds einen guten Zugang zu dem einen oder anderen „Problemjugendlichen“ hat wo vielleicht andere scheitern. Ihre pauschalen und oft etwas vollmundigen Rezepte à la „meine Eier sind grösser als deine“ sind jedoch sicher nicht auf alle übertragbar, auch wenn ihr dank ihrer hervorragenden Beziehungen zum Boulevard sehr viel Aufmerksamkeit garantiert ist.
Den wichtigsten Satz hat HH erwähnt: „Um das zu können, müssen sie sich aber auch für sie interessieren und sich mit ihnen auseinandersetzen.“
Höre gerade ein Interview mit ihr: http://www.srf.ch/sendungen/focus/sefika-garibovic-konfliktmanagerin
Extrem spannend, und in vielen Aussagen nachvollziehbar.
Sie arbeitet allerdings mit Kindern und vor allem Jugendlichen, die schon durch alle Maschen gefallen sind. Und da werden schon Erziehungsstile gehäuft vorkommen. Das heisst aber nicht, dass gerade diese Erziehungsstile zwingend zu diesen Konsequenzen führen.
Ich gehe ja grundsätzlich davon aus, dass man einen gewissen Methodenrucksack haben sollte. Und halt im rechten Moment merken sollte, dass bei einem Kind die Methode, die für viele und vielleicht sogar für den Bruder die richtige ist, nicht funktioniert.
„Sie arbeitet allerdings mit Kindern und vor allem Jugendlichen, die schon durch alle Maschen gefallen sind.“
Das ist sicher richtig, und dort mag sie auch ab und an Erfolg haben wo andere scheitern. Wie Sie richtig sagen, arbeitet jede/r mit einem Methodenrucksack. Und natürlich tragen die Eltern zumeist die Hauptverantwortung für die desolaten Fälle, wenn man diese genau und weit genug zurück anschaut. Dies sind aber nicht mehr als Gemeinplätze.
Unter dem Strich stellt sich doch die Frage, was sie über die breite Masse der Therapeutenbranche derart erheben soll. Pauschale Aussagen und vollmundige Ankündigungen zu Fällen, die ihr selber nicht vertraut sind, stimmen mich meistens eher etwas misstrauisch. Primär ist sie sicher auch eine gute Verkäuferin, das Produkt ist sie selber.
@Martin Frey: Wenn man nicht therapiert, sondern in erster Linie auch die Eltern in die Verantwortung holt und an der Beziehung zwischen Eltern und Kind arbeitet, ist das eine Methode und schon etwas mehr als ein Gemeinplatz. Dahinter steckt die Aussage, dass eine Therapie das Problem in erster Linie beim Kind verordnet, während die Eltern fein raus sind. Ich finde das einen guten Ansatz. Aber nicht den einzigen.
Kommt die Verzerrung dazu, dass sie offensichtlich viel mit Schweizer Kindern arbeitet, aus intakten Familien, Eltern Akademiker. Vermutlich weil nur die ihre Dienste bezahlen können…
„Wenn man nicht therapiert, sondern in erster Linie auch die Eltern in die Verantwortung holt und an der Beziehung zwischen Eltern und Kind arbeitet, ist das eine Methode und schon etwas mehr als ein Gemeinplatz.“
Ich kann dem Ansatz auch einiges abgewinnen, aber trotzdem: das machen andere auch, SP.
Martin, genau das ist das Problem. Diese Pauschal- bzw Fremdbeurteilungen haben natürlich eine gewisse Berechtigung, sind aber für die, die unmittelbar mit den Problemen konfrontiert sind, lediglich theoretisch interessant. SG beantwortet eben, das ist ihr Haupt-Manko, die Frage nicht, wie man die Eltern ins Boot holt, die nicht, wie die hier Diskutierenden, ihren Kindern wohlwollend, interessiert und unterstützend zur Seite stehen.
Hinzu kommen u.U. schwerwiegende sprachliche, psychische und kulturelle Hindernisse bei den Eltern.
Es ist gut, in den Schulen Strukturen zu haben, die von allen Eltern eine gewisse Beteiligung verlangen – aber es ist auch manchmal ein ungeheurer Aufwand. Kommt noch hinzu, dass so mancher Schüler diametral andere Verhältnisse zuhause hat als in der Schule.
/2 Ich habe lange mit ausländischen Jugendlichen in der Evaluierung und Wiedereingliederung gearbeitet: die Erziehungsansätze müssen oft einer ganz anderen Kultur und anderen Umständen angepasst werden. Eltern müssen auf eine ganz andere Weise angesprochen werden als bei einem lernschwachen Kind. Es gibt unzählige Varianten der notwendigen Interventionen – ich empfehle immer, den Rucksack der möglichen Lösungen nicht zu eng zu schnüren, denn manchmal muss man wirklich über seinen Schatten springen (z.B. wenn man es mit einem delinquenten Jugendlichen zu tun hat, dessen Eltern nicht das geringste Interesse daran zeigen, mal bei sich selber nachzuschauen).
Uebrigens: Bei manchen Kindern mag ja das vorgeschlagene ‚Einzelsetting‘ in Ordnung gehen – aber für alle den Medikamentenentzug, z.B. Ritalin, zu verordnen, halte ich für fast schon fahrlässig. Das würde ich immer nur einem Arzt in Zusammenarbeit mit den Eltern und Lehrern überlassen.
„die Erziehungsansätze müssen oft einer ganz anderen Kultur und anderen Umständen angepasst werden. Eltern müssen auf eine ganz andere Weise angesprochen werden als bei einem lernschwachen Kind.“
Das ist mir völlig klar, und hier liegt sicher auch eine der Stärken von SG. Aber wenn die Eltern null Interesse und sich völlig abgemeldet haben, dann wird es sicher auch für SG schwierig.
Mich stören einfach die etwas marktschreierischen Plattitüden und Ansagen die von SG immer wieder in den entsprechenden Gefässen (Blick, 20min, vielleicht sogar die Bunte ? ;-)) verbreitet werden („ich bringe Carlos in einem Jahr ins Berufsleben“). Mich dünkt das nicht wahnsinnig professionell.
Was SG aber von anderen Therapeuten abheben soll, können Sie Carolina, sicher viel besser beurteilen.
hört sich sehr vernünftig an Carolina
das habe ich mir auch gedacht als ich das alles las
„gut möglich, dass in den Fällen, die sie betreut, das die richtige Gangart ist, aber die Tonalität im Sinne von: ich habe den richtigen Weg und alle anderen „Heilpädagoginnen“ sind auf dem Holzweg oder gar Betrügerinnen… ist stossend.
Und dann geht das eben auch nur mit Eltern, die sich ins Boot holen lassen, wo also noch nicht Hopfen und Malz verloren ist.
Die Medien haben halt lieber Menschen mit plakativen Aussagen. Eigentlich egal in welche Richtung: Hauptsache, einseitig und plakativ. So verschafft man sich heute Gehör und Fans.
„aber für alle den Medikamentenentzug, z.B. Ritalin, zu verordnen, halte ich für fast schon fahrlässig. Das würde ich immer nur einem Arzt in Zusammenarbeit mit den Eltern und Lehrern überlassen.“
Völlig richtig. Und genau derartiges meine ich. Tönen tut das natürlich gut, aber manchmal ist den Leuten nicht bewusst wie gefährlich ein solches Einmischen ohne Kenntnisse der medizinischen Vorgeschichte ist.
Der Punkt ist ja, wenn über Jahre alle Interventionen nichts nutzen, ist es vermutlich nicht falsch, dies mal abzustellen und etwas ganz anderes zu versuchen. Wie sie selbst sagt, wird das vielfach auch von den Jugendlichen als letzte Chance wahrgenommen.
Ausserdem sagt sie nicht, die Therapeuten liegen falsch. Sie waren nur in den entsprechenden Fällen nicht erfolgreich. Und sie lassen die Eltern vielfach draussen und verordnen das Problem einzig beim Kind. Das ist ein Ansatz.
Das Marktschreierische ist störend. Allerdings kenne ich die Medienarbeit ein bisschen. Wer da mal als „Experte“ drin ist, wird herumgereicht. Und sie liefert wie bestellt. Mit ihrer tatsächlichen Arbeit muss das aber nicht viel zu tun haben.
Heute ganz auf einer Linie mit Ihnen, Sportpapi.
Ich fühle mich geehrt.
Hey, das war nicht ironisch sondern ehrlich gemeint, SP!
Bei mir auch 🙂
Wobei es mir eigentlich irritiert, dass das offenbar so selten vorkommt, dass es eine Erwähnung wert ist.
Die Frau macht es sich reichlich einfach. Oft ist es ja so, dass in der gleichen Familie ein Kind gut rauskommt, das andere trotz gleichen Erziehungsvoraussetzungen nicht. Das Buch wird von Lehrern geliebt werden, die mit Kindern, die von der Norm abweichen, nicht umgehen können. Dann können sie das den Eltern um die Ohren hauen.
Eine typische Vertreterin der Sozialindustrie.
Ach wie wäre es schön, wenn wir keine „Sozialindustrie“ benötigen würden. Wenn die Eltern alles selber im Griff hätten. Und wenn die Urslis dieser Welt den überforderten Eltern zur Seite stehen würden, gratis und uneigennützig.
SP, die Urslis dieser Welt bezahlen den Eltern ihre Kinderzulagen, ihren Kindern mal die AHV-Beiträge und überhaupt sonst alles was kostet. Kannst dich also entspannen.
Ich bin ganz entspannt. Wundere mich nur darüber, wie es zunehmend mehr Leute gibt, die ausgerechnet über die Leute motzen, die hinter ihnen her aufräumen. Noch einmal: Würden Eltern ihre Pflichten erfüllen, würde das Umfeld sie dabei unterstützen, gäbe es vermutlich keinen Bedarf nach dieser „Sozialindustrie“ im Jugendbereich. Und warum brauchen wir Sozialarbeiter bei den Erwachsenen? Kümmern Sie sich um die Leute, die arbeitslos werden, verwahrlosen, in Ihrer Nachbarschaft?
und was ist mit Eltern,
die aus irgendwelchen Gründen nicht für ihre Kinder sorgen können?
ich denke, dass bei Intervention und Massnahmen das System Kind-Eltern als Ganzes angeschaut und unterstützt werden muss- somit würde man auch erkennen, wenn Eltern Hilfe brauchen würden.
das ist meiner Meinung nach öfter der
Fall, als man meint.
es gibt Eltern, die meistens unbewusst, ungesunde Systeme aufrecht erhalten (wollen) und dabei ihre Kinder „einspannen“ und die Kinder eine Rolle übernehmen, oft auch unbewusst, damit das System genährt bleibt und sich nichts verändern muss.
@Simone: Haben Sie den Titel – der zwar schon ziemlich plakativ ist gelesen? Und – ich zitiere aus dem Artikel „…..und eine starke Einbeziehung der Eltern.“
wenn die Eltern diese Einbeziehung nicht hinkriegen,
brauchen sie Unterstützung statt
Verurteilung!
Simone, ich finde, Sie haben sehr Recht. Es ist wohl tatsächlich so, dass die meisten von uns ihr eigenes System in irgendeiner Form für das richtige/sichere/einziges halten. Es bleibt dann der Aussenwelt vorbehalten, uns darauf hinzuweisen, wenn wir unseren Kindern damit schaden. In der Regel werden – meiner Erfahrung nach – die meisten Eltern bereit sein, hier mitzuarbeiten (wenn auch manchmal nur mit Druck); viel eher bedrückt mich, dass die, die es wirklich bräuchten, die wirklich sowohl ihren Kindern als auch sich selber schaden, nicht erreicht werden (wollen). Wie ich unten erläutert habe, hat mich das wirklich an meine Grenzen gebracht – denn schon durch Sprache, Kultur etc sind manche Menschen nicht zugänglich für Hilfsangebote. Deswegen diskutieren wir hier, wie immer, auf sehr
/2 hohem Niveau. Jeder, der in irgendeiner Form im Sozialbereich arbeitet, wird ihnen bestätigen, dass manche Eltern für Einbeziehung nicht zur Verfügung stehen und auch keine Unterstützung wollen.
Was machen wir mit denen, vor allem, wenn diese Verweigerungshaltung (und ich habe einige davon erlebt) sich weiterzieht?
Ich halte es für unlauter, dass SG so tut, als ob man mit Patentlösungen irgendetwas ändern kann – man kann an die krassen Fälle nur individuell herangehen, was einen riesigen finanziellen und sozialen Aufwand bedeutet.
@Simone – ja, eben. Deshalb werden sie ja mit einbezogen.
Für mich der wichtigste Satz im Artikel: „Um das zu können, müssen sie sich aber auch für sie interessieren und sich mit ihnen auseinandersetzen.“
Ich denke die goldene Mitte macht es: Weder der reine autoritäre, überbehütete noch der permissive Erziehungsstil wird dem Kind gerecht, sondern eher ein autoritativ-partizipativer Erziehungsstil (Hurrelmann), der von hoher Wertschätzung, emotionaler Wärme und Zuneigung geprägt ist: Anerkennen, Anleiten, Anregen (für altersgerechte Inputs sorgen, welche die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen)
hört sich vernünftig an HH – habe ihnen übrigens auf ihre Replik noch geantwortet (war gestern nicht am Compi) – sie könnens ja lesen wenn sie wollen
Danke für Ihre Antwort. Ich habe übrigens auch ein wenig übertrieben, um die Implikationen Ihrer Anschauung darstellen zu können. Es spricht sehr für Sie, wie Sie mit dem Feedback umgegangen sind. Werde ebenfalls nochmals an der besagter Stelle Stellung beziehen.
HH
Ich wusste bisher gar nicht, dass meine Erziehungsform einen Namen hat….
Autoritativ-partizipativ tönt ja schon sehr gut, muss ich mir merken.
Wertschätzung gegenüber Kindern ist auch heute noch in vielen Erwachsenenköpfen inexistent.
nochmals besten Dank für den gepflegten Dialog
HH
Danke ebenfalls.
Ich sage, erziehen ist wie segeln: Man muss nehmen, was kommt und versuchen, die Kräfte in eine nützliche, oder zumindest weniger schädliche Richtung um zu lenken. Sich direkt gegen die Kraft stellen, provoziert nur mehr Widerstand und führt zu Zerstörung, den Kräfte einfach nachgeben, bringt einem nie ans Ziel.
Ich kann mit Begriffen wie „autoritativ-partizipativ“ nicht viel anfangen, eigentlich widersprechen sich die zwei Adjektive einfach, die Frage bleibt, wo wann wie autoritär und wo wann wie partizipativ.
Klar, kann man nur mit den reinen Begriffen wenig anfangen, deshalb habe ich ja weitere Stichworte/Hinweise genannt. Um das ganze jedoch richtig einornen zu können, müssten Sie schon Hurrelmanns „Sozialisation“ lesen. Natürlich ist auch er kritisierbar, ich finde jedoch, dass er die verschiedenen Erziehungsstile gut beschreibt, ebenso seine Synthese.
Ihr Beispiel mit dem Segeln gefällt mir, ich sage diesem Prinzip Judo.
oh 🙂 segeln als vergleich ist immer gut! darf ich darauf hinweisen, dass sich beinahe gegen die kraft stellen am meisten vortrieb erzeugt?
Ja, hart am Wind bringt, auf modernen Ragattabooten bei moderatem Wind, am meisten Speed, wenn man aber über ein Meer oder gar einen Ozean segeln will, damit vergleiche ich Erziehung, zerstören die Kräfte das Material, und dann geht es nur „abwärts“, im besseren Fall bezogen auf Wind und Wellen, im schlechteren bezogen auf die Meerestiefe.
@Anh Toàn
Sie können ja Ihr eigenes Buch schreiben und als Begrifflichkeiten für die verschiedenen Entwicklungsphasen nehmen Sie die verschiedensten Gewässer vom Tümpel bis zum Weltmeer über die verschiedensten Zubringer, und als Methoden das ganze Seglerlatein-
ich wär eventuell sogar eine Käuferin, „(Erziehungs-)Skipper!“ auf dem Cover würd mich jetzt schon noch ansprechen. 😉
Hat nicht die Schweiz ein Programm mit einem Hochsee-Segelschiff, mit welchem schwierige Jugendliche via Segeln geholfen wird? Ich erinnere mich, davon einmal etwas gelesen zu haben.
ich möchte nicht darauf herumreiten anh toan, aber vortrieb ist beim segel das, was beim flügel der auftrieb ist. das prinzip gilt auch bei kleinen lahmen segelböötchen. gegen den wind kann man kreuzen. wetterlagen einschätzen. risiken einschätzen. flauten. manöver. menschliche eigenheiten und befindlichkeiten. navigation. glück und pech. wie im richtigen leben 🙂
ja stimmt, katharina, das gabs auch in deutschland. erlebnispädagogische schiffsreisen
@Tina Ich hab nur so einen Minisegelschein für CH Binnenseen, wurde noch nirgends nach mehr gefragt, ich weiss nicht, wie das Zeugs alles im Detail heisst, oder ich weiss es auf English, aber ich bin etwa 10’000 Meilen im Mittelmeer und im Roten Meer gesegelt, einhand meistens, wenn ich nicht allein war, habe ich nie weniger gesund und munter zurück gebracht, aber einmal sogar mehr, als ich mitgenommen habe.
Es geht mir darum, dass es eben auch darum geht, dass die lange Fahrt Genuss sein soll, wissend dass dies nicht immer so sein kann, aber der Weg sollte das Ziel sein.
@Brunhild Steiner: Ist eine gute Idee für ein Buch. Aber ich mach doch nicht den Rousseau: Gebe meine Kinder in die KITA (statt ins Waisenhaus) oder der wirklich ganz lieben und fürsorgerischen und überhaupt wunderbaren Oma im Vietnam den ganzen Tag und schreib‘ ein Buch über Kindererziehung.
In den Augen mancher ist meine Einstellung vielleicht verantwortungslos, aber wir Pflanzen mit unseren Sorgen und Ängsten um sie zu viele Ängste. Die Angst sucht im Fremden das Böse. Sie wird das Böse finden. Angst ist genauso gefährlich ist, wie Sorglosigkeit.
Vor allem aber sollten nicht vergessen, Vertrauen, Hoffnung, Neugierde, Lust unseren Kinder zu erhalten, das müssen wir nicht pflanzen, ist schon programmiert. Denn ohne ist das so Leben fast so armselig wie auf einer Hühnerfarm.
Es ist nicht unsere Aufgabe, Kinder vor allem zu bewahren. Es ist unsere Aufgabe sie aufzufangen, aufzustellen wenn es nicht lief, ihr Netz zu sein, ihnen helfen dabei, daraus zu lernen. So hab‘ ich es mit achtzehn in meiner Englisch-Matura geschrieben, als ich noch Nahe an Erziehung war, so sehe ich es heute noch immer. Nur wusste ich damals noch nicht, um das zu können, brauchen wir selbst einen ganzen Lastwagen voll mit Vertrauen.
Im Grundsatz sind die Forderungen der Fachfrau meines Erachtens richtig, Eltern hätten sich für ihren Nachwuchs einzusetzen und dieser habe zuhause zu wohnen. Aber es ist auch etwas weiteres anzuerkennen: So wie auf der einen Seite – es tut mir leid, dass ich diesen Begriff verwenden muss – verrotteten Familien anständige Menschen entspringen können, gibt es anständige, kluge, empathische, im richtigen Ausmass fürsorgliche, wohlwollende etc. Eltern, die alles richtig machen, aber halt eben – der Begriff tut mir wieder leid – eine üble, unverbesserliche, schlimme Brut haben, die man als Nichtfachmann nicht auf eine einigermassen rechte Bahn bringt. Da ist es zwecklos, bedauernswerte Eltern zu belasten. Wer das nicht anerkennt, sieht die Tatsachen nicht.
Der Seitenhieb Richtung „Geschäfltimacherei“ emfpinde ich unnötig- an unsrer Schule hat es an Heilpädogogischer Unterstützung sehr gefehlt- die verkappte Sparmassnahme mit Kleinklassenaufhebung&seltsam umgesetzter Inklusion brachte keinen heilpädagogischen Zweig zum blühen!
Dafür entstehen in Folge der zunehmenden Unruhe in den Klassenzimmern weitere Probleme welche Zeit/Energie/Massnahmen kosten.
Absolut einverstanden was die elterliche Verantwortung betrifft.
Und ich freu mich schon auf die „Erziehung ist Gewalt! Ist sie nicht!“-hin-und-her-diskutiererei… . Doch es gibt schon Einschränkungen, rein „hirntechnischer Natur, welche es nicht einfach machen und wo Unterstützung dringend nötig ist, will man sein Kind eben gesellschaftsfähig-sozial-interagierbar aufwachsen sehen.
Es wird im Blog nicht erwähnt, aber wenn die Dame auf eigene Rechnung oder für einen privaten Träger arbeitet, ist sie für mich nicht existent. Hoheitliche Aufgaben dürfen nur innerhalb hoheitlicher Strukturen bearbeitet werden. Der ganze Schmutz, welcher derzeit das schweizerische oder bundesdeutsche Gesundheitswesen vergiftet hat, kommt nur aus der Zulassung privatwirtschaftlicher Teilnehmer.
Die paar Platituden, welche oben erwähnt werden, rechtfertigen keinen Sonderstatus der Dame. Soviel kann jeder Sozialpädagoge, welcher den Anstand besitzt, ausschliesslich im Rahmen staatlicher oder kantonaler Hoheit zu arbeiten.
Lieber keine als privatwirtschaftliche Lösungen, ist mein Credo.
Es ist ja im Text eben gerade nicht erwähnt. Also müssen Sie es ehrlicherweise offen lassen.
Das kann ja jetzt wohl nicht ihr Ernst sein – oder aber sie verteidigen die „Hoheiten“ hier im Sinne von Pensionssicherung der genannten staatlichen Branche? Die Verantwortung der Eltern ist ja heute gar keine mehr sondern wird gleich an ebendiese ‚ Hoheiten delegiert – fein raus wenns schief geht – ein Kind grosszuziehen ist ja heutzutage mit zuviel Zeitaufwand verbunden – Zuwendung wird mit Ruhigstellung durch jedwelche Konsumermoeglichungen vergolten. Wenn sich die Staatlichen da mal raushalten wuerden waere schon viel gerettet
Da kann ich Ihnen nur zustimmen liebe Brunhilde. Diese Behauptungen sind eine Frechheit. Die heilpädagogische Betreuung wird nicht den Schülern angepasst, sondern die Schüler auf zu wenige Heilpädagogen.
Kleinklassen wurden nicht zu Integrationszwecken abgeschafft, sondern aus Spargründen und das auch in einem der reichsten Kantone, in dem ich bis mitte 2015 ansässig war. Mein hirnverletzter Sohn bekam vom KIGA bis zur 6. Klasse weniger Unterstützung, als ihm zugestanden hätten, aus Personalmangel. Erst seit dem Umzug in einen der ärmsten Kantone bekommt er die volle Anzahl Lektionen, seit August bekommt er sogar Zusatzlektionen.
Frau Gabirovic arbeitet bestimmt umsonst, so wie sie rumtönt.
„Wir sind für solche Kinder wie Ihrem Sohn nicht eingerichtet. Wir haben ein Angebot für normale Kinder.“ Das hat mir die Schulpsychologin in meinem Schulkreis gesagt.
Sie hat sich also geweigert, meinem Sohn – der mit 12 in 4 Tagen über 2000 Seiten GOT +
HP cursed child auf Englisch gelesen und im Wesentlichen verstanden hat – eine angemessene schulische Betreuung zukommen zu lassen. Die offizielle Schule gibt es nicht für meinen Sohn. Die Folge: er wäre ohne Privatschule nicht mehr zu betreuen vor Langeweile.
Ich finde viele Teile, die sie gesagt hat, richtig. Einfach mir als Elternteil die Verantwortung für alle Schwierigkeiten zuzuweisen, ist nicht richtig, ist aber kein sinnloser Anfang.