Mit 7 schon in der Pubertät?

Trotzphase reloaded: Pubertierende im Mini-Format. (Flickr/Kevin Shorter)

Trotzphase reloaded: Pubertierende im Mini-Format. (Flickr/Kevin Shorter)

«Ich habe einen kleinen Teenie zu Hause.» Diesen Satz habe ich im letzten halben Jahr öfter gesagt, halb witzelnd, halb ernst. Denn tatsächlich hatte sich meine wundervolle Tochter ziemlich plötzlich ziemlich stark verändert. Sie war schon vorher gerne unterwegs, doch jetzt wollte sie an ihren freien Nachmittagen jeweils nach dem Mittagessen sofort zu einer Freundin verschwinden oder sie zu uns holen. Bloss nicht zu viel Zeit nur mit der Mutter und dem kleinen Bruder verbringen, «laaaaangweilig»!

Wenn es denn nur das wäre. Doch meine Kleine findet neuerdings ihre Familie nicht nur ein bisschen langweilig, sondern legt im Umgang mit uns zwischendurch auch ganz neue Verhaltensweisen an den Tag. Wenn ich ihr früher einen Wunsch abgeschlagen habe, folgte vielleicht ein bisschen Herumgejammere. Heute schmeisst sie mir schon mal ein «Blödes Mami» an den Kopf. Sie knallt Türen, spricht neuerdings Pausenplatz-Englisch («What the fuck!») und lässt sich bei ihrer Kleiderwahl gar nichts sagen, auch wenn es sich nur um temperaturbezogene Ratschläge handelt.

Ein typischer Teenie halt. Bloss: Sie wird erst sieben Jahre alt.

Willkommen in der Latenzzeit

Abnormal ist ihr Verhalten für dieses Alter dennoch nicht. Latenzzeit nennen das Experten, wenn die Kinder mit etwa sechs Jahren beginnen, sich wie Pubertierende im Mini-Format aufzuführen. Oder eben etwas umgangssprachlicher «Kleine Pubertät».

(iStock)

Erkennungsmerkmal Zahnlücke. (iStock)

Einige sagen, das Ganze stehe im Zusammenhang mit dem Zahnwechsel – es gibt sogar ein ganzes Buch zum Thema: «Wackeln die Zähne, wackelt die Seele». Barbara Wüthrich, Beraterin bei der Pro-Juventute-Elternberatung bestätigt, dass der Zahnwechsel Auswirkungen aufs Verhalten haben kann: «Da geschieht etwas, das man nicht selber beeinflussen kann. Zudem ist es ein klares Zeichen von Veränderung, von älter werden. Das kann das Kind verunsichern.»

Sie gibt aber auch zu bedenken, dass der Zahnwechsel oft mit dem Kindergarten- oder Schulstart zusammentrifft. Solche Übergänge seien immer herausfordernde Zeiten. «Die Kinder brauchen viel Energie, um sich in Schule oder Kindergarten von der besten Seite zu zeigen. Daheim wird dann losgelassen und sie greifen auf Kleinkindmuster zurück – Stichwort Trotzphase», sagt Wüthrich, «dies ist in der Pubertät tatsächlich ähnlich.»

Ommmm – es ist nur eine Phase

Ob die Zähne oder die Schule mit hineinspielen: Es geht einmal mehr ums Thema Ablösung. Die Kinder entwickeln sich enorm in dem Alter, werden motorisch geschickter, intellektuell reifer. Und wollen folglich noch selbstständiger werden, sich ein weiteres Stück von den Eltern entfernen und teilweise eben auch auf nicht so nette Art abgrenzen.

Das zu wissen, entspannt sofort: Es geht allen in mehr oder weniger starkem Ausmass gleich und – ommmmm – es ist nur eine Phase. Also ruhig bleiben, sich über die positiven Seiten des Entwicklungsschrittes freuen – selbstständigere Kinder bedeuten bekanntlich auch eine gewisse Entlastung für die Eltern – und auch Regeln überdenken und anpassen. Vielleicht ist das Kind jetzt zum Beispiel reif genug, die Freundin ganz alleine auf dem entfernteren Spielplatz zu treffen. Und: den Fokus auf die guten Momente legen und wegen der weniger guten in ruhigen Augenblicken das Gespräch mit dem Kind suchen. «Toll ist ja, dass sich beim Kind die Fähigkeit, im Nachhinein ruhig darüber zu reden, immer mehr entwickelt», so Wüthrich, «und dass die Kinder in diesem Alter je länger, desto mehr auch dazu bereit sind.»

Dieser Beitrag ist neu unter www.tagesanzeiger.ch/mit-7-schon-in-der-pubertaet-598268039235 zu finden.

52 Kommentare zu «Mit 7 schon in der Pubertät?»

  • Flo sagt:

    Darf man sich fragen ob nicht wir alle, die ganze Umwelt und auch unser eigenes Verhalten etwas zu der „verfrühten Pubertät beiträgt.

  • DontJustStandThereAndNodTamely sagt:

    Wieso sprechen viele hier von „Strafe“ nach respektlosem Verhalten? Wenn zuvor klare Regeln, wie man miteinander auch in Krisenzeiten umgeht, aufgesetzt und vorgelebt wurden, dann ist es keine Strafe sondern eine Konsequenz. Dass Kinder vielleicht schon früher in diese Phase von „mein Hirn spielt verrückt“ gelangen, soll kein Freipass für alle Beteiligten sein, dass Sätze wie „f**ck you“ etc. fallen und toleriert werden. Wer seine Grenzen ausloten will, gerne. Die Leitplanken muss man aber vorher setzen und nicht erst dann, wenn die Nerven blank liegen… Selber Schuld. Den Kinder alles erklären und sie wie Miniatur-Erwachsene behandeln? Studien zeigen, dass dies nicht funktioniert.

    • DontJustStandThereAndNodTamely sagt:

      Stefan Treue, Leiter der Abteilung Kognitive Neurowissenschaften am Deutschen Primatenzentrum und an der Universität Göttingen meint dazu: …“Wie der Lichtkegel einer Taschenlampe leuchtet unser Gehirn den Bereich des Sehfelds aus, auf den wir uns gerade konzentrieren. Alles andere bleibt im Halbdunkeln. Und der Stirnlappen des Gehirns bestimmt, wo der Lichtkegel hinfällt und wie breit er ist….Kinder neigen dabei ganz besonders zum Tunnelblick, nehmen also besonders wenig wahr außerhalb dieses Aufmerksamkeitsfokus“.
      Also: des Einen Freiheit hört dort auf, wo die des Anderen beginnt, oder?! Respekt ist ein langer Weg. Falls Eltern diesen Weg nicht gehen mögen, dann erstaunen mich Ausdrücke wie „f**ck“ auch nicht mehr.

  • Daniel Fässler sagt:

    Alles Fälle für Ritalin.

  • Nala sagt:

    Gute Wirkung auf das „blödes Mami“ hatte bei mir immer, dass ich mit „ja ich weiss. Ich muss so sein. Du musst Dich an mir reiben können“ antwortete. Damit wurde dem Kind und mir wieder bewusst, dass wir durch diese Phase hindurch müssen. Egal ob Trotzalter oder Teenie. Miteinander diese blöden Phasen aushalten war eine spannende Erfahrung. Einfach mal die blöde Mutter sein und nichts daran ändern wollen. Gibt nämlich nichts schlimmeres, als Mütter die immer einen auf Jung machen wollen und sich in Sprache (und Kleidung) dem Kind anpassen.

  • Susi sagt:

    Meine 7jährige Tochter und ich sprachen kürzlich über mein 14jähriges, pubertierendes Gottimeitli. Meine Tochter meinte: „Jaja, diese Teenies. Ich frage mich, wie ICH mich dann in diesem Alter verhalten werde, ich bin ja JETZT bereits recht frech manchmal.“ Ich weiss gar nicht mehr, was ich antwortete, ich glaube etwas wie: „Ja, das frage ich mich auch oft…“ (Und gedacht: „Hoffentlich nicht wie ich damals. Hoffentlich nicht wie ich damals. Hoffentlich…“)

    An Frau Kuster: Danke für die Info bezüglich der Frühpubertät, das erklärt doch einiges.

    • Carolina sagt:

      Haha, Susi, das kenne ich sehr gut – und ich kann heute endlich sagen, dass zumindest die Aelteren viel, viel harmloser waren als meine Geschwister und ich! Aber das war wirklich immer meine grosse Angst und als es dann mit 7 oder 8 schon (scheinbar) losging, dachte ich, jetzt habe ich es schon verk….ckt. Meine liebe Mutter hatte uns immer gedroht damit, dass sich ‚die Natur‘ schon rächen würde und uns auch so grauenhafte Kinder bescheren würde, wie sie sie bekommen hatte (immer sehr selbstkritisch, unsere Gute). Aber es ging eigentlich alles gut (ausser den zu erwartenden Dingen, aber das muss ja so sein) – das wird bei Ihnen auch so sein, Daumendrück!

  • Richard sagt:

    Solange Goofen, in gewissen Kreisen auch bekannt als „Kids“, nur zuhause „blöde“ oder blöde tun, ist mir das wurscht. Hässig und bissig werde ich, wenn sie es rund um mich rum tun: im Zug, im Restaurant, im Zoo etc. Dort haben die Erziehungsverpflichteten (nicht „Berechtigten“) eine unbedingte Pflicht, Fremdkinderärger von mir fernzuhalten. Dann ist alles gut, und auch ich bin freundlich. Als seien Sie bitte so einsichtig und rücksichtsvoll, und gehen Sie mit Ihrem Nachwuchs nur dorthin, wo er niemanden belästigt. Danke.

    • alam sagt:

      Und sonst beissen sie?

    • MMA sagt:

      Also darf man mit den Kindern nicht mal mehr in den Zoo, um Zeitgenossen wie Sie nicht zu verärgern? Ich schlage vor, den Spiess besser umzudrehen – Sie meiden Orte, an denen die Gefahr besteht, auf Familien mit Kindern zu treffen. Damit wäre allen gedient!

    • 13 sagt:

      Ja, wirklich mühsam solche Kinder. Und erst Erwachsene, die im öffentlichen Raum (z. Bsp. dem Internet) keinen Anstand zeigen, sondern erst mal zum Rundumschlag ausholen und Kinder Goofen nennen. Wirklich unerträglich.

    • Susi sagt:

      Die „unbedingte Pflicht“, hahaha, der ist echt gut!!!

      Richard, woran erkennt man Sie im Zug, Restaurant, Zoo? Wanderskistöcke im Rucksack, Bürstenschnitt, hager, heraustretende Kieferknochen, 1.63 m gross? (Einfach, dass ich dann an den roten Teppich denke…)

    • Marianne sagt:

      Richard, Sie haben Mut! In dieser Sparte so etwas zu verlangen! Oder sind Sie suizidal? 🙂 Sie kennen sich hier nicht so gut aus, denke ich, denn wissen Sie, hier tummeln sich vor allem Leute, deren Nachwuchs so heilig ist, dass er alles darf, nicht nur zuhause, sondern im Tram und im Restaurant und in der Schule erst recht. Wenn der Nachwuchs dann keine Lehrstelle findet, weil ihn niemand will, schickt man in in die Kanti und dann in die Uni und kann hinauszögern, dass ihn niemand im Erwerbsleben will, und sowieso ist das Erwerbsleben nicht alles auf Erden. Und sowieso: Einem Goof, ich sage das jetzt auch so, einem Goof beizubringen, dass es noch andere Menschen mit Bedürfnissen gibt, nicht nur ihn, das ist eben mühsam. Müssen Sie verstehen, Richard.

  • Carolina sagt:

    Das war schon vor längerer Zeit so, jedenfalls bei uns. Wir dachten, etwas stimmt nicht, als beide älteren Kinder so mit sieben bzw acht anfingen, eine Art Dr Jekyll/Mr Hyde-Phase durchzumachen (liebe den Ausdruck von 13: Terrorzwerge daheim, exakt!). Von heute auf morgen schien es uns, als hätten sie eine Persönlichkeitsveränderung durchgemacht – kam hinzu, dass eine der beiden mit acht einen (klitzekleinen) Busen bekam. Bei der zweiten waren wir dann schon besser vorbereitet, bei beiden kam aber irgendwann, ein oder zwei Jahre später, eine Art Konsolidierung, wo sie wieder umgänglich und zugänglicher wurden. Die Pubertät, vor der wir nach diesen Erfahrungen Angst hatten, waren bei beiden relativ harmlos – vielleicht waren wir einfach auch gelassener.
    Bei unserem jüngsten Sohn ist mit

    • Carolina sagt:

      /2 neun Jahren nichts in Sicht – und in meiner Umgebung beobachte ich, dass hauptsächlich Mädchen von dieser Prä-Pubertät ‚betroffen‘ zu sein scheinen.
      Eine einzelne Erklärung dafür habe ich nicht, bezweifle aber die mit den Zähnen sehr stark – es sei denn (ist nicht auszuschliessen) Kiefer haben Einfluss auf den Hormonhaushalt. Herr Frey, bitte übernehmen Sie! 😉

    • Martin Frey sagt:

      Eine schlüssige Antwort weiss ich auch nicht, Carolina. Aber das Phänomen ist bekannt. Diese labile Phase von Zahnwechsel und verändertem Verhalten fällt natürlich auch oft mit der Einschulung zusammen. Dies ist für alle Kinder ein grosser Schritt, insofern stellt sich bei dem Thema wieder mal die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Die Kinder unterstehen wie wir alle wissen zusehends auch dem Einfluss von Peer-Gruppen, nebst dem höheren Rhythmus und dem vermehrten Druck der neuen Umgebung.
      Tendentiell denke ich, dass die Pubertät heute tatsächlich etwas früher beginnt, wobei die Bandbreite da natürlich riesig ist. Und der Beginn der Pubertät (wie auch der Zahnwechsel) ist natürlich ein längerer Prozess, es wird nicht einfach ein Schalter umgelegt. Dito für die hormonellen Veränderungen.

    • Hans Hintermeier sagt:

      Wissen tue ich es auch nicht, habe aber mal gehört, es könnte mit den Antibabypillenrückständen im Abwasser zusammenhängen evtl. auch mit Bisphenol-A. Evtl. aber auch nur wieder so eine Korrelations-Kauslitäts-Verwechslung

      http://www.bafu.admin.ch/wasser/13390/15060/index.html?lang=de

      • adlerauge sagt:

        Ausschliessen würde ich das jetzt sicher nicht. Wir haben ja eine reiche Geschichte an mehr oder weniger schlimmen Auswirkungen unseres Tuns auf die Umwelt und schlussendlich auf uns selbst… Teilweise wurde adäquat reagiert (Abwasserreinigungsanlagen und Massnahmen gegen Überdüngung der Gewässer), teilweise auch viel zu zögerlich (z.B. Asbest). Mikroverunreinigungen (u.a. hormonaktive Stoffe) sind erst seit wenigen Jahren ein Thema, werden uns aber sicher noch lange beschäftigen.

    • 13 sagt:

      @ Carolina
      Genau das kenne ich auch. Knapp acht geworden und man sieht schon körperliche Veränderungen. Ob ein Zusammenhang zu den Zähnen besteht weiss ich nicht. Allerdings weiss ich, dass sie auch da sehr früh dran war. Der erste Zahn fiel vor dem 5. Geburtstag raus. Inzwischen sind es 8. Vielleicht könnte diese Frage mit einem Blick auf die Länder, wo das Schulalter nicht mit 6/7 beginnt geklärt werden?

      • Carolina sagt:

        Meine Mutter (Gynäkologin) hat schon in Bezug auf mich und meine Geschwister immer behauptet, wir wären sehr früh entwickelt gewesen und sie führte es damals auf die (anscheinend noch überhaupt nicht diskutierte) Hormonkonzentration im Trinkwasser der zwei Jahrzehnte vorher eingeführten Antibabypille zurück.
        Meine beiden älteren Kinder (wie wir auch) haben die ersten Jahre ihres Lebens in England verbracht und sind mit drei Jahren in die Vorschule und mit fünf Jahren eingeschult worden. Um ehrlich zu sein, an ihren Zahnstatus kann ich mich nicht erinnern ;-(

      • Sportpapi sagt:

        „Vielleicht könnte diese Frage mit einem Blick auf die Länder, wo das Schulalter nicht mit 6/7 beginnt geklärt werden?“
        Welche Frage? Meinen Sie, es besteht ein Zusammenhang zwischen Schuleintrittsalter und der hormonellen Entwicklung von Kindern?

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Nein, aber dass (manche) Kinder derart stark auf diese Phase reagieren, kann eben schon auch mit dem Schuleintritt zusammenhängen. Darum denke ich, sollte man Fälle anschauen, wo das nicht der Fall ist. So wie ich es verstehe, ist es generell nicht ganz klar, ob es wirklich hormonell ist.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ich bin sicher, dass Kinder generell stark auf den Schuleintritt reagieren. Und auf das, was da allenfalls in der Schule, im Freundeskreis abgeht.

    • Sportpapi sagt:

      Dass die Kinder heute früher (körperlich) reifen ist glaube ich schon lange ein Thema. Und wird auf stark auf Ernährung zurückgeführt, unter anderem. Kommt dazu, dass osteuropäische Kinder vielfach deutlich früher reifen, was manchen Sporttrainern schon lange aufgefallen ist.
      Mag sein, dass die körperliche Reifung auch zu verfrühtem Zahnwechsel führt (kaum umgekehrt). Das Verhalten der Kinder würde ich aber schon eher auf das geänderte Umfeld – Schule – zurückführen (Pausenplatz-Slang spricht ja für sich…). Übrigens auch im Positiven: Auch hier merken Vereinstrainer nach wenigen Monaten, welche Fortschritte die Kinder bezüglich Sozialverhalten machen. Dafür ein Dank den Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen, für diesen Knochenjob!

      • 13 sagt:

        „Mag sein, dass die körperliche Reifung auch zu verfrühtem Zahnwechsel führt (kaum umgekehrt).“
        Ich meinte das auch eher im Sinne von, dass für beides der gleiche Ursprung besteht, nicht im Sinne von, dass die Zähne das verursachen. Das mit osteuropäischen Kindern ist interessant. Ist das genetisch oder auch kulturell (Ernährung, Lebensstil)?

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ich müsste mich schlau machen. Bis dahin ist es eher eine Rückmeldung von vielen Trainern, die ich kenne. Man sieht es manchmal auch in den Ranglisten, denn diese Kinder sind dann früh sehr weit vorn, später aber teilweise nicht mehr.

  • Luise sagt:

    Ob es damit zu tun hat, dass Kindern keine Grenzen mehr gesetzt werden? Mir scheint, Kinder bestimmen heute immer mehr, was in der Familie geht oder nicht geht. Sie schaffen es auch, ihren Willen durchzusetzen, denn, Mami will ja nicht autoritär sein und, ums Himmels Willen, ja nichts falsch machen. Kinder suchen Konfrontation. Das ist anstrengend. Weicht man aus,geht es ins Endlose.

    • 13 sagt:

      Kommen denn Ihrer Meinung nach nur Kinder antiautoritär erziehender Eltern in die Trotz- resp. Selbständigkeitsphase, die Latenzphase oder die Pubertät? Es mag sein, dass sich die anderen eher „zusammenreissen“, vermutlich auch weil sie sonst Strafen fürchten, aber es geht hier um eine Entwicklungsphase und dass diese erziehungsabhängig ist, wäre mir neu. Spannender wäre jedoch die Frage, ob die autoritär erzogenen Kinder nicht mal einen Nachholbedarf haben? Wenn ich meinen Freundeskreis anschaue, hat der Gedanke etwas für sich. Diejenigen, die mit 20 die grösste Alkohol- (und schlimmeres) Exzesse feierte und auch sonst über die Stränge schlugen, taten dies, weil sie es endlich konnten. Aber es ist natürlich nicht repräsentativ.

    • Susi sagt:

      Meiner Erfahrung nach lassen die Kinder, die zuhause sehr streng gehalten werden, dann einfach in der Schule Dampf ab.

      • Sportpapi sagt:

        „Meiner Erfahrung nach lassen die Kinder, die zuhause sehr streng gehalten werden, dann einfach in der Schule Dampf ab.“
        Ach ja? Was heisst sehr streng? Meiner Erfahrung nach haben die Lehrer/innen vor allem mit denen zu kämpfen, die zu Hause wenig Grenzen erlebten. Aber das betrifft natürlich die frühen Schuljahre. Oben kenne ich nur Gymnasium und Berufsschule KV, da gibt es natürlich eine Verzerrung.

      • Susi sagt:

        @SP: Das war in der Primarschule. Die verhaltensauffälligsten Schüler/innen waren in aller Regel diejenigen, die zuhause an der kurzen Leine gehalten wurde.

        Auf Gymnasialstufe ist das Thema „Disziplin“ nicht wirklich vorrangig.

      • Susi sagt:

        P.S.: Ich gehörte zu denen, die zuhause superfrech waren, meine Eltern kamen mit mir echt an die Grenzen. In der Schule war ich streberhaft.

        Im Gymi war es dann sowieso anders. Zuhause verludert und in der Schule anwesend, wann es mir mal passte. Das war allerdings nach der Pubertät.

    • Sportpapi sagt:

      Ich glaube schon, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Verhalten des Kindes und der Erziehung/dem Erziehungsstil gibt.
      Sonst könnten wir ja gleich aufhören mit unseren Bemühungen…

      • Carolina sagt:

        Das bestreitet ja auch niemand, SP. Es geht darum, wie dieser Erziehungsstil aussieht…… Für meine Begriffe ist das, was Luise beschreibt, ein möglicher Pol, der andere ist der, den 13 und Susi erwähnen. Die Kunst liegt dann wohl irgendwo in der Mitte, in der berühmten Grauzone, nehme ich an……

      • Sportpapi sagt:

        @Caro: Situativ-variabel.
        Allerdings fällt mir manchmal schon auf, dass gerne Eltern über Launen ihrer Kinder berichten, die sonst gerne ihren modernen Erziehungsstil vorstellen. 13 sagt es ja selber – mag sein, dass sich die anderen Kinder eher zusammenreissen, weil sie Strafen fürchten. Ja, so ist es wohl.

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Das sie sich „zusammenreissen“, sofern die Impulskontrolle überhaupt gegeben ist, und es anders kompensieren, heisst aber nicht, dass sie nicht in diese Phase kommen. Und hier ging es ja um die Phase und nicht um das Verhalten an sich.
        Das „Berichten über Launen“ ist noch einmal ein anderes Thema. Der Unterschied liegt eher darin, dass die Anhänger des „modernen“ Stils diese eher beschreibend schildern, während bei den „strengeren“ eher noch ein: „Aber ich unterbinde das gleich.“ hintennach kommt. Allerdings gebe ich Carolina völlig recht. Das ist jetzt eine völlig vereinfachte Schubladisierung, natürlich gibt es x Erziehungsstile, die zwischen den beiden Extremen stehen.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Natürlich unterbinden wir das gleich. 🙂
        Grundsätzlich sehe ich da ja sowieso keiner generalisierbare Phasen, sondern Kinder, die individuell Prozesse durchlaufen. Und Kinder, die in Kindergarten/Schule kommen, sind zu Beginn häufig ziemlich müde, auf der anderen Seite eröffnet sich eine neue, spannende Welt. Neue Freunde, oder so weit weg von den Eltern? Klar, dass sich das dann auch äussert.

      • 13 sagt:

        „Und Kinder, die in Kindergarten/Schule kommen, sind zu Beginn häufig ziemlich müde, auf der anderen Seite eröffnet sich eine neue, spannende Welt. Neue Freunde, oder so weit weg von den Eltern? Klar, dass sich das dann auch äussert.“

        Das gilt ja alles schon beim Eintritt in den Kindergarten. Auch daraus reagieren sie häufig, sehe ich gerade an meinem zweiten. Aber das oben beschriebene Verhalten kam verzögert. Ziemlich genau mit dem 7. Geburtstag, hat sich dann noch gesteigert und nimmt inzwischen wieder langsam ab, von daher bin ich schon der Meinung, dass es eine Phase (Entwicklungsschritt), die unabhängig vom Schuleintritt und Erziehung erfolgt.

  • Alpöhi sagt:

    Die Pubertät kommt heutzutage früher, erlebe ich auch so.

    Die gute Nachricht: Sie ist heutzutage auch früher vorbei. Ab 14 Jahren kann man es wieder richtig gut haben miteinander 🙂

  • 13 sagt:

    Sprechen Sie von meiner Tochter? Wir sind seit rund einem Jahr in der Phase, mal mehr, mal weniger. Türe zuschlagen, Augen verdrehen, schreien und/oder weinen, alles ignorieren, was die Eltern sagen und Stimmungsschwankungen. Auswärts, in der Schule, bei Freunden, Gotti etc. ein Sonnenschein, angepasst, hilfsbereit, nett zu allen, zu Hause ein Terrorzwerg. Uns hilft jeweils bewusst Zeit für sie nehmen. Länger aufbleiben lassen, wenn die Geschwister schlafen, einen Einkaufsbummel zu zweit etc. Dann merkt sie, dass wir sie als „Grosse“ wahrnehmen und kommt mit ihrer neuen Rolle besser klar, was sich für alle auszahlt.

    • MMA sagt:

      Wir können das 1:1 unterschreiben – geht uns haargenau so mit unserem 7-jährigen Sohn! Alle loben ihn über alles, aber zu Hause reisst man sich die Haare aus wegen seinem Verhalten – trotz viel Zeit nehmen, viel Liebe und Aufmerksamkeit schenken etc. aber es stimmt wohl, dass man ihnen vermehrt das Gefühl geben muss, als „Grosse“ wahrgenommen und akzeptiert zu werden! Hoffen wir, dass die richtige Pubertät dafür etwas milder verlaufen wird:-)!

  • Fischli sagt:

    Wir haben drei Kinder und mein Credo einer spinnt immer!

    Ob das nun Trotzphase, Vor- oder Pubertät heisst, ist doch einerlei. Erziehen ist ein anstrengender Permanentjob, der laufend fordert und einem zum Reflektieren bringt.

    Fazit: Jede Phase geht vorbei – mit Liebe, VIEL Konsequenz, genügend Präsenz in der Erziehung und einer Prise Humor übersteht man alle.

    • Flo sagt:

      Fazit: Jede Phase geht vorbei – mit Liebe, VIEL Konsequenz, genügend Präsenz in der Erziehung und einer Prise Humor übersteht man alle.
      Meine Meinung; sie haben es auf den Punkt gebracht.
      Und wenn’s nicht funktioniert sollte Mami und Papi sich mal fragen woran es liegt.
      Zeit haben ist dabei ein sehr wichtiger Faktor für Liebe, viel Konsequenz, Präsenz für die Erziehung – nicht alles an Aussenstehdende delegieren und auch den Humor

  • Papperlapapi sagt:

    Zahnlücke verursacht blöd tun? Wikipedia: cum hoc ergo propter hoc.

  • Rahel S sagt:

    Eine Phase, die vorbei geht? Ich habe so das schleichende Gefuehl, dass das nahtlos in die richtige Pubertaet hineinlaeuft- oder ganz einfach wirklich die Pubertaet schon so frueh anfaengt. Unsere aelteste Tochter ist nun 9, steckt seit rund 1.5 Jahren in diese Phase und zeigt auch schon Anfaenge von koerperlicher Veraenderung….. Natuerlich ist jedes Kind anders und unsere juengere Tochter (bald 7) scheint noch nicht in diese Richtung zu gehen- aber im Allgemeinen sieht es doch rund um mich so aus, als wuerden vorallem die Maedchen viel frueher in die Pupertaet treten als das bei uns noch geschah. Oder das ganze zieht sich einfach furchtbar in die laenge… Gruende gibt es anscheinden einige.

    • Cybot sagt:

      Die „Phase“ dauert eigentlich von der Zeugung bis zum Ausziehen in die erste eigene Wohnung. Alles andere sind Spitzfindigkeiten.

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