Doofe Schulstrafen

Mantra mit null Spirit: Bart Simpson bei einer seiner zahlreichen Wandtafelbestrafungen. (Screenshot)
Die meisten kennen es nur noch von Bart Simpson: zur Strafe reihenweise «Du sollst nicht dies und das» auf die Tafel schreiben. Wie ein Mantra, nur mit wesentlich weniger spirituellem Anspruch. Nämlich null. Das Strafmodell war früher beliebt für jegliche Art des Vergehens: von Kaugummikauen während des Unterrichts über unaufgefordertes Reden, Leim auf dem Stuhl des Lehrers oder für ein vergessenes Heft. Es kam strafevolutionstechnisch so kurz nach der Schämecke und der Eselsmütze ins Spiel. Hauptsache Pranger.
Klar, Lehrer müssen über ein Instrumentarium verfügen, um erwünschtes Verhalten zu fördern und unerwünschtes möglichst zu unterbinden. Was dabei erwünscht oder unerwünscht ist oder sein soll, lassen wir hier mal getrost beiseite, damit liesse sich allein schon ein ganzer Blog füllen.
Im Idealfall gelingt die Erziehung, und um das geht es ja letztlich, weitgehend mit einer Mischung aus natürlicher Autorität seitens der Lehrperson und der Fähigkeit zur Einsicht seitens der Schüler. Im Idealfall. Natürliche Autorität ist nicht jedem gegeben, und der bedingungslose Respekt gegenüber Lehrpersonen ist nicht mehr in Stein gemeisselt oder wird Kindern von den Eltern eingebläut. Und bei der Einsicht ist es so, dass auch sie a) ein gewisses Mass an Vorerziehung voraussetzt und b) in einem gewissen Alter die Opposition erst recht definiert: Es ist unerwünscht, ergo tue ich es, denn ich kann damit Macht ausüben oder meinen Unwillen kundtun.
Die Prinzipien von Ursache und Wirkung
Aus diesen Gründen braucht es meist noch die eine oder andere Massnahme zusätzlich, um Versäumnisse oder ernsteres Vergehen zu ahnden. Schliesslich werden die Kids irgendwann sich selbst überlassen, und da ist es gesellschaftlich gesehen doch sehr nett, wenn sie die Prinzipien von Ursache und Wirkung und Recht und Verantwortung kennen. Auch wenn sie furchtbar staubig klingen, sind sie aktuell wie eh und je.
Doch wenn man sich bei Schweizer Eltern umhört, wird rasch klar: Die Bandbreite solcher Massnahmen in Schulen reicht von antiquierter Bart-Simpson-Pädagogik bis hin zur Vogel-Strauss-Taktik. Ein Zürcher Schulhaus verlangt von den Schülerinnen und Schülern, die irgendetwas ausgefressen haben, dass sie auf einem A4-Hüslipapier alle Felder bunt ausmalen sollen. Das ist nicht sonderlich schlimm, aber doch erschreckend sinnfrei. Einen direkten Zusammenhang zwischen Vergehen und Strafe kann ich hier beim besten Willen nicht erkennen, höchstens Fantasielosigkeit.
In einer Sekundarschule im Kanton Zürich müssen die Kinder regelmässig am Mittwochnachmittag nachsitzen und Seiten aus einer Zeitung abschreiben, auch dies ohne ersichtlichen Zusammenhang mit dem Vergehen. In einem Zürcher Gymnasium steht zudem das Abschreiben ganzer Schulbuchseiten hoch im Kurs. Ich bezweifle, dass dies den Kindern hilft, sich künftig anders zu verhalten.
Kinder werden selten zur Rechenschaft gezogen
Ich persönlich finde, im dritten Jahrtausend dürfte man dazu übergehen, von Strafmassnahmen zu verlangen, dass sie mindestens eins der zwei folgenden Kriterien erfüllen: Sie sollten entweder in einem für die Kinder erkennbaren, direkten Zusammenhang mit dem Vergehen stehen. Ein Beispiel: Wer Kaugummi kaut, hilft dem Hauswart dabei, Kaugummireste zu entfernen. Oder sie sollten dem Kind eine Aufgabe übertragen, die der Gemeinschaft etwas bringt. Ein Beispiel, ebenfalls aus einem Zürcher Gymnasium: Wer die klar definierten Regeln bricht, backt Muffins für die ganze Klasse. Das hat zwar keinen ursächlichen Zusammenhang. Aber die Gemeinschaft profitiert davon.
Wer nun anführt, dass dann ja doch wieder die Mütter die Muffins backen würden, dem möchte ich entgegnen: «Ja, die Chance besteht.» Aber das liegt an den Müttern (oder Vätern) selbst. An dem einfachen Grund, dass Kinder zu oft nicht zur Rechenschaft gezogen werden für ihr Handeln. Und das eben nicht nur in Schulen, sondern auch daheim. Warum das so ist, begreife ich nicht ganz. Ich finde es nämlich wesentlich angenehmer und einfacher, zusammenzuleben, wenn jeder weiss, was drin liegt und was für Konsequenzen es hat, wenn er oder sie sich darüber hinwegsetzt.
So, und jetzt alle miteinander hundertmal «Du sollst keine sinnlosen Strafen verhängen» schreiben.
In dem Sinne: frohes Schaffen, frohen Sommer!
157 Kommentare zu «Doofe Schulstrafen»
Was, wenn das Kind die Strafe schlicht verweigert? Ich rede hier von 3/4/5 jährigen Kindern. Ich steck ihn ins Zimmer und er kommt wieder raus. Da wird man ganz schön vorgeführt.
Ich habe Strafen abgeschafft. Funktioniert
Nicht schlecht. Die Kinder wissen, dass man am Tisch z.b nicht fluchen sollte. Und wenn sie’s doch mal tun- gleich ins Zimmer stecken? Macht das Sinn? Empfand das zu sehr als stressig.
Ich weiss jedoch nicht wie das mit älteren Kindern geht. Denke aber, straffreie, oder zumindest fast straffreie Erziehung sollte möglich sein ohne gleich der Kuschelpädagogik zu verfallen.
Was ich heute alles an Drohungen erlebe, da werden Kids reihenweise gefügig gemacht. Ich möchte wirklich keine Mitläufer/ brave Bürgerlein zu Hause. Selber denken! Strafe fördert das nicht.
Ein Fehlverhalten eines Schülers sollte SOFORT angesprochen werden. Kurz aufzeigen, wieso das Verhalten nicht angebracht war und SOFORT eine Konsequenz aussprechen, die dem Fehlverhalten entsprechend Kleiner oder Grösser ausfällt. Bei gröberem Vergehen Meldung an die Eltern.
Eine Strafe braucht keinen Sinn und keinen Zusammenhang mit dem Vergehen. Sollte aber alleine und in einer humanen Zeit zu erledigen sein.
Ich war in meinen unteren Schuljahren wahrlich kein Engel. Was auch hin und wieder mal Strafaufgaben ergeben hat. Alle meine Lehrer haben jedoch immer zusätzliche Strafaufgaben; aus Bereichen wo ich wohl Nachholbedarf hatte; erteilt. In gravierenden Fällen war dann das Ganze auch noch von den Eltern zu unterschreiben. Aber hallo, da hat es dann aber ein Donnerwetter gegeben.
Strafen brauchen nicht sinnvoll zu sein um zu wirken. Das sind Belohnungen ja meist auch nicht. Oder belohnen Sie Ihr Kind für gute Noten anders als für eine gelungene Vortragsübung?
Viel wichtiger ist, dass Strafen sofort nach dem „Vergehen“ ausgesprochen werden. Am wirksamsten sind positive oder negative Verstärker, wenn sie innerhalb einer Sekunde nach dem betreffenden Verhalten eintreten. Dann werden sie am ehesten mit dem Verhalten in Verbindung gebracht, das sie verstärken sollen.
Zweitens sollten Strafen richtig wehtun, also eher ein Samstag morgen nachsitzen oder drei Seiten Aufsatz schreiben.
Weiter sollte schon früh (1. Klasse) ein wirksames System eingesetzt werden, mit 12jährigen ist es viel schwieriger. Und Schulhausweit dasselbe ist auch ein Vorteil.
Eine Strafe muss nicht zwingend Sinn machen, sondern eben strafen. Also etwas verrichten, das einem stinkt. Konsequenzen können nicht immer im Zusammenhang mit dem Fehlverhalten stehen. Dazu finde ich, dass eine Strafe unmittelbar gesetzt werden sollte, besonders bei kleineren Kinder, und im Anschluss wird im Gespräch reflektiert wie das Verhalten verbessert werden kann. Danach ist alles vergessen und man schaut zusammen voraus.
Wir mussten einfach dann eine Woche lang die Tafel putzen…das stinkte uns enorm. Gewirkt hat es, denn man will nicht nochmals so eine öde Arbeit durchführen müssen, während alle anderen Kinder in der Pause sind…doch gewisse Schüler besserten sich so und andere eben nicht. Es gab auch Schüler die schrieben ständig Texte und waren grottenschlecht in der Schule und der Lehrer biss sich die Zähne an ihnen aus. Erstaundlicherweise entschuldigte sich ein Schüler am letzten Schultag beim Lehrer mit einem selbstgebackenen Kuchen und sagte: „Es tut mir leid, dass ich ihnen drei Jahre lang Müh und Leid angetan habe…“ Der Lehrer musste daraufhin weinen und insgeheime wussten alle, dass genau DIESER Schüler auf eine Art sein Lieblingsschüler gewesen war.
Ja ja ja, jeden Tag ein paar neue blöde Regeln erfinden, weil schon die alten nichts taugten. Das einzige wofür solche ständig neuen zusätzlichen und ergänzenden und künstlich mit „Sinn“ gefüllten Regeln gut sind ist es, sie zu brechen. Zehn radikale Gebote und ein strenger Richter sind besser als hunderttausend Laufmeter an Gesetztestexten und Horden von Juristen und Polizisten, welche für Ihre Einhaltung sorgen sollten und es doch nicht können. Oder wie Nietzsche sagte: „Justiz. – Lieber sich bestehlen lassen, als Vogelscheuchen um sich haben – das ist mein Geschmack.“
„Einen direkten Zusammenhang zwischen Vergehen und Strafe kann ich hier beim besten Willen nicht erkennen“
1. Haben wir „Auge um Auge“ (sprich Strafe per se – nicht die Höhe – muss mit Vergehen zusammenhängen) haben wir schon lange hinter uns gelassen.
2. Strafe im Sinne von: Konsequenz des vorangegangenen Verhaltens.
3. Die Strafe ist ganz einfach: Der Delinquent muss Zeit opfern. Ich persönlich finde es gar nicht schlimm, dass diese Zeit dann möglichst mit sinnlosen Aufgaben gefüllt werden (am härtesten wäre wohl: 2h stillsitzen!). Es wäre ja noch schöner, wenn der Deliquent in dieser Zeit vom Lehrer betreut Aufgaben löst, seine Leistung verbessert und am Schluss „zur Strafe“ mit einer besseren Note dasteht!
Wie heisst es doch klassisch in anderen Ländern: Nachsitzen!
Auge um Auge – war der erste Schritt, um zu Rache mässigen. Für einen ausgeschlagenen Zahn nicht gleich jmd totschlagen.
Manchmal wäre etwas mehr davon sinnvoll. Z.B. wenn Fussball-Chaoten exakt den Schaden berappen müssten, den sie auch angerichtet haben.
Natürlich sollte Strafe nicht Nachhilfe-Unterricht sein. Denn damit straft man die Lehrperson mit zusätzlicher Arbeit.
Aber „möglichst sinnlos“? Echt Sie enttäuschen. Das machten Diktaturen zur Demütigung und Demoralisierung. So entsteht keine konstruktive Atmosphäre.
Das abschreiben eines guten Textes hingegen, hat den guten Effekt, dass es neben der ärgerlichen Strafe, dem Schüler trotzdem einen Nutzen bringt. Soviel Humanität (man will helfen, nicht schaden) sollte dann doch noch vorhanden sein.
Es gibt bestimmt sinnvollere und weniger sinnvolle Strafen, aber Muffinsbacken wäre das Sinnloseste. Ein Strafe, die vor allem Drittpersonen straft, ist komplett verkehrt. Die Eltern müssen einkaufen, backen, verpacken bzw. überwachen, dass das alles geschieht. – Zudem wird es dann ein Klassenspass. Ist ja noch cool – auf dem Rücken der Eltern.
Einmal mehr kommt hier die romantische Realitätsferne zum Ausdruck.
Strafen sollen so mühsam sein, dass der Schüler sie fortan nicht mehr riskieren will.
Warum ist abschreiben so schlecht? Lesen und schreiben fördert das Sprachverständnis ungemein. Der Schüler ärgert sich, dass er eine Stunde schreiben muss, aber letztlich kommt es ihm zu Gute.
Zudem ist Eltern und Lehrer dabei NICHT mitbestraft.
Danke! Genau so ist es!
Ja, ja eine Sünde schreiben….. Wo denn? Etwa zuhause?
Dann lieber Muffins backen als ein Kind, das schon nach wenigen Minuten einen Krampf in der Hand hat, dazu zu zwingen die vom Lehrer angeordnete Abeit zu erledigen.
Das belastet auch die beste Beziehung zwischen Eltern und Kind, speziell wenn sich das Kind ungerecht behandelt fühlt.
Ja, Erziehung kann auch mal die Beziehung belasten.
Es geht aber nicht, dass die Lehrer für Sie erziehen müssen.
Strafe fällt nicht einfach vom Himmel, sie ist keine Konsequenz. Strafe wird angedroht um missliebiges Verhalten zu vermeiden und falls erfolgslos verhängt. Dabei von Konsequenz zu sprechen, ist ein Euphemismus, einem Kind würde ich sagen eine Lüge. Ich will Dir nicht wehtun, ich muss dir weh tun, damit du lernst, dass wenn du nicht tust, was ich sage, ich dir wieder weh tun muss.
Wie bescheuert ist denn das?
Richtig, Euphemismus. Deshalb sage ich dem nach wie vor Strafe…
die Konsequenz ist ein Strafe
… also den Ball flachhalten
ist absolut einerlei, wenn ich nicht zahle beim Parken ist die Konsequenz, dass ich entweder 4.- Fr. Parkgeld spare. Oder halt 40.- Fr. Busse zahle.
Die Busse ist eine Konsequenz meines Verhaltens.
Warum nicht von Konsquenzen reden? Das Wort Konsequenz zeigt mir, dass die Strafe eine Folge meines Verhaltens ist und nicht nur ein willkürlicher Akt des Strafers.
Dies geht natürlich nur wenn der Strafer, nicht willkürlich ist und die Strafkonsequenz vorher angekündigt hat.
Also – ruhig Blut.
„Die Busse ist eine Konsequenz meines Verhaltens.“
Aber wenn Sie sich gleich verhalten, und es kommt kein Polizist, hat das gleiche Verhalten eine andere Konsequenz. Sie lernen, sich nicht erwischen lassen.
Nicht jede Konsequenz ist eine Strafe und nicht jede Strafe ist eine Konsequenz.
Aber in diesem Fall trifft es IMHO zu…
Ja – schrieb ich doch. Willkürliche Strafen sind keine Konsequenzen. Solche, die klar definierte Spielregeln sind schon.
Ist im Fussball auch so.
Spielregeln müssen eingefordert werden, sonst hält sich niemand daran. Je klarer die Regeln definiert sind, desto grösser ist die Einsicht, dass es an einem selber liegt, dass es eben nunmal Konsequenzen des eigenen Verhaltens sind.
In dem Sinne ist das Wort „Konsequenz“ im Zusammenhang von Strafe sinnvoll angewendet. Weil ja der Bestrafte in seinem Ego-Wahn sich schnell mal willkürlich bestraft fühlt (sieht man auch im Fussball) – So wird ihm in Erinnerung gerufen, dass er nicht Opfer einer Strafwillkür ist.
Aber manche schreien pauschal „Lüge“, ohne differenziert nachzudenken. Könnte eine Lüge sein, muss aber nicht.
Die Strafe ist Konsequenz der aufgestellten Regeln, nicht des Verhaltens. Das Verhalten hat Konsequenzen, auch wenn niemand Regeln aufstellt.
AT – sind sie so unbeweglich oder hören sie mir nicht zu?
Sobald Spielregeln aufgestellt sind, sind die Strafen Konsequenzen. Es gibt nun Universale Spielregeln, die existieren ob Menschen sie aufstellen oder nicht (wer aus dem Fenster springt fällt hinunter). Oder es gibt Spielregeln in einem Spiel (Fussball), einer Schule, einer Gesellschaft, einer Familie, oder in Form einer pädagogischen Idee.
Man kann nun darüber diskutieren welche menschlichen Spielregeln sinnvoll sind, welche sinnlos, welche nur Schikane.
Klar aber ist: solange es Spielregeln gibt, sind Strafen/Sanktionen Konsequenzen für ein bestimmtes Verhalten.
Vielleicht habe ich einen zu juristisch definierten Begriff von Strafe, aber genau darum gefällt mir @ML mit seinem „wehtun“. Ich glaube auch die Verfechter des Prinzips Strafe wollen niemandem, und schon gar nicht Kindern, wehtun. Sie wollen, nur mit Androhung von wehtun ein erwünschtes Verhalten erreichen.
Wir wurden alle so erzogen, mehr oder weniger, haben das so gelernt und hinterfragen es nicht, aber wenn man darüber nachdenkt, ist es absurd.
Bestenfalls erreichen wir damit das gewünschte Verhalten, aber nicht wegen Einsicht, sondern um wehtun zu vermeiden. Wahrscheinlich wird aber unsere Drohung getestet, wir werden diese umsetzen müssen, wehtun müssen, Exempel statuieren, um das Mittel weiterhin zur Verfügung zu haben.
Ich will nicht, dass mein Kind glaubt, dass ich ihm wehtun könnte. Also kann ich damit auch nicht drohen.
RoXY
Die Strafe für Bigamie bestimmt der Richter anhand der Strafgesetze, wenn man erwischt wird. Die Konsequenz, zwei Schwiegermütter, tut vielleicht mehr weh.
AT – ich tue meinen Kindern auch nicht „weh“
ich weiss echt nicht wovon sie reden.
Nun, wenn ich ihnen sage „jetzt wird nicht mehr gegamt“ (keine Angst sie können mehr gamen als ihnen gut tut). Dann kann es vorkommen, dass ihnen das sehr weh tut. Sie rasten aus und halten mich für böse, weil ich in dem Moment ihnen nicht gebe, was sie wollen.
Aber wenn wir dann darüber reden, warum ich das tue (ist für mich weit schwerer, als zu sagen „Ok gamt nochmals eine Stunde) dann verstehen sie das auch.
Und wenn ich sage: wenn ihr nicht mit Fleiss die Hausaufgaben macht, könnt ich auch nicht gamen (Strafe), dann erkläre ich ihnen. Dass im Leben ich mir auch nur die Dinge leisten kann, die ich will, wenn ich vorher meine Arbeit mache.
Und dann wieder ihr Beispiel mit der Bigamie.
Sagen sie doch offen heraus, was sie wollen.
Sind sie gegen Gesetze ganz allgemein?
Oder sind sie gegen ganz bestimmte Gesetze?
Wenn ja, gegen welche?
Gesetze sind Spielregeln einer Gesellschaft. Meistens gibt es einen Grund, warum sie aufgestellt wurden.
Einige Gesetze achte ich auch nicht, weil ich sie nicht gut finde. Aber ich muss nun mit der Konsequenz leben, dass ich, falls ich erwischt werde, bestraft werde.
Aber ich bin Realist und begreife, dass jede menschliche Gesellschaft Spielregeln braucht und dass das nichtbeachten von Spielregeln Sanktionen nach sich ziehen Müssen?
Glauben sie das etwa nicht?
Ich glaube, dass die menschliche Gesellschaft Spielregeln braucht, aber nicht, dass deren Einhaltung mittels Sanktionen durchgesetzt werden kann. Sondern nur mit der Durchsetzung der Erkenntnis, dass eben die Gesellschaft Regeln braucht und diese Regeln vernünftig sind. Sie selbst schreiben: „Einige Gesetze achte ich auch nicht, weil ich sie nicht gut finde. .“ und die Strafe kann daran nichts ändern.
Die Amis sind ja die Weltmeister im strafen, gibt es da weniger Regelverletzungen? Drogen haben wir in allen Formen und Facetten bestraft, gab es weniger Drogen deswegen? Würde wir unseren Nachbarn totschlagen, wenn es nicht verboten wäre?
Danke für ihre ANtwort AT
Aber sie zeigen herrlich, wie undifferenziert ihr Standpunkt (Denken) ist.
Sie erwähnen das amerikanische Rechtssystem (das fast alle von uns in vielen Punkten für suboptimal halten) und das Drogenverbot, welches ich auch für ein Fehlkonstrukt halte, um aus diesen zwei Negativbeispielen eine Sache in Bausch und Bogen zu verdammen. Sie sagen: „Weil es Missbrauch gibt, gibt es keinen Gebrauch.“
Fernab jeglicher Realität: Würden Regelverletzungen im Fussball nicht sanktioniert, gäbe es den Sport, so wie wir ihn kennen nicht mehr. Jeder würde foulen.
Ich z.B. würde viel weniger Steuern zahlen, wenn es mir frei stünde soviel zu zahlen, wie ich für richtig finde. Und glauben sie mir, ich bin nicht der einzige.
Bestraft werden Sie, wenn Sie nicht vollständig deklarieren, ich denke, Sie deklarieren vollständig und zahlen damit freiwillig. Sie haben kein Konto in Singapore oder Dubai, keinen Safe mit 1000er eingemauert hinter dem Sofa. Die, welche das dennoch tun, gehen davon aus, sie werden nicht erwischt, sonst würden sie es nicht tun. Die Strafe bewirkt also keine Einsicht, dass die Gesellschaft von den Starken getragen werden muss, bei denen, die das nicht ohnehin einsehen. Sondern Strategien, welche ermöglichen, die Steuern nicht zu bezahlen, weil man nicht erwischt wird.
das ist jetzt enttäuschend AT- sie verweigern der Realitätscheck und verharren in ihrer selbstgefälligen Utopie.
Beispiel Fussball: ignorieren sie komplett (denn es führt ihre Utopie trefflich ad absurdum)
Beispiel Steuern: sie zerreden es, anstatt sich ernsthaft damit zu befassen.
Als braver Bürger zahle ich Steuern und Betrüge nicht, weil ich eben weiss, dass ich zahlen MUSS. Wenn ich nicht, oder zu wenig zahle. Wird der Staat nicht locker lassen, bis ich die Schuld inklusive Zins bezahlt habe. Wüsste ich hingegen, dass, sämtliche Mahnungen rein symbolisch wären, würde ich viel weniger bezahlen. Sogar ein braver einsichtiger wie ich, würde sagen: Dieses Jahr geht es einfach nicht.
Wir Menschen brauchen Anreize. Alles andere ist selbstgefälliger Selbstbetrug
@RoXY: Sie haben offenbar nicht begriffen, was AT erklärt hat. Nämlich im Wesentlichen: „Die Strafe bewirkt keine Einsicht.“ Und in Steuerfragen hat er völlig recht. Da herrscht in einer gewissen Gesellschaftsklasse die Idee vor, dass man selber bestimmt, was man zahlen möchte. Und die Sanktions- (bzw. Aufdeck-)möglichkeiten sind beschränkt. Absichtlich, wie unsere bürgerlichen Politiker immer wieder betonen, denn unser System basiert auf Vertrauen…
Und zum Fussball: Ja, das Spiel würde anders. Aber schlechter? Verzichtet man auf Schiedsrichter (nicht Regeln), gibt es in der Regel weniger Fouls, nicht mehr. Insofern führen Kontrolle/Strafen auch dazu, dass Regelverstösse normalisiert werden.
@ AT Eltern und Lehrer haben u.a. die Aufgabe den Kindern zu ermöglichen ihr Verhalten in einer entschärften Form der Erwachsenen-Realität auszuprobieren. Auf Ihre Logik heruntergebrochen würde das dann heissen: ich muss dir weh tun, damit du eine Vorstellung davon bekommst, wie dir später andere weh tun werden, wenn du dich nicht an die Regeln hältst.
Ja, und damit du lernst, dass wenn andere die Regeln nicht halten, du ihnen weh tun must. Das hilft zwar nicht, dass Regeln mehr eingehalten werden, sondern halt so gebrochen, dass es keiner sieht, und wenn es doch einer sieht, muss man wieder jemandem weh getan werden.
Im Strassenverkehr ist die Konsequenz aus „blindlings losrennen“, dass das Kind überfahren wird. Fühlt sich jedoch mehr nach Strafe an. Egal – auf Überfahrenwerden habe ich keine Lust. Also zwinge ich dem Kind meinen Willen auf und zwinge es zu warten, bis der Übergang sicher ist.
Was ist die Alternative dazu? Kindersarg bestellen?
Soll ihr Kind nicht blindlings auf die Strasse rennen, weil Sie es sonst bestrafen und wenn Sie es nicht sehen können, kann es ja auf die Strasse rennen) oder weil es nicht überfahren werden soll?
Wenn meine Kinder nicht machen, was ich sage, tut es manchmal weh, aber nicht, weil ich sie strafe. Sondern weil etwas geschieht, dass im Unterschied zur Strafe, die ich verhängen könnte, gerade ausserhalb meiner Macht liegt. Konsequenz eben.
Alpöhi – AT möchte uns sagen, dass „Strafe“ das „Gehorsam-Prinzip“ fördert, anstatt das wichtigere Disziplin-Prinzip. (Disziplin = innere Stärke bzw. EINSICHT).
In dem Sinne hat er natürlich recht. Ich möchte, dass mein Kind möglichst schnell VERSTEHT, warum es nicht auf die Strasse rennen soll. Rennt es nur nicht, weil es Angst vor meiner Strafe hat. Wird es – kaum droht keine Strafe mehr (ich bin nicht in der Nähe) – trotzdem hineinrennen.
Das Problem ist einzig, dass auch Disziplin und Einsicht nur durch Erfahrung eingeübt werden können und dass der Mensch notwendigerweise Anreize (fühlbare Konsequenzen) braucht.
Es braucht Strafen, ABER sie sollten nur Hilfsmittel sein um Einsicht zu vermitteln.
Das Ziel muss Einsicht sein, nicht (blinder) Gehorsam.
>> Das Ziel muss Einsicht sein, nicht (blinder) Gehorsam.
Ja, natürlich.
Kinder gehen normalerweise davon aus, dass die Eltern es gut mit ihnen meinen.
Als unser Knirps noch Knirps war, begab es sich, dass wir auf der einen Seite der Strasse waren und der Knirps auf der anderen. Als der Knirps uns sah, lief er los ohne zu gucken. Wir schrien: „KNIPRS! STOP!!!“ Der Knirps bliebt mitten auf der Strasse wie angewurzelt stehen. (nicht weil er Angst vor Strafe hatte, sondern weil er merkte, dass es uns ernst war.) Also schrien wir: „LAUF!!!“ Da ging er weiter bis zu uns und somit aus der Gefahrenzone.
Das mit der Einsicht folgte dann auch noch. Aber es ist nicht immer alles so einfach wie in der Theorie.
Kinder gehen normalerweise davon aus, dass die Eltern es gut mit ihnen meinen.
Ja, da beginnt der Irrtum.
Alpöhi – natürlich verstehe ich Sie.
Es ist heute AT der wieder etwas simpel auf einer „Wahrheit“ herumreitet und nicht differenzieren kann und dann auf Unverständnis schaltet, wenn jemand differenziert und einfach mit solchen Phrasen wie „weh tun“ um sich wirft oder „Irrtum, dass es Eltern zwingend gut meinen“.
So als ob wir alle so doof sind und nicht wüssten, dass es autoritären Missbrauch gibt.
RoXY: Ja, das ist es wahrscheinlich: Wir sind alle doof 😉
Doof, dass wir das erst jetzt gemerkt haben 😉 😉 😉
Ja Frau Fischer Schultheiss. Im Prinzip haben Sie recht. Gäbe es da nur nicht die Realität. Ein Kind mittwochs Kästchen bunt ausmalen lassen ist zwar lächerlich – und das wissen auch wir Lehrer – aber es ist immerhin möglich. Was glauben Sie denn wohl, wie viele Diskussionen wir mit Müttern und Vätern führen, die ABSOLUT NICHT damit einverstanden sind, dass ihr Schätzchen seine eigenen Kaugummireste auch selber wegputzen muss. Und was wir häufig zu lesen bekommen, wenn wir vom Jugendlichen verlangen, aufzuschreiben, was er gemacht hat und warum, können Sie sich nicht vorstellen. Aber dies allein wäre nicht einmal so tragisch. Die Kommentare und Wortwahl der Eltern über unsere Ungerechtigkeit und Unfähigkeit sprengt alle Massstäbe. Also dann lieber mittwochs malen lassen und LMAA
Muffins backen lassen darf man als Lehrperson nicht, denn das kostet was, und zumindest die Volksschule muss kostenlos sein.
Dem Hauswart helfen? Viele Hauswarte streiken irgendwann weil sie keine Lust haben, dauernd Aufpasser fuer Rabauken spielen zu müssen.
Das zeigt, wie schwer es ist, sinnvolle Strafen zu kreieren: Ihre beiden Beispiele sind unbrauchbar. Ich freue mich auf mehr Vorschläge… Vielleicht fonden wir ja gemeinsam was besseres hier.
Muffins backen ist zudem nicht eine Straffe der Kinder sondern eine der Eltern. -> entweder die Mutter muss mithelfen oder kauft die Muffins in der Migros.
Nicht nur, dass der Hauswart wahrscheinlich beim Bestrafungsprogramm nicht mitmachen würde, da er selbst wesentlich schneller mit der Arbeit fertig wäre, sondern es ist auch nicht legitim Schüler ausserhalb des kursotorischen Unterrichts in der Schule zu behalten. (Ich sehe jetzt schon die Briefe/Mails/SMS der Eltern, die sich beschweren, dass Ihr Kind den Flötenunterricht verpasst)
Ich will nicht behaupten, dass die im Blog genannten Bestrafungen sinnvoll bzw. gar nützlich seien. Jedoch finde ich es eine Anmassung, wenn Personen die nie eine Klasse unterrichtet haben, Lehrpersonen Ratschläge erteilen
Bei uns gab es sinnvolle Strafen:
– Bei kleineren Vergehen den Rest der Stunde vor die Türe, den verpassten Schulstoff dann zuhause nachholen.
– Bei grösseren Sachen die Schulordnung abschreiben. Damit man wieder daran erinnert wird, welche Regeln gelten.
– Bei drei Mal Hausaufgaben vergessen einen Nachmittag lang dem Abwart helfen. Laub rechen, Schulhaus putzen… Das war eine sehr wirksame Strafe: man musste wirklich arbeiten und gleichzeitig wurde man von den Kollegen ausgelacht, die nebenan Fussball gespielt haben. Da war man nicht der coole Rebell.
Ja Herr Wiederkehr. Früher durchaus möglich. Heute nicht mehr. Den Rest der Stunde vor die Tür, bringt einem eine Mutter in die Schule, die Nachhilfe für ihren Sohn fordert, weil dieser ja nun die ganze Lektion verpasst hat. Ausserdem kann es Ihnen heute auch passieren, dass das Kind nicht auf dem Flur wartet, sondern einfach nach Hause geht. Schulordnung abschreiben – steht nicht im Zusammenhang mit der Tat und ist auch ziemlich daneben auch wenn die Grundidee stimmt. Schulhaus putzen lassen gegen den Widerstand der Mütter?? Unmöglich!
Da liegt des Pudels Kern: Eltern dürfen nicht die Autorität der Lehrpersonal untergraben. Wir Eltern sollen uns hier voll hinter diese stellen – nur so kann gut gearbeitet werden. Es ist wirklich zu viel verlangt, wenn Lehrpersonen jede kleine Disziplinierungsmassnahme rechtfertigen müssen. Abschreiben ist öde. Das wird jedes Kind in Zukunft zu vermeiden suchen. Also ist das Ziel ziemlich sicher erreicht. Die Schule ist ein Kleinstaat – Regeln fürs Zusammenleben sind deshalb nötig. Etwas unangenehm – aber lehrreich. Die Schüler_innen haben heute so viele Möglichkeiten der Mitbestimmung – da können sie eine ‚Initiative‘ lancieren, wenn ‚Strafen‘ als unsinnig empfunden werden. Und wir Eltern halten uns schön raus. Und den Mund. Und ich jetzt auch
>> Kind nicht auf dem Flur wartet, sondern einfach nach Hause geht
Oh, das gab es schon vor 40 Jahren: Lehrerin stellt Erstklässler vor die Türe und sagt, er könne dann in einer Stunde wieder kommen. Erstklässler denkt, na gut, geh ich in der Zwischenzeit heim. Lehrerin will den Knirps nach 5 Min wieder hereinholen – aber das ist kein Knirps. Die Lehrerin hat Blut und Wasser geschwitzt, bis der Knirps wieder da war. Dabei hat er die Lehrerin bloss ernst genommen 🙂
@ Brigitta. Es ist nicht meine Idee, dass sich die Eltern nur verständnisvoll zurückziehen und die Lehrer einfach mal machen lassen. Es wäre aber schon recht hilfreich, wenn Eltern uns zunächst mal eine gewisse Professionalität unterstellen würden und nicht reflektorisch ihr Kind gegen alles und jeden abschirmen würden. Lehrer sind zwar auch nur Menschen, trotzdem überlegen sie sich in der Regel was bei den Massnahmen, die sie im Zusammenhang mit ihrem Beruf ergreifen.
Grundsätzlich hätte ich jedoch gerne mehr Elterngespräche mit Müttern wie Ihnen.
Es macht ja noch einen Unterschied, ob Eltern sich bei der Lehrperson über Sinn und Zweck einer Strafe erkundigen und allenfalls auch das Gespräch suchen, oder ob sie die Strafe vor den Kindern kritisieren.
@ Alpöhi. Mit einem kleinen aber feinen Unterschied. Wenn „Ihre“ Lehrerin im Anschluss mit Ihren Eltern gesprochen hat, haben diese Sie wahrscheinlich auf Ihre Weise motiviert, künftig doch besser in der Schule zu bleiben. Selbst dann, wenn die Lehrerin sich missverständlich ausgedrückt hat. Heute hingegen wird die Lehrerin (trotz klarer Ansage) angegriffen, weil sie das Kind traumatisiert hat und auf dem Weg nach Hause ja soooo viel hätte passieren können, … … …
Ups sorry, das hätte eine Antwort an Anh Toàn sein sollen.
AT sie fordern Erziehung anstatt Strafe. Gerade in der Erziehung werden Strafen teilweise extrem getarnt benutzt. Ein Kind weiss zum Beispiel, dass es von Mami eine halbe Stunde lang „weniger geliebt“ wird, wenn es wieder mit dem Filzstift die Wand bemalt. Ein Jugendlicher weiss, dass sein Vater „enttäuscht“ ist, wenn er eine schlechte Note nach Haus bringt. Das sind alles auch Strafen, kommen aber als Erziehung daher. Eine Strafe soll dem Delinquent beibringen, dass sein Handeln folgen hat. Und manchmal ist eine kurze klare aber „harte“ Strafe (zB Abschreiben) besser als eine lange „weiche“ (Liebesentzug, soziale Ächtung).
Ja, Strafe wird oft genutzt, aber das heisst noch lange nicht, dass sie sinnvoll ist:
Die Idee von Strafe ist eigentlich, mittels deren Androhung ein Verhalten zu verbieten oder anzuordnen. Das Ziel dabei ist nicht, die Strafe tatsächlich anzuwenden. Gedroht werden muss mit einem ernsthaften Nachteil (Liebesentzug), aber wir wollen ja unseren Kindern keine Nachteile zufügen.
Manche Eltern wollen noch immer ihren Kindern Gehorsam beibringen: Den Eltern, den Lehrern, später dem Offizier, dem Cheffe muss man folgen, sonst tuts weh!
Die Idee von Strafe ist eigentlich, mittels deren Androhung ein Verhalten zu verbieten oder anzuordnen.
Wenn dies funktioniert, wird dann das Verhalten unterbunden oder erfüllt, aber nicht aus Einsicht, sondern um die Strafe zu vermeiden:
Gehorsam statt Disziplin.
AT, eloquent drumherumgeredet, aber eine funktionierende Alternative können Sie nicht bieten.
Erziehung statt Dressur
Disziplin statt Gehorsam
Denken Sie mal darüber nach.
Ich habe Ihnen bereits dargelegt, dass Erziehung immer eine Form von Strafe beinhaltet. Darum können Sie „Erziehung statt Dressur“ von der mir auferlegten Denkagenda gleich mal streichen.
Und auch Disziplin erreichen Sie nur, indem Sie positive oder negative Konsequenzen in Aussicht stellen.
Gehorsam = extrinsische (äusserliche) Motivation
Disziplin = intrinsische (innerliche) Motivation
Beides setzt ein gerüttelt Mass an Frustrationstoleranz voraus. aka „durchbeissen“ aka „lohnender Verzicht“. Ich vermute, auch dies geht nur mit positiven Voribldern, die dem Kind vorangehen. Zum Bleistift auf einer Bergtour.
Ich kann Ihnen genau sagen wie doof es ist, nämlich garnicht! Ich musste z.B. im Französisch- und Englischunterricht so viele Seiten aus unseren Lehrbüchern abschreiben, dass ich im dritten Schuljahr bereits das Lehrbuch für das nächste (letzte) Jahr besessen habe!
Was das für Auswirkungen das hatte, können Sie sich ja vorstellen: da ich den Stoff bereits ein halbes Jahr vorher schon kannte und während den Strafaufgaben schön verinnerlichen konnte, war ich irgendwann an dem Punkt angelangt, der ganzen Klasse ein halbes Jahr voraus zu sein. Der freiwillige Intensivkurs in Französisch, den wir am Mittwoch Nachmittag hatten, hat die ganze Sache natürlich nicht besser gemacht.
Das lustigste daran ist aber, dass sich die Lehrer mit ihren Strafen nur selbst bestraft hatten!
Das ist doch super. Strafen müssen ja nicht weh tun, sie sollen einfach was bringen. Wenn Sie Ihnen Sprachkenntnisse gebracht haben, ist das doch positiv zu werten!
Es gibt keine sinnvolle Strafe.
Strafe an sich ist sinnlos.
Das gilt nicht nur in der Schule, das gilt auch in der Gesellschaft.
Strafe ist (ein klein wenig) zivilisierte Rache. Und sonst gar nichts:
Wäre Strafe hilfreich bei der Erziehung bei der Bildung, müsste ja um Strafe gebeten werden, eine gute Erziehung / Bildung bringt ja weiter.
Irgendein Philosoph wird Ihnen da Recht geben. Im realen Leben hat dieses Konzept aber keine Erfolgsaussicht.
Strafe wird verhängt, wenn der Gehorsam verweigert wird. Wir wollen doch unseren Kinder nicht Gehorsam beibringen, sondern Disziplin. Die zu unterscheiden, fällt noch immer gerade vielen Schweizern schwer, da die Milizarmee immer von Disziplin redet, aber Gehorsam meint.
Strafe funktioniert bei einem Hund, bei einem Esel oder einer Katze bereits nicht mehr. Das kann man im realen Leben beobachten, dazu braucht man keine Philosophen.
Nun ja, wer seinen Marx gelesen hat, weiss: „Außerdem gibt es so etwas wie die Statistik, und es gibt die Geschichte, und beide beweisen voll und ganz, daß die Welt seit Kain durch Strafen weder gebessert noch eingeschüchtert worden ist. Ganz im Gegenteil.“
Seltsame Ansichten, AT. Ausser Sie sind Anarchist und plädieren für ein entsprechendes Weltbild. Aber selbst in anarchistischen Systemen funktioniert kein Zusammenleben von Menschen ohne Abmachungen und Konsequenzen bei Widerhandlungen. Und darum geht es letztendlich auch bei Strafen, denn Strafen sind nichts anderes. Mit Rache haben allenfalls Strafsysteme à la „Auge um Auge“ zu tun. Aber die Begriffe Rache, Vergeltung, Sühne und Konsequenzen eines Handelns sind einfach nicht gleichbedeutend. Alles Jurist sollten Sie das eigentlich wissen.
Konsequenz und dementsprechendes Handeln ist sogar eminent wichtig in Erziehung und Bildung, wie auch ganz allgemein in zivilisierten Gesellschaften, ohne das geht es schlicht nicht. Alles andere halte ich für Augenwischerei.
Die meisten Strafrechtler wissen, dass weder General- noch Spezialprävention etwas bewirken, und selbst das mit der Resozialisierung durchaus zweifelhaft ist. Der einzige Grund, den ich für Strafrecht akzeptiere, ist dass damit das Rachebedürfnis der Bevölkerung, in wie gesagt „etwas zivilisierte Bahnen“ gelenkt werden kann, Selbstjustiz vermieden wird.
Wer vorsätzlich Straftaten begeht, überlegt nicht, wie hart die allfällige Strafe ist, sondern er glaubt, er werde nicht erwischt. Wer stark emotional geladen Straftaten begeht, überlegt ohnehin nichts.
Übrigens, „Auge um Auge“ war damals als dieser Satz geschrieben wurde, revolutionär. Es war das modernste Haftpflichtrecht, das es damals gab, und bedeutete, dass ein Geschädigter nicht den Tod des Schädigers verlangen darf (Ehrenmord), sondern nur eine angemessene Bestrafung des Schädigers. Manche Gesellschaften, auch in Europa, sind bis heute noch nicht so weit.
Und weil manche noch nicht soweit sind, sollten wir nicht weiterkommen?
(Übrigens basierten die alten Strafsysteme darauf, dass die Strafe mittels Sühnezahlung abgewendet werden kann und soll. Und dann Regeln zu angemessenen Sühnezahlungen aufgestellt werden. Die tatsächliche Vollstreckung der Strafe soll die Ausnahme sein.)
Kein Thema, bei dem man nicht en wenig auf „andere Gesellschaften“ hauen, und sich selber als Krone der Schöpfung lobhudeln kann.
Das mit der Prävention ist so eine Sache. Ich denke durchaus auch, dass viele Präventions- und Sensibilisierungskampagnen kaum eine Evidenz haben, dass sie nachhaltig wirken. Beste Beispiele gibt es zb. bei Anti-Nikotin-Massnahmen. Aber auch da, was wirkt wenn schon? Das Rauchverbot in Transportmitteln und v.a Restaurants und Bars. 😉
Ich denke als juristischer Laie, dass es im Strafrecht nach wie vor auch um Sühne gehen sollte, was nach meinem Verständnis etwas anderes ist als Rache. Ob harte Strafen nicht auch präventiv wirken sei dahingestellt, ich denke da kann man zweier Meinung sein. Bei Affekthandlungen spielen sie sicher keine Rolle.
Aber ganz sicher gilt das umgekehrte: Wenn Sie keine Konsequenzen für Ihr Handeln zu befürchten haben werden viele Leute entsprechend auch handeln.
Heute wird ja verwahrt, was ja eigentlich keine Strafe sein kann, weil es nach Verbüssung der Strafe verhängt wird.
Die Parallele zur Schule wäre der Schulverweis, weil die anderen beeinträchtigt werden. Aber auch das passiert in der Regel erst, wenn ganz viel anderes – Strafen wie Fördermassnahmen – nicht gefruchtet haben.
AT, ich habe nicht Ihnen geantwortet. Aber gut:
>> Und weil manche noch nicht soweit sind, sollten wir nicht weiterkommen?
Doch, natürlich. Aber „Auge um Auge“ wird immer als Musterbeispiel für ein schreckliches System verwendet. Dabei war es damals, als der Satz geschrieben wurde, extrem fortschrittlich. So fortschrittlich, dass manche auch heute noch nicht mal soweit sind.
Mir geht es nicht darum, auf andere Gesellschaften zu hauen, sondern aufzuzeigen, was „Fortschritt“ damals bedeutete.
Bei Ihnen hingegen habe ich immer den Eindruck, Ihnen gehe es darum, auf Andersdenkende zu hauen und sie vorsätzlich falsch zu verstehen.
@Martin Frey „Ich denke als juristischer Laie, dass es im Strafrecht nach wie vor auch um Sühne gehen sollte, was nach meinem Verständnis etwas anderes ist als Rache.“
Na dann bin ich interessiert auf an Ihren Erklärungen, was der Unterschied sei.
(Früher konnte die Sühneleistung als Schadenersatz und Genugtuung verstanden werden, die Strafdrohung diente der Durchsetzung von heute zivilrechtlichen Ansprüchen aus unerlaubter Handlung, dies wurde nicht getrennt vom Strafrecht)
Aber wir reden hier nicht von Schadenersatz und Genugtuung, wir reden von Strafe.
Da muss ich Alpöhi beipflichten, AT. Heute gilt das Prinzip „Auge um Auge“ als archaisch, nicht mehr zeitgemäss. Damals aber war dieses Prinzip ein Fortschritt und wäre es in weiten Teilen der Welt heute noch. Um aber diese Fortschritte gegenüber bedeutend schlimmeren, heute noch existierenden Strafsysteme zu erkennen müssten Sie nur mal die Scharia und deren Strafkatalog studieren. Wobei aber auch die damals whs. als noch fortschrittlich einzustufen war, wie auch heute gerne immer wieder betont wird.
Es ist ein bisschen wie mit der Unterscheidung zwischen Mord, Totschlag und Tötung, die Ihnen whs. geläufiger sein dürfte AT.
Bei der Sühne muss dem Gerechtigkeitsempfinden der Menschen Genugtuung getant werden, indem ein Mensch, der schuldig geworden ist, diese Schuld durch eine Ausgleichsleistung aufhebt oder mindert. Dies entspricht einem Urbedürfnis der betroffenen Menschen, auch wenn dieses Gerechtigkeitbefürfnis an sich in der Jurisprudenz oft keine Rolle spielt. 😉
Bei der Rache geht es um Zufügung von Schaden wegen angeblich oder real erlittenem Unrecht. Die von Ihnen erwähnten niederen Instinkte spielen dabei eine Rolle. Um echte Gerechtigkeit oder Fairness geht es dabei in aller Regel nie. Nochmals, sozusagen als Klassiker dazu, die öffentliche Steinigung auf dem Dorfplatz.
@Martin Frey „Bei der Rache geht es um Zufügung von Schaden “
weiter oben @Muttis Liebling
„Strafen müssen nur eines: Empfindlich wehtun. “
Strafe ist Rache.
ML hat durchaus recht, er beschreibt, was Strafe muss, damit sie Strafe ist. Ob damit etwas nützliches erreicht werden kann, sagt er nicht.
@ML „Strafen müssen nur eines: Empfindlich wehtun. Alles andere ist Wattebauschwerfen.“
Ich zitiere diesen genialen Satz bewusst hier:
Strafe muss wehtun, weil Strafe abschrecken soll. Niemand will strafen, sondern entsprechendes Verhalten mittels Androhung von ernsthaften Nachteilen („wehtun“) unterbinden. Das nenne ich nicht erziehen, sondern dressieren. Falls die Drohung nicht reicht das Verhalten zu unterbinden, muss dann wehgetan werden.
Wie wehtun nützlich bei (Re-)Sozialisierung sein soll, erschliesst sich meiner Vernunft nicht. Und wie Drohung mit wehtun dies sein soll, auch nicht, ausser Ziel von Erziehung sei das gleiche, wie Ziel von Dressur. Funktionieren, gehorchen, unabhängig von eigener Einsicht.
Ob wegen Dressur oder Erziehung ist eigentlich egal, wenn meine Kinder sich zum Beispiel im Strassenverkehr wie von mir erwünscht verhalten. Vermutlich zuerst Dressur, die Einsicht darf dann gerne ein paar Jahre später kommen. Alles altersgerecht – ich glaube hier wird manchmal massiv daneben gegriffen und die Kinder überfordert.
Ich glaube, Kinder werden viel öfter unterschätzt als überfordert.
Nach meinem Verständnis bezieht sich der Begriff Strafe mehr auf den Täter, wohingegen es beim Begriff Sühne mehrheitlich um das Opfer geht. Aber lassen wir diese semantischen Spielereien.
Zu ML‘ s Satz noch kurz. Natürlich muss Strafe einen irgendwie unangenehm berühren (bei ML wehtun). Dass dies zur Abschreckung grundsätzlich nicht wirken soll wird immer gerne behauptet, obwohl jeder Kuhdraht das Gegenteil erzählt. Oder wollen Sie an dieser Stelle behaupten, dass es keine (gerade jugendlichen) Ersttäter gibt die nach ein paar Tagen U-Haft unter Erwachsenen nicht zu einer gewissen Einsicht kommen? Gar keine?
Sinnvolle Strafen sind schön und gut. Eine Strafe sollte jedoch nicht nur sinnvoll sondern auch etwas schmerzhaft sein (da ist die Sinnlosigkeit ganz willkommen), sprich so unangenehm, dass sie abschreckt. Sie muss den richtigen treffen – Muffins (iiik!) backen kommt daher nicht in Frage, wie die Autorin gleich selbst aufdeckt. Aber auch Kaugummis abkratzen ist eher untauglich, weil in der Regel damit der Hauswart noch mehr bestraft wird als die/der zur Strafe Verurteilte … Die Strafe darf keine Mehrarbeit für Lehrperson, Hauswart, Eltern, MitschülerInnen, etc. bedeuten sondern nur die Bestraften treffen. Häuschen ausmalen und Buchseiten abschreiben sind daher völlig legitime Strafen und trainieren ausserdem die Wahrnehmung, die Konzentration und die Ausdauer.
Oh, die schönen Karomuster…die gibt es noch? Das war bei uns der Klassiker. Oder die Schulordnung abschreiben. Beides hat sich mit dem aufkommen guter Farbkopierer erledigt, darum überrascht es mich, dass es das noch gibt. Gebracht hat es übrigens nie etwas. 100 Mal das Gleiche schreiben förderte immerhin den Klassengeist und unsere mathematischen Fähigkeiten. 23 Schüler…jeder schreibt es viermal, um ihm zu helfen…wie oft muss es dann der Verursacher noch selber schreiben? Das einzige, das bei uns wirklich fruchtete war unser Klassenlehrer. Der schaute ein ganzes Semester lang zu, wie wir den Abfall aus dem Fenster schmissen und stand dann eines Tages mit Schaufeln da und wir musste das ganze Biotop neu anlegen, das wir zugemüllt hatten.
Als wir die Tierchen sahen, die zwischen unserem Papier herumkrochen, benutzen wir den Abfalleimer. So war auch die Abmachung mit dem Abwart. Sah das Klassenzimmer so aus, dass er putzen konnte, tat er es, ansonsten mussten wir es alleine tun. Das half recht schnell und machte auch Sinn.
Heute setzt unsere Schule lieber auf „Kollektivstrafen“ oder Belohnungen. Benehmen sich 2 oder mehr Schüler nicht angemessen, gibt es keinen Smiley. Bei 10 Smileys gibt es etwas tolles, also will die ganze Klasse die Smileys und kontrolliert sich selber. Ich halte es für nicht sehr sinnvoll, alle für wenige zu bestrafen, aber mische mich nicht ein. Im Klassenzimmer gelten die Regeln der Lehrperson. Den Frust fangen wir dann zu Hause auf.
Damit waren offenbar schon die damaligen Strafen eher Kollektivstrafen.
Wir hätten allerdings kaum die immer gleichen wieder so aufgefangen. Ausserdem sind auch Lehrer nicht dumm. Und ein Semester lang dem Vermüllen zusehen halte ich auch nicht gerade für sinnvoll. Eigentlich lernt man in diesem Bereich eher, umherliegenden Abfall so schnell wie möglich zu entfernen, um nicht Nachahmer zu produzieren…
@ SP
Ja, aber auf freiwilliger Basis, was einen Unterschied macht. Quasi eine gemeinsame Revolution gegen völlig sinnfreie Strafen. Das Biotop-Projekt war ein letzter Versuch, nachdem einige andere gescheitert sind, aber er war wie geschrieben erfolgreich. Nachahmer wären ja noch motivierter, wenn der Lehrer das aufgeräumt hätte. Durch das Ignorieren verlor sich etwas der Reiz und die Konsequenz kam dann eher spät, aber unerwartet und wirkungsvoll. Was mir aber auch im Nachhinein wirklich daran gefällt: Wir lernten, warum wir kein Abfall reinwerfen sollen. Und das sollte das primäre Ziel jeder Konsequenz sein.
Bei uns gehen die Schulen regelmässig Fötzeln. Hilft vorübergehend ein bisschen. Aber dass meine Kinder ihr Zimmer zu Hause selber aufräumen müssen hilft auch nicht wirklich, dass sie etwas mehr Ordnung halten.
Ansonsten ist es sicher sinnvoll, bezüglich Reaktionen einen guten Methodenrucksack zu haben, und verschiedenes zu probieren. Andererseits ist das ein Widerspruch dazu, dass es sich um eine „Konsequenz“ handeln sollte – davon gäbe es ja meist nur eine…
Und genau da sind wir wieder soweit: Die Kinder sehen im immer aufräumen nicht den Sinn dieser Tätigkeit, nur weil sie oft gemacht wird. Beim Biotop sahen wir ihn, weil uns dämmerte, dass da Lebewesen im Dreck, unserem Dreck lebten. Meine Kinder halten auch nicht mehr Ordnung, wenn sie jede Woche aufräumen müssen. Aber si räumen eher mal auf, wenn das Wetter schlecht ist und ich ihnen kaum viele Alternativen zum spielen lasse, als ihre eigenen Zimmer 😉
Dabei wird das Wort Konsequenz m.M.n. oftmals falsch gebraucht. Es ist nicht zwangsläufig eine natürliche Konsequenz, die einfach so eintritt, sondern eine logische, die im Gegensatz zur Strafe einen Sachbezug hat.
„Dabei wird das Wort Konsequenz m.M.n. oftmals falsch gebraucht. Es ist nicht zwangsläufig eine natürliche Konsequenz, die einfach so eintritt, sondern eine logische, die im Gegensatz zur Strafe einen Sachbezug hat.“
Da haben Sie vermutlich recht. Wobei das heisst, dass man das Wort eigentlich falsch brauchen muss, um es richtig zu machen… Denn für mich und im Wortsinn ist eine Konsequenz das, was automatisch folgt – nicht aufräumen, Leben im Dreck, usw. Und das würde eben heissen, dass man als Eltern praktisch nicht eingreift.
So wie Sie es brauchen mag es einen Sachbezug geben, wir würden aber wohl noch vielfach streiten, ob der wirklich gegeben und relevant ist. Und vor allem, ob damit die gewünschte Wirkung erzielt wird.
Konkret: Natürlich hofft man immer auf Einsicht, und versucht deshalb zu erklären, zu zeigen, warum ein Verhalten falsch ist.
Aber ob ein Prügler sein Verhalten nachhaltig ändert, nur weil er in der Pause nicht mehr ins Freie darf? Und was, wenn er sich im Schulhaus prügelt? Oder auf dem Heimweg?
Wäre nicht die logische Konsequenz wenn schon, dass er selber mal Prügel bekommt?
Haben Sie als Kind nie den Satz gehört: “ Das wird noch Konsequenzen haben?“ War da immer die natürliche gedacht? 😉
Zum Prügel: Nein, Unrecht mit Unrecht zu bestrafen halte ich für falsch. Die Erfahrung muss sein, dass das „richtige“ Verhalten zu einem schönen und das „falsche“ zu einem unschönen Erlebnis führt. Wenn ich mich auf dem Schulhof prügle, muss ich alleine drinnen sitzen, was ja doof ist. Wenn ich mich anständig benehme, darf ich mit meinen Freunden Fussball spielen. Wenn ich mich im Schulhaus prügle, muss ich alleine ins Klassenzimmer. Auf dem Heimweg, muss ich länger da bleiben bis die anderen zu Hause sind. etc. etc. Ich halte das Entfernen eines Kindes aus der Gesellschaft, wenn sein Verhalten nicht gesellschaftstauglich ist, für ein effektives Mittel.
„Ich halte das Entfernen eines Kindes aus der Gesellschaft, wenn sein Verhalten nicht gesellschaftstauglich ist, für ein effektives Mittel.“
Ich halte das für die absolut letzte Lösung. Denn man wird nicht gesellschaftstauglich, wenn man aus der Gesellschaft ausgesondert wird.
Ansonsten kann ich Ihre „logischen“ Konsequenzen zwar nachvollziehen. Bin aber überzeugt, dass die Kinder die Zusammenhänge eher nicht sehen. Und selber kämpfe ich vermutlich jeweils auf eine andere Logik, weil ich das Thema vielleicht von einer anderen Seite betrachte.
Und doch, in fast jedem Fall wird Unrecht mit Unrecht vergolten. Nachsitzen, Strafarbeiten usw. sind nun mal eben auch Strafen, die weh tun – einfach nicht körperlich.
„Haben Sie als Kind nie den Satz gehört: “ Das wird noch Konsequenzen haben?“
Nein. Nur: Die Strafe überlegen wir noch 🙂
@ SP
„Denn man wird nicht gesellschaftstauglich, wenn man aus der Gesellschaft ausgesondert wird.“
Das gilt dort, wo diese gesellschaftsuntaugliche Verhalten grössere Ausmasse genommen hat, so dass der Betroffene gar nicht mehr alleine weiss, was gesellschaftstauglich wäre und es eine Integration bedingt. Wenn mein Kind aber am Tisch flucht und ich schicke es zum fluchen ins Zimmer mit der Bemerkung, es könne gerne zu uns kommen, wenn es anständig spricht, dann kann es sich sehr schnell zusammenreissen und wird dadurch sehr wohl wieder gesellschaftstauglich.
„Bin aber überzeugt, dass die Kinder die Zusammenhänge eher nicht sehen.“
Ich bin keine LP und kann daher nur für meine sprechen und diese tun das mit ihren 8 bzw. 5 Jahren.
„Und doch, in fast jedem Fall wird Unrecht mit Unrecht vergolten. Nachsitzen, Strafarbeiten usw. sind nun mal eben auch Strafen, die weh tun – einfach nicht körperlich.“
Was ich damit sagen wollte: Ich kann nicht jemanden dazu bringen, nicht zu schlagen, indem ich ihn schlage oder anständig zu sprechen, indem ich ihn anschreie. Mein Verhalten sollte vorbildhaft sein, damit jemand etwas von mir lernen kann. Ob Strafen oder Konsequenzen ist für mich nur eine Frage des Zusammenhanges zum Vergehen. TV-Verbot, weil das Kind gestohlen hat, ist sinnlos. TV-Verbot, weil es ohne Erlaubnis eingeschaltet hat, logisch.
„Haben Sie als Kind nie den Satz gehört: “ Das wird noch Konsequenzen haben?“
Nein. Nur: Die Strafe überlegen wir noch
Ok, anderes Beispiel: „Ich ziehe daraus meine Konsequenzen!“ Sind da natürliche Konsequenzen gedacht, die ohne Zutun geschehen? Und falls ja, warum muss sie einer ziehen? 😉
auch hier: warum soll das eine logische konsequenz sein, dass es tv verbot gibt, wenn ein kind verbotenerweise den tv einschaltet?
wie schon beim kaugummiabkratzen wegen kaugummikauen.
das ist keine logische konsequenz. das ist eine herbeigeredete konsequenz, der einzige gemeinsame nenner ist halt kaugummi/tv. aber kauen hat mit kleben und abkratzen nichts zutun. und unerlaubt tv schauen hat meiner ansicht nach nichts mit tv verbieten als folge zutun. im gegenteil. eigentlich war tv ja vorher bereits verboten, mir scheint eher, die logische konsequenz ist dass man verbotenerweise schaut. also neben verbot einhalten
genau. im grunde ist die logische konsequenz von müll in den garten werfen nur ein zugemüllter garten
und die natürliche konsequenz wäre bestenfalls kompost.
man kann doch ehrlich sein, und zugeben, dass man zwar versucht eine passende strafe zu finden, aus der etwas gelernt werden kann, aber vermutlich wird meist nur gelernt dass strafe unangenehm ist und man sich darum nicht erwischen lassen sollte
@ tina
Wie man es nennt spielt letzlich keine Rolle wie man es nennt. Nennen sie es von mir aus Pieps. Es bleibt aber dabei, dass ich es ok finde, ein Pieps selber herbeizuführen, solange ich dabei nicht selber unerwünschtes Verhalten an den Tag legen muss und zudem das Pieps mit dem Verschulden zu tun hat und das Kind dadurch erfährt, warum es etwas tun oder lassen soll.
@13: Die Konsequenz, die ich aus dem Geschehen/Verhalten ziehe – also die Schlussfolgerund einer Analyse – ist nicht das gleiche wie das, was ich schliesslich dem Kind aufbrumme.
13, du hast ja oben erklärt, was eine logische und was eine natürliche konsequenz sei. ich habe darauf reagiert.
ja, dann nenn es doch pieps oder konsequenz. ich nenns strafe, und zwar weil es das ist.
aber der pieps einwurf zeigt ja hübsch, worum es geht: ich lese oder höre ja nicht zum ersten mal die erklärungen dazu, warum man es heute lieber konsequenz nennt. die leute halten es wirklich für etwas besseres als strafe. es soll einen zusammenhang zum vergehen haben und lehrreich sein. aber das ist eben fast immer herbeigeredet und klingt nur klüger. am ehrlichsten ist wenn schon die erklärung, dass mit konsequenz gemeint sei, was folge, wenn man sich nicht an die regeln halte. damit ist die strafe dann wenigstens wieder eine strafe, einfach als konsequenz nicht eingehaltener regeln. da wird nicht behauptet, konsequenz sei die bessere strafe weil zusammenhang
Wieder mal eine, die es besser weiss als die Lehrer. Wir mussten damals, wenn wir „Scheisse“ sagten, 10x „Scheisse“ in Schönschrift schreiben. Wir haben den Lehrer für dieses Paradoxon geliebt!
„Merde“ hätte aber mehr Lerneffekt gehabt 😉
„Der Schulbesuch ist grundsätzlich unentgeltlich“. Damit wäre die Diskussion um Muffins (selbstgebackene oder von Kids eingekaufte) erledigt.
Übrigens, nebst der kreativen Frage um vergehensbezogene Strafformen wüsste ich von den Lehrpersonen gerne, ob sie denn interessiert sind, sich jeweils noch betreuungsintensive Strafen zu überlegen und damit selbst bestrafen..
Ich bin froh, wenn sich die Lehrerinnen während ihrer Arbeitszeit um einen guten Unterricht kümmern und nicht darum, sich möglichst sinnvolle Strafen für die immer gleichen Flegel auszudenken. Ein gewisses Mass an Automatismus schützt da die Wohlerzogenen…
bei uns 5./6. klasse. nach 3 mal in der woche hausaufgaben nicht gemacht: 1 seite aus dem duden abschreiben (inkl. aller satzzeichen).
ist ähnlich wie hüseli ausmalen oder unendlich mal den gleichen satz zu schreiben. der sinn? ich stelle mir vor, dass dem schüler beim duden-abschreiben vielleicht doch irgendwann mal denkt, dass er mit den hausaufgaben weniger arbeit gehabt hätte….
Was soll diese Kuschelpädagogik? Möffins backen als Strafe? Pfff…Die Konkurrenz unserer Kinder auf dem globalen Arbeitsmarkt sind Chinesen und Inder, die ein ganz anderes Tempo in den Schulen haben als wir. Zum Lernen und Schule gehört nun mal Disziplin und Strafen für Schüler, die alle anderen vom Vorwärtsmachen abhalten, gehören einfach dazu.
Und gefordert werden und etwas erreichen ist doch auch was Schönes.
Bitte 1000x Muffins schreiben 😉 Ich weiss ja nicht, wie die Chinesen und Inder das schreiben. Richtige Rechtschreibung hilft neben Disziplin bei dieser Konkurrenz aber sicher. Englische sowieso ;)))
ok, wenn ich schon mit englisch komme, schreibe ich es auch ein paar mal: muffins, muffins, muffins, muffins, muffins, muffins, muffins, muffins, muffins,
muffins, muffins
@Asoka: Die Ironie leider nicht bemerkt… :-), Möffins, Jöstin…
Eine Bestrafung soll weder Sinn machen noch erziehen, sondern eben strafen.
Schreib 100mal „Konsequenzen“, bis du weisst, was damit wohl gemeint sein könnte… Wer kann mir das mal nachvollziehbar definieren mit Beispiel?
Eine Zeitungsseite abschreiben ist nicht die schlechteste Sträfzgi. Man lernt dabei wenigstens schreiben.
Und da schreiben lernen wichtig ist, müsste ein Schüler, dem sein Fortkommen wichtig ist, um möglichst viel Strafe betteln, damit er möglichst viel lernt. Zur Strafe wird dem Schüler ein Vorteil gewährt, den andere Schüler nicht bekommen?
Oder sollen die Schüler lernen, lernen ist Strafe, ist Schmerz, ist Nachteil, ist wie hauen, nur anders?
AT, sind Sie masochistisch, begriffsstutzig, bösartig oder alles zusammen?
Ich bin link und nicht nett!
Das Problem ist ja, dass ganz viele bewährte (?) Strafen heute in der Schule gar nicht mehr zulässig sind. Oder dass auch die Lehrpersonen keine Lust haben, sich einen Mehraufwand für „pädagogisch wertvolle“ Strafen aufzuhalsen, falls es solche überhaupt gibt. Und auch der Schulhausabwart hat keine Lust, sich ständig mit den schlimmsten Schülern beschäftigen zu müssen.
Dumm nur, dass am Schluss, wenn die schwachen Massnahmen nichts nutzen, sehr heftige Reaktionen stehen – Schulverweis, schlechte Noten, Verlust der Lehrstelle, usw.
Über Nutzen und Sinn von Strafen kann man wirklich verschiedender Meinung sein. Aber Muffinbacken als Strafe zu betrachten, finde ich nun wirklich eine Idee, welche Strafe mehr als ad absurdum führt. Kuchen sind in der Regel ein Geschenk. Das heisst dann, dass Geburtstag haben bzw. jemandem einen Kuchen backen, als Strafe betrachtet wird.
Gemeinsinn, also Tätigkeiten für die Gemeinschaft ist KEINE Strafe. Wenn Strafen damit verknüpft werden, dann muss sich auch keiner über die Erosion von Gemeinsinn beklagen.
Wenn eine Strafe sein soll/muss, dann ist es der Sinn einer Strafe, dass es eine sinnlose Tätigkeit ist.
Was ist an Muffinbacken eine Strafe?
Und wie soll das umgesetzt werden, wenn die Eltern das nicht unterstützen (ich meine damit nicht, dass sie backen).
der zusammenhang zwischen kaugummikauen und kaugummireste entfernen ist doch nur kaugummi. die wenigsten kleben den kaugummi unters pult, nicht?
muffins backen: das können aber halt gewisse schüler nicht selbständig, ich würde mal sagen die meisten in der primarschule. das kind zu verdonnern das zu tun bleibt aber sowieso an den eltern hängen. so sind dann die eltern die gestraften. ist besonders mühsam wenn man erwerbstätig ist und das dann auch noch am feierabend einbauen darf.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, eine Tätigkeit aus der schweizerischen Hochkultur- Trias Kochen- Backen- Putzen als Strafe zu verhängen. Für mich wäre das einen Strafe und ich wäre als Schüler schon renitent genug gewesen, diese abzulehnen und ein richtige Strafe einzufordern.
Strafen müssen nur eines: Empfindlich wehtun. Alles andere ist Wattebauschwerfen.
Strafen müssen nur eines: Empfindlich wehtun.
Insofern wären Kochen-Backen-Putzen ja genau zielführend.
Strafen sind out. Konsequenzen sind in. „Kaugummi entfernen“ ist eine Konsequenz. Muffin backen nicht.
Konsequent ist auch: Wer (unentschuldigt) zu spät kommt, verpasst den Unterricht nd muss sich das Verpasste anderweitig beibringen.
@Franz Vontobel: Was tut an Kochen-Backen-Putzen weh?
alpöhi, dann erklär mir bitte den zusammenhang, ich sehe keinen, ausser „kaugummi“.
weiter unten ist ja auch jemand der ansicht, die schüler sollen „ihre kaugummireste entfernen“. kaugummikauen verursacht doch nicht irgendwo klebenden reste
Bei mir war keine Strafe abschreckend, manche waren mir sogar eher angenehm.
Wenn man zuhause terrorisiert und körperlich bestraft wird, ist Ärger mit einer Lehrperson lächerlich. Ausserdem habe ich z.T. die Aufmerksamkeit genossen, die mir zuhause fehlte. Und Nachsitzen hiess: eine Stunde stressfreier Umgebung (auch ohne Mobbers).
Strafen haben meist nur eine abschreckende Wirkung auf Leute, die sich eh grundsätzlich angepasst verhalten („Ui, wie schlimm muss das sein!“).
>> Nachsitzen hiess: eine Stunde stressfreier Umgebung
Womit sich die Strafe zu einer wertvollen Massnahme wandelt, die durchaus für alle Beteiligten einen Mehrwert hat. Klar, es tut echli weh, weil man nicht frei hat, aber sonst? Die Lehrperson für mich allein. Durchaus angenehm.
Die Muffins-Strafe hat sich bei uns im Züri-Oberland als Reinfall erwiesen. Die Kinder haben sich beispielsweise absichtlich die Finken versteckt oder die Garderobe unordentlich hinterlassen, nur um am nächsten Tag Kuchen oder Muffins zu essen. Das führte dazu, dass an manchen Tagen ein deutliches Kuchen-Überangebot herrschte. Die Aktion rief auch Eltern mit Laktose-intoleranten Kindern auf den Plan und führte zu einer sinnlos langen Diskussion am Elternebend. Die Kuchen-Sache war damit erledigt. Die Kinder gehen nun wieder das Schulhaus putzen, oder jäten im Schulgarten.
Meiner Meinung nach kann aber muss es nicht einen inhaltlichen Zusammenhang geben. Pädagogisch wertvoll ist schon die Tatsache, dass man Grenzen setzt. Weder Lehrer noch Eltern sollen sich den Kopf nach sinnvollen Strafen verdrehen, die Kids soll es einfach maximal nerven und zwar möglichst unmittelbar und nicht Wochen später. Ja, und dann sortiert meine Tochter halt die 30 schwarzen Socken, wäscht unser Auto oder hat TV Verbot…..
Inhaltlicher Zusammenhang ist doch meist gar nicht möglich. Zu Hause nicht, und in der Schule schon gar nicht. Meist reicht die Strafe ja dann noch einmal aus, den Schaden zu beheben (was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte), geschweige denn noch etwas darüber hinaus.
Das verstehe ich jetzt nicht. Warum ist ein inhaltlicher Zusammenhang nicht möglich?
@13: Weil es in vielen Fällen nicht geht. Oder dann die Strafe zu hart ausfallen würde…
Was ist denn die angemessene Strafe für mehrfaches Hausaufgaben nicht erfüllen? Was für freches Verhalten im Unterricht? Was für Schlägereien?
@ SP
Hausaufgaben: müsste das Kind halt in der Schule machen, sprich länger dableiben.
Freches Verhalten im Unterricht: Ausschluss aus dem Unterricht und diesen Nachholen
Schlägereien: Nicht haltbar auf dem Schulhof, heisst man bleibt in der Pause drinnen.
Ich sehe das Problem weiterhin nicht…
@13: Hausaufgaben heissen Hausaufgaben, weil sie zu Hause gemacht werden. Wer soll sie denn im Schulhaus überwachen? Nein, konsequent heisst in diesem Fall entweder direkten Zeugniseintrag, oder dann Gelegenheit zum Lernen verpasst, was sich vermutlich im Zeugnis niederschlägt.
Freches Verhalten heisst zumindest Schulausschluss. Aber nur schon „vor die Tür“ ist heute nicht mehr erlaubt. Aber sicher wird niemand extra zusätzlichen Unterricht anbieten! Und das mit der Pause: Meistens kämpfen die Schulen damit, dass die Kinder ins Freie müssen, obwohl einige nicht wollen. Ausserdem sehe ich keinen Zusammenhang zwischen Schlägereien und dem Aufenthaltort in der Pause.
@ SP
Gibt es in Ihrer Schule nur eine Klasse oder haben alle gleichzeitig Schule? Man könnte bei nicht gemachten Aufgaben etc. auch verfügen, dass sie halt an ihrem freien Nachmittag in einer anderen Klasse reinsitzen müssen und dort Aufgaben machen. Unsere Schule ist teilweise sehr kreativ, was solche Massnahmen anbelangt. Zudem werden die meisten Lehrer noch mal eine Stunde vorbereiten oder so und sind eh da. Warum ist vor die Türe stellen nicht erlaubt?
Wo fand die Schlägerei statt? Wenn auf dem Schulhof, dann ist das doch logisch. Und drinnen bleiben wäre an sich schon cool, aber ganz alleine? Wohl kaum.
@13: Man könnte noch viel – ist aber alles mit Aufwand für die Lehrperson verbunden. Konsequent wäre es, darauf zu verzichten, und das Kind bei der nächsten Prüfung durchrasseln zu lassen.
Kinder dürfen nicht vor die Tür, weil sie a) ein REcht auf Unterricht haben, und b) nicht einfach unbeaufsichtigt draussen sein dürfen. Ich darf ja nicht mal mehr im Sportverein Kinder heimschicken, die sich daneben benehmen.
Und nein, ich sehe den Ort des Vergehens nicht als massgebend. So wie Sie argumentieren, geht es letztlich doch wieder um Strafe – das Kind darf etwas nicht mehr, was es gerne getan hat. Dumm nur, wenn es davon gar nicht wirklich betroffen ist, weil es sowieso lieber drinnen geblieben wäre.
@ Sp
Ich weiss nicht, was aufwendiger ist, eine kurze Disziplinmassnahme oder dann die Unterstützung beim Aufholen verpassten Stoffes? Und was machen Sie, wenn das Kind nicht durchfällt, weil es schlicht schlau ist? Ich habe etwas Mühe, wenn die Schule schon von vornerein die Absicht signalisiert, ein Kind durchfallen zu lassen, stimmt nicht ganz mit dem Bildungsauftrag überein.
Und natürlich spielt der Ort eine Rolle. Wenn mein Kind seinen Bruder/Schwester auf dem Trampolin absichtlich schubst, so dass dieses nicht springen kann, dann verbiete ich dem Kind doch nicht das Velofahren, sondern das Trampolinhüpfen. Spielt doch keine Rolle, ob es sowieso lieber auf Velo wollte und es nicht als Strafe empfindet. Das Problem ist gelöst.
@13: Es kommt halt auf das Schulniveau an. In der Primarschule müssen irgendwie möglichst alle mitgenommen werden, im Gymnasium nicht.
Und nein, bei Ihrer Problemlösung bin ich nicht einverstanden. Nehme ich das Kind vom Trampolin, wo es absichtlich stört, und setze es woanders hin, wo es weiter spielen kann, löst das zwar vielleicht mein Problem – es ist Ruhe! Aber es ist weder mit Einsicht, noch mit Strafe verbunden. Das ist wie wenn ich Kinder vom Unterricht entferne – Minimalziel erreicht, ich kann zum Wohle der anderen wieder unterrichten. Dem betroffenen Kind ist es allerdings vielleicht völlig egal. Oder es geniesst es sogar und wiederholt später sein Verhalten.
Sehe ich gleich wie Anna Lou und Sportpapi. Wie soll bspw. ein Kind bestraft werden, wenn es frech war? Lässt man es den Knigge vorlesen (oder mistet es doch besser die Mäuse)? Auch doof, wenn die Schule erwartet, dass ich meinem Kind das Tablet für eine Woche streiche, weil es frech war in der Tagesschule. (Ja, ernsthaft.) Ich halte ihm eine Standpauke, wenn eine Beschwerde kommt, aber bestraft es gefälligst selber (sonst nimmt euch ja keiner mehr ernst). Ich bestrafe daheim ja auch selber und delegiere das nicht weiter.
>> Wie soll ein Kind bestraft werden, wenn es frech war?
Man sagt dem Kind: „du, das finde ich jetzt nicht gut, weil da fühlte ich mich nicht wohl als du die… Bemerkung machtest, gäll.“ 😉
Im Ernst: Ich weiss von einem Fall, wo der Lehrer einem Kind gesagt hat, wenn du dein Verhalten nicht änderst, nehme ich dich nicht mit in Klassenlager, denn dort brauche ich das nicht. Das wirkte.
Kein wunder, sind einige kinder total verzogen, wenn die eltern schon mit solchen kleinigkeiten überfordert sind!
@13: lassen sie sich nicht von diesen faulen ausreden beirren! Aber grenzen setzen ist halt anstrengend….
Dank! Endlich mal ein pragmatischer und vernünftiger ansatz! An die anderen: wenn ihr mehr zeit in die erziehung statt in eure abgehobenen kommentare stecken würdet….
400 Schüler, der Abwart reagiert bestimmt hoch erfreut auf die Perspektive, künftig jeden Nachmittag fünf davon hüten zu dürfen. Und wer genau putzt dann noch das Schulhaus…?
Ich sammle auch gerne Vorschläge für vergehensbezogene Konsequenzen für zuhause vergessenes Schulmaterial (holen lassen darf man ja nicht mehr…), nicht vorhandene Elternunterschriften… Ach ja, und die natürliche Konsequenz „schlechte Note“ für nicht erledigte Hausaufgaben, an der ist ja dann im Normalfall der Lehrer Schuld…
(P.S: Ich strafe selten und bemühe mich um das von Ihnen Geforderte, aber manchmal ziehen sinnlose Vergehen sinnlose Konsequenzen nach sich. Als Mutter wissen Sie, dass „vergehensbezogen“ schon im Mini-Biotop „Familie“ ein herres Ziel ist…)
*heeres Ziel* meine ich natürlich…
„hehres Ziel“ meinten Sie.
Oh Gott, wie peinlich, ja natürlich meinte ich das… Zum Glück unterrichte ich Mathe und nicht Deutsch 😛
Ich hatte die Unterlagen oft nicht dabei und die Hausaufgaben machte ich oft auch nicht, schrieb aber trotzdem gute Noten und das hat die weniger intelligenten und/oder machtgierigen Lehrpersonen seeehr geärgert.
Nota bene ich war und bin nicht faul. Hasste es aber, untergefordert zu sein. Bei Lehrern, die mich verstanden, habe ich alles und mehr gegeben, aktiv teilgenommen und war sehr beliebt. Diejenigen aber, die ich (und meine Mutter) doof fand(en), hätten mich am liebsten rausgeschmissen und taten es auch teilweise. 😉
Ja, man sollte auch weniger fähige Autoritätspersonen respektieren (obwohl es unheimlich schwer fällt) und eine Mutter soll sowas nicht sagen. Aber ich wurde halt so erzogen und wusste es damals nicht besser.
Hoffentlich machen Sie es heute besser als Ihre Mutter damals.
Haha, das kenne ich gut, ich glaube, die Schule hat selten eine zerstreutere „Insassin“ gesehen, als mich seinerzeit, die Noten haben trotzdem gestimmt… Ich freue mich immer über gute Noten meiner SchülerInnen, und ich sehe auch nicht ein, warum ich jene, die auch so gute Leistungen bringen, mit Hausaufgaben schikanieren soll. Aber jene, die sich eine gewisse Routine antrainieren müssen, weil sie sonst zu langsam sind, aber trotzdem keine Lust haben, die Hausaufgaben zu machen, die bekommen halt die Quittung. Wenn dann dafür mir der schwarze Peter angehängt wird, habe ich wenig Verständnis. Aber das führt jetzt weg vom eigentlichen Thema…
Bei Jugendlichen wichtig: eine Strafe muss eine unmittelbare Wirkung auf den den Bestraften haben. In einer Zürcher Schule werden Strafen einfach im Kontaktheft gesammelt/eingetragen. Da es für den Schüler keine sofortigen Folgen hat, wehrt er sich nicht bei einer Strafe die der Schüler vielleicht als ungerecht empfindet. Am ende des Semester werden die Strafeinträge im Zeugnis in der Zeile „kommt pünktlich und ordentlich zur Schule“ umgesetzt. Jeder Eintrag, z.B. Test nicht unterschrieben, gesprochen im Unterricht oder den Sportlehrer nicht im voraus über den Jokertag informiert wird in dieser Zeugniszeile umgesetzt.
Die Lehrer lieben dieses System, sie können bestrafen ohne dass sie Stress mit den Schülern bekommen. Jeder der das Zeugnis liest bekommt ein falsches Bild vom Schüler.
Eintrag und Strafe sind verschiedene Dinge. Der Eintrag ist im Sinne eines Protokolls. Er ist nur eine Feststellung und völlig unabhängig von einer Strafe. Genausowenig ist der Zeugniseintrag dazu eine Strafe, sondern eine „Betragensnote“.
In diesem Schulhaus ist der Eintrag die Strafe. Die Art der Einträge und die Formulierung im Zeugnis passen nicht zusammen.
Ein falsches Bild? Aber es wird doch nur notiert, was vorgefallen ist. Wenn eine/r viele Einträge sammelt, weiss er vermutlich schon, was das bedeutet.
Es zu wissen und es zu fühlen sind eben zwei verschiedene Dinge. Eine Konsequenz, die erst irgendwann später vielleicht eintritt, kann man sehr leicht ignorieren. Am Anfang denkt der Schüler dann, er werde eh nicht so viele Einträge sammeln, dass es ins Zeugnis kommt, irgendwann hat er dann so viele, dass es auf ein paar mehr jetzt auch nicht mehr ankommt. Konsequenz: Null.
Da kann ich nicht folgen. Die Konsequenzen sind klar.