«Eltern fühlen sich in falscher Sicherheit»

«Was, bitte sehr, hat Gamen mit Sexdating und Kinderschändern zu tun?» Das schrieb Kommentarschreiber Michael, als wir dieses Interview mit Martin Hermida erstmals im August 2013 publizierten. Michael war damals nicht der einzige, dem sich der Zusammenhang nicht erschloss. Von Panikmacherei war einerseits die Rede – aber auch davon, dass Eltern doch bitte sehr auch auf diesem Gebiet Verantwortung übernehmen sollten. Doch was heisst das konkret bzw. was müssen Eltern wissen und wie können sie ihre Kinder vor Gefahren im Netz schützen? Im Zusammenhang mit dem schockierenden Fall um den 12-jährigen Buben Paul S. veröffentlichen wir abermals dieses Interview mit wertvollen Infos. / Gabriela Braun

Wie schützt man Kinder, die im Internet surfen? Im Bild oben: Ein Mädchen am Computer. Foto: Lorda (Flickr)

Wie schützt man Kinder, die im Internet surfen? Im Bild oben: Ein Mädchen am Computer. Foto: Lorda (Flickr)

Schüler treffen sich mit Unbekannten aus dem Netz häufiger als angenommen, das zeigt eine Untersuchung der Uni Zürich. Der Wissenschaftler Martin Hermida hält dies für «alarmierend». Er fordert, dass Eltern die Kinder besser auf die Gefahren im Internet vorbereiten.

Herr Hermida, sieben Prozent der Kinder haben sich schon einmal mit einem Fremden aus dem Internet getroffen. Das sind etwa zwei Schüler aus einer Klasse. Erschreckt Sie das?

Ja. Das ist alarmierend, denn hier besteht eine direkte Gefahr. Das grösste Problem sind nicht einmal die Treffen, sondern, dass die Kinder ohne Erwachsene hingehen. Die Eltern wissen nichts von diesen Treffen. Wir Erwachsenen müssen den Kindern deshalb unbedingt einbläuen, dass sie sich niemals ohne Begleitung der Eltern mit jemandem aus dem Internet treffen dürfen. In ein fremdes Auto einsteigen dürfen sie ja auch nicht.

Viele Eltern wähnen sich demnach in falscher Sicherheit.

Genau. Die meisten Eltern von Betroffenen wissen nicht, dass sich ihr Kind schon einmal mit jemandem aus dem Internet getroffen hat.

Gehört auch Sexting dazu? Also, dass Jugendliche Nacktbilder von sich per Whatsapp oder SMS verschicken?

Es werden erst seit kurzem Daten dazu erhoben. Was wir wissen, ist, dass Sexting im Alter zunimmt. Ältere Kinder und Jugendliche machen das häufiger.

Sollen Eltern denn ihre Kinder kontrollieren, damit sie im Netz keine persönliche Daten preisgeben oder gewalttätige Games spielen?

Das ist eine Möglichkeit. Doch die Eltern dürfen sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wichtiger ist, dass Eltern mit den Kindern darüber sprechen, was diese im Internet machen, welche Spiele sie spielen und mit wem sie Kontakt in Chats oder sozialen Netzwerken haben. Die Kinder sollen sich zudem an die Eltern wenden können, wenn sie eine unangenehme Erfahrung machen. Und zwar ohne Angst haben zu müssen, dass ihnen der Medienkonsum gleich verboten wird.

Sind spezielle Apps und Filter sinnvoll, um sie vor gewissen Sites zu schützen?

Durchaus. Es gibt bei den meisten Handys Jugendschutzeinstellungen, die man aktivieren kann. Zudem gibt es in den App-Stores der grossen Hersteller Browser, die speziell für Kinder gemacht sind und nur den Zugriff auf bestimmte Seiten zulassen. Solche Tools bieten aber keinen totalen Schutz. Wenn der Browser den Zugriff auf kritische Inhalte verbietet, können sie noch immer via SMS, Chat oder E-Mail verschickt werden.

Das Problem des unkontrollierten Surfens in der Schweiz ist ausgeprägter als anderswo. Das zeigt die Auswertung Ihrer Studie. Weshalb ist das so?

Wir haben in der Schweiz sehr viele Jugendliche, die ein Smartphone besitzen – also den Zugang zum Internet in der Hosentasche haben. Zudem haben wir viele Orte, wo man gratis auf das Internet zugreifen kann, etwa in Bahnhöfen, Cafés und öffentlichem Verkehr. Das macht die Kontrolle für Eltern schwieriger, weil das Surfen nicht mehr wie früher am heimischen PC im Wohnzimmer stattfindet.

Gerade während den Ferien verbrachten die Kinder viel mehr Zeit beim Surfen und Gamen. Ab wann wird dies zu einem Problem?

Gamen oder Surfen sind nicht per se schlecht. Wichtig ist aber, dass diese nur einen Teil der Freizeitaktivitäten eines Kindes sind. Sport, der Austausch mit Kollegen, Ruhe und Entspannung dürfen nicht zu kurz kommen. Elektronische Medien sind dann problematisch, wenn sie sich negativ auf den Alltag und das Wohlbefinden des Kindes auswirken. Die Eltern müssen den Kindern Alternativen aufzeigen, wie sie die Freizeit auch sonst noch gestalten können.

Sollen Eltern fixe Zeiten zum Gamen einführen?

Das kann hilfreich sein. Sie können mit ihrem Kind zum Beispiel eine generelle Bildschirmzeit definieren. Das Kind kann sich dann selber einteilen, vor welchem Bildschirm es diese Zeit verbringen will: mit Surfen, Gamen oder Fernsehschauen. Es kann auch sinnvoll sein, fixe Nicht-Bildschirm-Zeiten zu definieren. Zeiten, in denen man bewusst auf elektronische Medien verzichtet – auch aufs Handy.

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 Martin Hermida ist Assistent am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich. Im Rahmen eines Nationalfondsprojekts machte er eine Befragung von rund 1000 Schweizer Kindern zwischen 9 und 16 Jahren zu ihrem Umgang mit dem Internet. Auch die Eltern konnten sich äussern. www.eukidsonline.ch

Lesen Sie dazu auch die Postings Achtung, Kinder im Netz! und Spielend durch die Nacht, müde durch den Tag.

108 Kommentare zu ««Eltern fühlen sich in falscher Sicherheit»»

  • Stephenclord sagt:

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  • Raoul Güntensperger sagt:

    Ein Aspekt am „Fall Peter“ scheint mir zu kurz zu kommen und doch von Bedeutung zu sein. Die Kinder haben heute trotz Fussball EM oftmals andere Helden und Vorbilder, nämlich solche der irrealen Spielwelt und der sich darin
    zeigenden Heroes evt. noch mit Youtubekanal. Auf dem Schulplatz werden diese Hereos gehandelt und kommentiert und bewundert. Sie möchten so coolsein wie diese und erhalten über TS sogar einen „Zugang“ der die Identifikation zementiert und Annäherung möglich macht.
    Hier ist ein Ansatz auf die Kinder einzuwirken und ihnen bewusst zu machen, dass hinter diesen Hereos oftmals eben nur ein Hilfskoch versteckt ist ( oder andere Betrüger). Eine Cyberpolizei sollte diese Hereos transparent machen und die Betrügereien entlarven.

  • E.W. Forster sagt:

    wenn ich es recht besehe, haben sich da zwei verwandte seelen gefunden. das ist per se nicht mal schlecht. falls nun missbrauch durch den älteren bestünde, ist das sicher nicht zulässig und würde richtigerweise konsequenzen nach sich ziehen.
    die interessensbekundungen des buben lassen mich jedoch stutzen: minecraft spielen chatten und: ‚mit jemandem reden‘.
    liebe eltern, BITTE SPRECHT MIT EUEREN KINDERN, sie brauchen vertrauenswürdige und verantwortungsvolle ansprechspartner – auch in den euch unangenehmen dingen!

    • Brunhild Steiner sagt:

      „wenn ich es recht besehe, haben sich da zwei verwandte seelen gefunden.“

      Verwandte Seelen? Dann wär ja eine Brieffreundschaft eine gute Sache…, mir scheint die eine Seele ist da vermutlich nicht ganz so deckungsgleich wie es schön wäre.

    • Martina Müller sagt:

      Herr Forster

      Das sehen viele Eltern offensichtlich hier auf der Plattform anders, sie versuchen ihre Verantwortung abzuschieben, indem sie den PC und die Spiele in den Vordergrund stellen, so nach dem Motto es ist ja wohl nichts dabei das Kinder ein bis 5 Stunden am PC sitzen. Unglaublich

  • Sisifee sagt:

    Kleiner Tipp: Man kann die Kinder auch offline gamen lassen. Das geht nicht bei allen Spielen, aber beispielsweise bei Minecraft durchaus. Die Tipps müssen sie sich nicht im Chatroom holen, das geht auch bei Freunden.
    Zweitens: Selbst mitgamen. ZB Hayday funktioniert mit Chat, wenn man derselben Gruppe beitritt wie die Kinder, hat man einen besseren Eindruck, wie sie sich verhalten.
    Drittens: Gamezeit stark einschränken (3x 45 Minuten pro Woche reicht) und Gegenwelten anbieten: Pfadi, Fussball, Freunde, die Verantwortung für Haustiere.

    • Sisifee sagt:

      2) PS Bei eher knapp bemessener Gamezeit hat man als Eltern auch noch die Chance, zu kontrollieren. Wenn ein Kind mehrere Stunden am Tag im Internet ist, scheint mir dies fast unmöglich.
      Heimliches Gamen wurde ausserdem von uns verhältnismässig stark bestraft (mehrwöchiges Verbot).

    • Sportpapi sagt:

      In 3×45 Minuten pro Woche spielen Sie Echtzeitgames wie Hayday??
      Und bis in welches Alter ist denn diese strikte Haltung umsetzbar?

      • Sisifee sagt:

        Sie sind jetzt 8 und 10.
        Hayday spielen wir alle nicht mehr, ich selbst bin aus der Gruppe rausgeflogen, weil ich bei den Derbys zu wenig geliefert habe :-).
        Im Moment sind Minecraft und FIFA auf der PlayStation in.
        Ansonsten: Internetzugang nur fürs „Antolin“, das Leseförderungsprogramm.

      • Sisifee sagt:

        PS: Übrigens gelten wir in unserem Quartier als recht grosszügig. An Regensonntagen dürfen die Jungs auch mal Kollegen einladen zum gamen, und dann darf es auch länger sein als 45 Min.
        Ausserdem gibt es einfach ganz viel anderes, was Spass macht: Das Geheimversteck im Wald, die Kumpels auf der Tschuttiwiese, der Töggelikasten im Keller, Karl May lesen, usw usw. So viel Zeit bleibt gar nicht zum Gamen. Und das ist auch gut so.

      • tina sagt:

        finde ich super, die ganze handhabung. allerdings ist es natürlich ein unterschied, ob wir von kindern ab 12 aufwärts oder von 10 abwärts sprechen.
        bis 12 hatten meine kinder auch nur 20 minuten bildschirmzeit. dann sprachen sie mit mir und überzeugten mich, dass man so gar nicht gamen kann.
        zur zeit spielen meine jungs europa universalis, das ist ein strategiespiel. man kann ja auch nicht sagen: ihr dürft 45minuten schach spielen pro tag, 2mal wöchentlich :).

      • Sisifee sagt:

        Wir passen die Handhabung schon auch von Jahr zu Jahr an. Und irgendwann wird es ein Smartphone geben.
        Die Parallele zum Schach sehe ich nicht ganz, sofern dies analog gespielt wird? Wir setzen ja Limiten weil wir der Meinung sind, dass elektronische Games den Jungs einfach nicht nur gut tun. Ab einem bestimmten Quantum wird unser Ältester zB aggressiv, merkt dies auch selbst. Das ist bei andern Spielen nicht so, drum gibt’s dort auch die Limiten nicht.

      • tina sagt:

        ich sprach ja von kindern über 12….bis 12 machte ich es ähnlich wie du. hier geht es ja um einen 12jährigen. hier wird den eltern unterstellt, nicht hingeschaut zu haben.
        schach: es gibt spiele, die kann man nicht einfach nur so und so viele minuten spielen. es gibt spiele, die muss man fertig spielen. strategiespiele sind fordernder, je länger sie dauern. mich würden 45 minuten schach zermürben ;-). meine söhne finden sowas toll. es ist doch irrelevant, ob sie das auf einem brett oder online spielen (schau dir das spiel an. ich wünschte, ich hätte das spielen können als teenie)

      • Sisifee sagt:

        Das mache ich gerne, tina. Und ich bin auch gespannt, wohin sich das Ganze entwickelt. Den richtigen Umgang mit den elektronischen Medien zu finden ist eines der herausforderndsten Erziehungsthemen. Schon nur sich zu informieren braucht sehr viel Zeit – und es gibt auch bei uns immer wieder die Momente, wo es enorm praktisch ist, die Kinder vor dem Bildschirm zu „parkieren“….

  • Christoph Bögli sagt:

    Achja, mal wieder die Angst vor dem bösen fremden Mann in ihrer x-ten Auflage und noch potenziert durch die ach so schreckliche digitale Welt. Und das Ganze offensichtlich basierend auf einem einzigen (!) aktuellen Fall, bei dem man noch nicht einmal weiss, was genau passiert ist. Und das alles überhaupt nicht in den grösseren Kontext eingeordnet. Darum muss man es leider immer wieder festhalten: Gewalt gegen und insbesondere sexuelle Vergehen an Kindern geschehen nahezu ausschliesslich durch Eltern und Verwandte sowie Bekannte, insbesondere Vertrauenspersonen. Aber komischerweise wird nie eindringlich davor gewarnt, Kinder in Handballvereine oder den Konfirmationsunterricht zu schicken..

    • Christoph Bögli sagt:

      Das vermeintliche Risiko entlarvt der Interviewte ja gleich selbst beim Hinweis, dass 7% der Schüler sich mit „Fremden“ treffen würden. Mal abgesehen davon, dass diese „Fremden“ wohl vielfach gleichaltrige Internetfreunde sind und kaum je irgendwelche Pädokriminelle, zeigt das schliesslich ja, dass diese Treffen anscheinend fast immer unproblematisch ablaufen. Wo ist also das vermeintlich enorme Risiko?

      • Brunhild Steiner sagt:

        „nahezu ausschliesslich “

        wir werden sehen für wie lange sich das (falls überhaupt zutreffend) „ausschliesslich“ halten wird, Berichte von Beamten welche im noch nicht so alten Bereich Cyberkriminalität tätig sind lassen nichts Gutes ahnen.

      • Christoph Bögli sagt:

        @BS: Das wird ziemlich sicher so bleiben, ganz einfach weil Gelegenheit „Diebe“ macht und die Gelegenheiten im unmittelbaren Umfeld nun einmal am grössten und einfachsten sind. Zumal sich entsprechend veranlagte Personen gerne in vorteilhafte Positionen begeben wie eben z.B. im Sportverein. In dem Kontext muss man ja eh auch fragen: Wo genau ist letztlich der Unterschied zwischen dem Fussballtrainer und dem „Clan-Chef“ beim Online-Game? In beiden Fällen handelt es sich um Personen, die das Vertrauen der Kinder geniessen und Einfluss auf diese haben, was Missbrauchspotential bietet. Aber nur weil etwas über das Internet läuft wird es anscheinend für viele wesentlich schlimmer, selbst wenn Mechanismen und Resultat identisch sind..

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Christoph Bögli

        der Unterschied liegt in der Wirklichkeit, ein Verein kann seine Mitglieder weiterbilden, Vereinbarungen aufsetzen, bspw dafür sorgen dass nie ein Erwachsener mit einem Kind alleine ist usw etc-
        das alles entfällt in der „anderen Welt“.
        Daher würde ich in Frage stellen dass sich potentielle TäterInnen mit Schwerpunkt in Echt-Leben-Strukturen „einschleichen“.
        Für die Zukunft ist es für diese viel einfacher, den ganzen Stress mit „Echtleben-Strategie-aufsetzen“ können sie sich ersparen und von Beginn weg online gehen. Und daher bin ich der Meinung dass sich Ihr Szenario markant verschieben wird.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Christoph Bögli

        hier noch was zum „vermeintlich enormen Risiko“
        http: //w ww.2 0min.ch/ digital/news/story/Der-erste-Paedophile-macht-Julia–13–nach-1-Minute-an-26161245

      • Martin Frey sagt:

        Das ist in dem Fall sicher schnell, Fr. Steiner. 😉
        Denn gemäss Experten in dem Gebiet geht es in Chaträumen durchschnittlich doch rund 3 minuten bis zur ersten Kontaktaufnahme.
        Dies nur als Antwort für Interessierte auf meine unbeantwortete Frage von Vorgestern. 🙂

      • Martin Frey sagt:

        @Brunhild Steiner
        Das Problem ist natürlich auch, dass in der CH, im Ggs. zu anderen Ländern, das Cyber-Grooming nach wie vor nicht strafbar ist, Fälle von Cyber-Grooming deshalb nicht erfasst werden. Ein entsprechender Vorstoss scheiterte 2014 im Parlament.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Martin Frey

        in unsrem lieben Parlament scheitert so manches was vor Ausbeutung schützen würde, und manchmal frag ich mich schon ob es gutmeinen und nicht wirklich hinschauen, oder die eigenen (Geld-) Interessen wahren ist….

    • Sisifee sagt:

      Nun ja, im aktuellen Fall scheint die Staatsanwaltschaft von sexuellem Missbrauch auszugehen.
      Man muss das eine tun und das andere nicht lassen: Den Kindern beibringen, wie sie sich gegen Übergriffe von bekannten, aber auch von fremden Personen schützen können.

      • Christoph Bögli sagt:

        Natürlich. Ich plädiere ja nicht dafür, dass man sowas einfach ignorieren soll, eine gesunde Vorsicht in allen Bereichen beizubringen ist eine grundlegende Erziehungsmassnahme. Aber das wird ja auch gemacht, das klassische „nie mit Fremden mitgehen!“ ist schliesslich seit Generationen ein Mantra aller Eltern. Aber man sollte dabei halt auch realistisch bleiben, was die effektiven Risiken angeht und kontraproduktive Hysterie vermeiden. Und v.a. vor lauter Panikmache nicht vergessen, wo die primären Gefahren liegen. Alleine die weit verbreitete Annahme, jemanden zu „kennen“ würde Sicherheit bieten, ist halt schon ein Grundfehler, der Missbrauch und Vergewaltigungen mehr begünstigt als alles andere..

      • Sportpapi sagt:

        Die Staatsanwaltschaft muss vermutlich von sexuellem Missbrauch ausgehen, um dies sauber abzuklären. Aber nach meinem Wissen gibt es dafür nicht mehr Hinweise als Nachbarn, die schon früher Kinder in der Wohnung gesehen haben (aber keine Übergriffe, weshalb sie auch nicht reagiert haben).

  • Alpöhi sagt:

    Anderseits: Gestern wanderten wir im Bündnerland. Da begegneten wir einem, äh, Alpöhi, der nach dem Grüezisagen einen Schoggistängel aus der Tasche zauberte und unserem Hind hinstreckte und fragte: „wottsch?“ Das Kind hat verlegen abgelehnt. Nun ja. Es ischt nicht mehr wie früher.

  • Alpöhi sagt:

    Der Mann habe schon öfter Kinder zum Spielen in die Wohnung genommen.
    Ist das eigentlich verboten oder was?
    Wo bleibt die Unschuldsvermutung?

    • Paul Moser sagt:

      Nein, die gibt es im digitalen Zeitalter mit dem digitalen Pranger schon längst nicht mehr.

      Ach, diese Hyperventilation ist wieder einmal unerträglich.

      • Reincarnation of XY sagt:

        er hat einen 12 jährigen Bub aus der Schweiz ohne wissen der Eltern bei sich „aufgenommen“ DAS IST STRAFBAR

  • Dominique Kim sagt:

    Sicherheit ist nur dort, wo man dem Kind mit Liebe und Dedikation begegnet. Wenn es das nicht bekommt, sucht es woanders. Wie kann es kommen, dass ein 12-jähriger zwischen 1 und 5 Stunden pro Tag im www spielt? Die Eltern sind verantwortlich und mitschuldig wenn was passiert!

    • Michael sagt:

      1-5 Stunden sind nicht aussergewöhnlich. Wochentags eine Stunde, am Wochenende mal ein Nachmittag. War bei mir auch so.

    • Martina Müller sagt:

      Ja ganz genau, dass sehe ich auch so in einem anderen Artikel bin ich deshalb von mehreren Personen angegriffen worden, viele Eltern können halt die Wahrheit nicht ertragen und versuchen sich dann zu rechtfertigen indem das Problem verschoben wird. Sich mehr um ihre Kinder zu kümmern wäre die einfachere Lösung als sie ständig am PC konsumieren zu lassen

  • tststs sagt:

    Ich wiederhole mich: Es gibt IMHO nur ein wirksamer Schutz (nicht Prävention!!!)
    Eltern nehmen ihre Veranwortung als Eltern (=Kontrolleti) wahr und kontrollieren ihre Kids. Am Abend werden Handy und Browserverlauf überprüft. Punkt.

    Wenn ein Jugendlicher dann zeigt, dass er verantwortungsvoll damit umgehen kann: Kontrolle zurückfahren.

    • tina sagt:

      ob das nicht negative konsequenzen hinsichtlich offenheit hat?

      • Alpöhi sagt:

        Eigentlich nicht. Ich gucke meinen Kindern am PC über die Schultern und wenn ich Anlass zur Sorge hätte, würde ich den Broserverlauf überprüfen. Keine Frage. Aber ich sehe bei meinen Kindern, dass sie das WWW durchaus verantwortungsbewusst nutzen.

        Und als es noch nicht so war bei einem meiner Kinder, hab ich ihm den PC wieder weggenommen und es an den „Gemeinschafts-PC“ genötigt (mit mehr Überwachung), weil das Kind offensichtlich noch nicht in der Lage war, selbständig sinnvoll mit einem eigenen PC umzugehen.

      • Alpöhi sagt:

        Es geht mir dabei überhaupt nicht um Kontrolle, sondern um das stichprobeweise Überprüfen, ob meine Annahme, dass Kind einen guten Umgang mit den neuen Medien hat, so wie wir (und auch die Schule) es den Kindern zu vermitteln versuchten.

      • tina sagt:

        wenn es so läuft bei euch alplöhi, läuft es aber anders, als tsts „fordert“

    • Matthias sagt:

      Wenn Ihr Kind aber wie Paul im Minecraft-Chat auf üble Subjekte stösst, können Sie Handy und Browserverlauf kontrollieren bis Sie schwarz werden, ohne dass Sie etwas entdecken werden. Diese Chat-Verläufe werden üblicherweise gar nicht aufgezeichnet. Da müssten Sie schon dem Kind dauernd über die Schulter schauen, während es Online ist. Über die Gefahren zu reden, Interesse zeigen und sich grundsätzlich um Verständnis für die Anliegen der Kinder und ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihnen zu bemühen, scheint mir da sinnvoller. Dann können Sie guten Mutes darauf hoffen, dass sich Ihre Kinder an Sie wenden werden, bevor sie „etwas Dummes“ tun. Aber wie immer im Leben lässt sich ein Restrisiko natürlich nie ausschliessen.

  • Cybot sagt:

    „Eltern sollen die Kinder besser auf die Gefahren im Internet vorbereiten“ – irgendwer sollte erst einmal die Horden ahnungsloser Eltern aufklären. Ein Grossteil der Erwachsenen hat doch selbst keine Ahnung über diese Gefahren. Frage 4 zeigt, dass offenbar auch der Autor dieses Artikels dazu gehört. Ob ein Spiel gewalttätig ist, ist in diesem Zusammenhang völlig egal, die Gefahr liegt in der Interaktion mit anderen Menschen, die gibt es auch in völlig gewaltfreien Kinderspielen wie das Beispiel zeigt.

    • tina sagt:

      ich habe ein wenig ahnung. aber hey, ich bin doch „nur“ mutter 🙂 wieviel wert legt denn ein teenager auf das technische knowhow seiner mutter :). ahoi realität

  • Brunhild Steiner sagt:

    Hilfreich für alle Eltern welche ihrer Verantwortung nach bestem Wissen und Gewissen (und auch in der Tat) nachkommen wollen, wäre es zu erfahren wie diese Eltern den Onlinekonsum geregelt hatten, wie darüber ausgetauscht worden ist und vieles mehr.
    Wurden sie von ihrem Kind einfach angelogen, hinters Licht geführt;
    haben sie nicht gewagt nachzubohren, nachzuhaken- und aus welchen Gründen?
    Oder war alles nochmals ganz anders?
    Das Vertrauen nach so einer Erfahrung zurückzuerlangen stelle ich mir ziemlich schwer vor, ich wünsch ihnen dazu ganz viel Kraft und Gelingen!

    • tina sagt:

      angenommen der junge hätte eine geregelte bildschirm zeig gehabt: hätte ihn das abgehalten, minecraft zu spielen? auch wenn man die regeln kennt, die man beim surfen beachten sollte: auch erwachsene halten die nicht immer alle ein.
      die totale überwachung hat einen preis

      • tina sagt:

        der haken, so wie ich das mitbekommen habe, war doch nur, dass der junge seinen echten namen verwendete….. „man“ weiss, dass man das nicht tun sollte. aber in welchen abständen wiederholt man sämtliche regeln?

      • tina sagt:

        die kehrseite der medaille des ständigen wiederholens ist nämlich muttertaubheit = kontraproduktiv

    • Brunhild Steiner sagt:

      @tina

      bei online Zeiten von 1-5h am Tag würde mich bspw interessieren wo er das gemacht hat, laut Angaben hatte er kein eigenes Handy. Zuhause? Bei Freunden? Hat er mit den Eltern drüber geredet? Haben sie mit ihm drüber geredet? War ihnen seine Forentätigkeit bekannt? Haben sie über die Internet-Bekanntschaften geredet?
      Oder liessen sie ihn einfach machen, wollten sich nicht einmischen?

      • tina sagt:

        1-5 stunden kann heissen, unter der woche 1, am weekend auch mal 5, oder? wir haben doch viel zu wenig informationen, als dass wir uns über solche fragen gedanken machen könnten.
        ich hätte mir jedenfalls keine gedanken gemacht bei minecraft, als mutter. wenn er sich dabei mit anderen unterhält, umso besser

    • Sisifee sagt:

      Die Verantwortung für das Geschehene liegt in erster Linie beim Täter.

      Ja, man soll die Online-Präsenz der Kinder kontrollieren, ihnen beibringen, wie sie sich zu verhalten haben, man kann schon einiges richtig machen als Eltern (oder eben falsch).

      Wenn ein Kind aber Freiräume ausnützt, um heimlich zu chatten oder sich mit Fremden zu treffen?
      Ich halte meine Kinder noch an der sehr kurzen Leine, was das Internet betrifft. Sie haben jedoch Freiräume, die sie selbst gestalten und da weiss ich – bewusst – nicht immer alles. Es braucht diese Freiräume und sie müssen auch mal Mist bauen können, sonst lernen sie das mit der Eigenverantwortung nicht.

      Ich hoffe einfach, dass sie dabei nie auf einen Menschen treffen, der ihnen wirklich böse will. Immer daneben stehen kann ich nicht.

  • Martin Frey sagt:

    Gut dass das Thema anhand des aktuellen Falles nochmals aufgegriffen wird. Insbesondere da es in der MB-Community viele prominent vertretene Stimmen gibt die derartige Probleme, insbesondere auch die Gefahr durch familienfremde Personen, gerne bagatellisieren.
    Auch wenn es keine Pauschallösungen gibt, genug betonen kann man die Problematik allein schon zur Sensibilisierung meines Erachtens nicht.

    • Brunhild Steiner sagt:

      Besonders froh bin ich über die einigermassen schnelle Auflösung und Finden des Kindes.
      Und frage mich, ob sich die Behörden gewagt haben gesetzliche Vorgaben (was die Ermittlungsmöglichkeiten betrifft) zu ignorieren.

      Ich hoffe sehr dass auf diesem und ähnlich gelagerten Gebieten alle Steine aus dem Weg geräumt sind/werden.

      • Sportpapi sagt:

        Mit Steine meinen Sie all diese doofen Datenschutzvorschriften, die wir im nächsten Fall dann wieder unbedingt geschützt haben möchten?

      • Martin Frey sagt:

        „Besonders froh bin ich über die einigermassen schnelle Auflösung und Finden des Kindes.
        Und frage mich, ob sich die Behörden gewagt haben gesetzliche Vorgaben (was die Ermittlungsmöglichkeiten betrifft) zu ignorieren.“

        Da geht es mir wie Ihnen, Frau Steiner.
        Wobei, ich fürchte doch, dass analog dem Fall von Rupperswil bald die ersten Leute ihre Stimme erheben werden, die sich (etwas provokativ formuliert) mehr Sorge um den Datenschutz als um Menschenleben machen…

      • tina sagt:

        wir können ja auch mal wieder über das bagatellisieren von datenschutz sprechen

      • Martin Frey sagt:

        Datenschutz hat zweifelsohne seine Berechtigung, Sportpapi. Aber Datenschutz darf nicht Täterschutz bedeuten. Selbstredend muss es für jede Entbindung eine Rechtsgrundlage geben, aber Strafverfolgungsbehörden müssen in solchen Fällen schnell, pragmatisch und unbürokratisch die Möglichkeiten erhalten, ihre Arbeit zu machen. Ansonsten ist falsch verstandener Datenschutz nicht mehr als Täterschutz, so leid es mir tut.

      • tina sagt:

        martin frey, im endeffekt wäre man im gefängnis wohl am sichersten, nicht? den leuten zu unterstellen, ihnen seien menschenleben egal, ist halt typisch martin frey. ein einigermassen intelligenter mensch sollte sich vielleicht überlegen, was er mit dieser art von öffentlicher meinungsdarstellung bezwecken will

      • Martin Frey sagt:

        Gehen Ihnen wieder mal die dürftigen Argumente aus, oder gibt es bei dem Thema einen anderen Grund dafür, dass Sie so betroffen meinen, persönlich werden zu müssen, tina? Fragen über Fragen…

      • Sportpapi sagt:

        @Martin Frey: Es gibt Gesetze und offizielle Verfahren. Über die kann man sogar einigermassen demokratisch mitbestimmen. Bezüglich Datenschutz, aber auch in anderen Bereichen, finde ich, dass hier eine absolute Hysterie herrscht. Aber auch in anderen Bereichen – wenn zum Beispiel eine Ethikkommission manche spannende, für die Gesundheitsförderung allenfals wichtige Arbeit behindert.
        Ich glaube nur, dass die Leute, die hier streng auf korrekte Verfahren und Regeln pochen, die gleichen sind, die sich dann wieder darüber ärgern, dass man sich im „Notfall“ nicht darüber hinwegsetzt.

      • Sportpapi sagt:

        „schnell, pragmatisch und unbürokratisch“ – was heisst denn das konkret? Darf ich einfach eine fremde Wohnung durchsuchen? Darf ich irgendwelche Chatprotokolle lesen? Darf ich präventiv das Internet überwachen? Darf ich jede Person jederzeit orten und ihre Wege aufzeichnen? Darf ich beliebig Telefone abzapfen? All das ist letztlich Täterschutz, wenn es nicht erlaubt ist…

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Sportpapi

        das alles kann man ja sehr gut sagen wenn man selber nicht aufgrund eines Angriffes massiv verletzt wird;
        ich schliesse mich Martin Frey an, wenn Datenschutz Täterschutz bedeutet- und nein, ich finde überhaupt nicht dass wir in einem Land mit komfortablen Opferschutz leben, dann hat er seine Berechtigung verwirkt.

      • Martin Frey sagt:

        „Aber auch in anderen Bereichen – wenn zum Beispiel eine Ethikkommission manche spannende, für die Gesundheitsförderung allenfals wichtige Arbeit behindert.“
        Da bin ich ganz bei Ihnen, SP. Das passiert m. E. dann, wenn sich diese Institutionen und deren Mitglieder zu wichtig nehmen.
        Pragmatisch heisst für mich folgendes: Es muss einfach die Möglichkeit geben, wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen, in höherem Interesse die existierenden Möglichkeiten auszunützen. Es sollte in gewissen Fällen eine Art „Fast Track“ ohne aufschiebende Wirkung geben, damit man arbeiten und ggf. Menschenleben retten kann. Indem man sich zb. eine entsprechende Verfügung des Untersuchungsrichters besorgt. Ob es diese Möglichkeiten gibt entzieht sich meinen Kenntnissen, das müssten Juristen beantworten.

      • Sportpapi sagt:

        @BS: Was bitte kann man gut sagen? Ich habe in erster Linie diverse Fragen gestellt. Sie dürfen ja gerne antworten. Und wie haben Sie es denn mit dem „Bundesgesetz betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs“, Büpf? Oder mit Videoüberwachung überall im öffentlichen Raum? Wann rechtfertigt die mögliche Verhinderung eines Verbrechens massive Überwachung von unbescholtenen Bürgern? Und wie viele Macht darf den ein Polizist, eine Untersuchungsbehörde haben? Die keineswegs immer nur angemessen handeln? Ich erinnere hier auch an die Fichenaffäre.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Sportpapi

        Verhinderung von Verbrechen ist nur die eine Seite, hier gings ja um Aufklärung- beim Fall Emmen wäre man vielleicht auch schon viel weiter wenn die Vorgaben welche Mittel zu nutzen sind, und welche nicht, dermassen strikt sind.

      • Martin Frey sagt:

        Bin 100% auf Ihrer Linie, Fr. Steiner.
        Wir reden hier von Fällen wie Emmen, Rupperswil, Gunzgen. Und dann kommt das Argument Fichenaffäre. Ist ja wohl schon nicht ganz dieselbe Diskussion…

      • Sportpapi sagt:

        Mir scheint Verhinderung nicht weniger wichtig als Aufklärung. Immerhin geht es da teilweise um Terrorismus mit vielen Toten, nicht um einen Jugendlichen, der selber zu Hause wegläuft.
        Ausserdem würde mich Wunder nehmen, was denn im Fall Emmen noch zu tun wäre, was heute nicht zulässig ist.
        Meine Fragen blieben natürlich im Raum stehen.
        Übrigens soll Paul auch missbraucht worden sein. Steht im Blick. Unten im Text ist es dann ein Verdacht. Der durch Beobachtungen der Nachbarn gestützt wird, die immer wieder Kinder in der Wohnung gesehen haben… (sind sie jetzt mitverantwortlich, weil sie das nicht weitergemeldet haben?)
        Wie wärs, wenn wir nun die Polizei ihren Job machen liessen, statt munter haarsträubende Schlagzeilen und unsinnige Diskussionen zu produzieren?

      • Sportpapi sagt:

        Und Martin Frey, ich kann kaum glauben, dass Sie das Verhältnis zwischen (angemessener?) Überwachung meist unbescholtener Bürger, Verbrechensprävention und/oder Aufklärung nicht auch grundsätzlich sehen können. Und sich stattdessen an Einzelfällen abarbeiten, bei denen völlig unklar ist, ob weitere (noch mehr!) Kompetenzen der Polizei wirklich weiterhelfen würde. Was fehlt dann? Was sollen sie noch mehr tun (dürfen)?
        Das hier erinnert etwas an Stammtischparolen.

      • tina sagt:

        äh. ich habe argumente eingebracht. und Sie so, Herr Frey? oder vielleicht auf den einen oder anderen einwurf eingehen? die dramakeule bringt doch nichts. kindergarten

      • Martin Frey sagt:

        Mir ist Vorbeugung genauso wichtig wie Ihnen, SP. Nur waren Sie es der wild alles in einen Topf warf. Obwohl Sie ungern in diese Ecke gestellt werden, Ihre Argumentation mit Büpf, Videoüberwachung und Fichenaffäre ist schon ein bisschen Juso-like. Wenn Sie monieren, dass niemand darauf eingeht, dann hat das auch etwas damit zu tun.
        Aber bitteschön, ich kann gerne Stellung dazu nehmen wenn Sie das möchten. Ich sehe das Problem, dass unsere Gesellschaft immer wieder gezwungen ist, ihre Balance neu zu finden zwischen Sicherheitsbedürfnissen, Freiheit und Privatsphäre. Alle sind hohe Güter, und in einzelnen Fällen (nein ich arbeite mich nicht daran ab) muss die Balance halt ggf. neu gefunden werden. Auch im Interesse der nächsten, gleich oder ähnlich gelagerten Fälle.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Sportpapi

        die gesamte Auswertung der gefundenen DNA-Spuren, dazu hat ein Verwandter des Opfers nun auch ein Gesuch um „Ausnahmebewilligung“ eingereicht, ein Mit-Betroffener muss Monate nach der Tat bitti-bätti machen damit alle zur Verfügung (aber halt nicht alle erlaubt, weil der Datenschutz so heilig) stehenden Möglichkeit genutzt werden um ein Verbrechen aufzuklären.

      • Sportpapi sagt:

        @BS: Massengentest bei 355 Männern und Überprüfung von 1000en Handynummern haben stattgefunden. Was noch mehr?

      • Sportpapi sagt:

        @Martin Frey: Das heisst, nach jedem Verbrechen wird die Balance mehr in Richtung Überwachung verschoben? Also etwa wie wenn nach jedem Autounfall das Tempolimit um 10 Kmh reduziert würde? Und bei jedem Einzelfall werden die geltenden Regeln wieder ausser Kraft gesetzt, spontan, nach Ermessen des Ermittlers, denn es eilt ja?
        In der Regel kann man ja Gesuche beim zuständigen Gericht stellen, und wenn man gute Argumente hat, wird das ja auch oft bewilligt.

      • Franz Vontobel sagt:

        Sie möchten also so etwas wie den „Patriot Act“, Hr. Frey: Weitestgehende Freiheiten für den Staat bei der Beschaffung von Daten und Informationen über seine Bürger?
        Verstehe ich das richtig?

      • Martin Frey sagt:

        @Vontobel: Nein, da haben Sie mich falsch verstanden. Aber die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen, zumindest nach meinem Verständnis.
        Wie sehen Sie das denn?
        @Sportpapi: Und wieder mal legen Sie mir zig Dinge in den Mund die ich so nie gesagt habe. Nicht dass das neu wäre, aber ich finde es immer noch bemühend.
        Ein Staat sollte selbstredend nicht auf Einzelfälle hin Gesetze verändern. Aber wenn ihm Einzelfälle regulatorische oder andere Defizite aufzeigt, dann sollte er lernfähig sein.
        Zurück zum Thema: Mir ging es nur darum, dass man in Ausnahmesituationen schnelle und pragmatische, jedoch rechtskräftige Lösungen finden kann. In der Medizin gibt es die zb. auch bei der Schweigepflicht angesichts absoluter Notfallsituationen, wo man sich nachträglich entbinden lassen kann.

      • Martin Frey sagt:

        Eine offene Frage an die Runde, welche auch einen konkreten Bezug zum Thema hat:
        Wer ist dagegen, dass die Polizei verdeckt in Chatrooms unter Verwendung falscher Identitäten nach Pädophilen fanden darf?
        Zweite Frage zu dem Thema: wie lange geht es (gemäss den spezialisierten Ermittlern) durchschnittlich, bis ein Kind in gewissen Chatrooms von Pädophilen kontaktiert wird?

      • Sportpapi sagt:

        @Martin Frey: Ich lege Ihnen einmal mehr nicht Worte in den Mund, sondern denke die Sachen, die Sie antönen, zu Ende. Zum Beispiel Ihr Lösungsvorschlag mit dem nachträglichen Entbinden. Das würde heissen, die Polizisten könnten tun und lassen, was ihnen angezeigt erscheint, und es sich nachträglich bewilligen lassen. Und was, wenn dann das Gericht anders entscheidet? Ist es nicht heute schon so, dass Gerichte immer wieder Beweise nicht zulässt, da unrechtmässig erworben? Ich bin jedenfalls gegen solche Freipässe. Aber sehr dafür, dass die Behörden Spielraum haben. Und ich bin für verdeckte Ermittler, aber gegen Provokateure. Und ich wundere mich, wie schnell die Behörden offenbar Pädophile online finden, wie wenig Übergriffe aber tatsächlich stattfinden.

      • Martin Frey sagt:

        Wo habe ich etwas von Autolimiten geschrieben, SP? Oder davon, dass man aufgrund einzelner Verbrechen die Gesetze permanent ändern soll? Aber lassen wir das.
        Selbstverständlich gibt es bereits heute die Möglichkeit des nachträglichen Entbindens, auch in Bezug auf Ermittlungen, Wohnungen, Festnahmen usw. Zudem muss ich Ihnen sagen, wenn Sie sagen „.. ich bin für verdeckte Ermittler, aber gegen Provokateure.“ dann sind Sie gegen verdeckte Ermittlungen in Sachen Pädocyberkriminalität. Denn ohne Lockvögel mit falschen Identitäten (wie zb. in anderen Ländern üblich, legal, und erfolgreich, im Ggs. zu uns) sind den Ermittlern ab einem bestimmten Niveau die Hände gebunden.
        Ich denke eher, dass ich die Sache zu Ende denke… 😉 ganz ohne irgendwelche offtopic Bsp. zu verwenden wie Sie.

      • Sportpapi sagt:

        „Ich denke eher, dass ich die Sache zu Ende denke… 😉 ganz ohne irgendwelche offtopic Bsp. zu verwenden wie Sie.“
        Da sind wir wieder einmal grundsätzlich anderer Meinung. Sowohl, was das Weiterdenken anbelangt (wo ich den Einzelfall auf grundsätzliche Ebene hebe), als was offtopic ist (wo es mir um eine Analogie, ebenfalls im Rechtsbereicht geht).
        Und bezüglich der Provokation: Anstiftung zu einem Rechtsbruch geht nicht. Auch wenn es noch so gut gemeint ist. Als Fake-Profil präsent sein und auf Anfragen warten ist etwas anderes.

      • Sportpapi sagt:

        Und von wegen Opfer- und Täterschutz. Im konkreten Fall: Meinen Sie es hilft dem armen Buben, wenn in allen Medien entweder über seine Naivität, oder aber über einen erlittenen sexuellen Übergriff (ja was denn genau…?) diskutiert wird? Meinen Sie, der kann wieder in seine Klasse zurück, ohne dass er von den Mitschülern mit Fragen gelöchert wird? War diese breite Kampagne, und ist das, was jetzt läuft, all diese Spekulationen, wirklich angemessen?

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Sportpapi

        wenn Sie wenigstens aufmerksam lesen würden!!!

        Was haben Massentests mit zu Verfügung stehendem Genmaterial des Täters, welches man aber nicht voll auswerten darf, zu tun?

        Ihr „was noch“ ist ein Schlag ins Gesicht des Opfers, welches übrigens schwerstbehindert worden ist!!!

        Ihr Tunnelblick grenzt manchmal hart ans Erträgliche.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Sportpapi

        „Anstiftung zu einem Rechtsbruch geht nicht. Auch wenn es noch so gut gemeint ist.“

        Auch so was zum erbrechen.

        Selbstverständlich geht das auf diesem Gebiet!

        „Anstiften“ lässt sich der arme arme TäterIn nämlich nur wenn er/sie vorhatte einen Übergriff zu begehen.

        Echt jetzt, bisschen Verantwortung dürfen Sie denen schon zugestehen.

      • Katharina sagt:

        ‚die Behörden gewagt haben gesetzliche Vorgaben (was die Ermittlungsmöglichkeiten betrifft) zu ignorieren.‘

        das hingegen ist massiv schlecht. Dies, weil ohne Einhaltung der verfahrensgesetzlichen Vorgaben zu polizeilicher Ermittlung Erkenntnisse aus solchen Ermittlungen vor Gericht gar nicht zugelassen werden dürfen. Und damit der Täter schon mit einem Pflichtverteidiger auf freiem Fuss ist.

      • Sportpapi sagt:

        @BS: Ich beschäftige mich nicht täglich mit Kriminalfällen der Schweiz. Aber ich habe nun recherchiert, aber nichts gefunden. Was für „Genmaterial“ darf nicht voll ausgewertet werden? Was meinen Sie damit? Ich sehe nur, dass offenbar sämtliche Gesuche der Staatanwaltschaft bewilligt wurden.
        Zum anderen hat ja schon Katharina Klartext gesprochen. Auch die Ermittler haben sich an die Vorschriften zu halten.

      • Sportpapi sagt:

        „Verdeckte Ermittlung ist das Knüpfen von Kontakten zu verdächtigten Personen. Sie zielt darauf ab, die Begehung einer strafbaren Handlung festzustellen und zu beweisen, wobei die deliktische Aktivität vorwiegend passiv untersucht wird. Verdeckte Ermittlerinnen und
        Ermittler dürfen sich rollenadäquat verhalten, nicht aber durch eigene Einflussnahme die Tatbereitschaft wecken oder zu strafbarem Verhalten verleiten.“ https://www.admin.ch/cp/d/359A5128.4A79@mbox.gsejpd.admin.ch.html

    • Sportpapi sagt:

      Auf die Gefahr hin, als Bagatellisierer zu gelten: Ist denn nun der aktuelle Fall geeignet, um über die Gefahren des Online-Gamens zu diskutieren? Oder hat das etwas mit Bildschirmzeit zu tun? Oder wenigstens mit dem Kennenlernen/sich austauschen im virtuellen Raum? Will man Einblick in die Chats der Jugendlichen? Haben die Eltern früher die Briefe von Bekanntschaften gelesen?
      Vielleicht sollte man nun die Fussball-Foren überwachen?
      Sensibilisieren ist gut. Aber worauf? Wie kann es sein, dass so ein Kind einfach die Familie verlässt und zu einem wie auch wie bekannten Freund zieht? Was läuft da falsch? (Und darüber wissen wir soweit ich im Bilde bin gar nichts – was war die Motivation?)

      • Franz Vontobel sagt:

        Wie kann es sein, dass so ein Kind einfach die Familie verlässt und zu einem wie auch wie bekannten Freund zieht?

        Eine gute, aber keine neue Frage. Schon immer sind Kinder von zu Hause abgehauen, das hat mit Gamen oder dem Internet primär eigentlich mal gar nichts zu tun.

      • Sportpapi sagt:

        Vontobel: Wenn mein Kind von zu Hause weglaufen würde, wäre jedenfalls nicht das Internet daran schuld, oder?

      • Franz Vontobel sagt:

        Woher soll ich wissen, warum ihr Kind von zu Hause weg will?

      • tina sagt:

        manchmal haben kinder eben „fürze“, die nichtmal besonders dramatische hintergründe zu haben brauchen. man kann mit logisch denken mal falsch abbiegen oder gar nicht weit denken. ich will nichts herunterspielen, aber tatsache ist, dass aus harmlosen kleinen fehlentscheidungen eben trotzdem schlimmere auswirkungen entstehen können. wenn kinder anfangen selbständig zu werden, passiert das natürlich eher.

      • Sportpapi sagt:

        „Woher soll ich wissen, warum ihr Kind von zu Hause weg will?“
        Im Moment noch, weil das andere Kind angeblich die tolleren Legos hat…

      • Sisifee sagt:

        SP: Als wir klein waren, ist meine Schwester immer mal wieder mit dem Rad zu den Grosseltern gefahren, wenn es ihr zu bunt wurde daheim. Und eines meiner Kinder droht mir ab und zu, mit dem Zelt in den Wald zu ziehen. Ich denke, das sind Autonomiebestrebungen, die man auch mal zulassen muss. Ich kann mich ja auch nicht erpressen lassen und auf das Einhalten von Regeln verzichten.

      • Sportpapi sagt:

        @Sisifee: Und das ganz ohne Internet. Und vermutlich hat man auch nicht die Grosseltern beschuldigt.
        Aber es ist etwas anderes, zu Hause im Zorn die Sachen zu packen, als still und heimlich und gut geplant zu einem praktisch Unbekannten ins Ausland zu flüchten. Mir würde das bei meinen Kindern jedenfalls zu denken geben. Und ich würde mich mit meinen Kindern befassen, nicht mit dem Internet oder Sonstigem.

      • Sisifee sagt:

        @SP: Klar. Mir ebenso. Und diese geplante, heimliche Handlung des Kindes selbst ist ja auch das Unheimliche am Beispiel von Paul. Andererseits ist man mit 12 eben auch schon Anfang Pubertät, da gehören heimliche Dinge dazu.
        Ich nehme stark an, dass die Familie da hinschauen wird.

      • Katharina sagt:

        Richtig, SP, Fuzzball ist über dem Gesetz. Siehe Fifa. Ich jedenfalls würde als erstes Fuzzball Fanforen auf terroristisches Recruiting abscanen.

        Das abscanen von öffentlich zugänglichen Foren, btw, untersteht nicht einmal Verfahrensvorschriften der Forensik. Ein simpler Textscanner Bot (Crawaler Technik, wie google search indexing kann das). Ein bisschen semanische AI, fertig ist die Schose. Nichts von super duper obergeheimen Anstalten im Ganja benebelten Yankistan.

        Dann kann die Ermittlungsbehörde den Abonnenten der IP im fraglichen Zeitrahmen ermitteln, sobald ein probable due cause match sich ergibt.

      • Sportpapi sagt:

        Ach Katharina. Sicher weisst du noch, dass du mich mit Fussball nicht ärgern kannst. Aber es ist ja intensiv diskutiert worden, weshalb die USA ausgerechnet im Fussball so massiv eingeschritten sind, obwohl sie da chronisch erfolglos sind, zumindest bei den Männern. Warum nicht mal im ganzen Doping-Sumpf rühren, wo die Amerikaner vermutlich nicht weit hinter den Russen, Jamaikanern und Kenianern zurückstehen?

    • Katharina sagt:

      Ueber CH und EU Datenschutz kann ja diskutiert werden, wenn der Lead zu diesem Fall vom FBI kam….

      So. und geht nun etwas Schulterklopfis machen, weil ihr ja etwas Glück hattet, weil die pösen Bilderberger FBI den Dreck für euch gefunden hattet (irgendwer musste des Typen Schleimspur im Netz ja ausfindig machen).

      Ach ja. Das FBI macht sowas nicht ohne rechtsgültige Anträge. (ausser bei Mitgliedern der ’nordatlantischen Verschwörung gegen das Kulturgut des Abendlandes‘).

      Dass das ganze auch mit den Eltern eines 12 jährigen zu tun hat.. davon redet niemand.

      In den good ole USA würden die Eltern in einem solchen Fall auch vor Gericht gestellt (Criminal negligence against a minor in their custody).

      Wir reden ja von einem 12 Jährigen auf einer Dating Site…

  • Paul Moser sagt:

    Und wieder will man das Problem delegieren und Apps installieren, die da kontrollieren oder sperren sollen. Und dann kommen dann noch Ideen von Cyber-Polizisten und das Verbieten von Spielen. Doch wo und wann übernehmen die Eltern (wieder) die Verantwortung der Erziehung für ihre Kinder?

    • Sina Leemann sagt:

      Und welche Eltern sind sogenannte „Digital natives“ heutzutage, d.h. solche, die selber wissen, wie man korrekt mit dem Internet und seinen Gefahren umgeht…? Es ist einfach zu sagen, die Eltern müssen Verantwortung übernehmen – aber was, wenn das Wissen dazu schlicht fehlt? Oder zumindest ungenügend ist?

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