5 Therapeuten-Sätze im Praxistest

Kann man überhaupt lernen, «richtig» zu streiten? Szene aus dem Film «Silver Linings Playbook» mit Jennifer Lawrence und Bradley Cooper. Foto: PD

Kann man überhaupt lernen, «richtig» zu streiten? Szene aus dem Film «Silver Linings Playbook» mit Jennifer Lawrence und Bradley Cooper. Foto: PD

Irgendwie schläft einem schon das Gesicht ein, wenn man es nur hört: Therapeuten haben wieder mal herausgefunden, wie Beziehung geht. Aha. Danke. Und wie man streiten soll. Ah so. Das ist schön und steht in jeder Zeitung und jedem Heftli und jedem Blog und jetzt auch in diesem.

Gerne fasse ich Ihnen hier ein Müsterli eines solchen Artikels zusammen, so als gemeinsames Erlebnis quasi. Es stammt aus der «Huffington Post». Dabei wurden die Leser(innen) (ja, auch mit so Genderfragen bin ich heute anständig, aber nur einmal, das gilt dann für immer) nach ihren fünf Streitknackpunkten befragt und Beziehungsexperten durften dann ihren Senf dazugeben. Ich bin mir bewusst, dass die Tipps eigentlich gut sind. Aber sie haben eben auch ihre Haken. Und die interessieren mich ebenso wie ihre Vorteile.

1. Nicht darüber diskutieren, wer recht hat und wer nicht

Es gehe um zuhören und verstehen. Das gebe beiden einen Freiraum, in dem er oder sie ausdrücken kann, was sie oder er denke und fühle. Das Ziel sei nicht, sich einig zu werden, sondern einander einfach zu verstehen. Das verbinde, statt zu trennen.

Das ist eine sehr hübsche Vorstellung. Tatsächlich kann es auch funktionieren. Aber es gibt auch einfach Dinge, bei denen man recht hat. Punkt. Und da gibt es keine Kompromisse und es reicht auch nicht, sich einfach zu verstehen. Ein Beispiel? Es nützt mir herzlich wenig, wenn ich verstehe, warum niemand in meiner Familie es für nötig befindet, seine Schuhe zu versorgen. Es ist auch schön, wenn mir alle mit Rehaugen zuhören, wenn ich ihnen erkläre, wie viel es mir bedeutet, dass ich mir nicht dreimal am Tag fast das Genick breche beim Heimkommen. Wenn es nicht gemacht wird, wird es nicht gemacht und es nervt. Geht nicht. Punkt.

2. Wenn der Partner beim Streiten kindisch ist

So im Stil: «Aber du hast auch, nämlich immer und sowieso.» Dann solle man eben verstehen, dass der Partner keine reifen Kommunikationskompetenzen entwickelt hat. Und Dinge sagen, wie «Du, das verstehe ich jetzt nicht ganz, das verwirrt mich.»

Mal ehrlich: Möchte ich wirklich mit einem Menschen eine Partnerschaft führen, den ich wie ein kleines Kind behandeln muss? Nein. Oder der mich wie eines behandelt? Auch nein. Selbst wenn ich zugeben muss, dass ich manchmal durchaus eines bin. Ich arbeite dran. Aber bestimmt nicht, indem mein Mann mit mir spricht, als wäre ich auf dem Entwicklungsstand einer Fünfjährigen. Das hat höchstens zur Folge, dass ich noch weiter regrediere, bis ich auf dem Niveau eines Tyrannosaurus Rex angekommen bin.

3. Wenn man viel zu schnell auf hundert ist oder zu nah am Wasser gebaut

Der-die-das Therapeut scheibt dazu, dass das völlig in Ordnung sei so und man nicht böse auf sich sein solle deswegen. Man sei nämlich nur unsicher und solle das dem anderen sagen und Simsalabim … ist es gut.

Die Frage ist, ob es ihn noch interessiert, nachdem man ihm wegen Naturell und Unsicherheit und so eine ganze Familie von Schlötterlingen angehängt hat. Mit 90 tränennassen Dezibel. (Falls nein: alles Verständnis der Welt.)

4. Wenn man zu passiv ist und nur lächelt und Ja und Amen sagt, wenn der andere einem eine Szene macht.

Das sei eine ausgezeichnete Methode, eine Eskalation zu verhindern, aber man müsse schauen, dass man dabei nicht am eigenen Ärger ersticke.

Hat was. Was der Therapeut hier nicht sagt: Es ist auch eine wunderbare Art, den Partner zu schwächen und zu beschämen, indem man sich ständig so verhält, als wäre man völlig ungerührt und kontrolliert und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Kann drum eine sehr harte Masche sein und der Ja-und-Amen-Sager steht dabei erst noch als schaurig netter Mensch da. Übe ich übrigens grad. So seit rund fünfundvierzig Jahren. Nach weiteren fünfundvierzig Jahren bin ich dann auch meisterlich darin. Wenn ich nicht vorher an einem Herzinfarkt gestorben bin, weil ich wieder so blöd unbeherrscht war.

5. Was tun, wenn man immer wieder über den gleichen Quark streitet?

Der Therapeut rät dazu, sich selbst zu hinterfragen. Wer, wenn nicht, wenn ja und warum und so. Sie kennen es.

Bringt nichts.

Nun, was sollen wir jetzt mit all diesen Infos anfangen? So schlecht sind sie ja nicht und ich bin auch kein Paartherapeut – ich und alle Paare danken es dem Herrgott. Aber immerhin bin ich seit zwanzig Jahren Part eines Paars.

Ich glaube, dass es vielleicht nicht so wichtig ist, zu untersuchen, wie man streiten soll. Und auch nicht, wie man nicht streiten soll. Sondern, was man mit den Phasen dazwischen anfängt. Da setze ich auf Lachen und Liebe. Damit kommt es wie von selbst, dass man auch mal in Friedenszeiten darüber reden und scherzen kann, wie man streitet und zusammen abmachen, wie man es damit halten will. (Ja und sogar während eines Streites über sich selbst lachen, weil man es wieder mal überhaupt nicht packt.)

70 Kommentare zu «5 Therapeuten-Sätze im Praxistest»

  • Nadine sagt:

    Streit ist doch immer emotional!?! -ansonsten bleibt es eine nüchterne diskussion (sachlich). Beim streiten geht es doch vorallem darum, sich luft zu verschaffen, mal auf den tisch zu hauen und das ‚mit dem letzten tropfen überlaufene fass‘ wieder tu leeren.. Danach ist die luft wieder rein wie nach dem gewitter (nicht umsonst die metapher) -natürlich ist nicht jeder gleich geladen, oder der selbe hitz- oder coolkopf und darum sind wir ja auch nicht mit xy zusammen, aber was raus muss, muss raus und mit der zeit kennt man einander (hoffentlich) so gut dass man differenzieren kann. Und wer das in der partnerschaft nicht fertig bringt, hat was verpasst.

  • Martin sagt:

    Ich streite nicht gerne. Es raubt mir viel Kraft und macht mich wahnsinnig. Wenn ich streite, dann weiss ich immer, dass ich richtig liege. Deswegen gewinne ich praktisch immer, wenn ich streite. Aber ich mag das nicht und ich bin ziemlich stur. Wenn die Verliererseite sich nicht entschuldigen kann, ist sie so gut wie gestorben für mich.

  • Widerspenstige sagt:

    Also wenn mich die Wut so richtig packt, dann bleibt kein Auge trocken. Dann muss aber vorher so einiges abgegangen sein und ich habe mich zu lange harmoniesüchtig verhalten. Die Faust im Sack machen ist nicht so mein Ding, das muss ich meinen Kunden gegenüber zur Genüge beherrschen. Da kann es privat schon mal ziemlich leidenschaftlich zu und her gehen, dass die Fetzen fliegen. Immerhin ist nachher alles gesagt, was sonst eine Kropfbildung begünstigt hätte. Aber ständiges Nörgeln am Verhalten der Kinder oder des Liebsten geht gar nicht gut. Ein Blick genügt fast immer, wenn etwas nicht gut war oder ein rasches aus dem Raum gehen mit Türknallen geht ab und zu auch, bevor ich Dampf ablasse. Klar, in den eigenen vier Wänden geht das besser als in Mietwohnungen mit dünnen Wänden 😉

  • Aber Hallo sagt:

    Herzliche Gratulation Frau Fischer! Dies war mal ein Blog von Ihnen, den auch ich gut fand und nicht gleich beim Lesen des Titels wegklickte 😉
    Bin mit Ihnen völlig eins bei diesen Punkten. Dasselbe gilt übrigens auch für Erziehungs-Tipps: Es hat meistens einen Haken und die gut gemeinten, hochpädagogischen Ratschläge klappen und gehen einfach nicht bei jedem Kind.

    • mila sagt:

      …deshalb bieten gute Ratgeber ja auch in erster Linie eine vielseitige Reflexionsgrundlage, keine passgenauen Ratschläge. Man muss sich allerdings bei der Titelwahl ein bisschen was überlegen, und nicht nach ‚Jedes Kind kann xx‘ greifen. Auch wenns noch so verlockend ist. 😉

      • Sisifee sagt:

        Die Ratgeber der der Sorte „Warum Männer…..“ sind ähnlich verlockend ;-).
        (Und ähnlich sinnlos. Selber denken hilft!)

  • Coffee Toffee sagt:

    Ist gar nicht so blöd, das Warten. Bei und verlegt sich ein Streit immer mal wieder auf die schriftliche Ebene später am Tag (ja, sms). Durch die Distanz gewinnen wir eine andere Sicht der Dinge und entschuldigen und gegenseitig für die blöde Art und Weise des Streits. Am Abend wird der Streit nochmals kurz angesprochen und ad acta gelegt.
    Übrigens machen wir, wie Sisifee zu ihren ’schlimmsten Zeiten‘ einmal pro Woche die uebung mit reden lassen, nicht kommentieren, dann Rollenwechsel. Dann diskutieren. Super für die Beziehung!

    • Sisifee sagt:

      @ Coffee Toffee: Wir haben das Ritual noch lange beibehalten, eigentlich erst vor einem halben Jahr damit aufgehört, es nicht mehr regelmässig zu machen.
      Das schöne daran: Bevor wir mal wieder ein „Zwiegespräch“ führen habe ich vergessen, was für ein „Problem“ ich hatte und worüber wir gestritten haben. Ich geniesse das Gefühl von „grosso modo ist alle sehr ok“.

      • tina sagt:

        aber diese taktik bringt nur in kleiner dosis etwas (heisst es „in kleinen dosen“? 😀 das klingt nach etwas anderem). denn wenn man nicht einig ist, und jeder drückt seine befindlichkeit aus, die nicht gewertet wird und nicht kommentiert, dann ändert sich nichts. vorausgesetzt der konflikt muss geregelt werden. wenn es nur mehr verständnis braucht, dann bringt die vorgebrachte ich-botschaft die nicht gewertet und kommentiert werden darf schon etwas

      • Sisifee sagt:

        @ tina: Nein, es geht dabei nicht in erster Linie um die Lösung eines Konfliktes, sondern um die Verbesserung der Kommunikation. Wenn es rasch Streit gibt, kann es das grundlegende Verhältnis verbessern.
        Aushandeln oder klären muss man dann trotzdem, es gelingt aber besser, wenn es eine gute Kultur des Zuhörens gibt.

  • Anh Toàn sagt:

    Mir gefällt, was meine Frau sagt, frei von tiefenpsychologischer therapeutischer Bildung. Und auch, wenn es mir nicht immer gelingt, mich daran zu halten:

    Wenn man wütend ist, soll man nichts sagen.

    • Franz Vontobel sagt:

      Sie meinen also lieber die Faust im Sack machen und den Ärger runterschlucken… ja, das kommt normalerweise sehr gut…

    • Sisifee sagt:

      Das ist vielleicht wahr, bloss hat die Wut es so an sich, sich ihren Weg nach draussen zu verschaffen. Man muss also irgendwie mit ihr umgehen, nichts sagen ist oft vor allem dann schwierig, wenn die Gegenseite nicht auch nichts sagt.
      Für mich heisst es, angepasst: Wenn ich wüten bin, verlasse ich den Raum. Ich ziehe mich zurück oder gehe an die frische Luft, bis ich mich beruhigt habe.

  • Alpöhi sagt:

    Generell gilt: Man kann nur sich selber ändern.

    Das bedeutet: Dort, wo ich innerlich zustimme, eine andere Sicht auf die Dinge zu entwickeln, erledigt sich das Problem von selber.

    Und dort wo ich innerlich nicht willens bin, meine Sicht auf die Dinge zu verändern, verhandle ich für mich und für die um mich herum je einen „Freiraum“, wo der jeweils andere nicht zu bestimmen hat. Beispiel Kinder und Unordnung: Die Unordnung darf sein, aber nur in einem örtlich begrenzten Raum (z.B. dem Kinderzimmer). Im anderen Raum muss Ordnung sein – ich will mich ja schliesslich ebenfalls wohl fühlen im Haus.

    • Anh Toàn sagt:

      @Alpöhi: Sie „bestimmen“ wie gross die Freiräume der anderen sind. Ich kann in Ihrem Post nichts erkennen, das „verhandelt“ wurde.

      • Alpöhi sagt:

        Nee, Sie wollen’s nicht erkennen.
        Aber macht nichts; ich führe die Verhandlungen ja auch nicht mit Ihnen.

      • Anh Toàn sagt:

        Ich bin halt „innerlich nicht willens, meine Sicht auf die Dinge zu verändern“.

      • Alpöhi sagt:

        Genau. Sie haben sich entschieden, jeden meiner Beiträge auseinanderzunehmen. Da ist jeder Erklärungsversuch meinerseits zwecklos.

      • Anh Toàn sagt:

        Ist man nicht willens, seine Sicht auf die Dinge zu verändern, braucht man nicht zu verhandeln.

      • Alpöhi sagt:

        Eigentlich doch. – Ausgangslage: SIe sind nicht willens, Ihre Sicht auf meine Person und/oder meine Beiträge zu verändern.

        Es wäre ein Gewinn, wenn wir je einen Freiraum aushandeln könnten (womit wir voll beim Thema wären). – Vorschlag: Ich lasse Ihre Beiträge frei von Kommentaren, und Sie lassen meine Beiträge frei von Kommentaren. Sie dürfen sich weiterhin denken was Sie wollen, aber Sie lassen mich meinen Senf zum Blog beitragen, und ich Ihren.

        Das ist acuh der Grund, weshalb ich Ihren Beitrag weiter unten nicht kommentiere.

        Wäre das ein gangbarer Weg?

      • Anh Toàn sagt:

        Nein, Sie verbieten mir nicht meine Kommentare: Sie machen nicht die regeln hier. Mein Vorschlag:

        Wenn Sie keinen Kommentar schreiben, kommentiere ich ihn nicht, und wenn Sie einen Schreiben, leben Sie mit meinen Kommentaren oder geben Ihren Senf dazu.

        Sie stellen einen Kommentar in den „öffentlichen Raum“: Und wollen nun eine Zensur einführen, wer Ihre Kommentare kommentieren darf?

      • Anh Toàn sagt:

        Auch in Eritrea dürfen alle denken was sie wollen. Nur sagen, was sie denken, dürfen sie nicht.

        Das möchten Sie nun hier einführen? Ich darf denken was ich will, aber es nicht sagen? Und Sie dürfen sagen, was Sie wollen?

        Unter den Kommentaren wird der Leser aufgefordert zu „Antworten“: Wenn es ihnen nicht passt, schreiben Sie keine Kommentare. Es gibt da nichts zu verhandeln.

      • Franz Vontobel sagt:

        Anh Toan, hier würde in leicht abgeänderter Form ein Sprichwort hinpassen, das ich letzthin gelesen habe:

        Wenn man wütend ist, soll man nichts posten.

      • Alpöhi sagt:

        Ich stelle nur fest: Sie kommentieren meine Beiträge nicht wegen deren Inhalt, sondern allein weil ich sie geschrieben habe. Sie überschreiten damit eine Grenze: Sie spielen sich zum Richter der Gedanken auf: Ihre Gedanken sind „gut“ und „erlaubt“, meine nicht.

        Ich verbiete gar nichts. Ich mache nur einen Vorschlag, damit ich wieder einen Freiraum zum konstruktiv schreiben bekomme. Und Sie übrigens auch.

      • Alpöhi sagt:

        AT, anstatt meinen Beiträgen derart viel Aufmerksamkeit zu widmen – Lesen Sie doch noch die Beiträge der übrigen Kommentatoren. Es hat wirklich Lesenswerte darunter.

        Vielleicht finden Sie darin Hinweise, wie Sie mit dem Konflikt mit mir umgehen könnten 😉

    • Widerspenstige sagt:

      Sich selber zu kennen, ist ein absoluter Gewinn. Für sich selber und für die Mitmenschen.

      Anh Toan, der Klügere gibt nach oder wie ging das noch? Ich handhabe es bei Franzls ‚verhaltensoriginellen‘ Einschüben zu meinen Kommentaren ebenso. Also mehr oder weniger klappt das ganz gut, je nach Mondstand o_o

      • Franz Vontobel sagt:

        Anh Toan, der Klügere gibt nach oder wie ging das noch?
        Was ja der Grund ist, warum sie, liebe WS, sich nie, aber wirklich nie! gegen eine Mauer lehnen sollten! 😀

        bei Franzls ‚verhaltensoriginellen‘ Einschüben
        He! Das „verhaltensoriginell“ stammt von mir, suchen sie sich gefälligst ihre eigenen Vokabeln!

      • Anh Toàn sagt:

        @Widerspenstige

        Ich vermeide doch nur, „….mich zu lange harmoniesüchtig zu verhalten.“ (weiter unten)

  • Samichlous sagt:

    Beim Lesen der Tipps habe ich nicht nur an das Paar gedacht sondern auch an die Kinder, die ja auch gleich mitlernen könnten. Die Tipps sind vielleicht nicht für jeden sofort umsetzbar. Ich habe als Kind unter sich oft streitenden Eltern gelitten. Und die hatten kaum einen der 5 Sätze beherzigt. Man kann über die 5 Therapeutensätze lachen – ist doch schon mal was Gutes. Und man kann sie ruhig auch mal üben, und wenns nicht klappt auch darüber lachen. Wenn nicht sich selbst, dem Partner und der Partnerschaft zu liebe, dann immerhin für die Kinder.

  • Zufferey Marcel sagt:

    In einem Streit müssen vor allem Inhalte verhandelt werden, nicht die Art und Weise, wie ein Partner diese anspricht und wie er sich im Streit verhält. Einen Choleriker oder eine Jähzornige lassen sich nicht mehr ändern. Und wenn das aufbrausende, südländische Wesen als Machtinstrument missbraucht wird- abwarten, Zeit gewinnen und später weiter machen. Und zwar solange, bis der Gesprächsgegenstand adäquat behandelt worden ist! Im Übrigen darf bei jedem Charaktertypus zumindest ein gewisses Mass an Selbsteinsicht voraus gesetzt werden- sonst wird’s schwierig!

    • mila sagt:

      Mir geht es da ehrlich gesagt wie Sportpapi: mich auf Dauer ‚verständnisvoll‘ bzw. abwartend mit so einem Charaktertypus rumschlagen, läge mir überhaupt nicht… Ergo bin ich auch nie an solche Partner oder engere Freunde geraten. Und auch sonst begegnen mir solche Menschen selten in freier Arbeitsplatz- und loser Bekanntschaftsbahn – was ich für keinen Zufall halte.

      • Zufferey marcel sagt:

        Nun, jeder Partner hat seine Schattenseiten, denke ich. Was das südländische Temperament anbelangt, ja, da weiss ich, von was ich spreche. Und viele andere mit mir sicher auch. Dafür ergeben sich in anderen Partnerschaften wiederum Probleme, die es mit Südländern nicht gibt. Ist halt immer eine Frage, wie eine Beziehung summarisch aussieht. Und eine Bilanz sollte man zwischendurch immer wieder ziehen, finde ich. Um zu sehen, ob es noch passt.

      • mila sagt:

        Hehe, ich bin Südländerin. Und noch dazu ein ’sanguinisches‘ Temperament. Und doch habe ich mich (zwischenzeitlich) grosso modo im Griff. Nicht nur meinem Partner zuliebe…

      • Zufferey Marcel sagt:

        Durch meine Adern fliesst auch viel Italienisches Blut, ergo… 😉 Das (eigentlich zu Unrecht) berüchtigte, südländische Blut hat nämlich auch schöne Seiten, oder?

      • mila sagt:

        Definitiv! 😉

  • Waser Karin sagt:

    Liebe Frau Fischer
    Was Fischerin über Therapeutin sagt, sagt mehr über Fischerin als über Therapeutin. Hab Dank dafür 🙂

  • Sportpapi sagt:

    Ehrlich gesagt frage ich mich, ob ich wirklich mit jemandem zusammensein könnte, der sich a) im Streit wie ein kleines Kind aufführt, sich das aber nicht sagen lässt und b) sprachlich ausfällig und (unter Tränen) laut wird (siehe auch a), c)immer wieder, auch gegen seinen Willen, absolut unbeherrscht ist in der Situation (siehe auch a und b), und d) immer wieder wegen dem gleichen Mist streitet, das aber doch nicht abstellen kann (siehe auch a-c).
    Irgendwie möchte ich doch eine Partnerschaft mit einer erwachsenen Person führen, die sich einigermassen im Griff hat. Und die nicht mit ihrem südländischen Temperament kokettiert, wie schon mila angeführt hat. So dass der Streit und Gefühlsausbruch dann, wenn er dann trotzdem erfolgt, wirklich ernst zu nehmen ist.

    • Susi sagt:

      Ja, weisst du, das sind halt die Niederungen des Pöbels. Die gibt es auch, jaja…

      😀

      • Sportpapi sagt:

        Ah, habe ich einen Nerv getroffen?

      • Susi sagt:

        Bei wem? Bei mir? (Wie kommst du denn darauf?)

        Nein, ausser Punkt 5 (Konfliktthema „Ordnung“) klingt da gar nichts bei mir an, und auch das gibt bei uns vielleicht einmal pro Jahr Anlass zum Streiten.

        Aber ich denke da an die Reality Shows auf RTL II, weisch.

  • Muttis Liebling sagt:

    Das Ziel einer Paartherapie besteht im Erhalt des vereinbarten Honorars. Analog zur Pharmaindustrie wird ein dauerhafter Erfolg nicht angestrebt, da selbige die Kundenbindung zerstört.

    Berichte in der Presse über diese selbsternannten Beziehungsexperten (meist ohne Berufsabschluss in einem therapeutischen Fach) sind redaktionelle Werbung, welche dem Blatt in der Regel honoriert werden.

  • mila sagt:

    Ich gebe Ihnen in einigem Recht, Frau F.: die ‚gepflegte(st)e‘ Streitkultur bringt nichts, wenn der Mensch dahinter derart verstellt ist, dass man ihn vor lauter Gepflogenheit(en) nicht mehr spürt. Zumal man sich ja auch nicht ernstgenommen (und schon gar nicht verstanden) fühlt, wenn man gegen eine sprichwörtliche Wand redet… Es gibt demnach kein Patentstreitrezept, weder für den Einzelnen, noch für ein Paar. Sich für einmal dicke Luft vom Hals schaffen, wird einer gesunden Beziehung nicht schaden. Aber wer Ärger nur los wird, indem er aus der Haut fährt, könnte sich durchaus etwas hinterfragen. Respektive, beim nächsten Mal das Problem auf den Tisch bringen, bevor es hitzig-explosive Dampfkochtopfausmasse annimmt –

    • mila sagt:

      das kann man ganz authentisch lernen, unabhängig von Charakter und Temperament. Ausser, man gefällt sich (und dem Partner) in der (ewig gleichen) Rolle der aufbrausenden Südländerin oder des überschäumenden Cholerikers… Soll ja beides seinen Charm haben, auch wenn sich mir Derartiges persönlich nicht erschliesst.

      • Hans Hintermeier sagt:

        Kongruenz ist sicherlich wichtig und gesund, man kann sich so gegenseitig als Menschen „spüren“. Für mich ist jedoch die Frage, ob man Selbstbeherrschung zu gewissen Graden erlernt hat oder nicht (und nicht ob man sich darin gefällt). Die Frage ist für mich mehr: kann man überhaupt anderes reagieren (hat man Alternativen), oder ist man immer mit dieser Bewältigungsstrategie des „Ausflippens“ durchgekommen (ist sie funktional).

      • mila sagt:

        Eben: ein gewisses Quantum an Selbstbeherrschung könnte jede/r lernen. Wenn er denn er/sie wollte… Wie Sie richtig sagen, bei manchen nimmt das beliebige Ausflippen funktional-manipulative Züge an. Und solange sie damit (gut) durchkommen, sehen sie keinen Handlungsbedarf. Andere sind stolz darauf, sich als ‚temperamentvoll‘ bezeichnen zu können (oder bezeichnet zu werden). Ein (vorgebliches) Nicht-(Anders-)Können entpuppt sich daher meist als primäres Nicht-Wollen. Wenigstens meiner Beobachtung nach. Und fremde Be-denken werden dann bequemerweise abgespeist mit, „und nimmst Du mich nicht so, wie ich bin…“. Dabei ist das eben mE nicht des Pudels Kern, die praktisch zurechtgelegte Charaktergeschichte.

      • Sportpapi sagt:

        @mila: Und man wundert sich dann, dass es – oh wunder – im Job doch so ganz anders funktioniert als daheim.

      • mila sagt:

        Anders formuliert: lernfähig wären wohl die allermeisten. Ausser diejenigen, wo das Ganze ernsthaft pathologische Züge hat (Borderline etc.) – das wäre dann behandlungsbedürftig, und so allenfalls einigermassen in Griff zu bekommen.

      • Hans Hintermeier sagt:

        Sehe ich genauso. Leider werden diese Leute durch solche Artikel/Therapeuten bestätigt: „Ich kann nicht anders. Ich muss nicht an mir arbeiten, mich überhaupt nicht beherrschen, weil es niemand kann. Alle tun es so. Sonst bekomme ich einen Herzinfarkt, der Andere ist schuld, wenn er ruhig bleibt (der Andere macht es falsch) …“ (Cave: leicht übertrieben)

      • Hans Hintermeier sagt:

        Sehr spannend: „die praktisch zurechtgelegte Charaktergeschichte“. Wir erzählen uns unbewusst unsere eigene (d.h. subjektiv konstruierte und oft bequeme) Biographie und limitieren uns oft dadurch, respektive schneiden uns von Lernprozessen ab…

      • mila sagt:

        Das haben Sie nun sehr schön ausformuliert, Herr Hintermeier. 😉 Lässt mich sogleich ein wenig an Frischs Gantenbein denken.

      • Sisifee sagt:

        Man könnte es auch „statisches Selbstbild“ nennen. Oder „Ich bin halt nun mal so“. Für das Gegenüber, das gemeinsam weiter kommen möchte, vielleicht auch gerade durch Konflikte, eine Sackgasse. Kann man denn von einem Parter / einer Partnerin persönliche Weiterentwicklung einfordern? Schwierig, denn da sind die Menschen komplett verschieden und so etwas geschieht auch nicht unter Druck (zum Glück).

      • Hans Hintermeier sagt:

        @Sisifee: nein, einfordern kann man das nicht- entweder jemand möchte an sich arbeiten und empfindet das als Chance, oder eben nicht. Mit jemandem der nicht wenigstens ein kleines Mass an Selbstreflexion/ Kultiviertheit mitbringt, würde ich ehlich gesagt auch keine Beziehung eingehen. Fehler/Macken haben wir alle, wir bekommen deshalb auch ständig vom Leben den Spiegel vorgehalten, was doch wunderbar ist…

      • Franz Vontobel sagt:

        Zeit für diese alte Weisheit (die wohl durchaus hin und wieder Grund für Streit ist…):

        Warum heiraten Frauen Männer? Weil sie denken, sie ändern sich noch – aber sie tun´s nicht.
        Und warum heiraten Männer Frauen? Weil sie denken, sie bleiben so – aber sie tun’s nicht.

      • Martin Frey sagt:

        Und wieder mal 100 Punkte für Sie, Hr. Vontobel! 😀
        Danke für den Schmunzler.

      • Widerspenstige sagt:

        Nee, Frauen heiraten Männer, weil sie die rosarote Brille vergessen haben, wegzulegen. Männer heiraten Frauen, weil sie nur die rosarote Brille sehen 😆

  • Martina Müller sagt:

    Ich teile die Situationen, dass es Situationen gibt, wo ein Partner in einem Streitpunkt recht hat, auch dass muss erlernt werden dies von der anderen Seite auszuhalten, dass klappt nur, wenn sich zwei Partner gegenseitig respektieren und achten.

  • Martina Müller sagt:

    Manchmal ist es auch nötig, wenn man mit seinem Partner betreffend Konfliktsituationen Vereinbarungen getroffen hat, dem anderen ein Feedback zu geben, wenn die Situation sich verändert hat. Das motiviert beide Partner sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und auch zu merken es gibt auch eine andere Streitkultur, die nicht verletzt.

  • Sisifee sagt:

    Danke, Frau Fischer!
    Man kann doch wirklich nicht auch noch korrekt streiten, wenn man schon den ganzen Tag korrekt Kinder erzieht, im Job alles meistert und en Haushalt grad auch noch wuppt….
    Das Streiten analysieren bringt nicht. In unseren schlimmsten Phasen haben wir „Zwiegespräche“ geführt. Einmal die Woche, jeder erzählt 15-20 Minuten von sich, der andere hört nur zu. Keine Kommentare, kein Urteilen. Nur Zuhören. Das hat die verhärteten Fronten enorm aufgeweicht und hat uns weniger als eine Stunde gekostet pro Wochen.

  • Martina Müller sagt:

    Streit und Diskussionen gehören zum Leben und sind für viele Menschen eine grosse Herausforderung. Viele Menschen haben in ihrem persönlichen Umfeld in der Familie nicht gelernt, wie man mit schwierigen Situationen umgeht, sie laufen im Streit beispielsweise fort, oder schlagen aus Wut die Türen zu, oder demontieren den Partner in einer absolut unpassenden Weise. Dies führt nur zu verhärteten Fronten und erzeugt Gegendruck, keiner möchte sich überwinden den Streit zu beenden und oftmals zieht es sich weiter in die Länge. Ungeklärtheiten führen zu Frustration und Enttäuschung und beide Partner haben in solchen Situationen nichts gewonnen. In der heutigen Zeit sehe ich als Pädagogin und nicht als Therapeutin meine Aufgabe Kinder schon zu befähigen eine gute Streitkultur zu erlernen

  • Martina Müller sagt:

    Gute Ratschläge gibt es immer, ich glaube es ist auch im Streit wichtig, seine eigenen Emotionen im Streit auszudrücken, aber auch eine gewisse Toleranz und Achtung dem anderen gegenüber zu bringen. Häufig eskalieren die Streitsituationen, weil das gegenseitige Verständnis dem Anderen gegenüber fehlt, der falsche Zeitpunkt für den Streit gewählt wurde und sich das ganz auf gegenseitige Vorwürfe bezieht. Manchmal hilft es nach einem Streit zusammenzusitzen und klare Regeln miteinander abzumachen, dass hilft beiden Parteien mehr sich auf das zu besinnen, was beim letztem Streit nicht gut gelaufen ist. So sind zwei Menschen in der gleichen Verantwortung und keiner kann sich in dieser Situation von der Verantwortung entbinden. Streit und Diskussionen gehören zum Leben.

  • Malena sagt:

    Therapeuten-Tipps aus dem Heftli sind halt wenig differenziert, liegt auch in der Natur des Mediums. Hinterfragen ist ok. Wenn ich mir das Streitverhalten mancher Paare anschaue frage ich mich schon ob es noch zu wenig (gute) Tipps gibt oder ob die Beratungsresistenz einfach zu gross ist. So richtig die Sau rauslassen beim Streiten, weil der Partner emotional gebunden ist (am besten mit gemeinsamen Kindern, oder wenn er/sie einfach eine treue Seele ist), ist wirklich eine üble Angewohnheit, und schlecht fürs Karma. Spannende dunkle Seite des Mondes hin oder her.

    • Malena sagt:

      Deshalb, die besten Tipps für alle Lebenslagen:
      1. Be cool.
      2. Don’t be an asshole.

    • Hans Hintermeier sagt:

      Wenn man zu emotional ist, kann man nicht konstruktiv diskutieren, das ist für mich ein Widerspruch. Die emotionale Person will sich oft nur rächen in diesem Moment (oder Macht ausüben), es ist noch nicht Zeit für ein konstruktives Miteinander. Falls jemand zu emotional ist, also abwarten bis sich die Emotionen beruhigt haben und dann kann man miteinander sprechen. Warum nicht einen kurzen Spaziergang machen, eine Pause kann Wunder bewirken? Verbissen weiterreden bringt selten etwas.

    • Papperlapapi sagt:

      Malena, Deinen Tipp 2 finde ich super! Hilft sicher viel. Tipp 1 wäre sicher auch hilfreich, aber leichter gesagt, als getan.

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