Fiese Heiratsanträge

In «Selbst ist die Braut» überrumpelt Margaret alias Sandra Bullock ihren Assistenten Andrew (Ryan Reynolds) mit einem unromantischen Heiratsantrag. (DEFD)
Ich glaubte, der junge Mann setze sich auf meinen Schuh. Doch ihm war weder schlecht, noch suchte er nach etwas Heruntergefallenem. Er war bloss mal kurz im Gedränge des immens grossen Mitarbeiterfestes in die Knie gegangen, um seiner Liebsten einen Heiratsantrag zu machen. Er fragte sie also den berühmten Satz…
…und sie lächelte verlegen, nickte, hauchte ein «Ja». Wenige Sekunden später hatte sie einen Ring am Finger, sie küssten sich. Dann war der Spuk auch schon vorbei. Verlegen schauten sich das Paar und die herumstehenden Arbeitskollegen an. Ich beugte mich vor, gratulierte den beiden Unbekannten. Sie lächelten, wobei die Frau (vielsagend?) mit den Schultern zuckte. All das geschah so schnell und leise, dass meine Kollegen neben mir, mit denen ich eben noch geredet hatte, von alledem nichts mitbekommen hatten.
Das geschah vor einer Woche. Seither habe ich dem jungen Mann in Gedanken mit meinen Stiefeln mehrfach Tritte verpasst und ein paar saftige Standpauken gehalten. «Wie kannst du nur, du Idiot, du bist wohl nicht ganz bei Trost!», schleudere ich ihm dabei entgegen. Einen Heiratsantrag an einem anonymen Mitarbeiterfest! In einem ungemütlichen Durchgang! Und dann so schrecklich schnell, als ob es darum ginge, diesen Akt baldmöglichst hinter sich zu bringen. Hallo?! Wenn es für einen Antrag wohl etwas erfordert, dann Intimität, Zweisamkeit, Vertrautheit, Romantik.
Das Allerschlimmste aber ist die Öffentlichkeit. Weshalb Männer sie für ihre Anträge suchen, ist mir absolut schleierhaft. Da kann ein Typ noch so süss im Central Park um seine Zukünftige tanzen und singen und mit dem Ring in der Hand seine Liebe zu ihr beschwören, währenddessen ein paar Freunde die Backgroundsänger mimen und viele Fremde die Szenerie in aller Länge filmen (vor einiger Zeit in New York miterlebt). Auch wenn ein solcher Antrag einem kitschigen Film entsprungen zu sein scheint, ist so was im echten Leben daneben und unfair.
Denn in Tat und Wahrheit sind öffentliche Heiratsanträge:
1. grosskotzig. Es ist eine egoistische Show (schaut mal, wie toll und originell ICH bin!).
2. feige. Es bringt den anderen Menschen in eine Zwangslage und hat etwas Erpresserisches, ja gar Übergriffiges.
Durch die öffentliche Zurschaustellung verunmöglichten es die Männer in beiden Fällen den Frauen, ehrlich zu ihren Gefühlen zu stehen. Denn was, wenn sie gar nicht will oder es sich überlegen möchte, es sich aber nicht zu sagen traut? Ich glaube kaum, dass sie sich das vor all den vielen Zeugen antun würde. Und gerade deshalb ist es völlig in Ordnung, als Frau (oder Mann) in einer solchen Situation einfach mal Ja zu sagen, auch wenn man sich dabei nicht sicher ist. Beim nächsten Moment der Zweisamkeit kann dieses Ja noch immer relativiert werden. Denn echte Liebe ist keine Show, Honey. Sie hat was Besseres verdient.
Das volle Programm: Flash-Mob-Antrag. (Youtube/ccjone01)
Wie in einem Musical: Antrag in der U-Bahn. (Youtube/lucyrog)
Auch die Knallerfrauen haben schon mal übers Heiraten nachgedacht. (Youtube)
75 Kommentare zu «Fiese Heiratsanträge»
Das einzige Mal, das ich das miterlebt habe war ebenfalls an einem Mitarbeiterfest. Aber auf der Bühne und es war die Frau, die sich in die Nesseln setzte.
Sie: „Willst du mich heiraten?“
Er: „Nein.“
Sie: „Ich sowieso auch nicht.“
2) Aus: „Elementarteilchen“ (Roman) Michel Houellebecq, Frankreich 1998
Hat sich im Rückblick eindeutig bewahrheitet und war visionär- wie die meisten seiner wichtigsten Werke!
1) „(…) Dieses Buch ist in erster Linie die Geschichte eines Mannes, der während der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gelebt hat (…) im allgemeinen allein, wenn auch ab und zu im Kontakt mit anderen Menschen (…) Das Land in dem er zur Welt kam [Frankreich], glitt unvermeidlich in die Wirtschaftszone der halbarmen Länder ab; die Menschen seiner Generation (…) verbrachten darüber hinaus ihr Leben einsam und verbittert. Gefühle wie Liebe, Zärtlichkeit und Brüderlichkeit waren weitgehend verschwunden; in ihren Beziehungen erwiesen sich seine Zeitgenossen sehr häufig als gleichgültig oder sogar grausam.“
Ein weniger sexistischer Ansatz wäre zum Beispiel die Frage generell aufzuwerfen, welche Frauen einen Heiratsantrag vom Partner erwarten und in welcher Form er denn sein sollte? Oder ob in einer gleichberechtigten Zeit nicht eher mal die Frau einen Heiratsantrag stellen sollte? Und umgekehrt die Frage an Männer stellen, ob sie einen Heiratsantrag durch den Mann immer noch als zeitgemäss erachten? Oder ob sie sich unterschwellig dazu gedrängt sehen? Welche unausgesprochenen Erwartungshaltungen nach wie vor in einer heutigen Partnerschaft mitschwingen?
Ich frage mich ernsthaft, ob Frau Braun jemals über eine Situation berichten wird, in welcher eine Frau sich daneben benimmt und damit einen Mann in eine unbequeme Lage bringt. Fragt Frau Brau dann, warum FRAUEN sowas Männern antun? Oder beschreibt Sie es dann geschlechtsneutral? Ich will nicht einzelne Sätze oder Texte überbewerten. Kritische Beiträge dürfen sein. Aber in der Summe wird hier latenter Sexismus betrieben nach dem immer gleichen Muster: arme Frau – böser Mann. Als provokatives, journalistisches Werkzeug mag es Leser-Beiträge bewirken. Doch ich halte es für ein fragwürdiges Stilmittel um sich ernsthaft mit Lebens- und Anstandsfragen auseinander zu setzen.
Und ich dachte, Anträge werden heutzutage so gemacht:
– Man ändert seinen Facebook-Status von „in einer Beziehung“ zu „verlobt“
– Man tagt die Angebetete (oder den Angebetenen) bei der Meldung
– Sollte dieser nicht innert 2 Stunden das Gleiche tun, ändert man ihn wieder in „es ist kompliziert“ und postet einen tiefgründigen und traurigen Spruch darüber, dass man sich auf niemanden verlassen kann
Die Technik macht das Leben doch soviel leichter 😉
😀
Also bei mir – in der richtigen Welt – war zum Zeitpunkt, an dem ich genug Mumm hatte für den Antrag schon laaaange klar, dass sie sicher nicht ablehnen würde.
Ich gehe davon aus, dass ich nicht der einzige Mann bin, der mehrfache Winks mit dem Zaunpfahl erhalten musste, bis er den Antrag tatsächlich machte (bei mir sagte sie konkret: „Wenn der Antrag nicht bald kommt, dann mache ich dir einen“ – was mein Stolz dann doch nicht zuliess 🙂 Moderene Paare sprechen hoffentlich miteinander, sodass der Mann die Reaktion seiner Auserwählten sehr wohl abschätzen kann.
Eine grosse Show habe ich dann aber auch nicht geboten; dass es zu zweit romantischer und ungezwungener ist, in dem Punkt bin ich mit der Autorin dieses Artikels einig.
„Moderene Paare sprechen hoffentlich miteinander, sodass der Mann die Reaktion seiner Auserwählten sehr wohl abschätzen kann.“
Davon gehe ich auch aus und doch ist es kein Grund, sich öffentlich zum Affen zu machen. Ich habe meinem Mann irgendwann ganz offen mitgeteilt, dass es für mich ok wäre, wenn wir den nächsten Schritt tun, ich aber gar keine Eile damit hätte. Es war allerdings bei uns etwas kompliziert, da wir ohne Trauschein nicht zusammenleben konnten . Ca. 6 Monate später überrumpelte er mich damit. Weder öffentlich noch romantisch, aber dafür spontan und völlig unbeholfen, was so „typisch er“ war, dass ich heute noch darüber lache.
Liebe 13, jetzt bin ich etwas verwirrt. Ich hatte mir Ihren Ehrmann immer als Italiener vorgestellt.
Meinen „Ehrmann“? Das ist ja süss.
Nein, er ist kein Italiener, etwas östlicher an der schönen Adria. Aber wieso schliessen Sie das aus meinem Text?
@Herr Jeminee: Wenn die Situation so war, wie sie schildern, warum brauchte es dann noch einen formellen Antrag. Sie waren sich offenbar einig, dass sie heiraten möchten und damit war doch eigentlich alles klar – oder? Wenn unbedingt nötig hätte man/frau das ja noch irgendwie „romantisch“ besiegeln können.
Den Antrag „brauchte“ es tatsächlich nicht mehr wirklich. Aber dass eine romantische Geste und der gemeinsame erlebte und genossene „Jetzt-gilts-also-wirklich-Moment“ dennoch einen Mehrwert bietet, ist glaub‘ ich trotzdem nachvollziehbar.
Ja, ich kannte ihre Antwort im Prinzip. Geweint vor Rührung, Freude (und wohl auch Erleichterung, dass ich es nach 10 Jahren als Paar hingekriegt habe) hat sie trotzdem.
In unsere Umgebung habe ich es gleich zwei Mal erlebt, dass Paare, die Verlobung und Hochzeit mit Prunk und Pomp inszenierten, nach wenigen Jahren wieder geschieden waren. Zufall oder überhöhte Erwartungen, die sich in durchgestylten Events bereits manifestierten ?
Ich bin fürs Zusammenleben, ohne Heirat. Ich glaube sowieso nicht an die grosse Liebe, sondern an Lebensabschnittpartner. Monogamie ist eine Utopie 🙂 und auch langweilig ;-). Tja, jedem das Seine! Schlussendlich soll jeder zu sich selber ehrlich sein und sich von niemandem manipulieren lassen. Selbsttreue zählt und bewährt sich auf die Zeit. Auch wenn das bedeuten sollte, dass man lange ohne Partner lebt. Meine Lebensansicht und Erfahrung: Lieber Alleine sein als mit jemandem zusammen, mit dem ich mich nicht frei- und wohlfühle. Ich liebe meine Freiheit zu sehr, sie ist wertvoll und unbezahlbar.
Grundsätzlich stimme ich zu. Allerdings überhöht und verzerrt es m.E. die Ehe, wenn man diese permanent mit grosser, gar „ewiger“ Liebe, lebenslanger Treue, Verlust von Freiheit, etc. assoziiert. Die heutige Ehe ist schliesslich nichts mehr, als ein zivilrechtlicher Vertrag zwischen zwei Partnern, der gewisse Rechte und Pflichten beinhaltet und sich jederzeit relativ problemlos wieder auflösen lässt. Unterm Strich ist das Ganze also nicht wesentlich bindender als ein Mietvertrag und wegen dem macht ja auch niemand ein Riesentheater. Insofern scheint es mir manchmal, dass die Heiratsgegner anscheinend die Ehe mit mehr (unbegründete) Bedeutung aufladen, als das viele Verheiratete tun..
Im Vergleich dazu, sind beispielsweise Kinder oder schon nur eine gemeinsame Wohnung wesentlich schwerwiegendere Schritte, weil sich diese meist nicht so einfach durch ein Formular wieder loswerden lassen. Verzichten Sie also selber auch auf all das, nur weil ein Partner vielleicht nicht auf immer und ewig ein solcher bleiben muss..?
CB: Auf den Punkt gebracht, danke.
Sich scheiden lassen ist nicht so einfach wie Sie es schildern Herr Bögli. Aber ist ja egal, ich persönlich sehe keinen Grund zur Heirat, man kann auch ohne Heirat alles regeln wenn zwei Menschen aufeinanderstossen, die aufrecht, korrekt und vor allem Reife haben. Mag psychologisch sein, aber wenn ich mich verheiratet vorstelle, sehe ich mich in eine Art Gefängnis. Schon als Teenager wusste ich, dass ich nicht heiraten möchte und mittlerweile bin ich 40ig.
Jeder soll zufrieden sein und selber entscheiden was er möchte oder wie er leben möchte. Wenn ich in der Heirat keinen sinnvollen Grund sehe heisst es ja nicht gleich, dass ich eine Heiratsgegnerin bin. Wenn zwei heiraten, fliessen mir ja auch die Tränen, weil ja alles so romantisch und schön ist.
@Tina: Klar kann man aucb ohne Ehe alles regeln. Der Punkt ist: Mit der Ehe ist bereits alles geregelt, es hat sich bewährt, es ist das staatliche Standardverfahren. Also warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Ich habe meiner Frau die Frage aller Fragen gestellt, indem ich an einem Openair-Rockfestival nach einem tollen Song auf die Bühne gestürmt bin, dem Sänger das Mikrofon aus der Hand genommen und meine Ansprache gehalten habe. Frau durfte dann mit auf die Bühne kommen und vor allen Freunden und Bekannten die Antwort geben. (das erleichtert dann auch das verkünden der frohen Botschaft, und man hat den ganzen Abend dann Freibier! 🙂
Natürlich war die Antwort: JA. wenn ich nicht 99.99% sicher gewesen wäre, diese Antwort zu erhalten, hätte ich wohl eher die diskretere Methode gewählt, eben um nicht eine peinliche Situation zu provozieren oder die Dame in die Enge zu treiben.
Dann war’s kein Antrag, sondern eine Eheverkündigung in ritueller Form.
Was ja nichts Schlechtes ist. Aber ist einfach kein Antrag.
Ein Hochzeitsantrag, in aller Öffentlichkeit, zB in einer Show, würde ich, bei ALLER LIEBE, als Erpressung taxieren.
Nö, siehe ein Beitrag weiter unten!
Das Erschreckendste an Heiratsanträge zur heutigen Zeit ist die Erwartungshaltung der Frauen. Wir leben doch wirklich nicht mehr in den 50-Jahren! Schon mehrmals habe ich mit Kolleginnen, welche die Meinung vertreten, es gehöre sich nicht, wenn die Frau einen Heiratsantrag macht, versucht zu ergründen, weshalb sie so denken. Aber bis jetzt bin ich nicht schlau daraus geworden. Zu viele „romantische Komödien“ geschaut?
Es leiden halt sehr viele Frauen, die sich für ungemein emanzipiert halten, an einem ganz gehörigen Prinzesschenkomplex.
Umfragen und Studien zufolge träumen immer noch sehr viele Menschen von einer Hochzeit in Weiss- und zwar Männer wie auch Frauen! Wobei mehr Frauen von einer Hochzeit träumen, als Männer. Die Gründe dafür dürften auf der Hand liegen.
Was habt ihr alle nur gegen Prinzessinnen? Ich finde das süss irgendwie.
@Lion: Weil Prinzessinnen ausser gut aussehen nichts können und alles erwarten.
@Michu: Das halte ich für ein Vorurteil. Prinzessinen haben zwar ein durchaus anspruchsvolles Gemüt, geben dafür aber auch viel zurück. Vielleicht sind einige Männer damit überfordert, Ansprüche zu erfüllen und verwenden die Bezeichnung Prinzessin deshalb abwertend. Oder sie verwechseln es einfach nur mit „Hexe“ ;-))
@Lion: Ich bin eine erwachsene Frau und keine Prinzessin, vor allem keine „süsse“ und also solche möchte ich auch wahr genommen werden.
@maia: Dein gutes Recht. Nur eben läufts für mich gerade bei solchen Statements wie diesem von Dir darauf hinaus, ob Frau dann einfach mal „nur“ Mensch sein kann und nicht alles durch die Geschlechter-Brille anschauen muss. Es darf durchaus zwischendurch mal Prinzessin und süss sein, das bringt Abwechslung und Pepp. Ich mein, diejenigen die sich eine Hochzeit wirklich antun, wie hält man das sonst geschätzte 50 Jahre durch ohne staubig zu vertrocknen?
@Lion: Sie wissen gar nicht, wieviel Spass und Abwechslung das Leben – neben dem süssen Prinzessinnenleben – bietet.
@maia: Definitiv weiss ich das 🙂 Wäre aber dennoch interessiert, woher Du wissen möchtest weshalb ich das nicht wissen sollte. Ob etwas Spass macht oder nicht weiss man ja erst, wenn man es ausprobiert hat. Dazu gehören nunmal auch Prinzessinnen. Und wie bereits äusserst wissenschaftlich erwiesen wurde (durch Michu’s Kommentar), sehen Prinzessinnen zumindest schon mal gut aus 😀
@Lion: Das weiss ich nicht, aber ich war irritiert von „….wie hält man das sonst geschätzte 50 Jahre durch ohne staubig zu vertrocknen?“ Auch ohne Prinzessinengehabe kommt manr Problemlos spannened und abwechslungsreich durch’s Leben. Da ist nix von „staubig zu vertrocknen“.
Es ist effektiv eher rätselhaft, wieso sich eine solche Haltung so hartnäckig hält und woher diese kommt. Wenn man nach sachlichen (oder irgendwelchen) Gründen fragt, bekommt man in der Tat kaum je eine brauchbare Antwort.
Allerdings fängt das ja nicht erst beim Heiratsantrag an, diese Denkweise ist normalerweise recht tief verankert und beginnt darum auch schon viel früher. Etwa wie eine Verabredung zu laufen hat, wo oft auch die gutverdienende Managerin noch ganz selbstverständlich erwartet, dass sie hofiert wird und der Mann natürlich alles bezahlt. Meine These dazu: Es ist in dem Moment extrem bequem und praktisch, wenn man die ganze Verantwortung der anderen Seite überlassen kann. Weshalb viele wohl aus reinem Opportunismus auch nichts ändern wollen..
Man kann die Frage auch enger fassen: Wie konnte es soweit kommen, dass Männer für Sex überhaupt bereit sind zu bezahlen? Warum müssen Männer auch heute noch immer den ersten Schritt machen? Weshalb glaubt Mann, vor einer Frau für einen Hochzeitsantrag auf die Knie gehen zu müssen? Das ist doch eine vielsagende Geste, die mehr als nur ein formeller (und meinetwegen auch romantischer) Akt ist!
@Zufferey: Wie konnte es soweit kommen, dass Männer für Sex überhaupt bereit sind zu bezahlen?
Männer bezahlen schon seit eh und je für Sex. Prostitution ist das älteste Gewerbe überhaupt.
@Koller: Jagdvereine und der Bauernverband würden Ihnen da vielleicht widersprechen. 😉
@Michu: Ich behaupte jetzt einfach mal, dass die, welche immer schon als „Prinzessin“ wahrgenommen wurden (erst vom Vater, später von anderen Männern), viel weniger Wert auf grosse Gesten und Hochzeit in Weiss legen. Sind es nicht eher die Unscheinbaren, die einmal im Leben Prinzessin sein wollen?
@Lion: Ich habe mich auf diesen Satz „Ich mein, diejenigen die sich eine Hochzeit wirklich antun, wie hält man das sonst geschätzte 50 Jahre durch ohne staubig zu vertrocknen?“ von Ihnen bezogen. Man hält die 50 Jahre eben nur mit viel Spass und Abwechslung durch.
Das beschriebene Verhalten ist effektiv recht fragwürdig und nervig, leider verpasst es der Artikel aber, die ursächlichen Gründe zu beleuchten und etwas in die Tiefe zu gehen. Die Kernfrage wäre doch eher, wieso auch heute noch so viele angeblich emanzipierte Frauen erwarten, bis der Mann einen Antrag macht. Ich kenne effektiv Fälle, in denen Frauen jahrelang schmollend geschwiegen haben, nur um ja nicht aus dem anachronistischen Ritual auszubrechen und vom Mann damit „überrascht“ zu werden, vorzugsweise mit grosser Romantik-Geste und Prinzessinnen-Show. Würden nicht viel so etwas erwarten und die Medien das permanent suggerieren, dann würde sich wohl auch kein Mann derart zum Affen machen.
Was konsequenterweise auch zur Frage führt: Wieso überhaupt einen „Antrag“, wieso das ganze zeremonielle und ritualisierte Theater rund um dieses Thema? Als modernes, vernünftiges Paar kann man das doch einfach ganz normal ansprechen, diskutieren und gegebenenfalls gemeinsam beschliessen. Womit man auch schön auf Augenhöhe bleibt und sich niemand auf Knien erniedrigen oder öffentlich nötigen lassen muss..
Nun Herr Bögli, also der zweite Kommentar ist etwas gar nüchtern. Klar gibt es Menschen die so leben können und alles sachlich besprechen und planen. Ich möchte aber fühlen, mit dem Herz dabeisein, schönes erleben dass es vor lauter Schönheit weh tut, romantisch sein gehört schon auch dazu. Leider können das viele Frauen auch nicht mehr heute… das Loslassen und sich gehen lassen meine ich.
Auf jeden Fall bietet ihr erster Kommentar eine schöne Überleitung zum Thema kulturelle Unterschiede. Die meisten Medien, in welchen das suggeriert wird sind amerikanisch. Das alte Europa hat sich dies angeeignet und vieles übernommen. Das heisst aber noch lange nicht, dass es zu uns im alten Land passen würde. Hingegen grosses BlingBling Brimborium in den Staaten – passt!
@Lion: Ok, das kam etwas harsch rüber, aber ich meinte keineswegs, dass man das zwischen Klo und Zähneputzen besprechen soll oder sich dafür ein Skype-Meeting um 9:30 übernächsten Dienstag in den Kalender setzt. Das kann durchaus im angemessenen, meinetwegen auch superromantischen Rahmen sein. Einfach halt locker und ohne die angestrengte, zeremonielle Geste. Sprich dass man in einem schönen, gemeinsamen Moment mal einen Frage-Ballon steigen lässt mit „..wollen wir nicht heiraten..?“ – durchaus auch durch die Frau.
Der Rest trifft vermutlich auch zu, vieles ist da wohl stark popkulturell geprägt und führt zu diesen seltsam neumodisch-kommerziellen Pseudotraditionen. So wie auch Verlobungsringe, „Baby shower“ und all der Unsinn..
@ Hr. Bögli: Jedem so wie es gefällt. Ich finde, Verhaltensarten und meinetwegen Pseudotraditionen kann und sollte man weder versuchen zu schubladisieren noch standardisieren. Jeder Mensch ist unterschiedlich und das soll auch so sein. Leute, die Mainstream-Pseudokulturen verfolgen und leben wollen, sollen das tun. Leute die das nicht wollen, sollen es lassen. Auch Mainstream ist eine Art der Individualisierung. Halt einfach „Crowd“-mässig.
@Lion: Natürlich kann jeder tun und lassen was er will. Aber mit dieser Freiheit kommt halt auch die Verantwortung, die man für sein Handeln und die Auswirkungen davon trägt. Was ja mein ursprünglicher Punkt war: Wenn man beispielsweise erwartet, dass der Mann mit riesigem Trara und Diamantring einen Antrag machen muss, dann muss man sich nicht wundern, wenn es zu den im Blog beschriebenen Auswüchsen kommt. Und man allenfalls gar als unselbständiges, gekauftes Prinzesschen wahrgenommen wird. Man ist letztlich immer die Summe des eigenen Handelns..
Dieses Bild einer Frau die auf offener Strasse vor einem Mann auf den Knien ihren Heiratsantrag aüssert gefällt mir bestens.
Ich finde ja auch, dass so ein Heiratsantrag eher was für Zweisamkeit und einen romantischen, ruhigen Moment ist. Doch was mich im (sonst eigentlich guten) Text wirklich stört ist das schlussendliche Fazit. Weshalb sollte die Frau – auch wenn von aller Öffentlichkeit gezwungen und überrumpelt – grundsätzlich mal „Ja“ sagen und dann in einer ruhigen Minute darüber nachdenken? Mann und Frau werden sich wahrscheinlich schon einige Zeit vor dem Antrag gekannt haben, entsprechend wird auch Frau sich darüber Gedanken gemacht haben, wie sie auf einen solchen von Ihm reagieren würde. Wenn es ein „Nein“ sein soll – egal ob mit 1000 Statisten oder auch einem romantischen, Zweisamen Moment – dann würde ich auch erwarten dass Sie nein sagt. Ansonsten belügt sie nicht nur sich selbst.
Na ja, also bei der ersten beschriebenen Situation, hatte ich echt den Eindruck, der Frau sei unwohl. Wären sie zu zweit gewesen, hätte sie ihm das allenfalls sagen können, doch so in der Öffentlichkeit… Also mir tat sie leid. /gb
Nun ja, wie gesagt war das meine persönliche Meinung, wie ich einen Antrag stellen würde. Auf die andere Seite kenne ich selber genug Personen, deren Leben sich hauptsächlich in der Firma, in einem Club, Blasmusik oder sonstwo abspielen. Insofern muss dann jeder selber entscheiden wo/wann er Ihr den Antrag macht.
Dennoch – Nein sagen, seine persönliche Meinung auch öffentlich vertreten wenns um etwas persönliches geht würde ich jetzt als selbstverständliche Handlung erachten. Und wenn sie sich noch so unwohl fühlt, könnte sie um Bedenkzeit bitten (war in früheren Zeiten durchaus so üblich) oder auch nur „Vielleicht“ sagen 😉
Sorry, Frau B., ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass die von Ihnen beschriebenen Anträge Egonummern von Männern waren. Viel eher erfüllten die Jungs die (vielleicht seit Jahren mehr oder weniger subtil kommunizierten) Wünsche ihrer „Bräute“. Einfach auf ihre eigene, ein bisschen unbeholfene Art. Ob der Typ auf dem Betriebsfest dabei happy war? Und wie glücklich ist er über die hier veröffentlichte Story? Muss der sich nicht wiedererkennen?
Ja, öffentliche Heiratsanträge sind Sch… Ich verstehe nicht, was daran toll sein soll, ich verstehe nicht, wieso das immer der Mann machen und die Frau sich wie eine Prinzessin (wäh) fühlen soll und ich verstehe auch nicht, wieso Paare nicht viel früher in einer Beziehung über Dinge wie Kinder ja oder nein, wer bliebe dann zu Hause, etc. sprechen. Je pompöser der Antrag und Hochzeit, desto kürzer die Ehe. Gebt euch Mühe mit der Beziehung! Eine Ehe ist nichts anderes als eine mühsamer zu kündigende Lebensversicherung und sagt nichts über die Qualität einer Beziehung aus. Bin selber seit 16 Jahren in einer glücklichen Beziehung, davon 8 Jahre verheiratet (war einfacher, da Kinder).
Wie werden denn im ohnehin prätentiösen Journalistenmilieu Heiratsanträge gemacht?
Wahrscheinlich per Inserat neben der Kolumne der Angebeteten…
Oops, hier hin natürlich: Oder per Glosse in einem Konkurrenzblatt, hier also der Weltwoche zum Beispiel- oder noch besser in der BaZ! Damit das neurotische Momentum nicht vergessen geht…
An Betriebsfesten (s. im Text oben) / gb
Läck Bobby, ich dachte, das wäre ein Anlass von einer Drittfirma! Also ich habe so etwas an einem Betriebsanlass noch nie erlebt..! Ja, das ist wirklich sehr speziell!
kann man nicht einfach darüber sprechen und darüber nachdenken, davon träumen, und es sich ernsthaft überlegen und dann ähm ist man sich einig und keiner braucht einen antrag zu ähm stellen.
Sie haben dem Mann mit Ihren Stiefeln Tritte versetzt in Gedanken??
Find ich auch interessant. Vor allem würde mich interessieren, was so die Reaktionen in diesem Blog wären, wenn ein männlicher Autor in Gedanken einer Frau Gewalt antun würde.
Oder per Glosse in einem Konkurrenzblatt, hier also der Weltwoche zum Beispiel- oder noch besser der BaZ! Damit das neurotische Momentum nicht vergessen geht…
Ich liebe Frauen, die versuchen, mir Tritte zu verpassen. Das fällt noch lange nicht in die Kategorie Gewalt: Frauentritte sind liebevoll oder unbeholfen, oder dann durch nervöse Wallungen veranlasste Mischformen.
Ganz anders Männertritte. Die reichen von präzis verletzend bis brachial schmerzend. Ja, ich wäre leicht verdutzt, schriebe ein Mann von solchen imaginierten Tritten.
„Ich liebe Frauen, die versuchen, mir Tritte zu verpassen. Das fällt noch lange nicht in die Kategorie Gewalt“
Nein, das fällt in die Kategorie BDSM.
Waas, BDSM? Nach ICD ist das auf eine Störung der Sexualpräferenzen zurück zu führen:
http://www.icd-code.de/icd/code/F65.-.html
Der gute Mann sollte also schleunigst einen Arzt aufsuchen 😉
Häufig, aber nicht unbedingt. Ich habe von Frauentritten gesprochen, nicht von tretenden Frauen per se. Da gibt es Unterschiede, denn nicht alle Frauen treten fraulich: Dominae z.B. verüben Männertritte – darum heissen sie auch so. (Andererseits heissen Männer, die bloss zu Frauentritten fähig sind Feminae, oder äquivalent: Weicheier.)
@ZM: Ich bin schon längst in Therapie, stationär versteht sich.
@Gaudenz: Soso, in stationärer Behandlung also. Ja, das glaube ich Ihnen gerne. Meistens ist das ja nur ambulant möglich… 😉
Vielleicht gibt es Frauen, die auf so grosskotzige Aktionen stehen. Ich tus nicht, und das hat mein Mann gewusst und dementsprechend in romantischer Zweisamkeit gefragt. Und ja, ER hat MICH, die SIE, gefragt, darueber hatten wir schon gesprochen und wir haben quasi abgemacht dass er sich „meldet“ wenn er ready ist. Heiratsantraege aus dem Blauen heraus finde ich sowieso nicht zukunftstraechtig. Aber es kann durchaus auch die Frau fragen, heutzutage sollten die Geschlechterrollen hoffentlich flexibel genug sein. Uebrigens glaube ich, dass diese Megaevents eine typisch amerikanische Erscheinung sind. Hoffentlich gehen die zurueckhaltenden, zaghaften SchweizerInnen nicht in diese Richtung…
Oh, das ist jetzt wirklich mal voll aus dem Alltag gegriffen.
Aber ja, warum soll eigentlich heutzutage tatsächlich immer der Mann einen Antrag machen?
Macht man heute überhaupt noch Anträge, oder ergibt sich die Heiratsvereinbarung schleichend aus dem Alltag? Nach meiner bescheidenen Erfahrung sind es eher die Frauen, welche auf Konsolidierung der Beziehung drängen.
Fällt noch jemand anderem auf, dass die Rollen in diesem Spiel eindeutig auf die Gelschlechter verteilt sind, und niemand regt sich über diesen Sexismus auf?
Doch, es fällt auf. Und frau fragt sich, ob nicht das weibliche Geschlecht solchen ‚Originalitäts-‚Blüten Vorschub leistet, mit ihrem Wunsch nach Romantik, respektive der (ganz) grossen Geste… Die potentielle männliche Fehldeutung liegt da bisweilen auf der Hand.
Ich frage mich auch immer, weshalb die Kerle glauben, auf die Knie gehen zu müssen…. und weshalb es offenbar Frauen gibt, die das erwarten.
Ich hab mich grad weggeschmissen ab der Riesenkiste im ersten Filmli, soooo geil!!!
(Frau Braun, seien Sie nicht so eine Spassbremse!!)