Wenn Pornografie Aufklärung ersetzt
Pornografie ist auch das, was meine Kinder spätestens in der weiterführenden Schule auf kleinen Bildschirmen zu sehen bekommen. Ob die nun ihnen gehören oder ihren Freunden, ist Nebensache. Auch nebensächlich ist dabei die Anzahl der Geräte, auf denen Filterprogramme und Schutzwälle für ebensolche Fälle installiert sind. Solche Schutzmechanismen mögen als Individuallösung nützlich sein, in der Gruppe taugen sie nicht viel. Die kann immer nur so pornografiefrei sein wie die schwächste Sicherheitseinstellung in der Kette mobiler Endgeräte.
Darüber hinaus sollten Sie sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass ihr Nachwuchs diesbezüglich womöglich mehr drauf hat als Sie: Youporn ansteuern, sich bei Twitter mit einem Klick «sensibles Material» anzeigen lassen oder einem Tumblr mit unzähligen kleinen Sexfilmausschnitten folgen – es gibt diverse Möglichkeiten, pornografische Inhalte zu konsumieren, die selbst für smartphonegestählte Erwachsene nicht alle überschaubar sind. Und zum Schluss finden sie Eingang in die endlosen Whatsapp-Chats, die in jeder freien Minute geführt werden müssen.
Das Interesse an Sexualität haben Kinder und Jugendliche nicht erst seit gestern. Nur müssen sie für die scheinbare Befriedigung dieses Interesses heute gerade mal einen Finger rühren. Ich sage scheinbar, weil Pornografie grossflächig ganz andere Fragen beantwortet, als von Heranwachsenden an sie gestellt werden. Was ist Einvernehmlichkeit? Wie funktioniert Begehren, und wie kann ich es bei jemand anderem auslösen? Wie gehe ich mit Ablehnung um? Sind mein Körper, meine sexuellen Fantasien, mein Entwicklungsstand und meine Interessen ok? Hat Sex was mit Liebe zu tun? Wie wird man den eigenen und den Ansprüchen anderer gerecht?
Zu all diesen Fragen sind wir gesellschaftlich und privat mehr oder weniger verstummt. Im gleichen Masse, wie wir Lebensbereiche sukzessive sexualisiert haben, sind wir im Kernbereich sprachlos geworden. Und nur um das klarzustellen: Früher war auch nicht mehr schulische oder elterliche Aufklärung. Allerdings hat man sich da nicht so konsequent über den Status quo hinweggetäuscht. Wir reden uns gerne ein, unsere Söhne und Töchter wüssten, dass sie ja jederzeit zu uns kommen könnten, wenn sie Fragen haben. Und während wir noch an unserer Ansprache feilen und hoffen, dass wir damit noch möglichst lang verschont werden, ist Pornografie längst da und zeigt, was angeblich Sache ist, obwohl es eigentlich um ganz andere Dinge geht: Wie gross muss ein Penis sein, damit die Kamera die Penetration gut filmen kann? Was sind die besten Positionen für die Setbeleuchtung? Wie kann ich eine Sexszene visuell möglichst effektiv abschliessen? Welche Zielgruppenfantasie soll inszeniert werden? Und vor allem: Wie kann ich das gerade Gefilmte beim nächsten Mal steigern, um mir die Aufmerksamkeit des Publikums zu sichern.
Dass Pornografie dabei häufig abwertende, ohnmächtige Frauenbilder (re)produziert und Sex scheinbar nicht ohne männliche Übergriffigkeit und Dominanzgebaren denken kann, ist die eine Sache. Dass auch ganz andere Bilder produziert werden, die unser Bedürfnis nach Nacktheit und Sexualität befriedigen können, und man es sich zu leicht macht, wenn man die sexuellen Vorlieben anderer mal eben als abartig markiert, eine ganz andere.
In beiden Fällen ist Pornografie eine Inszenierung, die an Erwachsene gerichtet, aber für Kinder und Jugendliche offen zugänglich ist. Und während ihnen völlig klar ist, dass man in der echten Welt keinen Truthahn mit einem Laserschwert tranchiert, müssen sie sich bei Pornografie mangels Aufklärungsalternativen zwangsläufig fragen, ob Sex nicht genau so funktioniert. Funktionieren muss, um gut und richtig zu sein. Sexuelle Aufklärung heisst eben auch immer, sich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen. Und das ist anstrengend und schambesetzt. Wer erzählt den eigenen Kindern schon gerne, wozu man einen Schuhkarton voller Sexspielzeuge aufbewahrt? Aber da, wo wir schweigen, lassen wir Pornografie erzählen. Und zwar alternativlos. Dann doch besser reden.
80 Kommentare zu «Wenn Pornografie Aufklärung ersetzt»
Mich ärgert vor allem, dass wir als Gesellschaft einen Gesetzesartikel haben, welcher besagt, dass sich strafbar macht, wer Kindern unter 16 Jahren Pornographie zugänglich macht, sich aber im realen Leben niemand dafür verantwortlich fühlt.
Zuerst wäre für mich der Staat in Verantwortung. Dieser könnte die Internetanbieter wie z.B. die Swisscom in Verantwortung nehmen. Diese wiederum schieben die Verantwotung lässig den Eltern weiter, da diese bei Kindern unter 16 Jahren bekanntlich den Vertrag für das Einlösen der SIM-Karte unterzeichenen müssen. Die Eltern wiederum fühlen sich gezwungen, dem Nachwuchs ein Smartphone mitzugeben, da es sonst ein Aussenseiter wird.
Ich sage, löschen wir den Gesetzesartikel oder setzen wir ihn konsequent um.
Was soll ein „ein Verbot der krassesten Formen von Sexismus“ sein?
Natürlich schauen sich Jugendliche auf dem Smartphone Pornos an. Je ausgefallener die dargestellte Praxis/Vorliebe, desto besser. Sie schauen sich auch IS-Hinrichtungsvideos an. Und 99.999% der Jugendlichen betrachten das alles mit einer Mischung aus Sensationsgier und Ekel. Wer wegschaut, ist ein Feigling. Kaum eine Jugendliche oder ein Jugendlicher nimmt jedoch das Gezeigte zum Vorbild für das eigene Sexualleben. Genauso, wie sie in Ego Shootern zum Spass Leute ummähen, aber wirkliche Gewalt kategorisch verurteilen. Und die wenigen wirklich schlimmen Fälle im jugendlichen Alter haben solche medialen Vorlagen nicht nötig – da zeigt schon das eigene Kino im Kopf einen kranken Film.
Sie irren sich. Etliche Kinder sind sehr wohl der Ansicht, dass das Verhalten in Pornos dem normalen Verhalten Erwachsener entspricht. Das betrifft vor allem solche Kinder, die keine der heutigen Zeit angemessene Sexual- und Medienaufklärung von zuhause mitbekommen. Migrantenkinder zum Beispiel. Und insbesondere selbstunsichere Mädchen orientieren sich am stets willigen Verhalten der Darstellerinnen und überfordern sich damit.
Falsch! „Migrantenkinder“ ordnen das gesehene in Pornos nicht deswegen falsch ein, weil sie keine angemessene „Medienaufklärung“ von zu Hause mit bekommen. Sie ordnen das Gesehene falsch ein, weil Ihre Eltern ihnen zu Hause ein Rollenbild vorleben, das dem Gesehenen in den Pornos nahe kommt.
Ich nehme an, am meisten Sex haben sowieso die Homos. Da trifft Mann auf Mann. Und auch Frauen sagen viel, dass Männer nur eines im Kopf haben. Dementsprechend gut könnten sie aufklären. Und subtil. Prakt. Erfahrung ist besser als alle Theorie.
Homophobie und Pädophilen-Rhetorik. Sind Sie einer derjenigen, bei denen die Smartphone-Pornobilder als Wirklichkeit an einem weichen Keks kleben geblieben sind?
Meine Eltern hab ich einmal erwischt,fand es damals absolut eklig….
Pornos haben wir früher auch geschaut.Wäre mir aber nicht in den Sinn gekommen so einen Film alleine anzuschauen.Bei uns war das so was Verbotenes,dass man zusammen geschaut hat und wir hofften nicht dabei erwischt zu werden.Heutzutage wird es wahrscheinlich schon eher“konsumiert“,alleine im eigenen Zimmerchen.
Talking Shlongs are hilarious, don’t you girls agree?
Utah ist der weisseste Staat der Union.
Kommt nie gut raus, den als Anlass zu nehmen und dann drei Millimeter neben einem puritanischen Pronverbot vorbeizuschreiben. Item, ihr Euros sandten uns euren oberverklemmten Ausschuss über Jahrhunderte.
Und tut nun so poo poo, wenn daraus eine menschenverachtende, anfixende Industrie wurde.
Niels fixt seine kleine mit dem Smartphone ja auch schon an. (dies im kognitiven Sinn, nicht die … eher dümmlichen you pron filmli, wo jemand ernsthaft dement sein muss, das als real zu empfinden, auch im angeblich von hormonen überladenen Teenie Alter.)
Seltsame Sicht auf die eigene Leistung als Eltern, dass das bisschen Hormonänderung der Kids Intelligenz vollkommen ausschaltet.
„Dann doch besser reden.“ -Nein. Vorleben!
Wenn Mutti und ich im Schlafzimmer verschwinden und die Türe schliessen, wissen unsere Kinder genau was abgeht, weil wir ihnen das damals erklärten als sie im Alter waren wie sie es zum ersten Mal wissen wollten.
Wenn sie dann anklopfen, haben wir gerade noch Zeit, die Decke über das „Zuviel an Nacktheit“ zu ziehen, bevor sie hereinkommen und ihre Frage fragen. Sie kriegen aber mit: Mami und Papi sind nackig im Bett. Und sie haben sich lieb. Und sie vergnügen sich miteinander.
Das prägt. Und das hilft mehr als eine Rede nach dem Motto „mein Sohn, nimm Platz, ich muss mit dir reden.“
Die Jugendlichen (Kinder) werden mit einer gewalttätigen, frauenunterwerfenden Pornographie beliefert, die ich als Erwachsener nicht einmal verbal übertragen ertrage. Vergleiche Buch „Pornland“. Ich meine, viele der Antwortenden hat keine Ahnung, was in den letzten ganz wenigen Jahren lief und wie stark diese Extremform des Konsumismus ist. Siehe auch TIME Artikel im April 2016. Wir werden gewaltig darüber nachdenken müssen, wie damit umgehen und – da Lösungen nicht erkennbar – wenigestens ehrlich darüber sprechen müssen.
Bei solchen Kommentaren frage ich mich immer wieder, wo denn genau diese Flut an „gewalttätigen, frauenunterwerfenden Pornographie“ und wo denn diese „Extremformen“ zu finden sind? Also ich gestehe, dass meine Frau und ich regelmässig Pornos im internet konsumieren aber irgendwie scheinen wir in einem Parallelinternet zu surfen…
Dass Sie sie nicht mal verbal übertragen ertragen können, vermute ich dann richtig, dass Ihre Erfahrungen mit der Pronografie sich auf Büchern und Artikel beschränkt? Ist Ihnen mal in den Sinn gekommen, dass die Time sich dann gut verkauft, wenn der Artikel von den 5 krassesten Porno-Filmen handelt, die es im Netz gibt, anstatt von den Millionen normalen?
Naja, ich glaube Sie können sich bloss nicht vorstellen, was all die Leute Ihrer Umgebung in der Zeit machen, in der Sie nicht von Ihnen beobachtet werden. Aber gewesen ist es am Schluss natürlich wieder keiner. Da das schliesslich ein Forum ist stelle ich hier mal die Behauptung in den Raum, dass die von Ihnen als „gewalttätig“ und „frauenunterwerfend“ bezeichnete Pornographie schon immer mit diesen Attributen belegt wurde. Aber auch dass die gegenwärtige Ausformung teilweise eine direkte Antwort auf das übertriebene Emanzentum der letzten 30 Jahre ist. Ganz im Sinne der Triebsublimation.
Ah, ich glaube jetzt kapiere ich! Mit „Ich meine, viele der Antwortenden hat keine Ahnung, was in den letzten ganz wenigen Jahren lief“ meinen Sie, dass ich und viele andere Kommentatoren keine Ahnung haben, was sich pornomässig in den letzten Jahren getan hat, richtig?
Finden Sie nicht seltsam, dass Sie, die Ihr Wissen über Pornos nur aus Büchern und Artikeln zu haben scheinen, mehr darüber wissen wollen als die, die Pornos schauen? Das ist so, wie wenn ich ein Buch über Veganismus lesen würde und dann dem Veganer seine Welt erklären wollte. Ziemlich überheblich und weltfremd, wie ich finde.
Paulchen ist zu doof, die Links im Haupttext abzusuchen. da kann dann unter Categories gefunden werden, was Paulchens Urges sucht. Parallel Internet ist wohl ein Stichwort.. Darknet.
was die Kids daraus machen, kann wohl am besten auf 4chan nachgeschaut werden.
dort dann besonders wohl ‚my ex gf‘.
Guten Morgen liebe Katharina! Ich brauche Youporn nicht extra wegen dieses Blogs abzusuchen, ich kenn mich da prima aus. Welche Kategorien meinen Sie denn im Speziellen, welche da denn „frauenunterwerfend und gewalttätig“ wären? Immer daran denken, Katharina, nicht alles, was nicht Ihrem Geschmack entspricht, ist auch „frauenunterwerfend“. Viele Frauen haben nämlich ein genug starkes Selbstbewusstsein, um solche Dinge aktiv und mit Lustgewinn zu praktizieren, ohne sich um Katharinas Meinung dazu zu kümmern. Wie ich oben schrieb, relevant ist einzig und alleine die Freiwilligkeit und die sexuelle Selbstbestimmung, der Rest ist dann einfach Geschmackssache. Immer etwas ermüdend, wenn gewisse Frauen ihre eigene Prüderie zum Standard für genderkorrekten Sex erheben wollen.
PS, noch eine kleine Frage zum Schluss: Was versprechen Sie sich eigentlich davon, mich „Paulchen“ zu nennen und als „doof“ zu bezeichnen? Ich meine, dass Sie gerne zu persönlichen Angriffen neigen, ist schon lange klar. Mich nimmt einfach Wunder, ob Sie das mit einer bestimmten Absicht tun oder ob Sie das schlicht nicht besser können. Schönen Tag noch und Gruss in die USA.
Solange es Leute wie Herrn Pickert gibt, solange ist Pornographie unverzichtbar. Wie soll jemand wie er denn sonst je erfahren, worum es eigentlich geht? Die ewigen unbeantworteten Briefe an Frau Fux beim Blick helfen ja auch nicht weiter.
Immerhin braucht er Pornos nicht zu boykottieren, da es die auch für Leute mit alternativem Lebensentwurf gibt.
Alternative Pornos? Davon habe ich ja noch nie gehört. Aber alternativ vögeln muss sicher toll sein – ich meine, dabei zuzuschauen. Sicher gibt’s ja auch bioökologisch wertvolle Pornos, oder illegale Pornos für Berliner Ziegenfetischisten, oder solche für Anhänger der einen oder anderen Partei im US-Präsidentschaftswahlkampf (samt passender 1D-Brille). Dazu auch immer wieder zu empfehlen: Das literarische Pamphlet des englischen Autors J. G. Ballard mit dem Titel „Why I want to fuck Ronald Reagan“ von 1968.
@Markus Schneider: Feministischen Porno gibt es schon eine ganze Weile, hier eine Beschreibung auf Wikipedia:
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Feminist_pornography
Aber letztendlich handelt es sich hier auch nur um einen Markt wie alle anderen.
Nein nein, als einzige „Alternative“ zu „Pornos“ einfach den Feminismus mit einzubauen, das ist mir dann doch zu billig. Christliche Pornos möchte ich sehen und studentenverachtende Pornos und solche wo Rudi Carell (selig) und Frau Merkel mitspielen, also mindestens. Feminist bin ich doch selber, das macht sich schliesslich immer gut. Aber nicht nur.
Pornos an sich finde ich nicht unrealistisch. Was dort abläuft kennen die meisten Erwachsenen aus ihrem eigenen Sexualleben, aus diesen Momenten, wo man sich den Trieben völlig hingibt. Zu bedenken gilt einzig, dass die Pornos nur einen schmalen Ausschnitt aus dem ganzen Spektrum der Erotik&Liebe zeigen. Ich finde, dass den Jugendlichen vermittelt werden sollte, dass Erotik mit mehr zu tun hat als nur mit Penetration und Ejakulation.
„Was dort abläuft kennen die meisten Erwachsenen aus ihrem eigenen Sexualleben, aus diesen Momenten, wo man sich den Trieben völlig hingibt.“
Damit dürften Sie aber zu den wenigen Menschen gehören, die eine wirklich erfüllte Sexualität geniessen- und sämtliche Phantasien und Sehnsüchte ausleben konnten. Ich denke, das ist ein Privileg, dass nur den aller wenigsten Männern und Frauen vergönnt ist. Entsprechend entspannt und offen dürfte auch das Bild über die Sexualität ausfallen, dass solche Eltern ihren Kindern vermitteln. In den meisten Fällen kommt da allerdings etwas ganz anderes heraus…
Ja. Und wenn ich ein feines Steak esse, kommt immer der Hinweis mit, dass es noch andere Aspekte der Kulinarik gibt. Beim Liebesfilm müssen unbedingt noch ein paar pornographische Bilder dazu, um zu vermitteln, dass das irgendwie auch noch dazugehört.
‚Pornos an sich finde ich nicht unrealistisch‘
das nennt sich i.d.R Kognitive Dissonnanz.
Na ja, es soll Menschen geben, die besseren Sex haben, als er in Pornos dargestellt wird. Selbst im Prostitutionsbereich wird z. T. Pornoservice angeboten, was auch immer darunter zu verstehen ist. Zudem: Was genau P. Bischoff an Pornos realistisch findet, hat er ja nicht gesagt: Die Kameraführung? Den Schnitt, der einen Schwanz 2 Stunden lang dauererrrigiert aussehen lässt? Die Rahmenhandlung..?
Warum habe ich nur immer das Gefühl, wenn Frauen (und Frauenversteher) über Pornografie, über „wirklichen“ Sex sprechen, über die „Realität, dass da in erster Linie ihre Vorstellungen und Wünsche reproduziert werden? Dass, was sie für richtig und wichtig halten? Warum fragen wir nicht lieber mal die Jugendlichen, wie das ankommt, was sie damit anfangen?
So wie ich es sehe (und ich habe zwar viel Kontakt mit Jugendlichen, aber selber keine Kinder in dem Alter) hat sich das Sexualverhalten „unserer“ Jugendlichen nicht so sehr verändert in den letzten Jahren, wie es immer wieder befürchtet wird. Im Gegenteil, ich glaube man ist eher vorsichtiger, später, zurückhaltender geworden, bzw. sucht eher wieder die Sexualität in der Beziehung.
Warum habe ich nur immer das Gefühl, wenn Frauen (und Frauenversteher) über Pornografie, über „wirklichen“ Sex sprechen, über die „Realität, dass da in erster Linie ihre Vorstellungen und Wünsche reproduziert werden?
Das frage ich mich auch immer wieder. Es gäbe da ja noch Porno mit feministischem Gütesiegel, politisch totaal korrekt natürlich aber genau gleich versaut, wie die Kritisierten.
Aha, das hat ihnen gefallen, das mit dem kursiven Zitieren, gell Zufferey – gern geschehen.
Sie dürfen nun das „I know HTML“ T-Shirt anziehen (wobei HTML in diesem Fall natürlich nicht für „how to meet ladies“ steht…).
Diese Beobachtung habe ich auch schon gemacht.
Ich selbst habe 2 Teenager (Junge 17 und Mädchen bald 14) zu Hause und wir reden offen, schon immer (aber natürlich immer Altersgerecht), über alles soweit meine Kinder es selbst wünschen. Von Ihnen und auch Freunden bekommt man mit das sie viel vorsichtiger, aber auch reifer in Sachen Sexualität sind, als ich es z.B. in Ihrem Alter war. Meine Tochter ist aufgeklärt, spricht mit mir, ihren Freunden und auch ihrer Frauenärztin über das Thema, hat auch schon einen Porno angeschaut (hat sie erzählt und gleich gesagt wie überzogen dargestellt sie das findet) und hat trotzdem oder vllt gerade deshalb? noch keine Lust in diese Richtung etwas zu unternehmen.
Da kommt mir grad eine Diskussion in den Sinn, die ich mit meinen Kindern (14 & 16) vor einiger Zeit führte. Ich wollte wissen, ob Internet-Pornos ein Thema seien. Da wir sehr offen kommunizieren und mir die Kinder vieles anvertrauen, (nicht alles, das weiss ich; so naiv bin ich nicht), haben sie bereitwillig geantwortet.
Ich war total schockiert, als mein Sohn von „Gegel“-Pornos anfing. In diesem Alter hatte ich (44) keine Ahnung dass es sowas gibt. Solche Film-Sequenzen habe ich mir selber noch nie angesehen, obwohl ich ja auch kein Mauerblümchen bin. Ich möchte jetzt nicht darüber diskutiernen, wo die Grenze zum Perversen ist aber ich war recht schockiert.
Mich hat die (gespielte?) Abgebrühtheit betroffen gemacht. Ich selber hätte als Teenager damit nicht umgehen können!
🙁
Gegel-Pornos? Was’n das? Bitte klären Sie uns auf, ich halte es vor Spannung fast nicht aus!
Schweizerdeutsch. Und spannend normalerweise nur für 2-jährige (von „Zentralräten“ mal abgesehen) 🙂
Porno ist ein Geschäft. Es ist nicht anzunehmen, dass da etwas produziert wird, was nur Kleinkinder und einen einzigen Mann fasziniert. Und es ist m. E. ein Problem wenn Jugendliche, und auch Kinder vor der Pubertät mit Pornografie konfrontiert wird, die Gewalt und Exkremente beinhaltet. Ganz sicher ist beides, zu recht, verboten.
Ich bin für ein neues Gesetz: Wer seinem Nachwuchs ein Smartphone kauft oder einen internetfähigen Computer ins Zimmer stellt, muss diese vorher aufklären.
Denn alles andere führt am Ziel vorbei. Ausserdem gibt es Kinderschutzprogramme, auch das Aufgabe der Eltern.
Was Pornografie angeht, ich bin nicht für Verbote, aber man kann durchaus über eine Initiative des guten Geschmacks diskutieren. Das heisst nicht, dass man anderes verbieten soll. Die heutigen Gesetze genügen vollkommen.
Vor allem muss er die Kinder darüber aufklären, dass die Realität woanders als im Compi stattfindet – nicht nur betr. Sexualität
Aber Maja, sorry, das ist doch Humbug! Die Realität ist keine Frage nach Compi oder nicht. Im Internet finden Sie z.B. das Bundesamt für Statistik, das nichts anderes als die Realität präsentiert, und im Fernsehen (ausserhalb des Computers) finden Sie Fernsehformate wie Big Brother, Bachelor und anderen Müll, die kaum weniger mit Realität zu tun haben könnte.
Sie müssen ihren Kindern nicht beibringen, dass der Compi die Quelle der Unwahrheit ist. Sie müssen ihnen beibringen, selbst zu denken und kritisch zu hinterfragen. Und sie müssen ihnen zeigen, wo sie die Realität finden – unter anderem und gerade im Internet!
@Paul: Sie haben recht. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Aber es erschüttert mich schon, wieviele das I-Net als Ausgeburt der Wahrheit anschauen. Aber ob das Bundesamt für Statistik jetzt nichts anderes als die Realtiät präsentiert, möchte ich auch bezweifeln. Auch Statistiken sind mit kritischen Augen zu betrachten und mit Verstand zu deuten.
Sehen Sie Maja, das ist genau das, was ich meine. Offenbar fällt es auch Ihnen schwer, die Realität einzuordnen, wie Ihr Kommentar zum BfS zeigt. Das BfS erfasst Zahlen und präsentiert sie in Excel-Sheets. Diese Zahlen sind die Realität, was gibt es da zu zweifeln (ausser es mangelt Ihnen an Vertrauen in das BfS, was dann wieder unter Verschwörungstheorie fallen dürfte)? Das Problem bei den Statistiken ist immer erst die Interpretation derselben, da wo gewisse Parteien einen beliebigen Teil aus der Statistik rausschneiden, weil gerade dieser Teil zeigt, was sie zeigen wollen. Oder dann wenn aus einer statistischen Korrelation ein kausaler Zusammenhang abgeleitet wird, der einer Prüfung nicht standhät. Da müssen Sie Ihre Kinder schulen.
Ich denke, es ist nie falsch, kritisch zu schauen. 1. ist es wirklich die BfS-Seite? 2. Wie lese ich die Tabellen richtig? 3. Wie ordne ich die Daten richtig ein? und 4. Haben Sie schon einmal für eine Statistik Daten gesammelt? Ich kann Ihnen nur sagen, da tauchen schon Fragn auf. – Was jetzt das mit „Verschwörungstheorien“ zu tun hat, ist mir schleierhaft
Da wäre zu wünschen, dass alle während der Kindheit und Jugend im Rahmen von Sexualpädagogik von Zeit zu Zeit (mehrere Male in der Schulzeit) realistischere Informationen bekommen, und lernen, sich zu informieren, darüber zu reden, miteinander umzugehen. Ich arbeite selber in dem Bereich im Kanton Zürich, Kanton Thurgau und Wien.
Online sind zB bei lilli.ch viele Informationen zu finden (und es sind auch anonyme Fragen möglich), entsprechende unentgeltliche Beratungsstellen führen oft gute Webseiten und bieten persönliche Beratung. Dazu sind professionelle Beiträge in Zeitungen wie 20Minuten oder Blick durchaus zu empfehlen. Initiativen von Schulen, das anzubieten sind sehr unterstützungswürdig – oder können auch angeregt werden.
Hm. Ich habe mir das lilli nun mal angeschaut. Und musste zuerst etwas suchen, um zu diesen Informationen zu gelangen, weil die Startseite mit anderem gefüllt ist. Ob die Informationen sowie gut gemeinten Ratschläge von Experten bei den Jugendlichen besser ankommen, als irgendwelche selbst betrieben Austauschforen weiss ich gerade nicht. Ebenso nicht, ob sie realistischer erscheinen.
Ich jedenfalls hätte in dem Alter auf Sexualpädagogik gut verzichten können (gab es auch nicht).
Wäre ja spannend, zu erfahren, weshalb Sie darauf als geübter Leserbriefschreiber hätten verzichten können – schon alles gewusst? Sich nichts sagen lassen? Kein Interesse am Thema? Wie Sexualität gelebt wird, ist zu einem grossen Teil erlernt und nicht angeboren, und heute noch ein grosses Tabu-Thema. Lilli.ch ist nicht ideal, aber ok, und auf der Startseite sind viele Themen direkt aufgeführt, inklusive Frage stellen.
In den Schulen bedanken sich die Schüler sehr oft – egal ob 5. Klasse oder in der Berufsschule, egal ob Zürich, Wien oder Schönholzerswilen – und aus den Feedbackbögen wissen wir, dass sie den Unterricht im Allgemeinen sehr schätzen, vieles nicht wussten, und darüber reden gelernt haben. Beides ist auch bei Erwachsenen nicht einfach immer da.
@Marc Heusser: Was hat das damit zu tun, ob jemand geübter Leserbriefschreiber ist?
Ich hätte darauf verzichten können, weil ich keine Lust gehabt hätte auf Aufklärung durch Eltern, Lehrer, oder sonstige Fachpersonen.
Nein, ich habe natürlich vieles nicht gewusst. Und dann mal ein entsprechendes Buch gekauft. Aber halt selber ausgewählt.
Die Homepage erweckt auf den ersten Blick den Eindruck, als ginge es vor allem um Prävention, Gewalt/Übergriffe, sich wehren. Als ob Sex in erster Linie mit Problemen verbunden wäre, von dem man Jugendliche bewahren sollte. Von freudvollem, schönem, befriedigendem Sex lese ich auf der Startseite eigentlich nichts.
Gut für den Unterricht, aber nicht das, was ich als Jugendlicher selber gesucht hätte.
„Aufklären“ muss nur, wer vorher vernebelte. Wenn wir nicht vernebeln, müssen wir gar nicht aufklären.
Auch wenn immer wieder behauptet wird, die heutige Generation kenne sich bestens mit den neuen Medien aus: Man muss ihnen immer und immer wieder sagen – was im I-net so rumschwirrt ist NICHT und NIEMALS die Realität!!!!
Was in Büchern steht, oder in die Höhlenwand geritzt wurde, ist genauso wenig Realität.
Herrlicher Einwand, wirklich 😉
Da haben Sie schon recht, aber ich denke, die Höhlenbewohner haben wussten das auch ganz genau. Aber wenn ich heute mit Jugendlichen zu tun haben, die z.B. sagen, das ist so, das habe ich im I-Net gelesen/gesehen, oder meinen alle FB-Profile seine echt usw. usf. dann frage ich ich schon, was ich davon halten soll.
Einverstanden. Nur, das mit den neuen Medien und dem blinden Glauben an den Inhalt des Internets ist kein Problem unserer Jugend, sondern ein Problem unserer Gesellschaft im Allgemeinen. Wenn ich so bedenke, wie viele meiner erwachsenen – und wie ich oft denke: intelligenten – Freunde, irgendwelchen Quatsch auf Facebook teilen, ohne den Inhalt auch nur eine Sekunde zu hinterfragen, dann wird mir manchmal übel.
Den grössten Gefallen, den wir unseren Kindern tun können, ist sie zu kritisch denkenden Menschen zu erziehen, die wissen, wo sie verlässliche Quellen finden und wie sie diese einordnen. Damit ist das Problem mit den Pornos genau so gelöst wie das mit all den „Studien“ die dies und das beweisen.
maia – ich muss das auch den Erwachsenen immer wieder sagen, die Filmchen aller Art posten oder ihre Realitys gucken. „es könnte auch ein Fake sein“
Es sind Erwachsene die Trump wählen und die nicht mehr zwischen Reality-TV und der Realität unterscheiden können bzw. glauben, dass es keinen Unterschied mehr macht.
Ich denke, die Eltern dieser Erwachsenen waren nicht wesentlich klüger, und deren Kinder sind es halt auch nicht.
Die Medien mögen sich wandeln – die Dummheit vieler Menschen bleibt. In allen Jahrhunderten gab es eine breite Masse, die lieber dem Geschwätz und eitlen Illusionen glaubte, als sich mit der Realität zu konfrontieren. Aus diesem Grund sind ja auch dumme Medien durchaus erfolgreich, weil sie eben ein breites Zielpublikum ansprechen.
@Paul und Reincanation: Sie haben beide völlig recht. Nur – uns „Alten“ sagt man ja oft nach, dass wir uns eben nicht auskennen würden und die „Jungen“ viel kompetenter im Netz unterweg seien.
Gut zu wissen wie Sex im Mittelalter funktioniert hat gemäss der Literatur. Ich rede hier nicht Prostitution, sondern von Platzverhältnissen. Weil wenn Eltern noch ein Kind wollten, dann wurde miteinander geschlafen, obwohl andere auch noch anwesend waren: Egal ob diese Erwachsen waren oder eben noch Kindern. Insgeheim waren die Eltern also auch ein Vorbild. Heute undenkbar, das ist mir schon klar. Aber diese Vorzeigefunktion erfüllte einen wichtigen Nutzen, dem sich viele Eltern verweigern. Alles wird verweigert: Nackt sein, Streicheln, Zärtlichkeiten: Es könnte ja jemanden stören.
Ich hatte meine Eltern öfters beim Sex erwischt. Fand es nie toll, aber es hat mich bis heute geprägt und mir auch schnell gezeigt, dass es im Bett meiner Eltern nie so ausgesehen hat wie in den Filmen ;o)
„Weil wenn Eltern noch ein Kind wollten, dann wurde miteinander geschlafen…“
Nein, weil wenn sie scharf waren….
Klar doch, unsere Eltern hatten nur Blümchensex, wie auch wir unseren Kindern vorgeben, nur Blümchensex zu haben.
Von wegen nur Blümchensex ;o))) Haben sie mir auch nie weiss machen wollen.
Betreffend dem „scharf“ Thema. Natürlich waren sie auch heiss aufeinander, aber man darf nicht vergessen, dass damals Kinder noch eine andere Bedeutung als heute haben und Verhütung gab es keine. Damals galten sie schlicht als Arbeitshilfen und mussten auch schon früh anklotzen. Nix mit Kindergarten und gemütliche Kindheit. Daher war auch der Sex oftmals mehr Nutzen als Spass. Sorry, romantisches Mittelalter gab es selten. Fortpflanzung hatte nen rauhen Charakter, bis dann mal wieder die Pest über die Länder zog.
@Dani „Verhütung gab es keine“
Wer weiss, woher die Kinder kommen, weiss auch, wie verhüten. Vielleicht nicht so zuverlässig wie heute.
Die Idee von Sexualität als auf Fortpflanzung gerichteter Trieb ist eine Lüge. Fortpflanzung ist Folge, nur selten Ziel von Sexualität.
Echt mühsam, immer negative Kommentare lesen zu müssen. Man kann schreiben was man möchte, die Leute finden immer irgendwas. Aber zuerst Mal, vielen Dank an Nils Pickert! Sie bringen das auf den Punkt, was vielen schwer fällt: über die Wahrheit so offen zu sprechen! Wer hier kommentiert vonwegen Pornografie gabs schon immer und sei doch das Normale für Erwachsene. Klar. Nur gehts in diesem Artikel um Kinder! Um Kinder, welche ein antirealistisches Bild der zB weiblichen Sexualität bekommt. Nicht alle Kinder wachsen mit einer gutenvorzeige Beziehung auf, denn es gibt ja noch die Scheidungskinder. Weibliche Kinder kriegen quasi ein Bild von Unterwerfung und wenn der Sex wie in den Pornos ist, hätte die Frau gar nie einen Orgasmus.
Es ist vollkommen irrelevant, ob die Kinder mit Eltern in einer Vorzeige-Beziehung leben oder Scheidungskinder sind. Relevant ist, dass Kinder und Jugendliche Pornographie problemlos als Fiktion erkennen, wenn das Verhalten der (auch alleinerziehenden) Eltern im Alltag wesentlich von den Darstellungen in den Pornos abweichen.
Lassen Sie sich im Alltag unterwerfen Frau Müller? Ich hoffe doch nicht! Und genau deswegen wird Ihre Tochter problemlos erkennen, dass das devote Gebahren der Darstellerinnen in einigen Pornos genauso fiktiv ist, wie das Tranchieren eines Truthahns mit einem Laserschwert. Mir war als Jugendlicher jedenfalls immer klar, dass meine Mutter sich niemals gefallen lassen würde, was ich in einigen Pornos präsentiert bekam. Das ist übrigens alles Andere als negativ!
Woher wissen Sie, was sich ihre Mutter im Schlafzimmer gefallen lassen hätte? Aber natürlich denkt jeder, dass seine Mutter oberanständig wäre. Es gibt ja den Spruch, alle Frauen sind …(suchen Sie sich das Wort aus), ausser meiner Mutter. Langer braver Rock mit Blümchen drauf heisst noch gar nichts.
@ Gasser: Ich glaube, dass Ihnen – wie vielen Kommentatoren hier – nicht klar ist, was denn genau das Problem ist. Das Problem sind nicht diese oder jene sexuelle Praxis, das Problem ist die Art und Weise, wie in einigen Pornos der Mann sich von der Frau nimmt, was er will, und zwar vollkommen egal, ob die Frau das auch will. Und das ist, was sich meine Mutter ganz sicher nicht gefallen lassen hat!
Es geht hier nicht um Prüderie oder das, was Sie als Anständigkeit definieren, Herr Gasser, es geht um Selbstbestimmung. In diesem Sinne darf ich ihnen auch versichern, dass mir vollkommen egal ist, was meine Mutter einst getrieben hat und was meine Töchter dereinst mit ihren Freunden treiben werden – so lange es freiwillig geschieht.
Was ist denn eigentlich ein realistisches Bild der weiblichen Sexualität? Und wo bekommt man dieses zu sehen?
Und: Kommt das in den Pornos, unter anderem, nicht auch vor? Es ist ja nicht so, dass Pornos nur von Unterwerfung bis Vergewaltigung handeln.
Pornographische Darstellungen gibt es seit den ersten Höhlenzeichnung vor 30’000 Jahren. Das scheint ein menschliches Grundbedürfnis zu sein und ist damit legitim.
Etwas anderes ist der barrierearme Zugang, was aber für praktisch alle Inhalte gilt. Wenn man in der besten Sendezeit nicht TV schauen kann, ohne das ein verblödetes Oma- Gesicht die neue Rheuma- Creme anpreist, kann man auch artistisch dargebrachte Sexualpraktiken zeigen. Den Rezipienten, seine es Heran-, oder Erwachsende bleibt nur, Medienkompetenz zu entwickeln.
Ausserdem würde ich einen Tausender verwetten, dass bis zur Industrialisierung kaum ein Kind gross wurde, ohne Vergewaltigung und Totschlag live erlebt zu haben. Da hat die Psycho- Evolution längst reagiert und mögliche Schäden paralysiert.
Das ist ihre typische Sichtweise ML.
Aber in dieser Zeit, in der Gewalt Alltagserleben war, zeugte auch eine gewalttätige Generation die nächste. Es war eine Kultur beständiger Kriege, grausamer Folter- und Hinrichtungsmethoden, und – wie Sie sagen – Gewalt auch im zwischenmenschlichen Zusammenleben. Die erlebte Gewalt, führte zu einer neuen Saat von Gewalt – über die Jahrhunderte.
In ihrer intellektuellen Langeweile finden sie das wahrscheinlich alles nicht so schlimm (da es ja nicht ihnen selbst und ihren Kindern widerfährt). Aber lehren tut es uns, dass wir eben darauf achten müssen, dass wir solche Zustände der Verrohung verhindern müssen und nicht – wie Sie stets nahelegen – dass wir das locker nehmen können, weil die Menschheit das alles schon erlebt hat.
Man lese doch einmal Freuds „Unbehagen in der Kultur“ – und man mag es drehen und wenden wie man will: eine wichtige Quelle des Unglücks ist nun einmal die Kultur selber, denn sie ist auf die Verssagung der Triebbefriedigung aufgebaut. Sie steht damit im Gegensatz zur individuellen Freiheit – und dies ruft Kulturfeindschaft hervor.
An den Heranwachsenden liegt es schlussendlich, mit dieser Ambivalenz umgehen zu lernen. Pornographie ist genau der Schnittpunkt, an dem nun stärker für die eine oder andere Seite entschieden wird. Die Kunst besteht nun darin, Jugendlichen ein Bewusstsein für dieses Dilemma zu schaffen und somit Raum für einen bewussten Umgang zu ermöglichen. Vorenthalten wollen bringt da gar nichts – es sei denn, man will absichtlich Neurotiker heranzüchten.
Irgendwie irritiert mich diese Ratlosigkeit im Umgang mit diesem „Problem“. Als ich 12 war, haben wir auch irgendwo Pornohefte aufgetrieben und angeschaut. Und diese Pronos waren nicht harmloser als heute. Wie also war es möglich, dass wir später trotzdem eine normale Sexualität entwickelt haben? Weil uns unsere Eltern eine respektvolle Beziehung vorgelebt haben. Weil mein Vater meiner Mutter nicht auf den Arsch gehauen hat, sie nicht Schlampe genannt hat und ihr (und auch uns Kindern) gezeigt hat, dass er sie auch nach drei mal Gebähren und Stillen noch attraktiv findet. Dadurch liess sich für uns erahnen, dass es im elterlichen Schlafzimmer wohl nicht wie bei Color Climax zu und her geht.
Wenn Sie dies beherzigen Herr Pickert, können Sie die Schuhschachtel getrost im Schrank lassen…
Ich schliesse mich hier an.
Das prägendste für ein Kind sind nicht unsere „Gespräche“ oder sonstigen Aktionen, sondern das, was wir effektiv Tag für Tag vorleben.
Wir haben als Teenies auch Pornos gesehen. Aber wir (oder zumindest ich) hatte weder Gefühl noch Wunsch, Sexualität auf diese Weise zu leben.
Wir hatten im Freundeskreis einen, der deutlich älter war. Er war nicht lange dabei, aber lange genug bis wir erwischt wurden, weil er einen Eintritt ins Pornokino kaufte und nach Vorstellungsbeginn den Notausgang von innen öffnete, damit wir aller reinkamen.
Kamen bei den Sexszenen dort Exkremente vor? Wurden Frauen während des Sexualverkehrs misshandelt / erniedrigt? Wurden Tiere miteinbezogen? Und konnten Sie jeden Tag zwischen hundertausenden von verschiedenen Filmen/Bildern wählen und sich das Zeugs mehr oder weniger an jedem Ort nonstop reinziehen?
Ich glaube, ich kann die Anzahl der unterschiedlichen Pornofilme, die ich vor 18 gesehen habe, an zwei Händen abzählen (allesamt auf VHS). Heute kann jeder tagtäglich zwischen Millionen von Filmen auswählen. Das ist nicht mit der Situation vergleichbar, wie wir sie vor 20 Jahren hatten. Und die Jugendlichen das Zeugs einfach unkommentiert konsumieren zu lassen, ist dann sicher nicht mehr die richtige Lösung.
@ Maik: Natürlich gab es das vor 20 Jahren auch. Denken Sie, all diese Fetische wären eine Erfindung des Internets? Der grosse Unterschied zu heute ist, dass Google (damals wohl eher Altavista) all diese „speziellen“ Pornos damals noch nicht rausgefiltert hat, sprich sie noch viel einfacher verfügbar waren als heute. Und? Dachten wir deswegen, das wäre jetzt der normale Sex? Nein, ganz sicher nicht! Warum? Siehe oben.
Ich dachte erst, es wäre eine Frau die das schreibt. Das es ein Mann ist, hat mich doch überrascht. Normalerweise kommen Frauen immer mit einem xy-istisch und verteufeln alles und jeden, der gegen ihre Ideologie verstösst. Nun, Sex hat nichts mit Ideologie zu tun, sondern mit Trieben. Also bitte hören Sie damit auf, auch noch den Leuten den Sex vermiesen zu wollen, nachdem uns schon die freie Meinungsäusserung, der Spass am Autofahren, ungefähr jedem Hobby und dem Arbeiten genommen wurde. Danke! Es ist nämlich schon so schwer genug, als Mann, nicht als sexistisches Wesen zu gelten, nicht als schwanzgesteuert und rechtsextrem usw.. Einfachste Lösung: Kein Smartphone vor 16. Ab dann sind Kinder sexuell erwachsen und dürfen sich auch prostituieren, falls der Papi kein Telefon bezahlt.
Hier schreibt ein einsamer Mensch ohne Kinder. Wer sonst könnte ernsthaft glauben, wenn man den Eigenen kein Smartphone (und keinen Computer) kaufe, würden sie nie Pornos auf den allgegenwärtigen Geräten der Kollegen zu sehen kriegen…
zudem: Sex lässt sich auch zwischenmenschlich erleben, nicht nur am Smartphone. Hier geht es nicht um Freude am Trieb, sondern um Pornografie und Kinder, die sie problemlos sehen können, bevor die Aufklärung greift oder sie es zum ersten Kuss bringen.
War ja klar, dass eine aus der Mike Shiva, linksalternativen Lesbenecke schreibt. Ich kann nur hoffen Sie haben keine Kinder! Sie sorgen sich um Pornofilmchen auf dem Internet? Mir bereiten da ganz andere Dinge Sorgen, die auf dem Internet konsumiert werden können: IS-Propaganda, abgetrennte Köpfe, aufgeschlitzte Tote, verbrannte Leichen. Nicht gerade was, für 12 Jährige. Aber natürlich geht jeder in den nächsten Waffenladen, kauft sich einen K-bar und sticht Leute ab, nachdem er Rambo geschaut hat. Die Mädchen von heute Küssen niemanden, der nicht cool ist, ein Superauto hat oder der Papi xy Millionen auf dem Konto bunkert. Vergessen Sie Ihre Liebe mal ganz schnell wieder.
Etwas habe ich noch vergessen: Was mir auch grosse Sorgen bereitet, ist die Verbreitung von Verschwörungstheorien. Beispielsweise dieser Chemtrailgeschichten, 9/11 Theorien, die besagen, es wäre von der CIA veranstaltet worden usw. Es gibt Verschwörungen, aber solche Dinge sind wohl viel schädlicher für Kinder, als ein paar Pornos.
Das ist eine zutreffende Beschreibung eines langsam gut bekannten Problems. Einen durchgedachten Lösungsansatz vermisse ich hier jedoch. Der Schluss ist so schwach wie die Einleitung. Schade, weil der Hauptteil wirklich gut ist!
Anscheinend sollen die Leser den Job machen.
Reden. Aber wie reden und worüber? Sind die Eltern als Gesprächspartner am besten geeignet? Gefahr der Helikopter-Eltern bis ins Sexleben?
Neben/Statt Eltern: Welche Informationsquellen und -dienste sonst?
Nach meiner Erinnerung enthalten Jugendzeitschriften sehr viele und detaillierte Informationen. Heute bestimmt auch zum Porno.
Die staatliche Sexualaufklärerin damals in der Schule war eine ältere, trockene Dame. Identifikationsfaktor = 0. Wir dachten alle, diese verklemmte Alte weiss garantiert nichts vom richtigen Sex. Besser wären zwei (m/w) charismatische junge Leute. Ich denke, Teenies finden solche glaubwürdiger, wenn es darum geht.
Und heute im Internet-Zeitalter gibt es bestimmt Websites mit Infos, Videos, Möglichkeit eines Chats mit „Experten“, Foren. Oder?
„Reden. Aber wie reden und worüber? Sind die Eltern als Gesprächspartner am besten geeignet? Gefahr der Helikopter-Eltern bis ins Sexleben?“
Als Kind und Heranwachsender empfand ich Sexualität als etwas extrem individuelles, in das niemand, auch meine Eltern nicht, Einblick haben sollten. Entsprechend habe ich auch meine Tochter auf Kurs gebracht: Zwei absolut verbindliche Gesetze, eines allgemein gehalten (niemals etwas tun, was man nicht will) und natürlich die Gummipflicht. Von der Pille habe ich ihr explizit abgeraten. That’s it. Den Rest wird sie schon selber herausfinden. Und was Ficktion und Wirklichkeit anbelangt: Die Realität und ihr eigener Körper sowie ihr Empfinden werden ihr früh genug die Grenzen aufzeigen, davon bin ich absolut überzeugt!
Ficktion 🙂 Grossartig !
„Ficktion“ – den Ausdruck find ich gut! Sozusagen als Verschmelzung zweier Wörter zu einem ausdrucksstärkeren… Naheliegender ist jedoch einfach die Annahme eines freud’schen Verschreibers, oder? 🙂
Nein, nein, Herr Laplace: Det Ding is Absicht 😉