«Lieber Gott, gib mir Götze!»


Seit zwei Wochen werden wieder Panini-Bilder verkauft, und die Schweiz verfällt dem Sammelwahn. Allen voran die Kinder. Die Fussballer beherrschen den Tag, vom Aufstehen bis zum Einschlafen: «Darf ich heute Paninis?», ist das Erste, was ich morgens von meinem Sohn höre, und zum Einschlafen werden statt Schäfchen Fussballer gezählt: «Ich habe Inler, Klose, Lang, …»

Die Spieler sind allgegenwärtig. Unter dem Sofa (habe Drmic eingesaugt), in den Hosentaschen (habe Shaqiri mitgewaschen) und natürlich in der Schule: «Ich habe Neuer gefunden! Er lag auf dem Pausenplatz», erzählte mein Sohn kürzlich aufgeregt.

Wer nicht eingeweiht ist, muss denken, die Kinder seien von einem bösen Geist besessen. Sie schreien herum: «Ibrahimovic! Getauscht gegen Behrami!» Sie beten vor der Kioskfrau: «Lieber Gott, gib mir Götze!» Sie reden wirres Zeug: «Ich hab den letzten Franzosen!» und verwandeln sich in knallharte Dealer: «Ich geb dir Bale, du gibst mir Rooney.» Den «Stoff» lassen sie eiligst in Aluminiumboxen verschwinden, die wie Heiligtümer aufbewahrt werden. Sie klopfen auf Klebern rum, bis sie vom Boden aufhüpfen und sich umdrehen (das nennt sich «Chlöpfle») und behandeln die simplen Abziehbilder wie Edelsteine: Müller hat einen kleinen Klecks Spaghettisauce abbekommen, worauf ihn mein Sohn erst mit Spülmittel, dann mit Putzessig so lange wusch, bis der Fleck zwar verschwunden, aber auch alle Farbe aus Müllers Gesicht gewichen war.

Nicht nur die Kinder, auch die Väter sind dem Wahn verfallen. Sie tauschen, kleben, googeln und fahren am Sonntagmorgen in aller Früh zum Bahnhofskiosk, um Nachschub zu kaufen. Der Mann einer Freundin hat auf Ricardo für fünf Franken Cristiano Ronaldo gekauft, weil dieser begehrte Spieler im Panini-Heft seines Sohns noch fehlte. Sogar die Grossmutter hat sich anstecken lassen: Statt Ostereier hat sie in der Wohnung Panini-Briefchen versteckt. Die waren begehrter als Schokoeier.

Das ganze Quartier ist im Fieber. Als ich mit drei Buben, die ihr Sackgeld in Bildli verwandeln wollten, zum Einkaufszentrum pilgerte, raunte uns eine Gruppe von Sechstklässlern zu: «Im Interdiscount gibts sie für 70 Rappen. Sind aber ausverkauft. Aber im Denner hats noch welche.»

Vor allem aber wird getauscht: auf dem Pausenplatz, vor dem Kiosk, an jeder Ecke. Das Tauschen ist eine Wissenschaft für sich. Es gilt nicht Bild gegen Bild, sondern der Einsatz variiert je nach Wert: So muss man für einen Ronaldo 20 (!) andere Spieler hinblättern. Wer das nicht weiss, wird gnadenlos übers Ohr gehauen. So knöpfen die Sechstklässler den Kindergärtnern gerne Cristiano Ronaldo gegen einen unbekannten Rumänen ab: «Gibst du mir den da mit der komischen Frisur? Ich geb dir dafür den im schönen gelben T-Shirt!»

Jetzt werden sogar die Schulen mit Gratisheften eingedeckt. Dabei versuchen die Lehrer jetzt schon verzweifelt, die Sache einigermassen in den Griff zu bekommen. Bei meinem Sohn in der Klasse gilt: Wer während des Unterrichts tauscht, muss die Bilder bis 12 Uhr abgeben. Worauf mein Sohn mich fragt: «Mami, was genau gilt als Unterricht? Wenn wir malen, ist das doch kein Unterricht, oder?»

Doch der Wahn hat auch etwas Gutes: Handy, TV, Tablet? Wird keines Blickes gewürdigt. Lieber beugen sich die Kids über ein simples Heft und kleben ein. Zudem bleibt keiner alleine, denn tauschen geht nur zu zweit. Und das Beste: Mein Sohn ist plötzlich ganz verwandelt. Er deckt den Tisch, räumt ab und putzt sich ohne zu meckern die Zähne. Alles was ich dafür tun muss, ist, ihm ein paar Fussballer-Kleber zu versprechen. Funktioniert prima.

61 Kommentare zu ««Lieber Gott, gib mir Götze!»»

  • Erwin Meier sagt:

    Einfach toll diese Beschreibung. Ich habe auch beim 4. Mal lesen immer wieder herzhaft herausgelacht. Und – die Kinder lernen europäische Geographie 100x besser als trocken in der Schule von der Landkarte.

  • Rosa Grün sagt:

    Stimmt es, das die Zahl der nötigen zufällig gezogenen Bilder mit Gesamtzahl der Bilder im Album exponentiell steigt?
    Sehr schlau von Panini, dass sie jetzt 100 Bilder mehr im Album haben.
    So grau erinnere ich mich an Alben mit ca. 150 Bildern aus den 70er und 80er Jahren. Für die EM2016 sind 640 Bilder erforderlich…

  • Ueli Keller sagt:

    Vor 50 Jahren konnte man beim Bäcker seines Vertrauens sog. „Pausebrötli“ kaufen. Dazu gab es Bildchen aus den Karl May-Geschichten, und auch damals wurde gesammelt und getauscht. Winnetou und Old Shatterhand waren natürlich Mangelware, so dass man viele Pausebrötli kaufen musste, um die Sammlung komplett zu kriegen, um keine weissen Felder mehr auf dem Sammelbogen zu haben. Immerhin waren die Pausebrötli fein, wenn auch ein bisschen zu süss, Aber die Sammelwut vorwiegend der Kinder hat schon damals ein gutes Geschäft versprochen.

  • mia sagt:

    Verblödung hat viele Gesicher, macht vor keinem Alter halt und wird ab und an sogar noch gefördert.

  • KMS a PR sagt:

    „gott gib mir grütze – bisweilen eine pfütze-, und genügend kohle, dass die frau die pfütze hole“.

  • Muttis Liebling sagt:

    Die alttestamentarische Metaphorik der Überschrift

    Lieber Gott, gib mir Götze

    ist noch keinem aufgefallen.

    • Muttis Liebling sagt:

      Mit dem Gedanken, der mir heute morgen als erstes kam, habe ich in der Hoffnung, ein Anderer würde es auch bemerken, bis Mittag gewartet. Aber kam nichts.

      • Franz Vontobel sagt:

        Mario Götze ist ein deutscher Fussballer – das Wortspielchen liegt auf der Hand…

      • Carolina sagt:

        ML: Sie sind halt schon der Schlauste hier…… Bzw dass es anderen einfach zu plump war, das zu kommentieren, ist natürlich nicht möglich, oder?

      • Muttis Liebling sagt:

        Nein Carolina, das ist nicht möglich. Auf der Plumpismusskala belegen die Eingeborenen hier europaweit die vorderen Plätze.

        Auf die Unfähigkeit, Metaphorik auszudrücken und zu verstehen hat selbst Herr Vontobel schon hingewiesen. Deutsch ist für Euch eine Fremdsprache, das merkt man selbst bei Journalisten. Die Feinheiten kommen nicht und auch die Autorin dieses Blogs war sich dessen nicht bewusst. Sonst wäre der rein beschreibende Text anspruchsvoller ausgefallen.

        Wenn schon ein derart starker Titel, sollte sich im Weiteren auch ein Anklang dazu finden. Das war aber nicht, nur verbale Sülze.

      • tina sagt:

        hahaha
        das mit götze habe selbst ich geschnallt… ich frage mich gerade wies kommt. ab und zu schnappt man dinge auf, die interessieren einen aber auch überhaupt nicht

      • mu sagt:

        tina, bester Kommentar zum Thema.

      • Laurence sagt:

        Den Götze kenne sogar ich, die nur alle 2Jahre Fussball guckt (EM oder WM Tournier)!

  • Lia sagt:

    erstens sind es nicht nur Papis, die sich anstecken lassen – danke, dass die Frauen wieder mal als Fussballdööfis und die Männer als Fussballfans hingestellt werden. Bei uns ist es umgekehrt. Zweitens sollte man darauf hinweisen, dass das CH-Album dermassen viele Extrakleber benötigt, dass man als Kind nur mit Taschengeld nie alle Spieler findet. Drittens: welcher Vater kauft Ronaldo für 3 Franken, wenn man fehlende Spieler einfach bei Panini für 30 Rappen nachbestellen kann?!

  • Tom Walther sagt:

    Hurra, unser Sohn hat Panini entdeckt, ich musst eihn nicht mal „überreden“. Nun komme ich gegenüber meiner Frau nicht mehr in Erklärungsnotstand wenn sie so komplizierte Fragen stellt wie „Wieso kaufst Du diese Bildli? Du bist doch erwachsen!“ , weil ich zum Kiosk pilgere und ähnliche komische Sätze vor mich hin plappere wie von Frau Meier beschrieben.

  • Widerspenstige sagt:

    Da kommt nicht nur bei mir das grosse Gähnen…. Wer noch bei Verstand ist, soll diesen Quatsch einfach links liegen lassen. Das wäre die richtige Antwort auf diese Abzockerbande. Zum Glück hat meine Familie nichts am Hut mit Fussball und somit war das nie Thema. Wer es nicht lassen kann, unterstützt damit die FIFA. Wohin das Geld dann sickert, ist inzwischen wohl jedem Fussballfan bekannt…

    Ich gehe Frühlingsblumen schnuppern und wünsche schönen Tag.

    • Muttis Liebling sagt:

      Auf die Dauer kannst Du keinen Menschen dazu motivieren, für Geld Teile seiner Persönlichkeit aufzugeben, wenn ihm nicht für Geld angeboten wird, neue davon zu erwerben.

  • tommaso sagt:

    Also wenn man schon Werbung für den Grosskonzern aus dem südlichen Nachbarland macht, darf man vielleicht auch erwähnen, dass es eine hiesige Alternative gibt: das Album von tschuttiheft.li, mit von Künstlern gestalteten Spieler-Porträts. Viiiiiiel schöner…

  • Benno Hauser sagt:

    Ab einem gewissen Alter sollte der künstlerischen und nicht kommerziellen (!) Alternative tschutti heftli den Vorzug gegeben werden.
    https://www.tschuttiheft.li/aktuell/

  • dres sagt:

    Warum kommentieren heute eigentlich keine Frauen? Ich könnte mir vorstellen, dass die Bildlisammlerei negative Auswirkungen auf das Zusammenleben von Knaben und Mädchen hat. Zudem wird einmal mehr bewiesen, wie simpel gestrickt das männliche Geschlecht ist. Und wenn die berufstätige Frau sich dann an Feiertagen auch noch um Paninis kümmern muss, dürfte der familiäre Super-GAU nicht mehr weit sein…

    • KA sagt:

      bei uns in der Siedlung sammeln alle, Jungs und Mädels, der Pingpong Tisch wurde zum Tauschtreffpunkt, worauf getätschelt und gewonnen oder verloren wird. In der Familie (1Junge, 2 Mädels) wird ein Heft geführt, gemeinsam eingeklebt und kommentiert. Ich als Mutter reg mich nur über die liegengeblieben leeren Päckli auf 😉

    • tina sagt:

      ich als berufstätige mutter ohne fussballer-gen (absolut ohne. mir schläft das gehirn ein nach 2 sekunden fussball) fand die paninizeit lustig mit meinen söhnen. sie sind auch nicht fussballangefressen (sorry fürs vererben….), aber das sammelfieber ist halt ansteckend gewesen in der primarschule. und ich fand die fotos von jungen, knackigen männern ansprechend ;-).

    • 13 sagt:

      @ dres
      Ich kämpfe noch mit mir, ob ich wirklich etwas schreiben soll oder ob ich mich heute mit der Erfüllung sämtlicher Klischees selber verrate und für so viele Diskussionen unglaubwürdig mache. Nein, ich schweige noch ein bisschen 😉

    • plop sagt:

      Hm, dres, ich bin dieses Jahr das erste Mal dabei – diese Grinde auf den Bildlis animieren mich regelrecht zu doofen Dialogen, welche die Buben jetzt noch lustig finden, in ein, zwei Jahren aber wohl nicht mehr… Dann darf dann der Mann im Haus die Sache übernehmen.

  • KA sagt:

    regt auch an, wieder einmal mit den Kindern auf die Europakarte zu schauen. Die Wappen kennen sie alle schon besser als ich, wo die Länder liegen ist noch nicht so gut verankert. „und der Messi ist nicht dabei, weil der spielt zwar in Barcelona, ist aber aus Argentinien, und nein, das liegt nicht in Europa..etc….“
    Ich finde es eine tolle und sozial sehr lehrreiche Zeit.

  • Fabian sagt:

    Warum überhaupt den Doppelten im Säckli teuer kaufen, wenn man auf Tauschbörsen explizit die gesuchten ohne Umschweife zu einem Spottpreis erhält?

    • tina sagt:

      die säckli kaufen entspricht lösli kaufen: glücksspiel.
      tauschbörsen haben eher was von dealen.

  • Franz Vontobel sagt:

    Moderne Alchemie: Druckerfarbe, Papier und Leim zu Gold. Nur direkt Geld drucken wäre wahrscheinlich noch etwas lukrativer…

    • plop sagt:

      Panini hat ja schon fast etwas altertümliches in Zeiten der Fotobücher…

    • Ralf Schrader sagt:

      Reine Geldgeschäfte sind noch lukrativer. Kommerziell gesehen, ist dieses Panini- Modell ziemlich altbacken, weil es überhaupt noch Material und physische Verkaufsstände braucht.

      Pädagogisch hat es schon bemerkenswerte Eigenschaften:

      1. Kinder lernen sammeln und katalogisieren. Haben Darwin und Humboldt auch gemacht.

      2. Neben der reinen Kauf-, gibt es auch eine Tauschwirtschaft.

      Nun muss man das nur weiterführen, die Kaufwirtschaft, wie bei Darwin und Humboldt marginalisieren und auf sammeln und tauschen fokussieren. Das geht auch im Frühling mit Gräsern und Blüten, im Sommer mit Früchten und im Herbst mit Laub.

      Kurz gesagt Erziehungsziel: Sammeln, Bereichern, Katalogisieren, Anhäufen auf allen möglichen Wegen. Nur auf einen nicht: Dem Geldgeschäft.

      • tina sagt:

        pädagogik hin oder her. es ist ein spiel. ja, es kostet halt auch, wie andere spiele. und wie bei anderen spiele gibt es prinzipien und strategien

      • Ralf Schrader sagt:

        Es gibt auch Spiele, damit Strategien und Prinzipien unter Ausschluss vom Prinzip und vom Gegenstand Geld.

        Geld als Bewertungsmassstab hat einen grundsätzlichen Nachteil. Es ist linear skaliert, mehr Geld ist besser als weniger Geld. In der normalen Umwelt gibt es das aber nicht. Da gibt es immer lokale Maxima.

        Für Fettsüchtige ist weniger Gewicht und für Magersüchtige mehr besser. Deshalb sollten Kinder ohne Bezug zu Geld aufwachsen, was dann Pädagogik ist.

        Geld ist ein kulturelles Gift, es verlernt Biologie und Soziologie.

      • Carolina sagt:

        Meine Güte, ML, heute sind Sie aber mal wieder unglaublich drauf…….. ;-(

      • Muttis Liebling sagt:

        Carolina, an dem Tag, an welchem ich aufhöre, am MamaBlog etwas zu lernen, höre ich mit dem Kommentieren auf.

      • Carolina sagt:

        Ach, Sie lernen hier? Mein Eindruck war bisher immer, dass Sie sich eher Ihre (doch eher) dumpfen Urteile über uns dumpfen ‚Eingeborenen‘ bestätigen lassen – immer und immer wieder…… Wobei: ganz viele von uns sind ja gar keine Urschweizer – schon gemerkt? Oder spielt das bei Ihren Rundumschlägen sowieso keine Rolle?

      • Muttis Liebling sagt:

        Liebe Carolina

        beiläufig erwähnte ich mehrfach, mich für Probleme, und so gar nicht für Menschen zu interessieren. Der Prototyp Schweizer ist für mich Prototyp, aber nicht Schweizer.

        Nach allen unseren gegenläufigen Reibereien, habe ich so gewisse Zweifel an Deinem Menschenbild. Ein bisschen viel Voreingenommenheit und auf Schuss eingestellte Reaktionsmechanik.

        Was Mechanik für eine Psychotherapeutin bedeutet, muss ich nicht erwähnen.

        Wie wär es mit Töpfern?

      • Carolina sagt:

        ML, wenn Sie ‚beiläufig‘ (also in jedem zweiten Blog) darauf hinweisen, dass für Sie Probleme, nicht Individuen, ausschlaggebend sind: wie sollen dann ausgerechnet Sie mein – oder irgendein – Menschenbild verstehen?
        Ich bin nicht nur PT, sondern noch ganz viel anderes. Vor allem aber lasse ich mich nicht von Pseudogebabbel einlullen; meinen Klienten gegenüber reagiere ich durchaus nicht mechanisch, ganz im Gegenteil. Manche können einen Tritt in den A….. vertragen, manche ganz sicher nicht. Aber Säuseln, das werden sie bei mir eher nicht finden. In der Beziehung habe ich doch auch ein paar preussische Gene.
        Töpfern lässt mich völlig kalt – wie übrigens auch die ausgerechnet von Ihnen angebotenen Ironieseminare 😉

  • Jürg. sagt:

    680 Bilder, also mindestens 136 Päckli * 0.8 sFr = 108.- pro Kind..

    • Urban Zuercher sagt:

      Hat’s hier Mathematiker? Bei mir ist Stochastik schon ewig her….
      Die Rechnung von Jürg oben ist ja nicht falsch (ich gehe davon aus, dass die 680 stimmen), aber nicht wirklichkeitsnah. Mich würde interessieren:
      -Wie viel muss ich ausgeben, damit ich das Album mit 90%iger Sicherheit ganz gefüllt habe?
      -Unter gleichen Annahmen: Wie viel, wenn ich zusammen mit 30 Freunden sammle, die das Album ebenfalls mit 90%iger Sicherheit ganz füllen wollen und wir untereinander Doppelte Tauschen?

      Das wär doch mal ganz interessant, bin aber mit der Frage überfordert….

      • Muttis Liebling sagt:

        Unter 3 Voraussetzungen könnte man dies exakt berechnen:

        1. Die Anzahl aller vorhandenen Bildchen ist bekannt.
        2. Es gibt eine gut geschätzte Verteilungsfunktion der Anzahl aller Konsumenten und deren Erwartungen (100% Vollständigkeit bis sporadische Sammlung von x%).

        Kritisch ist die dritte notwendige Annahme. Die Bildchen müssten homogen produziert werden, d.h. jedes der n Bilder hat exakt x Exemplare. Aber gerade dies wird der Hersteller variieren, indem er die am meisten Gefragten künstlich verknappt.

        Über die Verknappungsrate lässt sich der Absatz sehr präzise steuern. Es gibt ein lokales Maximum für das am meisten gekaufte Bild. Stellt man mehr oder weniger her, sinkt der Umsatz.

        Diese Zahl kennt nur der Hersteller.

      • Muttis Liebling sagt:

        PS: Das Bisherige gilt nur für den Umsatz. Tatsächlich muss der Hersteller noch eine Urheberrechtsabgabe an den Bildinhaber zahlen, welche proportional zu deren Nachfrage sein wird. Damit verknappen die beliebtesten Exemplare um ein weiteres.

      • Hans Huber sagt:

        Ich kann mal die Statistik ein wenig erhellen.

        3 Schachteln à 500 = 1500 Bildchen, 2 Alben, 214.- CHF
        -> Mit Tausch untereinander fehlten jeweils noch ca. 83 Bildchen, d.h. von 1360 Bilder waren 1190 vorhanden und übrig blieben 310 Doppelte, welche zum Tauschen der restlichen 170 Bildchen reichen sollten. Im übrigen kann man bis zu 50 Bildchen direkt bestellen à 0.30 CHF, d.h. wenn man noch ca. 40 Bilder bestellt hat kostet es noch maximal 15 CHF. Somit sind Kosten von ca. 120.00 -130.00 CHF pro Album realistisch. 😉

      • Christoph Bögli sagt:

        Die Frage wird so extrem komplex. Was man noch relativ einfach ausrechnen kann, ist die grundsätzlich benötigte Anzahl von Aufklebern um durchschnittlich jeden Aufkleber einmal zu haben: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/mathematiker-rechnen-wie-man-das-panini-album-schneller-und-billiger-fuellt-a-834189.html

        Bei 540 Aufklebern in 2012 waren das 3710, wenns nun 680 sind (?) steigt der Wert natürlich noch einmal massgeblich. Kommt hinzu, dass das davon ausgeht, dass alle Aufkleber in gleicher Anzahl vorhanden sind und die Wahrscheinlichkeit für jeden damit identisch ist. Genau das wird aber seit Ewigkeiten bezweifelt, wohl zu recht. Was den Geldeinsatz noch einmal in die Höhe treiben würde.

      • Christoph Bögli sagt:

        Nicht berücksichtigt ist dabei allerdings auch Teamwork, Tausch, direkte Käufe, etc. Gerade wenn man mit mehreren anderen kooperiert dürfte sich das Ganze markant vereinfachen lassen. Zumindest wieder unter der Annahme einer gleichmässigen Verteilung. Sind spezifische Aufkleber seltener, dann fehlen am Ende allen die gleichen..

  • Ulrich Gassner sagt:

    Ist doch tip-top. Die Goofen sind beschäftigt und kommen nicht auf dumme Gedanken.

  • alam sagt:

    Ist bei uns zum Glück noch nicht angekommen….

  • dres sagt:

    Haha, das war vor deutlich mehr als dreissig Jahren nicht anders. Ich bin diesem Wahn Ende Siebziger verfallen, da gab es noch jede Saison ein Heftli zur Schweizer Meisterschaft. Dass Maradona bei der WM 82 ein bisschen wertvoller war als irgendein Ungare, versteht sich von selbst. Aber der Sammelwahn geht dann zum Glück auch mal vorbei. Spätestens wenn der Tod die Männer von den Panini scheidet…

    • Papperlapapi sagt:

      War schon vor 30 Jahren schwachsinnig und ist es immer noch!
      Mir war mein Sackgeld dafür zu schade und bisher halten es meine Kinder zum Glück ebenso.

      • Marc Goldinger sagt:

        @Papperlapapi: Ein gut erhaltenes, vollständiges 30jähriges Sammelalbum wäre heute gesucht und eine gute Geldanlage gewesen.

      • tina sagt:

        meine söhne hatten immer ihren spass und nie ein volles album. es geht einfach ums sammeln, glück haben, tauschen. gespannt sein, taktisch vorgehen. wieder eine lücke füllen können. ich habe nie begriffen, wie man das so ernst nehmen kann dass man extrem viel geld ausgibt dafür

    • dres sagt:

      @Papperlapapi: Sie haben sich offensichtlich nicht für Fussball interessiert, was nicht weiter schlimm ist. Mir ist auf jeden Fall so ein Klebeheftli mit dem notwendigen Tauschhandel deutlich lieber, als wenn die Kids ständig auf einem Telefon herumdrücken.

      • Franz Vontobel sagt:

        Obwohl die Gratisabgabe des Albums an Schulhäuser schon etwas anrüchig wirkt… anfixen nannte man das früher…

      • Sportpapi sagt:

        Ich habe mich ja auch nicht für Fussball interessiert. Und kaum Bilder gekauft. Aber den Italienern in der Nachbarschaft alle beim „Chlöpflen“ abgenommen. 1982 hatte ich mal weit über 500 Bilder, die dann alle 2 Jahre später im Abfall gelandet sind.

      • Papperlapapi sagt:

        @MG: nur wäre es realistischerweise heute nicht eine gut erhaltenes, vollständiges 30-jähriges Sammelalbum, sondern vor mindestens 25 Jahren infolge thermischer Verwertung heisse Luft und Asche geworden.

  • Stevens sagt:

    Welche Freude, da ist er ja: Der Artikel zum Thema Paninis, welcher obligatorisch vor jeder EM oder WM im Mamablog erscheint 🙂

    Schade, gibt es bei uns nicht eine Wettkultur wie in England
    Ich hätte nämlich gerne darauf gewettet, ob so ein Artikel auch vor dieser EM erscheint (Quote: 1.001 : 1) oder nicht (Quote 2000:1).

    Auch sonst gäbe es so viel Schönes, worauf man wetten kann, zB:
    – In den Kommentaren wird mindestens drei Mal das Wort „Geldverschwendung“ verwendet (Quote 1.2 : 1)
    – Die Autorin wird mindestens einmal dafür kritisiert, dass sie ihren Sohn mit Paninis das Abtischen schmackhaft macht, „denn die EM ist irgendwann vorbei und dann muss er auch wieder…“ (Quote 1.1 : 1)

    Dieses Mal habe ich das Wetten leider verpasst. Aber in zwei Jahren ist wieder WM 🙂

    • David Rovere sagt:

      Sie können immer noch auf den nächsten Blog wetten zum Thema Eltern, die sich an den Tauschbörsen der Kinder einmischen und aufführen wie ….. !
      Begriff und Quote überlasse ich Ihnen.

    • 13 sagt:

      Ich hätte die Wette heute verloren. Es ist bereits Nachmittag und noch niemand hat die Frage gestellt, ob man keine grösseren Probleme hätte, über die man schreiben kann….

  • Marc Goldinger sagt:

    Und nebenbei lernen die Kinder mehr über Wirtschaft als ein Lehrer ihnen jemals beibringen könnte.

    • Cybot sagt:

      Die Tatsache, dass es sogar Erwachsene gibt, die den Wahnsinn noch mitmachen, zeigt, dass es nicht alle lernen. Ich hatte schon in der 6. Klasse 1980 nach dem ersten gefüllten Album begriffen, dass das ganze nur eine riesige Abzocke ist. Sobald das Album voll ist, ist der Spass dahin und mit ihm jede Menge Taschengeld.

      • Sibelius sagt:

        Übertrieben gesagt, ist das ganze Leben eine Abzocke. Es will fast immer jemand mitverdienen, auch bei den vordergründig sozialen Dingen. Also lasst doch einfach die Leute selber entscheiden, wo und wann sie sich abzocken lassen wollen.

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