Wie soll man mit Kindern über Flüchtlinge reden?

Jedes von ihnen hat eine Geschichte zu erzählen: Afghanische Flüchtlingskinder in einem Lager. Fotos: Muhammed Muheisen (Keystone)
Letzthin hat mir eine Bekannte erzählt, bei ihrem Sohn im Kindergarten gebe es ein syrisches Mädchen und es spreche schon recht gut Deutsch. Ich wollte mich freuen. Hörte dann aber gleich wieder auf damit. Sie erzählte mir nämlich weiter, dass das Mädchen von ihren Erlebnissen im Krieg und auf der Flucht erzählt habe und ihr das nun von den Eltern der anderen Kinder untersagt worden sei. Diese seien damit überfordert.
Das glaube ich gern. Aber den Entscheid, den Kindergärtlern per Zensur aus der Überforderung zu helfen, finde ich gelinde gesagt dumm, unmenschlich und kurzsichtig. Erstens gegenüber dem syrischen Mädchen, aber auch gegenüber allen Kindern. Denn egal, was ihre Eltern auch versuchen, ihre Kleinen werden ohnehin mit dem Thema konfrontiert werden, und zwar laut Prognosen diverser Hilfswerke je länger, je mehr.
Viel sinnvoller wäre es daher auf lange Sicht, sich bewusst und altersgerecht schon früh damit zu befassen. Nicht umsonst gibt es bereits viele gute Lehrmittel und Bücher dazu (siehe Liste unten). Es wäre demnach viel wichtiger und hilfreicher gewesen, einen Elternabend zum Thema zu machen und sich auszutauschen – nötigenfalls mit einem Dolmetscher und kinderpsychologischer Beratung. Beides ist nicht schwer aufzutreiben. So hätte man mal in Ruhe besprechen können, wie man die Kinder auf altersgerechte Art an Dinge heranführen soll, die ohnehin Teil ihrer Realität sind.
Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie. Und das ist schwierig, stimmt. Vor allem, weil man weit vorausdenken muss und uns die Erfahrung fehlt. Alles, was man einem Kind erzählt hat, kann man ja nicht wieder aus ihm herausnehmen. Es ist da drin und beginnt dort ein Eigenleben zu führen.
Wer das Bild von Aylan noch im Kopf hat und die Bilder der Zäune in Idomeni oder von Athens Strassen, weiss, was ich meine.
Darum ist es wichtig, Kindern solche Bilder nicht einfach krud vorzusetzen, auch nicht im Gutgemeinten. Doch mit behutsam gewählten, einfachen und dosierten Worten können sie meiner Überzeugung nach an praktisch alles herangeführt werden. Je nach Kind in unterschiedlicher Form. Das bedingt, dass man genau beobachtet, wie es reagiert, und ihm zuhört.

Komplexes Thema, kindgerecht erzählt: Zeichnung aus dem Buch «Bestimmt wird alles gut» (Klett-Verlag).
Auch die Kleineren haben schon das Werkzeug und die Erfahrung, sich einzufühlen und auf ihre Art zu verstehen. Irgendwo hinkommen, wo man die Regeln nicht versteht, wo man nicht versteht und nicht verstanden wird, nicht dazugehören, Angst und der Verlust von etwas Geliebtem – im Kleinen kennen alle Kinder diese Sorgen. Einige Unterrichtsmaterialien arbeiten daher auch mit einfachen Übungen und Spielen. Zum Beispiel: «Was ist dein wichtigster Gegenstand, was würdest du packen etc.?»
Es geht bei solchen Gesprächen, Geschichten und Spielen nicht darum, Kindern Angst oder ein schlechtes Gewissen zu machen oder ihnen so überholte Moralansagen aufs Auge zu drücken wie «Iss deinen Teller leer, anderswo wäre ein Kind froh, wenn es dein Essen hätte».
Es geht um Aufklärung. Kindern von Unrecht, Missständen und dem Leid anderer zu erzählen, bedingt aber auch, ihnen die Möglichkeit zu geben, zu handeln. Andernfalls ist es für sie schwer auszuhalten. Hilflosigkeit zermürbt ja auch uns Erwachsene und treibt uns in die Verzweiflung, den Zynismus oder die Gleichgültigkeit. Darum gehört es dazu, den Kindern zu zeigen und vorzuleben, dass man durchaus etwas Kleines beisteuern kann. Zum Beispiel Kekse verkaufen und den Erlös an ein Hilfswerk spenden. Am besten an eines, bei dem sie unmittelbar erfassen können, was mit ihrem Geld gekauft wird: ein Schlafsack, eine Mahlzeit, ein voller Schoppen.
Auch wenn damit aktuell kaum Elend verhindert wird, der Aufwand ist es wert: Unsere Kinder sind immerhin die Politikerinnen, Verkäufer, Wählerinnen, Beamten, Lehrer, Ärztinnen und Eltern von morgen.
Meine Buchtipps dazu:
«Bestimmt wird alles gut» von Kirsten Boie. Die berührende Geschichte von Rahaf und Hassan, zwei syrischen Kindern, ihrer Flucht und ihrer Ankunft in Deutschland, für 6 bis 8 Jahre. (Klett Kinderbuch 2016)
«Akim rennt» von Claude K. Dubois. Eine heftige, aber sehr anschauliche Geschichte über die Flucht, ab 6 Jahren. (Moritz Verlag GmbH 2015, Bilderbuch. Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis)
«Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm» von Ole Könnecke und Rafik Shami. Für 5- bis 7-Jährige. (Hanser-Verlag, 2003. Ausgezeichnet mit dem Illustrationspreis für Kinder- und Jugendbücher 2004)
«Alles Schweine, oder was?» von Alice Brière-Haquet. Bilderbuch über einen Schafjungen und seinen Vater, die versuchen, sich im Land der Schweine einzuleben. Für 4- bis 6-Jährige. (Klett Kinderbuch 2013)
Für ältere Kinder, Eltern und Lehrpersonen gibt es hier eine sehr gute Broschüre des UNHCR zum Gratisdownload und noch mehr Material zum Thema.
155 Kommentare zu «Wie soll man mit Kindern über Flüchtlinge reden?»
Wieso müssen auch unsere Kinder an diesen Katastrophen teilhaben?
Wenn sie grösser sind, ist es immer noch früh genug. Lassen wir die Kinder Kinder sein.
Für das syrische Kind sind seine Eltern verantwortlich, die sich auf eine unbestimmte Zukunft eingelassen haben.
@Ruf „….die sich auf eine unbestimmte Zukunft eingelassen haben.“
genau, selber schuld, hätten die doch in der Schweiz sich gebären lassen statt Syrien. Oder wollen Sie ausdrücken, dass in Syrien deren Zukunft gewiss wäre. Naja, ich würde sagen, ziemlich gewiss eher kurz und alles andere als viel versprechend, wie man die Zukunft gerne hätte.
Ach ja, die Zukunft ist an sich ungewiss, auch für Sie und die Schweiz, tut mir leid für die schlechte Nachricht. Es könnte sogar sein, Sie selber oder ihre Kinder sehen keine Zukunftschancen für Ihre oder deren Kinder sehen, da wo die Zukunft gewiss ist?
„teilhaben“
Wie haben Sie Teil an dieser Katastrophe? Sie müssen sich das Elend ansehen? Ist das schlimm für Sie? Warum?
Damals während dem Kosovokrieg kam auch ein junge der mit seiner Familie geflüchtet ist in meine «Kindergartenklasse». Der Junge konnte am Anfang gar kein Deutsch, war traumatisiert. Er hat im ersten halben Jahr die «Trennung» wenn die Mutter in zum Kindergraten brachte schlecht verkraftet. Natürlich waren wir Kids geschockt wenn er sich schreiend gegen die Tür warf und nach seiner Mama rief. Unsere Kindergarten Lehrerin hat sich dann mit uns allen über die Situation unterhalten. Das der Junge von einem Ort komme an dem schlimmes passiert ist und das er nun viel Zeit und Verständnis braucht um hier anzukommen und vertrauen zu fassen. Nach ca. 1 Jahr sprach er fliessend Deutsch. Kinder können mit weniger Vorurteilen mit solchen Situationen umgehen solange man offen ihre Fragen beantwortet.
Wieso sollte das syrische Mädchen nicht darüber reden dürfen? Wer könnte einem Kind Dinge kindgerechter erzählen als ein anderes Kind? Natürlich sind die Kinder dann geschockt und vielleicht überfordert, aber dann muss man sich als Eltern halt mit den Kindern zusammensetzen und das ganze Erklären, wenn sie dann Fragen haben.
Ich kann es nicht verstehen, dass wir die Kinder immer mehr von der Welt da draussen beschützen wollen. Das syrische Kind hat vielleicht ein Trauma von ihren Erlebnissen, aber den Kinder, die davon erzählt bekommen, schadet das doch nicht, auch wenn sie im ersten Moment geschockt sind. Negative Gefühle gehören auch zum Leben. Nur so lernen sie, wie man mit schockierenden Nachrichten und Erzählungen umgehen kann.
Ein ähnliches Thema ist das Verlieren beim Sport
die ständige Selbstvergewisserung, das Moralischste zu tun, aushebeln lässt.
Es geht sehr rapide und sehr deutlich schief, wie ich hier im Alltag erfahren muss.
Einen Hang runter zu purzeln, wird nicht besser, indem ich einfach immerzu „alternativlos“ schreie!
„Einen Hang runter zu purzeln, wird nicht besser, indem ich einfach immerzu „alternativlos“ schreie!“ Lustige Idee. Es wird aber auch nicht besser, wenn man so tut, als ob der Hang gar nicht da wäre. Oder der Sturz vermeidbar, wenn man schon am Purzeln ist. Und ich für meinen Teil versuche den purzelnden Fremden aufzuhalten, wenn es in meiner Macht steht. Auch wenn es sein könnte, dass ich dabei auch in Mitleidenschaft gezogen werde. Du kannst ja dann für dich entscheiden, dass du bei einem Mann nicht hilfst, weil der erträgt den Aufprall schon…
Man?
Vergiss doch bitte nicht, dass der grösste Teil der Flüchtlinge ganz klare Reiseziele benennt (komisches Detail dazu: vor einigen Wochen sollen sich Flüchtlingsgruppen, die ins reichste EU-Land übersiedelt werden sollten, standhaft geweigert: kannten Luxemburg blöderweise nicht!)
Falls nun also etwa Tschechien sein Kontingent aufnähme, aber die dann gleich wieder ausflögen und an der Grenze zu Deutschland stünden… Was möchtest Du dann tun? Waffengewalt… Aber nicht so deutlich?
Alle unbesehen und ohne jeden Gedanken an Ressourcen, Kapazitäten und Finanzen einfach nur rein zu winken, kann schlicht nicht funktionnieren, ohne das gesamte Gesellschaftssystem zu gefährden.
Man belügt sich selber, wenn man einfach nicht wahr haben will, dass sich Logik nicht durch
Gabi, Grundlage dafür, die Flüchtlinge zuzuweisen wäre es, dass die europäischen Staaten sich bezüglich Quoten einig werden.
Anderseits schafft es ja nicht mal Oesterreich, die Flüchtlinge zu verteilen. Sondern lässt zu, dass sich alles in Wien ballt.
Dass die Politiker „reinwinken“, zudem ohne Gedanken an Ressourcen, Kapazitäten und Finanzen, halte ich für eine ziemlich abartige Unterstellung.
Sie schreien aber auch nicht „das Boot ist voll“ aus lauter Bequemlichkeit. Das hatten wir schon einmal, und viele mussten dafür mit ihrem Leben bezahlen.
Nein Sportpapi, sie vergessen etwas Wesentliches: Wenn Asylanten mit dem zugewiesenen Land nicht zufrieden sind, ziehen sie einfach ins nächste. Faktisch würden also nur Deutschland, die Briten und Schweden oder Finnland überrannt werden. Der Rest nicht. Es sei denn…
Naja Gabi hat schon erwähnt was dann nötig wäre. Freier Personenverkehr sähe jedenfalls anders aus… Die lieben und netten Migranten fliehen nicht vor dem Tod. Sie suchen ein besseres Leben.
Bitte überdenken sie ihre bedingungslose Selbstaufgabe. Irgendwo sind auch wir Menschen nur Tiere und kämpfen um „die besten Jagdgründe“. Und wir sind dabei unsere zu verschenken…
@Stadelmann Reto: „Die lieben und netten Migranten fliehen nicht vor dem Tod. Sie suchen ein besseres Leben.“
Wie bitte? Ein besseres Leben suchen, schliesst lieb und nett aus? Einzig Überleben dürfen „die“, wenn sie lieb und nett bleiben wollen? Wenn die eine Zukunftschance für ihre Kinder suchen, sind die nicht lieb und nett?
Ich halte nicht für Selbstaufgabe, keine Vorrechte darin zu sehen, als Schweizer / Europäer / Mann / Intelligenter / Gesunder / Hetero / Christ / Wasweissich geboren worden zu sein. Ich bin ich, die meisten Schweizer sind nicht wie ich, (bereits über die Hälfte sind Frauen).
Ich werde nicht die mir beigebrachten und für gut befundenen Werte aufgeben, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Nächstenliebe, Vergebung. Die sind mir wichtiger als eine Nation.
“ Irgendwo sind auch wir Menschen nur Tiere und kämpfen um „die besten Jagdgründe“.“ Genau. Allerdings sind wir wohl die einzigen Tiere, die sich selber in einem Zaun einschliessen. Und darüber nachdenken, auf andere zu schiessen, die reinkommen wollen.
Eigentlich dachte ich, wir seien etwas weiter.
@Anh Toàn
Wie schon geschrieben: Mit überleben hat das nichts mehr zu tun. Und Zukunftschancen können sie sich selber aufbauen. Diese erhält niemand frei Haus geliefert.
Ihre Werte in Ehren, aber ohne Institutionen bleiben sie nur edle Ideen. Und die meisten Institutionen wurden von Nationen aufgebaut. Ich finde es eine gute Einstellung, dass sie sich nicht für etwas besseres halten, weil sie zufälligerweise in der Schweiz geboren wurden. Das ist ein Privileg. Aber akzeptieren sie, dass die Aufgabe ihres Privilegs/Nation/Systems den Flüchtlingen kaum hilft.
@Sportpapi
Selbstverständlich stecken auch andere Tiere ihre Reviere ab und bringen sich sogar gegenseitig um, wenn Konkurrenten eindringen. Die tun manchmal noch sehr viel schlimmere Dinge…
@Sportpapi
Wir sind nicht weiter. Die Kruste der Zivilisation ist nach wie vor dünn. Es liegt uns wortwörtlich in den Genen. Bei einigen (mir) bricht der Egoismus früher aus als bei anderen (ihnen). Der Egoismus ist da und wird nicht verschwinden. Zumindest nicht in einer für uns nützlichen Zeitspanne.
Wir können jetzt gerne eine Diskussion über das Wesen der Menschen und über den Sinn des Lebens führen. Aber dabei kommen wir nicht weiter.
Wir können beide nur hoffen, dass die Demokratie es richten wird und die entsprechenden Regierungen eine Lösung finden, die von allen getragen wird. „Wir schaffen das“ scheint nicht die Lösung zu sein…
Vielleicht wollen sich all die Selbstgewissen hier einfach mal kurz auf die Denksportaufgabe einlassen, wieso wohl ausgerechnet ein sozialdemokratischer Regierungschef, der noch kurz zuvor gegen die Abschottungspolitik Ungarns gewettert hat, sich nun plötzlich genötigt sieht genau dies selber zu tun… Im Land das die zweithöchste Pro-Kopf-Flüchtlingsrate aufweist (wovon wiederum der grösste Teil in Wien konzentriert ist), nachdem die Schweden – Land mit der allerhöchsten Rate innerhalb der EU und grad eben noch die Liberalsten – das Ruder schweren Herzens herum reissen mussten.
Diese selbstgerechte Schweizer Puppenstubenperspektive ist je länger je widerlicher.
Gerne. Man hat Angst, als der Depp dazustehen, der die Last am Schluss alleine schultert, während daneben andere Länder sich ihrer Pflichten entziehen. Man entschuldigt sein Verhalten mit „Realismus“ und Verweis auf andere, die ja noch viel schlimmer sind. Man lässt die Länder – z.B. Deutschland – die ihren Verpflichtungen nachkommen, allein im Regen stehen. Und man belügt sich selber, indem man ständig wiederholt, dass es sich ja gar nicht um „richtige“ Flüchtlinge handelt, dass sie aus einem „sicheren“ Land kommen. Und dass es ja gesetzeskonform ist, wenn die in der Türkey oder in Griechenland aufgehalten werden. Mit Waffengewalt, aber so deutlich mag man das dann doch nicht sagen.
Das und die Tatsache, dass man versucht hat, eine Änderung von Schengen Dublin im Schnelldurchlauf durchzuprügeln. Hätte man es versucht auf demokratischere Art und Weise hinzukriegen, hätte man schnell gemerkt, dass das Durchwinken keine Lösung ist.
Womit wir wieder bei den Flüchtlingslagern sind.
Warum muss man eigentlich immer etwas neues erfinden? In Afrika sieht man schon bald seid Jahrzehnten, dass nur Flüchtlingslager in so einer Lage helfen können. Aber wir sind ja so reich, wir können es bestimmt besser.. (Ironie off)
Die Flüchtlingslager gibt es ja. Und hätten wir dort geholfen, wären die Leute nicht massenhaft zu uns gekommen. Aber bei uns spricht man ja immer von Hilfe vor Ort, nur um im nächsten Moment die entsprechenden Gelder auch wieder zu kürzen.
Nein
DAS nenne ich dann mal Pauschalisierung.
Aber – danke; weiss schon! – zwei, drei Beiträge später kriege ich dann genau diese Art von hahnebüchenem Blödsinn an wilder Durchmischung vorgeworfen, als ob ich einen derart wild zusammengemixten Stuss als ernsthaften Beitrag in die Diskussion würde einführen wollen.
Das Erklären alleine ist hier drüben (also fernab von Ihrer Puppenstubenidylle) das geringste Problem und längst vollzogen. Hier geht` s mittlerweile um Konkreteres als das plumpe Selbstbestätigen der Höchsmoral.
… Und: Nein. Es handelt sich, man mag den unpassenden Einwand noch so oft wiederholen, NICHT um Väter oder Onkel.
Aber Sie können ja mal herkommen und die Betroffenen mit derart statistiksicheren Erklärungen aufzumuntern versuchen.
Das bezieht sich natürlich auf die aufgeschäumte Melange von A.Meier.
Gabi: es gibt Kindsmissbrauch und das kann man mit Kindern altersgerecht thematisieren. Es ist notwendig, ihnen Klar zu machen, dass es Menschen gibt, die ihnen Übles wollen – nicht erst seit Flüchtlinge kommen! Und es gibt Krieg, Flüchtlinge, Menschen die anderen Menschen Leides tun, es gibt traumatisierte Kinder in der Schule, die sich manchmal unverständlich und störend benehmen. Auch das kann man mit Kindern altersgerecht besprechen. Das sind aber zwei paar Schuhe. Wollen Sie ernsthaft Ihrem Kind, dass von einem traumatisierten Gspänli in der Schule erzählt, mitteilen, dass dessen Vater möglicherweise ein Vergewaltiger sei?
Ich verstehe kein Wort, gabi. Aber auch ich verstehe deine Einwände nur so, dass du willst, dass Eltern, die mir ihren Kindern über Flüchtlinge sprechen, und warum und wie sie hier herkommen, dass diese auch über vergewaltigende Flüchtlinge sprechen sollten.
Wie ich im Buch über Flugzeuge, das mein Jüngester so gerne anschaut, auch immer darauf hinweise, dass solche Flieger auch abstürzen können.
Oh nein, Gabi! Jetzt muss man den Kindern noch erklären dass es Flüchtlinge gibt, die Kinder vergewaltigen, nachdem wir erst letztes Jahr den Kleinen klarmachen mussten, dass es Pfarrer, Bischöfe und Lehrer teurer Privatschulen gibt, die vor Kindsmissbrauch nicht zurückschrecken, von eigenen Vätern oder Onkels gar nicht zu reden – und nächstes Jahr? Werden wir Ihnen schonend beibringen dass wahrscheinlich Dutzende, wenn nicht Hunderte Flüchtlingskinder auf ihrem beschwerlichen Weg durch Europa Menschenhändlern in die Hände fielen und die Vergewaltigungen, die sie erdulden müssen von entsprechend Veranlagten als Video bezogen werden können? Dabei wollen wir nur in Frieden und Sicherheit leben.
Ich wär schon froh, könnte man ein paar Erwachsenen erklären, worauf man achten solle
Scheint ja nicht einmal in der höheren Politik zu funktionieren.
Nachdem wir zum Schluss kommen, dass wir in X Staaten viel zu lange weggesehen und/oder Willkürherrscher, welche die freien Meinungsäusserung unterdrückten und Teile der eigenen Bevölkerung in in Bürgerkriegsmanier malträtierten, direkt unterstützt haben, fliegt uns das Ganze um die Ohren… Worauf wir uns vertrauensvoll einem Potentaten zuwenden, der doch bitte die Suppe für uns auslöffeln möge, dessen Land eine Spitzenposition bei der Journalistengefährdung einnimmt, vor unserer Nase letzte unbootmässige Zeitungen kassiert, einen Bürgerkrieg im eigenen Land vom Zaun bricht und dabei noch aktive islamistische Partei in Brandherd ist
Gute Zusammenfassung.
Man könnte die Lösung aber auch noch kürzer fassen: Geht uns nichts an, Obergrenze, Grenze zu.
Merkst Du nicht, SP, dass selbst Deine Dreierreihung hier bloss mit einem gerüttelten Mass an Voreingenommenheit „logisch“ klingt?
Obergrenze = geht uns nichts an ???
Dabei impliziert ja diese schon, dass man X Flüchtlinge aufzunehmen bereit ist!
Es braucht doch nicht erst Schweden und Östereich, um sich abfingerln zu können, dass jeder Eimer irgendwann überläuft.
Ohne die vielen freiwilligen Helfer – von denen heute viele übrigens auch unangenehm ernüchtert sind – wärs doch schon längst logistisch zusammengekracht. Dass nun die gesellschaftlichen Auswirkungen im nächsten Umfeld noch dazu kommen, machts umso offenkundiger.
Am Klarsten, Humansten und eben auch Schlepperfeindlichsten wäre es tatsächlich die Grenzen dicht zu machen , eine Obergrenze zu definieren und
sich die zu betreuenden Flüchtlinge direkt aus den Lagern der Nachbarländer einzufliegen… Sie auszusuchen; genau.
Gerne mit Hilfe von NGOs, nach klaren Vorgaben und Abklärung ihrer Erwartungen und Integrationsvorstellungen. Streng korruptionsüberwacht, natürlich.
Und eben NICHT junge Männer, die sich schon in den Unterkünften durch Übergriffe hervortun, über dem ewig archaischen Streit abstechen wollen, wer wohl der wahre, der bessere Gläubige sei, nur streng „begleitet“ in die Nähe von unverhüllten Mädchen oder kleinen Jungs gelassen werden können, die ihnen „provozierend“ erscheinen und deren Höchstleistung an Integration darin besteht, einen echt klingenden syrischen Akzent zu erlernen.
Gabi: Es ist ganz simpel: Die Flüchtlinge kommen, stellen einen Asylantrag, werden aufgenommen oder abgelehnt. Obergrenze heisst, es gibt Flüchtlinge, die als Asylanten anerkannt würden, aber nicht aufgenommen werden. Wenn da etwas passieren sollte, dann geht es um Verfahrensdauern und Rückschaffung. Aber da sind ja auch die Hardliner, die überall in Europa am Drücker sind, keineswegs erfolgreich.
Also versucht man sich davor zu drücken, die Gesuche überhaupt prüfen zu müssen. Eure Ministerin hat ja genau das erklärt: Bei Erreichen der Obergrenze werden die Gesuche einfach nicht mehr angeschaut.
Und für das gute Gewissen debattiert man dann über „Wirtschaftsflüchtlinge“, „kulturell nicht integrierbar“, nach int. Verträgen nicht unser Problem.
Nun zu deinem Vorschlag, sich die Flüchtlinge auszusuchen. Solche Vorschläge gibt es ja in Europa und in der Schweiz schon einige. Man will nur Christen aufnehmen, nur Frauen und Kinder, nur die „Anständigen“. Männer haben offenbar gar kein Recht auf Asyl. Ja man hört sogar, die sollen gefälligst in ihr Land zurück in den Kampf, um so bewaffnet für Frieden zu sorgen. Menschen zweiter Klasse.
Aber hast du von einem Land gehört, das nun tatsächlich Flüchtlinge aus den Lagern holt und nicht nur darüber spricht? Warum wurde das Botschaftsasyl abgeschafft? Warum kommen jetzt so viele Frauen und Kinder nach? Vielleicht, weil die Länder einfach den vorgesehenen Familiennachzug stillschweigend administrativ unterbunden haben? Die Männer kommen ja nicht, weil sie ihre Familien im Stich lassen.
Das kommt davon, wenn man den Kindern ein Tablet zum Spielen in die Hand drückt statt ihnen auch mal ein paar Märchen vorzulesen ! Da hat’s einen Haufen solcher ähnlichen Geschichten darin – Hänsel und Gretel beispielsweise, die goldene Gans um nur einige aufzuzählen. Da verlassen Menschen ihre angestammte Umgebung um – wie es so schön heist – in der Fremde ihr Glück zu suchen. Bisschen mehr die Basics beachten, drann benötigt es diesen ganzen anderen Kram nicht.
Übrigens, meine platte Antwort zum Thema „kindgerecht darüber sprechen“. Man solle doch einfach das Mädchen erzählen lassen, es wird das bestimmt kindgerechter machen, als alle Erwachsenen, Experten und Literatur zusammen!
Diese Antwort ist nicht platt, sondern mMn die einzig richtige….. Was platt ist, ist der Versuch, das Schicksal dieses Mädchens politisch-korrekt und mit dieser heute gar nicht mehr hinterfragten Beschützerhaltung unseren Kindern gegenüber ‚aufzuarbeiten‘! Als ob sie nichts aushalten könnten; als ob sie nicht irgendwann sowieso auf die Welt kommen müssen; als ob wir sie vor Aengsten, Negativem und jeglichem Nicht-heile-Welt-Denken schützen könnten oder sollten. Diese Elternabende mit Kinderpsychologen und Dolmetscher – das meinte ich oben mit der Frage, ob wir es nicht total übertreiben mit dem Versuch, jegliche Realität weichzuzeichnen, erträglicher zu machen und im Vorfeld schon eine Schonhaltung einzunehmen.
Danke, Carolina. Meiner Meinung nach ist damit eigentlich alles gesagt.
1. Einfach dem Kind sagen, es herrsche Krieg und Menschen sind deshalb auf der Flucht. Je älter das Kinde desto mehr hat es dann bereits einen umfassenderes Verständnis, was Krieg ist/bedeutet.
2. Bittebittebitte nienienie dem Kind sagen, dass es Menschen gibt, die das Recht haben, auf der Flucht zu sein/zu uns zu kommen und solche Menschen, die das Recht nicht haben. Empathie und Barmherzigkeit sollte bedingungslos sein. (Ansonsten wird sich das Kind bei Unfug öfters mal fragen, ob es jetzt die Empathie der Eltern auch verloren hat). Diese Art von Zynismus ist für die Erwachsenen und die Politik.
Das sehe ich anders: man kann einem Kind durchaus erklären, dass nicht jeder, der möchte in die Schweiz kommen kann und darf (genausowenig wie ich nach Amerika oder Australien oder ins Fürstentum Liechtenstein auswandern kann). Meine Empathie und Barmherzigkeit hat Grenzen, das dürfen die Kinder wissen.
Für mich ist dies ein sehr aktuelles Thema, werden die Kinder doch immer wieder mit üblen Nachrichten konfrontiert. Einerseits möchte man den eigenen Kindern eine heile Welt voller Liebe, Spass und lieben Menschen schaffen. Anderseits kann man sie nicht von der Realität fern halten. Es ist eine schwierige Gratwanderung. Dass man dem syrischen Mädchen einen Maulkorb verpasst um unsere Lieblinge nicht psychisch zu belasten ist absolut respektlos. Wenn das Mädchen die ganzen Erlebnissen verkraften kann (ich wünsche es ihr von Herzen) dann sollten unsere Kinder wenigstens die Erzählungen davon verdauen können.
Fassen wir zusammen:
Ein Flüchtlingskind im KIGA ist für die überdurschnittlich intelligenten Eltern des MB also ein Grund, dem eigenen KIGA-Kind ihre politischen Ansichten mitzuteilen:
Ideal dem Kind mitzuteilen, dass es auch Flüchtlinge gibt, die Kinder vergewaltigen (gabi), dass es Fremdenhasser gibt und wie man „mit denen umgehen soll“ (ML), dass die Kerle eigentlich auch in der Türkei hätten bleiben können (Reto), dass es gerechte echte Flüchtlinge gibt, aber auch ungerechte, unechte, die sich nicht an „Regeln“ halten, was man aber lernen sollt(!) (Neuer), während AF sich darüber „freut“ und sogleich mit psychologischer Fachunterstützung und Bilderbüchern diese wunderbare Welt den Kindern näher bringen will.
Korrigieren Sie mich, RoXY, aber:
1. Ihren Post von 08:25 an Neuer habe ich nicht verstanden.
2. Das nennt man Meinungsvielfalt, oder nicht?
ich verstehe nicht, was sie nicht verstehen
Nur folgendes:
Es geht ja hier thematisch, nicht um die politische Meinung zu Flüchtlingsströmen (Völkerwanderungen). Sondern darum, dass im KIGA ein syrisches Mädchen ist und wie man mit den Kindern darüber reden soll.
Meine Antwort dazu 10:01 an 13
Ich rede mit meinen Kindern über das was sie beschäftigt. Und nicht über das, was mich beschäftigt.
Dass die Welt kompliziert und die Fragestellungen komplex sind, muss ich dem Kind nicht via ein Gspänli vermitteln. Es soll dieses Kind, als Kind und Mensch sehen und nicht als Metapher für dies oder jenes oder alles miteinander.
Ich werde mit meinem Kind Schritt für Schritt über solche Fragen und Standpunkte diskutieren, wenn es mit ihnen nach Hause kommt.
„Ich werde mit meinem Kind Schritt für Schritt über solche Fragen und Standpunkte diskutieren, wenn es mit ihnen nach Hause kommt.“
Ja, wenn es denn kommt. Was vielleicht passieren wird, vielleicht auch nicht. Eine andere Möglichkeit ist, dass das Kind denkt, meine Eltern sprechen nicht mit uns darüber, also soll ich nichts darüber wissen, darum verrate ich ihnen nicht, dass ich es weiss, sondern sammle mir meine Informationen irgendwo zusammen, ohne Gewähr, dass sie stimmen. Ich halte eine offensive Haltung nicht für falsch, lieber gegenüber dem Weltgeschehen als bezogen auf den einzelnen Fall, den wir ja nicht kennen. Aber die Frage ist eher, was bedeutet in den Zusammenhang kindergerecht.
Guter Punkt 13
bis jetzt mache ich die Erfahrung, dass sie mit ihren Sachen zu mir kommen
– sie erzählten mir von den „Kindern, die kein Deutsch können“
– sie erzählten mir von ersten beobachteten Diskriminierungen auf dem Pausenplatz
Sie sind immer noch ganz offen. So wie meine Frau und ich auch mit ihnen sind – wir diskutieren in aller gradlinigen Einfachheit Themen wie Tod, Sex, Religion und Gleichberechtigung der Eltern – das schafft eine sehr offene Atmosphäre.
Ohne diese scheinen mir auch elterliche Sermons nur von beschränktem Nutzen. Wie viel gilt die Meinung einer Person, deren Meinung ich gar nicht hören will?
aber klar – man muss immer am Ball bleiben, deshalb werde ich ihren Einwand beherzigen
@ roxy
Ich sprach nicht von Meinungen, sondern von Fakten. Nicht davon, dass die böse IS Leute tötet und viele westliche Staaten nur davon profitieren, sondern dass Krieg herrscht und Leute getötet werden. Dass diese dann fliehen und viel laufen müssen. Dass andere an dieser Flucht verdienen. Und dass es solche gibt, die finden, dass sie nicht hätten kommen sollen, weil sie keine Fremden (die z. Bsp. kein deutsch sprechen) da haben wollen. Was wäre daran nicht richtig?
Nichts 13
Nur dass ich mit meinen Kleinen nicht über Schlepper rede oder darüber, dass die osteuropäischen Staaten die Grenzen dicht machen wollen und Schweden eine Kehrtwendung gemacht hat. Denn das hat nichts mit der Realität meiner Kinder zu tun.
Wenn aber Übergriffe oder Mobbing (egal von welcher Seite!) in ihrem erlebten Umfeld eine Realität ist, dann werde ich es thematisieren.
Dann ist es auch praktisch und lebensnah.
Sehen sie doch selbst wohin diese Diskussion geführt hat – es geht nur um die Standpunkte der Erwachsenen. Ich finde wir sollten die Kinder ernst nehmen und unsere Weltsicht hinten an stellen.
In der Realität der Kinder tauchen da Kinder auf, die ganz viel erlebt haben, das Kinder nicht erleben sollten. Und die früher oder später darüber berichten. Also muss man mit den eigenen Kindern auch darüber sprechen.
Meine Kinder schauen jeden Abend die Kindertagesschau „Logo“ auf KiKa. Da wird das Thema kindsgerecht erläutert.
Bei der Tochter sind 2 eritreische Kinder in der Klasse, beim Sohn ein Syrer und eine ???? („Nordafrikanerin“).
„Elternabende mit Dolmetschern“ und „kinderpsychologische Beratung“ (für die nicht-Geflüchteten, gesunden Kinder) halte ich für Gugus. Die Kinder kommen nach einem-zwei Jahre aus der Deutschintensivklasse und fügen sich in den Klassenverband ein.
Irgendwie empfinde ich den Artikel als Widerspruch an sich. Man soll es den Kindern nahe bringen, das sehe ich ein. Und kindergerecht, das macht Sinn. Aber was ist denn nun mit den syrischen Mädchen? Soll sie nichts sagen, damit die Eltern (oder die Schule) es den Kindern, die vom Krieg nicht direkt betroffen sind, kindergerecht erklären kann? Dann sind wir doch gerade bei der Zensur. Oder soll sie etwa auf die Zeichen der Kinder achten und prüfen, wieviel man ihnen zumuten kann?Für das ursprüngliche Problem liefern die Tipps doch gar keine Antwort. Ihre Erlebnisse sind nun mal nicht kindergerecht. Dafür kann sie nichts. Aber es ist ein Teil von ihr.
Als ich ein Kind war, tobte auch Krieg, gar nicht weit von uns. Und wir wurden „aufgeklärt“. Von unseren Eltern, die sich wirklich Mühe gaben, das Ganze kindergerecht zu vermitteln. Wirklich schlau wurde ich daraus nicht. Über den Krieg gelernt habe ich aber trotzdem was. Von den Kindern, die mir erzählten, dass sie nun immer zu Hause lernen müssen, weil die Schulen wegen dauernder Bombenwarnung gar nicht mehr öffnen. Von den Berichten, wie sie sich zwei Tage in einem fremden Luftschutzkeller versteckten ohne zu wissen, ob ihre Eltern noch lebten. Von den genauen Beschrieben der abgetrennten Gliedmassen. Von den Friedhöfen und Einschusslöchern, die noch jahrelang da waren. Und von Menschen, die auch noch 25 Jahre später Folgen davon tragen. Krieg ist nun mal nicht kindergerecht.
Zensur und Ideologie, das ist eben IN.
Dabei ist es doch am Besten wenn die Kinder miteinander reden und das Mädchen möglichst ungefiltert einfach so kennen lernen, wie es ist.
Aber die Erwachsenen wollen es gleich mit ihren Weltansichten zumüllen.
Ich würde meinem Kind Fragen stellen, was das Mädchen erzählt hat und was sie darüber denken, das gäbe sicher interessante Gespräche.
Bis 1945 ist keine Generation erwachsen geworden, ohne Krieg erlebt zu haben. Kein Mann konnte 25 Jahre alt werden, ohne auf dem Schlachtfeld gewesen zu sein, keine Frau, ohne vergewaltigt zu werden.
Und nun soll alles in rosarote Watte gepackt werden, mit dem Argument, dass die zarten Kleinen das nie im Leben verarbeiten können. Wäre es so, gäbe es keine Menschheit.
Die Einzigen, die nicht verarbeiten können, sind wohlstandsgenudelte, von Langerweile abgestumpfte Erwachsene im permanenten Versuch, sich die kurze Zeit zwischen Infantilität und Demenz möglichst störungsfrei zu gestalten.
Hm. Davon sollen die Kinder doch nichts wissen. Die würden uns Erwachsenen ja dann nur doofe Fragen stellen, die wir eigentlich gar nicht beantworten können oder wollen. Weil wir uns doch gerne selber etwas vormachen.
Ja, wie zum Beispiel, warum wir nichts tun, um diesen Krieg zu beenden…
Wenn man nur wüsste, wie das geht.
Verrückterweise sind die, die unsere Armee aufrüsten möchten, die gleichen, die gegen jegliche internationalen Einsätze sind. Und die Armeeabschaffer dann aber die, die ein Eingreifen verlangen.
Wir haben mit unseren Kids Monate in einem Land verbracht, wo es regelmässig Terroranschläge gab und gibt. Ab vierjährig wurde zumindest der Grössere damit konfrontiert und weiss, dass Menschen wegen Krieg flüchten müssen. So tragisch das Thema ist, man kann es auch schon kleinen Kindern vermitteln – auch ohne vor Ort gewesen zu sein. Und nein, Zensur bei Flüchtlingskindern braucht es bestimmt nicht.
In der Schule gibts keine Flüchtlinge – nur Kinder. Wer, was und woher ist ein Erwachsenenkonzept. Die kindliche Solialkompetenz und Empathie orientiert sich viel unkomplizierter und va. unvoreingenommen. Fragen die Kinder in der Schule nach Herkunft, Beruf und sozialer Stellung der Eltern? Nein, wenn’s Papi und Mami auch nicht wissen wollen. Wie irrelevant diese Fragen sind, zeigt sich spätestens bei einem Elternbesuch in der Schule.
Wieder mal Zeit, das Video anzuschauen… 😉
https://www.youtube.com/watch?v=TjsI5EkDZCU
Jetzt kommt bald der Osterhase, ich lasse die Kinder jetzt mal in dem Glauben. Wir haben noch genuegend Zeit zum Reden. Heute ist enorm schoenes Wetter, fast schon Fruehling.
In den Klassen meiner Kinder ist der Ausländer Anteil schon jetzt grösser als 50% mit allerlei Kulturen und auch Flüchtlinge. Da fällt dies gar nicht auf oder muss zusätzlich erklärt werden.
Erst mal gibt es nicht die und wir. Spätestens wenn die Kinder hier zur Schule gehen, sind sie auch „wir“. Dann müssen Eltern und Lehrer auch keine Geschichten über sie erfinden, sondern die Kinder ihre Geschichen selber erzählen lassen. Diese sind mindestens so unterschiedlich wie unsere und müssen nicht nur auf die Flucht reduziert werden.
Einem Kind kann man sehr wohl erklären, dass es Menschen gibt die flüchten mussten. Es aber auch sehr, sehr viele Menschen gibt, die zwar nicht flüchten müssen, aber trotzdem lieber zu uns kommen.
Man kann durchaus auch kindgerecht vermitteln, dass es Regeln gibt an die man sich halten muss und wer das nicht will oder kann wieder gehen muss.
Wichtig ist, dass das Kind schon früh lernt, dass alles (und insbesondere die Massenmigration) immer zwei Seiten hat.
Und das fehlt mir in dem Artikel (wie auch in den Buchtipps).
Gähn, jetzt wird’s aber richtig dusselig.
Flüchten muss niemand, man kann sich auch umbringen lassen Herr Neuer. Und man kann auch ein Leben in Armut oder Perspektivenlosigkeit ertragen oder in Unfreiheit. Ja, man kann sich an solche „Regeln“ halten. Man kann zum Beispiel auch warten, bis ein Krieg tatsächlich ausbricht, bis jemand aus der Familie tatsächlich umkommt, und dann erst flüchten, damit selbstgefällige Leute wie Herr Neuer sehen, dass man sich an „Regeln“ hält.
„Es aber auch sehr, sehr viele Menschen gibt, die zwar nicht flüchten müssen, aber trotzdem lieber zu uns kommen.“
Das stimmt. Und die Kinder werden es verstehen. Die verstehen nämlich sehr gut, dass Menschen auch flüchten, weil sie Hunger haben oder Durst oder keinen Zugang zum schulischen und medizinischen System oder keine Perspektive und nicht nur, weil Krieg herrscht. Die Kinder verstehen das und können das auch nachvollziehen. Die Unterscheidung zwischen einem „echten“ Flüchtling und einem „Wirtschaftsflüchtling“ ist ein Erwachsenending und für die Kinder nicht gerade logisch. Auch dass es Regeln gibt, die besagen, dass eben der eine alles und der andere nichts haben darf, dürfte dem normalen kindlichen Gerechtigkeitssinn widersprechen.
@Reincarnation of XY: Sie dürfen meinen Beitrag gerne für dusselig halten. Fair enough.
Mir ging er alleine darum, dass mit der ganzen Flüchtlingsfrage ein weites Feld besteht, Kinder massiv zu beeinflussen, ohne ihnen aufzuzeigen, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt.
Und älteren Kindern kann man sehr wohl vermitteln, was Fluchtgründe sind und welche in westlichen Ländern zu Asyl führen und welche nicht.
falls ich sie unfair missverstanden habe – sorry.
Ich habe es Carolina eben gerade erklärt, warum ich was gesagt habe.
Ok, das meinte ich, RoXY! Danke für die Erläuterung 🙂
„Die Unterscheidung zwischen einem „echten“ Flüchtling und einem „Wirtschaftsflüchtling“ ist ein Erwachsenending und für die Kinder nicht gerade logisch.“ Hüstelhüstel, es gibt auch Erwachsene, die die Logik dieser Einteilung hinterfragen…
Müssen tut man bekanntlich gar nichts, nicht einmal atmen. Trotzdem ziehen die meisten Menschen es vor, das trotzdem zu tun.
Aber gut, richtig ist natürlich, dass es sehr viele Gründe für Flucht und Migration gibt. Was u.a. damit zu tun hat, dass es den wenigsten so gut geht wie uns (was wiederum z.T. damit zu tun hat, dass es uns so gut geht) und man nicht unbedingt im Bombenhagel stehen muss, um von irgendwo weg zu wollen. Was sich effektiv auch kindergerecht erklären lässt und vielleicht sogar zu einer kleinen Lektion in Demut führen könnte. Oder wahlweise als Motivationsansprache dienen könnte, damit das Kind endlich das Gemüse aufisst..
„Wichtig ist, dass das Kind schon früh lernt, dass alles (und insbesondere die Massenmigration) immer zwei Seiten hat.
Und das fehlt mir in dem Artikel (wie auch in den Buchtipps).“
Keine Angst, das lernt man dann schon im Geschichtsunterricht. Wobei… wenn ich mich richtig entsinne, wurde uns die amerikanische Seite nicht aufgezeigt, als wir die Massenflucht vor dem Herdöpfelchäfer behandelten…hmmmm
Hm. Ein Kind weiss, wie ungerne Menschen umziehen, sich vom Freundeskreis verabschieden. Und es sieht auf Bildern oder bekommt erklärt, dass es nicht alle Menschen auf der Welt so gut haben wir mir. Dass es Kinder hat, die nicht nur kein Spielzeug erhalten, nicht nur wenig Süssigkeiten, sondern schlicht zu wenig zu essen haben. Die verhungern. Und sie fragen sich, wie das sein kann. Die nächste, natürliche Frage wäre eigentlich, weshalb diese Menschen nicht zu uns kommen…
Genau… und irgendwann wird man auch vor dem Kind die Realität nicht mehr verstecken können. Nämlich dann, wenn man diese „natürliche Frage“ mit „Nein, es können nicht ALLE Menschen zu uns kommen“ beantworten muss.
Eine andere Option wäre es natürlich, dem Kind einfach lange genug zu sagen, dass das eine supergute Idee ist, alle die es wollen zu uns zu holen….
Aber was man dem Kind sagt und wie man ihm das erklärt, bestimmen zum Glück immer noch die Eltern (auch wenn es genug Bestrebungen gibt das zu „outsourcen“…)
@Charles Neuer: Sie haben recht, es können nicht alle zu uns kommen. Aber erklären Sie mal einem Schweizer Kind, das ein anderes nicht kommen darf, sondern in der Heimat verhungern soll, weil wir uns einfach nicht leisten können, es aufzunehmen.
Bis jetzt kostet und das sog. „Asylchaos“ praktisch gar nichts von unserem Wohlstand.
@Sportpapi
Das dem Kind zu erklären ist hart, ja. Aber es ist nun mal die Realität. Wie gesagt gibt es immer noch die Option, möglichst lange gute Miene zu bösem Spiel zu machen (selbst wenn man selber weiss, dass das am Schluss meistens nicht gut rauskommt).
Das ist eben: Man hat diverse Optionen und entscheidet sich. Welche nun gut, besser, böse oder schlechter ist? Wer bin ich, das zu beurteilen.
Betr. Kosten: Sie sagen es… „Bis jetzt…“.
Und wir alle wissen, dass das so nicht bleiben wird. Nur unsere Kinder wissens noch nicht.
Das ist die Realität???
Sportpapi, wart mal ab, bis die Sozialausgaben und daraus resultierend die Steuern so richtig explodieren. Die Eritreer leben zu fast 90 Prozent von der Sozialhilfe und die Alphabetisierungsrate in Afghanistan beträgt ca 40%!
@Hans: Vielleicht sollte man dann dafür sorgen, dass die Eritreter häufiger arbeiten? Haben Sie einen Vorschlag?
Ja – was soll man dazu sagen?
Wir wissen ja nicht, was genau das Mädchen erzählt hat. Vergewaltigungs- und Foltergeschichten mit expliziten Details (was aber mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nicht der Fall ist), wären wohl tatsächlich nicht Kindergartengerecht.
Ansonsten halte ich diese stete Anlügerei der Kinder voll daneben. Menschen sterben, Tiere sterben, es gibt Krieg, das ist die Realität. Dafür braucht es aber keine psychologische Betreuung – und falls doch, dann ist das der Beweis, dass die Erwachsenen total meschugge geworden sind.
Aber leider hat das Anlügen der Kinder System. Besonders auffällig in den Themen Tod, Sex, Religion und Kultur.
„Menschen sterben, Tiere sterben, es gibt Krieg, das ist die Realität. Dafür braucht es aber keine psychologische Betreuung – und falls doch, dann ist das der Beweis, dass die Erwachsenen total meschugge geworden sind.“
Dieser Ansatz ist etwas seltsam. Psychologen sind unter anderen dazu da, Menschen aus seelischen Krisensituationen zu helfen. Auch wenn der Tod etwas Natürliches ist, kann der Verlust eines nahen Menschen einen vollends aus der Bahn werfen.
Jaja, „früher“ hab man weniger psychologische Beratung oder Therapie in Anspruch genommen. Heute hat man aber zum Glück die Gelegenheit dazu.
Falls Sie mich kennen, wissen Sie, dass ich nicht viel von den alten Zeiten halte.
Aber im Ernst jetzt: wenn wir dafür psychologische Betreuung brauchen, weil ein süsser Fuchs, einen süssen Hasen tötet. Oder ich meinen Kindern nicht mehr sagen kann, dass es Länder gibt, in denen Krieg herrscht, wo Menschen getötet werden, ohne dass ein Psychologe mit am Mittagstisch sitzt, der jederzeit eingreifen kann. Dann sind wir echt lebensunfähig geworden.
Psychologen helfen aber auch nur, indem sie die Lebensanteiligkeit von Tod, Krankheit, Schmerz und Leid thematisieren.
Tertiäre Herangehensweisen, wie z.B. spezielle Kommunikationsprotokolle für Flüchtlings- oder Missbrauchskinder aufzustellen, sind immer abzulehnen. Mit Kindern > 3 Jahren kann man über Alles in kindsgemässer Sprache reden.
Wobei Karl- May- Terminologie im Sinne von ‚böse Männer‘ nicht kindsgerecht sondern grenzdebil ist. Ein Schulkind kann schon verstehen, dass es weder gute noch böse Menschen gibt.
Susi, Sie wissen, dass ich selber dieser ‚Betreuungsindustrie‘ (anders kann ich es wirklich nicht mehr nennen) angehöre. In den letzten Jahren bin ich aber nicht allein damit, vermehrt die Frage zu stellen, ob nicht bei uns über-gecoached, über-psychologisiert und -betreut und, vor allem, viel zu schnell pathologisiert wird. Es ist natürlich nicht leicht, eine Grenze zu ziehen und auf Kongressen (gerade wieder erlebt) reden viele meiner Kollegen hinter vorgehaltener Hand davon, dass die Industrie solche Ausmasse angenommen hat, dass das Erlernen von Resilienz oder auch nur Verständnis davon, dass dem wirklichen Leben letztlich nicht ausgewichen werden kann, verunmöglicht wird.
Das Problem ist meiner Ansicht nach, dass, wie immer, wenn nach dem Giesskannenprinzip vorgegangen wird,
/2 die, die wirklich Hilfe und Betreuung benötigen, langen Wartezeiten und mangelnden Ressourcen ausgesetzt sind. Und das, weil heutzutage wegen allem und jedem ganze Careteams aufmarschieren, ohne dass vorher evaluiert wurde, ob das überhaupt notwendig ist. Ich bin auch kein Anhänger der alten Zeiten, in denen höchstens der Pfarrer Seelsorge betreiben durfte und jeder Psychokram als verwerflich galt, aber meine schon, dass es einen sorgfältigeren Umgang und eine notwendige Abgrenzung zwischen wirklichem Bedarf und künstlich hervorgerufenem Bedarf braucht.
Wenn jemand ‚aus der Bahn geworfen‘ wird, soll er natürlich Hilfe bekommen und zwar zeitnah; aber jede Lebensbefindlichkeit sofort mit vorauseilendem Angebot zu versehen, halte ich für immer problematischer.
Und ich meine, dass
„die Lebensanteiligkeit (schönes Wort ML !) von Tod, Krankheit, Schmerz und Leid thematisieren“ – eine Grundkompetenz von Eltern sein sollte.
Und ich staune, wie ratlos und ohnmächtig viele Menschen darin sind, trotz der immensen Betreuungsindustrie, die Carolina anspricht.
RoXY: evtl auch wegen der Betreuungsindustrie, die sich ja in allen Lebensbereichen breit gemacht hat.?
Carolina – so einfach würde ich das nicht sehen.
Ich habe auch sehr gute Erfahrungen gemacht: Intelligente Leute mit gutem psychologischen Wissen und guter Art und Weise.
Allerdings stelle ich auch fest, dass Bekannte, die jahrelang psychologisch betreut werden, offenbar ganz wichtige Gespräche mit ihrem Psychologen gar nicht führen. Ich frage mich dann: was reden die überhaupt? Ich bin oft erstaunt.
In der Schule bin ich erstaunt, dass man statt auf nüchterne geistesgeschichtliche Aufklärung, auf kirchlich ausgebildete Theologen setzt. So werden gleich zu Anfang völlig unlogische Sachen in den Köpfen implementiert, die sich dann, aller Aufklärung zum Trotz, ein Leben lang halten.
Es fehlt unserer Gesellschaft nach wie vor der Mut, sich mit der Realität zu konfrontieren.
Gut gesprochen, Caro!
RoXY: das hat mit einfach überhaupt nichts zu tun! Ich hadere seit einiger Zeit mit dem, was ich Auswüchse ‚meiner‘ Industrie nenne – versuche, nicht ‚einfach‘ alles unter Ist-schon-nicht-so-schlimm abzulegen, sondern wieder mehr Realismus in die Beurteilung meines eigenen Berufsumfeldes zu bringen. Die Kehrseite einer allumfassenden Betreuung/Vorsorge (man könnte es auch: Nannystaat nennen) ist nämlich genau das, was Sie selber unten feststellen: Ohnmächtige und ratlose Menschen, die nur selten schwierige Situationen bewältigen mussten, weil Eltern/Betreuer/Coaches ihnen eine heile Welt vorgaukelten oder alles abnahmen. Ich hadere deshalb so sehr, weil viele psychologisch geschulte Menschen durchaus gute Motive haben und oft sehr kompetent und intelligent sind.
Ich weiss nicht. Ich habe sehr viele Psychotherapeuten/innen in meinem Umfeld, unter anderem meinen besten Freund, von dem ich sehr viel mitbekomme. Und der Tenor geht da eher in eine andere, mir einleuchtendere Richtung, dass dieser Bereich nicht so ernst genommen wird (oder eben allzu ernst, womit Distant geschaffen wird), wie er sollte, dass viele zu lange zögern, etwas zu unternehmen. Dass viele Leute nicht therapiert werden, die es eigentlich dringend nötig hätten. Ich rede hier aber nicht von einer Beratung, sondern von einer längerdauernden Therapie. Noch immer besteht hier ein Kampf mit den Krankenkassen, weil psychische Störungen teilweise zu wenig klar als Krankheitsbild nachgewiesen werden können.
Susi, genau das meinte ich: laufend werden neue Störungen/Befindlichkeiten als Krankheiten ausgewiesen (ICD bzw international/US DSM) – viele Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten bekunden Zweifel daran, wenn bei jeder Ueberarbeitung wieder neue Störungen aufgenommen werden, d.h. pathologisiert werden. Letztlich führt das dann dazu, dass die, die wirklich Therapien bräuchten, auf langen Wartelisten landen und manchmal schier verzweifeln.
Natürlich ist der Uebergang von Befindlichkeitsstörung und psychischer Krankheit oft fliessend bzw schlecht aus der Ferne festzumachen, aber ich denke mir, man könnte vielleicht mal als erstes diese immer mehr zunehmende Pathologisierung in Frage stellen.
Im Bereich Coaching stellen meine Kollegen und ich das Gegenteil von Ihnen fest:
/2 auf der einen Seite finde ich es wunderbar, dass immer mehr junge Leute (verglichen mit, sagen wir, vor 10 Jahren) z.B. Beziehungshilfe suchen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Heute gibt es, anderes Beispiel, auch viel mehr Selbsthilfegruppen, z.B. bei Trauer, Trauma und Lebenskrisen. Das sehe ich positiv. Aber ich habe zunehmend ein Problem damit, dass von der Wiege bis zur Bahre (im wahrsten Sinne des Wortes) Coaching, Beratung und Empfehlungen alles prägen. Vielleicht wäre es sinnvoller, Menschen soweit zu vertrauen, dass sie ihr Leben schon auf die Reihe bringen, ohne dass überall eine ‚Einmischung‘ stattfindet.
Nur noch dies und dann bin ich weg für heute, versprochen 🙂
Ich hadere, wie gesagt, selber mit diesem Thema, habe keineswegs eine feste Meinung dazu. Ich stelle nur mehr und mehr fest, dass mMn uns eine Art von ‚Gottvertrauen‘ (mir fällt kein besseres Wort ein) abhanden gekommen ist, die Fähigkeit, der Willen, einfach auch mal Dinge auf trial-and-error-Basis zu tun – im heutigen Beispiel die Kinder z.B. einfach sich selber zu überlassen und sie ihre eigene Sprache finden zu lassen. Wir können immer noch einschreiten, wenn es nicht so gut läuft, aber schon vorher sämtliche Karten zu ziehen, finde ich schwierig.
Einen schönen Abend!
Carolina, das Pathologisieren von Grenzphänomenen findet auch in der somatischen Medizin statt. Medizin ist halt zum Gewerbe verkommen und da wird ständig nach neuen Kunden gesucht.
In der Psychopathologie sehe ich am ehesten die Ansätze, das zu überwinden. Die ist nämlich der intelligenteste Zweig der modernen Medizin.
Krankheit hat 3 Dimensionen:
1. Das subjektive Gefühl, krank zu sein.
2. Die, wenn auch manchmal nur indirekte, Objektivierung (z.B. durch Therapien, welche man nicht wirklich durchschaut, die aber wirken)
3. Die sozialen Konsequenzen, welche sich auch mit viel Bemühen nicht weg reden lassen.
Wenn eines davon fehlt, ist es keine Krankheit, sondern nur eine Befindlichkeitsstörung.
Das ist Achmed. Achmed hat viele schlimme Dinge im Krieg gesehen und erlebt. Er hat liebe Menschen verlohren, frohr und hatte nicht genug zu essen. Dann ist seine Familie geflohen, damit sie keine Angst mehr haben müssen und die bösen Männer weit weg sind. Danach ist es Achmed wieder gut gegangen.
Dann entschied sein Vater, dass sie die Türkei verlassen und in die Schweiz ziehen, wo er mehr Geld verdienen/bekommen kann…
Kindergerechte politisch inkorrekte dafür aber korrekte Aufklährung.
Das entspricht dem Interpretationslevel eines prädementen 80- jährigen. Zwischen zwei Sabberattacken ausgebrochen.
Meine kleine Spitze gegen sie habe ich weiter oben abgefeuert. Fragen sie bloss nicht warum…
Zu ihrer Antwort: Also ungefähr auf dem selben geistigen Level wie Kindergärtner, mit dem unterschied dass diese auf dem aufsteigenden Ast sind? Ziel erreicht.
„Kindergerechte politisch inkorrekte dafür aber korrekte Aufklährung.“
Ja, und nicht nur auf politischer Ebene inkorrekt…
😛
Ich will sie mal während der Stoszeit in einem Zug mit Ellenbogen im Gesicht schreiben sehen.
😛
Und ja, ich bin mir sicher dass der Ellenbogen ein Versehen war.
Ach, hat der Ellbogen auf das „h“ gedrückt. Voll blöd.
Nicht nur einmal. Dieser Schuft!
Und ich wette, er hat mich auch zu anderen Fehlern provoziert. Pendeln ist gefährlich…
Ich weiss, wovon Sie reden, ich pendle auch. Bei mir haben die Pendelvibes sogar Einfluss auf den Inhalt!! Wie oft habe ich hier schon peinlichen Müll geschrieben!!
😀
Nein das passiert mir glücklicherweise nicht. Einlullende Wärme und Langeweile haben keinerlei Einfluss auf mein Geschreibsel.
😉
Es wäre zum lachen, wäre das Thema nicht so traurig. Aber ja, Herr Stadelmann. Machen Sie sich (und ihren Kindern) gerne weiter vor, dass es Achmed in einem türkischen Flüchtlingslager gut gegangen ist. Und auch, dass es an der Türkei ist Millionen aufzunehmen, während die Schweiz nicht verpflichtet ist, wenn Sie das besser schlafen lässt. Schliesslich haben wir das ja mit Dublin klugerweise so festgelegt. Ach nein, warten Sie, das waren wir gar nicht, das war ja die EU. Egal. Solange es der Sache dient, verbünden wir uns mit denen. Hauptsache, wir können für uns eine fiktive Logik aufbauen. Ich gebe Susi recht, Ihre „Aufklärung“ war nicht nur politisch inkorrekt. Aber beziehe ich nicht auf den Tippfehler, sondern auf den Inhalt. Korrekt ist etwas anderes.
Es gäbe so Eimiges was ich gerne richtigstellen würde. Aber eine Antwort reicht da bei weitem nicht. Ich beschränke mich daher auf das Nötigste.
Die Flüchtlingslager in Syrien zur Grenze Türkei haben ihre Schwächen. Aber sicher sind sie. Koordinierte Hilfeleistungen für wenige Lager (auch z.B. in Hriechenland) wären zudem wesentlich sinnvoller als die aktuellen Projekte.
Meinen Kindern würde ich sowas nicht sagen. Ich halte die aktive Politisierung von Kleinkindern für falsch.
Welche aktuellen Projekte? Tatsache ist doch, dass nicht mal das verprochene, geschweige denn das benötigte Geld fliesst, um die Lager zu versorgen. Und dass genau die Politiker in dieser Situation noch die Gelder fliessen, die sich am stärksten für Hilfe vor Ort statt bei uns eingesetzt haben.
@Sportpapi
Die Zusammenarbeit mit der Türkei.
Die Gelder fliessen nicht, weil nicht klar ist zu wem sie fliessen sollen. Das wird immer noch abgeklärt. Es ist überhaupt nicht klar, wer welche Lager betreuen soll und welche Arbeiten übernimmt.
Den Teil mit den sicheren Fluechtlingslager in Syrien nahe der Tuerkei habe nicht nicht ganz verstanden. Woher wissen sie das? Oder waren Sie wie Frau Fischer schon mal vor Ort? Nicht mal die Fluechtlingsunterkuenfte hier in der Schweiz sind sicher vor Uebergriffen.
@ R.S.
Ja, wenn man von Übergriffen mal absieht, kann man diese Lager als sicher betrachten. Sich im Sinne, dass keine Bomben fliegen. Sie haben aber etwas anderes geschrieben, nämlich: „Danach ist es Achmed wieder gut gegangen.“ Wollen Sie in dem Fall sagen, dass es seinem Kinder, nur weil es nicht unmittelbar unter Bombenbeschuss steht, gut geht? Es ist für mich immer wieder eine Überraschung, welche Kriterien Menschen für das Wohlergehen beiziehen, wenn es sie nicht selber betrifft. 100 Personen in einem muffelnden Luftschutzbunker oder bei Schnee in Zelten? Sie sollen doch froh sein, hier zu sein und nicht noch Ansprüche stellen!
Die koordinierten Hilfsleistungen, von denen ich wenig sehe, beziehen sich in den meisten Fällen nur auf materielle Hilfe.
@Stadelmann Reto: Dann warten wir doch weiter ab, bis klar ist, wie man Hilfe vor Ort leisten könnte. Noch ein paar Jahre. Bis sich das Problem möglicherweise von selber löst.
@Sportpapi
Das halte nicht mal ich für eine gute Idee. Es zeigt aber ein wahres Problem. Hätte man nicht zugewartet, wären die Menschen nie geflohen.
@13
Naja, es geht ihnen allemal besser als wenn sie ertrinken (r.i.p. Aylan) oder in Kloaken hausen wie im Dschungel. Das haben die Eltern aus rein egoistischen Gründen auf sich genommen, wohlwissentlich, dass es alles andere als sicher ist, dass man ihnen Asyl gewährt.
Und was die Luftschutzbunker angeht: Ich hatte das Vergnügen während einem Monaten in so einem Bau zu hausen. Menschenunwürdig war diese Unterkunft nicht.
Seien wir realistisch. Diese Menschen sind nicht an Leib und Leben bedroht. Was sie suchen ist eine Perspektive. Aber diese können wir ihnen nur bedingt geben. Ihre Zukunft liegt in ihrer Heimat und nicht Europa.
Irgendwie verstehe ich unter „keine Perspektive“ nicht viel weniger als „an Leib und Leben bedroht“. Wenn ich nicht weiss, was mein Kind am nächsten Tag essen soll, dann ist das ziemlich bedrohlich.
@ rs
Eben, ich wiederhole mich: man kann sich das gerne vormachen, wenn es sie besser schlafen lässt. Lufzschutzbunker sind ja soooo konfortabel, in den Flüchtlingscamps geht es ihnen soooo gur, die Eltern sind egoistisch, nicht etwa wir….klar.
@ sp
Das dürfen Sie doch nicht sagen. Wirtschaftsflüchtlingen geht es immer um teure Auto, Schmuck und Iphones, aber doch nicht um Essen. Wer das behauptet, bringt andere auf die Idee, dass man ihnen helfen müsste….grosses Tabu…
@SP
Sie kennen den Unterschied zwischen „an Leib und Leben bedroht“ und Perspektivlosigkeit nicht? Zeit für etwas Nachhilfe.
An Leib und Leben bedroht ist man wenn man hungert, verdurstet, erstickt etc.
Perspektivlos ist man, wenn man keine Ausbildung hat und am Fliesband steht oder von mir aus in einem Flüchtlingslager vor sich hin gammelt.
Perspektivlosigkeit schliest „an Leib & Leben bedroht“ nicht aus. Wer perspektivlos ist, muss aber nicht automatisch an Leib und Leben bedroht sein.
Damit dürfte sich das erübrigen.
Zumal die Migranten ja selber zugeben, dass sie in ein reiches Land wollen… Wer verhungert spekuliert nicht auf Asyl, er ergreift jeden Strohhalm!
@13
Es geht nicht um Essen. Im Gegenteil. Die Flüchtlinge verzichten FREIWILLIG auf die Lager in Grichenland etc. weil sie ihre Chance weiterzureissen nicht verlieren wollen. Und warum wollen sie weiterreisen? Weil sie im nordwesten Europas 200 Kalorien mehr bekomen? Wohl kaum… Es geht darum, ein Leben in Europa aufzubauen.
Das ist mal wieder ein Beispiel für Turbo- Verständnis im forcierten Robbenblick- Modus. Es gibt nur zwei Sätze, für Kinder und Erwachsene:
Es gibt Flüchtlinge, es werden immer mehr werden und da der liebe Gott den Völkern kein eigenes Land zugewiesen hat, gehört jede Krume Erde jedem Menschen, auch jedem Wolf oder Beutelratte. Alle sind willkommen und wer nicht willkommen heisst, gehört nachgescheitelt.
Da muss man nicht 5 Etagen zu hoch ins Register greifen und ‚Elternabend zum Thema zu machen … – nötigenfalls mit einem Dolmetscher und kinderpsychologischer Beratung.‘ Oder die armen Kleinen irgendwelchen Plunder basteln lassen, um den an ebenso wie Mutter mitleidsvermurkste Menschen zu verhökern.
Auf solche dämlichen Ideen kommen nur total überbehütet sozialisierte Zeitgenossen und diese genau wie Fremdenhass ekelige Eigenschaft des Zuviel an verkitschtem Verständnis wird dadurch an die lieben Kleinen weitervererbt, damit die noch verkitschter werden.
Anstatt denen zu zeigen, wie man mit Fremdenhassern umgeht. Dafür sind bestimmte mechanische Werkzeuge besser geeignet, als die besten Worte.
Ist ja schön und gut. Nur dass Sie dann selbst nicht allzu „verkitscht“ dabei werden.
Ich meine, sagen sie in ihrem reflexartigen Sermon im „Umgang mit Fremdenhassern“ auch, dass es sowohl unter den Ansässigen, wie auch unter den Neuzuzügern Fremdenhasser gibt?
Heuchelei steht ihnen. Sie bringt das schwarz ihrer Augen so zur Geltung…
@ML: „Es gibt Flüchtlinge, es werden immer mehr werden und da der liebe Gott den Völkern kein eigenes Land zugewiesen hat, gehört jede Krume Erde jedem Menschen, auch jedem Wolf oder Beutelratte. “
Als die Aufklärung die Bastille stürmte, wurde gerufen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und damit war weder gemeint für jeden Wolf oder jede Beutelratte, noch für Angehörige einer Nation (es gab da noch keine Nationen, nur Fürsten), sondern schlicht für die Menschen.
Die kommen zu uns, weil sie unsere Privilegien wollen, die stürmen unsere Bastille, wir können die nicht mit Mauern aufhalten und „unsere“ Privilegien dauerhaft erhalten. Und zuallerletzt könnten wir dabei „unsere Werte“ verteidigen.
Das heisst, wir müssen teilen mit „denen“, sonst kommen „die“, zu „uns“ und zwingen uns entweder mit ihnen zu teilen oder uns ihr Elend anzuschauen, wie sie sich unseren Wohlstand täglich am fernsehen und Internet, und das noch unglaublich überspitzt ansehen. Die Welt ist klein geworden. Um den aus Krieg entstandenen Spruch pazifistisch zu verstehen, gilt für die Menschheit insgesamt, spätestens seit Atombombe und Internet, und nicht aus Sicht einer Gruppe (Nation, Sippe, Mannschaft): „United we stand, divided we fall.“
Ursache der Flüchtlingsproblematik sind die globalen Unterschiede und deren Hoffnungslosigkeit, dass es nicht besser wird, was die zur Flucht treibt, sind unsere Mauern.
Wir müssen nicht Mauern bauen, das hat noch nie geholfen.
„Mauern“
In Eritrea wurde ich gefragt, was ich tun würde dagegen, dass zu viele abhauen, weil ich die Mauern kritisierte, die das verhindern sollten. Ich habe gesagt, ich würde versuchen, die Mauern niederzureissen. Und denken, wenn die glauben, auch morgen noch weg zu können, bleiben die vielleicht heute, und dann morgen auch noch, und übermorgen, und fangen etwas an…
Ich halte für naiv, immer wieder das Gleiche zu versuchen, das nachweislich noch nie funktioniert hat.
Das ist leider nur die halbe Wahrheit. Klar will jeder die Privilegien der 1. Welt geniesen. Aber mit teilen ist es bei weitem nicht getan.
Es geht um das System und nicht nur um die Ressourcen. Wer das System nicht hat, kann auch den Luxus nicht geniesen. Es braucht die richtigen Institutionen, gute Politik etc.
Davon sehe ich in grossen Teilen der afrikanischen Staate und Arabien sehr wenig…
@Reto Stadelmann
Helfen Mauern beim Lösen der Probleme?
Es gibt nicht ein Rezept zur Lösung aller Probleme, aber es gibt Strategien, welche zur Lösung beitragen. Strategien das Problem zu verdrängen funktionieren nicht. Wie die Schweiz wird erkennen müssen, dass die EU nicht weggeht, wird Europa erkennen müssen, dass die Flüchtlinge wegen Mauern und Stacheldraht und Tränengas und Formularen nicht weggehen. Wie auch die Drogen nie weggehen mit Mauern. Mauern haben höchstens einen Nutzen beim Verstellen des Durchblicks (sie suggerieren, das Problem sei weg, weil man es nicht sieht, im Moment). Aber das Problem geht nicht weg, im Gegenteil, die Mauer wird Teil des Problems.
@Anh Toàn
die kommen nicht zu uns, weil sie unsere Privilegien wollen, sondern ihren Anteil einfordern.
So wie die Vandalen nach Rom gezogen sind, um ihren Anteil zu fordern. Erst als sie den nicht bekamen, haben sie Rom platt gemacht.
So wie die europäische Unterschicht das Amerika der Indianer platt gemacht haben. Nun sind wir dran, wenn wir nicht freiwillig teilen.
Das ist nicht die erste Völkerwanderung, aber vielleicht die letzte. Wenn wir es klug anstellen. Nur davon ist zur Zeit keine Spur, nicht, solange dafür der verharmlosende Ausdruck ‚Flüchtlingskrise‘ benutzt wird.
Thermodynamik ist eines der allgemeinsten Gesetze, weit über die Physik hinausreichend. Potentialunterschiede gleichen sich immer aus. Und dann fine Europa.
Die Gesetze der Gesellschaft entspringen aber nur über Umwege den Naturgesetzen. Potentialausgleiche etc. sind nur bedingt anwendbar.
Wie auch immer, ich glaube nicht, dass die Menschen aufhören, sobald man ihnen ihren verdienten Anteil gibt. Wenn sie glauben, Rom wäre nicht geplündert worden, wenn die Stadt nur „geteilt“ hätte, dann behaupte ich, dass das reichlich naiv ist.
Zudem kann man darüber diskutieren, wie viel den rohstoffproduzierenden Ländern in der Wertschöpfungskette tatsächlich zusteht (die lächerlichen Löhne die „der Markt“ bestimmt sind sicher nicht ausreichend). Aber es wird es auch nicht all zu viel sein… Die Enttäuschung wäre wohl gross. Und dann? Kommt es zu „gerechtfertigten Plünderungen“?
Pflegen sie wirklich diese irritierenden Gedanken der Selbstaufgabe?
Danke
Über welche Flüchtlinge denn aber genau?
Die Realität ist ja nicht einfach so buntstifthübsch wie auf den illustrierten Bildchen des Beitrags.
Dass mein Kind mit diesen Fällen sowieso in Berührung kommt, bereitet mir nicht den Hauch von Sorge. Der Klassenlehrerin offenbar auch nicht. Sonst hätte sie ihn kaum dazu auserkoren, sich dem Flüchtlingskind, welches der Klasse zugewiesen wurde (und noch gar kein Deutsch spricht), als Pultnachbar anzunehmen.
Muss also durchaus schon integrative Fähigkeiten besitzen. Empathie für die Situation sowieso. Halte ich im Übrigen auch für normal, wenn man Nachrichten immer schon mit dem Kind gemeinsam ansieht und auch erklärt.
Viel schwieriger wird es, wenn ich ihm erklären muss, wie der kleine Junge
, der sogar noch drei Jahre älter als er ist, in genau jenem Hallenbad von einem jungen Flüchtling vergewaltigt worden ist, in das er seit über einem Jahr alleine – und bis anhin vollkommen furchtlos und selbständig – ins Schwimmtraining
gegangen ist.
DAS ist schwer zu erklären, ohne dabei Angst, aber eben auch Vorsicht, zu erzeugen.
Verstehe ich total, Gabi. Allerdings denke ich, dass genau das unsere Aufgabe als Eltern ist: nicht zu romantisieren, altersgerecht den Kindern beizubringen, dass andere Menschen unsere Empathie und Hilfe verdienen, dass es aber in jeder Gruppierung solche gibt, die diese Hilfe verwirken. Ein Kind wird sicher immer verstehen, dass es hier um Einzelfälle geht, die in jeder Umgebung geschehen können. Und man kann Kinder am besten vor Angst schützen, in dem man mit ihnen ehrlich spricht und sie wissen, dass sie zumindest im Elternhaus sicher sind.
Oha, im ersten Beitrag schon das erste obskure Vergewaltigungsgerücht? Ist das eine neue perfide Strategie, den Leuten so etwas in einem ansonsten halbwegs vernünftigen Beitrag unterzujubeln?
Ich nehme an, Gabi, das mit der Vergewaltigung erzählst du gleich nachdem du über die brennenden Asylheime berichtet hast?
Ernsthaft jetzt: Was soll der Mist?
CB & SP: Woher kommt Ihre sofortige Annahme, dass seien Gerüchte? So wie Gabi das hier beschreibt, ist es wohl tatsächlich vorgefallen in dem Hallenbad, das sein Sohn besucht……
@Carolina: Weil entsprechende Falschmeldungen und Gerüchte seit Monaten zur Stimmungsmache verbreitet werden in allen erdenklichen Variationen aufgrund von (angeblichem) Hörensagen. Einer Überprüfung der Fakten hält das selten stand. Der einzig erwiesene Fall, der dazu passen würde, ist eine entsprechende Straftat in Wien.
Es ist darum schwer nachvollziehbar, wieso „gabi“ solch einen Einzelfall von irgendwo her nun unbedingt erwähnen und dem eigenen Kind auf die Nase binden müsste. Es gibt weltweit immer wieder schreckliche Fälle von Gewalttaten gegen Kinder, meist begangen von den Eltern oder dem unmittelbaren Umfeld. Muss man es etwa auch jedesmal dem Kind erzählen, dass in Hintertupfigen oder New Podunk ein krankes Elternteil gerade seine Kinder missbraucht oder getötet hat?
Der „Mist“ geschieht nun einmal keinen Kilometer von meiner Wohnung und ca. 500 Meter vom Hort meines Sohnes entfernt. Ich finde es zum Kotzen, mir hier sogar noch Vorwürfe deswegen anhören zu müssen. Als ob jemand wie Du nicht schon vor Jahren mitgekriegt hättest, wo ich wohne. Aber das hab ich mir – in perfider Voraussicht, versteht sich – bestimmt schon damals ausgedacht!
Wirklich zum Speiben. Aber Hauptsache die Gewissheit der eignen Weltvorstellung bleibt erhalten.
Ich gehe keineswegs davon aus, dass seien Gerüchte. Gabi hat das schon einmal eingebracht, und ich habe es schon damals gegoogelt und bestätigt gesehen. Ändert aber nichts daran, dass dies in Zusammenhang mit der Flüchtlingsthematik nun nicht die erste und wichtigste Information ist, die ein Kind bekommen muss.
Weder ist es die erste noch die wichtigste Information, die er zum Thema erhält, noch ist es die Einzige. Wäre auch schlecht möglich, wenn er den kleinen Syrer in der Schule als Gschpönli mitbetreuen soll.
Wenn er aber während des Schwimmtrainings im selben Klo pinkelt, wo ein paar Wochen zuvor der Zehnjährige vergewaltigt wurde, dann ist das selbstverständlich etwas, das thematisiert werden muss.
@ gabi
Herr Bögli hat recht. Dass es im gleichen Schwimmbad passiert ist, ist reiner Zufall. Dass es in der gleichen Klasse eines oder mehrere Kinder gibt, die auf irgendeine Art von einem Menschen aus dem direkten Umfeld misshandelt wird, sei es durch sexuellen Missbrauch, sei es sonst, ist eine traurige, aber realistische, statistische Wahrscheinlichkeit. Vielleicht kannst Du da beginnen, ohne gleich den künstlichen Zusammenhang mit Flüchtlingen zu suchen.
Ich fühle mich zunehmend angewidert von Zwischenrufen aus Puppenhausen und Wolkenkuckucksheim, wo man sich die ganz Thematik offenbar allen Ernstes nur in derart zarten Bildchen vorstellen will, wie sie für die Illustration dieses Beitrages ausgewählt wurden.
Hier ändert sich das gesamte Umfeld für einen breiten Teil der (ursprünglicheren) Bevölkerung sehr schnell sehr radikal!
Dass dieses beständige Weiterpfeiffen und Schönreden selbstredend dazu führen muss, dass einfachere Geister noch einfacheren Parolen nachhechelnd werden, habe ich hier schon seit Monaten und Jahren hier beschrieben und immer wieder davor gewarnt. Eindringlich davor gewarnt.
… Also komm mir bitte nicht mit brennenden Asylheimen!
Die sind nicht zuletzt Folge des Ignorierens berechtigter Ängste.
Pfui Deibel, 13: genau das ist es, was einem die Galle hoch treibt.
„Künstlicher Zusammenhang“!
Zum Kotzen! Aber echt.
Viel realistischer geht der Zusammenhang wohl kaum, als wenn´s den Trainingsort des eigenen Kindes betrifft, welches bis anhin durch die Dunkelheit (die hier rund 45 Min. früher einsetzt!) hin spaziert, alleine in die Einzelumkleide geht und natürlich auch alleine pinkelt, wenn er muss.
Es ist alles andere als „statistischer Zufall“, wenn es in den letzten Wochen in ca. der Hälfte aller Wiener Bäder zu sexuellen Belästigungen gekommen ist, wenn die jungen Mädchen meiner Nachbarn über sehr konkrete Obszönitäten berichten, die sie rund um die Unterkünfte nun plötzlich – jetzt schon; noch in Winterklamotten, wie sie richtig bemerkten! – zu ertragen haben.
Der Vergleich mit den Übergriffen, zu denen es doch, gem. – bisherigen – Polizeistatistiken, nur in Bekannten- und Verwandtenkreisen komme ist sowas von deplatziert…. Und doof noch dazu: Denn die konkrete Verrohung meines Umfeldes verändert sich nicht, weil plötzlich so viele aus meinem Bekannten- und Verwandtenkreis auftauchen, sondern… Eben: Weil es Männer aus den Flüchtlingsunterkünften sind.
Und zwar nicht weil es mir schön in den Kram passt, sondern, weil´s da draussen passiert.
Ebenso, wie sie innert der wenigen Monate plötzlich einen sprunghaften Anstieg gewaltsamer Auseinandersetzung (Messer, meistens) zwischen einzelnen Flüchtlingsgruppen haben. Gerne mal an den klassischen Fanatikerbruchlinien entlang: Schiiten vs. Sunniten, wie grad eben in Brigittenau wieder passiert.
Wer sich ständig auf seine Bilderbuchflüchtlinge bezieht, soll sich doch gopferdelli mal Gedanken machen, was den Import tribalster und dümmster Konflikte hierher wohl für all diejenigen unter den Flüchtlingen bedeutet, die unsere Hilfe tatsächlich verdienen (inkl. die Buntstiftgezeichneten, also!) und die auch mir hundert Mal näher stehen, als Idioten, die daraufhin einfach irgendwelche Dunkelhäutigen verprügeln, denen sie begegnen oder Asylantenheime angreifen. EBEN!
Das wär schon mal was.
Jedenfalls wesentlich mehr, als von der Puppenstube aus zu erklären, dass diejenigen, die´s konkret mitkriegen, einfach alle bloss falsch empfinden, beobachten oder gar erleiden.
Denn DAS ist Wasser auf die Mühle der Pegida und schlimmerer Elemente.
Ich sehe schon die nächsten Plakate: „Flüchtlinge vergewaltigen Österreicher!“
Weisst du, dass jetzt wir noch dafür verantwortlich sind, dass „einfache Geister“ Asylheime anzünden – offenbar mittlerweile Alltag! – das ist nun wirklich dicke Post. Wir, und nicht etwa die Hetzer, die Parolen brüllen oder, noch schlimmer, in scheinbar ganz vernünftigen Stellungnahmen immer Abscheulicheres von sich geben.
Willst du den Kinder erklären, dass die Flüchtlinge eigentlich gar kein Recht haben, zu kommen, weil sie ja nur noch hungern, nicht mehr Gefahr laufen, erschossen zu werden? Willst du jede Erklärung zu Flüchtlingen damit verbinden zu erläutern, dass dann übrigens auch ein Flüchtling ein Kinder vergewaltigt hat?
Es geht dabei gar nicht darum, Probleme unter den Tisch zu kehren. Dass diese gewaltig sind, ist ja klar. Und man kann auch darüber sprechen. Noch besser wäre es vermutlich, etwas zu tun. Zum Beispiel diese gelangweilten jungen Männer zu beschäftigen. Sie in den Sportclub zu holen. Sie ins Schwimmbad zu begleiten.
Ui, gabi. Immer wieder, wenn ich solche Wortmeldungen höre, merke ich, dass ich tatsächlich ein spezielles Umfeld habe. Nicht weil es keine Gewalt oder schlimme Dinge oder gar keine verschiedenen Menschen gibt, sondern weil keiner auf die Idee kommt, dass es so einfach ist. Da kommen Fremde und nun haben wir ein Gewaltproblem, das vorher nicht existierte. Ich empfinde das als sehr schwarz-weiss, was es nicht ist. Und ich komme gerade von einer Sitzung, an der es über zwei Stunden genau darum ging, wie man mit Flüchtlingen, die aus einer anderen Welt kommen, umgehen soll, also nein, ich beschönige nichts. Aber pauschalisiere auch nichz.
Pauschalisiere denn ich?
Ich stelle fest, was hier an schnellen und dramatischen Änderungen vor sich geht.
Ich betone unentwegt, wie sehr jene, die sich kaum angekommen klar gegen die Grundformen eines einvernehmlichen Zusammenlebens stellen, uns, aber eben auch all jenen schaden, die unsere Hilfe verdienen.
Wer sich zu Hilfe verpflichtet sieht, ist allerdings auch dazu verpflichtet, sich die Fähigkeit, sie zu leisten zu erhalten.
Das wird nicht länger mit einem undifferenzierten Abnicken gehen.
Ins Schwimmbad begleiten? Wir sprechen hier doch nicht von 8Jährigen oder Behinderten!
Was legt denn der Vorschlag nahe?
Muss einfach immer ne Anstandsdame – obwohl… Dame besser nicht! – dabei sein, dann kommt s schon gut?
Aber wenn nicht, dann…!
Bis wann?
Hier hat ja noch nicht mal die Personaldichte der öffentlichen Bäder, ca. das 2,5fache des CH-Durchschnittsbades, gereicht es zu verhindern.
Oder möchtest Du nahelegen, dass würde denen halt niemand erklärt haben? Kultureller Gap und so?
Vielleicht machen wir`s uns dann gleich einfacher: Bäder sind ja wahre Geldfresser. Vielleicht sollten wir einfach auch mal umgekehrt Rücksicht nehmen und darauf eingehen, dass es in den Herkunftsländern auch keine öffentlichen Bäder in dieser Form gibt und sie schliessen!?
Gabi, wir geben Millionen aus, den Kindern Schwimmen beizubringen. Wir haben Bademeister zur Aufsicht. Wir sind uns gewohnt, Probleme anzupacken. (Heute hat mir z.B. der Strassenmeister im Dorf erklärt, dass eine von 5 Stellen in seinem Ressort für Abfallbeseitigung draufgeht. Viel mehr als budgetiert. Und das hat nichts mit Flüchtlingen zu tun!).
Wenn eine Gemeinde den Flüchtlingen allenfalls gratis Zugang zum Hallenbad gewährt, soll es sie bei Bedarf begleiten. Bei den Sportvereinen sind wir aktuell daran, aktiv die Asylanten und speziell die Kinder in die Vereine zu holen. Bei den Erwachsenen wäre es sinnvoll, sie bekämen eine Aufgabe/Job, z.B. bei der Gemeinde.
Ist doch nicht das erste und einzige Mal, dass wir als Gesellschaft für bestimmte Gruppe mehr investieren müssen!
„wäre es sinnvoll sie bekämen einen Job, eine Aufgabe, z.B. bei der Gemeinde.“
Wer bestritte das?
Aber wieviel Aufgaben gäb`s? Wieviel Betreuer hat die Gemeinde für Flüchtlinge zur Verfügung?
Unendlich viele? Oder einfach nur: Nichts, worüber wir uns jetzt schon Gedanken machen sollten?
Wann dann? Erst, wenn‘ s wirklich wirklich gar nicht mehr geht?
Wer definiert das?
Und vor allem auch wieder: Wird die Anzahl der Hilfe Erbittenden sinken WEIL wir, bei offenen Grenzen, so grosszügig helfen? (selbst jenen, welche das Gesellschaftsmodel verhöhnen)
Warum wohl wendet sich Schweden nun von ebendiesem Ansatz ab?
Warum hat dies nach den russischen Pogromen vor ca. 150 Jahren in Wien das schlimmstmögliche Gegenteil (mein Bsp. aus „H`s Wien“ von B.Hamann) bewirkt?
Hallo Gabi,
Ich unterstütze grundsätzlich Angstmacherei nicht, bin aber mit dem was Du geschrieben hast mehr oder weniger einverstanden. Z.B. das Thema der allein reisenden Männer aus Muslimischen Ländern muss unbedingt offen und ehrlich diskutiert werden. Mit „Augen zumachen“ ist niemandem geholfen. Dasselbe gilt für die anderen Aspekte der Flüchtlingsthematik.
Sportpapi, Deine Realitätsverweigerung ist ungeheuerlich und Deine Angriffe auf Gabi voll daneben.
Hans, solchen Klartext liebe ich. Und jetzt bitte noch Argumente? Und vor allem Lösungen?
Ich erinnere daran, dass es darum geht, wie wir einem Kind erklären, dass ein anderes Kind in der Klasse aus Flüchtling gekommen ist. Gabi findet es zentral, in diesem Zusammenhang dem Schulkind zu sagen, dass Flüchtlinge Kinder vergewaltigen.
Nein, das tut gabi nicht.
Das ist mutwillig verdreht.
Ich seh lediglich nicht einen Hauch von Hexerei drin, mit einem normalen Kind ebenso normal über Flüchtlinge sprechen kann. Auch wenn ich in meinem Fall erleichternd abziehen kann, wenn man noch dazu direkt auf die lebendigen Schilderungen von Eltern und Grosseltern verweisen kann.
Wenn hier nun aber die Frage thematisiert werden soll, wie man kleinen Kindern schwere, ja sogar traumatische Geschichten anderer Kinder vermitteln sollte, von denen die Kinder dannauch noch etwas lernen sollten, ohne selber vollkommen verschreckt zu werden, dann sage ich, dass das, was mir zum Thema zwangsläufig ein Anliegen sein muss, ganz grundlegend schwieriger ist.
Ich habe meinem Sohn nicht launig verzapft, dass Flüchtlinge ganz allgemein Kinder vergewaltigen (mein Papa und mein Grosspapa also, oder wie!?).
Sondern ich habe lange mit mir gerungen, ob und wie ich ihm überhaupt vermitteln mag, was eine anale Vergewaltigung für einen Zehnjährigen – selber Migrantenkind, by the way! – bedeutet; inkl. Krankenhaus und psychische Langzeitfolgen.
Eigentlich wollte ich mich sogar davor drücken, doch als seine Mama die Story auch mitgekriegt hat (der Ball wurde hier ursprünglich sehr niedrig gehalten), kam ich nicht mehr drum rum.
Denn die Reaktion der Mami war ja klar: „Der geht da nie mehr hin!“ Alleine schon gar nicht.
Die Berichte über weitere Belästigungen in Wiener Bädern sind seither nicht geringer geworden. Auch wenn ich mir zumindest einen Teil gerne als Überreaktion erklären möchte, bleiben noch genug übrig, denen die Behörden nachgehen.
Mein Sohn geht wieder – wie zuvor – selbständig, wie ein Grosser, alleine ins Training.
Ich unterdrücke meine Furcht und versuche mich zu überzeugen, um meine Frau überzeugen zu können, dass die Chance doch nun statistisch… am selben Ort… quasi unmöglich… etc. Blablabla.
Weil ich auch weiterhin nicht will, dass Angst sein Aufwachsen bestimmt.
Ändert aber nicht die Bohne daran, dass sich in dieser Stadt rassant Einiges zum Unguten verändert.
Dem eignen Kind derart konkrete Gefahren zu vemitteln, ihm derlei Grausames zu schildern,
…
ohne ihn zugleich zu verängstigen, ist – und darum gings hier, oder!? – tatsächich schwieriger als mit einem anderen Kind konfrontiert zu sein, dass hierher geflohen ist.
Denn das kennt er ja schon… Von seiner Schule.