So ticken Teenie-Hirne

(Flickr/Justine Reyes)

Im Umbau: Teenagerjahre sind für die Entwicklung ebenso wichtig wie die frühen Kinderjahre. (Flickr/Justine Reyes)

Dass das Teenagerhirn im Umbau ist – und zwar bis fast 30! – und Jugendliche daher nicht ganz zurechnungsfähig sind, weiss man seit längerer Zeit. Letzthin habe ich einen spannenden Artikel gefunden, welcher die wichtigsten bisherigen Erkenntnisse ausführlich darlegt.

Er fusst unter anderem auf dem Buch «Teenager-Hirn. Was in der Pubertät im Kopf Ihres Kindes los ist – Survival Guide für geplagte Eltern» von Frances E. Jensen und Amy Ellis Nutt.

Jensen ist überzeugt, dass die Teenagerjahre ebenso entscheidend und wegweisend sind für die Entwicklung von Persönlichkeit und Intelligenz wie die frühen Kinderjahre. Die gute Nachricht daran: Panische Frühförderung in den ersten drei Jahren ist unnötig. Die schlechte: Wir dürfen erst aufhören, unsere Kinder wirklich zu erziehen, wenn sie erwachsen sind. Laisser-faire ist laut den meisten Neurologen keineswegs angesagt.

Der Artikel erklärt eindrücklich, warum Teenager launisch sind und vor allem nicht in der Lage, langfristig vernünftige, gesunde Entscheidungen zu fällen, sondern impulsiv aus dem Moment heraus handeln.

Sehr verknappt und unvollständig gesagt, geht es laut Jensen hauptsächlich um die graue und die weisse Substanz im Hirn. Die graue enthält die Hirnzellen (Neuronen) und ist tatsächlich schon relativ früh sehr weit entwickelt. Die weisse enthält die Axone, also vereinfacht gesagt die Verbindungskabel zwischen den Nervenzellen. Und hier wird in der Pubertät nochmals mächtig umgebaut. Was gefördert wird, festigt sich, was vernachlässigt wird, verkümmert.

Besonders negativen Einfluss haben Alkohol, Tabak, Cannabis, Dauerstress und traumatische Erlebnisse wie Mobbing. Natürlich wissen wir das. Irgendwie. Aber was soll man mit dem Wissen konkret anfangen?

Schliesslich sind Teenager laut Neurobiologie (und meiner Erfahrung) schon relativ früh fähig, auf der Vernunftebene zu verstehen, welche Risiken ein bestimmtes Verhalten birgt. Und zwar auf Erwachsenenlevel. Aber da habe ich mich wohl zu früh gefreut. Es ist ihnen nämlich egal. Ihr Hirn springt im Ernstfall viel mehr auf den Kick des Moments an als auf etwaige langfristige Folgen.

Dennoch: Solche Gespräche sind nicht nutzlos. Laut Jensen ist es sogar enorm wichtig, Teenagern ständig im Nacken zu sitzen und ein Auge darauf zu haben, ob sie ihre Hausaufgaben erledigen, welche Freunde sie haben und dass sie sich an Vorgaben halten. Und das alles, ohne zu Helikoptereltern zu werden. Denn damit schadet man der Hirnreifung ebenfalls. Alles in etwa so einfach wie ein doppelter Salto aus dem Stand. Mit Lächeln natürlich.

Der Artikel hat mich zugegebenermassen bei allem Interesse vor allem mal wieder tüchtig verunsichert. Aber das bringt nichts. Letztlich wissen wir es ja genau, und zwar mit Kopf und Herz: Wir sind nicht die Kumpel unserer Kinder, und wir sind für sie verantwortlich, bis sie erwachsen sind.

Und das sind sie nicht etwa schon dann, wenn sie so aussehen und sprechen können, sondern wenn sie wirklich erwachsen sind.

Dennoch bleibt für mich bei aller Sorge und Aufsichtspflicht und allem Hirnumbaugerede wichtig, die Kids als denkende und fühlende Wesen ernst zu nehmen und zu akzeptieren, dass sie ihre Experimente machen müssen. Ich soll sie ja nicht fördern oder billigen. Aber hysterisch zu werden, nützt auch nichts. Ausser dass ich noch weniger weiss, was sie alles so treiben, weil sie besser aufpassen, dass ich es nicht erfahre.

Von wegen erwachsen wirken: Ich habe mit meinen Kids schon oft darüber gesprochen, was in der Pubertät im Kopf und in der Seele passiert. Sie lieben es darum, das zu nutzen, und sagen: Mama, sorry, hab ich dies oder das vergessen — aber du weisst ja, ich habe ein Teenie-Hirn.

Darum haben wir vor einem Weilchen die Teenie-Hirn-Hilfe eingeführt. Dreimal etwas verpennen oder eine Abmachung nicht einhalten heisst: Man kocht für alle Znacht. Das widerspricht zwar ein wenig der im Artikel plädierten Theorie, dass man mit Belohnungen und nicht mit Bestrafungen arbeiten solle. Finde ich grundsätzlich auch. Aber etwas tun zu müssen, was allen nützt, ist ja keine eigentliche Strafe, sondern hat damit zu tun, Verantwortung zu übernehmen.

Leider nützt die Sache fast zu gut, und ich koche immer noch fast täglich.

Übrigens: Der Artikel ist dennoch sehr lesenswert.

81 Kommentare zu «So ticken Teenie-Hirne»

  • Miguel de Antoni y Maura sagt:

    Darum halte ich von Teenies als Pfadileiter nichts.

  • Meike sagt:

    Das passt ja auch in die Erziehung von „Kleinkindern“: http://lieblingichbloggejetzt.com/

  • Mody Bühler sagt:

    Ich denke das Zeithorizontdenken bei manchen Erwachsenen nicht besser ist, denn sie erinnern sich offenbar nicht mehr, wie sie sich als Teen fühlten. Weiter tun so, als ob die Teens unverständliche Wesen aus einem fremden Planeten wären..

  • Benni Aschwanden sagt:

    Es ist ziemlich simpel, da braucht es keine Tiefenpsychologie und auch keine Verständnishudelei. Teenies wollen die Annehmlichkeiten des Kinderseins möglichst lange beibehalten, wo einem im Hotel Mama alles so schön serviert wurde und sie sich eigentlich nur um Spiel und Spass kümmern mussten, ohne Verpflichtungen oder Verantwortung. Trotzdem fordern sie bereits die gleichen Rechte und Freiheiten wie die Erwachsenen, ohne aber deren Opfer bringen zu wollen. Teenies sind die grössten Rosinenpicker. Die Hormone sind höchstens für die Launenhaftigkeit und Gefühlsverirrungen zuständig. Ich finde das Prinzip Geben und Nehmen am besten. Wenn die Jungen mehr Rechte wollen, dann müssen sie auch mehr Pflichten übernehmen. Und zwar konsequent. Denn an Konsequenz mangelt es oft nicht nur den Teenies.

  • Sportpapi sagt:

    Sich in Vorträgen und aus Büchern schlau machen über die schreckliche Pubertät und dann Verständnis entwickeln (möglichst schon präventiv) halte ich für den Anfang vom Ende.
    Eltern sind dazu da, gewisse Regeln einzufordern, die wichtig sind. Egal, ob es den Jugendlichen nun leichter oder schwerer fällt, sich daran zu halten. Es ist auch für die Jugendlichen wichtig zu spüren, wer welche Rolle hat.

    • tina sagt:

      ach wie dramatisch. wieso soll man sich nicht informieren und verständnis entwickeln präventiv?

      • Sportpapi sagt:

        Weil meine Kinder von mir nicht Verständnis erwarten für ihre Flausen, sondern eine klare Linie.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Hmm… grundsätzlich ist es ja so, dass jede Familie nach ihren eigenen Regeln funktioniert (oder eben nicht).
        Herr und Frau Simpel haben simple Methoden und ihre simplen Kinder, verstehen das am Besten. Das muss nicht schlecht sein. Denn manchmal sind simple Menschen glücklicher und erfolgreicher, als die Komplizierten.
        Aber der Satz „erwarten nicht Verständnis“ scheint mir doch in sich falsch zu sein. Jeder Mensch braucht Verständnis, sonst verkümmert er.
        Darf ich hier auch noch einen link zu dem schon oft besprochenen Ehe- und Sexualleben machen? Dass ich für den anderen (und selbst für die Kinder) und seine Sichtweise Verständnis aufbringe, bzw. mich stetig darin verbessere, scheint mir eine Grundvoraussetzung, dass Beziehungen blühen.

  • Christina sagt:

    Wie sind wir, geboren in den 40er Jahren überhaupt gross geworden und nicht dem Teufel am dem Karren gefallen? Damals gab’s keinen Mamablog, meine Eltern haben sich nicht den Kopf über unser Sein und Werden zerbrochen, wir haben trotzdem die Schule und den Beruf mit links geschafft und die Folgen des gelegentlichen Unfugs mussten wir selber ausbaden.

  • Alpöhi sagt:

    Mit 14 wusste ich, wie die Welt funktioniert, da musste mir niemand mehr kommen. (Heute lache ich darüber 😉 ) Daran erinnere ich mich, wenn ich mit Teenies zu tun habe, z.B. mit meinen eigenen, und lasse ihnen ihren Spielraum an Selbstverantwortung. Heisst in der Praxis: Konsequenzen aufzeigen, wenn ihr Blick noch zu wenig weit geht. Entscheiden müssen sie selber. (Meist sind sie dabei ganz „vernünftig“.)

    Aber es gibt Grenzen. Wenn die Tochter nachts um halb zwei noch am Handy hockt, jage ich sie ins Bett. Fertig.

    Darüber hinaus gilt: „Erziehung nützt nichts, sie machen dir sowieso alles nach“. Das gilt im Guten wie im Schlechten.

    • Alpöhi sagt:

      Dass der Einfluss der Eltern sinkt und der Einfluss der Peer Group zunimmt, ist unbestritten. Also sorge man „rechtzeitig“ (bevor die Kinder 12 sind) dafür, dass sie sich an Peer Groups ranmachen, die ihnen gut tun.

      Auch über Sex & Drogen, Geld & Macht reden wir schon immer, wenn es sich ergibt. Mit 12 ist der „Mist“ eigentlich bereits „geführt“. (Es gibt Kulturen, wo die Kinder mit 12 als erwachsen betrachtet werden.)

      • Muttis Liebling sagt:

        Da die Pubertät biologisch die Grenze zwischen Kindheit und Erwachsensein markiert, stellt sich nur die Frage, warum die Diskrepanz zwischen biologischem und sozialem Erwachsensein immer mehr zunimmt?

        Meine Antwort wäre, dass unsere Kinder und Jugendlichen formal über- und sozial unterfordert sind. Warum sollte es nicht richtig sein, dass man die Welt mit 14 am besten versteht, dieses Verständnis aber im Zuge einer Fehlanpassung zunehmend verliert?

        Es gibt ja in der Geschichte genügend konsente Erwachsenbiographien, die mit 12-14 begannen, ohne danach unstete Sprünge zu haben. Viele Frauen darunter, Hildegard von Bingen, Mathilde von Quedlinburg, ihre Mutter Adelheid. Aber auch Alexander, der Grosse.

        Vielleicht haben wir heute eine extreme Fehlentwicklung.

      • Muttis Liebling sagt:

        Man könnte auch brutal sagen, mit 30 ist das kreative Leben vorbei. Wer nicht vorher etwas hatte, bekommt es nie.

      • Muttis Liebling sagt:

        Um es noch brutaler zu sagen, wer jenseits der 30 sein erstes Kind zeugt/ gebärt, ist derart am Leben vorbei, dass es in das Strafgesetzbuch gehört.

        Mit 30 hört das konstruktive Leben auf. Danach ist man nur noch gelebtes Passiv.

  • Mara sagt:

    Mir wurde als Kind immer wieder gesagt, — krause Haare, krauser Sinn– das habe ich zwar nicht verstanden, und was das mit meinen üppigen Naturlocken zu tun hatte, erst recht nicht. Nur, auch Teenager brauchen doch einen roten Faden, nach dem sie sich richten können, wie schon gesagt, mein ältester Enkel , 15 jährig, erlebt bei sich zu Hause absolut keine materielle Not, es ist alles da, einiges sogar im Überfluss. Trotzdem kommt er viel zu uns, manchmal möchte er einfach nur, dass wir ihm etwas kochen, etwas ,das er besonders gern hat, meistens möchte er aber nur, dass wir ihm zuhören, ihn halt auch einmal in die Arme nehmen, ihm zeigen, dass wir ihn ernst nehmen. Ja sicher, manchmal sind wir auch sehr streng mit ihm, aber er weiss, dass wir ihn über alles lieben.

    • Ladybird sagt:

      Ein sehr schöner und berührender Kommentar! Toll gibt es solche Grosseltern wie Sie es sind. Welche einem das Gefühl vermitteln, immer willkommen zu sein. Unsere Jungs durften das auch so erleben mit meiner lieben, leider erst kürzlich verstorbenen Mutter. Und ich bin bzw. war immer unendlich dankbar dafür.

  • Susi sagt:

    Im Umgang mit Teenagern hilft es, wenn man sich gut an die eigene Teenie-Zeit erinnern kann. Ich selbst war zwar ein Musterkind, aber als ich in die Pubertät kam, war so ziemlich die Hölle los. (Standardspruch meiner Mutter: „Mir bleibt auch nichts erspart!“)
    Ich kann darum das Verhalten meiner pubertierenden Lernenden sehr gut nachvollziehen. Manchmal hilft es mir auch, einen Blick in meine Tagebücher aus den 80ern zu werfen; da überkommt mich immer grad ein Schwall Verständnis für die heutige Jugend.

    • Muttis Liebling sagt:

      Tagebuch schreiben sollte man zur Pflicht erheben. Selbst gut selbst reflektierte Menschen neigen zu retrograder Rechtfertigung und Begradigung. Man vergisst sich selbst recht schnell und baut statt dessen eine Repräsentationsfigur auf.

  • Mira Bell sagt:

    Könnte es sein, dass der Begriff „Kinder“ aus dem Vokabular der deutshen Sparche verschwunden ist und ich nichts davon mitbekommen habe?

    • Muttis Liebling sagt:

      Die Sprache ist das wichtigste Prädiktiv für Prägnanz und Konsistenz des Denkens. Wenn z.B. von einem Teenager- Gehirn gesprochen wird, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dies im Kontext pseudowissenschaftlicher Halbwahrheiten stattfindet, was sich in diesem Fall schon durch oberflächliches Lesen bestätigt.

      Im Zweifelsfall geht nichts über ein eingeführtes Standardlehrbuch der Entwicklungspsychologie und -physiologie. Für den Fall, dass man sich tatsächlich mit Neuro- und sonstiger Biologie/ Psychologie interessiert.

      Aus der o.g. Vulgärliteratur spricht nur der Wunsch der Autoren, Bücher zu verkaufen und gute Bücher werden nur von sehr wenigen Lesern verstanden, eigen sich wenig zum Gelderwerb.

      • Mira Bell sagt:

        @ML: „… und gute Bücher werden nur von sehr wenigen Lesern verstanden…“, womit es sich dabei offenbar gleich verhält, wie mit Ihren Kommentaren, falls man das Adjektiv „gute“ weglässt…

      • Reincarnation of XY sagt:

        das stimmt Mira Bell – doch in einem würde ich ML zustimmen: von solche Wortschöpfungen wie ein „Teenagerhirn“ halte ich sehr wenig. Es ist eine völlig übertriebene Schubladisiererei.

        Vieles was Leute typisches Teenieverhalten nennen, ist bei meinen Unterstufen-Kindern an der Tagesordnung. Und viele Erwachsene verhalten sich wie kleine Kinder.
        Ich denke, wir sollten den Menschen ganzheitlicher sehen. Gehirn, Persönlichkeit, Sexualität, etc. entwickeln sich ein Leben lang.

      • tina sagt:

        doch, neurologisch ist dieser prozess in der jugendzeit nunmal so: da werden alle verbindungen abgebaut und umgekrempelt. und vorallem bilden sich neue starke verbindungen. das sind sozusagen die autobahnen im gehirn. diese neuen, starken verbindungen, die kann man als eltern beeinflussen in dem man gewisse ansprüche stellt. ja ich weiss, ich bin ungebildet, aber ich arbeite sozusagen in der neurologie, darum weiss ich das zufällig.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Tina- ich weiss das auch. Das Problem ist nur, dass im Allgemeinen sehr unreif auf solche medizinische Erkenntnisse reagiert wird.

        Das ist wie bei Kleinkindern. Wie oft musste ich schon hören, dass Kinder dieses und jenes noch nicht lernen, verstehen könnten, wegen der neurologischen Fakten…, nur erlebe ich den Gegenbeweis immer wieder im Alltag.

        In erster Linie brauchen wir Achtsamkeit. Wir müssen Menschen nicht in Schubladen stecken. Viele Pseudo-Erkenntnisse verhindern eben gerade diese Achtsamkeit, dieses den anderen in erster Linie als Mensch ernst nehmen.
        Wir sollten individuell erkennen, was dem Kind/ Jugendlichen gut tut und was nicht, welche Methoden funktionieren und welche nicht.

      • Franz Vontobel sagt:

        Brrr… „Achtsamkeit“… eines der Triggerwörter die bei mir sofort eine Fight-or-Flight Reaktion auslösen… Etwa auf demselben Level mit „Indigo-Kind“ und „schlechte Energien“…

      • Reincarnation of XY sagt:

        Danke, dass Sie darauf hinweisen

        Genau das ist das Problem. Dass Leute gescheite Bücher lesen und sofort alles durch eine ideologische Schablone sehen.
        Mit „Achtsamkeit“ meine ich simpel, dass man sich flexibel, mit offenen Augen, auf die immer wieder neuen Situationen einstellt.

      • Muttis Liebling sagt:

        tina, der Umbau von synaptischen Strukturen kann selbst im höheren Alter noch stattfinden, was im Blog ja indirekt angedeutet wird, wenn die Jugendzeit bis zum 30. LJ ausgedehnt wird.

        Das hängt weniger vom Alter, als dem Level wechselnder Umgebungsreize ab, was in der Kindheit und dann vor allem in der Pubertät ein lokales Maximum erreicht und je nach Lebensstil dann abnimmt.

        Aber die sog. posttraumatischen Belastungsstörungen oder die Wirkung von LSD zeigen, dass das eigentlich immer geht. Lernen ist ja auch nichts weiter, als der Aufbau neuer und der Abbau alter synaptischer Verbindungen Es ist eben nicht das Gehirn für sich, sondern dessen Einbettung in eine psycho- soziale Umgebung.

      • Muttis Liebling sagt:

        RoXY

        ‚Mit „Achtsamkeit“ meine ich simpel, dass man sich flexibel, mit offenen Augen, auf die immer wieder neuen Situationen einstellt.‘

        Das setzt dann aber doch eine neurologische Fähigkeit voraus. Es braucht schon immer beides, die mentale Fähigkeit zur Achtsamkeit und die neurophysiologische Voraussetzung, dies zu leisten. Mit letzterer ist irgendwann mal Schluss. Bei jedem.

        Einseitige Betrachtungen, wie oben, sehen immer nur einen Teil des Körper- Geist- Dualismus. Aber gerade in der Pubertät treffen beide aufeinander, eine maximale Plastizität des Gehirns, die von da ab nur noch abnimmt und eine Aussenreizkonfiguration, welche wegen der rasanten Erlebens- Horizont- Erweiterung auch einmalig in der Biographie bleibt. Statistisch zumindest.

      • Muttis Liebling sagt:

        Da gibt es heute im TA einen interessante Artikel.

        http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/geist-ist-mehr-als-gehirn/story/28195634

        Die substantielle Basis des Gehirns ist derzeit massiv überschätzt. Geist ist sehr vile mehr als miteinander verschaltete Nervenzellen und die Biochemie dazwischen.

  • Flo sagt:

    Zugegeben meine Teenager Zeit liegt schon sehr lange zurück und war damals vielleicht noch nicht so krass/schlimm/cool!
    Aber ich kann mich noch schwach erinnern das bei mir damals zeitweise überhaupt kein Hirn in Funktion war.
    Kein einziges, einigermassen „vernüftiges“ Argument fand seinen Weg dorthin wo Hirn sein sollte.
    Ich danke Gott das es zu meiner Zeit noch keine Handys gab, schon gar keine Spyfuntionen die man hätte darauf laden können.
    Ich und meine „Gäng“ konnten unsere Ttaten noch mehr oder weniger unkontrolliert ausüben – die kamen immer erst viel später an’s Tageslicht und da Teenager oft unter Gedächtnisschwund leiden – konnten wir uns einfach an gewisse Dinge leider nicht mehr erinnern!
    Was für eine glückliche Zeit!

  • Brunhild Steiner sagt:

    Danke, Erziehung/Da-Sein/Hinschauen/Zuhören und Sorge tragen können sehr wesentlich über die Zukunft unsrer Kinder sein. Unser Interesse, welches als „doof“ „alle anderen Eltern interessiert das nicht!“ klassifiziert werden kann, ist uU matchentscheidend.
    Aus einem Vortrag von Henri Guttmann, wenn sie unterwegs sind/Ausgang: immer (i m m e r) Handynummern des/der Freunde; und immer wissen wollen mit wem und wohin.
    Und: ernstnehmend dass Mist, manchmal wirklich gefährlicher, passieren kann- und deshalb auch Hinweisen nachgehen. „Harmlos“ ist eine Handyrechnung über tausende von Franken, weniger harmlos ein gebastelter Sprengsatz- kommt alles vor.

    • Brunhild Steiner sagt:

      Persönlich haben wir grosse Freude mit unsren Jugendlichen (17, 15, 13) und finden es eine fantastische Zeit 🙂

      • Mira Bell sagt:

        @BSt. Wer könnte es auch anders sein, verehrte Frau Brunhild, auch wenn „fantastisch“ dem Wort „Fantasie“ entspringt… Jedenfalls gratuliere ich Ihnen herzlich zu Ihrer allzeit ungetrübten, behaglichen und von Heiligenscheinen überstrahlten Welt.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Mira Bell

        warum lesen Sie das nicht vorhandene „nur“ oder „ausschliesslich“ rein?
        Ich hab mich entschieden nicht nur auf das Anstrengende beim Leben zu sehen, sondern ganz bewusst auch das, sorry, jetzt kommts gleich nochmals, Fantastische&Begeisternde zu kommunizieren, das passiert viel zu selten.

    • tina sagt:

      das ist vielleicht eine blöde frage: aber warum immer wissen wollen wo sie sind? in wenigen jahren sind sie erwachsen. warum muss man die freunde kennen? ich weiss jedenfalls noch, dass selten stimmte, was ich meinen eltern darüber erzählte was ich wo mit wem mache. interesse daran was sie so tun und mit wem und vorallem was sie so denken, das ist wichtig, meiner ansicht nach.
      gut, ich habe brave jungs (nunja. bilde ich mir ein. aber was weiss ich, ich bin mutter ;-)). aber ich mache mir nicht so grosse sorgen dass sie einen riesen blödsinn anstellen, so dass ich sie jederzeit retten können muss. ich gehe eigentlich schon davon aus, dass sie ihr leben so weit im griff haben, dass sie es wieder nachhause schaffen. da bin ich ja, und ich helfe und werde versuchen verständnis zu haben

      • Brunhild Steiner sagt:

        @tina
        es gibt offenbar Untersuchungen welche eine Korrelation zwischen „die Eltern wollten wissen, resp wussten mit wem/wohin“, und Bereitschaft „in dieser Zeit Delikte verüben“. Handynummer, damit wenn sie zur abgemachten Zeit nicht zu Hause sind und auf ihrem Handy nicht erreichbar, jemand erreichbar ist. Es signalisiert dem Jugendlichen dass Sie Abmachungen ernstnehmen und nicht gespielt werden kann, und kann bei ernsteren Vorfällen (Jugendliche sind in eine Schlägerei gekommen, Alkohol-zu-viel-Dosis und vieles andere, sehr entscheidend werden. Dasselbe hab ich übrigens schon von Notfallsanitätern gehört, dass es für sie viel einfacher wäre wenn die Kollegen des zu Versorgenden Kontaktdaten hätten)

      • Brunhild Steiner sagt:

        PS bin bald ganz weg und schaue erst spätabends oder morgen wieder rein.

      • tina sagt:

        ah, als ich im alter meine söhne war gabs halt noch keine handys, stimmt. halten Sie handys für pflicht? ich möchte eigentlich lieber, dass meine jungs sich zurecht finden ohne.
        ja das mit den sanitätern glaube ich, aber wie oft wird denn ein teenager bewusstlos in den notfall eingeliefert. man sollte diese gefahr nicht zu hoch einschätzen.

      • Susi sagt:

        @Brunhild: Klnnen Sie die Studie noch genauer erklären? Also, je mehr die Eltern wussten, desto mehr Unfug wurde angestellt, oder umgekehrt?

      • Reincarnation of XY sagt:

        Tina „bald sind sie erwachsen“

        Das ist laut Ausgangstext eben kein gutes Argument. Genauso gut könnte ich bei Kindern sagen „bald sind sie Teenies….“
        der Witz ist jetzt sind es eben nicht – und darum geht man auch anders mit ihnen um.

        Wie ganz genau – das ist sicher individuell.

      • Susi sagt:

        tina: “ aber wie oft wird denn ein teenager bewusstlos in den notfall eingeliefert.“

        Recht oft…

      • tina sagt:

        natürlich roxy, ich habe ja nicht gesagt, ich behandle sie wie erwachsene.
        susi: ja, es landen viele teenager bewussslos im notfall, (allein. denn es ging ja um die notwendigkeit eines handys. deswegen, damit man helfen kann. wenn freunde zusammen sind, helfen die auch nicht schlecht). aber statistisch gesehen ist die wahrscheinlichkeit klein. erstaunlicherweise, wenn man das risikoverhalten betrachtet.
        mir geht es um verhältnismässigkeit (wieviel kontrolle+panik ist angemessen?).

      • Susi sagt:

        tina: Wenn du als Teenie so gewesen wärst wie ich, würdest du heute auch überall Gefahren für deine Kinder sehen
        😉

      • tina sagt:

        susi, da täuschst du dich vermutlich. zu meiner schande.
        früher dachten wir häufig im freundeskreis, hoffentlich werden unsere kinder nicht so wie wir im teenie alter. und später: läck auch wenn wir uns häufig über unsere kinder aufregen, sie sind so viel besser als wir in dem alter.
        in dem alter, in dem meine jungs nun sind, war ich eine katastrophe. allerdings bin ich trotzdem nie bewusstlos im notfall gelandet. und wenn ich im notfall landete, dann nicht ohne dass jemand bei mir war oder bescheid wusste, so dass meine eltern dann informiert wurden (peinlich. unangenehm).
        meine jungs sagen mir, sie wissen, dass sie alles sagen können und sie auf mich zählen können. das ist viel! ich bin jedenfalls entspannter als ich vor 3-4 jahren noch dachte, dass ich es dann mal sein werde

      • tina sagt:

        nochmals an roxy: wenn jemand in 3jahren erwachsen ist, sollte man nicht anfangen ihn stärker zu kontrollieren und ihm weniger zutrauen. so meine ich das. und wenn ich schon weiss, dass ich meinen eltern nicht alles erzählte, warum soll ich dann so tun, als ob ich nur zu fragen brauche und korrekt informiert werde. also setze ich lieber auf kommunikation, vertrauen und auch den respekt vor der privatsphäre von noch nicht erwachsenen. je älter die kinder werden, desto selbständiger sind sie, hirnumbau hin oder her, der dauert nämlich auch noch bis dann wenn sie rechtlich gesehen erwachsen sind. sie werden mist bauen und es ist manchmal gefährlich. das zu verhindern wollen ist nicht nur illusorisch sondern auch nicht förderlich

      • Susi sagt:

        tina: Danke, das gibt Hoffnung!
        Momentan bin ich im Hinblick auf die Pubertät meiner Tochter nämlich total unentspannt. Denke mir immer: „Wenn sie so wird wie ich, dänn guetnachtamsächsi.“
        Aber offenbar kann das auch anders kommen. 🙂

      • tina sagt:

        susi, wieviele deiner schüler landeten denn bewusstlos im notfall? 1 von 100 während 3 jahren? das würde mich nun echt interessieren.

        ich bin darum wohl entspannt was meine jungs angeht, weil ich weiss, dass sie umsichtig und eigenständig denken, auch mal unpopuläre statements abgeben oder sich zurückziehen in brenzligen lagen. dass ich ihnen sowas auch sagen kann, verstärkt den effekt bestimmt.

      • Susi sagt:

        @tina: Ich weiss ja nur von den Fällen, wo das auch bekannt wurde… (Erfuhren deine Lehrer jeweils, wenn du eine Nacht in der Notaufnahme verbracht hast? Eher nicht, oder 😉 ) Und spreche nicht mal nur von Schülern, sondern halt generell von Jugendlichen, wo einem das zu Ohren kommt.

      • tina sagt:

        ich bin wie gesagt weder allein im notfall gelandet noch bewusstlos, aber ja, dass ich da gewesen sein muss war wohl unübersehbar 😉

      • tina sagt:

        wie hoch schätzt du denn die quote von denen die du kennst gegenüber denen, die bewusstlos im notfall landeten während der teeniezeit (also zwischen 12 und 18, denn danach geht es einen ja eh nichts mehr an rechtlich)

      • Susi sagt:

        @Tina: Ich würde schätzen, 1 von 100 Jugendlichen säuft sich in diesem Alter irgendwann mal ins Koma. In der Regel Jungs. Aber das ist jetzt einfach so eine gefühlsmässige Einschätzung.

      • tina sagt:

        1 von 100? in der ganzen jugendzeit? also sprechen wir von 1 koma-sauf-fall auf ca 600 jugendlichenjahrenl? das wären dann eine quote von unter 2 promille. ich finde das kein hohes risiko.

        ich würde wetten, da verunfallen weit mehr beim fussballspielen

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Susi

        Es besteht eine Korrelation zwischen deliquent gewordene Jugendliche und die Eltern haben nicht gefragt; resp Eltern fragen und Jugendliche werden signifikant weniger delinquent- für näheres wenden Sie sich am Besten an Henri Guttmann, er hat eine website henri-guttmann.ch, dort gibts mehr Infos, das waren Vorträge ohne grosse Literaturverzeichnisabgaben drum kann ich Ihnen die Studien selber nicht näher angeben 😉

      • Brunhild Steiner sagt:

        @tina
        die Beispiele waren ua: zur abgemachten Zeit nicht zu Hause oder am Bahnhof und übers Handy nicht erreichbar. Da sind Sie um 1h am Morgen vermutlich schon froh wenn Sie jemanden erreichen können, einmal war eine Razzia Grund für die Verzögerung, das andere mal lag der Junge irgendwo in einer Ecke und konnte nicht mehr selber aufstehen- in jenem Fall hatten die Eltern über 1h zugewartet- und in der Zeit hatten die Kollegen nichts gemacht, ausser ratlos daneben gewartet. Und ähnliche Geschichten. Sobald der Ausgang in einem grösseren Umfeld, Anonymität stattfindet, wo nicht mehr jeder jeden kennt, und die Wege per S-Bahn (irgendwann stellt die Betrieb ein…) gemacht werden, ganz sinnvoll die Nummern zu haben.

    • Papperlapapi sagt:

      Dass die Teenies heute ein Handy haben, ist für die Eltern sicher von Vorteil, da kann man mal nachfragen, wenn Vereinbarungen nicht eingehalten werden. Aber gleich auch noch immer die Nummern der Kollegen mit aufnehmen, halte ich für übertrieben. „Wenn Du nicht abhebst, ruf ich den Kevin an und frage ihn, ob Du grad an einem Sprengsatz bastelst!“ oder wie soll das gehen. Natürlich muss man sich für die Pläne des Abends interessieren, über Gefahren sprechen, auf Warnsignale achten, dranbleiben. Aber andererseits muss man doch auch etwas Vertrauen haben und Spielraum geben.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Tina – bei Teenies noch etwas neu anfangen ist eh für die Katz.
        Vertrauen und Nähe muss vorher geschaffen werden. Also nimmt man sie am besten schon vorher ernst und erweist ihnen Respekt und echtes Interesse – weil man eben weiss, dass sie in Kürze Teenies sein werden und sich nicht mehr so leicht gängeln lassen.

        Meine Kinder sind sowieso in der Pubertät seit sie 2 Jahre alt sind. Sind ziemlich flink, im Erkennen von elterlichen Widersprüchen, einfordern von „Rechten“ und so weiter. Nur ihr Lügen erkennen wir immer noch an den Stockzähnen.

      • tina sagt:

        mir gefällt der 1. absatz bis auf den ersten satz.
        es fängt ja eine ganze menge neues an in der pubertät. das erfordert auch einen anderen umgang in der familie. und auch der respekt: ich merke, dass es gebiete gibt, die sie besser kennen als ich. das kippt irgendwann. man ist nicht mehr in allen gebieten überlegen und sagt immer wo es lang geht.
        ich finde die trotzphase schon eine andere angelegenheit

      • tina sagt:

        das ging an roxy

      • Reincarnation of XY sagt:

        Tina- im ersten Satz geht es mir um diese Feuerwehrübungen von Eltern, die zuvor die Hausaufgaben nicht gemacht haben.

        Ich finde halt, dass in der ganzen Zeit Entwicklung stattfindet und neues ins Leben kommt. Ich finde auch vor dem Teeniealter gibt es Dinge, die meine Kinder besser verstehen, als ich. Diesen Respekt bringe ich ihnen schon heute entgegen.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Papperlapapi

        das ist nicht so kompliziert, und es geht auch nicht um Überwachung, sondern um Nachfragenkönnen wenn sie abends/nachts nicht zur vereinbarten zuhause sind, am Bahnhof abgeholt werden sollten- oder was würden Sie in einem solchen Fall nachts um 1h machen? Und Sie wissen, also in dem Fall ist das Kind jetzt immer noch in der Stadt 30min oder mehr Schnellzug-zeit weg?

      • Sportpapi sagt:

        @BS: Ich würde vermutlich nachts um eins schlafen…

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Sportpapi

        bedeutet dies, Sie würden eine/n Jugendliche/n auch nicht um 1h nachts am Bahnhof abholen gehen? Je nach Wohnlage sind da vermutlich nicht alle so tiefenentspannt wie Sie.

        (Ah, ich weiss, Ihre Jugendlichen müssten eben mit dem Velo zum Bahnhof- egal wie weit und ob kalt/nass, und wenns dann halt um 1h nicht mehr dort steht war Pech, denn Sie schlafen dermassen tief und fest, dass Sie es auch nicht hören würden wenn Sie dann angerufen werden würden?)

      • Sportpapi sagt:

        @BS: Wir sind als Jugendliche, die keine Lust auf den letzten Zug hatten, auch schon mal 15km nach Hause gelaufen. Und dort wunderbar nüchtern angekommen.
        Vermutlich würde ich auf eine Bitte reagieren, aber eigentlich erwartet ich, dass Jugendliche solche Probleme selber lösen. Sagte ich schon, dass ich gar kein Auto habe?

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Sportpapi

        sagten Sie, ja, und für den Veloanhänger sind sie dann wirklich zu umständlich ;-), aber, es gibt ja Mobility! (Falls Sie mal so einer Bitte nachkommen würde…, wir haben übrigens auch kein Auto)

      • Sportpapi sagt:

        Ich habe auch keinen Ausweis. Aber die Jugendlichen können sich ja ein Taxi teilen, wenn sie dringend nach Hause sollten. Auch wenn es viel Taschengeld kostet…

    • Franz Vontobel sagt:

      „…ein gebastelter Sprengsatz…“

      Ah, those where the days! Mit selbstgebautem elektrischem Zünder!

      Ja, gut wussten die Eltern nicht alles… 😀

  • Hans Hintermeier sagt:

    Sehr interessanter Artikel.Sehe ich genauso.Die Kinder schätzen es,wenn die Erwachsenen Erwachsene sind (als Kumpels sind sie den Teenagern vor ihren Freunden auch so was von peinlich).Teenager schätzen es,wenn sie herumexperimentieren können, aber zuhause einen verlässlichen Hafen haben, wo sie BEI BEDARF Rat holen können (da sie ja selber in vielen Unsicherheiten leben und vieles zu bewältigen haben). Sie schätzen auch klare Regeln, die je nach Alter gemeinsam ausgehandelt wurden. Entscheidend scheint mir zu sein, dass eine tragfähige Beziehung vorhanden ist und man sie als werdende Erwachsene ernst nimmt. Turbulenzen wird es (aufgrund des Hirnumbau) sowieso geben, da kann man nur hoffen, dass die Teenager mit möglichst wenigen Kollateralschäden durchs Teenageralter kommen, aber

    • Hans Hintermeier sagt:

      / das Teenageralter ist definitiv die Zeit zu experimentieren, sich vom Elternhaus loszulösen, Identitäten auszuprobieren in der Peergroup. Wenn sie im Teenageralter all zu angepasst sind, dann holen sie es dann mit 25/30 nach, was noch viel „komischer“ (im doppelten Sinn des Wortes ist). Ein Mittelmass ist mMn gefragt, zwischen überangepasst und laisser faire.

      • Flo sagt:

        Ich denke auch eine gewisse Portion Vertrauen an die eigenen erziehungsmethoden sollte doch da sein.
        Wenn ich meinem/en Kind/ern mitgebe das ich Vertrauen in sie haben und sie dasselbe Vertrauen in mich aufgebaut haben – können doch soooo ganz schlimme dinge nicht apssieren – oder?
        Dazu gehört auch der Umgang den sie sich aneignen, den sie pflegen – auch den Umgang, oder besser gesagt Nichtumgang/kontrollierter Umgang mit Drogen und Alkohol.
        Auch da ist doch, in gewissen Grenzen, die vorgelebte Art und Weise im Elternhaus, von Bedeutung.

      • Hans Hintermeier sagt:

        @flo: unbedingt, ab einem gewissen Alter kann man ja sowieso praktisch nur noch vertrauen und an die Eigenverantwortung appellieten, fördern. Wichtig ist aber, dass die Jugendlichen sich auch kritisch mit Alkohol und Drogen auseinandersetzen (von Urinproben ist abzuraten), in der Peergroup findet dies oft zuwenig statt, weshalb auch wir als Eltern das allgemeine Befinden und Risiken von Drogenkonsum ansprechen sollten

      • tina sagt:

        nicht unbedingt vorgelebt, sondern thematisiert. ich meine, wie man sich warum verhält, wenn ein freund sich übermässig besäuft, das kann man ja schlecht vorleben. also ich möchte nicht 🙂

      • Susi sagt:

        Nur weil die Eltern nicht kiffen und saufen, heisst das noch lange nicht, dass die Kinder das auch nicht tun. Im Gegenteil, viele Jugendliche setzen genau dann einen Kontrapunkt.

        Vertrauen ist gut, aber vor allem, weil es die vertrauende Person vor übermässiger Sorge schützt. Meine Eltern hatten grosses Vertrauen in mich, weil sie mich als kluges, vernünftiges, zuverlässiges Kind sahen. Sie waren nicht auf die Unberechenbarkeit der Pubertätshormone ihrer Tochter vorbereitet, weil beide das nicht in einem solchen Ausmass durchgemacht hatten.

        Ich selbst war mir stets im Klaren, wenn meine Aktionen grenzwertig waren. Und dachte: „Zum Glück weiss das s’Mami nöd.“ (Gewisse Dinge kamen dann natürlich doch ans Licht.)

    • Hans Hintermeier sagt:

      Zu den Kollateralschäden und Cannabis (Kiffen sollte man bei Jugendlichen mMn auch nicht zu stark verharmlosen, vor allem bei einem regelmässigen und hohen Konsum: Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat jetzt nachgewiesen, dass bei jungen Erwachsenen, die bereits als Jugendliche stark gekifft haben, eine Hirnregion, die als Hippocampus bezeichnet wird, signifikant kleiner ausgeprägt ist als bei abstinenten Personen. Der frühe Einstieg in den Cannabiskonsum wirkt sich also ungünstig auf bestimmte Hirnleistungen aus. Der Hippocampus spielt eine wichtige Rolle beim Lernen, also beim Überführen neuer Informationen vom Kurz- in das Langzeitgedächtnis. Dies sei ein weiterer Beleg dafür, dass das Jugendalter eine sensible Phase für die Hirnentwicklung darstellt und Cannabis, anders als früher

      • Hans Hintermeier sagt:

        / anders als früher angenommen, diese Entwicklung dauerhaft negativ beeinflussen kann.

        Quelle:
        Asthari, M., Avants, B., Cyckowski, L., Cervellione, K., Roofeh, D., Cook, P., Gee, J., Sevy, S. & Kumra, S. (2011). Medial temporal structures and memory functions in adolescents with heavy cannabis use. Journal of Psychiatric Research, doi:10.1016/j.jpsychires.2011.01.004

      • Susi sagt:

        @HH: Das erkläre ich den Jugendlichen immer wieder. Wie eine Gebetsmühle.
        Ob solche Erklärungen bei dieser Altersgruppe ankommen, das ist die grosse Frage.

      • Hans Hintermeier sagt:

        @Susi: bedenklich finde ich das auch, weil der Hippocampus eine zentrale Schaltstation des limbischen Systems ist. Das limbische System hat viel mit Emotionsverarbeitung/- regulation (Motivation?) zu tun. Aus der Lernpsychologie weiss man, dass Emotionen auch wichtig sind, wenn es darum geht, etwas ins Langzeitgedächtnis hinüberzuführen.

      • Hans Hintermeier sagt:

        @Susi: Hab mal gegoogelt. Kennen Sie die folgende Broschüre?

        http://shop.addictionsuisse.ch/de/cannabis/197-cannabis-mit-jugendlichen-daruber-sprechen.html

      • Susi sagt:

        @HH: Danke für den Tipp!

        Übrigens ist das Kiffen nicht mehr so verbreitet wie vor ein paar Jahren, da merkt man einen grossen Unterschied. Keine Ahnung, woran es liegt.
        Zudem können sich die Schüler das auf Gymnasialstufe weniger leisten.

      • Hans Hintermeier sagt:

        @ Susi: Liegt wohl daran, dass die Eltern dieser Jugendlichen kiffen. Die Jugend definiert sich js gerade auch dadurch, dass sie nicht die Droge der Erwachsenen/ hegemonialen Macht konsumieren will.

      • Franz Vontobel sagt:

        „Die Jugend definiert sich js gerade auch dadurch, dass sie nicht die Droge der Erwachsenen/ hegemonialen Macht konsumieren will.“

        Ja genau, so definiert sich die Jugend – und darum säuft der gemeine Teenager ja auch nicht, hat zu allen Zeiten Alk verschmäht, da der doch die Droge der Eltern war…

      • tina sagt:

        also merke: als eltern komsumiert man am besten die drogen, die der teenie nicht konsumieren soll 😉

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