Bye-bye Baby

In this Nov. 5, 2015 photo, a couple from Britain hold their baby, born on Oct. 17 by a surrogate, in Anand, India. The couple came to Akanksha Clinic, one of the most organized clinics in the surrogacy business in India, after being unable to bear a child for 15 years. The low-cost technology, skilled doctors, scant bureaucratic controls and a plentiful supply of surrogates have made India a preferred destination for fertility tourism, attracting couples from Britain, the United States, Australia, South Africa and Japan. (AP Photo/Allison Joyce)

Endlich eine Familie: Ein mehrere Tage altes Baby ist für viele der Inbegriff des Glücks. Foto: Allison Joyce (AP Photo/Keystone)

Das Jahr geht zur Neige, auch wenn das eine reine Definitionsfrage ist. Schliesslich geht jeden Tag ein Jahr zu Ende. Wie auch immer. Die einen sind derzeit froh, rituell eine anstrengende Zeit beschliessen zu können, und hoffen auf eine bessere nächste Runde, anderen wiederum führt das Jahresende schmerzlich vor Augen, dass sie wieder nicht erreicht haben, was sie wollten: ein Kind.

Denn einerseits leben wir in einer Zeit, in der die Kinderlosigkeit gesellschaftlich durchaus ihren Platz hat, ökonomisch sinnvoll ist und für einige sogar Lifestyle bedeutet. Andererseits ist das Kinderkriegen längst auch zur Prestigefrage geworden: Das muss man auch noch hinkriegen. Wenn das nicht klappt, erschüttert das viele bis ins Innerste.

Längst frage ich keine Paare mehr geradeheraus: «Na, und ihr, wollt ihr auch mal Kinder haben?» Denn vielleicht können sie ja keine bekommen, oder sie wollen nicht, oder der Zeitpunkt stimmt nicht oder sie streiten seit Jahren drüber, ob sie sollen. Was immer dahinter steht, oft ist es so persönlich und delikat, dass man es nicht einfach so mit unbedachtem Small Talk aufwirbeln sollte.

Eine ganz entscheidende Rolle bei der Kinderfrage spielt natürlich die biologische Uhr der Frau. Die Tatsache, dass eine Ausbildung und eine Karriere ihre Zeit beanspruchen, die dann anderswo fehlt.

Die Journalistin Annette Wirthlin hat sich in ihrem Buch «Bye-bye, Baby?» Mit der Sehnsucht nach dem Kind und den Hindernissen auf dem Weg dahin befasst. Denn Kinder zu bekommen oder es nicht zu tun, ist die grundsätzlichste Entscheidung, die wir treffen oder die uns auferlegt wird.

Das illustriert sie anhand von acht sehr feinfühligen und offenen Porträts von sehr unterschiedlichen Frauen und versieht so das Bild der tickenden biologischen Uhr mit Gesichtern. Sie erzählt, wie der Kinderwunsch für viele Frauen zu einer wahren Obsession wird oder – wenn unwiederbringlich unerfüllt – zu einem traurigen Begleiter, der alles überschattet. Drei Beispiele:

  • Alena erzählt vom Kontrollwahn, den sie entwickelte, als es einfach nicht einschlagen wollte, und davon, wie ihr Partner es irgendwann nicht mehr aushielt. In der Verzweiflung liess sie sich sogar auf ungeschützten Sex mit einem Fremden ein und erschrak so über sich selbst, dass es sie wachrüttelte. Heute lebt sie in einer Beziehung mit einem Mann, der ein Kind in die Beziehung gebracht hat. Sie geniesst es sehr, wenigstens ab und zu Mama zu sein. Damit, dass sie rechtlich nicht den leisesten Anspruch auf diese Liebe hat, muss sie klarkommen.
  • Karen, die erklärte Businessfrau, wollte nie Kinder. Und je höher sie die Karriereleiter erklomm, desto schwieriger wurde es ohnehin, dazu einen Mann zu finden. Der Kinderwunsch kam dann doch noch und so bekam sie mit 43 ein Kind von einem Mann, den sie über eine Agentur kennen gelernt hatte. Verliebt in ihn ist sie nicht, doch die Zweckbeziehung mit Kind erfüllt sie.
  • Marion erlebte, wie gleich zwei ihrer Ex-Freunde während der Beziehung zu ihr andere Frauen schwängerten. Derzeit ist sie wieder in einer Beziehung und sie hofft gemeinsam mit ihrem Partner, mit künstlicher Befruchtung schwanger zu werden. Für das Gelingen hat sie sich eine Deadline gesetzt, nach der sie es nicht weiter versuchen will. Was sie im Fall einer definitiven Kinderlosigkeit tun würde, weiss sie noch nicht. Beruflich wäre sie zwar ausgefüllt. Aber der Gedanke, eines Tages allein im Altersheim zu sein, macht ihr Angst.

Die acht Biografien stellt Wirthlin in Kontext zu sieben Interviews mit Fachpersonen. Zum Beispiel erläutert der Soziologieprofessor Francois Höpflinger, wie sich Kinder von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit (Hilfe auf dem Hof, Altersvorsorge) zu einer wirtschaftlichen Belastung gewandelt haben –, dafür jedoch die verlässlichsten Beziehungen bieten, die es heute noch zu haben gibt. Er behauptet allerdings auch, die gesellschaftliche Stellung einer Frau werde heute nicht mehr über die Mutterschaft definiert, was ich persönlich nicht so erlebe.

Nebst den Gesprächen mit den Frauen haben mich vor allem einige Feststellungen der deutschen Ethikerin Susanne Brauer nachhaltig berührt: Kinderlosigkeit werde heute nicht mehr als gottgewollt angesehen, sondern als medizinisches Problem, als Versagen. Und: Kinderkriegen habe nichts mit Egoismus zu tun. Spätestens, wenn man nachts des Schlafes beraubt werde, treibe das den Egoismus nämlich ganz schnell aus.

Generell rät sie zur Vorsicht dabei, anderer Leute Motive fürs Kinderkriegen in akzeptabel oder nicht akzeptabel einzuteilen. Nur schon dieser Satz allein lohnt, das Buch zu lesen. Aus welchen Motiven auch immer…

 

 

36 Kommentare zu «Bye-bye Baby»

  • Joerg Hanspeter sagt:

    @Blanche Wu: Ist es heute eigentlich normal, dass man möglichst alle vor den Kopf stossen muss? Wenn mich jemand etwas fragt was ich als zu persönlich finde, dann habe ich bestimmt eine Antwort parat aus der er merkt, dass ich dazu keine Auskunft geben will. Ich weiss nicht, was Sie als Freunde bezeichnen, mit meinen Freunden würde ich das Thema aber sicher besprechen.

  • Lucrecia sagt:

    Prestige?! Die Autorin scheint zu verkennen, dass es so etwas wie Liebe gibt. Man will Kinder, weil man gerne Liebe schenkt, weil man Schönes gemeinsam erleben, eine Familie sein will.

    Die Liebe zum eigenen* Kind ist etwas einzigartiges, eine neue Welt der Emotionen. Ich wünsche jeder und jedem, der sich Kinder wünscht, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht.

    Ich fühle mich unendlich glücklich, dass ich ein so wundervolles, kleines Wesen meine Tochter nennen darf (schreibe ich mit feuchten Augen).

    (*Das soll keine Abwertung der Gefühle zu nicht-eigenen, geliebten Kindern sein!! Die kenne ich einfach nicht, kann nichts dazu sagen. Auf diesem Forum sind einige sehr dünnhäutig und neigen zu Falschinterpretationen…)

  • francesca sagt:

    Als mein Mann und ich uns kennenlernten, wollten wir nur eines, nämlich möglichst schnell zusammensein. In unserem Kanton gab es damals aber noch das Konkubinatsverbot. Wir heirateten also in ganz jungen Jahren. Der Gedanke an Kinder bzw. Familienplanung war Lichtjahre von uns entfernt. Kinder kamen keine -und- es war ok so und es hat uns auch nie interessiert, weshalb und warum. Wir haben unser glückliches, unbeschwertes Leben gelebt und ehrlich gesagt: nein, ich habe sie in keiner Sekunde meines „fruchtbaren Lebens“ je ticken gehört, die berühmte biologische Uhr. Unser Glücklichsein war indessen nie vom Kinderkriegen abhängig und Oma zu werden, war nie wirklich mein innigster Wunsch. Ob uns jemand deswegen bemitleidet oder gar darum beneidet – es war und ist uns herzlich egal.

  • Miescher Monica sagt:

    wir sollten das nicht gegeneinander ausspielen.
    Kinder erfreuen das halbe Leben, keine Kinder die andere Hälfte.
    Kinder sichern unsere AHV, Kinderlosigkeit ist oft ungewollt und es gibt keinen Grund, seinen Senf dazu zu geben.
    Auch da sollte jeder frei entscheiden können, denn wir wissen nie, was Kinder mit sich bringen. “ kei Mueter weiss, was ihrem Chind wird gscheh kei Mueter cha id Zukunt gseh!
    Es chunnt scho guet wies isch!!!

  • Taeb sagt:

    Danke für diesen Blog und den Buch-Tipp. Es sind für Betroffene, denen die Biologie einen Strich durch den innigen Wunsch gemacht hat, in der Tat schwere Tage. Mir zumindest geht es genauso wie zu Beginn beschrieben. Familie, leuchtende Kinderaugen, usw. und wir sind immer noch zu zweit.
    All denen, die an der Stelle meist pseudowissenschaftliche Argumente und volkspsychologische Allgemeinplätze bemühen, wünsche ich von Herzen, dass „es“ bei ihnen klappt oder dass sie vom Kinderwunsch tatsächlich nie beglückt werden oder waren. Fröhliche Weihnachten.

  • Tobias sagt:

    Wenns nicht sein will, dann soll man es auch sein lassen.
    Neben vielen anderen Zeiterscheinungen wie Absolute Beginners, unvermittelbaren Singles etc. einfach die Antwort der Natur auf die Überbevölkerung.
    Dann darf man auch sein eigenes Leben leben.

  • MrT sagt:

    Seit ich im ersten Semester Bio den sich ewig wiederholenden Zyklus des Bakterien Wachstums begriffen habe und mir klar wurde, dass sich die Menschheit gerade in dem Teil des exponentiellen Wachstums befindet, habe ich nie mehr Zweifel am „Verzicht“ auf Nachwuchs gehabt…

    • Muttis Liebling sagt:

      Diese 2. demographische Revolution begann mit der Industrialisierung und läuft derzeit aus.

      Global beträgt die kumulative Fertilität ca. 2.5 und wegen der in weiten Teilen immer noch hohen Säuglings- und Kindersterblichkeit liegt die Nettoreproduktion nahe 1.0.

      D.h. die Menschheit wächst nicht mehr wegen der Geburtlichkeit, sondern nur noch wegen der Zunahme der Lebenserwartung.

      2065 ist auch das beendet und wir stabilisieren uns bei 9 Mrd., was die Erde locker verträgt, wenn alle ihren ökologischen Fussabdruck < 1 halten.

      Weltweit ist keine Überbevölkerung in Sicht oder zu befürchten, ökologisch fatal sind nur Überproduktion und -konsumption des Westens. Für uns heisst es, viel kürzer leben und viel weniger produzieren und konsumieren.

  • Jutta Maier sagt:

    Was soll der Stuss? Wer keine Kinder kriegen kann, soll halt eins adoptieren. Waisen gibt es mehr als genug, und statt sich mit fremden Hormonen vollpumpen lassen ( auf schockierende Kosten der Pferde in Nord- und Südamerika, wie der Kassensturz erst kürzlich ausstrahlte), um dann einen mehrfachen Eisprung zu haben, wäre es weitaus intelligenter, einem schon vorhandenen Kind eine Zukunft zu bieten. Andererseits sollte Kinderkriegen bestraft werden. In 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdreifacht. In derselben Zeit sind 50% der Wildtierpopulation verschwunden, viele Arten für immer. Machen denn die Hormone so blind, dass nicht gesehen wird, was offensichtlich ist?

  • Christoph Bögli sagt:

    Kinder zu wollen aber keine zu haben mag ja schwierig sein, diese Art der Kinderlosigkeit aber immer so ins Zentrum zu rücken verdrängt vielfach den schlichten Umstand, dass viele einfach keine Kinder wollen oder diesbezüglich ambivalent sind. Vielmehr werden diese letztlich durch diese Pathologisierung des Zustandes quasi stigmatisiert. Der Fokus auf die ungewollte Kinderlosigkeit suggeriert bei vielen nach meiner Erfahrung, dass mit allen, die keine Kinder haben, irgendwas nicht stimmt und diese deswegen unglücklich bis verzweifelt wären. Was eben keineswegs der Fall ist oder sein sollte..

  • MrT sagt:

    Immerhin, wer keine Nachkommen generiert, leistet einen nachhaltigen Beitrag gegen die Überbevölkerung und also auch gegen die Klimaveränderung. Das könnte man auch mal positiv sehen, wenn man sich schon der eigenen Kinderlosigkeit nicht erfreut.

    • Christoph Bögli sagt:

      Genau. Das Hauptproblem ist ja, dass fast überall immer noch so getan wird, als wären Kinder DER Sinn des Lebens und das einzig wirklich Tolle. Was ja mit ein Grund ist, wieso sich alle jene, die keine Kinder haben können oder wollen, meist überhaupt erst ein Problem damit bekommen. Weil halt von überall her zumindest implizit so getan wird, als wäre deswegen das Leben verpfuscht. Dabei wäre es eigentlich an der Zeit, Kinderlosigkeit als vorbildlichen Verzicht zu würdigen..

  • Janak sagt:

    Eine Vasektomie ist weder entwürdigend noch gefährlich, sondern pragmatisch-praktisch. Und Gott sei Dank bereits vielfach, vorwiegend bei sozialdenkenden (auf die Paarbeziehung bezogen) Männern durchgeführt worden.

  • ccat sagt:

    Tatsächlich scheint in den meisten gesellschaftlichen Kreisen das Ansehen einer Frau zu steigen oder zu fallen mit Ehemann und Kindern. „Täter“ sind meistens andere Frauen. Es wäre Zeit, dies mal zu überdenken.

    • Blanche Wu sagt:

      Es sind meistens andere Frauen. Männer stellen einem nur sehr selten die Frage nach Kindern. Das sind meistens Verwandte (weibliche) und Freundinnen…danach die grossen Augen, der Schock…was Du willst keine Kinder. Warum?
      Die beste Antwort darauf: „geht dich absolut nichts an. „

  • Nichterzeuger sagt:

    „Die Chance, dass Sie zehn Lottosechser holen ist grösser, als dass Sie jemals Vater werden.“ dies die Aussage meines Arztes. Was nun? IVF oder ICSI? Die künstliche Befruchtung ist für den Köper der Frau eine hormonelle und stressbedingte Zumutung. Adoption? In der Schweiz? Sinnloses Unterfangen, meistens ist man eh schon zu alt. Ein Problem, wenn man nach dreissig heiratet. Und bei allen gibt es ja auch keine Gewissheit. Auch seriöse ausländische Institutionen für Adoptionen sind eine Möglichkeit. Dasjenige welches wir ausgesucht haben, hatte einen kleinen Hacken. Wir hätten zum Islam übertreten müssen. Nicht gerade unser Ding. Wir haben uns unser Leben ohne Kinder eingerichtet und sind seit 20 Jahren zusammen glücklich. Aber es fehlt tief in uns etwas, je älter je mehr.

  • 'Glücklicher' Übervater sagt:

    Und was, wenn es einem dauernd passiert ? Man schon verzweifelt und mit 60 (Papa) schon wieder ein 6. unterwegs ist, so im Abstand von 2 – 6 Jahren? Und alle Methoden dagegen entweder inakzeptabel (Pille, Spirale), nicht möglich aus physischen Gründen (Kondom geht nicht mehr), gefährlich und/oder entwürdigend sind (Unterbinden sowohl für m wie w) .. Kalendermethode und alles da drum herum sowieso gegen den unbändigen Inkarnationswillen des unerwarteten Nachwuchses grad NULL, wirklich NULL Chance hat. Das einzige Handicap ist, dass die Mutter noch 20 Jahre unter dem Damoklesschwert der Nachwuchspotenz zu leben / leiden hat .. da wirklich noch blutjung und heftigst verliebt in ihren Mann .. was soll man DA machen, bitte ebenfalls um Rat ..

    • Laurence sagt:

      Wieso ist Unterbinden „entwürdigend“?

    • Brunhild Steiner sagt:

      @“Glücklicher Übervater“

      falls das authentisch ist, dann sollten Sie schleunigst erwachsen werden und Verantwortung übernehmen, lächerlicher gehts ja kaum mehr.

  • Mara sagt:

    Kinder sind weiß Gott keine Garantie, dass man im Alter oder auch früher nicht einsam ist. Gerade in diesen Tagen steigen die Erwartungen, und in vielen Fällen bleiben sie halt unerfüllt, zurück bleiben Enttäuschungen und Frust. Aber die Familie kann man sich ja bekanntlich nicht auslesen, die Freunde aber schon.
    Nur denke ich, man ist auch gut beraten, wenn man mit sich selber gut auskommt, etwas unternimmt und neugierig bleibt.

    • Anh Toàn sagt:

      Kinder sind keine Garantie, da haben sie Recht, aber meine vietnamesische Frau sagt, sie wisse ja, dass die Kinder wahrscheinlich sich nicht oder nur sehr wenig um sie kümmern werden, sie hätte ja Augen und sehe, aber wie könne sie ohne die Hoffnung darauf überhaupt alt werden.

  • Anh Toàn sagt:

    Im Biologieunterricht wurde mir erklärt, jedes Lebewesen strebe nach Fortpflanzung. Ich habe gedacht, die wissen gar nicht, wie Fortpflanzung geht, sie ihre Gene weitergeben können, die wollen einfach Sex, genau wie ich.

    Daraus wage ich den zweiten spekulativen Schluss, es ist Wunsch nach gesellschaftlicher Akzeptanz, Kind ist Mittel dazu. Oder umgekehrt: gesellschaftlicher Druck.

    An manchen Orten ist dieser deutlich weniger stark als an Orten, wo Frauen nur als Sohngebärmaschinen gesellschaftliche Akzeptanz finden können, aber selbst in der Schweiz musste sich meine Exfrau meistens rechtfertigen dafür, keine Kinder zu wollen.

    Selten wird gefragt, warum man Kinder wolle, Frauen vielleicht noch seltener, wer keine will, wird gefragt, warum.

    • Anh Toàn sagt:

      Solange bei uns die Frau wenigstens ein Alternativziel angibt, es ist so typisch, dass hier das auch gemacht wird mit der Karriere, ist es akzeptabel heute bei vielen in der Schweiz, auch wenn die Schwiegereltern wohl überwiegend enttäuscht sind. Ich habe aber eine gute Freundin, die lange „nur“ Hausfrau war (war ihrem Mann zumindest recht) und keine Kinder wollte (Hätte der Ehemann wohl sich anders gewünscht) . Für eine solche Haltung ist es schwer, warum eigentlich, Verständnis zu finden.

      • Blanche Wu sagt:

        Hier gilt sich nicht und andere nicht zu wichtig zu nehmen. Wenn jemand fragt warum keine Kinder: „weil ich keine will, basta“. Ja dann glotzt mal schön liebe Leute. Gute Freunde werden diese Antwort akzeptieren und der ganze Rest kann mich mal. Da muss Frau welche keine Kinder will, dazu stehen und mit erhobenen Hauptes den Fragenden stehen lassen. Es wird auch heute immer noch zu viel darüber nachgedacht was andere von einem halten, denken. Hört auf damit. Die anderen sind die anderen und ich bin ich. Punkt. Das müssen einige Frauen zuerst noch lernen.

    • Jutta Maier sagt:

      Haha, der ist gut. Wenn mir das nächste Mal eine junge Schwangere ihren Bauch präsentiert, werd ich sie auch gleich mal fragen, warum sie sich das denn antun will!

      • Monika sagt:

        Ich bekam tatsächlich mal diese Frage inklusive unglaublichen Nachsatz gestellt: „Warum willst Du keine Kinder? Arbeitest Du so gerne?“
        Obwohl ich echt baff war, konnte ich die Frage ganz einfach beantworten: „Ja, ich arbeite gerne, vor allem arbeite ich gerne 8 Stunden pro Tag und nicht 24!“ 🙂

  • Brunhild Steiner sagt:

    Kinder-haben-möchten, ist neben dem Wunsch nach einem Lebensgefährten, einer der tiefsten, und daher wird der Schmerz bei sich-nicht-erfüllen auch unendlich tief erlebt. Die Zukunft, welche man sich gewünscht hat, wird es nie geben. Man steht vor einer verschlossenen Türe, gegen die man vergeblich anrennt.

    Und doch denke ich, dass dem Menschen genug Potential gegeben ist, sich durch tiefe unerfüllte Wünsche nicht zwangsläufig von einem glücklichen Leben verabschieden zu müssen. Der Weg dahin ist steiniger&dorniger, der Verlust wird immer wieder durchschimmern, aber es ist kein Urteil zum unglücklichsein-müssen.

    Ob mich dereinst im Altersheim jemand besuchen wird, hängt mehr mit meiner Beziehungspflege grundsätzlich, als von „verpflichtenden Verwandtschaftsgraden“ ab.

    • Carolina sagt:

      Dem schliesse ich mich vollumfänglich an! Vor allem das, was Sie zum auch-ohne-Kinder-ein-glückliches-Leben-führen-können, sagten, halte ich für wichtig und richtig (ohne dass ich damit in irgendeiner Weise die Traurigkeit, die Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch u.U. ein Leben lang begleitet, kleinreden möchte!). Aber mit Versagen hat das gar nichts zu tun! Auch Leben mit Kindern sind nicht einfach erfüllt und glücklich, und keinesfalls sind Kinder eine Garantie dafür, im Alter nicht einsam/allein zu sein. Das sehe ich jeden Tag: dass nämlich Kinder, die von ihren sie über alle Massen (!) liebenden Eltern so von den Erwartungshaltungen überfrachtet werden, dass sie vielleicht ‚die Flucht ergreifen‘ und nicht mehr zur Verfügung stehen.

    • Muttis Liebling sagt:

      Wenn wir in einer von Vernunft getragenen Gesellschaft davon ausgehen, dass alle Kinder auch die Kinder Aller sind, dann sind auch alle Alten die Eltern aller.

      Selbst wenn 40% der Bevölkerung sich temporär aus der Geburtlichkeit verabschieden, kann es dennoch eine sich erhaltende Populationsdynamik geben.

      Wenn ich in 25 Jahren dement im Pflegeheim lande, sind meine Kinder schon im Pensionsalter und bekommen, wenn sie Pech haben, das Zimmer nebenan. Was ich dann essentiell brauche, ist die pflegende Enkelgeneration und da sehe ich noch nicht für meine, aber die nächste Generation schwarz.

      Es gibt dann nicht mehr genug Enkel zum pflegen, selbst wenn es keinen anderen Beruf als Altenpfleger mehr gibt.

      • Anh Toàn sagt:

        Ja ML, wenn man im Alter einen Einheimischen „Enkel“ will, wird das schwer. Aber auf der Welt, zum Beispiel in Südasien oder Afrika, gibt’s zur Zeit noch genug Enkel, auch wenn die Chinesen welche klauen, wir sollten dafür sorgen, dass die ausgebildet werden, damit die uns mal pflegen können, und das vielleicht sogar wollen, auch weil wir ihnen diese Möglichkeit gaben.

  • Muttis Liebling sagt:

    Man muss sich vergegenwärtigen, dass die 2 Mio. Jahre währende Humanevolution an Menschen gewirkt hat, deren mittlere Lebensdauer 25 Jahre kaum überstieg. Das Intervall 25->85 konnte keine Optimierung erfahren.

    So kann man sich heute und in Zukunft darauf verlassen, dass die Rate der primären Infertilität bei Frauen <25 die 3%- Marke nicht übersteigt. Danach steigt die exponentiell (30 Jahre 16%) und die Empfängnis wird immer unwahrscheinlicher. In diesem Zusammenhang sehe ich unerfüllten Kinderwunsch oberhalb der genannten 3% nicht als medizinisches Problem, sondern als Folge einer verfehlten Lebensplanung.

    Der Zeit Kanal 25 – 45 Jahre ist biologisch lediglich als Reserveschaltung gedacht, in welchem nur noch ausnahmsweise vielleicht 10% der Geburtlichkeit stattfinden sollten.

    • Martin Frey sagt:

      Ich weiss, eines Ihrer Lieblingsthemen, ML. Dabei blenden Sie aber wohlweislich aus dass einerseits 30-50 Prozent (je nach Quelle) der Ursachen der Infertilität eines Paares ausschliesslich beim Mann zu suchen sind. Die Ursachen auch bei der Frau sind zudem mannigfaltig und nicht nur mit dem Alter begründbar. Nebenbei darf das Auftreten einer Krankheit mit 3 Prozent der Normalbevölkerung (im optimalen Alter) durchaus bereits als häufig bezeichnet werden.

      • Muttis Liebling sagt:

        Richtig, 3% aller Frauen <= 25 und 8% aller Beziehungen, welche diese eingehen, sind zeugungsunfähig. Allerdings kann die Rolle des Mannes durch Tausch auf 0 reduziert werden. Zum Schwängern eines ganzen Dorfes reicht ein Mann, Frauen sind nicht austauschbar.

        Aber das ändert nichts an der Aussage, das die Geburtlichkeit ein Prozess ist, welcher biologisch auf das Altersintervall 15-45 optimiert ist, während die restlichen 20 Jahre 25 – 45, nur der Ausnahme dienen, im Sinne einer Reserve, nicht als Norm.

    • Darja Rauber sagt:

      @ ML: Wenn es denn so was wie Wiedergeburt geben sollte, ML, so wünsche ich Ihnen von Herzen, in Ihrem nächsten Leben als Frau in einer Gesellschaft ähnlich der unseren geboren zu werden. Dann können Sie sich selber mal mit Jugend- und Schönheitswahn, Diskriminierung, sexueller Belästigung und Objektifizierung – und vor allem aber mit ungleichen Karriere-Chancen und der grossen Kinderfrage herum schlagen – bei letzterer können Sie es nämlich fast nur noch falsch machen. Wenn es Ihnen dann noch gelingen sollte, sich als Mensch zu fühlen und zu verwirklichen, und nicht in erster Linie einfach „Frau“ sein zu müssen, dann Hut ab! Die Dinge, die Sie sagen, sagen sich als Mann so leicht und selbstgerecht. Mannsein ist aber nicht Ihr persönliches Verdienst, sondern reines Lotto des Lebens…!

  • Martin Frey sagt:

    Ich finde es in der Tat ein schöner Gedanke, den Beitrag vom 24.12. den ungewollt kinderlosen Paaren zu widmen. Für die Betroffenen bedeutet dieser Umstand in aller Regel eine Tragödie. Dies ist Leuten, die diese Probleme nicht kennen und daher sich manchmal auch etwas salopp darüber äussern, oft nicht bewusst.
    Kinderlosigkeit ist in aller Regel eben auch nicht gottgewollt und sollte daher auch nicht so angesehen werden, sondern als medizinisches Problem, was es, abgesehen vom Überstrapazieren der biologischen Uhr, auch ist.
    Nur ein Versagen ist es nicht, das denken die Betroffenen selbst schon genug.
    Der MB-Redaktion und allen mitschreibenden und mitlesenden Personen wünsche ich ganz herzlich schöne Weihnachten!

  • Bernhard Strässle sagt:

    «Damit, dass sie rechtlich nicht den leisesten Anspruch auf diese Liebe hat, muss sie klarkommen». – Jetzt wissen wir es. Es gibt einen rechtlichen Anspruch auf Liebe. Hätte ich das doch früher gewusst! Ich hätte meinen Befehlssatz väterlicher Allmacht erweitert. Neben «Macht die Aufgaben!», «Sag danke!» und «Putzt die Zähne!» wäre noch der Imperativ «Liebt mich!» dazu gekommen. Inzwischen ist meine Tochter selber Mutter. Mein Enkelkind hält mich als einen liebenswürdigen, aber eben doch steinalten Trottel. Ich werde gelegentlich mein Recht auf Enkelkindsliebe durchsetzen. Wenn nötig bis vors Bundesgericht.

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