Die wunderbarsten Kinderbuchfiguren


Auch in der Post-Pipikaka-Phase ein Genuss: Der Maulwurf, der wissen will, wer ihm auf den Kopf gemacht hat.

Im Sinne von Monty Pythons «Always Look at the Bright Side of Life» möchte ich hier eine kleine Entgegnung schreiben zu Nils Pickerts sieben nervigsten Kinderbuchfiguren. Globi und den Regenbogenfisch werden Sie bei mir aber vergeblich suchen, die gehören für mich nämlich definitiv auch zu den Chef-Nervensägen im Kinderzimmer. Und Papa Moll.
Doch zurück zur sonnigen Seite des Lebens.

Folgende Figuren habe ich ganz besonders ins Herz geschlossen und ich möchte sie Ihnen an eben dieses legen. Es sind alte Bekannte und neue drunter und natürlich könnte die Liste noch um ein Vielfaches länger sein. Aber so ist das eben im Leben.

ottolineOttoline von Chris Riddell: Das Mädchen aus bestem Haus mit hochgebildeten Eltern, die ständig auf Forschungsreise sind und ihre Tochter daher allein mit Mr. Munroe, einem haarigen Irgendetwas daheim lassen, gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Ohne die plumpe Aufsässigkeit von Pipi zieht dieses Mädchen munter ihr Ding durch und bewegt sich dabei durch skurrile und filigran gezeichnete Welten, die es bereits wert sind, die Bücher zu lesen.

4.2.3 «Der Maulwurf, der wissen will, wer ihm auf den Kopf gemacht hat» von Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch: Jeder kennt ihn. Mit gutem Grund. Erstens ist alles Pipikakamässige bei den Kids im Kindergartenalter der Brüller und zweitens ist das Buch so schön und schlicht, dass man es auch als Eltern in der Post-Pipikaka-Phase immer noch mit Genuss lesen kann.

barbapapasDie Barbapapas von Talus Taylor: Die verformbaren Ökofundis und Lebenskünstler aus den Siebzigern sind wieder voll im Trend. Merchandisingmässig sind sie das eh schon seit einer Ewigkeit. Aber auch ihre Sehnsüchte nach einem besonderen Haus, einem Hobby, Familie, einer heilen Welt im Sinne einer geheilten Welt, kommt unseren Träume wieder näher denn je.

sunny1Sunny: Das jüngste Baudelaire-Kind aus Lemony Snicktes Bücherserie «Eine Reihe betrüblicher Ereignisse» sei hier nur als Anbeisserchen erwähnt. Die Kleine kann am Anfang der Serie noch nicht sprechen, hat aber einen unterhaltsamen Hang zum Beissen. Ein Prachtsbuch für Freunde der skurril-schwarzen Literatur mit Roald-Dahl-Einschlägen.

rosariedelRosa Riedel Schutzgespenst von Christine Nöstlinger: Sie ist alt. Die Figur im Buch und auch die Geschichte. Aber Rosa hat mich so hilfreich durch meine mittlere Kindheit begleitet und das auch für meine Tochter getan, dass ich das Buch nur empfehlen kann, alt hin oder her. Rosa, eine Grossmutter, die im Zweiten Weltkrieg in ihrer Küche stirbt, geistert im Haus herum und hilft viele Jahrzehnte später einem Schulmädchen als unsichtbare Oma durchs Leben. Unzimperlich und wunderbar. So eine Rosa Riedel nähme ich sogar heute noch.

gurkenkoenigDer Gurkenkönig: Auch von Christine Nöstlinger und eigentlich ein unsäglicher Schurke, Bösewicht und Despot, der im Keller einer Familie lebt und von dort aus den Vater korrumpiert und ihn benutzen will, um sein Volk im Keller zu unterdrücken. Aber er hat nicht mit dem Rest der Familie gerechnet. Urkomisch und eine brillante Studie über Diktatoren und ihren Machenschaften.

ferdinand«Ferdinand der Stier» von Munroe Leaf: Das kleine Buch aus den Dreissigern ist ein grosser Herzerwärmer. Heute würde man von einem metrosexuellen Stier sprechen, der lieber Blumen mag und schöne Dinge, statt zu kämpfen. Damals war er ganz einfach ein pazifistischer Träumer. Sehr zu empfehlen, nebst dem Buch, ist übrigens auch der alte Disneykurzfilm.

Und dann ganz simpel und unverbrüchlich: alles von Tomi Ungerer, Tomi Ungerer und Tomi Ungerer, egal ob Crictor, Zeralda oder die drei Räuber, man muss sie einfach alle lieben.

Dies alles ist feisses Futter für Kindheitserinnerungen, die dank den Bildern ein Leben lang wieder eins zu eins erwachen, sobald wir den Buchdeckel aufschlagen. Dieses Gefühl den eigenen Kindern weiter zu schenken ist wunderbar und verbindet tief. In so tiefe Schichten schaffen es nur die guten Geschichten hin.

16 Kommentare zu «Die wunderbarsten Kinderbuchfiguren»

  • so ist es NICHT sagt:

    globi!!!! bei uns ein renner (1982) und bei meinem Sohn (4) dauer-renner im Auto!

  • tina sagt:

    oh ein roman von frau fischer? auf den freue ich mich schon 🙂

  • dres sagt:

    Dr. Sommer vom Bravo. Andere Kinderbücher waren bei uns verboten.

    • camp cogito sagt:

      Liebe Andrea ich komme nicht umhin „Die Katze mit Hut“ von Simon und Desi Ruge zu propagieren. Ein herrlich anarchisches Komunenbuch, das mit Dudelhuhn, Zappergeck & Co die Multikulti-Gesellschaft propagiert

  • Wolfgang Müller sagt:

    Liebe Frau Fischer-Schulthess

    Eigentlich eine sehr schöne Übersicht. Meine Schwester *1966 und ich *1963 hatten das Glück auch in einem Zuhause mit vielen, vielen Märchen- und Kinderfiguren gross zu werden. Aus meiner Sicht fehlen hier, wie schon in einem anderen Kommentar erwähnt die „Mumins“ und sicher doch „Globi“. Die Figuren, welche Sie ausgewählt haben hatten oder haben doch höchstens ein Nischendasein… oder? Aber sicher haben sie Seltenheitswert.

  • Susanne sagt:

    Erwin Moser! Vor allem die Kurzgeschichten haben einfach wunderschöne Bilder mit ganz vielen Details.

  • Ewa Wirth sagt:

    Oh, wo sind denn all die Figuren aus den Büchern von Astrid Lindgren? Und Otto Preussler (die kleine Hexe/der Räuber Hotzenplotz…) und Erich Kästner?? Ich weiss nicht, wie meine Kindheit verlaufen wäre ohne diese wundervollen Figuren 🙂

    • uri sagt:

      Das habe ich aber auch gerade gedacht! Ohne Astrid Lindgren ist doch keine Kindheit in den 70ern oder 80ern denkbar! Pipi und Michel sind meine Helden und ich mach mir die Welt wiede wiede wie sie mir gefällt! Ahoi!

      • Emil Eugster sagt:

        Es geht hier mehr um Bilderbücher für die Kleineren als um die Bücher von Astrid Lindgren.
        Mir kämen da noch Bücher von Maurice Maurice Sendak und Dr. Seuss, die mich in ihrer Skurillität und dem selbstverständlichen Umgang damit faszinieren.

    • Hotel Papa sagt:

      Otfried, nicht Otto.

      Ja, unvergessliche Erinnerungen. Der kleine Wassermann und das kleine Gespennst sind mir besonders hängen geblieben.

      Dann Ali Mitgutsch: „Ulus wunderbare Reise zum Nordlicht.“

  • Alpöhi sagt:

    Und Pitschi!

  • Alpöhi sagt:

    Babar.
    Elmar.
    Alles von Janosch, besonders die Tigerente.
    Maurus, Madleina und Schellenursli.
    Und die Hasen aus „weiss du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“

    Für die grösseren Kinder: Alles von Heiner Gross, besonders „3:0 für die Bärte“.

    • Franz Vontobel sagt:

      Yep, Heiner Gross. Leider das meiste vergriffen – „Tumult auf der Kyburg“ ist mein Favorit aus der Wunderland-Reihe.

  • dianedora sagt:

    Wir hatten dieses Jahr leider – aber ich muss sagen zum ersten Mal – ein ähliches Debakel.
    Wir füllten zum Voraus mit viel Einsatz alle geforderten Kategorien aus (Hobbies, Kindergartenjahr, Name Kindergärtnerin, etc.). Und was erhielten wir? Drei Sätze pro Kind, wohlwollend, immerhin, aber nichts von all den guten Dingen, die unser Sohn gemacht hatte. Und v.a. ein langweiliges Gebrabbel aus dem Bart. Enttäuschend.
    (Ich sage jetzt nichts zum Preis, da sich sonst in der Folge wieder alle nur zum Preis äussern statt zum wichtigeren Inhalt.)

  • Lina Weber sagt:

    Und vor allen anderen: die MUMINS! Auch als Erwachsene liebe ich sie noch, die verspielte, anarchistische Kinderbuch-Grossfamilie!

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