Mompreneurs, vernetzt euch!

Mütter wagen vermehrt den Schritt in die Selbstständigkeit. (iStock)
Seit einigen Jahren hört und liest man immer häufiger von «Mompreneurs». Müttern, die sich beruflich selbstständig machen und zum «Entrepreneur» werden. Tatsächlich gibt es auch immer mehr von ihnen. Laut Startups.ch, dem «Spezialisten für Online-Firmengründungen», wurden letztes Jahr mehr als 41’000 neue Firmen ins Schweizer Handelsregister eingetragen. Bei Startups.ch selber war mehr als jeder vierte Firmengründer weiblich. Davon war jede Zweite eine Mutter, die sich nach der Babypause selbstständig gemacht hat.
Glaubt man den Medien, so gehen viele Mütter diesen Schritt aus dem Irrglauben heraus, dass sich Kind und Karriere in der Selbstständigkeit besser vereinbaren lassen. Mag sein, dass manche sich das vor der Firmengründung so rosig ausmalen. Ich glaube allerdings, dass die Mehrzahl der Mütter vielmehr die Möglichkeit reizt, etwas zu tun, das ihnen wirklich Spass macht. Denn als Teilzeiterin einen anspruchsvollen, spannenden Job zu finden, ist leider keineswegs selbstverständlich. Oft bekommen Teilzeit arbeitende wenig Verantwortung und können sich nicht um die grossen Projekte kümmern, weil man nicht ständig anwesend ist. Gründet man seine eigene Firma und wird seine eigene Chefin, sieht die Sache anders aus.
Zusätzlich gefördert wird der Mompreneur-Trend von der Digitalisierung. Heute kann sich jeder mit wenigen Klicks eine Website inklusive Shop einrichten und seine Dienste oder Angebote via Social Media bekannt machen. So lässt sich mit relativ kleinem Risiko und bescheidenen Mitteln ins Unternehmertum starten.
Ob die Firma dann wirklich durchstartet, ist die andere Frage. Doch auch hier hilft den Mompreneurs das Internet, mit Netzwerk-Plattformen wie zum Beispiel «Networking Moms» (NWM). Die Seite von Maura Rohner ist gerade erst aufgeschaltet worden. Sie soll Mompreneurs aus allen Bereichen miteinander verknüpfen. «Vor einigen Jahren habe ich mich als Neu-Unternehmerin abgestrampelt mit Dingen wie Handelsregister und Webstamp. Plötzlich habe ich mir gedacht, dass es da draussen sicher ganz vielen Müttern genau gleich geht», sagt Rohner. Also habe sie vor vier Jahren kurzerhand beschlossen, eine Facebook-Gruppe namens «(Net)Working Moms» zu gründen, um sich mit anderen Mompreneurs über Probleme auszutauschen und sich gegenseitig zu beraten.
Die Gruppe wurde regelrecht überrannt. Rohner musste die ursprünglich öffentliche Gemeinschaft bald in eine geschlossene umwandeln. Somit wurde die Anzahl Mitglieder begrenzt, «damit man sich überhaupt noch die Gesichter merken konnte, mit denen man netzwerken wollte», so Rohner. Vor zwei Wochen ist aus der Facebook-Gruppe die NWM-Plattform entstanden, die professionelle Weiterentwicklung der Ursprungsidee.
Unter dem Hashtag #nwmmembers tauschen sich die Mitglieder auch auf Instagram aus.
Wer auf der neuen Plattform mittun will, bezahlt einen monatlichen Mitgliederbeitrag. Dafür wird einem einiges geboten: Es gibt themenspezifische Foren und Gruppen wie die «Näherinnen», «Grafikerinnen» oder «Wordpress-User», in denen sich die Mompreneurs zu ihren Spezialthemen austauschen. Geplant ist zudem ein Nachschlagewerk, in dem gerade neue Mompreneurs Antworten auf Fragen wie «Was gehört in die AGB?» erhalten sollen. Und nicht zuletzt entstehen via NWM auch immer wieder Kooperationen. «Ich verkaufe meine Produkte mittlerweile in verschiedenen Läden und Webshops anderer Networking Moms», sagt etwa Petra Cordioli, die schon auf Facebook dabei war.
Obwohl sie teilweise in ähnlichen Bereichen tätig sind, ist von Konkurrenzdenken unter den Mitgliedern nicht viel zu spüren. «Schliesslich haben wir unsere Kunden alle woanders», sagt Nathalie Sassine-Hauptmann, ebenfalls seit Beginn Mitglied der Community. Sie schätzt neben den hilfreichen Tipps vor allem den sozialen Austausch mit anderen Mompreneurs. «Wir werden weder von berufstätigen Kinderlosen noch von Hausmamis verstanden. Deshalb ist es manchmal schön, mit anderen zu plaudern, die dasselbe erleben. Und dass wir das online tun können, ist genial, weil wir nicht wahnsinnig viel Zeit haben für ein Kaffeekränzli.»
Cordioli ergänzt, dass NWM sie auch immer wieder von neuem motiviere in ihrer Tätigkeit als Mompreneur. Die verschiedenen Mompreneur-Geschichten zu hören – einige davon übrigens wahre Erfolgsgeschichten, Lynn Lahusen und ihre Bakeria etwa –, sei extrem spannend und reisse einen mit: «Ganz nach dem Motto: Warum sollte ich das nicht auch schaffen?»
70 Kommentare zu «Mompreneurs, vernetzt euch!»
Spannende Diskussion, die Ihr da führt. Ich gebe den Skeptikern jetzt mal ein Gegenbeispiel: Ich bin auch eine dieser NWM’s und mein Mann gibt ab Dezember seinen (nicht allzu schlecht) bezahlten Job in der Finanzbranche auf, um in meiner vor drei Jahren gegründeten Firma einzusteigen. Womit zu beweisen war, dass man mit einer vermeintlichen „Hobby-Firma“ auch eine Familie ernähren kann… wir haben nämlich drei Kinder zu ernähren! By the way habe ich auch mit einem Online-Shop angefangen, der Dinge verkauft, die „Mann/Frau nicht braucht“…
Rund 75% aller selbständiger Unternehmen kommen nicht über die ersten 5 Jahre hinaus. Das betrifft also nicht nur Mompreneurs, sondern gleichermassen Gastrobetriebe, Autogaragen, Unternehmensberater.
Ich kennen viele (nicht nur Mütter) die mit einem Minigeschäft unverschämt tiefe Preise kalkulieren (z.B. an einem Pullover 10h stricken und ihn für 50.- verkaufen). Dies halte ich für sehr problematisch, da die UnternehmerInnen davon nicht leben können und vor allem, weil den seriös kalkulierenden Konkurrenten so das Geschäft vermiest wird. Deshalb fände ich es sinnvoller, wenn NWM (nebst Netzwerken) hauptsächlich Infos zu Preiskalkulation, Recht, Marketing und anderem (nur) für Kleinfirmen relevanten Themen anbietet. Die fachlichen Fähigkeiten (Nähen, Grafik…) bringen die Gründerinnen mit oder können sie in einer (nicht NWM) Weiterbildung vertiefen.
Allen die eine Firma gründen wollen, rate ich dringend von Anfang an mit einem fairen Stundenlohn (z.B. 50-100 Franken, ohne Administration) zu rechnen. Ausnahmen machen nur Sinn, bei Produkten wo die Entwicklung der Hauptaufwand ist, beispielsweise bei Software oder Musik. Der Monatliche Ertrag halte ich anfangs für zweitrangig (falls Hauptjob, PartnerIn oder Erspartes die Lebenskosten übernehmen können) . Lieber monatlich während 12h arbeiten (+8h im Büro) und nur 1000Fr verdienen, als Monatlich 200h arbeiten (+20h im Büro) und 3000Fr. verdienen.
Kluge Einsichten, Lea. Das Problem ist ja vielfach, dass die Arbeiten „nebenbei“ erstellt werden, weshalb man nicht einen vollen Stundenlohn rechnet. Zukunftsträchtig ist das aber nicht.
@Sportpapi: Danke. Wer hauptsächlich nebenbei arbeitet, kann Versuchsweise z.B. eine Stunde oder einen Tag ohne Ablenkung arbeiten und dies als Grundlage für die Berechnung eines angemessenen Preises nehmen.
PS: Ich vergass zu schreiben, dass ich unbezahlte Arbeit sehr wichtig finde. Und allen empfehle, die sich mit ihrem Hobby verwirklichen möchten, aber einen fairen Preis für unrealistisch halten (500.- für einen Pullover) oder solchen die aufs Geld nicht angewiesen sind, aber gerne einen Ausgleich hätten. Mühe habe ich ausschliesslich mit Unternehmen, die mit ihren unrealistisch tiefen Preisen, Konkurrenten das Geschäft zerstören.
wer seinem kind die notwendige aufmerksamkeit angedeihen lassen will, hat keine zeit um „mompreneur…..“ zu spielen. auch nicht als hobby.
Dafür hat man dann bereits ein Vor-Brevet für den Helikopter-Flug-Schein 😉
muss nicht sein. aufmerksamkeit beinhaltet ja nicht per se krampfhafte fürsorge.
Ah ja, ich vergass, sämtliche nicht-kinder-gebundene Zeit ist ausschliesslich Heim, Herd und dem Kraulen der ehemannschen Eier zu widmen…
Endlich wird auch im MB darüber geschrieben, was sich so tut im Entrepreneurship. Dass sich Frauen eher für ein Kleinstgeschäft interessieren als ein Konzern zu leiten, ist nicht von der Hand zu weisen. Sie haben es gerne persönlich und überschaubar, möchten den Aufwand mit dem Ertrag selber im Auge behalten dh haushälterisch mit dem Geld umgehen. Genau so wie es jede Haushaltsführung automatisch an sich hat.
Das heisst im Klartext: was Spass macht mit Gleichgesinnten teilen u dabei eigenes Einkommen gewährleisten auf längere Sicht. So gesehen kann ich das nur wärmstens empfehlen u es ist um ein Vielfaches mit Internet einfacher geworden, da meist kein Verkaufsladen mit Mieten/Präsenszeiten nötig ist. Go-on ladies! 😀
@Widerspenstige: Richtig, go-on, Ladies. Seid kreativ, innovativ!
Möchte ja nicht miesepetrig sein, aber:
1. gibt es wirklich so viele Möglichkeiten, ein Kleingeschäft zu eröffnen, Spass zu haben und dabei genügend eigenes Einkommen zu verdienen?
2. So leid es mir tut, aber für viele Tätigkeiten brauchts halt einfach grössere Organisationen. Strassen, Eisenbahnen werden nicht von Ein-Mann-Unternehmen geleitet, Anspruchsvolle Operationen im Spital auch nicht…
Und es ist halt schon so: Mehr Grösse = mehr Verantwortung = es ist halt auch manchmal unangenehm
Und vielen grossen Organisationen täte mehr weibliches Blut in der Führung gut.
Erstens ist es doch klischeehaft, gar sexistisch, Frauen per se zu unterstellen, lieber „im Kleinen“ wirken zu wollen und somit nicht fähig zu sein, grössere Strukturen leiten zu können. Zweitens hat das Internet manches zwar erleichtert, gleichzeitig aber auch den Konkurrenzdruck potenziert. Gerade weil jeder/jede mit einer Idee und einem Internetanschluss weltweit von Andorra bis Zimbabwe sich zum „Unternehmer“ aufschwingen kann, gleichzeitig die Internet-Ökonomie längst stark monopolisiert wurde, bleibt nicht viel Raum für selbsternannte Designerinnen und Co. Dass aus solchen Projekten mal ein selbsttragendes Business wird, ist darum sehr unwahrscheinlich..
und worin liegt die besondere leistung? früher eröffneten gelangweilte hausfrauen eine boutique, heute ist es web-shop meist mit dingen, die man nicht wirklich braucht. wäre das eine aktivität richtiger alleinerziehnder mütter, würde dem thema wohl kaum so viel beachtung geschenkt. es ist realtiv einfach mit netz und doppelten boden (auch einkommen des ehegatten genannt) sich auf einen selbstverwirklichungstrip zu begeben, bei dem es egal ist, ob was dabei rausspringt oder nicht.
Das kann ich so nicht bestätigen. Es gibt ziemlich viele alleinerziehende Unternehmerinnen!
die „besondere leistung“ liegt vielleicht UNTER ANDEREM darin, dass sich die Mutter nicht nur aufs Kinderhaben beschränken lässt, sondern sich auch noch auf etwas anderes konzentriert. macht selbständiger, macht zufriedener, hilft dem portemonnaie, und hilft auf lange sicht auf allen ebenen, um eine ausgeglichenere familie zu haben. man kann sich auch einen teilzeit job suchen, dann reicht das einkommen auch nicht, man kann sich die arbeit nicht frei einteilen, man kriegt nicht den gewünschten job, etc… es gibt viele gründe, sich selbständig zu machen.das heisst nicht, dass alle mütter nähen/basteln+verkaufen und der mann das (mit-)finanziert.
die andere leistung besteht darin, dass z. t. hoch ausgebildete frauen ihr fachwissen weitergeben. in der akademie (mindestens in naturwissenschaften) ist es meist nicht möglich, teilzeit zu arbeiten. als selbständige gebe ich mein fachwissen an die weiter, die es brauchen können. an der uni erhielte ich bestenfalls einen teilzeit job in der administration, was nicht meiner bildung und auch nicht meinen interessen entspricht. als wissenschaftlerin müsste ich weit mehr als 100% arbeiten, was mit meinem GUTEN job als mutter nicht vereinbar ist. selbständigkeit als beraterin, coach, etc. ist mMn ein sehr guter weg für akademikerinnen, die ihre kinder nicht der karriere opfern wollen.
ich habe genau dies getan, als mein erstes kind geboren wurde. habe mich aus der aktiven wissenschaft zurückgezogen und bin nun selbständig erwerbend (mittlerweile mit 2 kindern). es ist tatsächlich so, dass es anfangs nicht reicht, um ein vollständiges einkommen zu erzielen, aber das war auch nie mein ziel. mein ziel ist es, die grundsteine für ein unternehmen zu legen, damit ich später, wenn die kinder aus dem haus sind, eine basis habe, um weiter zu arbeiten. eine arbeit, die mich fordert und mir gefällt. sowas hätte ich als angestellte nicht gefunden. in frankreich werden solche unternehmen übrigens gefördert, man kriegt sogar eine bezahlte (!) babypause!
Soweit ich das beobachten kann, sind ein Grossteil dieser „Mompreneur“-Unternehmen eher ein Hobby, mit welchem sich im Idealfall ein kleiner Batzen verdienen lässt.
Aber sie sind nicht darauf ausgerichtet, ein Einkommen zu erzielen ähnlich wie im „normalen“ Arbeitsmarkt.
Oder liege ich da falsch? Lässt sich dazu etwas sagen, Frau Kuster?
Insofern sehe ich das ganze etwa sketpisch, da es ja doch wieder der Mann ist, der das Familieneinkommen erarbeitet….
Das scheint mir auch die offene Frage. Wobei die Antwort glaube ich auf der Hand liegt. Beim Beobachter-Artikel um Lynn Lahusen heisst es am Schluss: „Auch wenn die Arbeitstage sehr lang sind – und keine auf einen wirklich guten Stundenlohn kommt. «Doch das ist egal. Mir macht es einfach unglaublich Spass. Es fühlt sich meistens einfach gar nicht wie Arbeiten an»
Der Unterschied zu einem Sinn stiftenden Engagement im Sozialen ist dann nicht mehr so weit. Ich mag das den Frauen wirklich gönnen – der grosse Aufbruch, Übernahme wirtschaftlicher Verentwortung, ist es aber meistens eher nicht.
@Stevens, es gibt Gegenbeispiele, die Bakeria zum Beispiel ist mittlerweile sehr erfolgreich und verdient ganz bestimmt mehr als nur „en chline Batze“. Ich glaube aber auch, dass einige Mompreneur-Unternehmen „hobbymässig“ starten (so nach dem Motto „Ich versuche es einfach mal“) und erst mit der Zeit professioneller werden.
Thema Lohn: Das bringt die Selbständigkeit wohl einfach mit sich, dass man anfangs viel Arbeit und wenig Geld hat. Egal ob da ein Mann oder eine Frau dahinter steht.
Natürlich gibt es solche Beispiele, die äusserst erfolgreich sind (hoffentlich auch, sonst wäre der heutige Blog ziemlich überflüssig 🙂 )
Aber ich frag mich halt schon, wie viele von denen, die zB die (Net)Working Moms Gruppe „förmlich überrennen“ überhaupt das Ziel haben, Geld mit ihrer Arbeit verdienen wollen….
Versteh mich nicht falsch. Ich mag es jederfrau gönnen, das Wagnis „Selbstständigkeit“ ohne existensängste in Angriff nehmen kann.
Aber ob es nicht wertvoller wäre, wie Sportpapi schreibt, eine sinnstiftende ehrenamtliche Tätigkeit auszuüben, als in einem angeblichen Kleinunternehmen vor sich hin zu werkeln?
Ich frage mich in diesem Kontext, ob Wert- oder vielmehr ‚Leistungsbezifferung‘ so wahnsinnig relevant ist und, entsprechend, weshalb man ehrenamtliche gegen ‚kreative‘ Tätigkeiten ausspielen müsste… Kann es nicht auch genügen, wenn eine Mutter Kinder grosszieht, nebenbei für einen persönlichen Ausgleich (egal in welcher ‚Form‘) sorgt, ohne dass dabei gleich ein ’substanzieller‘ Batzen für die Familienkasse herausspringen müsste? Natürlich stellt sich dann die Frage, inwiefern es um eigentlichen ‚Unternehmensgeist‘ geht, und ob frau sich wirklich als ‚Unternehmerin‘ bezeichnen will – aber legitim ist es in meinen Augen allemal, das zu tun, woran man Freude hat.
Selbstredend in Absprache mit dem Partner, der eine solche ‚Unternehmung‘ oft in der einen oder anderen Weise mitträgt und allenfalls auch ‚quersubventioniert‘. Aber immer alles auf einen bezifferbaren numerischen ‚Nenner‘ runterbrechen zu wollen, oder umgekehrt in einen ‚Businesskontext‘ zu bringen, halte ich für verfehlt. Die Binsenweisheit, dass Geld (allein) nicht alles im Leben ist, trifft am Ende eben doch zu. Doch klar: wenn man in der eigenen, selbstgeschaffenen ‚Nische‘ (eines Tages) auch noch erfolgreich sein sollte, ist das ein mehr als nur schönes i-Tüpfelchen.
Nur denke ich nicht, dass es die Tätigkeit als solche – welche auch immer es ist – per se ‚wertvoller‘ macht.
@mila: Jede Frau, jede Familie soll sich so organisieren, soll das machen, wie es in der Situation das richitige ist.
Und ich möchte auch nichts gegeneinander ausspielen.
Es geht mir einfach darum, dass das ganze richtig eingeordnet wird.
Und so wie ich es einschätze ist es so, dass aus diesen Kleinunternehmen sehr viel Kreatives und Tolles entsteht. Aber nicht Dinge, womit sich viel Geld verdienen lässt, so dass halt doch noch das Einkommen dass Manns nötig ist, um Wohnungsmiete und Rechnungen zu bezahlen.
Und vielleicht ist das ganze eher kontraproduktiv. Dadurch, dass Mütter nicht auf den Arbeitsmarkt drängen, müssen sie auch nichts ändern….
@JK: „Thema Lohn: Das bringt die Selbständigkeit wohl einfach mit sich, dass man anfangs viel Arbeit und wenig Geld hat.“ Klar. Und insofern hat eine Mutter allenfalls sogar einen Startvorteil, da sie vielfach nicht eine Familie ernähren muss. Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen einem Unternehmen, das schon von der Anlage her nie viel abwerfen kann, und einem, das mit etwas Glück nach ein paar Jahren durchstarten kann.
„Und vielleicht ist das ganze eher kontraproduktiv. Dadurch, dass Mütter nicht auf den Arbeitsmarkt drängen, müssen sie auch nichts ändern….“ Ich gebe zu, ich habe auch schon ähnlicher gedacht wie Sie, in derselben Argumentation. Und frage mich heute, ob es wirklich Aufgabe der Frauen/Mütter ist, den Arbeitsmarkt zu ändern. Sich ihm zu entziehen, respektive etwas anderes zu versuchen, ist eine ebenso legitime Lösung. Ich sehe das nur schon bei mir selbst, respektive beim Thema ‚Frauen im (höheren) Kader/in der Führung‘: wäre ich (noch) bereit, das aufzuwenden – an Zeit, Engagement, und (Mehr-)Leistung – um es an die ‚Spitze‘ zu bringen?
Früher hätte ich allemal gesagt: aber ja doch, bring it on. Angesichts der nach wie vor herrschenden arbeitsweltlichen wie sozioökonomischen Rahmenbedingungen, aber auch aufgrund von eigener (fortschreitender) Lebenserfahrung, ist mittlerweile jedoch definitiv anderes an prioritäre Stelle(n) gerückt. Und zwar ganz ohne jedes schlechte Gewissen, respektive dem Gefühl, die ‚Sache der Frau(en)‘ zu verraten, wenn ich mich nicht mehr primär als ‚wertvolle Leistungsträgerin‘ (oder wahlweise als für die Wirtschaft möglichst flexibel einsatzbare ‚humane Ressource‘) definiere.
Hierher:
Entsprechend würde ich auch sagen: Wenn wir bestimmte Aspekte der Wirtschaft oder der Arbeitswelt ändern wollen, liegt es an uns allen – Frauen wie Männern. Denn persönlich glaube ich nicht, dass bestimmte ‚Exzesse‘ der gegenwärtigen Work-Life-Unbalance (irgend-)einem gesunden Individuum gut tun, welches neben dem Arbeits- auch noch ein Privat- oder Familienleben hat, das er/sie angemessen ‚pflegen‘ will.
@mila: Wir haben noch nie so wenig gearbeitet wie jetzt. Stress gibt es nur dadurch, dass man die freie Zeit, die man jetzt hat, auch nutzen will. Work-Life Balance gabs früher nicht. Man war einfach damit beschäftigt, irgendwie „durchzukommen“.
Insofern ist doch alles gut. Wir haben die Wahl. Wir können selbst entscheiden, wie viel Zeit wir für den Job aufwenden möchten und wieviel für Familie/Freizeit.
Aber de füfer, s weggli und d Bäckersfrau, das geht nicht und wird niemals gehen
Und noch etwas zum Thema. Zwar schon etwas älter, aber trotzdem spannend, wie ich finde: „Eine Studie des amerikanischen Forschungszentrums Center for Women’s Business Research aus dem Jahr 2006 belegt, dass die von Frauen geführten Ein-Personen-Unternehmen in den USA eine doppelt so hohe Wachstumsrate aufweisen wie die amerikanischen Firmen im Durchschnitt.“ (http://www.kmu.admin.ch/aktuell/00513/00514/00517/index.html?lang=de)
Antwort auf JK 23. November 2015 um 09:54
Logisch, die Wachstumsraten sind am Anfang immer grösser, als bei Strukturen, die bereits im Gleichgewicht sind. Beim Menschen ist das auch nicht anders.
Es liegt auf der Hand, dass man nicht gleich an die Börse geht, wenn man stillend oder windelwechselnd sich selbständig macht.
Jedoch ist als erstes einfach mal das „Tun“! Das JA, ich mach es und geh raus damit. Denn da ist viel Zeit und nebst dem Baby-schaukeln und das Verlangen nach Aktivieren der Hirnzellen ist immens.
Wieder wirtschaftlich denken, andere Themen besprechen – da geht es am Tag 1 nicht in erster Linie, die grosse Kohle zu machen. Sondern um die Idee und das Go und Hopp!
Teil. 2
Aber ja, ich kenne auch Mamis die sagen, dass sie für ihr aufwändig genähtes Kleidchen nur es Batzeli is Kässeli vom Chindli wünschen.
Was a) nicht nur drastisch den Markt versaut sondern b) eben genau dieses Bild von Hobby hängenbleibt.
Da ist noch viel Aufklärung notwendig. Frauen und ihre Preise – das haben wir noch längst nicht verstanden.
@Maura: Andererseits lässt sich vielleicht Manches dann aber auch nicht absetzen, wenn ein realistischer Preis verlangt wird. Das ist ja gerade die Krux.
@SP: Das hängt stark von der Qualität des Produkts ab. Und vom Kundensegment, das man ansprechen möchte. Will man also tatsächlich ‚erfolgreich‘ sein, kommt man um eine sorgfältige Planung solcher Aspekte, sowie eine ehrliche Einschätzung der eigenen ‚Fertigkeiten‘, nicht umhin. Wie auch, allgemeiner noch, nicht um ein gutes Konzept.
Auch glaube, man könnte auch einen Vorteil darin sehen: solche Unternehmen wachsen sehr langsam und laufen somit nicht (oder weniger) Gefahr laufen, sich unnötig aufzublasen und im Konkurs zu enden… (ist -glaubs- auch statistisch unterlegt…)
@ Stevens
Sie haben teilweise recht, insbesondere auch was das Finanzieren des Mannes anbelangt. Allerdings kenne ich einige dieser Mompreneurs und immer wieder fallen mir zwei Dinge auf, bei denen ich dann den Kopf schüttle:
1. Ist die Frau trotz des Unternehmens weiterhin zu beinahe 100% für die Kinder und den Haushalt zuständig, d.h. sie macht es tatsächlich „nebenbei“.
2. Der Mann steht häufig insofern dahinter, als es eben sein Leben nicht belastet, er sie also zu Hause nicht entlasten muss. Ansonsten macht er sein Veto geltend.
Da finde ich dann den Vorwurf, es sei nicht gewinnbringend nicht sehr fair. Und immer und immer wieder: Gleichberechtigung beginnt zu Hause!
@13:
Ich glaube die Sache ist ganz einfach:
Reduziert der Mann sein Pensum, entsteht eine finanzielle Lücke, die schnell über tausend Franken pro Monat betragen kann.
Und die wenigsten Familien können/wollen sich so einen Ausfall einfach leisten…
Insofern bleibt der Mompreneurin zuerst mal nichts anderes übrig, als es „Nebenbei“ zu machen.
Und wenn das Unternehmen so läuft, dass der Mann reduzieren kann, ja dann beginnen die altbekannten Diskussionen…
Und ja, dann müssen wir Männer uns halt schon auch mal zurücknehmen, das stimmt.
@ Stevens
Wieviele Männer kennen Sie, die neben Vollzeit-Kinderbetreuung und Haushalt noch ein rentables Geschäft aufziehen? Ich kenne keinen. Diejenigen, die ein solches Geschäft aufziehen, haben zu Hause jemanden, der ihnen den Rücken frei hält.
Und darum geht es eben: Will man es, braucht es Ressourcen, finanziell und zeitlich. Entscheidet sich die Familie (also beide!) dazu, so müssen auch beide etwas reinstecken. Sagt man nein, es soll nur so hobbymässig nebendran laufen, dann können Sie nicht mit dem Vorwurf kommen, es sei nicht gewinnbringend.
@13: Väter, die eine eigene Firma starten, stehen unter einem enormen Druck. Deshalb machen sie es vielfach zunächst auch nebenbei (nämlich neben der Anstellung, die die Familie ernährt). Oder sie nehmen bereits einen Kundenstamm mit und wissen, dass sie ein gewisses Grundeinkommen generieren können.
Wenn nun eine Mutter selbstständig arbeitet wird vermutlich der Vater auch mehr anpacken müssen zu Hause – wie wenn sie einen Job annimmt. Allerdings wäre es sicher motivierend, wenn der Businessplan dereinst ein angemessenes Einkommen vorsieht.
@ SP
„Allerdings wäre es sicher motivierend, wenn der Businessplan dereinst ein angemessenes Einkommen vorsieht.“
Absolut einverstanden. Dass das bei den Frauen nicht der Fall ist, ist jetzt eine Interpretation oder haben Sie Studien dazu. Und doch muss es eben von beiden getragen werden. Sie sagen, der Vater, der sich selbständig machen will, wird das anfangs neben seinem Job tun. Mag sein, d.h. aber auch dass er noch mehr weg ist und die Frau zu Hause noch mehr eingespannt ist. Sie trägt es da mit. Umgekehrt sehe ich dieses Mittragen oftmals nicht und dass es da schwer ist, auf das angemessene Einkommen zu kommen, erscheint mir logisch.
@13: Das ist eine Interpertation. Und ich fühle mich hier eher bestätigt: http://www.beobachter.ch/kmu/kmu-artikel/artikel/selbstaendigkeit_firma-gruenden-clever-angestellt/
@ SP
Danke für den link zum Artikel (warum Ihr Kommentar nun wieder weg ist, werden wir wohl nie erfahren). Aber darin finde ich nirgends, dass der Businesspläne der Frauen/Mütter grundsätzlich unrealistischer wären als diejenigen der Männer/Väter. Dafür lese ich das:
„Sie betont, dass Frauen mit Familie von der Belastung her eine völlig andere Ausgangslage haben als Männer. Wichtig für den Erfolg sei deshalb auch die Unterstützung im persönlichen Umfeld.“ und fühle mich bestätigt…
Seite 2: „Die Kehrseite: Rund 30 Prozent der Unternehmerinnen verdienen nach eigenen Aussagen «viel weniger» als zuvor als Angestellte, und der Lohn, den sie sich im Durchschnitt selber auszahlen, liegt um einen Drittel tiefer als jener der Männer. «Frauen werten Motivation und Unabhängigkeit oft höher als Gewinn und Prestige», bemerkt Expertin Anita Fetz dazu. Gleichzeitig warnt sie: «Wenn man nach einem Jahr nicht von der Selbständigkeit leben kann, läuft man Gefahr, sich selbst auszubeuten.» „
@Stevens: Wo Sie falsch liegen? Eigentlich ist Ihr ganzer Kommentar falsch. Die meisten Unternehmen von Müttern sind eben kein «Hobby». Für mich z. B. war es aus verschiedenen Gründen notwendig, mich selbständig zu machen. Heute, nach sieben Jahren, geht es meiner AG sehr gut, ich mache gute Geschäfte in der Schweiz, den US und einigen EU-Ländern, und gerade letzte Woche habe ich neue Leute angestellt. Aber sorry, Stevens, ich kann Ihnen jetzt nicht mehr Aufmerksamkeit widmen, ich muss mich um den Laden kümmern.
Ich habe dasselbe gedacht über Stevens‘ Kommentare, Valentina! Hier im MB kommt es viel zu selten vor, dass sich erfolgreiche selbständige Unternehmerinnen zu Wort melden und so den stevenschen Vorurteilen aus genannten Gründen (Zeitdruck!) entgegen setzen! Aber genau das braucht mehr Beachtung: Statements für mehr Selbstständigkeit auch im grösseren Rahmen bis zur eigenen AG mit Angestellten. Ich weiss, was das heisst und schätze den Kundenkontakt mit verschiedensten Menschen aus verschiedensten Berufs-/Lebensarten. Eine einzige Bereicherung neben dem Familienleben.
@WS; Aber die Vorurteile sind doch nicht widerlegt, oder? Selbst im Beobachter-Artikel steht der Hinweis, dass diese selbstständigen Unternehmerinnen sich nur selten einen ensprechenden Stundenlohn auszahlen können. Müssen sie ja auch nicht zwingend. Aber damit wird es eben mehr Hobby als Business.
@ihr beiden:
Über meine bessere Hälfte sehe ich ein bisschen, was da via Facebook etc… abläuft.
Viele Mütter, die zB selbstgenähtes verkaufen, wunderschöne Backwaren. Tolle Sachen.
Aber eben – es ist Hobby.
Ob das die ganze Wahrheit ist? Hab ich nicht behauptet…
Dass es viele Gegenbeispiele gibt. Überzeugt.
Und ja, auch ich würde mich riesig über Berichte von erfolgreichen Unternehmerinnen freuen.
Denn der Wiedereinstieg von Frauen ins Berufsleben ist ein Problem, siehe auch hier:
http://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/43537/weiterbildung-das-geschaeft-der-muetter/
Hmmmmm stevens, drückt da ein bisschen Neid durch, da es diesen Damen gelingt, ihr Hobby zum Beruf zu machen?!?
😉
😉
😉
@tststs:
Ja, es ist natürlich immer das einfachste, und passt irgendwie immer, jemandem Neid vorzuwerfen.
Aber: Nein.
Ich gratuliere allen, die ihren Weg gefunden haben und damit glücklich sind.
Ich bin auch so einer.
@ Stevens
Kennen Sie denn auch die FB-Gruppe NWM? Ich bin nicht selbständig, kenne sie aber und habe öfters reingelesen. Und glauben Sie mir, da gibt es beides. Sehr erfolgreiche Frauen und solche, die es nur als Hobby machen WOLLEN und damit leider oft den anderen schaden. Und genau die Anerkennung bei der „besseren Hälfte“ oder die Zeit neben den Kindern zu finden, ist ein Hauptthema. Oftmals sind es nicht die nicht rentablen Ideen, wie Sie vermuten, sondern schlicht die zeitlichen Ressourcen, wenn es Frauen sind, die sich dreiteilen sollen.
@13: Ich versteh nicht ganz, was sie an meinen Kommentaren stört…
Mir geht es doch ganz alleine darum, dass das ganze irgendwo richtig eingeordnet wird. Nämlich, dass nur ein gewisser Anteil dieser Mompreneurs ihr Unternehmen so betreiben, dass daraus ein relevantes Einkommen resultiert.
Aber muss es ja auch nicht! Geld ist nicht alles.
Klar gib es finanziell erfolgreiche Mütter-Startups. Es gibt aber auch sehr viele, die ihr kleines Unternehmen mehr Hobbymässig betreiben.
Beides ist doch in Ordnung. Und da werden ja auch die tollsten Dinge hergestellt, geteilt, diskutiert etc…
das ist unterm strich sogar nicht selten eher eine art tauschkreis: mütter, die ihre hobbymässig hergestellten produkte an mütter verkaufen, die ihre hobbymässig hergestellten produkte verkaufen. es gibt auch märkte in der art
Entsprechend würde ich auch sagen: Wenn wir bestimmte Aspekte der Wirtschaft oder der Arbeitswelt ändern wollen, liegt es an uns allen – Frauen wie Männern. Denn persönlich glaube ich nicht, dass bestimmte ‚Exzesse‘ der gegenwärtigen Work-Life-Unbalance (irgend-)einem gesunden Individuum gut tun, welches neben dem Arbeits- auch noch ein Privat- oder Familienleben hat, das er/sie angemessen ‚pflegen‘ will.
Es mag sein, dass viele keine grossen Löhne haben, zumindest anfangs. Dafür sind die meisten weiterhin für die Kids da, so dass Papa weitermachen kann wie bisher. Hauptsache es stimmt für beide. Mein eigenes Unternehmen macht Spass UND wirft ab. Der Plan ist gar, dass wir beide mal nur noch für webook.ch arbeiten! Es ist schlicht eine Unterstellung, dass Mütter nur ein Hobby betrieben… Bei Vätern wäre das kein Thema oder?
„Es ist schlicht eine Unterstellung, dass Mütter nur ein Hobby betrieben… Bei Vätern wäre das kein Thema oder?“ Es ist keine Unterstellung, wenn man nachfragt. Und feststellt, dass dies offenbar bei vielen Müttern so ist. Oder mindestens teilweise so ist. Und es stimmt, bei Vätern ist das kein Thema.
Aber warum fühlen Sie sich so angegriffen? Sie sind ja offensichtlich auf einem anderen Weg.
Nur so nebenbei bemerkt: Ich kenne eine Physiotherapeutin, die sich während der Baby- und Kleinkindjahre ihrer Kinder in einer bestimmten Therapierichtung weitergebildet hat und nun sehr erfolgreich ein selbständiges Kleinunternehmen in diesem Bereich führt. Ist das nun noch ‚ehrenhaft‘, oder zu ‚geschäftssinnig‘? In jedem Fall ist sie von langen Spitaltagen unabhängig, und kann sich als ihre ‚eigene Herrin‘ die Therapiestunden frei einteilen – besser kann man (frau) es sich in meinen Augen nicht einrichten.
Klug.
Hmm, eigentlich war das eine Antwort auf einen Kommentar von ML, der zwischenzeitlich verschwunden ist…
Und meine Antwort war auf milas Aussage gedacht.
Ganz nebenbei bemerkt: seit letzter Woche verschwinden hier wieder Posts im Nirvana, sogar schon erschienene scheinen jetzt also auch mysteriöserweise plötzlich weg zu sein – das macht wirklich keinen Spass!
Und die Kommentieren-Funktion geht auch nicht……
Mein Ausgangskommentar war wohl zu treffend, um an der Spitze der Liste stehen zu bleiben.
Eine Physiotherapie- oder Arztpraxis ist kein Unternehmen. Es muss das zugrunde liegende Bedürfnis nicht erst schaffen und durch Werbung künstlich am Leben halten, wie z.B. ein Kosmetiksalon oder ein Fitnesscenter.
versteh ich jetzt nicht so ganz. Kannst du mir das nochmals erklären? Was ist denn eine Physiotherapiepraxis, wenn kein Unternehmen?
@Maura 23. November 2015 um 11:16
Eine Physiotherapiepraxis erfüllt eine hoheitliche Aufgabe, also eine, die in der Verfassung (Gesundheitsschutz) vorgegeben ist. Ein Kosmetiksalon macht das nicht.
Es gibt Berufe vom Typ Kaufmann und solche vom Typ Polizist. Ärzte, Pfleger, Physiotherapeutinnen sind ‚Gesundheitspolizisten‘, keine Kaufleute und führen deshalb keine Unternehmen, sondern das Pendant von Polizeistationen oder Ämtern.
Natürlich ist es ein Design- Fehler, wenn hoheitliche Aufgaben an Private delegiert werden, aber in wenigen Staaten mit kapitalistischer Hochkultur zieht man dies vor. Das verschwindet wieder, demnächst.
Das Bedürfnis nach (körperlicher) Schönheit muss auch nicht künstlich geschaffen werden (wenngleich es aktuell künstlich über-fördert wird). Als Mann werden Sie es vermutlich nie nachvollziehen können, dass es einer Frau (oder einem Mann) genuin Freude bereiten kann, andere zu ‚verschönern‘ und somit einen Beitrag an deren Wohlbefinden ‚zu leisten‘ – das gilt für Modedesigner wie Näherinnen, Kosmetikerinnen wie Coiffeure. Eine treue (Stamm-)Kundschaft erhält sich, bei wem diese Freude im Berufsalltag ‚durchdrückt‘ – die reinen Profiteure sind Konjunkturschwankungen unterworfen. Und ja: ich habe auch schon mal mehrere hundert Franken in einem Kleidergeschäft liegen lassen,
in dem ich mich gut und vor allem individuell beraten gefühlt habe. Für mich sind solche Ladenbesitzer/innen insofern ‚Unternehmer‘ im besten (und kundenfreundlichsten) Sinn.
Sollte übrigens an ML, 10.20 h gehen.