Wenn Kinder plötzlich verschwinden
Ein Gastbeitrag von Regula Portillo*

Trotz aller Mahnungen: Kinder gehen bereitwilliger mit Fremden mit, als uns lieb ist. Foto: iheitlager/Flickr
Während mehrerer Wochen hing die Vermisstenmeldung des sechsjährigen Elias in jedem Geschäft Frankfurts, an allen Bushaltestellen – überall. Darauf zu sehen war das Bild eines fröhlichen Jungen, darunter einige Worte zum Sachverhalt und die dringende Bitte, sich bei Hinweisen zum Verbleib des Kindes umgehend bei der Polizei zu melden. Dass die europaweite Suchaktion mit dem Fund von Elias‘ Leiche ein schreckliches Ende genommen hat, ist aus den Medien traurigerweise bekannt.
Auch bei uns zu Hause war Elias oft ein Thema. Unsere beiden Kinder sind seit neustem im lesefähigen Alter, das heisst, sie haben sehr genau verstanden, worum es bei diesem Suchaufruf ging. Dass der Zettel inzwischen abgehängt wurde, ist ihnen bisher nicht aufgefallen – doch es ist bloss eine Frage der Zeit, bis sie es merken und mich darauf ansprechen werden. Bis es so weit ist, denke ich darüber nach, wie und was ich ihnen in dem Moment sagen werde.
Denn dass ein Kind plötzlich verschwinden kann, hat sie sehr beschäftigt, so sehr, dass sie auf einmal Angst bekommen haben, Dinge zu tun, die sie früher mit einer grossen Selbstverständlichkeit getan haben. Im Restaurant gingen sie nicht mehr allein auf die Toilette, wollten nicht selber Brot einkaufen beim Bäcker, und wenn ich schon mal ein paar Schritte vorausging, baten sie mich, bei ihnen zu bleiben. Warum? Weil sie wie Elias verschwinden könnten.
Ich versuchte zu entschärfen: «Habt keine Angst, da passiert schon nichts.» Fügte dann aber doch hin und wieder an, dass sie mit niemandem mitgehen, in kein fremdes Auto steigen dürften, niemals. Dass sie immer Nein sagen und laut schreien sollten, wenn sie sich von jemandem belästigt fühlten. Oder wenn ihnen jemand, den sie nicht kennen würden, Versprechungen machen sollte.
Doch eine Garantie für das Verhalten unserer Kinder haben wir nicht, zumal sie sich in einer solchen Situation ja wahrscheinlich zuerst weder belästigt noch bedroht fühlen – die Gefahr als eine solche zu erkennen, ist nicht leicht.
So gibt es zahlreiche Studien und Versuchsanordnungen, die belegen, dass die meisten Kinder sehr wohl mit Fremden mitgehen, wenn sie von diesen freundlich angeredet und mit dem richtigen Versprechen verführt werden – deshalb drängt sich auch die Frage auf, ob unsere Ermahnungen diesbezüglich überhaupt zu etwas nütze sind oder die Kinder primär nur einschüchtern und in ihrer Selbstsicherheit beeinträchtigen.
Für mich ist es eine Gratwanderung. Denn einerseits muss ich die Kinder auf dieses Szenario (in der Hoffnung, es möge niemals eintreten) vorbereiten, aber andererseits möchte ich nicht, dass sie sich vor fremden Menschen fürchten und überall Gefahren wittern. Schliesslich ermuntere ich sie in anderen Situationen ja auch dazu, Erwachsene anzusprechen und um Hilfe zu bitten.
Die Schule unserer Söhne hat jüngst alle Schüler und Eltern darüber in Kenntnis gesetzt, dass Schülerinnen und Schüler, die 30 Minuten nach Schulbeginn unentschuldigt nicht aufgetaucht und deren Eltern telefonisch nicht erreichbar seien, direkt bei der Polizei gemeldet würden. Da habe ich mich schon gefragt, ob es nicht genügt hätte, nur die Erwachsenen über diese neue Regelung zu informieren. Weil ich fand, dass den Kindern unnötig Angst gemacht wird. Andersherum ist aber auch das Gegenteil naheliegend und von der Schule bestimmt so beabsichtigt, nämlich dass es den Kindern Sicherheit gibt zu wissen, dass sofort nach ihnen gesucht werden würde, falls sie mal nicht erscheinen sollten. Vielleicht hält es das eine oder andere Kind auch dazu an, auf dem Schulweg nicht zu trödeln (wobei da das Druckmittel «Polizei» wiederum etwas fragwürdig wäre).
So sehr wir es uns auch anders wünschen – es geschehen Dinge um uns herum, die niemals geschehen dürften, Dinge, die unser Grundvertrauen in die Gesellschaft für einen Moment infrage stellen und erschüttern.
*Regula Portillo studierte Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Freiburg. Vor, während und nach dem Studium verbrachte sie mehrere Jahre in Norwegen, Nicaragua und Mexiko. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Frankfurt am Main und arbeitet als freie Texterin und Autorin.
107 Kommentare zu «Wenn Kinder plötzlich verschwinden»
natürlich bin ich auch nicht damit einverstanden, dass selbstverständlich bei naturkatastrophen und kriegen massiv mehr kinder verschwinden als wegen entführungungen….
ich war sprachlos bis jetzt. eigentlich bin ichs noch. was wohl in ihrem kopf vorgeht? man braucht weder gebildet zu sein noch intelligent, da reicht es, sich kurz über verhältnismässigkeit gedanken zu machen. die menge „böse menschen“ neben der summe von „krieg+naturkatastrophe“ höher einzuschätzen, ähm…. ja eben, ich bin sprachlos
Und wieder haben Sie etwas komplett falsch verstanden, tina. Oder etwas falsch verstanden wollen? Es geht und ging mir nie um body count, wenn Sie darauf anspielen. Ich bin einzig und allein mit Ihrer ureigenen Aussage nicht einverstanden, die besagt, dass an anderen Orten nicht mehr Menschen entführt werden als bei uns. Dies ist nachweislich falsch.
Vielleicht sollten Sie den Thread nochmals durchlesen und sich selber dabei reflektieren bevor Sie sich in demonstrativ-sprachloser Betroffenheit suhlen und mir gleichzeitig Dinge unterstellen die ich so nie geäussert habe.
ja gleichfalls
das galt der meldung von martin frey vom 9.12., 18:53. und ich muss korrigieren.
„böse menschen“ muss durch „nicht überführte kindsentführer“ ersetzt werden. und natürlich ist mit „menge“ nicht die anzahl naturkatastrophen gemeint sondern die verschwundenen kinder….ächz
Dann versuchen Sie es bitte nochmals, auf dass Ihren Post auch einen Sinn ergibt, der offensichtlich dann in Ihrem Sinn ist. Ansonsten ist das ein bisschen zuviel Kaffeesatzlesen für meinen Geschmack.
ja das war jetzt peinlich konfus zusammengetextet, zugegeben, ich regte mich ja auch fürchterlich auf. verstanden haben Sie mich allerdings offenbar nämlich trotzdem. und als kaffeesatzleser können Sie sich selber betiteln, wenn ich nochmals dran erinnern darf, dass ich diejenige mit den gelieferten fakten war bei diesem thema, und Sie der emotional gesteuerte
Nur habe ich das nie gesagt was Sie mir unterstellten, tina. Sie können mich gerne für emotional gesteuert halten, vielleicht bin ich das ja auch. 😉 Aber ich mag es einfach nicht, wenn mir Aussagen in den Mund gelegt werden die ich nicht gemacht habe.
Nochmals: Es waren Sie die behauptet haben, dass in anderen Ländern nicht mehr Menschen entführt werden als bei uns. In dem Zusammenhang haben Sie den kausalen Kontext zu Tsunamis, Naturkatastrophen und Kriegen erstellt der meines Erachtens etwas gewagt ist.
Aber selbstverständlich kommen sehr viel mehr Kinder und Erwachsene durch Tsunamis, Naturkatastrophen und Kriege zu Schaden als durch Entführungen allein. Einfach um dies nochmals von meiner Seite klar zu stellen, da ich mich anscheinend auch nicht restlos klar ausgedrückt habe.
In vielen Ländern dieser Erde verschwinden immer wieder Kinder, sie werden entführt auf der Strasse. Wir gehen oft nach China und auch da ist es so, dass man Kinder nie alleine lassen darf, man sieht auch keine Kinder draussen spielen oder auf einem Spielplatz. Die eigenen Kinder immer fest an der Hand, auch beim Einkaufen etc. nicht frei laufen lassen und immer die Übersicht bewahren was rundherum geht. Jungs bringen auf dem Markt mehr ein als Mädels und es verschwinden Tausende jedes Jahr !
Ich kenne mich in China nicht aus, nehme aber an, dass man bei so vielen Einzelkindern noch vorsichtiger ist als bei uns.
Aber woher haben Sie die Information, dass Tausende verschwinden und dass Jungs mehr bringen auf dem „Markt“? Was ist das für ein Markt? Was geschieht mit den Kindern? China hat ja ziemlich rigide Behörden, da wird es nicht leicht sein, die Kinder anderswo unter falschem Namen zu registrieren.
In Deutschland werden jedes Jahr offenbar mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche als vermisst gemeldet. Weltweit, schätzt man, verschwinden rund 8 Mio. Kinder pro Jahr. Davon tauchen glücklichweise die meisten irgendwann wieder auf, insbesondere in entwickelten Ländern sind das weit über 90%.
Aber auch wenn „nur“ 3% wie in D nicht wieder auftauchen sind das mehrere Tausend/Jahr. Viele werden sicherlich von irgendwelchen Angehörigen entführt. Trotzdem handelt es sich angesichts der Zahlen nicht um peanuts, meine ich.
zwischen von fremden entführt werden und verschwinden ist aber schon ein grosser unterschied. ich bin als teenager nicht selten verschwunden…
es seien über 99%, die wieder auftauchen. in schweiz bleiben jährlich 200 menschen verschwunden, aber das sind natürlich hauptsächlich nicht kinder. oft verschwinden ältere menschen. häufig sind unfälle, auch nicht selten bergunfälle. manche menschen tauchen offenbar einfach unter und wollen nicht gefunden werden. und manche begehen suizid.
ich finde auch hier wieder nicht hilfreich, wenn mit riesen zahlen hantiert wird, um sie gleich anschliessend um 99% zu reduzieren. ich hoffe, der grund ist nur eine art winterblues.
http://www.kapo.zh.ch/internet/sicherheitsdirektion/kapo/de/aktuell/vermisst.html
im laufenden jahr sind im kanton zürich 3 personen vermisst gemeldet. von den 13 seit 2004 nicht wieder aufgetauchten personen ist der bei weitem jüngste 19 jahre alt. kein einziges kind
Habe bis dato noch keinen winterblues, dafür war der November entgegen meinen üblichen Befürchtungen zu schön. 🙂
Die Gründe für das Verschwinden sind oft harmloser respektive anderer Natur, wie bereits erwähnt. Das andere kommt aber doch auch vor und dürfte weltweit sogar prozentual häufiger sein als bei uns. Spontan fallen mir auch zwei Fälle ein die mir aus der Schweiz persönlich bekannt sind. Kann sein dass die Autorin auch durch ihren Auslandsaufenthalt geprägt ist da derartige Dinge dort häufiger vorkommen wo sie gelebt hat.
ja in anderen regionen der welt passieren auch überschwemmungen, erdbeben und es gibt kriege.
ich habe gerade eine schweizer webseite mit vermisst gemeldeten kindern gefunden. wenn es keine jugendlichen sind, die meisten 16jährig, sondern kinder, dann fällt leider auf, dass es entweder elternteile sind, die mit ihren kindern verschwanden oder – und das ist unglaublich traurig – die kinder verschwanden bei der flucht, als das boot mit sank auf dem mittelmeer :(.
ich meinte, naturkatastrophen und kriege sind natürlich die ursachen davon, dass sehr sehr viele menschen verschwinden. da wir das hierzulande nicht haben (naturkatastrophen ja schon, aber niemals in so einem ausmass wie anderswo die erde bebt oder es tsunamis gibt), verschwinden allein deswegen hier massiv weniger menschen. und damit auch kinder, natürlich. und nicht etwa weil andernorts mehr entführungen vorkommen
„und damit auch kinder, natürlich. und nicht etwa weil andernorts mehr entführungen vorkommen.“
Da bin ich überhaupt nicht einverstanden. Es gibt viele Länder, in denen es wie gesagt bedeutend mehr Entführungen gibt als bei uns, sowohl von Kindern wie auch von Erwachsenen. Die Gründe haben weniger mit Naturkatastrophen als mit anderen Umständen zu tun. Nehmen wir Indien als Beispiel: dort werden mehr als 90 000 Kinder jedes Jahr als vermisst gemeldet; mehr als 34 000 werden nie gefunden. Offenbar werden viele der verschwundenen Kinder von Menschenhändlern zum Betteln gezwungen oder als Kindersklaven verkauft.
Ist eigentlich eine Frage der sozialen Kontrolle. Hier ist die Welt zu kleinräumig, als dass einer ein Kind einfach so abservieren könnte. Aber das widerspricht natürlich dem gäbigen urbanen, sozialkompetenten, multikulturellen, weltoffenen, schicken Lebensstil der linken Elite des Proletariates.
Sie nennen es also „Soziale Kontrolle“ wenn ältere Herren den Kindern bem spielen zuschauen?
Wenn man mit den Kindern in ein Flugzeug einsteigt, dann sagen die Eltern, dass so ein Flugzeug nie abstürzt. Das ist gelogen, wahr ist, dass manchmal ein Flugzeug abstürzt. Aber in solchen Situationen muss man die Kinder nicht mit der vollen Wahrheit konfrontieren. Genauso darf man lügen, wenn es um Kindsentführungen geht. Solche Entführungen sind noch seltener als Flugzeugabstürze und tödliche Autounfälle. Es genügt, wenn man die Kinder auf Gefahren im Strassenverkehr aufmerksam macht. Und statt die Kinder vor Fremden zu warnen sollte man ihnen beibringen, dass man auch Verwandten gegenüber Nein sagen darf. Sexueller Missbrauch durch Verwandte ist viel häufiger als durch Fremde.
Ich hab auch kein Patentrezept. Gibt es wohl leider einfach nicht. Aber ich erinnere mich sehr präsent daran, wie meine Mutter jeweils nach solchen Fällen, die durch die Medien gezogen sind, wieder Panik gekriegt hat und mich eindringlich aufklären wollte. Worauf ich wieder tagelang unter Angstzuständen und Albträumen gelitten hab… Also, meine Botschaft: übertreibt es bloss nicht mit den Warnungen. Gerade sensible Kinder leiden darunter wohl mehr, als das es nützlich ist…
… unsere Kinder haben ein Passwort, das nur wir und sie kennen. Sie dürfen im nicht voraussehbaren Notfall ausschliesslich mit Leuten mitgehen, die dieses Passwort kennen und ihnen sagen können (weil sie es von uns erfahren haben).
Jährlich werden etwa 100 Kinder von Familienangehörigen ins Ausland und etwa 40 innerhalb der Schweiz entführt. Dass „ein Fremder“ ein Kind versucht zu entführen kommt alle paar Jahre einmal vor, wobei meistens das Kind richtig reagiert und nicht mit geht. Auch hier lauert mit Abstand die grösste Gefahr in der eigenen Familie.
Oder anders herum, es gibt in der Schweiz und in Europa mehr Lottomillionäre als Opfer von Entführungen und dergleichen.
vielleicht sollten wir mal aufhören, alles was mit kindern zu tun hat, delegieren zu wollen und wieder selber verantwortung und präsenz übernehmen? es ist nicht verwunderlich, dass kinder mit fremden mitgehen, wenn sie vor lauter immer wechselnden krippen-, hort- und anderen betreuungspersonen nicht mehr unterscheiden können! ich weiss, das hören «karriere-mamis» nicht gerne, aber kinder suchen nach liebe, die spüren trotz wochenendlichem familien-zelebrieren, dass sie eigentlich stören und «im weg» sind… wenn ihnen jemand «nett» begegnet, sind sie moralisch noch nicht so «versaut», dass sie dahinter was böses sehen und schwupps ist es passiert…
Vielleicht gehen Sie ja auch mit Fremden mit, weil sie das Leben gar nicht kennen, oder endlich mal kennenlernen wollen.
Ansonsten hoffe ich doch sehr, dass auch Sie Ihre Kinder nicht Tag und Nacht bemuttern, sondern ihnen auch etwas Freiraum lassen, sich zu entwickeln.
Man könnte die Kinder doch bis zum Erreichen des 18. Lebensjahr in einem Puddingfass, welches in einer Bleikammer steht sozusagen konservieren.
Das Ärgerliche wäre nur, dass sie am 1. Lebenstag des 18. LJ wahrscheinlich sterben würden, weil sie weder ein soziales noch ein biologisches Immunsystem entwickelt haben.
Übrigens werden die meisten Kinder vom eigenen Vater (50%) oder dem Onkel sexuell missbraucht und die bevorzugen sozial retardierte Mutti- Kinder, weil die aus der KITA meist viel reifer sind.
@diva
das wär mir jetzt aber sehr neu dass es vor Einführung von Krippen-und Hortstrukturen sehr viel weniger Verbrechen an Kindern gegeben hätte?
Diva… sind das sie, die ein etwas heruntergekommenes Motel führt? Ihr Sohn heisst Norman, nicht wahr?
Haha, genau, FV! Nennen wir sie Norma 🙂
Aha, diva: Krippenkinder sind also moralisch noch nicht so versaut wie solche, die bei 100% bei Hausmuttern zuhause rumsitzen? Krippenkinder glauben noch ans Gute in den bösen Menschen, während Hausmami-Kinder damit schon lange abgeschlossen haben? Du erzählst echt soviel Bockmist. Schon gestern bei den Grossfamilien (womit Du scheinbar keine eigene Erfahrung hast, sonst würdest Du nicht solch falsche Vorstellungen davon hegen – sage ich, ein Grossfamilienkind mit Grossfamilienehemann!).
Das Problem ist doch eher, dass in den allermeisten (ca. 90-95%) Fällen von sexuellem Missbrauch/ Kindstötung die Täter jemand sind, die das Kind gut kennt (also Verwandte oder gute Freunde der Familie). Ich versuche, meinen Kindern beizubringen, dass sie niemand befummeln darf, dass es gute (Überraschungspartys, etc) und schlechte Geheimnisse (die sie nicht halten müssen) gibt und dass sie mir immer zuerst sagen sollen, zu wem sie gehen. Und ja, immer auf die Nase oder die Eier (falls vorhanden). Ansonsten hoffe ich zwecks Mangel an Alternativen auf die Statistik, wie auch bei Terroranschlägen, Ebola und Krebs – Euro Millionen haben wir bisher ja auch nicht gewonnen.
Ganz genau. Weshalb auch all diese Massnahmen, die alleine auf den archetypischen „bösen Fremden“ abzielen, so gut wie nutzlos sind. Denn das Risiko, dass jemandem eine solche Gewalttat völlig willkürlich durch eine unbekannte Person geschieht, ist effektiv quasi null. Daran ändern auch die seltenen furchtbaren Einzelfälle nichts.
Gewalt gerade gegen Kinder geschieht aber leider nicht wirklich selten im Umfeld der Familie und Bekannter. Und ja, nicht zuletzt auch durch die Eltern selber. Insofern muss Prävention wenn schon an dieser Stelle ansetzen. Auch wenn das natürlich ein wesentlich unangenehmeres Thema ist als vor dem Schreckgespenst des bösen Serien-Päderasten zu warnen..
Nein Brunhild, es sind die antibiotikaresistenten Keime, die in CH jedes Jahr 3000 Todesopfer fordern. Danach kommen die anderen iatrogenen Fehler, vor allem Fehlmedikationen. Es sind die Gesundheitseinrichtungen, welche mehr als die Hälfte aller vermeidbaren unnatürlichen Todesopfer erzeugen. Da könnte man auch das meiste erreichen, wenn man Lust auf Erfolg hat und sich traut, gegen mächtige Lobbystrukturen anzugehen (Mut braucht man, weil man mit Sicherheit verliert).
Da ist es bequemer, den bösen schwarzen Mann in allen seinen Fratzen und all seiner Seltenheit zu thematisieren. Wie schon mal gesagt, Blitzschlag ist häufiger als Kindesentführung und Terror.
@Muttis Liebling
absolut richtig, zuziehen wären alle Erkrankungen aufgrund Umweltverschmutzungen denen wir ebenfalls nur schwer ausweichen können.
Ich hab an das Beispiel des „zum Bäckers gehen“ gedacht, und die Angst vor möglicher Entführung- die Kinder müssten ja viel mehr Angst haben dass irgendein Unaufmerksamer sie anfährt oder überrollt…
Das greift ein wenig kurz, die Schuld an den Toten durch resistente Keime den Gesundheitseinrichtungen zu geben. Die meisten multiresistenten Keime entstehen nicht dort sondern in den gut subventionierten Schweineställen und Hühnerfarmen der Nation. Auch dort gibt es Lobbystrukturen, die man angehenkönnte. Und auch dieses Problem ist ein bisschen komplexer als dass man einem schwarzen Peter hinterher rennen sollte.
Es geht nicht um Schuld, sondern nur den kontextuellen Rahmen. Eine Spitalseinweisung ist derzeit das grösste Risiko für einen nicht natürlichen Tod.
Denn Umstand, dass ein Kind plötzlich verschwinden kann, weckt Urängste in uns Menschen, in Erwachsenen und Kindern. Ein Leben, das durch die Hand eines böswilligen Menschen genommen wird berührt uns nun mal anders als wenn es von einem Lastwagen überrollt wird. Es ist die unberechenbare Mutwilligkeit, die Bösartigkeit, die uns verstört, und die wir daher auch weniger leicht akzeptieren können. Analog dem Terror hilft es da wenig weiter, mit Zahlen zu hantieren und auf die relative Seltenheit solcher Ereignisse zu verweisen. Fakt ist, es passiert selten, aber es kann passieren. Und wie bei der Terrorbedrohung gilt es eine Balance zu finden zwischen Sicherheitsbedürfnis, gerechtfertigten Masssnahmen und Uebertreibungen die ggf sogar kontraproduktiv sind. Was ich persönlich schwierig finde.
*Der Umstand…* natürlich
Gerade bei so extrem seltenen Ereignissen wie Kindesentführung und Terror darf man nur mit Zahlen hantieren und niemals Ängste erzeugen.
Selbst bei deutlich häufigeren Ereignissen, wie z.B. das Krebsrisiko, zählen immer nur absolute und niemals relative Risiken. Wenn der exzessive Fleischverzehr das statistische Lebenszeit- Risiko, an Darmkrebs zu erkranken von 5 auf 5.9% erhöht, dann sagt mir diese Zahl, ich kann es ignorieren.
Nur die Zahl zählt, nicht das ‚gefühlte‘ Risiko, weil man Risiken nur rechnen und niemals fühlen kann.
Natürlich hilft es, mit Zahlen zu hantieren. Um zur Vernunft zu kommen. Wie sonst wollen Sie eine Balance finden, wie sonst wollen Sie Massnahmen als „gerechtfertigt“ bewerten?
Mich erinnert das immer an die ursprünglich geplante neue Tür in unserem neuen Schulhaus, die „amoksicher“ geplant war. Aber die leider dann so schwer war, dass die Schüler sie nicht mehr aufbrachten…
@Ma rtin Fr ey
was ist „böse“ und wie qualifizieren wir den Grad davon wenn das Ergebnis ein behindertes bis totes Kind ist?
Selbstverständlich ist der Grad von Bösartigkeit bei Unachtsamtkeit im Strassenverkehr und nicht einhalten der Verkehrsregeln ein ganz anderer als bei Verbrechen; aber die Abwesenheit von „an die anderen denken“ genauso schwerwiegend….
Natürlich sind Zahlen wichtig, bezeichne ich mich ja selber auch als zahlenorientiert. Aber vor lauter Zahlen dürfen wir die Emotionen, das Herz nicht ignorieren. Zahlen sind essentiell für Entscheidungsfindungen, aber Aengste zu banalisieren greift immer zu kurz.
das ist ja das problem MF: entscheidungen werden eben nicht aufgrund von fakten gefällt, was emotionale themen betrifft. mit angstgesteuerten entscheiden werden fakten banalisiert
Wie gesagt, Fakten sind für eine Entscheidungsfindung elementar. Sie müssen jedoch Aengste, Emotionen und Befürchtungen dabei einbeziehen, ernstnehmen und so eine bestmögliche Balance finden die Sinn macht. Alles andere ist langfristig weder trag- noch mehrheitsfähig, im Kleinen wie im Grossen.
wieso? ich kann das nicht nachvollziehen. ich hatte auch keine sekunde lang angst, meine kinder könnten von einem fremden entführt werden…..nie, echt nicht.
Dann können Sie, mit Verlaub, das whs. auch nicht ganz nachvollziehen, tina.
Aber kein Mensch ist frei von Aengsten und Emotionen, auch Sie nicht, tina. Sie sind offensichtlich einfach anders gelagert. Deswegen nicht zwingend rationaler und begründeter, aber sei’s drum.
hallo natürlich bin ich nicht frei von emotionen, und das wäre ja wohl auch das letzte was ich sein möchte. und natürlich habe ich ängste. und den hauptpreis in rationalität wollte ich auch nicht abholen. meine güte.
ich habe nur darum gebeten, zu erklären, wieso denn deiner meinung nach bei entscheidungen ängste und befürchtungen einbezogen werden sollen und ansonsten nicht tragfähig sein sollen.
was ist whs?
Ich meine, dass ML, SP und T recht haben – bei Themen, die Urängste und hochemotionale Reaktionen in der Bevölkerung bedienen, ist es zwingend notwendig, die rationale Ebene immer wieder zu betonen. Dadurch verniedlicht man Aengste nicht, vor allem, wenn man weiss, dass wir alle natürlich ureigene Aengste haben – aber man relativiert sie und das ist bei der medialen Aufgebauschtheit heutzutage essentiell.
Zu der heutigen A.to.in: so leid es mir tut, aber wenn Kinder nach (sicher notwendiger) Aufklärung solche Aengste haben, dass sie nicht mehr allein auf die Toilette gehen, ist etwas gründlich schiefgelaufen. Da schleicht sich bei mir der Verdacht ein, dass die Mutter ihre eigenen Aengste auf die Kinder übertragen hat.
Es hilft Menschen nicht weiter, wenn man ihnen lediglich vorhält, dass ihre Aengste unbegründet sind. Man muss die Aengste und Befürchtungen vorab auch mal ernst nehmen und dann darlegen, inwiefern sie der Realität entsprechen und was man zu tun gedenkt um auch (zt. unbewussten) Vorbehalten gerecht zu werden. Dies aber, und da bin ich ganz bei Euch allen, auf Basis von Ratio, Fakten und Vernunft. MaW, das Hirn sollte letztendlich über das Herz bestimmen, aber nicht gegen. Dazu gehört aber auch, dass man kommuniziert dass Aengste verständlich, manchmal auch nachvollziehbar und somit legitim sind. Damit werden sie ernst genommen und nicht verniedlicht, die Leute fühlen sich eher abgeholt und sind nach meinem Verständnis letztendlich offener für Fakten.
also anstatt des kleinkindes ängste vor entführung zu relativieren mit fakten, sprechen wir mit ihm über ängste?
oder diesen ganzen braunen gesindel da, mit dem müssen wir über dessen ängste sprechen?
warum will kein mensch über die reale gefahr durch luftverschmutzung sprechen, selbst dann nicht, wenn danach gefragt wurde? ich verweise auf die links, die ich auf nachfrage angegeben habe. dazu kamen nur witzeleien oder gar nichts. interessant, nicht?
Ich habe zu Ihren Links ausführlich Stellung nehmen wollen, komme damit aber seit Stunden nicht durch. Weshalb, verstehe ich wieder mal gar nicht.
Daher nur kurz: Das Thema ist deutlich komplexer als es scheint. Es gibt eigentlich für keine der angegebenen chron. KH eine nachgewiesene Evidenz zur Kausalität. Die Datenlage ist äusserst bescheiden, das RR kaum messbar. Ein Problem ist sicher die schwierige Quantifizierung.
Ich habe zu Ihren Links ausführlich Stellung nehmen wollen, komme damit aber seit Stunden nicht durch. Weshalb, verstehe ich wieder mal gar nicht.
@Martin Frey: Ängste (der Bevölkerung) ernst nehmen wird ja heute immer wieder gefordert. Auch wenn rational das Risiko höchst überschaubar ist. Das führt dann im besten Fall zu Symbolpolitik, in schlimmeren Fällen zu mehr oder weniger massiven Einschränkungen unserer Freiheiten, ohne signifikanten Sicherheitseffekt (und schon gar nicht einer Verbesserung des Gefühls von Sicherheit, wenn immer nur Gefahren thematisiert werden). Und im allerschlimmsten Fall führt es zu menschenrechtswidrigen Vorstössen/Verfahren. Aber hauptsache, wir haben die Ängste immer schön ernst genommen.
Am ernstnehmen von Aengsten sehe ich per se nichts falsches. Wenn Sie Aengste (so abwegig und verschroben die auch sein mögen) ernst nehmen, dann nehmen Sie die Leute ernst. Wenn Sie das pauschal nicht tun (wollen), dann nehmen Sie die Leute nicht ernst. Das heisst nicht, dass man jeden populistischen Mist mitmachen und Phobien bedienen soll. Aber Aufklärung beginnt nun mal beim ernst nehmen, beim Eingehen auf Personen.
MF: Sorry, dass es heute Sie trifft – jeder von uns scheint mal dran zu sein mit dem Verschwinden von Texten!
Ich glaube, wir sind nicht weit voneinander entfernt. Natürlich haben Sie recht, dass man Aengste und Befürchtungen in der Bevölkerung nicht einfach ignorieren darf – ich stimme aber SP vollumfänglich zu, dass heute eine Art Betroffenheitspolitik (die oft als Ablenkungsmanöver zu dienen scheint) noch die objektiv kleinste Gefahr zu einem Aktionismus führt, der niemandem hilft, ganz im Gegenteil.
Die Balance zu finden zwischen Aengste-ernst-nehmen und Aengste-als-irrational-zu-benennen ist allerdings sehr schwierig, aber möglich, wenn Politik Emotionalität klar von berechtigten Anliegen unterscheiden kann.
Liebe Alle, schlimmer wird’s nimmer – versprochen. Die Probleme mit der Kommentarfunktion sollten jetzt behoben sein. LG Gabriela Braun
@Carolina: Ich hätte sehr gerne tina geantwortet, denn der Sachverhalt ist doch komplexer. Aber ich kann nicht dasselbe immer und immer wieder verfassen…
Leider sind wir für meinen Geschmack etwas zu sehr vom Thema auf Symbolpolitik abgerutscht. Es ist nun mal etwas der Zeitgeist dass medial ein Thema hochgepeitscht wird und nach Tagen in Vergessenheit gerät. Das liegt mir fern. Aber Zahlenakrobatik hilft auch nicht weiter wenn jemand Angst hat. Das wissen Sie aufgrund Ihrer Erfahrung mindestens so gut wie ich. Einfach mal zu sagen, dass die Angst lächerlich ist, hilft weder einem Heidenauer noch einem Kind. Man kann einer Angst nur begegnen und diese letzendlich mit einer gewissen Sachlichkeit relativieren wenn man darauf einzugehen bereit ist. Das hat mit Aktionismus nichts zu tun.
@Martin Frey: Wenn ein Kind in der Nacht Angst vor Gespenstern hat, nehme ich es ernst. Mache Licht an und schaue mit ihm unter dem Bett nach ob da etwas ist. Ich zeige ihm also, dass es keinen Grund zur Angst gibt.
MF: Die Frage bleibt: wie gehen Sie mit (geschürter) Angst um, die ganze Gesellschaftsgruppierungen betrifft? Auf einer individuellen Ebene ist das relativ einfach, auf einer gesamtpolitischen nicht. Es gibt ja kein Entweder-Oder bzw das Polarisieren verbietet sich eigentlich bei diesem Thema. Ich sehe sehr wohl, dass ich Aengste ernst nehmen kann, ja sogar muss, aber zur Bearbeitung bzw Validierung gehört für mich eben auch, dass ich diese normalisiere, kontextualisiere und rationalisiere. Es ist nur ein sehr schmaler Grat zwischen Angst als (berechtigte und wichtige) Warnung und einem überwältigenden Gefühl von Angst, das lebensbestimmend werden kann. Wie anders als mit in-rationalen-Kontext-stellen soll das gelöst werden? Mit Banalisierung hat das gar nichts zu tun.
@Sportpapi: Richtig. Aber das sollten wir auch am Tag tun, sowie in anderen Situationen. Es geht immer um das gleiche.
@Carolina: „normalisiere, kontextualisiere und rationalisiere“ trifft es natürlich genau. Aber es ist eben auch ein schmaler Grat zum banalisieren. Gerade im politischen Kontext wird das oft genug gemacht. Da es immer auch andere Protagonisten gibt die gegenteilige Interessen haben kann pauschales Bagatellisieren nicht funktionieren wenn Menschen echt beunruhigt sind. Im Prinzip müsste man in solchen Fällen dasselbe machen wie es SP beim Kind schön vorgezeichnet hat: Aufklärung, Transparenz, wenn nötig das Nötige tun und darüber reden. So funktioniert es auch mit Patienten, auch bei denen mit Angststörungen. 😉
@Ma rtin Fr ey
für mich liegt das Problem eher in der Unausgewogenheit, selbstverständlich soll die Schreibende ihre eigenen Ängste und diejenigen der Kinder ernstnehmen. Aber mir fehlt die Schlaufe zur Sachebene, gerade in Bezug auf Begründung warum sie nicht mehr zum Bäcker wollen. Da sage ich unseren, dass Risiko eines Verkehrsunfalles ist viel höher.
Oder wenn jemand nicht in eine bestimmte Stadt möchte, das Risiko auf Deiner Skipiste ist viel höher.
@Brunhild Steiner: Das sehe ich natürlich gleich. Bei einem derartigen Vermeidungsverhalten ist bei der Aufarbeitung eines solchen Falles wohl etwas schief gelaufen. Muss man zumindest annehmen. Optimal ist das sicher nicht.
MF: Nur das noch und dann höre ich für heute auf, denn für meine Begriffe drehen wir uns ein wenig im Kreise bzw sind sowieso nahe beinander:
Was Aufklärung für den einen ist, ist für den anderen Propaganda; was dem einen Transparenz, ist dem anderen unzulässige Konfrontation; das Nötige tun ist für manche zuviel/zuwenig bzw überhaupt nicht definiert; darüber reden ist für manche kontraproduktiv und erzeugt noch mehr Aengste.
Es ist ein weites Feld ohne Patentrezepte – das einzige, das ich sowohl individuell als auch politisch als Lösungsansatz erkennen kann, ist ein Bezug auf die Sachebene, wie BS es so schön schreibt. Das ist natürlich nur ein Teilaspekt, aber er ist wichtig, denn nur Fakten können auf lange Sicht unberechtigte Aengste beruhigen.
Einen schönen Abend allerseits.
Gleichfalls schöner Abend! 🙂
ps. man glaubt es kaum, der Nirwananebel lichtet sich, Beiträge gehen plötzlich 1:1 durch. Wow!
entschuldigung MF, auch hier noch: danke für die antwort, und ja, das ist komplex, aber du liegst falsch. siehe BUFAG. nicht china. es sind aktuelle zahlen. lies doch die links oder such mal selber infos. death by airpollution. und lies nur die amtlichen texte. habe ich auch
Sehr schwieriges und schmerzhaftes Thema,
besonders weil die menschliche Fähigkeit ziemlich auszublenden wo er wirklich was zum Besseren verändern könnte- aber es der Bequemlichkeit halber nicht will, so schön zum Tragen kommt.
Es ist hierzulande ua immer noch der Strassenverkehr welcher uns die meisten Lieben entreisst. Aber das macht uns viel weniger Angst, obwohl wir davor am meisten haben müssten.
oh brunhild 🙂 ich freue mich immer, wenn jemand noch objektiv denkt. am meisten macht mir persönlich nämlich angst, dass die leute sich so verängstigen lassen, und welche konsequenzen das hat
allerdings: ich bin mitte 40 und hatte noch nie einen verkehrsunfall, obwohl ich mich täglich an den meistbefahrenen strassen dieser stadt bewege. ich muss aufpassen und das hilft auch. aber atmen muss ich, müssen meine kinder, und da hilft aufpassen nichts.
@tina
beim lesen des Artikels hab ich mir gedacht dass Sie wohl das Thema Luft ins Spiel bringen werden; und siehe da, sogar mit 1min Vorsprung 🙂
also die luft ist nicht das problem an der luftverschmutzung, wenn ich so kleinlich sein darf 😉
Nein Brunhild, es sind die antibiotikaresistenten Keime, welche weltweit am Tag mehr Todesopfer fordern, als der ganze Terrorismus und alle (Kindes-) Entführungen und alle Pädophilen zusammen im Jahr.
Mit genügend reifen Kindern spricht man darüber, aber nicht (‚Auch bei uns zu Hause war Elias oft ein Thema‘) oft, sondern genau einmal.
Tenor: Alles kann passieren, Komet fällt vom Himmel, Blitzschlag, ‚böser schwarzer Mann‘ und Jackpot im Lotto. Aber alles von dem ist so selten, dass es keinen Grund gibt, darüber nachzudenken oder Schutzstrategien zu entwickeln. Das machen nur die Berufsgruppen, vor allem Politiker und Journalisten, die von der Verblödung der Massen profitieren.
„Es ist hierzulande ua immer noch der Strassenverkehr welcher uns die meisten Lieben entreisst.“
Das stimmt so natürlich nicht, Fr. Steiner. Allein bei den Suiziden fallen vergleichsweise ein mehrfaches an Todesopfern an. Dem Nikotin fallen allein in der CH sogar zig-tausende jedes Jahr zum Opfer. Wenn man schon mit Zahlen hantieren will….
@tina: würde gerne mal wissen wieviele Tote/Jahr es durch Luftverschmutzung geben soll. In der CH, nicht in China.
„Es ist hierzulande ua immer noch der Strassenverkehr welcher uns die meisten Lieben entreisst.“
Das stimmt so natürlich nicht, Fr. Steiner. Allein bei den Suiziden fallen vergleichsweise ein mehrfaches an Todesopfern an. Dem Nikotin fallen allein in der CH sogar zig-tausende jedes Jahr zum Opfer. Wenn man schon mit Zahlen hantieren will….
Ich habe noch nie einen Totenschein gesehen, auf dem Nikotin als die Todesursache genannt wurde.
rauchen ist ausserdem immer noch freiwillig
Ich auch nicht, ML. 😉 Aber auch noch nie Luftverschmutzung…
und warum MF? weil die leute an atemwegserkrankungen sterben, aber diese atemwegserkrankungen haben sie wegen der umweltverschmutzung. und der setzen sie sich eben nicht freiwillig aus
„..weil die leute an atemwegserkrankungen sterben, aber diese atemwegserkrankungen haben sie wegen der umweltverschmutzung“
Wer sagt das, tina? Wir reden hier ja nicht von Peking oder Shanghai.
ich habe oben einen link eingefügt. quelle: who. jeder 8. todesfall ist die folge von luftverschmutzung
ich habe oben einen link eingefügt. quelle: who. jeder 8. todesfall ist die folge von luftverschmutzung.
oder hier vom bafu:
http://www.bafu.admin.ch/luft/10804/10806/index.html?lang=de
Eine für das Jahr 2010 aktualisierte Studie des Bundesamts für Raumentwicklung ARE kommt zum Ergebnis, dass wegen der Luftverschmutzung (durch PM10) in der Schweiz jährlich rund 3’000 Personen vorzeitig sterben (…).
oder auch nzz: http://www.nzz.ch/panorama/who-sieht-luftverschmutzung-als-groesstes-risiko-1.18270014
Das Thema ist komplexer als es scheint. Vor Jahrzehnten war Luftverschmutzung ein schwerwiegendes, lokal
begrenztes Problem hochindustrialisierter Städte, auch bei uns. Der Rauch aus privaten Kohleheizungen, Kraftwerken und Schwerindustrie ist aber aus der Atmosphäre unserer Breiten so gut wie verschwunden. Die unmittelbaren Gesundheitsfolgen sind bei uns sehr gering (relatives Risiko) und eine direkte Kausalität für kaum eine der erwähnten chronischen Krankheiten zu beweisen. Ganz im Gegensatz z.b. zum Rauchen.
Weltweit sieht das natürlich anders aus, und hier kommt die WHO ins Spiel.
Damit will ich die Luftverschmutzung nun meinetwegen nicht banalisieren, als Co-Faktor spielt sie durchwegs eine ggf. auch wichtige Rolle. Sie lässt sich einfach schlecht quantifizieren.
schon gut, schwamm drüber. sprechen wir wieder über nicht vorhandene bedrohungen und ängste davor 😉
Und wenn sich ein rauchender Suizident, der an einer unheilbaren Atemwegserkrankung leidet, vor ein Auto wirft, in welcher Statistik taucht er auf: Suizid? Verkehrstote? Raucher? Umweltopfer?
😉
Mit Verlaub, tststs, das ist Sophisterei! 🙂
@Ma r tin Fr ey
in Bezug auf externen „böswilligen Einfluss“ war das gemeint, die Wahrscheinlichkeit dass wir eines unsrer Kinder aufgrund Strassenverkehr verlieren ist höher als durch einen Entf ührer.
Aber es ist gut bringen Sie noch die anderen Umstände mit hinein, alles was einer Annäherung an die wirklichen Gefahren dient, finde ich hier sehr nützlich.
Damit möchte ich nicht sagen dass über Ängste nicht gesprochen werden sollte. Aber gerade im Textbeispiel würde das für mich Kindern gegenüber zwingend dazugehören, und praktiziere ich bei unseren bspw so: das Risiko, dass Du wegen einem fehlgesteuerten Auto nicht mehr nach Hause kommst, ist massiv höher als aufgrund eines Ans ch lages.
Diffuse Ängste schüren ist die Spezialität von denjenigen Leuten, die daran viel Geld verdienen, ganze Bevölkerungschichten wie aufgescheuchte Hühner von einem Extrem ins nächste treiben und so die Fäden der Macht in den Händen halten wollen. So gesehen gebe ich ML, Brunhild, tina und ähnlichen Argumenten mehr recht als den abwiegelnden Meinungen.
ah da ist ja doch noch die antwort von MF:
du hast den bufag link übersehen? 3000 vorzeitige todesfälle in der schweiz. und ich empfehle den ganzen artikel zu lesen.
ja, das ist sehr viel komplexer, stimmt, aber es sind trotzdem DREITAUSEND todesfälle JAEHRLICH in der SCHWEIZ. wegen luftverschmutzung. nicht in china.
Guten Morgen, tina. Ja ich habe Ihre Links gesehen und auch die postulierten Zahlen. Ich wäre aber da etwas vorsichtig mit der Interpretation. Diese Zahlen beruhen bestenfalls auf Schätzungen und werden auch in den Links nirgends sauber belegt. Im Ggt. wird klar besagt, dass es weder „luftverschmutzungsspezifische
Erkrankungen“ noch Therapien zur gezielten Behandlung von durch Luftverschmutzung verursachten Krankheiten gibt. Zudem keine Kausalitäten belegbar sind für die ENTSTEHUNG der grossen chronischen Krankheiten. Gemessen wurde lediglich (z.b. Sapaldia) eine gewissene (unbestrittene) Verschlechterung der Symptome und allenfalls bestimmter Lufu-Werte bei bereits vorbestehenden Krankheiten von Leuten in direkter Nähe zu stark befahrenen Strassen.
Das Problem ist wie gesagt die Probleme bei der Quantifizierung, die Angaben beruhen primär auf epidemiologischen Studien oder Toxizitätsanalysen. Wirklich beweisbar ist nur wenig.
So heisst es selbst im Text der ERS: „Epidemiologischen Studien zu Luftverschmutzung und Lungenfunktion zufolge führt eine Veränderung der Exposition gegenüber Feinstaub zu einer Veränderung der Lungenfunktion von wenigen Prozent. Diese Differenz ist aus klinischer Sicht (d.h. für den Einzelnen) unbedeutend.“
Wie gesagt, möchte ich das Thema Luftverschmutzung nicht schönreden. Aber der Bund ist bei solchen Themen immer etwas forscher als die Experten selber, hat er ja auch ein gewisses politisches Interesse an der Umsetzung von Massnahmen.
das ist halt ein bisschen wie bei klimaveränderungen mit der beweisbarkeit.
erstaunlich ist einfach, wie wenig schockeffekft die zahlen haben, obwohl sie extrem hoch sind. und wie wenig menschen schutzmassnahmen erfordern, wie beispiels- und naheliegenderweise mobilitätseinschränkung. persönliche, und im umfeld. dass man es nicht als seine soziale verantwortung betrachtet, die luft nicht zu verschmutzen. kein mensch würde schliesslich seinen müll zum fenster rauskippen, da klappt das mit dem gegenseitig auf die finger schauen ja gut und auch mit dem eigenen bewusstsein.
es ist die verhältnismässigkeit, die erstaunt
übrigens: die neuere erkenntnis als jene wegen den atemwegserkrankungen ist ja eigentlich, dass luftverschmutzung zu herzkreislaufproblemen führt. dazu gibt es eine menge studien, in science oder nature usw veröffentlicht, also schon nicht irgend ein eso-quark
@Martin Frey: „Aber der Bund ist bei solchen Themen immer etwas forscher als die Experten selber, hat er ja auch ein gewisses politisches Interesse an der Umsetzung von Massnahmen.“ Wer ist „der Bund“? Sind da keine Experten? Und weshalb sollte der Bund Interesse haben an einschneidenden, kostspieligen Massnahmen, wenn es dafür keine Begründung gibt? Und: Muss man immer alles schwarz auf weiss belegen (auch wenn das aus Expertensicht gar nicht geht)? Reicht nicht auch eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Konsens, dass wenigstens auf Ebene Empfehlungen etwas zu tun wäre?
Auch bezüglich Herzkreislauferkrankungen ist die Situation vergleichbar. Die Grundlage in Form einer koronaren Herzkrankheit wird nicht durch Luftverschmutzung hervorgerufen. Luftverschmutzung kann aber, wie andere teils relevantere Faktoren (z.b. akute körperliche Überanstrengung, eine üppige Mahlzeit oder starke Emotionen) einen begünstigenden Effekt auf kardiovaskuläre Ereignisse haben.
@Sportpapi: Zahlen zu komplexen gesundheitlichen Themen die aus einer Küche des Bundesamts für Raumentwicklung stammen würde ich per se mal mit Vorsicht geniessen, denn dieses Bundesamt ist schlicht nicht der Olymp der Fachkenntnisse zu dem Thema. Und zum BAG habe ich ja letzthin meine Meinung argumentativ kundgetan. Diese wird in weiten Teilen der Medizinalwelt geteilt.
Und ja, es wäre schon begrüssenswert wenn gerade allgeingültige Empfehlungen durch Fakten wasserfest untermauert werden bevor man sie breit kommuniziert. Sie waren, wenn ich mich recht erinnere, doch auch letzthin dieser Ansicht?
„Und ja, es wäre schon begrüssenswert wenn gerade allgemeingültige Empfehlungen durch Fakten wasserfest untermauert werden bevor man sie breit kommuniziert.“ Dieser Meinung bin ich absolut. Allerdings zweifle ich eigentlich nicht daran, dass die Experten die beste verfügbare Evidenz (und die ist eben vielfach nicht so gut) für ihre Empfehlungen heranziehen. Nur bleiben Sie dabei natürlich auf der sichern Seite, gehen also vom Schlimmsten aus. Auf der anderen Seite aber sehr wahrscheinliche Zusammenhänge einfach ablehnen, weil sie nicht ganz definitiv bewiesen werden können (nur aktueller Stand des Irrtums), halte ich aber auch für keine gute Idee. Und meistens mit Bequemlichkeit/wirtschaftlichen Interessen begründet.
alles relativiert sich erstaunlich, wenn man die dinge objektiv betrachtet, und das kann man schon mit kleineren kindern ausprobieren. vergleiche die anzahl kindesentführungen mit tödlichem ende oder auch terroranschläge oder masern mit todesfällen allein durch luftverschmutzung. lässt sich leicht googlen. „dinge, die niemals geschehen dürften“. interessant, was man zu übersehen in der lage ist, wenn es die eigene komfortzone beeinträchtigt. was das miteinander zutun hat? das kann man nicht vergleichen? es geht dabei um die reale einschätzung von gefahr
Sicherlich haben Sie Recht mit Ihrer Einschätzung von realer Gefahr. Trotzdem wäge ich das so nicht gegeneinander ab, sondern versuche alle Risiken so gut es geht einzudämmen (z.B. mit Tipps der Kinderpost vom bfu). Natürlich sollte dann die Lebensqualität auch nur verhältnismäßig darunter leiden. Ich gebe aber zu, dass ich lieber etwas zu vorsichtig bin in solchen Dingen, als zu locker (betrifft Strassenverkehr sowie Gefahr von Entführung).
ich sprach von todesfällen infolge luftverschmutzung, nicht wegen strassenverkehrsunfällen.
http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2014/air-pollution/en/
In new estimates released today, WHO reports that in 2012 around 7 million people died – one in eight of total global deaths – as a result of air pollution exposure. This finding more than doubles previous estimates and confirms that air pollution is now the world’s largest single environmental health risk. Reducing air pollution could save millions of lives.
Okay, Sie sprachen von Luftverschmutzung. Das Prinzip des Abwägens (entweder/oder) bleibt aber gleich. Warum nicht beides angehen? Nur weil die Atemerkrankungen im Vormarsch sind, soll ich mir nur noch Genken darüber machen, nicht mehr aber über eine allfällige Kindsentführung? (durch Fremde oder Bekannte)
doch, finde ich gut, allerdings: wieviele todesfälle infolge entführung durch fremde und wieviele infolge umweltverschmutzung gibt es? letzteres in der schweiz 3000. jährlich! bei todesfällen infolge von komplikationen bei masern gibt es ein RIESENGESCHREI, dabei sind das glaube ich 2 oder keiner in den letzten 5 oder 10 jahren. wehe dem der nicht impft, wird als mörder bezeichnet.
und welche massnahmen treffen Sie bezüglich der realen gefahr durch umweltverschmutzung? was heisst vorsicht bezüglich dieser gefahr? die leute tun im allgemeinen so, als ob das ein leider nicht abwendbares übel sei. lustig, nicht?
@tina: „und welche massnahmen treffen Sie bezüglich der realen gefahr durch umweltverschmutzung?“ –> Ich bin seit 20 Jahren Vegetarier und wir kaufen sehr bewusst ein! Woher kommt das Methan bei der Luftverschmutzung? Woher das Seensterben? (Tipp: Überdüngung) Monokultur? Gentechnisch veränderter Sojaanbau mit Pestiziden in Südamerika? Antibiotikaresistenzen vgl. heutigen Beitrag von Hanspeter Müller. Ja tina, es ist ein abwendbares Übel, wir steuern es vorallem durch den Konsum!
nunja, die kühe ;-). aber das mit dem konsum ist auch meine haltung.
Das Erste Problem hier ist:
Was ist für ein Kind „fremd“? Wenn sich der Fremde nämlich mit Namen vorstellt, so ist er ja nicht mehr fremd. Man müsste also dem Kind etwas anderes sagen als „geh nicht mit Fremden“, denn, wie oben beschrieben, diese können sich ziemlich schnell Ent-fremden…
Genau! Zudem kommt, dass wenn „fremd“ immer gleich „man muss misstrauen“ ist, dann wird man nicht offen für andere.
Man kann die Kinder ein paar Grundregeln lernen (z.B. NIE in ein Auto steigen, nie mit „Fremden“ mitgehen, etc.). Doch können Entführungen eben auch von Bekannten oder Nachbarn ausgehen, und da beginnt das Problem von neuem.
Die meisten Missbrauchsfälle sowie die meisten Entführungsfälle werden innerhalb des Familien- und Bekanntenkreises ausgeführt. Der Fremde, das ist halt eine gäbige Projektion für das Böse, siehe Politik der Rechtsaussenparteien.