Das ungeschriebene 12-Wochen-Gesetz

Gut gehütetes Geheimnis: Freunde und Bekannte erfahren meist erst spät vom positiven Schwangerschaftstest. (iStock)
Erinnern Sie sich noch an den Moment, in dem Sie Ihrem Umfeld von Ihrer Schwangerschaft erzählt haben? Ich rede nicht von den werdenden Grosseltern, denen wird die frohe Botschaft ja meist sehr bald nach dem positiven Schwangerschaftstest oder der ersten Arztkontrolle überbracht. Sondern von den Bürokollegen, den Nachbarn, den entfernten Bekannten. In der Schweiz gilt die Regel, dass man der grossen Masse erst nach der 12. Schwangerschaftswoche verrät, dass man in anderen Umständen ist. Wobei, was heisst schon Regel? Natürlich darf jeder tun und lassen, wie er (oder in dem Fall vor allem sie) will. Trotzdem halten sich fast alle an das ungeschriebene 12-Wochen-Gesetz.
Ich habe es auch getan, bei beiden Schwangerschaften. Aber warum eigentlich? Ich weiss schon, die ersten drei Monate sind die kritischsten, und wenn etwas schiefläuft, muss man nachher auch jeden darüber aufklären. Muss über den Verlust des ungeborenen Kindes reden. Ein Thema, das das Gegenüber schnell einmal überfordert – selbst wenn das werdende Baby erst ein winziger Zellhaufen war. Die Alternative allerdings ist, mit (fast) niemandem darüber reden zu können. Keinen Trost, kein Verständnis zu bekommen, weil das Umfeld gar nicht weiss, was passiert ist. Dass überhaupt etwas passiert ist.
Eine Kollegin von mir ist einen anderen Weg gegangen. Sie hat schon kurz nach dem positiven Test mehreren Bürokollegen erzählt, dass sie schwanger sei. Die hätten es sowieso gemerkt, meinte sie, weil sie plötzlich so gut wie gar nicht mehr geraucht und keinen Tropfen mehr getrunken habe. Als sie das Kind im zweiten Monat ganz plötzlich verloren hat, hat sie das den Kollegen in der Folge ebenso mitteilen müssen.
Natürlich waren die geschockt. Sprachlos. Aber auch verständnisvoll, umsorgend, tröstend. Sie selber spricht heute, wenige Monate danach, ganz entspannt über die Geschichte. Und ich bin überzeugt, dass ihre Offenheit und die daraus folgende Unterstützung ganz wesentlich dazu beigetragen haben, dass sie das Geschehene so gut verarbeiten konnte.
Ich will damit nicht sagen, dass jeder sich genauso verhalten und von Beginn weg über seine Schwangerschaft reden soll. Wer vom Typ her generell zurückhaltender ist und Dinge lieber mit sich selber ausmacht, für den wäre das bestimmt der falsche Weg. Wer aber zur Sorte Mensch gehört, die Ereignisse durch Gespräche verarbeitet, sollte sich nicht künstlich zwingen, drei Monate lang zu schweigen, nur «weil man das eben so macht». Dann könnte man nicht nur im schlimmsten Fall mit Unterstützung rechnen, sondern würde auch Verständnis dafür bekommen, dass man die ersten Wochen etwas eingeschränkt ist, weil einem dauernd kotzübel ist oder man am Arbeitsplatz fast einschläft. Die fröhliche Unschwangere zu mimen und allen etwas vorzuschwindeln, strengt einen nämlich nur noch zusätzlich an.
Wie sehen Sie das? Wann haben Sie von Ihrer Schwangerschaft erzählt, und würden Sie es rückblickend anders machen?
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34 Kommentare zu «Das ungeschriebene 12-Wochen-Gesetz»
Liebe Frau Kuster, schwanger werden kann nur eine „sie“. Es heisst deshalb:
– jede, nicht jeder
– ihre, nicht seine
– die, nicht den
usw. usf.
Wo, wenn nicht hier, ist genau der Kontext gegeben, um zwingend ausschliesslich die weibliche Grammatikform zu verwenden? Ganz bizzeli mehr nachdenken bitte.
Genau. Der Vater des Kindes ist während der Schwangerschaft ja sowieso komplett unbeteiligt (insbesondere emotional), und muss sich deshalb auch gar keine Gedanken machen, wem er was erzählt, denn das Thema kann für ihn nun wirklich nicht wichtiger sein als die letzten Fussballresultate.
Und sollte es zu einer Fehlgeburt kommen, so braucht der Vater auch kein Mitgefühl, und ganz bestimmt kein Bedürfnis, mit jemandem darüber zu reden, weil er ja ein Mann ist, und Männer nicht reden.
Du lieber Himmel, sprachpolizei, haben SIE es mal mit Einschalten des Gehirns versucht?
Ich fand die meine beiden Schwangerschaften als Geschenk und wollte mich zuerst mit meinem Partner auf das Kind freuen und mich auf die anderen Umstände einstellen, schliesslich war das eine grosse Veränderung für mich und anstrengend genug. Da wollte ich nicht ständig gefragt werden, wie ich mich fühle. Wenn dann das Bäuchlein unübersehbar wird, sinds ja noch mehr als genug Wochen, in denen das Umfeld mitfiebern kann.
Schwieriger finde ichs wenn man das zweite Kind erwartet, zu entscheiden, wann man es dem ersten Kind erzählt. Zu früh erzählt, ists für das Grosse, je nach Alter, eine echte Geduldsprobe. Zu spät ist nicht gut, denn dann erfährt das Kind u.U. Von Dritten davon.
Weiteres Dilemma, Im Fall einer Fehlgeburt, soll man das dem Kleinkind erzählen oder nicht?
Achtung, Relevanzalarm!
Mit anderen Worten: Macht, was Ihr wollt. Und kümmert Euch nicht immer darum, was die Leute denken.
Ja genau, sag ganz früh schon am Arbeitsplatz, dass du schwanger bist. Und augenblicklich kriegst du keine neuen Projekte und Aufgaben mehr, und nie wieder eine Lohnerhöhung. Daran ändert dann auch eine Fehlgeburt nichts mehr.
Ich habe in der 6. Woche eine Fehlgeburt gehabt und habe es am gleichen Tag meinen Eltern am Telefon erzählt, weil ich Trost brauchte, sowie meiner Chefin, weil ich fix und fertig war und nicht lügen kann, und ausserdem eine Umarmung brauchte (habe echt Glück was mein Arbeits-Team betrifft). Ich war überrascht wie viele Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt enden, damals dachte ich, ich sei die einzigste, aber es sind 20%-25% – den genauen Zahl weiss man natürlich nicht, weil zu wenig darüber geredet wird. In den folgenden Wochen/Monaten haben wir es ein Paar engen Freunden auch erzählt und haben es bereut. Die drei Monate die wir brauchten um wieder Schwanger zu werden haben sich angefühlt wie Ewigkeiten und das Wissen, dass die Freunden angepannt auf dem Tag warten an dem wir die gute Neuigkeiten erzählen, war eine unglaubliche und unerwartete, zusätzliche Last.
„weil sie plötzlich so gut wie gar nicht mehr geraucht“, nur so also Nebensatz. Schwanger und Rauchen? Es gibt immer tausende Gruende, warum ein Foetus ploetzlich stirbt. Warum aber das Risiko suchen und rauchen?
Weil es eine Sucht ist?
P.s ich würde es auch das nächste Mal im Geschäft nicht erwähnen und würde aber auch weitere Komplikationen etc. nicht erzählen. Dann sollten die eben denken ich hätte 2 Wochen eine Grippe… wäre mir im Nachhinein lieber gewesen, als dass jetzt alle wissen was ist und sich niemand getraut was zu sagen oder fragen.
Familie und der beste Freundin, denen haben wir es gesagt. Weil wir uns freuten. Weil wir unsere Freude nicht verstecken wollten und konnten. Wir haben es also denen gesagt, die uns im schlimmsten Fall auch helfen würden. Das schlimmste Szenario (unser Baby hatte einen Gendefekt, war nicht überlebensfähig) ist dann leider in der 14+SS eingetroffen. Familie und beste Freunden wussten es, haben uns umsorgt und getröstet. Im Geschäft musste ich es sagen, weil ich 2 Wochen krankgeschrieben wurde und keine Lust auf Geheimnisse hatte. Besonders weil sonst jeder fragen würde, ob es denn endlich besser ginge mit der Grippe… die Kolleginnen und Kollegen haben zwar verständnisvoll aber nicht besonders reagiert. Was vielleicht daran liegt, dass die grosse Mehrheit a)Männer sind oder b) sich für das Thema Kinderbekommen nicht sehr interessieren. Irgendwie war es dann doch auch komisch so fast keine Reaktion von ihnen zu erhalten… haben doch die Freunde und Familie ganz anders (offener, emotionaler, näher) reagiert. Vielleicht waren sie alle überfordert, oder aber dachten ich solle doch kein Drama machen, das Kind war ja nicht mal geboren… vielleicht denken sie das. Vielleicht trauen sie sich nicht mich zu fragen. Vielleicht interessiert es sie nicht. Ich persönlich rede mit allen die wollen darüber. Weil zu fest geschwiegen wird. Weil ich weiss, dass ich nicht die einzige bin die 1 FG und eine Todgeburt hatte. Weil ich mich trotzdem manchmal alleingelassen fühle und darum offen darüber reden will.
Dies muss wirklich jede/r selbst für sich entscheiden. Ich selbst habe zwei Fehlgeburten erlebt. Das erste mal wusste praktisch niemand etwas von der Schwangerschaft, das zweite mal recht viele (inkl. ArbeitskollegInnen). Und ich würde es bei einer nächste Schwangerschaft wieder gleich machen. Denn ich persönlich finde, Fehlgeburten sollten kein Tabuthema mehr sein. Viele Frauen erleiden Fehlgeburten und bekommen später gesunde Kinder. Dieses Wissen tröstet zwar nicht, aber man findet schneller wieder die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal gut kommt – wie bei uns.
Ich habe es sofort erzählt, denn ich litt unter massiver Übelkeit und hätte schlicht gar nix verstecken können. Zudem arbeitete ich damals in einem Labor und Chef und Kollegen mussten einige Aufgaben mit mir tauschen, die ich nicht mehr machen durfte.
Ich habe bei allen Schwangerschaften immer genau gewusst, ob das was wird, oder nicht. Und wenn ich bereits am Anfang merkte, dass es nicht klappt, hab ich nix erzählt. Geirrt hab ich mich da bisher nie.
Ich finde man sollte es erzählen, denn in den ersten Monaten braucht man auch Rücksichtnahme und Verständnis und manchmal auch Hilfe. Und je mehr die Frauen Fehlgeburten verheimlichen, umso zugeknöpfter kann die Umgebung nur reagieren. Wenn keiner drüber spricht, dann ist es einem Tabu sehr ähnlich. Man muss sich nicht beim Kollegen ausheulen. Aber verheimlichen muss man es auch nicht.
In meinen eigenen Schwangerschaften war ich immer sehr offen und hab es allen auch gesagt. Ich finde Offenheit in der Regel besser, als alles für sich zu behalten. Auch als ich Blutungen hatte und Abortgefahr bestand, hatte ich sehr viel Trost und Zuspruch erhalten. Als ich dann nach der Geburt unserer Kinder von Freundinnen erst nach dem 3. Monat erfuhr, dass sie schwanger waren, traf es mich jedes Mal ein bisschen. Ich war enttäuscht, dass ich ebenfalls offensichtlich zur grossen Masse gehörte und sie sich mir nicht schon früher anvertraut hatten, obwohl ich das meinerseits getan hatte. Es war ganz schön hart, wenn dies bei Freundinnen passierte, die ich eigentlich als „eng befreundet“ eingestuft hatte. Na ja, so sind die Menschen verschieden. Ich hab es akzeptiert und bin auch etwas auf Distanz und wollte nicht mehr so viel von mir preisgeben. Das war auch gut so. Fühlte mich dann sofort wieder besser. Offenbar ist dieses 3 Monate-Gesetz auch ein Freundschaftstest.
ist mir genau gleich ergangen. aber ich bin auch ein offener typ und es ist mir klar, dass ich etwas erzähle, wenn es mich freut. aber auch, wenn etwas mich bedrückt. ich finde es immer seltsam, wenn man so etwas grossartiges wie eine schwangerschaft erst nach ein paar wochen erfährt…
Ich habe es Dir verraten, also musst Du es mir auch? Das ist Kindergartenniveau! Jede(r) soll es halten wie er will. Wenn es mir ein Bedürfnis ist, etwas meinem Freund zu erzählen, dann tue ich das, ohne zu erwarten, dass er mir ähnliches ebenfalls erzählen muss. Seltsame Definition von Freundschaft haben Sie, Heidi.
Freundschaftstest? Ich schliesse mich Papperlapapi an: wer mir etwas erzählen will, darf das gerne (jederzeit) tun. Zum Zeitpunkt halt, der für sie/ihn stimmt. Genauso wie ich umgekehrt selbst einen jeweiligen Rede-Zeitpunkt bestimmen möchte – gerade auch, wenn es um eine Fehlgeburt geht (ich finde sie übrigens unsäglich, diese ganzen Schwangerschaftskürzel). Über meine habe ich auch mit den mir engsten Menschen erst einige Zeit später geredet (reden können) – und traf nur auf Verständnis, kein vorwurfsvolles „wieso hast Du das nicht früher gesagt“. Denn ja: Freundschaft heisst für mich in erster Linie, dass man einen anderen so nimmt, wie er ist. Dass man für ihn dann da ist, wenn sie/er einen braucht (und nicht dann, wenn es einem gerade in den Kram passen will). Und dass sie/er allenfalls etwas anders gestrickt ist als man selbst (wie auch, dass das völlig in Ordnung ist).
Wenn ich eine reziproke quid-pro-quo-Kopie meiner selbst suchen würde, oder als solche gesucht werde, würde ich es ehrlich gesagt mit der Freundschaft sein lassen (meine letzte solche liess ich im frühen Teenageralter auslaufen, weil, eben, Kindergartenniveau). Und beim Selbstgespräch bleiben.
Mila und P: stimme komplett zu. Zumal es oben bei HK ja keineswegs um Mitgefühl für die Freundin geht, die eine Fehlgeburt erlitten hat, sondern um die eigenen Be- und Empfindlichkeiten. Möglich, dass die Freundin schon vorher ein gutes Gespür dafür hatte, wem sie was wann erzählt…..
@Heidi K.
und zu welchen Testverfahren greifen Sie heute, vorausgesetzt „Schwangerschaftsinformationszeitpunkt“ ist bei der engeren Auswahl nicht mehr so aktuell?
Wenn das alles war/ist, das mich als eine „enge Freundin“ ausmacht, dann wärs glaub wirklich besser wenn ich in distanziert-Status gestuft werde.
Ähnliches Kapitel sind die Erwartungen Gotti/Götti zu werden, als ob es irgendwelche derartige Ansprüche, aufgrund Beziehungsstatus, darauf gäbe… .
@Heidi K.
und zu welchen Testverfahren greifen Sie heute, vorausgesetzt „Schwangerschaftsinformationszeitpunkt“ ist bei der engeren Auswahl nicht mehr so aktuell?
Wenn das alles war/ist, das mich als eine „enge Freundin“ ausmacht, dann wärs glaub wirklich besser wenn ich in distanziert-Status gestuft werde.
Ähnliches Kapitel sind die Erwartungen Got ti/Göt ti zu werden, als ob es irgendwelche derartige Ansprüche, aufgrund Beziehungsstatus, darauf gäbe… .
Ich habs auch schon ganz früh erzählt. Leider habe ich das Ungeborene kurze Zeit später verloren und musste mich dann erklären. Doch ging es mir so wie der Freundin im Artikel. Ich habe viel Trost und Verständnis erfahren, was mir sehr half, mit dem Verlust fertig zu werden. Aber jeder tickt halt ein bisschen anders, jeder muss für sich selber entscheiden. Den einen (wie mir) hilfts, ohne Tabus darüber reden zu können, die anderen schweigen lieber und machens mit sich selbst aus.
Das Problem ist, wenn man eine FG hat und dies dann erzählt erfährt man dass es erstens ein Tabuthema ist und zweitens man nicht die einzige auf dieser Welt sei (was ja hilft).
Je mehr es wissen desto mehr stressen danach mit der Frage „und hats endlich wieder geklappt“… x(
Ich würde gar nix mehr erzählen!!!
Das Problem ist halt schon, dass FGs so ein Tabuthema sind; wenn niemand von der Schwangerschaft gewusst hat – kann man dann auch mit niemandem über die FG reden.
Dabei wäre es gut, sich austauschen zu können, wie man damit umgeht; auch über die rein medizinische/praktische Seite.
Dabei staunt man, wie viele Frauen sowas schon mitgemacht haben, wenn man doch darüber redet.
Aber schon nur wegen den beruflichen Konsequenzen habe ich Schwangerschaften doch immer verschwiegen und würde das wieder so machen.
auch wenn man die schwangerschaft nicht erwähnt hat, ist es nicht verboten über eine fehlgeburt zu sprechen. im gegenteil. ich verstehe diese folgerung nicht
Wenn es mal nur 12 Wochen wären … ich hätte es ganz nett gefunden, wenn man in diesen ersten schweren, müden, übelkeitsgeplagten Wochen für ein bisschen Verständnis bei den Kollegen hätte werben können, indem man sagt, was los ist. Aber letztlich hab ich es jedesmal erst jenseits der 20. Woche gesagt, kurz bevor es ernsthaft nicht mehr mit Kleidung zunkaschieren war. Und das deswegen, weil leider immer noch zu oft Schwangerschaft dazu führt, dass einem kein klarer Gedanke mehr zugetraut wird, kein Engagement für die Firma und weil man, nur weil man in einigen Monaten für einen überschaubaren Zeitraum ausfallen wird, plötzlich von allen zukunftsweisenden Gedanken, Beratungen, Konzepten im Job ausgeschlossen wird. Höchst frustierend! Wollte ich mir daher nur so kurz wie möglich antun.
@Clia
Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Meine Familie wusste es gleich. Meinem Chef habe ich es erst jenseits des 6. Monats gesagt. Nach diversen abfälligen Bemerkungen über Kolleginnen mit Kindern in den Jahren zuvor war mir gleich klar, dass ich in dem Moment einpacken konnte, wenn ich ihm von meiner Schwangerschaft erzähle. Genauso war es dann auch. Letztendlich habe ich dann sogar mit der Geburt meiner Tochter beim Kanton Freiburg gekündet und mir anderswo eine Stelle gesucht. Es gibt Dinge, die muss man sich nicht antun und das Stellen in einer kantonalen Verwaltung familienfreundlicher wären als in der freien Wirtschaft, würde ich nun sofort widerlegen.
Ich habe es auch früher mitgeteilt, aber nicht allen. Der Familie habe ich es erst später gesagt, weil sie im schlimmsten Fall (spontaner Tod oder Abbruch wegen Gendefekt) stärker getroffen und enttäuscht gewesen wäre. Kollegen fühlen mit und können unterstützen, aber müssen nicht mitleiden. Und ja, dann wissen sie, wieso man sich im ersten Trimester oft todmüde fühlt.
Zumindest war damals so meine Überlegung. Wenn es das erste Mal nicht klappt, dann ist die Familie traurig und freut sich das zweite Mal bestimmt weniger, weil sie auch Angst hat, es könnte wieder schiefgehen. Wenn ich sehe, wie sehr sich meine Eltern und Geschwister auf das Baby freuen (das erste in der Familie)…. Ich bin froh, dass ich nicht sagen musste „aber wartet noch ein paar Monate, bis dahin kann vieles passieren“, diese Sorgen mussten sie nicht haben.
Aber gut, ich bin eben so eine, die andere immer schonen will und denen vielleicht zu wenig zutraut. Ich behaupte nicht, dass ich recht habe.
Sie nennen in einem Atemzug „spontaner Tod oder Abbruch wegen Gendefekt“.
Ich denke, das ist nicht das Gleiche. Ein Schwangerschaftsabbruch nach einer Fruchtwasseruntersuchung (mit der Diagnose, z. B. Trisomie 21) findet im 5. Schwangerschaftsmonat statt. Eine Geburt muss eingeleitet werden. Die Frau muss das Kind gebären.
Macht da die Seele noch mit?
Das ist absolut nicht wahr! Eine Fruchtwasserpunktion kann vor der 12. Woche gemacht werden und zu diesem Zeitpunkt (der Fötus ist da gerade mal 2cm lang) muss keine Geburt eingeleitet werden, der Abbruch wird vom Arzt vorgenommen. Auf die Gefühle der werdenden Mutter gehe ich hier jetzt nicht ein.
@ Franziska:
Sie verwechseln da einiges. Ich stimme Ihnen zwar zu, dass es sich sowohl ethisch als auch medizinisch bei „spontaner Tod“ und „Abbruch infolge Gendefekt“ um zwei komplett verschiedene Dinge handelt. Aber Ihre Schlussfolgerung ist nicht korrekt. Heute kann die Diagnose Trisomie 21 (und andere Gendefekte, nach denen aktiv gesucht wird) sehr früh gestellt werden. Was danach geschieht, liegt im Ermessen der werdenden Eltern. Aber auch hier gilt streng genommen die Fristenregelung.
Eine Fruchtwasseruntersuchung kann zwischen der 14. und 20. SSW durchgeführt werden.
Mehr Infos zum Beispiel hier:
http://www.geburtshilfe.usz.ch/HEALTHPROFESSIONALS/DIAGNOSTIK/Seiten/AmniozenteseUndChorionzottenbiopsie.aspx
Sollte der 1. Trimestertest (zwischen der 10. und 14. SSW) oder ein neuer Bluttest (ab der vollendeten 9. SWW) ein auffälliges Resultat anzeigen, muss dieses durch eine invasive Diagnostik verifiziert werden.
Zitat Faktenblatt:
http://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/4_NEWS/NIPT_Juli_2015_BAG_D.pdf
Ist das Ergebnis positiv oder unklar, sollte es mit einen der oben erwähnten, invasiven Verfahren bestätigt bzw. abgeklärt werden, da der NIPT (Bluttests) auch falsch-positive Ergebnisse anzeigen kann.
Mir ist das leider gleich zweimal passiert und ich war jeweils froh, musste ich es nicht allen erklären. Gerade bei meiner ersten Schwangerschaft wollte ich nicht, dass alle im Geschäft wussten dass wir eine Familie planen. Das kann berufliche Konequenzen haben, dabei weiss man ja gar nicht, ob es überhaupt klappt.
Meine Frau hat mir „verboten“, die erste 3 Monate etwas im Freundeskreis von der Schwangerschaft zu sagen. Als stolzer Vater hätte ich es gerne mit meinen Kumpels geteilt, aber ich hatte natürlich Verständnis für meine Frau, falls etwas schiefgehen würde. Oma und Opa inklusive zukünftige Gotti und Götti wussten es schon nach einem Monat Schwangerschaft. Den Namen/Geschlecht sagten wir jeweils erst am Tag der Geburt, etwas Spannung darf noch bleiben 🙂
Das Geschlecht zu verheimlichen, obwohl man es schon seit Monaten weiss, finde ich noch viel blöder, die meisten verplappern sich dann nämlich irgendwann trotzdem.