Beim Handy hört die Erziehung auf

Ständig abgelenkt: Der Umgang mit den neuen Geräten will gelernt sein. Foto: Matthew Wilkinson/Flickr
Auf Weihnachten wünsche ich mir einen Störsender. Keinen mit einer Reichweite von bis zu 20 Metern, wie man sie auf gewissen Portalen kaufen kann («Blizzard mit Wi-Fi: Blockiert alle Handynetze und zusätzlich alle WLAN-Signale…»). Nein, er sollte etwas wirksamer sein; eine Reichweite von 10 bis 15 Kilometern sollte er schon haben.
Sobald ich den Sender habe, kopple ich ihn an eine Zeituhr. Immer zwischen 16.30 und 18 Uhr wird er aktiv sein. Abends und vor allem an den Wochenenden kommt er je nach Bedarf zusätzlich zum Einsatz. Und dann, ja dann, ist mein Leben um ein Vielfaches einfacher und entspannter, stelle ich mir vor. Die «Kein Handy mehr, jetzt ist aber Schluss!»-Diskussionen wären hinfällig. Kein nerviges Drohen und Keifen mehr! Während meiner Arbeitszeit wüsste ich zwar noch immer nicht, was mein Sohn daheim statt seiner Hausaufgaben macht – doch im Internet wäre er ganz sicher nicht – weil, der Störsender stört ja auf über 10 Kilometer…
Aber so einfach ist es leider nicht. Und die Elterntricks, die noch vor sechs, sieben Jahren funktionierten, weil es noch kaum minderjährige Smartphone-Besitzer gab, sind hinfällig: «Schliessen Sie den Computer in ein Zimmer ein, so können die Kinder nicht darauf zugreifen», riet ein Experte damals in einem Elternforum.
Mit den Flatrates, Hotspots und den zahlreichen mobilen Geräten im Haushalt ist es heute nicht mehr so einfach. Fast jedes dreizehnjährige Kind trägt einen kleinen Computer bei sich, verstaut in der Gesässtasche seiner Skinny Jeans. Und Eltern, die ihren Kindern nie und nimmer einen eigenen Fernseher im Zimmer erlauben würden, lassen sie stundenlang auf dem Bett auf Whatsapp chatten, Instagram posten, Games spielen, Youtube-Videos schauen, snapchatten…
Lehrer gehen davon aus, dass alle ihre Schüler ein Smartphone besitzen – und wenn nicht, ist es ein Problem: Der Klassenchat auf Whatsapp, bei dem auch die Lehrperson dabei ist, ist ein Informationskanal; ein Kind, das kein Handy hat und nicht bei Whatsapp dabei sein will oder darf, wird bemitleidet, von Mitschülern als «Opfer» bezeichnet.

Wer kein Smartphone hat, ist ein «Opfer». Foto: Martin Ruetschi (Keystone)
Viele Familien stellen regelmässig neue Regeln auf, die jeweils viel zu schnell gebrochen werden, und hoffen, die eigenen Kinder verhalten sich punkto Medienkonsum noch normal. Aber was heisst das schon. Wie viel Medienzeit an Smartphone, Tablet, Gamekonsole und Computer ist «normal»?
Ist es bedenklich, wenn Kinder als erste und letzte Handlung des Tages Social-Media-Plattformen besuchen? Sie bei einer Autofahrt von mehr als zehn Minuten nicht ohne elektronische Ablenkung sein können? Die glauben, sie müssten jederzeit perfekt gestylt daherkommen, weil sie auf den vielen Selfies, die sie machen, immer wie aus dem Ei gepellt aussehen wollen. Oder ist alles im Lot, solange das Kind gute Schulnoten schreibt und in der Freizeit auch Freunde trifft und Sport treibt?
In Gesprächen mit anderen Eltern ist der Tenor meist derselbe: Von Gruppendruck ist die Rede, von Überforderung ihrerseits, der Begriff Kapitulation fällt hin und wieder. Und es scheint in der Tat, als hätten viele Eltern erzieherisch aufgegeben. Oft haben sie zwar ein schlechtes Gewissen, weil sie denken, sie müssten gegenüber den Kindern und Jugendlichen aufmerksamer und konsequenter sein, was elektronische Geräte angeht. Aber sie lassen ihnen dann doch wieder vieles durch.
Dabei sind wir Erwachsenen gerade hier gefordert. Fast jeder zehnte junge Smartphone-Besitzer ist suchtgefährdet, fanden deutsche Wissenschaftler heraus. Eine andere aktuelle Studie kommt zum Schluss, dass wir alle 18 Minuten unser Handy benutzen. Der deutsche Informatikprofessor Alexander Markowetz warnt vor dem digitalen Burn-out. Zu 20 Minuten sagte er, das Schlimme sei, dass wir ständig abgelenkt seien. «Wir befinden uns heute in einem neuen Zustand, in dem wir weder produktiv noch glücklich sind.» Dieser Konzentrationsmangel mache uns krank, weil wir uns bis zur totalen Erschöpfung aufreiben würden.
Kinder und Jugendliche müssen den Umgang mit den so verführerischen Geräten lernen – viel mehr noch als wir Erwachsenen. Wie sie heute mit Smartphones und Co. umgehen, wirkt sich prägend auf ihr späteres Leben aus. Darum liebe Eltern, tretet ein in die gespenstig stillen Kinderzimmer. Sucht Augenkontakt mit euren Teenies, handelt abermals gemeinsam Regeln aus und setzt sie durch. Habt den Mut, die Geräte auch mal einzuziehen.
Aber so ein Störsender, den man hin und wieder einsetzen könnte, wäre schon toll, finde ich.
120 Kommentare zu «Beim Handy hört die Erziehung auf»
Es ist immer wieder amüsant zu lesen, wie ambivalent viele Eltern der Handysucht ihrer Kinder gegenüberstehen, welche sie doch oft mit ihren Kindern gemeinsam haben. Es wird dann so getan, als sei das Handy quasi vom Himmel in den Schoss des Nachwuchses gefallen. Wer hat denn dem minderjährigen Nachwuchs das Gadget gekauft?? Treffender Vergleich mit dem Fernseher. Man sollte sich wieder mal an die Gründe erinnern, warum andauerndes Fernsehglotzen als schädlich für die Kids beurteilt wurde. Handyglotzen ist etwas anderes? Bezüglich Nebenwirkungen wohl kaum. Bevor wir das Konsumverhalten der Jugendlichen kritisieren sollten wir Erwachsenen aber mal bei unserem eigenen Handykonsum anfangen.
„Der Klassenchat auf Whatsapp, bei dem auch die Lehrperson dabei ist, ist ein Informationskanal; ein Kind, das kein Handy hat und nicht bei Whatsapp dabei sein will oder darf, wird bemitleidet, von Mitschülern als «Opfer» bezeichnet.“
Das stört mich extrem. Statt den Jugendlichen Information Technology beizubringen, zwingen die Lehrer ihnen auf, bestimmte Software zu nutzen. Schon in den 90ern wurde uns nicht allgemein Textverarbeitung beigebracht, nein, wir mussten Microsoft Office auf Windows nutzen. Wer an eine Schule für Gestaltung geht, muss ein Macbook kaufen. Ein günstiges Windows-Notebook mit Adobe-Software darf von der Schule aus nicht sein.
Nun werden Schüler gezwungen, Whatsapp zu nutzen obwohl es bessere und sicherere Kommunikationssoftware gibt. Sowie Papiergrössen normiert sind und egal ob ich nun weisses oder farbiges zum schreiben nehme, braucht es bei Software genauso Standards und eine Wahlfreiheit!
Nun ja, ganz simpel: Wenn mehrere Leute miteinander kommunizieren möchten, muss dies wohl auf dem gleichen Gerät oder Kanal passieren. Wenn einer gerne telefoniert, der andere aber nur SMS nutzt, der dritte Chatted, werden sie sich nie finden.
Und wenn auf manchen Schulcomputern Abiword, auf anderen MS-Word und auf den dritten Libreoffice installiert ist, dann gewinnt man nichts, im Gegenteil, man verwirrt die Schüler. Allerdings halte ich es für das Beste, man benutzt eine freie Software und nicht MS-Office.
Ich habe eine relativ kurze Antwort auf Ihre interessanten Punkte geschrieben. Leider verschwindet es ständig im Nirvana. Versuche es später nochmals.
War an Christoph Bögli gerichtet.
Wo ist denn das Problem?
1. Ein Pre-Paid Abo das dann irgendwann mal rasch leer ist
2. WLAN Zuhause einfach abschalten
…und wenn alles nichts nützt?
Genau: Störsender!!! Oder Spyware drauf das Zugriffe regelt.
Spyware aufs Telefon spielen? Mann, eine dümmere Idee habe ich selten gesehen.
Kleiner Hinweis: Ich hab’s gemacht…! Sie werden Bauklötze staunen und erwachen wenn sie sehen was da die lieben Kinderlein so alles kommunizieren..!!! Soviel zum Thema „Wahrnehmung der elterlichen Verantwortung“.
Leider leider leider sind Mobiltelefon-Blocker illegal, sonst hätte ich schon lange einen beim Pendeln dabei.
Gehabt, meinen Sie. Ich hätte Sie sofort entdeckt und auffliegen lassen. Und dann wären Sie ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen, im Zug.
Zu spät.
Eltern sind real machtlos gegen die Multimilliardenbudgets der Elektronikproduzenten, da helfen auch Appelle renommierter Neurologen nichts mehr.
Derzeit übernehmen Apple & Co die Schulen.
Ach Muri, Sie Zinnfolienhutbesitzer.
Anstatt einen „Störsender“ oder „mit der Erziehung aufhören“ könnte man/frau z.B. mit den Kindern ein Wochenbudget an Handy-/Onlinezeit aushandeln, d.h. in die Auseinandersetzung mit ihnen gehen (u.a. auch was ihnen am Handy/Online-Sein gefällt. Natürlich ist nicht nur das Handy wichtig: was beschäftigt sie sonst noch, wie geht es ihnen….). Dann würden die Kinder auch gleichzeitig Eigenverantwortung lernen, indem sie sich die Zeit/Belohnung selber einteilen müssten.
Ja, das ist ein guter Vorschlag, wir haben es bis vor einem Jahr auch so gehandhabt. Doch kaum hat ein Jugendlicher ein eigenes Smartphone, so meine eigene Erfahrung, ist es sehr viel schwieriger solche Wochenkontingente durchzusetzen. Gruppendruck ist sicher ein Grund dafür und der Umstand, dass alles – also Musik, Chats, Mails, Videos, Telefongespräche – über das eine Gerät läuft. gabriela braun
es ist als ob man wochenkontingente fürs mit freunden herumhängen und blödeln einführen wollte.
ich stellte oben die frage, wovor denn kapitulieren. was ist denn so bedrohlich? ich spreche von 13jährigen aufwärts, nicht kindern
@Tina: Ich möchte nicht den Te ufel an die Wand malen, aber die Handys und Bildschirme haben schon ihre Wirkung auf die kindlichen Gehirne/ Mesolimbisches System/Gefühlsregulation (sofortige Belohnung). Wie ich bereits oben beschrieben habe, müssen sie ihre Selbstregulation erst noch entwickeln und haben deshalb weniger Ressourcen damit vernünftig umzugehen (ohne dass andere Sachen/Entwicklungsaufgaben darunter leiden). Kinder/ Jugendliche einfach alleine damit zu lassen, kann auf jeden Fall auch ins Auge gehen. Die Eltern sollten den Kindern da u.a. durch klare Regeln Grenzen setzen und somit einen soliden Rahmen anbieten (aber auch Erfahrungen zur Selbstregulation in einem gewissen Rahmen ermöglichen).
@Gabi: Ich habe nie behauptet, dass es einfach ist! Muss alles nur noch auf diesem Gerät laufen? Wo suchen die Kinder bewusst Schlupflöcher/Ausreden? Es gibt Apps, mit denen man andere Apps blocken kann. Gruppendruck: Wunderbares Lernfeld, später wird es Gruppendruck bezüglich K o k ain usw. geben…. Selbstvertrauen stärken und bei der Persönlichkeitsentwicklung und kritischem Denken unterstützen, dies sind wichtige Faktoren, um Gruppendruck widerstehen zu können (ich weiss, dass Sie das bereits machen 😉 .
Hmm, tina. Ich weiss nicht, ob Sie ins selbe Total-Bedenkenlos-Horn stossen würden, wenn ihre Jungs pausenlos am Handy (oder der Gametastatur) hängen würden. Und ja: solche Teenies (und Erwachsene) gibt es. Vielleicht nicht in ihrer (Beobachtungs-)Welt, aber in meiner schon.
HH: ja, das ist natürlich so, und bestimmt nicht nur auf kindliche gehirne, denn auch das erwachsene und sogar alte hirn ist noch anpassungsfähig.
gerade bei teenagern ist der teil des gehirns in dem selbstkontrolle stattfindet (wenn man das so ausdrücken will) im totalumbau und darum weitgehend ausser kraft.
mila und HH:
meine söhne sagen mir auch, sie finden es nicht blöd, dass ich, bis sie 12/13 waren, extrem restriktiv war was bildschirmzeit betraf (20min/tag). mir ging es dabei darum, dass ich es wichtig fand, dass andere bereiche nicht zu kurz kommen.
dann sprachen meine söhne mit mir, dass die spiele, die sie interessieren (ich sah sie mir an und fand sie wirklich erstaunlich gut – ich bin eben überhaupt kein gamer und hatte keine ahnung), nicht spielbar sind, wenn man nur 20minuten dran bleiben kann. also habe ich mir nochmals neu gedanken gemacht über pro und kontra. ich halte es nicht für total bedenkenlos. aber man muss sich klar machen, was es ist, was einen ängstigt. ich fürchtete mich vor gewalt in den spielen und hirnlosem, dumpfen, einsamen vor sich hin spielen. aber heutige spiele sind spannend und kommunikativ!
aber ja, klar, wenn ich ein problemkind diesbezüglich hätte, würde ich es anders betrachten, das stimmt natürlich.
darum möchte ich auch nochmals HH auf seinen eigenen text von 14:48 verweisen. selbstregulation kann man jedenfalls nicht lernen, wenn man fremdreguliert wird. aber von alleinlassen war keine rede, im gegenteil. wir sprechen häufig über das, was sie so machen. ob an geräten oder sonst im leben
Zitat von tina: „Selbstregulation kann man jedenfalls nicht lernen, wenn man fremdreguliert wird“
deshalb habe ich ja immer geschrieben: „Das Handy bietet gute Gelegenheiten es zu entwickeln, dafür braucht es jedoch Eltern, die ihre Kinder konsequent darin unterstützen. Wenn sie es in der Kindheit nicht lernen, dann kleben sie mit 18 Jahren einfach ununterbrochen am Handy“ … „Die Eltern sollten den Kindern da u.a. durch klare Regeln Grenzen setzen und somit einen soliden Rahmen anbieten (aber auch Erfahrungen zur Selbstregulation in einem gewissen Rahmen ermöglichen)“
@tina: Danke für die Differenzierung, das klingt für mich so ausgeführt sehr vernünftig und entspricht auch grosso modo meinen eigenen Vorstellungen – vor allem auch das miteinander be-reden von Nutzungsdauer und Inhalten (und im Teenageralter im Gespräch bleiben) scheint mir wesentlich (mal schauen, wie es dann mit der praktischen Umsetzung aussieht… ). Ich wurde bezüglich TV bis zum Alter von ca. 12, 13 ebenso restriktiv erzogen und bin, wie ihre Söhne, rückblickend nicht nur ‚einsichtig‘, sondern auch dankbar dafür. Ein guter Freund von mir hatte von klein auf unbeschränkten Zugriff auf die Fernsehkiste, respektive sogar eine eigene im Zimmer. Ab Studium hat er sich entschieden, dass er kein TV Gerät mehr in seinen vier Wänden haben will, weil er einfach nicht damit umgehen kann – beziehungsweise, es nicht gelernt hat. Aber nicht jeder findet in sich die Stärke, derart konsequent mit einer konkreten Sucht bzw. Suchtgefährdung umzugehen.
Beim Smartphone gibt es dabei allerdings, und darauf hat tststs mE zurecht hingewiesen, ein zusätzliches Problem: es ist ein Endgerät für vieles (Medienkonsum im weitesten Sinn: TV, Social Media, Games, you name it), und transportierbar. Das waren die alten ‚Medien‘ nicht, insofern ist das eine neue Herausforderung mit erweitertem Suchtpotential.
Die Idee ist ja schön und gut, aber wie so viele kaum praxistauglich. Wie genau will man denn eine sinnvolle „Handy-/Onlinezeit“ festlegen und v.a. (ohne Totalüberwachung) durchsetzen? Und selbst wenn, was wenn das Zeitbudget nach der halben Woche aufgebraucht ist? Darf das Kind dann auch nicht mehr Whatsapp-Nachrichten des Lehrers, die Facebook-News des Fussballclubs oder – hallo Eigentor – die SMS der Eltern lesen? Das Problem ist ja, dass entgegen dem Klischee nicht nur Nebensächlichkeiten und Sinnloses durch das Smartphone laufen, sondern auch allerlei nützliche bis essentielle Informationen.
Wohlgemerkt, die Grundidee punkto Eigenverantwortung etc. ist natürlich nicht verkehrt. Aber mir scheint wenn schon, dass man das von der anderen Seite angehen muss: Wenn die notwendigen Aufgaben und Aktivitäten zufriedenstellend erledigt werden, dann darf man sich im Gegenzug auch die Zeit einteilen wie man will, inklusive Smartphone- und Computernutzung. Die Notwendigkeit zum Eingreifen ergibt sich eigentlich erst, wenn die Schule, Sport, Aktivitäten, etc. nicht genug Aufmerksamkeit erhalten..
exakt
Haben Sie zu hause Swisscom? Bei uns kann man ganz einfach in den Einstellungen bestimmen, dass das WLAN nur von x bis y Uhr funktioniert. Man muss sich ins Steuerungszentrum einloggen. Wenn der Nachwuchs ein PrePay-Abo hat, dann wird das schon ziemlich schnell eine Wirkung entfalten.
Ich erinnere mich gut an die Zeit, als das Fernsehen in die Stuben kam. Mit Drohfinger und Schlimmerem kamen Eltern unserer ungehemmten Neugier in die Quere. Was?! Das Nachbarskind durfte Fernsehen am Mittwochnachmittag und wir durften es nicht? Das ging nicht und so kam es, was kommen musste: wir hockten am Mittwochnachmittag beim Nachbar auf dem Boden, Couch und Stühlen uns den Hintern wund – heimlich versteht sich, denn Zuhause wäre sonst der Teufel los gewesen. Der Vater des Nachbarkindes schmauchte jeweils seine Zigarre vor sich hin und die Stube roch dann so penetrant, dass wir freiwillig wieder uns verzogen. Die Mutter des Nachbarkindes motzte zwar jeweils laut, ob wir denn daheim nicht schauen dürften und ihr den ganzen Kühlschrank leer essen täten etc.
Genau so kommt es mir vor in der heutigen Debatte um Internetkonsum. Es macht Spass zu diskutieren, nachzusehen, wer noch kommentiert auch von unterwegs auf dem Smartphone/Handy und darf dann wieder versorgt werden. Ist schönes Wetter, dann schaue ich gerne im öV aus dem Fenster und träume vor mich hin – mit Kopfhörer und meiner Musik im Ohr. Wunderbar!
Fazit: das Verhalten wird sich einpendeln nach der Neugier, wer wo was wieso gesagt, getan, unterlassen etc. hat. Mich interessiert das einfach zuwenig und bin deshalb weder auf FB noch Zwitschere ich bereits auf 140 Zeichen beschränkt drauflos. Noch ist es so…
Meine Kinder sehen das sowieso viel entspannter und treffen sich mit ihren Freunden, Whatsapplen im Familienchat, wir telefonieren ab und an und sehen uns an relevanten Familienfeiern. Der Vorbildcharakter ist schon nicht zu unterschätzen und so beharre ich auf gemeinsame Essenszeiten abends oder am Wochenende. Dann bleibt das Smartphone im Zimmer oder auf stumm. Während der Grundschulzeit würde ich aber rigoroser das Modem mit dem on/off-Knopf für Internetzugang betätigen, so ab 22.00 Uhr an wenigstens zwei Abenden/Woche…
Stimme Ihnen absolut zu, WS. Wir setzen auch Rahmenbedingungen (Essen, abends etc), an denen alle Handys abgeschaltet bleiben, aber ansonsten – und natürlich immer auch vom Alter abhängig – können wir uns auch noch gut an die Prophezeiungen unserer Eltern erinnern, dass uns Fernsehen alle dumm und doof und dick machen würde. Meistens geht bei diesen Diskussionen unter, dass alles in Massen und mit Bedacht völlig in Ordnung ist.
Ich weise z.B. darauf hin, dass vor ein paar Jahren gemahnt wurde, dass bald niemand mehr mit Genuss ein richtiges Buch lesen würde, da alles auf Readern zu haben ist: die diesjährige Buchmesse hat publiziert, dass diese Reader auf einem relativ niedrigen Niveau stagnieren und es einen Trend gibt zu hochwertigen, aufwändig gedruckten Büchern.
Natürlich ist Lethargie der Eltern nicht richtig, aber man kann erzieherische Rahmenbedingungen schaffen, ohne ins Verdammen der neuen Medien zu geraten.
Carolina, natürlich kann Fernsehen dick und doof machen, wenn die entsprechenden Randbedingungen existieren. Das haben wir ja schon seit 2 Jahrzehnten. Unspezifische Hinweise wie ‚in Massen und mit Bedacht‘ sind viel zu schwach.
Nachdem wir nicht nach Nahrung hungern, hungern wir nach Bestätigung und Erfolg. Der ‚Hunger‘ Begriff wird inzwischen im Geschäftsleben und im Berufssport benutzt.
Die sogenannten sozialen Medien instrumentalisieren den Hunger nach Bestätigung und das endet erst, wenn man sich besser bestätigen kann. Was eigentlich ganz einfach ist, es ging ja schon immer.
‚das Verhalten wird sich einpendeln‘
Mehr gibt es nicht zu sagen. Wir hatten das schon zu oft. Die Maschinenstürmer, die schlesischen Weber. Der Mensch wirft die Angel aus ins Niemandsland und wenn die dann einen Anker findet, läuft er hinterher.
Bis zur industriellen Revolution haben sich Menschen nur passiv der Natur angepasst. Jetzt schaffen sie Natur und müssen sich aktiv anpassen. Meine Natur ist die Stadt und die elektronische Kommunikationen. Den Wald und die Berge lasse ich den Tieren und Pflanzen. Ich habe da nichts mehr zu suchen.
Meine Vorfahren mussten ihre Natur bändigen, ich meine.
Hüstelhüstel, es gibt Leute, die Unterscheiden in Natur (das Gegebene) und Kultur (das Geschaffene)… 😉
Aus Geschaffenem wird Gegebenes. Wanderwege und Skipisten sind Geschaffenes. Wälder sind von Forstwirten angelegt. Das Nil- und das Mekongdelta sind gebändigt und wirtschaftlich erschlossen.
Wo gibt es noch menschenunabhängige Natur?
@Muttis Liebling
warum muss sie zwangsläufig „menschenunabhängig“ sein um sich das Prädikat „Natur“ und „diese Natur ist wertvoll und wichtig für Viele“ zu verdienen?
„Verhalten wird sich einpendeln nach der Neugier“ DAS ist eben die grosse Frage; und im Moment gibt es Erkentnisse, die das eher nicht sehen. Bitte vergessen Sie nicht, dass wir alle (und unsere erwachsenen Kinder) noch smartiefrei geprägt wurden.
Auch beim TV: Sie konnten nicht den TV in die Schule oder an den Arbeitsplatz oder in die Bar mitnehmen und heimlich schauen. Man war gezwungen, vom Medium getrennt zu sein.
Warum Störsender?
Soviel ich weiss kann man alle Geräte so konfigurieren, dass sie nur zu gewissen Zeiten Zugriff haben (Notfallnummern ausgenommen).
Zum Geburtstag wird dann der Zeitrahmen ausgeweitet.
Also, ganz prinzipiell sind Störsender natürlich verboten, ein Gerät einer anderen Person zu stören geht nicht. Das ist auch richtig so.
Ich kenne sonst aber nur wenige Orte, wo Smartphones verboten sind, eigentlich, mittlerweile sind sie ja auch in Spitälern überall erlaubt. In Swingerclubs sind sie es nicht, was aber kaum an der Telefoniefunktion liegt sondern an den eingebauten Kameras. Sonst? Boh. In Flugzeugen ist ihr Gebrauch eingeschränkt, aber nicht komplett verboten.
Das Telefon eines Kindes gehört ihm, ihm allein. Ich fummle darauf sicher nicht herum. Das ist seine Privatsphäre, und die respektiere ich natürlich.
Als ich meiner 17jährigen Tochter mal wieder entnervt, illusionslos und bedrückt darauf hinwies, dass sie es ja keine 5 Minuten ohne Handy aushält und ob sie nicht mal wenigstens einen Abend darauf verzichten könnte, kam folgende Antwort; „Mama, ich hänge nicht nächtelang in zweifelhaften Spelunken rum, bin meistens zu Hause, ich trinke keinen Alkohol, rauche nicht, nehme keine Drogen und alle Leute mit denen ich chatte, kenne ich persönlich, sind Freundinnen und Kollegen von mir. Ich bringe gute Noten nach Hause, gehe pünktlich zur Arbeit … und ja, dafür chatte ich halt viel“. Tja und da stand ich dann und merkte, dass mir die Argumente ausgehen. Bei aller Vorsicht; eigentlich hat sie ja recht … es ist ja „nur“ das chatten. Dass es süchtig macht, weiss sie, weiss ich … aber habe ich nicht die angenehmste Varianten von allen Süchten? Es ist ganz, ganz schwierig. Aber wir reden noch miteinander, ich kann mich auf sie verlassen … mehr kann man ja schon fast nicht mehr verlangen.
Sagen Sie das nächste Mal ihrer Tochter: Genau das sei die Argumentation von Süchtigen „Ich gehe ja noch zur Arbeit und verdiene mein eigenes Geld, da kann ich mir doch jeden Abend 1.5 Promille ansaufen“
Und: Die Langzeitwirkungen der Droge „Smartphone“ sind alles andere als bekannt.
Und: Was sicher bekannt ist, sind die mittelfristigen Auswirkungen von Strahlungen. Dazu mal ein bisschen googlen…evtl. schreckt das ab.
Welche „mittelfristigen Auswirkungen von Strahlungen“ sind denn bitte in dem Kontext gemeint? Es gibt keinerlei wissenschaftlich haltbaren Belege, dass Mobilfunk oder Wlan bei regulärer Nutzung gesundheitlich negative Auswirkungen hätte, nicht langfristig und schon gar nicht mittelfristig.
Natürlich kann man sich da gegenteilige Behauptungen ergooglen, aber das ist ein etwas lächerliches Argument. Mit solch einer unreflektierten Internetsuche kann man sich auch darin bestätigen lassen, dass Nazis auf dem Mond leben, der MH17-Absturz Teil einer zionistischen Weltverschwörung ist oder Zuckerkügelchen AIDS heilen können, wobei aber HIV natürlich gar nicht existiert sondern auch Teil der erwähnten Weltverschwörung ist. Oder so. Wobei das ja gerade schön das Problem aufzeigt: Man fordert ständig von den Kindern Medienkompetenz im Umgang mit dem Internet, dabei müsste man da erst einmal mit den meisten Erwachsenen anfangen..
@Christoph Bögli
ganz korrekt ist es schon nicht gerade die Kritiker und Mahner in der „Naz is leben auf dem Mond-Weltverschwörung“ und ähnlich etikettierter Schublade zu versorgen-
aber es erspart natürlich unangenehmen, und vielleicht mal ins Gewicht fallenden Begleiterscheinungen, ins Auge sehen zu müssen.
Müssen wir wirklich warten bis in zig Jahren eine Zunahme an gesundheitlichen Problemen auftritt um zu realisieren, dass fast-nonstopHandy am Kinderohr vielleicht doch nicht so ganz das Unbedenklichste der Welt war? Oder das Tablet auf dem Schoss, kombiniert mit Wlan? Und was der Kombinationen mehr sind?
Die Kritik kommt ja nicht einfach aus der supergrünen Ecke, sondern auch von Menschen deren Beruf genau dieses Metier war…, das wär wie wenn Sie einem Bäcker weismachen wollten, seine Mehlstauballergie könne nur eingebildet sein.
tagesanzeiger.ch / zuerich / stadt / Kaempfer-gegen-den-Elektrosmog /story / 26830433
@Christoph, Ich wuerde einfach den gesunden Menschenverstand nutzen. Wer wuerde seinen Kopf in eine Mikrowelle halten, sich taeglich mit Roentgenstrahlen untersuchen lassen. Mit Strahlen ist nicht zu spassen, da waere ich immer vorsichtig. Zuviel ist immer schlecht.
@Brunhild Steiner: Nein, das ist durchaus angemessen, denn die Kreise, die völlig unfundiert und undifferenziert ihre Hysterie über ach so schlimme Handystrahlen und bösen Elektrosmog zelebrieren bewegen sich durchaus in einer ähnlichen Gedankenwelt wie die Chemtrail-Leute und Konsorten. Ebenso kann man sich durchaus so allerhand einbilden, siehe all die Zeloten für Homöpathie und Co.
Man sollte sich also bitte an die Fakten halten und die zeigen nun einmal kein Grund zur Besorgnis. Nur weil etwas vergleichsweise „neu“ ist (wobei eine flächendecken Verbreitung von Handys ja auch schon seit rund 15 Jahren besteht), muss es nicht zwangsweise gefährlich sein. Und: Handys am Kinderohr haben sich ja eh grösstenteils erledigt weil eh gerade die Jüngeren eh kaum noch telefonieren und wenn dann höchst selten mit dem Telefon am Ohr..
Die Leistung von WLAN ist sehr gering (was man ja schon sieht an seiner geringen Reichweite). Ein Telefon, GSM oder UMTS, hat viel höhere Leistungen und brutzelt das Gehirn deutlich mehr (nur schon, weil man es beim Reden ja nahe bei Selbigem hält). Allerdings gibt es nicht einmal für Letzteres Studien, die eine Schädlichkeit belegen. Und das nach vielen Jahren, wo Mobiltelefone die Welt in allen Ecken und Enden überrollt haben. Ich denke, die Zeit von relevanten Funklöchern in Europa ist vorbei (ich erinnere mich an die Zeit, wo ich im oberen Klöntal nicht mobil telefonieren konnte…, das war 1998).
Zu den Langzeitwirkungen der Droge Smartphone ist also im physischen Bereich nichts Hartes bekannt. Weichere Erkenntnisse gibt es auch nicht, eigentlich. Dass Jugendliche oft ständig am Internet hängen, ist schon so, aber dass das ein Problem ist, ist nicht klar.
Und es stimmt: Meine Kinder sind gut in der Schule und haben aufwändige Hobbies. Sie sind gescheit und lieb und verbindlich. Und sie nutzen das Internet dauernd. Dafür gucken sie kein TV mehr (dafür Youtube).
@Christoph Bögli
vielleicht sollten Sie sich weniger mit den Extrempositionen beschäftigen, sondern eher mit den tatsächlich Betroffenen?
Oder haben die sich das auch nur eingebildet?
Auf beiden Seiten gibts die Uneinsichtigen, die Seite der Technik-Durchwinker und da kann ja gar nichts passieren könnte auf genug Ereignisse blicken wo genau so gedacht worden ist,
die Weigerung dieser Fortschrittsüberzeugten hat jedenfalls Katastrophen und unbedachte destruktive Konsequenzen verhindern können.
2/ Korrektur:
die Weigerung dieser Fortschrittsüberzeugten hat jedenfalls Katastrophen und unbedachte destruktive Konsequenzen
gerade nicht!!!
verhindern können.
Bedenken Sie dass sich unangenehme Langzeitfolgen nicht mit wegreden kurieren lassen werden sondern uns möglicherweise was kosten werden.
Das kann man doch akzeptieren als Argumente und habe ich beim Jüngsten auch so gesehen. Es gibt wirklich Schlimmeres inzwischen wo unsere Jugendlichen zwischen Stuhl und Bank fallen könn(t)en. Sie müssen den Umgang mit diesen neuen Medien lernen wie wir in unserer Zeit den Umgang mit Multimedia lernen mussten. Die einen haben das einigermassen auf die Reihe bekommen und die anderen üben noch.
Wer immer schon lieber ein Buch mit zwei Hardcoverdeckeln in die Hände genommen hat und sich darin vergessen hat, wird es auch immer wieder schätzen, sich völlig losgelöst vom Umfeld in eine stille Ecke zu verziehen, die Beine hochzulegen, zu lesen und dabei die Lieblingsmusik zu hören 😀
„Es gibt wirklich Schlimmeres inzwischen wo unsere Jugendlichen zwischen Stuhl und Bank fallen könn(t)en.“
Naaaja, ich tu‘ jetzt mal ein bisschen schwarzmalen:
Nein, gibt es nicht. Wir erziehen unsere Kinder zu Süchtigen und sind dann ganz entsetzt, wenn sie Entzugserscheinungen zeigen. (und ja, das zeigen sie). Jugendliche schauen heute schon reflexartig aufs Smartie. Sie sind sich dessen gar nicht mehr bewusst.
Oder denken Sie an den Stress und die fehlende Nachtruhe…
Widerspenstige, ich lese nur Taschenbücher. Hardcovers kann ich mir nicht leisten (und die gehen auch immer so übelst futsch, wenn sie in die Badewanne plumpsen…)
tststs: Da erzählt eine Mutter, wie drogenfrei ihre Tochter ist und dann kommst du und willst uns allen einbläuen, dass Smartphone-Nutzung eine Droge ist und die Tochter schwerstsüchtig. Irgendwas stimmt bei dir nicht.
tststs, Sie sind eine Paniktussi, sorry. Wirklich, diese Panikmache nützt jetzt gar nichts. Man nimmt sie und Sie nicht Ernst.
Ich bin sicher, dass es VIIIIIEL Schlimmeres gibt als den Internetkonsum.
Ich wünsche mir Störsender auch in und 50 Meter um Busse und Strassenbahnen. Dann wären die Zobies nicht mehr genötigt, mit dem Blick auf die Display vor den Zug zu laufen und den Mitreisenden wäre so manches Tiefgeistige erspart.
Moment. Ich will, wenn ich Zug, Tram oder Bus fahre, aufs Internet, wann ICH will. So ein Failschmid hat mir gar nix zu sagen.
Ist doch ganz einfach: Während es früher hiess „Solange Du Deine Füsse unter meinem Tisch hast, bestimme ich“ heisst es heute „Solange Du Dein Handy in meinem WLAN hast, bestimme ich“. Das WLAN schalten wir auch mal ab, entweder kommt der Teenie dann mal aus dem Zimmer oder geht endlich schlafen.
Bei mir heisst das „Sendeschluss“. Früher, also vor einigen hundert Jahren, haben die TV-Sender (von denen es irgendwie vier oder fünf gab) um 24 Uhr dicht gemacht bis zum nächsten Vorabend (zuerst haben sie noch die Nationalhymne gespielt). Heute mache ich das eben selbst (ohne Nationalhymne). Ich schalte das WLAN aus zuhaus und fertig ist mit Internet.
Ein grosses Wehklagen.
weiso eigentlich ist es so wichtig, dass das handy am frühen abend schon abgeschaltet ist? ich kommuniziere auch noch gern mit dem handy abends, eher tagsüber nicht.
klassenchat: meine söhne jedenfalls fanden handys immer überflüssig. sie haben notgedrungen eins, man hat halt eins, aber sie vergessen es immer aufzuladen und benutzene es eigentlich nicht. sie benutzen allerdings skype am pc, um mit freunden zu plaudern während sie spielen. ich finde das gar nicht schlimm.
warum ist es so verpönt beim öv fahren das handy zu benutzen? ich habe es mir unter anderem genau dafür zugelegt. ist 20min lesen etwa besser? mit nicht-sein-lassen-können hat das ebensowenig zu tun, wie im bett vor dem einschlafen lesen.
jugendliche machen nicht nur blöde sachen mit dem handy. sie schauen sich auch politische inhalte an, informieren sich übers weltgeschehen und geschichte. mir passt diese haltung jugendlichen gegenüber überhaupt nicht
viel blöder als spielen und chatten ist doch tv-schauen
und kapitulation wovor eigentlich? dass jugendlich auch noch gern kommunizieren? wie wir? was sollen sie denn? schachspielen? und wo ist der unterschied zu computerspielen?
Wenn Sie darauf hinauswollen, dass wir jetzt bitte nicht übertreiben sollen, dann bin ich ganz bei Ihnen…
ABER ich mache mir schon auch ein bisschen sorgen. Ich glaube, folgendes Beispiel illustriert es am besten: Konzerte/Veranstaltungen. Da gibt es Leute, die erleben das ganze Konzert (oder zumindest Grossteile) nur via Bildschirm. Das Dokumentieren des Erlebten ist wichtiger als das Erleben selbst. Und natürlich geht deswegen die Welt nicht unter; aber den betroffenen Leuten entgeht etwas…und das „duuret mi halt“…
ah ja das finde ich auch ganz schrecklich. ist aber offenbar eine frage davon, welche konzerte man besucht ;-). bei kleinen punk oder metal konzerten gibts das phänomen nicht
Da bin ich ganz bei Ihnen, tststs. Das Dokumentieren (anstelle von Erleben) von ‚Erlebnissen‘ – die Selfies- und Familienfotoflut gehören in meinen Augen durchaus auch beispielhaft dazu – hat ein (Über-)Mass angenommen, das mir zumindest (hinter-)fragwürdig erscheint.
Nach zwei erfolglosen Versuchen, Ihnen umfassender zu antworten, belasse ich es bei einer Gegenfrage: Was ist denn grundsätzlich so blöd am TV schauen? Wobei die meisten Gerneschauer (Doku-, Serien- wie Filmliebhaber; ich lasse jetzt mal das Alltags-Asozial-TV-Programm aussen vor), die ich kenne, mittlerweile auf Netflix etc. ausgewichen sind. Wo man Inhalte findet, die eben keineswegs durchweg blöd sind. 😉
mit blöde tv schauen meine ich einfach bedudeln lassen. nicht dokumentarfilme.
der unterschied liegt hauptsächlich in der passivität
Kommunikationsplattformen sind wertneutral. Solange die Inhalte aber primär kommerziell produziert werden, wird die Niveaukurve immer weiter nach unten zeigen.
Der kulturell gebildete Mensch kann aus TV und Internet enormen Nutzen ziehen. In ARD Alpha gibt es seit einem Jahrzehnt in der Schleife laufende Anfänger- Sprachkurse (Russisch, Spanisch, Französisch, Englisch) und diverse Berufskurse (Informatik, Betriebswirtschaft, usw.). Die sind wirklich gut.
Als mein Drucker unlängst gestreikt hat und der Laden gesagt hat, ich soll den verschrotten, habe ich eine YouTube- Reparaturanleitung gefunden. Und siehe, er geht wieder.
Nun ja, dann sollten Sie fairerweise auch darauf hinweisen, dass nicht jedes Game(n) per se ‚intelligenter‘ ist als ‚blödes‘ TV schauen – nur weil man dafür Knöpfe drücken muss, ist die ‚Tätigkeit‘ als solche nicht zwingend ‚aktiv(er)‘. Bedudeln (lassen) kann man sich in meinen Augen mit vielem, auch – nicht zuletzt – mit Büchern. Und solange es nicht zum Dauerzustand mutiert, ist auch nichts per se schlechtes dabei – zumindest kenne ich niemanden, der nicht bisweilen der einen oder anderen ‚eskapistischen‘ Tätigkeit ohne jeden intelligenten ‚Mehrwert‘ fröhnt.
mila, worum es mir geht, ist, dass jugendliche wiedereinmal so hingestellt werden, als ob sie nur dumpf plaudern würden und gamen, bestenfalls (oder süchtig sind und hirntot).
warum findest du es so schlimm, dein handy hervorzukramen beim öffifahren?
Habe ich gesagt, dass ich es schlimm finde, zumal wenn ich allein unterwegs bin? Nope, es fällt mir lediglich bei mir selbst (und anderen Erwachsenen) auf, nicht nur bei Teenies. Aber mit Kind werde ich es nicht mehr permanent tun.
ah dann habe ich das falsch interpretiert.
ja klar, man glotzt ja auch nicht in ein gerät, wenn man in gesellschaft ist 🙂
Kommunikationsplatformen sind nicht wertfrei. Warum: der Algorithmus der die feeds bereitstellt, filtert und gewichtet. Stichwort ‚Filterbubble‘.
Solange diese AI durch den Endanwender trainierbar ist, ist das kein problem. Das Problem ist aber, dass sie eben durch den endanwender nicht trainierbar ist.
Das Thema wird zum x. Mal dargestellt, ohne eine einzige neue Idee. Das mobile Internet ist eine Technologie, welche dabei ist, unsere ganze Welt neu zu strukturieren. Gestern wurde noch ein neues Parlament gewählt. Vielleicht zum letzten Mal, weil spätestens in 15 Jahren eine Software menschliche Politiker ersetzen wird.
Da kann man nicht mit so schwachen Ideen, wie quantitative Beschränkungen kommen. Auch die sichtbaren mobilen Endgeräte werden bald verschwinden und durch zunächst Chip- Implantate und dann intelligente Kleidung ersetzt werden. An beiden wird bereits gearbeitet. Dann sind wir alle immer online, ohne das überhaupt noch zur Kenntnis zu nehmen.
Damit ist klar, die Auseinandersetzung mit dieser Informationsschwemme kann nur auf der psychologischen Ebene geführt werden. Der Immunität gegenüber biologischen muss durch die für informationelle Schädlinge erweitert werden.
das werden wir ja noch sehen. vr- oder google brillen jedenfalls kommen nicht so gut an.
Google Glass war ein schlechtes Produktdesign.
Oculus Rift und ähnliche AR-Entwicklungen allerdings kommen gerade in professionellen Bereichen sehr gut an.
Zu Implantaten etc: teilweise wird das schon gemacht (künstliche Augen, künstliche, robotische Hände, Beine usw., auch Haut die das bekannte Sensorium anbieten kann). Ob eine grosse Zahl Leute ohne medizinische Indikation solches anwenden werden, zweifle ich an.
Eine Software? Skynet-mässig? Naja, das geht sicher noch länger als 15 Jahre.
eine direkte Anbindung etwa ans Internet, sehe ich nicht machbar (Informationsüberflutung). Eine private AsI (artificial specialized intelligence), die relevantes herausfiltert und via Schnittstelle anbietet, aber schon. Solches gibt es in Laborbedingungen: als Beispiel militärische Anwendungen als eine Kombination von VR, Vernetzung und Informationsanlieferung via AsI). Telepräsenz gibt es auch in der Chirurgie. Diese kann räumliche Entfernung sein, aber auch Grösse und da VR.
Die regierende AI ist ein Meme aus ‚Transhumanist Wager‘. Das Meme ist satirisch zu verstehen. Aber: Agenturmeldungen werden heute schon mehrheitlich durch Textbots gemacht. Schlagzeile und Lead-In können durch Parametrisierung gesteuert werden, so dass der erwünschte Effekt auf Meinungsbildung erfolgt. Zu den Asimov‘schen drei Grundgesetzen der Robotik als eine Art ethische Steuerung gibt es keinen Ansatz in der derzeitigen AI-Forschung. Es ist (noch) nicht abbildbar.
Der heutige Trend von AI Forschung arbeitet sehr stark mit stochastischen Verfahren (Mustererkennung und Human-Feedback, selbstlernend). Bei grossen Datenmengen aus Transaktionsdaten, Messreihen und visuellen Informationen funktioniert das sehr gut, sehr schnell und besser als bei Menschen. AsI ist also schon da.
‚Höherwertige‘ Informationen, als Beispiel gesprochene oder geschriebene Texte werden aber nur sehr eingeschränkt ‚verstanden‘. Spracherkennung etwa kennt jedes, das mit Kundendiensten zu tun hatte. Einzelne Wörter versteht das Teil, wenn der Akzent nicht allzu weit entfernt ist. Bei Übersetzungen aber sehen alle, wie wenig weit dies ist. Die Schwierigkeit ist die Gewichtung möglicher linguistischer Verkettungen. Mustererkennung mit Human Feedback ist ein gangbarer Weg, aber die linguistischen Formalisierungen sind noch in den Kinderschuhen (Morpheme und Semanteme als strukturelle Granularitäten).
Das bedeutet, dass wir trotz grosser Fortschritte den wesentlichen Punkt, semantisches Verstehen, nur in speziellen Gebieten geknackt haben, wie oben beschrieben, aber nicht in allgemeineren Informationsgefässen, Texte als Beispiel. Da fehlt uns eigentlich immer noch das Wissen, wie verstehen im höheren, semantischen Sinn funktioniert, ausser dass auch da eben Musterabgleichungen mit bereits gewichtetem bekanntem stattfindet. Mit ‚deep learning‘ simulieren wir etwas, wovon wir selber wenig wissen. die Simulation aber könnte da schneller lernen als uns lieb ist.
Abschliessend: die sog. Singularität ist näher als wir uns denken. Im Bereich der spezialisierten AI haben wir den Bereich menschlicher Kapazität schon überschritten. Die generalisierte AI aber wird ein fliessender Übergang sein und ziemlich sicher keine anthropozentrische Intelligenz. Das heisst: Wir werden es vielleicht nicht einmal merken, oder es wird so fremd bleiben wie einige der anderen intelligenten, sprachgewandten Lebewesen auf diesem Planeten.
Ob es eine regierende AI einmal geben wird: Asimov’s Lebenswerk dreht sich um diese Frage, als Bühne für die immerwährende Auseinandersetzung mit Ethik. Auch eine AI, die das nullte Gesetz befolgt, setzt sich 28 Tausend Jahre in der Zukunft mit diesen urmenschlichen Fragen auseinander.
Damit beende ich mein kleines Gedankengewitter und hoffe, dass es etwas Einsicht brachte. Schönen Tag an Alle.
Und was macht man ab dem 18. Geburtstag? Alles zulassen oder gleich aus der Wohnung werfen? Wie kann man das Dazwischen sinnvoll gestalten bei renitenten „Jugendlichen“?
inwiefern renitent?
Ist mein heutiges Mantra: Kostenbeteiligung…
Lasst die Kids das Ganze doch einfach selber bezahlen, dann wird die Nutzungsdauer von alleine zurückgehen 😉 (Selbstverständlich ist für die Nutzung des heimischen Wlan ein Obulus zu entrichten…)
das heimische wlan ist nicht so teuer
„nicht so teuer“ ist wohl relativ 😉
Habe kurz auf Comparis geschaut; ein einziges Angebot war unter 1.-/Tag.
Aber hey, vllt erhalten Ihre Kids genügend Taschengeld um 50 Rp. pro Tag dafür auszugeben… 😉
1.– ist für ein prepay handy ohne abo unterwegs internet.
aber zuhause habe ich einfach einen internet anschluss, und wlan ist eigentlich geschenkt inbegriffen
ich gedenke meinen kindern jedenfalls kein handyabo zu berappen. ich zahle ihnen ein bisschen etwas aufs prepay, aber nicht zum surfen, sondern für „notfalltelefone“ (und das ist eigentlich auch unnötig, aber kostet mich keine 20.– pro halbjahr)
Bald werde ich mich damit auch auseinandersetzen muessen. Ich denke es waere sinnvoll eine Zeitschaltung fuer Wlan einzuprogrammieren. Ab 2200h bis 0630h fertig Internet. Vielleicht gibt es vorgefertigte Blocker Listen fuer Kinder, diese in den Router einspeisen.
Fuer das Mobile wuerde ich ein Prepaid Abo loesen mit der langsamsten Surfgeschwindigkeit. Da macht das Video Schauen garantiert keinen Spass. Wozu eigentlich Mobile? Die Schule hat sicher auch ein Wlan.
Das würde ich nicht empfehlen, denn so sind sie Zuhause und das finde ich aus eigener Erfahrung um einiges besser als wenn sie draussen rumhängen. Das kann schnell extrem teuer werden in der Pupertät, tststs. Haben Sie eigene Kinder?
1. Wann-dann was? (Also wenn was ist, sind sie eher draussen?)
2. Nope, ich glaube ist schon hinglänglich bekannt, dass ich keine eingeborenen Kinder habe (beschäftige mich aber beruflich mit Jugendlichen und bin beliebter Babysitter in meinem Umfeld).
„Lehrer gehen davon aus, dass alle ihre Schüler ein Smartphone besitzen – und wenn nicht, ist es ein Problem: Der Klassenchat auf Whatsapp, bei dem auch die Lehrperson dabei ist, ist ein Informationskanal; ein Kind, das kein Handy hat und nicht bei Whatsapp dabei sein will oder darf, wird bemitleidet, von Mitschülern als «Opfer» bezeichnet.“
Das ist der entscheidende Abschnitt, der Rest wird dadurch zu Makulatur. Offenbar hat die Schule das irgendwann festgelegt, wobei ich mich nicht erinnern kann, jemals dazu befragt worden zu sein. Über jeden Verkehrskreisel, jedes Flugzeug und andere Irrelevanzen können wir abstimmen die uns in aller Regel nicht wirklich tangieren. Derartig einschneidende Maßnahmen jedoch werden einseitig umgesetzt. Darüber zu diskutieren ist daher eigentlich müßig, die Schule hat schon beschlossen.
Apropos: jeder der denkt so ein Klassenchat ist peanuts soll mal einen Abend lang das Smartphone der Sprösslinge hüten…
Ich bitte Sie zu beachten, dass dies wohl eher eine Ausrede ist. Die meisten Apps können auch ohne Smartphone benutzt werden (die Nutzung von Whatsapp ist auch über PC/Laptop möglich).
nein, ist es leider nicht. die nutzung von whatsapp via pc funktioniert nur gekoppelt an ein smartphone. ohne geht gar nichts.
@fischerin: Ich glaube, Sie meinen, es braucht eine SIM-Karte/Abonement?!? Denn ehrlich, wo wäre der Sinn, wenn ich auch am PC whatsappen kann, aber gleichzeitig mein Smartie in die Finger nehmen muss?!? 😉
Mit einem Android-Emulator (virtuelles Smartphone) auf dem PC und einmalig für die Registrierung einem Telefon (Festnetz oder Handy, ohne Whatsappkonto), geht es auch.
Im übrigen war es schon zu meiner Schulzeit so, dass die Schule – ohne die Eltern zu fragen – festgelegt hat, dass es eine Telefonliste gibt um Informationen rasch durchzugeben und dass vor Ausflügen das Regionalinfo genutzt werden soll. Ohne Festnetz oder wenn niemand die Anrufe entgegen nahm war man ausgeschlossen.
Später beim Studium waren einzelne Infos nur im Internet zugänglich oder wurden gemailt, obwohl ein Internetanschluss noch keine Selbstverständlichkeit war. Studenten, die nur in der FH ins Netz konnten verpassten auch einiges.
was waren das fuer Zeiten mit der Telefonliste? Es hat auch funktioniert. Aber die Staerke von Whatsapp und dem Doppeltick ist einfach noch besser.
Bei Familien wo jemand zuhause war und das Telefon nicht besetzt war hats funktioniert mit der Telefonliste. Bei mir war waren jedoch oft niemand zuhause oder die Mutter besetzte mit dem Modem die Leitung. Besser wurde es erst, als sie 1994 eine zusätzliche Leitung fürs Internet einrichteten liess und kurz darauf ein Natel kaufte.
@Martin Frey: Machen Sie nun wieder aus einer Einzelaussage eine Tatsache? „Über jeden Verkehrskreisel, jedes Flugzeug und andere Irrelevanzen können wir abstimmen.“ Ach ja? Also ich nicht.
Wer ist denn hier „die Schule“? Wer hat was entschieden? Gibt es einen Entscheid, eine verbindliche Regelung?
Ich für meinen Teil bedauere es ja, dass die Lehrerinnen meiner Kinder nach wie vor die ganze Kommunikation über von den Kindern heimgetragene Zettel und Briefe organisieren. Zumindest Mail wäre doch mittlerweile angesagt. Nur geht das, nach Auskunft der Lehrerinnen, bei einigen Eltern noch nicht.
Übrigens: Für den traditionellen Telefonalarm brauchte es auch ein Telefon (aber vielleicht gab es damals ja eine Volksabstimmung dazu?).
martin frey, ich machte mir schon sorgen, weil meine kinder handy-verweigerer sind und waren, und fragte sie nach klassenchat. haben den jeweils am ipod mitgelesen, fanden aber blöd dass die bis mitten in der nacht nichtigkeiten austauschen und hielten sich raus. facebook benutzen sie sehr moderat, sie finden das meiste blöd dort.
mir scheint das klassenchatdebakel etwas medial aufgebauscht
Wichtig ist mMn, dass die Kinder auch abseits des Handys Interessen/Hobbys in ihrem Leben haben und pflegen. Die Gefahr sich in der Handywelt zu verlieren ist dann kleiner. Im Kindesalter ist das körpereigene Belohnungssystem (mesolimbisches System) sich erst noch am entwickeln, weshalb es besonders anfällig ist. Das Handy bietet gute Gelegenheiten es zu entwickeln, dafür braucht es jedoch Eltern, die ihre Kinder konsequent darin unterstützen. Wenn sie es in der Kindheit nicht lernen, dann kleben sie mit 18 Jahren einfach ununterbrochen am Handy. Früher war es der Fernseher/Gameboy heute das Handy.
Ich denke deshalb, dass der Titel: „beim Handy hört die Erziehung auf“ geradezu falsch ist. Genau hier sollten die Eltern ständig dranbleiben (einen langen Atem haben), da die Selbststeuerung der Kinder noch nicht funktioniert. Gerade die Entwicklung der Selbstregulation ist eine sehr wichtige Entwicklungsaufgabe und für das spätere Leben (auch Ausbildung, Beruf) sehr zentral. Es ist eben für die Eltern oft zu verlockend, wenn es im Kinderzimmer ruhig ist… Natürlich können die Eltern auch nur konsequent sein, wenn sie selber einen regulierten/kontrollierten Umgang mit dem Handy vorleben (auch ein ganz wichtiger Punkt).
@Hansi Hintermeier: Der Titel widerspiegelt meine Beobachtung, die ich im Text auch beschreibe. Ich bin derselben Meinung wie Sie: Auch wenn Jugendliche ein Smartphone besitzen, gilt es Regeln durchzusetzen. Aber das ist natürlich anstrengend; einfacher ist es, wenn die Kinder schön ruhig in der Ecke sitzen und aufs Handy oder Tablet starren. Gabriela Braun
@Gabi: Ach ich weiss doch, wie du es gemeint hast 🙂 . Wollte einfach den Titel aufgreifen.
Mir scheint, dass dieser Beitrag etwas zu einseitig aus der Perspektive von Teenagern geschildert ist. (Mittlerweile alltägliche) Tatsache ist doch, dass die Erwachsenen es in punkto Smartphone längst nicht mehr anders halten. Was dem Kind sein Klassenchat, dass dem Papa und der Mama ihre Geschäftsmails – ob das so viel ‚relevanter‘ ist als ersteres, sei dahingestellt. Und vielleicht sind noch nicht alle Eltern vom Selfies-Wahn betroffen, hingegen werden kontinuierlich ergänzte Familienfotos ausgetauscht, auf welchem Social Media Kanal auch immer (und das meiner Beobachtung nach ziemlich rege). Setzt man sich zudem in eine Erwachsenenrunde, so werden gut zwei Drittel der Beteiligten ihr ‚Gadget‘ strategisch in Handgriffnähe platzieren – man könnte es ja verpassen, diese oder jene Status Update Meldung in der Runde zu kommentieren.
Ich selber beobachte an mir, dass ich keine ÖV-Fahrt mehr unternehme (egal wie kurz), ohne nach meinem Phone zu greifen. Auf längeren kann es sein, dass ich ein Buch hervorkrame, wenn die News und MB-Kommentare gecheckt sind (sofern ich mir das Buch nicht als Kindle-Version fürs Phone bestellt habe). Es wäre also vielleicht ein wenig weniger (Selbst-)Heuchelei angesagt, und mehr gelebte Konsequenz. Bei mir sieht das so aus: bin ich mit jemandem im Gespräch, bleibt das Handy prinzipiell in der Tasche. Ebenso auf Auto-Beifahrten, allein schon aus Gründen der Höflichkeit dem Fahrer gegenüber. Nach 19 Uhr und übers Wochenende bleibt es so gut wie unberührt, ohnehin ist es dauerhaft laut- und vibrationslos gestellt. Das werden die Punkte sein, die ich – zumindest punktuell – von meinem (Teenager-)Kind ebenfalls einfordern kann, weil ich mich selbst daran halte. Alle anderen Forderungen sind mE illusionär – denn Wasser predigen, und Wein trinken, ist nicht. Dem Kind das Phone ab einem gewissen Alter ‚verbieten‘, ebenfalls nicht. Ausser ich würde selbst auf eins verzichten.
@mila
das hab ich mich auch ein wenig gefragt, besonders: „Kinder und Jugendliche müssen den Umgang mit den so verführerischen Geräten lernen – viel mehr noch als wir Erwachsenen.“
viel mehr als wir?
Sind es denn die Kinder und Jugendliche welche zeit/kreativität/sich-fürs-echte-Leben(oder die eigene Gesundheit)-einsetzen-Möglichkeiten-fressende bis kombiniert sehr fragwürdige online Plattformen und TV-Formate dank der anklick-Raten/Quoten am Leben erhalten?
Genau dasselbe habe ich auch gedacht. Es sind doch die Eltern, die den Jugendlichen genau das vorleben. Ich hatte mir bei dem Titel „erzieherisch aufgegeben“ gedacht, es geht in diese Richtung. Dass die Eltern angesichts der eigenen Verführung aufgegeben haben, in dieser Hinsicht ein Vorbild zu sein.
Also die Leute, die ich heute morgen im Zug an ihren Zombieboxen hängend gesehen habe, waren idR ü20 (sogar ü30) 😉
tststs und du bist in plauderlaune früh morgens in den öffis? 🙂 ich glaube die meisten sind froh, wenn nicht so geplaudert wird und es ruhig ist. kommts dann drauf an, ob sie zum fenster hinausträumen oder schundblätter lesen um sich zu desinformieren?
xy: vorbild hinsichtlich angst vor elektronischen kommunikationsgeräten? vorbild hinsichtlich lieber blöd vor dem tv sitzen und andächtig werbung konsumieren?
@tina: Also wenn die Auswahl zwischen
a) Handygaffen
b) Schundzeitung lesen
c) zum Fenster hinausträumen
besteht, dann bitte – bitteeeee – c)
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich verteufle das Handy nicht. Aber wenn ich so auf die Nachbarshandy schiele, sehe ich öfters Mal nur Schrott.
(Und nein, ich meine damit nicht, dass andere Leute andere Dinge interessant finden wie ich, aber… come on…)
Und ich glaube XY ging es eher um folgendes: Wenn Eltern nicht vorleben, dass man auch mal aufs Handy verzichten kann (und sich in Langeweile erdulden übt), dann sind jegliche Vorschriften obsolet.
langweile erdulden halte ich nunmal schlicht nicht für wichtig, aber echt nicht.
seinen gedanken nachhängen halte ich allerdings für extrem produktiv.
ich finds in ordnung wenn du gern die selbe strecke tageintagaus anschauen möchtest, aber was daran weniger zombiehaft sein soll als ins handy starren, sehe ich wirklich nicht ein.
Aber natürlich sollen die Eltern den Umgang damit vorleben, darum geht es unter anderem auch. Es kann aber meiner Meinung nach nicht sein, dass die Eltern – kaum haben die Kinder ein Smartphone – bei dem Thema aufgeben. Gabriela Braun
„langweile erdulden halte ich nunmal schlicht nicht für wichtig, aber echt nicht.“
Ok, ich gehe davon aus, dass Sie beruflich nicht mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Nicht mehr stillsitzen können, alle 10 Minuten mit einem neuen Thema/Input bespasst werden, oberflächliches Abgrasen anstatt vertiefte Auseinandersetzung sind so grob gesagt die Folgen dieses „ist nicht so wichtig“.
Und übrigens „seinen Gedanken“ nachhängen ist genau eine Taktik mit Lange-Weile umzugehen 😉
Und ob eine Vorstellung von innen (Gedanken machen) oder von aussen (z.B. via Handy) kommt, ist tatsächlich ein Unterschied.
danke tsts! oberflächliches abgrasen ist aber meiner meinung nach eine folge von zuviel information filtern müssen und alles nachschlagen können.
meinen gedanken nachhängen hat mit langweile garnichts zutun tsts :). ich mache das nicht, wenn ich mich drohe zu langweilen, sondern ich mache das innigst. ich kann mich aber wirklich nicht erinnern wann ich mich zuletzt langweilte. stillsitzen und an etwas dran bleiben kann man aber sehr wohl bei einem spiel auch. während stillsitzen nicht notwendig ist, um gedanken nachzuhängen
@tina: ah, sorry, evtl habe ich da jetzt was „verakademisiert“; Langeweile war/ist kein negativ besetzter Begriff, eben man hat „lange Weile“ (man ist nicht im Stress, hat Zeit sich mit anderem – unnötigem – zu beschäftigen); Müssiggang wäre ein passendes Synonym.
Langeweile im negativen Sinn (also Nichtstunzeit=verschwendete Zeit) ist eher eine neuere Auffassung des Begriffs.
Ich verstehe zwar Ihre Intention hinter der Aussage „Wasser predigen, Wein trinken“ – aber nach dieser Logik dürften Sie ja z.B. auch nicht länger weg am Abend, als Sie das Ihren Kindern erlauben, oder müssten um die gleiche Zeit das Licht löschen, wie Ihre Kinder….. Und das bezweifle ich doch stark 😀
Mir geht es – spezifisch bei diesem Thema – um so etwas wie altersgerechte Verhältnismässigkeit. Wenn ich nicht will, dass mein Baby/Kleinkind bald einmal dauernd nach meinem Smartphone greift, werde ich es selbst auch nicht dauernd in der Hand halten. Wenn ich nicht will, dass mein Teenager die ganze Abend-Zeit im Chat verhängt, werden evt. alle Familienmitglieder ihr Handy um sieben Uhr ins Familienchörbli legen… Aber bis es soweit ist (und ich mir eine ‚praxistaugliche‘ Strategie zurecht gelegt habe), habe ich noch ein paar Jahre vor mir, in denen ich durchaus der Meinung bin, dass das Kind kein eigenes Handy/Tablet/sonstiges Gerät braucht. Exakt aufgrund der Logik, dass Kinder nicht alles haben/machen müssen/dürfen, was die Erwachsenen auch haben/machen. 😉
@mila
es freut mich jedenfalls sehr dass Ihr Nachwuchs, wenn das so läuft, nicht auf die Idee kommen wird so ein Technoteil sei eine natürliche Körpererweiterung. 🙂
Ich frage mich schon ob man nicht eines Tages feststellen werden wird, dass es aufgrund dieser Belastungen Folgeschäden gibt.
@ Brunhild: „…nicht auf die Idee kommen wird so ein Technoteil sei eine natürliche Körpererweiterung.“ 😛
Diese Frage zum zweiten stelle ich mir auch, und bin deshalb froh, gibt es beim WLAN Router so etwas wie einen Ausschaltknopf… Auch wenn damit allein das Thema Elektrosmog (in der Wohnung) selbstredend nicht erledigt ist.