Wer wird die Windel zuerst los?

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo: Die Kleinen schon mit zehn Monaten konsequent aufs «Häfeli» zu setzen, halten Schweizer Experten für Blödsinn. Foto: Juhan Sonin (flickr.com)
Es gibt Themen, über die spricht man nicht. Es sei denn, man ist Mutter oder Vater eines kleinen Kindes. Der Toilettengang ist so ein Thema. Kaum sind die Kinder dem Säuglingsalter entwachsen, beginnen ihre Eltern, sich mit anderen über die Bisi-Erfolge und -Misserfolge der Kleinen auszutauschen. Und schnell bekommen diese Diskussionen einen leichten Wettkampfcharakter: Wer hat es wann zum ersten Mal geschafft, rechtzeitig aufs Töpfchen zu gehen? Wer ist die Windel als Erster los?
Thomas Brunner, Leiter der Pro-Juventute-Beratung, bestätigt, dass das Thema sehr oft angesprochen werde. «Gerade beim ersten Kind haben Eltern häufig Angst, etwas falsch zu machen oder gar den richtigen Moment zu verpassen.» Diesen verpassen hierzulande fast alle, wenn man der schwedischen Psychologin Helena Bergqvist glauben möchte. Sie sagt in der «Coopzeitung», dass man mit dem Töpfchentraining beginnen solle, bevor das Kind laufen könne, und rät deshalb, die Kleinen schon mit zehn Monaten konsequent aufs «Häfeli» zu setzen. «Mit Windeln wird es für die Kinder schwieriger, den Darm oder die Blase vollständig zu leeren», so Bergqvist weiter, «Verstopfungen oder Blasenentzündungen sind die Folge.»
Schweizer Experten halten diesen Ratschlag für Blödsinn und die angedrohten Beschwerden für nichts anderes als Angstmacherei. «Unseren Kindern schaden Windeln sicher nicht, aber sie erleichtern Eltern und Betreuungspersonen den Alltag. Einzig aus ökologischer Sicht wäre es wünschenswert, dass alle schon früh auf die Windeln verzichten und wir die Windelberge verkleinern könnten», sagt Rolf Temperli, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Vorstandsmitglied des Verbands Kinderärzte Schweiz.
Brunner betont, dass jedes Kind sein eigenes Tempo habe: «Das Trockenwerden lässt sich zwar fördern, aber ganz sicher nicht beschleunigen.» Rolf Temperli sieht das genauso: «Fast alle Kinder werden sauber und trocken, ohne dass man es ihnen aktiv beibringt. Genauso wie sie auch von allein laufen lernen, ohne dass die Eltern ihnen das beibringen müssten.» Die Schweizer Kinderärzte empfehlen verunsicherten Eltern deshalb, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen, auf die Zeichen des Kindes zu warten und es bestmöglich zu unterstützen, wenn der Moment gekommen sei. «Das bedeutet vor allem, viel Zeit und Geduld zu haben.»
Einen konkreteren Tipp bietet Thomas Brunner, der empfiehlt, die Kinder spielerisch ans Thema heranzuführen. «Das Kleine kann auf dem Töpfchen probesitzen, anfangs sogar noch komplett angezogen. So kann man humorvoll spielen, wie das Bisi und Gaggi nun wohl klingen würden.» Auf diese Weise wecke man die kindliche Neugier und die Lust aufs Steuern von Blase und Stuhlgang. Die ersten Erfolge mit Kleberchen zu belohnen, wie das in vielen Kitas gemacht wird, könne motivierend wirken. «Der Nachteil ist, dass das Kind das Ganze so schnell als Leistung wahrnimmt», so Thomas Brunner.
Genau dieser Leistungsdruck aufseiten der Kinder und der Eltern ist es denn auch, der beim Thema Trockenwerden am häufigsten für Probleme sorgt. «Seit der Kindergarteneintritt ein Jahr vorverschoben wurde, stehen Eltern vermehrt unter Druck, ihre Kinder trocken zu bringen», sagt Temperli, «bei einem Teil der Kinder sind die Reifeprozesse jedoch einfach noch nicht so weit fortgeschritten, dass dies sicher gelingt.» Auch Eltern, die bei gelegentlichen Bisi-Unfällen ausrufen oder offen ihre Enttäuschung zeigen, setzen unnötig Druck auf. «Rückschläge sind völlig normal», beruhigt Brunner. Am besten reagiere man als Mutter oder Vater darauf mit Gelassenheit. «Das zeigt dem Kind, dass sein gelegentliches Einnässen nicht als Scheitern, sondern als Teil eines Lernprozesses verstanden wird.»
Was sind Ihre besten Eltern-Tipps zum Thema Trockenwerden? Meine sind so banal wie essenziell: möglichst jede Toilette in regelmässig frequentierten Gegenden kennen und immer Ersatzkleider in der Tasche haben. Das lässt einen doch schon deutlich gelassener mit akutem Bisi-Alarm umgehen, der erfahrungsgemäss dann losgeht, wenn man gerade mit vollem Einkaufswagen mitten in der Migros steht oder vor zwei Sekunden den Bus betreten hat.
64 Kommentare zu «Wer wird die Windel zuerst los?»
Svedise Vindeln müssen vernetzt sein.
Im Internæt der Dinge.
Denn nach 10 Monaten piesakt der eingebettet Chip klein Tröllan und meldet sein Gsäftli an die Knirpsån Akademi wegen Normabweichung.
Kat ist gut beim Humorgenerieren, findi guet. Ist sie es wohl auch beim Humorverstehen? Who knows…
you have humor? lets see….
Who cares, würde R.S. sagen, nicht who knows 😉
Es gibt auch perfekt trockene Kinder, die bei Kindsgi-Eintritt wieder anfangen einzunässen… Nicht die Nerven verlieren, es kommt schon gut. Das gilt auch für Kinder, noch in fortgeschrittenem Alter (10, 11) nachts einnässen. Ich war auch eine davon und wurde spontan trocken, als ich wegen eines Pfadilagers offen mit der Gruppenleiterin darüber gesprochen habe. Sie hat so tiefenentspannt reagiert, dass ich nach dieser Woche in Wil SG trocken war. Danke an dieser Stelle an Strick für ihre Gelassenheit. 🙂
Da hau ich noch einen drauf:
Tststs hat sich mit Mitte Zwanzig und Anfang 30 auch nochmals eingenässt….ohne Stress…ohne akute persönliche Probleme… ich erinnere mich sogar daran, dass ich gleichzeitig träumte, ich sei auf dem WC…und als ich dann aufwachte war es schon zu spät…
Habe mich deswegen geschämt; irgendwann habe ich es dann aber doch einmal in meinem Freundinnenkreis angesprochen, und siehe da, ich war nicht die einzige… 😉
@tststs
das mit dem Traum ist mir auch mal passiert, ich hab mir sogar im Traum noch überlegt ob das wirklich sein kann dass ich jetzt wirklich wirklich auf dem Wc…,
unser Ältester hat bis vor kurzem mit einer wasserdichten Unterlage geschlafen, es gibt für (fast) alles eine Lösung.
„unser Ältester hat bis vor kurzem mit einer wasserdichten Unterlage geschlafen…“
Nicht gerade wasserdicht, aber der Molton gehört seither AUCH WIEDER zum Standartbettbezug 😉
Jeder Mensch bekommt ab und an eine akute Psychose, die bekannteste ist Verliebtsein. Da verwechselt man Traum und Wirklichkeit.
Auch so kann jeder Erwachsene sich mal einpinkeln. Im Sitzen merkt man den Harndrang viel später, als im Stehen und noch viel später als beim Laufen. Spielkindern, auch wenn älter, passiert das entsprechend häufiger. Alles normale Physiologie.
Weshalb wird aus allem und jedem ein Wettbewerb gemacht? Weshalb setzen wir uns – sogar auch bezüglich der Kinder – gegenseitig so unter Druck und verursachen uns dabei selbst Stress? Nur weil „unser“ Kind vielleicht früher auf’s Töpfchen ging oder früher schreiben konnte, sind wir doch nichts Besseres. Lassen wir uns doch so sein, wie wir sind, mit allen Stärken und vermeintlichen Schwächen. So wird es wieder interessant und man entdeckt gelassen, dass jeder eine Bereicherung sein kann und interessant, weil er eben anders ist als wir selbst..
Weil wir uns als eine Wettbewerbsgesellschaft formulieren.
Babys brauchen keine Windeln!
Immer mehr Familien entdecken auch in den Industrienationen wieder, was eigentlich natürlich und normal sein könnte und was in der sogenannten „Dritten Welt“ vollkommen selbstverständlich ist (und hoffentlich auch trotz „Verwestlichungstendenzen“ in den Oberschichten dort selbstverständlich bleiben wird):
Babys brauchen keine Windeln! Babys geht es ohne Windeln sogar wesentlich besser.
Eltern wissen, wann ihr Baby Hunger hat, sie wissen, wann es müde ist – und sie wissen, wenn sie hinhören, auch, wann das Baby einmal muss. Babys teilen uns das sehr klar mit. Warum sollten wir also dieses Potenzial nicht nutzen und dem Baby statt dessen zumuten, seine Exkremente unbeachtet in eine Windel laufen zu lassen und möglicherweise stundenlang sozusagen mit seiner Toilette am Körper zu verbringen?
In unserer Gesellschaft ist es selbstverständlich geworden, dass Babys signalisieren können, wenn sie Hunger haben. Und vermutlich werden sehr viel mehr Signale als „Hunger“ wahrgenommen, als in Wirklichkeit Hunger ausdrücken.
Quelle und mehr Infos unter http://www.rabeneltern.org/index.php/mit-und-ohne-windeln-wissenswertes
@AnnaK
„…und was in der sogenannten „Dritten Welt“ vollkommen selbstverständlich ist..“
klar, in unsren schöngefärbten Westaugen!
Dass dort nämlich ganz viele Babies die Trägerinnen einfach vollpiseln oder fester (weil NICHT Kapazität vorhanden ist die Signale aufzunehmen) wird schön unterschlagen.
@Brunhild Steiner
Interessant. Waren Sie schon dort und haben das gesehen oder gehört, oder ist das einfach eine Annahme?
Es geht doch gar nicht um schöngefärbte Westaugen. Sondern um Alternativen zum jahrelangen Pamperstragen. Schränkt die Babys ja auch motorisch ein. Hier gibts auch immer mehr Eltern, die auf windelfrei setzen. Scheint zu funktionieren. Für Notfälle legen die glaub so eine Art Binde ins Höschen. So werden die Eltern nicht vollgepieselt wenn sie es 1 auf 10 Mal doch verpassen sollten.
das einschränken motorischer Funktionen ist wirklich pseudowissenschaftlicher Unfug. in etwa im alter des trockenwerdens (3 jahre plus minus) können die kleinen erst richtig laufen.
@AnnaK
das weiss ich von Menschen welche für längere Zeit dort, und zwar mit der „Normalbevölkerung“ zusammen gelebt haben.
Wie Tobias anmerkt, in jenen Gegenden herrschen nicht die besten gesundheitlichen Voraussetzungen, und dass es die Menschen dort so praktizieren hat nicht mit einer „windelfrei-Philosophie“ zu tun, sondern eher mit grundsätzlichen Voraussetzungen, die haben nämlich auch nicht keinen Wasseranschluss im Haus, keine Kanalisation uä weil sie auf „zurück zur Natur“ gesetzt haben und das so super toll finden…
und warum gibt es dann in der dritten Welt soviel mehr hygienische Problem, Epidemien wegen Fäkalbakterien, etc.?
Vergleichen sie nur mal die Kindersterblichkeiten, dann ist klar dass wir es hier nicht ganz so falsch machen mit den Kindern….
Natürlich brauchen Babys keine Windeln. Die Windeln sind für die Eltern da, denn sie sind es, die sonst den ganzen Scheiss aufwischen müssen. Wem das Spass macht, der kann natürlich gern auf die Windeln verzichten, dem Baby dürfte das herzlich egal sein.
Habe den Arte-Film gefunden 🙂
https://www.youtube.com/watch?v=dWEcmW6rp64
„Ein Baby verbraucht in seinem Leben rund 6.000 Windeln. Um komplett abgebaut zu werden, benötigt eine Plastikwindel mindestens 400 Jahre. Aufwendig hergestellt, um in ein paar Stunden ihren Zweck zu erfüllen und dann jahrhundertelang auf einer Müllkippe zu verfaulen.“
Im Film sieht man dann auch, wie rund um den Globus viele Kinder ohne Windeln aufwachsen.
Für die bessere Motorik und die Autonomie des Babys, die Umwelt und das Portemonnaie würde ich windelfrei ausprobieren. Infos findet man z.B. bei http://www.babysohnewindeln.de/ (Teil des http://www.artgerecht-projekt.de )
@Sweet
Länder welche das Müllkippensystem pflegen haben noch weit gröbere Problemfelder darauf als die Windeln…, ich hoffe man sieht in dem Film auch ein paar Quervergleiche was sonstige Vorteile/Nachteile, so rund um den Globus betrifft.
Eltern denen die Plastikvermüllung wirklich so am Herzen liegt würde ich gerne empfehlen mal den Eigenbedarf an Konsumgut zu überdenken, da liesse sich bestimmt noch jede Menge Zusatzbelastung/verschmutzung einsparen…. .
Bei uns in der Schweiz landen Windeln fachgerecht in der Kehrichtverbrennungsanlage.
Man könnte Baumwollwindeln auch koch- waschen, ohne die zu verbrennen. Und, wenn ausgekocht, zu Klopapier verarbeiten.
Bei mir steht auf der Windelpackung ‚biodegradable’… hmm
Hauptinhaltsstoff ist Baumwolle und Cellulose. Dauert 400 Jahre bis zur Dekomposition nur, wenn es in Aluminiumhüte verpackt ist. so sweet …. 😉
Gähn…
Warum kommentiere ich hier eigentlich noch was, wenn jede konstruktive Idee gleich zerrissen wird? Muss masochostisch sein, oder naiv..
Ok Leute, dann packt die Babys weiter in Plastikpampers, ignoriert ihr „Ich-muss-pinkeln-Signal“ oder interpretiert es fälschlicherweise als Bauchweh, Hunger, Müdigkeit, lasst sie nicht kompetent über ihren kleinen Körper entscheiden, schränkt sie in der Bewegungsfreiheit ein und macht euch dann später in Blogs wie diesem Gedanken zum Trockenwerden 😉
Ich persönlich wäre froh gewesen, ich wäre diesen lockeren windelfrei-Eltern bereits vor dem ersten Kind begegnet, und mein Baby hätte es bestimmt auch geschätzt…
Biodegradable ist eben nicht ‚Plastikpampers‘. Lesen Sie überhaupt die Inhaltsangaben der Produkte? Und zu den Signalen: die kommen meist erst ‚after the fact‘. Baby gluckst etwas und lächelt verschmitzt beim ‚Gschäftlimachen‘. Das Signal ist dann eher olofaktorisch. Etwas später.
Abgesehen davon halte ich wenig von Werbung für Coaches, die auf Pseudolinks zu ‚Studien einer Newyorker Institution‘ verweisen, um ihre Dienst(k)leistung anzupreisen. Im heutigen Fall wohl ‚das finden des urkindlichen Pupsens‘ durch essentielles systemisches Coaching.
Greets from California, where bebe sometimes poops into the pool. No competency signal about that urge prior to the fact, Sweetheart. (fügen Sie das Smiley Ihrer Wahl hier ein).
@Sweet
schade dass Sie nicht auf die erwähnten Punkte eingehen und weiterdenken/in grösseren Rahmen stellen gleich in der Ecke „jede konstruktive Idee wird gleich zerrissen!“ deponieren.
@Katharina
🙂
Pffff. Ich hab gar nichts gemacht. Weder was dafür noch was dagegen. Und eines Tages sind sie einfach aufs WC gehockt. Man kann auch aus jeder Mücke einen Elefanten machen. Echt. Manchmal frag ich mich, woher manche Leute soviel Zeit für soviel Problemwälzen nehmen…
Sorry. Aber das musste jetzt mal raus.
P.s. Mein Kommentar bezieht sich natürlich nicht auf „Problemfälle“ (Krankheiten, Bettnässen auch in höherem Alter usw.). Von der Sorte kenn ich kaum jemanden. Sondern auf Herr und Frau XY mit Normalo-Kind, die sich bereits ab dem 6. Monaten die richtige Strategie fürs Töpfchen überlegen. Von der Sorte kenne ich ganz viele.
Was uns mit den „trockenen“ Kindern hilft, Unfälle zu vermeiden: Konsequent vor dem Aus-dem-Haus-Gehen nochmal aufs Klo sitzen, auch wenn man keinen Drang verspürt. Das hilft gegen Unfälle und notfallmässige Stops unterwegs, kaum ist man losgezogen. Klappt auch vor dem Ins-Bett-Gehen.
Zu oft aufs Klo kann gerade auch kontraproduktiv sein. Das Kind lernt erstens nicht zu spüren, wann die Blase voll ist, und zweitens wird die Blase kleiner, wenn sie nie richtig voll ist.
Und wenn man Jungens das Sitzpinkeln angewöhnt, haben sie nie eine vollständige Blasenentleerung, dafür früher Blasen- und Prostatakrebs.
unser sohn ist bald 5, und natürlich tagsüber ohne windeln. aber nachts braucht er immer noch eine, und benutzt sie auch, er merkt nachts einfach nicht, wenn er pinkeln muss und wacht nicht auf. passiert auch beim gelegentlichen mittagsschlaf ab und zu, da er dann keine windel an hat, pinkelt er so dann einfach in die hose. wir sprechen ab und zu darüber, dass er doch mal versuchen soll, ohne windel zu schlafen, aber er will nicht. wie kann man da den übergang schaffen, ohne dass es zum kampf für alle beteiligten wird? tipps??
Unsere Tochter ist bereits in der 5. Klasse und hat jede (wirklich jede) Nacht eine volle Windel. Es macht aber niemand einen Stress daraus, schliesslich war’s bei Papa damals auch so. Zurzeit sind wir in Abklärung, wahrscheinlich hat sie einfach eine um 50% kleinere Blase als andere Kinder. Ist doch logisch, dass da nix reinpasst… Auswärts schlafen geht sie trotzdem, zwar etwas weniger als die Schwester, aber dank der ungestressten Haltung aller (auch der Mütter und Väter der Gspändllis – merci an dieser Stelle), geht das tiptop. Irgendwann wird es schon klappen….
@immer: Der Bub, von welchem ich geschrieben habe, wurde von den Eltern in der Nacht (resp. wenn die Eltern ins Bett gingen) jeweils geweckt und aufs WC gesetzt, so konnte das Bettnässen auch verhindert werden (er fand das mit den Windeln eben irgendwann nicht mehr so toll… mit dem Bisi im Piji hatte er lustigerweise nie ein Problem).
Kenn ich, das hatten wir auch. Jeden Morgen kiloschwere Windeln. Geholfen hat das Klingelhöschen (das Kind war damals etwa 10). Das Höschen piept, sobald etwas Urin abgeht. Klingt brutal, aber es trainiert den Aufwachreflex. Unser Kind war jedenfalls nach wenigen Wochen trocken, obwohl es offenbar auch eine kleine Blase hat. Es geht jedenfalls noch heute einmal, teils sogar zwei bis drei Mal pro Nacht auf’s WC. Was sicher nicht hilft: Auslachen lassen oder Notlügen, wie es tststs vorschlägt. Nur kein Drama machen!
Auf die harte Tour: Machen lassen und warten, bis ihn andere Kinder ihn dafür auslachen…
Ansonsten würde ich auf Notlügen zurückgreifen: „Du hüt muesch ohni go schlafe, es het gar kei meh und ich han vergesse zposte…“ oder in der Nacht, wenn er schläft, ausziehen und dann am Morgen so tun, als hätte er sie selber runtergestrampelt…
Das allerwichtigste ist aber, nienienie dem Kind einen Vorwurf deswegen (also wenn das Bisi oder mehr in die Hose/Bett/Boden geht) machen.
Das Kind einer Bekannten hatte dasselbe „Problem“, da ging ein Bisi auch schon mal bei intensivem Spielen noch mit 5 in die Hose… aber irgendwann kam dann das Gspüri von alleine…
Bei 9 Jahren „Erfahrung“ im (immer-noch-nicht-)Trocken-Training haben wir ziemlich viel ausprobiert. Das kann ich hier versichern. Und wecken war das Schlimmste davon. Vor allem weil unsere Tochter nicht nur einmal brünzlet in der Nacht.
Oje, da hoffe ich fast, dass ein medizinischer Befund festgestellt werden kann…aber es scheint, als könnten Sie und Ihre Tochter einigermassen entspannt mit dem Thema umgehen…das finde ich sehr lobenswert 🙂
Und noch zum wecken: beim Bub ging das ohne Probleme, resp. er hat z.T. nicht einmal mehr die Augen geöffnet (Eltern haben ihn aus dem Bett geholt, aufs WC gesetzt und wieder ins Bett gesteckt)… aber eben, jedem Tierchen sein Pläsierchen…
Es geht ja nicht um Tierchen sondern um Menschenkinder. Das Wecken macht wiederum müde Kinder. Wir entschieden, dass genug Schlaf wichtiger ist, als möglichst früh windelfrei.
Jeises, Alam, so habe ich es natürlich nicht gemeint 🙂
Dieses in der Nacht wecken fand im Alter von ca. 4-6 Jahren statt, als die Blasenkontrolle tagsüber eigentlich schon funktionierte, jedoch in der Nacht nicht…
@ Lili: Danke, das ist wirklich eine gute Idee, sollte es denn mit der Zeit tatsächlich nicht mal „von alleine“ klappen.
@ tsts: nicht sehr hilfreich Ihre Vorschläge, trotzdem danke. Ganz wie Lili bin ich der Meinung, dass man bei Kinden nicht Notlügen zu Hilfe nehmen soll (sie durchschauen es eh, und dann trauen sie einem nicht mehr). Wenn, dann würde ich es einfach mal ausprobieren und sagen, dass es von nun an keine Windeln mehr gibt, und wir schauen, was passiert. Momentan lockt auch noch ein lang ersehntes Spielzeug, das er, falls er denn mal dazu bereit ist, erhält — positiver Anreiz hat bei ihm noch immer besser funktioniert, als Ausreden, zwingen, etc…. (ist wahrscheinlich bei jedem Kind so). Mal schauen….
Danke für eure entspannten Kommentare.
Zum Glück haben wir Schweizer Remo Largo. Sonst wären wir alle gestresst mit dem Trockenwerden…:-) Töpchentraining fand ich wie jedes „Training“ irgendwie unnötiger Krampf. Das Kind durfte immer aufs WC zu schauen kommen und ohne Druck war das Töpfchen ein Spiel.
Bei einem nächsten Kind würde ich es aber von Anfang an mit winderlfrei probieren. Babys signalisieren wirklich schon von klein an bevor sie müssen. Gibt einen tollen Arte-Doku-Film darüber. Da wir Eltern hierzulande dieses Wissen verloren haben und die Signale als Hunger/Bauchschmerzen etc interpretieren, geben die Kleinen irgendwann auf und machen eben in die Pampers, und verlernen es wahrzunehmen, wann sie müssten. Das muss dann später wieder erlernt werden.
Kann angehenden Eltern empfehlen, sich mit „windelfrei“ lebenden Eltern auszutauschen (z.B. während der Schwangerschaft eine Stillgruppe besuchen und Eltern befragen). Windelfrei kann man sich Pamperskosten, Windelabfallberge und späterer Töpfchenstress sparen. und das Kind fühlt sich von Anfang an kompetent und ernst genommen, weil es von Geburt an, angeben kann, wenn es muss und nie in seiner (pardon) „Suppe“ liegen muss.
Das mit dem windelfrei ist etwas, das ja eigentlich nur funktionieren kann, wenn das Kind rund um die Uhr von den Eltern, vielleicht sogar nur von einem Elternteil betreut wird. Den Grosseltern, Babysittern oder KITA-BetreuerInnen kann man das ja wohl eher schlecht zumuten. Von daher ist mir die Sache eher unsympathisch und lege es unter „ich-bin-nichts-als-mutter-aber-das-dafür-supersuper“ ab. Unser Baby liegt übrigens nie in einer „Suppe“. Gagis werden sofort geputzt wenn sie da sind, und das Bisi wird von den (Marken-)-Wegwerfwindeln super absorbiert. Abfallberge und Kosten spare ich lieber anderswo.
Dagegen spricht, dass windelfrei vorallem in denjenigen Ländern praktiziert wird, wo 1-zu-1 Kinderbetreuung nicht an der Tagesordnung ist…
Was hier bei uns eher fehlt, ist Gelassenheit und weniger empfindliche Materialien, sprich: Pipiflecken auf dem teuren Teppich gelassen hinnehmen… 🙂
Ich habe eine einzige Familie gesehen, die es ohne Windeln machte. Sah super entpsannt und locker aus. Mein Mann und ich staunten nur. So abwerten würde ich das jetzt gar nicht von wegen „ich-bin-nur-Mutter-das-dafür-super“. Ist doch toll, wenn Eltern etwas ausprobieren, das nicht enorme Abfallberge verursacht und dem Kind ein gutes Gefühl gibt. Windeln wechseln dauert übrigens länger als das Kind schnell über die WC-Schüssel oder draussen an den Waldrand zu halten.
Wie gesagt, ich hatte es leider nicht ausprobiert. Denke aber, dass ich das Ende Mutterschaftsurlaub sehr wohl auch meinem Mann und den Grosseltern hätte erklären und zeigen können.
Mit Kitas habe ich keine Erfahrung. Gibt bestimmt aber auch da junge für Neues offene oder schlicht umweltbewusste Betreuerinnen, die das ausprobieren, wenn man es ihnen zeigt und erklärt. und sonst macht es die 2-3 Tage in der Kita in die Windel, und die 4-5 restlichen Tage zu Hause gehts ohne Abfallberg. Wär doch auch schon was? Gibt bestimmt viele Wege…
Die Kinder im Sommer möglichst ohne Kleider rumrennen zu lassen, hat’s bei unseren gebracht. So haben sie schnell gemerkt, was und wie das passiert. Nach drei Wochen waren sie trocken.
Guter Artikel, ersetzt all die ueberfluessigen Ratgeber Buecher. Auch gute Kommentare, und vergesst bitte auch das sich-an-anderen-Eltern-messen. Es ist absolut egal, wer wann trocken wird, Zaehne verliert, gehen, sprechen oder seinen Namen schreiben kann.
„und vergesst bitte auch das sich-an-anderen-Eltern-messen“
Meinen Sie den Vergleich zu anderen Eltern, wie die ihre Kids handhaben… oder meinen Sie den Vergleich der Eltern?!? So à la „Meine Eltern sind 75 und 78 Jahre alt und sind immer noch trocken…“ 😉 🙂 🙂
Good catch! Was ich natürlich meinte ist, dass man sich nicht beeindrucken lassen soll, wenn sich andere Kinder schneller entwickeln. Meistens wird das ja von deren Eltern mit leicht unterschwelligem Ton hervorgehoben.
Meine kann jetzt mit 6 nebst ihrem Namen auch „Esel“ schreiben. (alle anderen schreiben ganze Sätze)
😀
„Töpfchentraining“ war mir zu mühsam. Unsere Tochter durfte aber zuschauen, wenn wir aufs Klo gingen, und kurz nach dem zweiten Geburtstag war sie vom einen auf den anderen Tag einfach plötzlich trocken, auch nachts. Das kommt doch von allein.
Klar, wenn es von alleine kommt, kommt es von alleine. Aber immerhin stand geschrieben, dass es um Stress vor dem Kindergarten geht. Also um vierjährige. Bei denen es bisher nicht von alleine gekommen ist.
und du denkst, Töpchentraining bringt etwas? weiss nicht recht…
Nein. Ich meine nur, dass du offensichtlich mangels Erfahrung keine Ahnung hast. Wäre uns doch in den ersten zwei bis drei Jahren auch nicht in den Sinn gekommen, da etwas zu versuchen (auch wenn das offenbar vor Jahrzehnten durchaus funktioniert hat). Aber irgendwann hat man wortwörtlich die Nase voll!
Sportpapi, das ist doch das einzige Problem beim Trockenwerden von gesunden Kindern: Schulstress! Allerdings sehe ich da das Problem nicht mein Vierjährigen, sondern beim Schulsystem. Dann müssten halt solche Kinder entweder ein Jahr später eingeschult werden. Oder die Schule müsste lernen, solche Kinder, die etwas langsamer sind als die anderen, auch integrieren zu können. Nicht?
@Nina: Sie meinen, wie bei anderen integrativen Massnahmen quasi eine zweite Kindergartenlehrperson, die sich um die noch nicht trockenen Kinder kümmert? Oder zurückstellen, nur weil in diesem einen kleinen (?) Bereich das Kind noch nicht bereit ist?
Nein, ich glaube das gehört dann eben wirklich zur Kindergartenvorbereitung in der Familie, ein Kind dafür bereit zu machen.
Trocken werden hat aber mehr mit Reife, denn mit Erziehung zu tun. Daher kann man ein Kind auch nur bedingt „bereit machen“. Es ist vollkommen o.k., wenn ein Kind mit 4 Jahren noch nicht trocken ist. Das liegt noch absolut im oberen Normbereich.
Und meistens betrifft das Einnässen ja ohnehin die Nacht, die Schule ist dann zwar als Stressfaktor der Auslöser, aber es betrifft den Schulalltag nicht direkt. Insofern ein Rat an alle Eltern und Kinder: Windeln und einen entspannten Umgang. Und für den absoluten Notfall (Übernachtung bei Gspänli, Schullager…) gibt es Medikamente.
Ich glaube eben auch nicht, dass man ein Kind „bereit machen“ kann, zumindest nicht, was meine Erfahrung betrifft und was ich so von anderen Müttern höre, deren Kinder erst spät trocken werden. Da kann man noch so viel versuchen, wenn es nicht bereit ist, kann man da auch nicht nachhelfen. Muss ja auch nicht unbedingt sein.
Mein einziger Tipp: Eltern sollten beim WC-Gang die Türe offen lassen, so dass die Kids sehen, wie Mama/Papa aufs WC gehen… auch die neugierigen Blicke der Kinder ins benutzte WC sollte man nicht unterbinden (und schon gar nicht begleitet von Tönen wie „Ihhh, das isch gruusig“).
Kinder lieben das Nachahmen…
Stimmt tststs, sehe ich auch so. Einziger Nachteil: Man muss ihnen später wieder abgewöhnen, ständig reinzutrampeln, wenn man auf dem WC sitzt. 😉
Also bei uns sind die WC-Türen immer offen. Eigentlich ist mir egal, ob da meine Kinder sind, ausser wenn ich grad mein Vorderteil putze. Geht ja auch gar nicht anders, wenn noch ein Doppelwaschbecken im gleichen Raum ist, wo vier Personen Zähne putzen sollen.
Hehe, immer so lustig, wenn man bei Bekannten mit Kleinkindern zu Besuch ist (meist sind ja die Schlüssel nicht an den Türen)… letztens: Sitze auf dem Klo, die 3jährige Tochter klopft brav, aber öffnet sofort die Türe, ich rufe ihr zu, es sei besetzt… ihre Antwort „Ja ich weiss, aber ich muess ebe dringend uf sWC“ und stand dann mit erwartungsvollen Augen vor mir, bis ich fertig war 😉
Liebe Eltern macht auch keinen Kopf und hört nicht auf jeden Spezialisten, der einfach ein weiteres Buch verkaufen will.
Unsere Kinder konnten wir nie fürs Töpfchen begeistern, die wollten aufs richtige Klo (Welches Buch hat eine Anleitung für solche Spezialkinder?). Trocken werden verschoben wir auf die warme Jahreszeit, weil wir damals keine eigene Waschmaschine hatten.
Keine Ahnung mehr, wie alt sie waren. Spielt aber heute absolut keine Rolle mehr.