Heut schon ein schlechtes Gewissen gehabt?

Mutter tut alles gleichzeitig und nichts richtig

Mutter tut alles gleichzeitig und nichts richtig

Ach, Sie gehen nicht ins Eltern-Kind-Musizieren? Sie wissen aber schon, dass das Zeitfenster begrenzt ist, in dem Ihr Kind dank Musik die Nervenzellen im Gehirn verschalten kann, oder? Ist natürlich Ihre Entscheidung, aber wenn ich Sie wäre. Und Sie dort, ja Sie mit den vier Kindern, haben Sie eigentlich nachgedacht, bevor Sie die Pille absetzten? Ich meine vier Kinder!  Skilehrer, Velos, Rollerblades. Da liegt Bio fürs Gemüse nicht mehr drin, gell.  Nun ja, immer noch besser als die andere da, die mit diesem altklugen Balg. Typisch Einzelkind. Und dann wird es auch noch von Oma fremdbetreut. In der Krippe würden die ihm wenigstens beibringen, was teilen heisst. Andererseits, war mir schon immer ein Rätsel, warum Leute Kinder auf die Welt setzen, wenn Sie sie dann bloss irgendwo parkieren. Weiss ja jeder, dass das nicht gut kommt.

Kennen Sie das? Egal, was Sie tun, es findet sich immer irgendjemand, der gerade das ganz falsch findet. Ein Kind ist zu wenig, zwei sind bünzlig, drei sind in gewissen Kreisen gerade cool, in anderen aber schon fast ein bisschen zu viel. Bleiben Sie in der Stadt, sind sie egoistisch. Ziehen sie aufs Land einfach nur langweilig.

Mutter kann nicht gewinnen. Noch nie gab es in der Öffentlichkeit mehr Meinungen darüber, wie eine gute Mutter zu sein hat. Noch nie wurden im Privaten mehr Erziehungsratgeber gelesen. Noch nie haben Mütter sich schlechter gefühlt. 121’000 Treffer bekommt, wer bei Google «Mutter und schlechtes Gewissen» eingibt. Hier eine willkürliche Beichtliste, zusammengestellt aus verschiedenen Online-Elternforen:

  • timolino hat ein schlechtes Gewissen, weil sie arbeitet und an den freien Tagen ihre Tochter zum Einkaufen mitschleppt, statt mit ihr was Lustiges zu unternehmen.
  • minchen schafft es einfach nicht, jeden Tag das Gemüse für den Brei selber einzukochen. Sie kauft ab und zu Hipp und dabei ist sie nicht mal berufstätig.
  • Dora beschleicht ein ungutes Gefühl, weil ihr neunmonatiger Junge noch immer nicht krabbelt. Liegts daran, dass sie ihn zu früh an den Tisch gesetzt hat?
  • Heidelberg08 plagt das schlechte Gewissen, weil das Kind mit dem Vater ans Meer fährt, ausgerechnet in der Woche, in der es Geburtstag hat.
  • Ronjas Sohn schreibt schlechte Noten. Hat Sie ihm vielleicht einfach zu viel Hausarbeit aufgebürdet?
  • Marike sitzt am Tisch und heult. Eben hat sie den Zweijährigen ins Bett gesteckt, weil er partout nicht essen wollte. Jetzt ist er vor lauter weinen eingeschlafen.
  • Gabi fühlt sich schlecht, weil sie dem Kind auf dem Spaziergang einen Cracker in die Hand gedrückt hat, um in Ruhe mit der Freundin zu sprechen.

Und Sie?  Heute noch kein schlechtes Gewissen gehabt? Dann sind sie eine Ausnahme. Aber eine gute Mutter?

40 Kommentare zu «Heut schon ein schlechtes Gewissen gehabt?»

  • Yvonne sagt:

    @Regina: stimme Dir absolut zu! Ein Kind, dass mich absichtlich oder unabsichtlich tritt oder sich rücksichtslos an mir vorbeidrängelt, bekommt auch von mir gesagt, dass das so nicht richtig ist! Wo kämen wir denn hin, wenn man sich nicht mehr wehren darf bzw. einem Kind nichts mehr „Kritisches“ sagen darf? Anscheinend trauen sich viele dies aber nicht mehr, sieht man dann im Bus, wenn 12jährige sich unmöglich aufführen, und keiner sagt was! Fehlende Zivilcourage nenne ich das und nehme mich da selbst nicht aus, leider.

    @Rolf: find ich gut. Erziehung darf durchaus diskutiert werden, und nicht jeder Einwand löst bei den armen Mamis ein schlechtes Gewissen aus, denke ich. Blöde Kommentare a la: „Waas, du warst nicht im babyschwimmen?“ taugen als Anekdote beim Abendessen, ernstgemeinte Kritik dagegen kann vielleicht – hoffentlich – etwas Gutes anregen, zum wohl des Kindes.

  • studimutter sagt:

    @mami mit beruf: vielen dank! das freut mich sehr! p.s. mein mittelchen heisst: gelassenheit und mut zur lücke! 🙂

  • Regina sagt:

    Viel besser, als mit den Müttern oder den Vätern zu reden, finde ich, das Kind direkt anzusprechen.
    „Warum machst du das?“ „Hör bitte auf, das tut mir weh!“ Wow, kannst du aber laut schreien.“ usw.
    Die Eltern merken es oft gar nicht, und die Kinder sind meist so überrascht, dass eine fremde Person sie anspricht, dass sie sofort ruhig werden. Dabei muss man ja nicht unbedingt schimpfen. Aber „Ja gäll, du häsch sicher Hunger“ in den schreienden Kinderwagen zu rufen geht natürlich gar nicht.
    Einmal hab ich sogar einem Kind eins gefitzt, das sass neben mir auf dem Schoss seiner Mutter und hat auf die eingeprügelt, da bekam ich halt auch was ab. Aber das durften meine eigenen Kinder nie, und fremde grad auch nicht, da fizte ich halt eins zurück. Die Mutter sagte keinen Ton, das Kind sah mich mit grossen Augen an und hörte auf zu heulen.
    Wahrscheinlich pädagogisch voll unkorrekt, aber das war mir in dem Moment egal.
    Aber wo es persönlich nicht stört, oder das Kindeswohl in Gefahr ist, finde ich es auch sinnlos, etwas zu sagen, ausser es betrifft gute Freunde, da finde ich, ist man verpflichtet, sie auf Erziehungs-und andere Missstände hinzuweisen. Als Eltern steckt man doch so tief drin und ist ständig so nah dran, dass man vieles einfach nicht mehr sieht. Ich nicht ausgenommen.

  • Dani sagt:

    @ Yvonne: also ich würd es bleiben lassen. Jedenfalls bei fremden Eltern / Kindern.
    Und zwar weil ich mir keine coolen Sprüch von Leute wie @Papa, Rabenmutter, Rapunzel, Gabriela_W anhören will.
    Ich will mich ja nicht als Beserwisser aufspielen, obwohl das Beispiel von @Regina zeigt, dass ein Aussenstehender manchmal wirklich etwas besser weiss als die Eltern des Kindes.

  • Rolf sagt:

    @Yvonne:
    Wenn mir die betreffende Mutter einigermassen sympathisch ist, dann spreche ich sie an. Je nach dem, ob sie ein freundliches oder mürrisches Gesicht hat. Es ist schwer eine Entscheidung zu fällen, da man ja nicht lehrerhaft und arrogant wirken möchte. Dennoch halte ich es für besser wenn man die Mutter darauf anspricht. Wenn ich eine Antwort wie hier im Blog von unzähligen „Klage-Mütter“ bekommen würde, dann würde ich meine Ansichten unmissverständlich und unverblümt mitten ins Gesicht sagen. Nur das man mich richtig versteht: „Mütter, seid einfach euch selbst nach bestem Wissen und Gewissen. Seit aber offen für Kritik, denn niemand ist unfehlbar! „

  • Yvonne sagt:

    Anderen Müttern ein schlechtes Gewissen machen will man nicht, nein.

    ABER: was tut Ihr Mamis und Papis da draussen, wenn Ihr seht, dass bei anderen ganz offensichtlich was falsch läuft?
    Siehe Beispiel von Rolf. Rolf, sprichst Du diese Mutter an?

    Wenn ich auf dem Spielplatz Kinder sehe die mit der Nuggelflasche, gefüllt mit Saft oder gar Eistee gelangweilt auf dem Spielplatz herumtrotten, oder wenn ich sehe, wie der Dreikäsehoch der Mutter kräftig ans Schienbein tritt, dann möchte ich am liebsten aufstehen und sagen: „Das geht einfach gar nicht!!“. Doch bislang bin ich sitzen geblieben, was sich nicht gut anfühlt.

    Wo sind die Grenzen zwischen „blödem Einmischen“ und „Zivilcourage“?
    Was tut Ihr als Beobachter von solchen Szenen?

  • mami mit beruf sagt:

    @studimutter: Ich bewundere Dich, ich denke nicht, dass ich Kind und Studium gepackt hätte. Weiter so!

  • studimutter sagt:

    Ohje, wie ich das kenne und wie mich das nervt. Als studierende Mutter (Kind 16 Monate, ich 2. Semester) werde ich oft gefragt ob 1.) mein Kind nicht zu klein für die Krippe sei und 2.) warum ich ein Kind habe, wenn ich studieren will.
    Beide Kommentare werden meist mit mitleidigem Gesichtsausdruck zum Kind oder vorwurfsvollem Blick zu mir ausgesprochen.

    Natürlich weiss ich, dass ich alles richtig mache für mich und vor allem für den Kleinen (trotz den Hipp-Gläschen, die er manchmal kriegt, weil ich neben Studieren und Haushalt nicht immer Zeit zum (Vor)kochen finde). ABER es nervt.
    Wäre mein Sohn zu klein, würde ich ihn ja nicht in die Krippe „stecken“. Also gehen diese Leute davon aus, dass ich sowieso eine Rabenmutter bin. Weiter denke ich, dass eine Krippe meinem Kind gut tut. Krippe und Studium stehen für mich nicht unbedingt in einem Zusammenhang. Aber die meisten Schreiber haben natürlich recht, eine gute Antwort und dann hat man Ruhe:-).

    @Sebastian: Natürlich ist die Erziehung Sache der Eltern. Ich stimme dir zu. Leider gibt es auch Eltern, die damit nicht zurecht kommen. Das kann man finden und urteilen wie man will, Tatsache ist und bleibt es auch. Trotzdem müssen diese Kinder gefördert werden, es kommt den Kindern sowie auch dem Staat schlussendlich zugute!

  • Regina sagt:

    Ok, ich gestehe. Einmal habe ich 5 Minuten lang an einer Bushaltestelle beobachtet, wie eine Mutter ein offensichtlich müdes Kind im Kinderwagen beruhigen wollte, da es weder mit Nuggi, noch ohne, noch mit Schoppen noch mit rütteln am Wagen einschlafen wollte und fortwährend brüllte.
    nIch hatte grosses Mitgefühl mit der Mutter. Trotzdem habe ich in einem Moment, als sie nicht hin guckte, den Kinderwagen rasch um 90° gedreht, damit die Sonne nicht mehr direkt hinein schien… siehe da, das Kind schlief sofort ein.

    Obwohl ich selber Mutter bin, traute ich mich nicht, zu fragen:“meinen sie nicht, die Sonne blendet?“
    Ich weiss bestens wie eklig es sein kann, wenn andere einem drein reden.
    Aber immer nur auf sich selber hören…
    In den meisten Momenten ist das sicher das einzig richtige.

  • Sebastian sagt:

    @Christina
    Lehrer haben die Aufgaben den Kindern etwas beizubringen. Die Gründe wieso die Lehrer unter „Zwang“ ihr Aufgabengebiet in den Bereich Erziehung, Aufklärung usw ausdehnen mussten, sind Eltern, die ihre Erziehungsaufgaben nicht einmal ansatzweise wahr nehmen und stattdessen mit dem Finger auf Behörden und Schule zeigen. Ja nicht die Schuld bei sich suchen und sich keine Ratschläge von aussenstehenden gefallen lassen.

    Heutzutage muss man für fast alles eine Prüfung absolviert haben. Sogar als Hundebesitzer muss man in einigen Kantonen eine Hundeschule besuchen. Aber jeder Trottel kann Kinder auf die Welt stellen. Liebe Christina, ihre Kinder werden es ihnen auf die eine oder andere Art einmal danken!

  • Cosy sagt:

    @Rolf
    Superbeitrag, vielen Dank. Ob sich da einige wiedererkennen? Es ist eben schwierig und mühsam zu führen und es auch mal auszuhalten, wenn das Kind sich für ein paar Sekunden nicht wohl fühlt. Es hilft aber, die Frustrationstoleranz zu steigern, was im Leben überaus nützlich ist, smile.

  • christina sagt:

    Ja, auch mir spricht Frau Althaus aus cdem Herzen. Am schlimmsten sind jedoch nicht Nachbran , Freunde und erklärte Feinde. Am schlimmsten ist die Lehrerschaft. Die so gut geschulten (oft kinderlose) Pädagogen, die jedes Versagen des Schulssystems den Eltern in die Schuhe schieben will. Dabei zeigt nicht gerade die dauernde Reformitis bei den Schulen, dass ihr System wohl nicht geglückt ist.

    Nun, Mütter: Seid einfach euch selbst. Denn woher sollen Kinder lernen sich selbst sein zu dürfen, ok zu sein, wenn wir Mütter es ihnen nicht vorleben !?

  • Frau Althaus, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Jeder denkt, in Sachen Kindererziehung wisse sie oder er es besser. Und lässt es die Eltern auch noch wissen bzw. spüren. Ich stand einmal mit meiner ersten Tochter im Migros an der Kasse, ein paar Hipp-Gläschen im Korb. Da sprach mich das (uralte) Ehepaar hinter mir an, ob mein armes Kind denn eigentlich nur Gläschen zu essen bekäme. Leider lag mir da keine passende Antwort auf den Lippen, weshalb ich einfach nicht antwortete und zusah, den Laden schnellstmöglichst zu verlassen.

  • Peter sagt:

    Man sollte bei der Erziehung seiner Kinder natürlich sein Bestes geben, das ist Pflicht – keine Diskussion. Aber dieses utopische Kind, dass nie weint, dass sich immer gut benimmt, dass immer glücklich ist und auch 100% Erfolgreich, etc… – dieses Kind gibt es nicht und auch die Nachtbarn haben es nicht.

    Es gibt keine perfekten Kinder, keine perfekten Ertern und keine perfecte Erziehungsweise!

    Und auch mal zum überlegen: Wir leben in eines der reichsten, sichersten und schönsten Länder der Welt. Es geht uns (und unseren Kindern) besser (viel besser!) als 90% der Rest der Weltbevölkerung. Ich bin mir sicher, unsere Kinder können es verkraften, wenn sie keine Musikstunden bekommen, mal mit einkaufen gehen oder sich mal selber beschäftigen müssen.

    Take it easy parents! (Und ich meine nicht nur die Mütter!)

  • Mona sagt:

    @Joe. Dass „Nur-Hausfrau-Sein“ eine minderwertige Tätigkeit ist, wird oft nicht nur unter Frauen so vertreten, sondern ist ein gesellschaftliches Phänomen, wird doch allen Frauen seit mindestens 40 oder 50 Jahren von Kindheit an systematisch eingeimpft, dass Hausfrausein weder anspruchsvoll, noch befriedigend sei.

    Daher einerseits der Drang der meisten Frauen, sich in einer anderen Tätigkeit „selbst verwirklichen“ zu wollen.
    Und daher andererseits auch die falsche Ansicht und die ungebeteten Kommentare vieler Leute über und an Mütter, da diese Leute meinen, dass Mutter Sein weder Kompetenz, noch Wissen voraussetze, und dass sie es viel besser wüssten (komischerweise auch wenn sie selbst keine Kinder haben….).

    Im Unterschied dazu werden berufstätige Frauen viel weniger kommentiert und korrigiert, weil die Leute wohl von einer beruflichen Kompetenz ausgehen, obwohl diese wohl in vielen Fällen weit unter der vielschichtigen und vielseitigen Kompetenz der Mütter liegt, die leider oft verkannt wird.

  • Irene sagt:

    Oh ja – manchmal hab ich sogar den Eindruck, ich hätte das schlechte Gewissen wenn es um meine Tochter geht, quasi erfunden. Frau (und sicher auch Mann) will ja nur das Beste, will alles richtig machen, möchte ein konflikt- und kritikfähiges Kind mit gesundem Selbstvertrauen und Ehrgeiz heranwachsen lassen. Eines das seine Gefühle zeigen kann, aber auch lernt, nicht immer sich und seine eigenen Unzulänglichkeiten in den Vordergrund zu stellen. Es soll möglichst viel Aufmerksamkeit bekommen – aber auch lernen, andern Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Es soll lernen, selbstständig entscheiden zu können, soll aber auch begreifen, dass man sich manchmal anderen Entscheiden fügen muss. Schön und gut … aber ich bin auch nur ein ganz normaler Mensch und mir verrutscht mein Ton schon auch mal ins Giftige, es kann schon mal lauter sein als ich eigentlich wollte und manchmal sind sogar meine Reaktionen völlig übertrieben und kaum nachvollziehbar für andere – geschweige denn für mein Kind. Und schon kommt es, das schlechte Gewissen (und das oft sogar ohne, dass sich irgendwer einmischt … das Schlechte-Gewissen-Gen schlepp ich quasi als Implantat mit mir rum und es aktiviert sich manchmal fast täglich völlig selbständig).

    Und dann waren wir gestern Abend an einen Geburtstag eingeladen. Viele Eltern dort mit ihren Kindern. Die Kinder spielen 18:4 (der Himmel weiss wie das funktioniert … die Kids scheinen es alle zu kennen … sieht irgendwie nach Verstecken aus. Und wenn ich frage wie es funktioniert schaut mich meine Tochter schief an und meint „Mama, das kennst du nicht mehr …“ und ich frage mich, ob ich auf meine Tochter wirklich so alt wirke – ich wollte doch immer eine coole, junggebliebene Mutter sein *hüstel*, da fängt mein Gen langsam wieder an, zu vibrieren). Die Eltern unterhalten sich, mir gegenüber 2 Mütter. Wir lassen uns über unsere zickenden Töchter aus und erzählen uns gegenseitig Müsterli aus dem täglichen Leben. Als wir am späten Abend mit der ziemlich beleidigten Tochter nach Hause gehen („oh mann, alle andern dürfen bleiben, nur ich muss schon ins Bett ein Baby!!“) sagt mein Mann plötzlich zu mir: unsere Kleine kann sich glücklich schätzen, dich zur Mutter zu haben. Erstaunt schau ich zu ihm und er meint nur schulterzuckend „du bist ja manchmal auch ganz schön tough – aber wenn ich höre was andere Mütter so drauf haben, bist du echt liebenswert“!

    Das ist runter wie warmes Oel und mein Schlechtes-Gewissen-Gen ist auf der Stelle ins Koma gefallen und selbst noch nicht aufgewacht, als ich meine Tochter heute früh zurechtgewiesen habe, weil sie schon zum tausendsten Mal eine Ausrede gefunden hat, warum sie uns unmöglich beim abräumen helfen kann und ich dann kurzerhand bestimmt habe, dass sie das Frühstück abräumt – alleine – und egal wenn sie das erst am Abend tut! 😉

    Ich denke, das schlechte Gewissen ist normal … aber jeder Mensch der ein Kind hat, hat eine gute und eine schwache Seite. Und kein Kind wird perfekt erzogen … wichtig ist doch, dass wir das Beste wollen und dafür sorgen, möglichst nahe an dieses Ziel zu kommen.

  • Rolf sagt:

    Hier mal ein Beispiel das ich des öfftern sehen. Einige hier können das sicher gut gebrauchen!

    Claudia ist fünf Jahre alt, sie wird in der Regel von ihrer Mutter morgens in den Städtischen Kindergarten gebracht und mittags wieder abgeholt.

    Eines Tages spielt sich folgendes Szenario ab: Claudias Mutter kommt mittags zum Kindergarten, um ihre Tochter zu holen. Ihr erster Weg führt zur Erzieherin, um sich zu erkundigen, ob sie rechtzeitig da sei. Claudia hat sich nämlich bereits zweimal beim Kindergarten-Personal über zu spätes Abholen beschwert …

    Die Tür öffnet sich, Claudia kommt als eines der ersten Kinder aus dem Gruppenraum gestürzt und entdeckt sofort zu ihrer erkennbaren Freude, dass ihre Mutter bereits eingetroffen ist.

    Sofort entspinnt sich ein Spiel: Claudia läuft auf die Mutter zu und hält ihr den ausgestreckten Arm entgegen, um ihr damit einen imaginären Muffin zu servieren, den sie nach stolzem Bekunden extra für die Mama gebacken hat. Die Mutter geht auf das Spiel ihrer Tochter ein, bückt sich zu ihr nach unten, bedankt sich für den schönen, leckeren Muffin und – beißt rein …

    Die Reaktion des Kindes hat es in sich: Claudia beginnt nicht nur zu weinen, sie wirft sich gleichzeitig auf den Boden und ruft immer wieder laut, die Mutter habe doch den Muffin auf keinen Fall bereits jetzt anbeißen dürfen.

    Das Kind ist etwa 15 Minuten lang nicht ansprechbar, übertönt Beschwichtigungsversuche mit lautem Schluchzen und wehrt sich gegen körperliche Annäherung durch Strampeln und Schlagen.

    Dann hat die Mutter die rettende Idee: Sie kann Claudia glaubhaft machen, dass sie ja nur einmal in das Gebäckstück gebissen habe und folglich den Rest noch in Händen halte. Also könne man diesen ja mit nach Hause nehmen und zu einem von Claudia festzulegenden Zeitpunkt werde der Muffin dann gegessen.

    Das Kind akzeptiert zwar diesen Vorschlag, nicht jedoch, ohne die Mutter darauf hinzuweisen, dass so etwas aber keinesfalls noch einmal vorkommen dürfe.

    Als Mutter und Tochter den Kindergarten schließlich verlassen, trägt die Mama sowohl den Rucksack als auch die Jacke ihrer Tochter. Und natürlich auch den imaginären Muffin!

    Die Handlungsweise der Mutter zeigt gleich mehrere Auffälligkeiten, die die Psyche ihrer Tochter in die falsche Richtung beeinflussen.

    Das beginnt bereits bei der Nachfrage, ob sie rechtzeitig vor Ort sei, nachdem Claudia sich offensichtlich gegenüber der Erzieherin und/oder der Mutter beschwert hat, sie werde zu spät abgeholt.

    Claudia müsste normalerweise akzeptieren, dass nicht sie, sondern ihre Mutter den Zeitpunkt festlegt, zu dem diese im Kindergarten erscheint.

    Die Mutter jedoch gesteht Claudia zu, darüber zu urteilen, wann der richtige Zeitpunkt fürs Abholen gekommen sei. Sie begibt sich damit in der Überzeugung, Claudia ein Mitbestimmungsrecht gewähren zu müssen, in Abhängigkeit von ihrer Tochter …

    Claudias Psyche ist im Alter von fünf Jahren nicht ausgereift. Um in späteren Lebensabschnitten ein Gefühl dafür zu haben, wann jemand pünktlich oder verspätet erscheint (etwa zu einer Verabredung), muss ihr psychisches Empfinden trainiert werden.

    „Eltern müssen führen!“
    Dr. Michael Winterhoff fordert ein radikales Umdenken: „Eltern und Lehrer müssen wieder erkennen, dass SIE anleiten und führen. Das funktioniert jedoch nur auf eine Weise, nämlich, indem die Mutter ihr vorgibt, wann „rechtzeitig“ und wann „zu spät“ ist. Claudia folgt in ihrem Alter lediglich einem Lustimpuls, der heute diesen und morgen jenen Zeitpunkt als „richtigen“ Zeitpunkt beurteilt.

    Claudias Mutter begegnet der Situation zunächst argumentativ. Sie redet beschwichtigend auf das Kind ein, versucht, verbal eine Lösung herbeizuführen.

    Da das Kind darauf negativ mit einer auf sich selbst bezogenen Handlung, lautem Schluchzen, reagiert, scheint der Versuch einer körperlichen Annäherung, um auf mütterliche Weise Trost zu spenden, richtig zu sein. Das Ergebnis sind Abwehrmechanismen in Form von Schlägen.

    Claudia lernt aus dieser ganzen, 15 Minuten dauernden Szene, dass sie die Mutter in ihrer Handlungsweise bestimmen kann.
    Sie nimmt ihr das Heft des Handelns aus der Hand und lässt sie nach dem Prinzip von „trial and error“ (Versuch und Irrtum) an der langen Leine zappeln, bis sie den Vorschlag, den „Muffin“ mit nach Hause zu nehmen, für gut genug befindet, um sich abzuregen.

    Höhepunkte ihrer Ich-bezogenen Handlungsweise sind dann noch einmal die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich von ihrer Mutter aufhelfen lässt, obwohl sie sich selbst auf den Boden geschmissen hat, und die Zurechtweisung, dass solch eine Situation nicht noch einmal passieren dürfe.

    Vor allem Letzteres stellt das Mutter-Kind-Verhältnis komplett auf den Kopf: Claudia wird zur Erzieherin ihrer Mutter.

    Normalerweise wäre die Situation geeignet, um psychische Funktionen wie etwa die Frustrationstoleranz bei Claudia zu trainieren. Sie müsste das Verhalten ihrer Mutter als natürliche Grenze ihres Frustes erfahren, was jedoch nur möglich wäre, wenn die Mutter autonom handelte.

    Da sie sich aber nach ihrem Kind ausrichtet und auf dessen Verhalten reagiert, ist es Claudia nicht möglich zu lernen, dass sie die erlebte Frustration aushalten und angemessen darauf reagieren muss.

  • Rolf sagt:

    @Papi: Irgendwie hat Sebastian schon recht….. Der Vater sagt zu seinem cleveren Sohnemann: „Mäxchen, dein Lehrer macht sich große Sorgen wegen deiner schlechten Noten!“ „Ach, Papi, was gehen uns denn die Sorgen anderer Leute an?“

    So ungefähr kommt das hier rüber, denn….. Wenn Menschen fest an etwas glauben, tendieren sie dazu, die Menschen, die diesen Glauben nicht teilen, zu verurteilen und unter allen möglichen Begründungen zu hassen. Dadurch zwingen sie die Person in die Opposition, denn eine Aufgabe würde sie nur dem ungebremsten Haß der Gläubigen aussetzen. In der Opposition kann man sich gegen die Angriffe zur Wehr setzen, gibt sich aber eine Blöße, und damit einen Angriffspunkt, wenn man Teile der Meinung der Gläubigen akzeptiert. Also wird sich der Angegriffene immer weiter von den Positionen der Gläubigen trennen. Das führt zu extremen Spannungen und zu extrem unangepaßten Personen, die irgendwann alle Regeln der Gesellschaft, einschließlich der Gesetze, abwerfen könnten. Der Begriff „Glaube“ bezieht sich dabei nicht nur auf Religionen, sondern auch auf Metaphysik, Ethik, Ökologie, Nationalismus, Liebe und Partnerschaft und so weiter.

    @ Rapunzel: Welche Haarfarbe hatte wohl Rapunzel im Märchen? Natürlich blond, denn jede andere Frau hätte nicht ihr langes Haar, sondern den Schlüssel runter geworfen! :-))))))

  • Tina sagt:

    @Papa, Rabenmutter, Rapunzel, Gabriela_W –> DANKE für die Tipps! Ich lache noch immer

    Tja, das schlechte Gewissen einflössen beginnt aber nicht erst mit dem Muttersein, sondern schon in der Schwangerschaft! Man wird gefragt, wie viele Kilos man schon zugenommen hat, um dann zu hören, dass die Fragerin die gleiche Menge Kilos erst bei der Geburt drauf hatte, und auch der Bauchumfang ist sofort ein Thema.

    Interessant finde ich auch all die Experten der Ernährung. Viele können nicht verstehen, weshalb man während der Schwangerschaft grösstenteils auf Alkohol, rohe Eier oder rohes Fleisch verzichten will. Der Kommentar lautet dann jeweils: „Ach unsere Mütter wussten dies noch alles nicht, und wir sind doch trotzdem gut herausgekommen.“

    Auch die Art der Geburt und des Stillen (oder Nichtstillen) darf anscheinend kommentiert werden.

    Warum frau so kritisch ist? Ich denke das liegt in ihrer Natur. Überanalysiert sich nicht auch jeden Kommentar des Partners, des potenziellen Freundes etc? So ist natürlich die Denkmaschine schon mehr als genug eingeölt. Zudem ist es auch eine Schweizer Manier mit dem Finger auf die ‚Fehler‘ der anderen zu zeigen und dabei zu belehren. Fast schon ein Nationalsport 😉

  • mitfühlender sagt:

    ich habe jetzt euren blog ein paar wochen lang gelesen…tränenschrift an tränenschrift, ich bin fast gerührt. vorschlag: blog umbenennen in „ichhabekeinefreudeamlebenundschulddaransindieanderenvorallemdiemännerblog“

  • rapunzel sagt:

    Ein schlechteres Gewissen wie in der Kindererziehung, kann Frau ja nur noch in der Erziehung von jungen Hunden eingeredet werden.
    Bekanntlich ist es ja auch so, dass Insiderwitze selten von Aussenstehenden verstanden werden.

  • Alex sagt:

    ich habe dafür erst 2 tage vor der geburtstagfeier meiner Tochter die Einladung verschickt, ich arbeite, sorry da habe ich am weekend noch zuviele andere Kinder 2,5 Std betreuen zu können.
    Und ich lasse meine Tochter auch im Garten unbeaufsichtigt spielen hat ja genug andere Vollzeitmütter hier die immer ein auge drauff haben weil, sie ja vom fach sind und ich nur in der Mutter-amateuren-liga spiele.

    Ich habe mir das schlechte gewissen verboten, was nicht immer gelingt aber es beruhigt

  • Joe sagt:

    Stimmt natürlich weitgehend, was im Artikel beschrieben wird, aber was mir dabei schon oft aufgefallen ist, dass es eher Frauen sind, die anderen Frauen ein schlechtes Gewissen machen. Männer schätze ich diesbezüglich zurückhaltender ein, vielleicht weil sie sich zuweing kompetent in dem Bereich fühlen. Aber ich habe schon einigemale erlebt, wie sich Frauen bei den Themen Kindererziehung und Haushalt eher wenig unterstützen oder gar abwerten. Beispiel: an einer Party, lockere Runde, Gesprächsthema Arbeit, man erzählt sich so was man so tut und dann die Frage an eine Frau die bisher ruhig war: „und du, was machst denn du so?“. Etwas verlegene Antwort „Ach, nicht so Wichtiges, bin nur Hausfrau“. Wer dann aber sofort mit „Was, du bleibst zuhause und arbeitetst nicht!!??“ gekontert hat, war eine Frau. Und anstatt dass die anderen Frauen ihr ins Wort gefallen wären, haben sie noch in dieselbe Kerbe gehauen a la „das wär mir zu öde“. Na, vielleicht täusche ich mich, aber subjektiv habe ich das Gefühl, dass Frauen untereinander solidarischer sein könnten. Ich persönlich kenne keinen Mann, der einer anderen Frau (ausser vielleicht der eigenen?) vorwirft, wie sie mit ihren Kindern umgeht oder dass sie „nur“ Haushalt macht.

  • Papa sagt:

    @ Sebastian: ähm… Wenn ich mich recht entsinne, zwingt Dich niemand, dies zu lesen. Und das mit dem „Möchtegern“ solltest Du Dir verkneifen – wer redet denn von Überforderung? Hast Du Kinder?

  • Sebastian sagt:

    Habt ihr eigentlich eine Ahnung wie meschugge euer Gelaber ist? Das klingt sich alles krank und überheblich an. Was soll eigentlich dieser Mamablog? Eine Plattform für Möchtegerne-Mamas-und-Papas, die in ihrer Überforderung (mit) Leidensgenossen Rechtfertigungen für ihr dekadentes und egoistisches Dasein suchen?

  • Timsn sagt:

    ich mach alles wie meine eltern, die scheinen’s drauf gehabt zu haben! 😉

  • rapunzel sagt:

    @ Papa
    Wo sind dann Eure 4 Kinder? Die haben wir für den Service “ rent a kid“ ausgeliehen. Im Abo ist es günstiger und jedes 10. mal ist gratis.

  • xyxyxy sagt:

    bevor ich Kinder hatte, dachte ich auch mehr das und das ist richtig oder falsch – doch meine eigenen Kinder haben mich davon geheilt – jede Familie ist eine Lebensgemeinschaft für sich – Charakter, Beziehung, Weltanschauung – alles ist so unterschiedlich, dass man als Aussenstehender schlecht über jemand anderen zu Gericht hocken kann – es muss einfach passen, und ob es passt sieht man erst in vielen Jahren…

    das schlechte Gewissen scheint mir schon viel eher eine Muttikrankheit – meine Frau fragt sich auch, wegen allen möglichen Dingen die nicht 100% laufen, ob das nicht vielleicht ihre Schuld sei….

    Und ebenfalls stimmt, dass Mütter ziemlich kratzbürstig und zickig sein können, wenn sie andere Mutterleistungen beurteilen. Vielleicht liegt das gerade an dem eigenen schlechten Gewissen und daran dass der Mutterjob einem an die physischen und psychischen Grenzen bringt.
    Wenn man alles gibt und trotzdem ein schlechtes Gewissen hat, wie schuldig muss dann diejenige sein, die noch viel weniger tut als ich…. etc.

  • Marcel sagt:

    Also ich bin ein unvollkommener Vater- und weil ich weiss, dass ich niemals perfekt und Fehlerlos sein werde, bin ich auch glücklich damit. Und meine Tochter übrigens auch, wie sie mir immer wieder beteuert.

  • Yves sagt:

    @Rabenmutter: der ist gut 😉

  • Gabriela_W sagt:

    @Papa
    Ganz genau.
    „Wo habt ihr denn Eure 2 Kleinen???“ — „Daheim, aber keine Sorge, es hat Pizza im Tiefkühler oder Ravioli im Schrank.“
    Und dann gibt es echt welche, die uns ein paar geschlagene Sekunde lang ungläubig anglotzen, bevor ihnen dann klar wird, dass das nicht ganz stimmt!
    Dreinredner gibt es zu Hauf. Daran kann man nichts ändern. Wie man damit umgeht, das kann man jedoch sehr wohl selber bestimmen.
    Schlechtes Gewissen? Kenn ich nicht. Mich selber immer wieder kritisch hinterfragen? Kenn ich sehr wohl, und find ich auch sehr wichtig.
    Und bei den andern aber auch bei sich selber mal ein Fünferli gerade stehen lassen, dass ist eine Tugend die allen gut tut/täte.
    E schöne Weeki,
    Gabriela

  • Rabenmutter sagt:

    Meine Antwort auf all diese Kommentare ist jeweils:
    „sind sie vom Fach?“

  • Papa sagt:

    Tja, Kinder kriegen und haben scheint ein öffentliches Thema zu sein. Jede und jeder hängt sein Maul rein. Und @Jo: Es betrifft auch Väter. Mit der sech Wochen alten Tochter durch den Laden zu marschieren löst noch jede Menge Jöös aus, aber mit dem trötzelnden eineinhalbjährigen Sohn auf dem Trottoir zu stehen und ihn auf dem Bauch liegend mal toben lassen zieht unweigerlich Reaktionen nach sich.

    Nun, Meine Frau und ich haben uns angewöhnt, die Leute, welche glauben, uns mit ihren Tipps, Fragen und Hinweisen volllabern zu müssen, auflaufen zu lassen. Hier ein paar Beispiele:

    Hat er Hunger? Nein, er kriegte erst vorgestern was.
    Hat er Durst? Wieso, braucht er etwas zu trinken?
    Tut ihm das nicht weh? Doch, aber wir haben ein Abo beim Notfall.
    Schläft er durch? Nein er kommt mit uns in den Ausgang.
    Ist der Brei nicht zu heiss? Doch, aber er isst dann auch nicht so viel.
    Müsst ihr ihm wirklich Pommes füttern? Ja, sie hatten grad kein Bier.
    Wo ist denn Euer Sohn? Oh, ja, wo ist der eigentlich?
    Ist er schon wieder bei den Grosseltern? Ja, er wollte unbedingt mal ohne uns in den Ausgang.

    Etc.

    Es gibt Leute, die dann verstehen, dass es sie eigentlich nichts angeht und wir uns auch nicht dreireden lassen. Unsere Kinder zu erziehen ist unsere (private) Sache. Alle aus der Generation vor uns hatte ihre Chance, alle in unserer Generation sollen es selber (und mit ihren eigenen Kindern) besser machen und alle in der Generation nach uns sollen erst erwachsen werden. Allen anderen, die das nicht begreifen, machen wir unmissverständlich klar, dass wir nicht über dieses Thema reden.

    Übrigens: Es ist nicht so, dass wir uns gar nichts sagen lassen. Aber dafür haben wir gute Freunde, die uns und unsere Kinder auch gut genug kennen, um uns ein fundiertes und sachliches Feedback zu geben.

  • mamuschka sagt:

    Komischerweise habe ich als Mutter weniger ein schlechtes Gewissen als „im Leben davor“. Offene Schuhe ohne ausführliche Fusspflege, keine Gardemasse, falsches Label, falsche Saison, mit 30 noch keine steile Karriere hinter sich – damals alles eine Frage der eigenen Disziplin und des Willens. Mit Kind fallen mir die Ausreden leichter. Vielleicht liegt es aber auch an meiner Tochter, die sich trotz all meinen Mängeln und Unzulänglichkeiten gut entwickelt und sich amüsiert über die zum Scheitern verurteilten Perfektionsansprüche meinerseits, ihre Kuchen für die Schulanlässe mittlerweile selber backt und Backmischungen nicht als Zeichen der Kapitulation sondern praktische Erfindungen wahrnimmt.

  • Yves sagt:

    Dieser Artikel könnte auch eine Abhandlung zum Essen, Sport etc. sein. Die schiere Zahl an Möglichkeiten, Meinungen, wissenschaftlichen Studien, Drein-Reder, Besserwisser – einfach alles ignorieren und versuchen sich selbst zu sein und glücklich zu leben. Ist die Mutter sich selbst und dadurch glücklich, sind es die Kinder nämlich auch! Und das Glück der Kinder kann ja wohl nur das Messkriterium sein, oder?

  • Jo Mooth sagt:

    Väter haben offenbar keine schlechten Gewissen diesbezüglich. Oder warum werden sie im Beitrag nicht aufgeführt?

  • Leonora sagt:

    Wenn ich keine Zeit hab mit meinen Zwillingen spazieren zu fahren, leg ich sie in den Kinderwagen und stell diesen auf die Terrasse und erledige die Hausarbeit *schlechtes gewissen*

  • Ariane sagt:

    🙂 Nein. Obwohl meine Tochter heute nicht in die Krippe wollte. Weil sie auch am Abend wieder nicht Heim wollen wird….

    Und eben weil sich IMMER Jemand findet, der anderer Meinung ist, ruhe ich wieder in mir selber und mache es so, wie ich es für gut und richtig empfinde.
    Unser Zusammenleben gibt mir Recht.

  • Suze sagt:

    Worauf Sie sich hier beziehen, ist letztlich nichts anderes als das „Qu’en-dira-t-on?“. Dabei hatte ich geglaubt, dass wir die Epoche der sozialen Kontrolle durch Nachbarn und Hausmeister schon lange hinter uns haben. Warum spielt die Meinung der anderen trotzdem so eine grosse Rolle?

    Es stimmt, dass man sobald man Kinder hat viel stärker unter „sozialer Kontrolle“ steht, als man es vorher gewöhnt war: Kindergarten, Schule, die anderen Mütter, etc. Ich stelle auch fest, dass Mütter nicht gerade zimperlich miteinander umgehen, was Kritik betrifft.

    Aber das Hauptproblem scheint zu sein, dass sich zu viele Mütter/Eltern heute der Illusion hinzugeben scheinen, es gäbe die perfekte Erziehung. Erziehung ist kein Atomkraftwerk, wo der kleinste Fehler zum GAU führen kann. Erziehung ist ein Dauerlauf über 20 Jahre oder länger, wo man einfach versuchen muss, ein Gleichgewicht hinzukriegen zwischen Fehlern und richtigen Entscheidungen. Schon alleine die Einstellung, dass man alles richtig machen könnte scheint mir sehr schädlich.

    Daher ist die wichtigste Tugend in dem ganzen Prozess: Gelassenheit, die in unserer GEsellschaft leider sehr dünn gesät ist.

  • Werner Meier sagt:

    Mehr Optionen, unterschiedlichere Wertesysteme, mehr Entscheidungen ergibt mehr Potential, Fehler zu machen oder auch Kritik von anderen einzustecken. Basis für Eltern sollte ja schon sein, selber etwas zurückzustecken zugunsten der eigenen Brut. Aber wenn ich dann aufgrund der eigenen Werte zu handle, höre ich die Kritik anderer (oder auch mir selber) nur durch den Feedback-Filter an (was gut ist, zur Kenntnis nehmen, den Rest vergessen). Trage dafür eher die Frage mit mir herum, ob ich meine Kids denn wirklich gut auf ihr späteres Leben vorbereite (wenn ich extrapoliere, was sich nur schon in den letzten 10 – 15 Jahren verändert hat, wird mir schwindlig). Aber das ist ein anderes Thema.

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