Das wünschen wir uns zum Schulbeginn

Manuel vearbschiedet sich von seinem Sohn Luis, links, zum Schulbeginn der ersten Klasse vor dem Steckgutschulhaus in Bern, am Montag, 10. August 2015. In mehreren Kantonen machen sich heute die neuen Erstklaessler zum ersten Mal auf den Schulweg. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)

Wie streng wird der Unterricht sein? Für Kinder und Eltern beginnt mit dem Schulstart eine neue Zeitrechnung. (Bild: Keystone/Lukas Lehmann)

Viele Kinder kommen heute in die Schule oder in eine neue Klasse. Sie haben sich in eine Gruppe einzufügen, bekommen neue Lehrer, andere Kameraden. Die Schülerinnen und Schüler richten sich nach veränderten Stundenplänen, sie verlassen morgens früher das Haus, gehen an anderen Tagen zum Hort oder Mittagstisch. Sie beginnen allenfalls mit einem neuen Hobby – ja, und ziemlich sicher gibt ihnen der Lehrer oder die Lehrerin auch mehr Hausaufgaben. Auf dass alle Familienmitglieder gut mit der neuen Situation zurechtkommen, mögen sich zurzeit viele Eltern wünschen und insgeheim ein Kreuz in Richtung Decke machen.

«Kann der Erstklässler während der Schulstunden auch ruhig sitzen?», sorgt sich der Papa. «Findet die Viertklässlerin in der neuen Klasse leicht neue Freunde?», die Mama. Wie streng wird der Unterricht sein? Werden sich Lehrer und Kinder mögen? Ich persönlich frage mich, wie gut wohl mein Teenager seine Zeit einteilen kann. Schafft er es, in der Oberstufe den Überblick über die Hausaufgaben und die angesagten Prüfungen zu haben, ohne plötzlich Nachtschichten einlegen zu wollen – weil «gewisse Dinge halt mal untergegangen sind»?

Nur logisch, dass Eltern und Schüler zu Beginn des neuen Schuljahres etwas nervös oder aufgeregt sind. Doch wie schrieb meine Kollegin Andrea Fischer Schulthess zum Schulanfang vor zwei Jahren: «Alles wird gut, liebe Eltern». Vertrauen wir doch grundsätzlich den Schülern und Lehrern und seien wir offen für die neue Situation.

Ich selbst werde meinen Sohn bei den Hausaufgaben unterstützen, wenn es notwendig ist. Ich kann ihm Lernstrategien beibringen und ihm Rat erteilen, wie er sich am besten organisiert (dabei kann auch der Gratis-Onlinekurs «Mit Kindern lernen» helfen). Sonst will ich damit aber noch immer nicht viel zu tun haben. Er muss lernen, sich selbst darum zu kümmern. Doch die ach so dringende Feuerwehrübung spätnachts, um noch schnell die letzten Matheübungen zu lösen, werde ich ihm auch in der siebten Klasse nicht erlauben.

So wünsche ich ihm und uns, dass er sich im neuen schulischen Umfeld wohlfühlt. Für das neue Schuljahr wünsche ich ihm zudem Freude, Freunde, Geduld, Konzentration, Erfolgserlebnisse, Selbstständigkeit – und engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Schüler mögen.

Ich habe Kinder, Lehrer und Eltern aus dem Bekanntenkreis nach ihren Wünschen fürs neue Schuljahr gefragt. Das haben sie geantwortet:

Kinder

  • Liebe Kinder und viel Zeit zum Spielen. (Lea, 5)
  • Gute Kollegen, nette Lehrer und nicht so viele Hausaufgaben. (Jamiro, 10)
  • Fussballspiele während der Pause. Und gute Noten. (Alejandro, 8)
  • Dass meine neue Lehrerin auch mal Spass versteht. (Loris, 9)

Lehrer

  • Schüler und Eltern, die meiner Arbeit vertrauen. Ich mag meinen Beruf und versuche ihn bestmöglich zu machen. (Annina, Primarschullehrerin)
  • Ich wünsche mir vor allem Schüler, die nicht nur Wissen aneignen möchten, sondern dieses auch kritisch hinterfragen können. (Patrick, Mittelschullehrer)
  • Schüler, die sich wieder auf die Schule freuen und sich in unserer Schule wohlfühlen. Und dass mein tolles Team motiviert ins neue Schuljahr startet. (Patricia, Schulleiterin)

Eltern

  • Dass mein Kind sich wohl fühlt und Freunde findet. (Carla, Mutter einer Kindergartenschülerin)
  • Lehrer, die Kinder nicht nur nach der Leistung bewerten. (Claudia, Mutter zweier Mittelstufenschüler)
  • Ein weniger kompliziertes – sprich auf arbeitende Mütter angepasstes – Schulsystem. (Nina, Mutter eines Vorschulkindes)
  • Dass mein Kind Freude am Lernen hat und in der Klasse eine anregende Lernatmosphäre herrscht. (Patricia, Mutter zweier Primarschulkinder)
  • Keine Hausaufgaben über die Wochenenden. (Beat, Vater eines Mittelstufenschülers)

Was wünschen Sie sich, liebe Eltern, für das neue Schuljahr?

Dieser Beitrag ist neu unter www.tagesanzeiger.ch/das-wuenschen-wir-uns-zum-schulbeginn-164129385073 zu finden.

134 Kommentare zu «Das wünschen wir uns zum Schulbeginn»

  • Christian Duerig sagt:

    Wer von den Eltern kann den Kindern die Aussagenlogik vermitteln ?
    Wer von den Eltern kann sagen, dass sie fördern, statt ernähren und abschieben ?
    Wer von den Eltern kann versichern, dass sie fähig sind, Kinder für das Leben vorzubereiten ?
    Wer von den Eltern kann bestätigen, dass sie den Stammtisch meiden ?
    Ich weiss, dass die Eltern für das Wohl der Kinder verantwortlich sind. Die meisten Eltern schieben diese Verantwortung aber der Schule zu. Die meisten Eltern ziehen sich aus dem Staub und blablablablablabal…..
    Ich war Vater, meine Frau war Mutter. Wir waren nie Eltern.

  • Christian Duerig sagt:

    So viel Blablablablabla, statt zu sagen: Nur das absolut Neue zwingt uns zum Nachdenken, zum Lernen, zum Schritthalten.
    Wir haben viel zu viel Kuschelei, statt schlichtes Informieren, Berichten, Beobachten, Lernen, Anpassen, Schritthalten.
    Wir lassen uns viel zu leicht beeinflussen, statt das wir Nachdenken, Analysieren, Begutachten.
    Wer weiss schon, was morgen auf uns zukommt ???
    Es gibt nur folgenden Ratschlag: Sei wachsam !
    Konzentrieren, studieren, … müssen wir mit viel Energieeinsatz lernen.
    Wer kennt sich schon aus mit der Speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstien aus? Berner?

  • Kurt Oertli sagt:

    Einige wenige Hyperaktive lassen den Blog überlaufen…….

  • Lia sagt:

    an anderen Tagen in den Hort? In welchem Beruf denn kann man bitteschön einfach mal so die Arbeitstage wechseln, damit das Kind an einem anderen Tag, vorzugsweise an einem Tag mit Nachmittagsunterricht, in den Hort kann?

  • Evelin Camponovo sagt:

    Ich wünsche meinem Kind weiterhin so viel Spass beim Lernen wie bisher und hoffe, dass er auch viel Freude mit uns Eltern als Lehrer hat.

    • Muttis Liebling sagt:

      Von Freude werden die grauen Zellen nicht mehr und grösser. Hirn füttert man mit Bildung, bei Eltern ein nicht sehr häufig anzutreffendes Gut, jedenfalls nicht in der notwendigen Tiefe und Breite.

      • Christian Duerig sagt:

        Ihren Wunsch, Frau Camponovo, können nur Pädagogen verwirklichen. Frau Camponovo, bitte versuchen Sie selber pädagogisch aktiv zu werden. Lernen Sie ihren Kindern die Namen der Pflanzen, der Tiere, der Autos, der Berufe, der grossen Persönlichkeiten, der Forschung, der Musiker, der Maler, der ….
        Es gibt so viele Möglichkeiten, wo Sie sich einbringen können. Vergessen Sie nicht, dass was immer Sie tun werden, Ihre Kinder mit Mutter assozieren. Ihre Kinder werden Sie nie vergessen !!!
        ALSO: Fördern Sie, wo immer Sie können.

  • mira sagt:

    Ich wünsche mir, dass meine Tochter einen guten Draht zu ihren Lehrerinnen und liebe Freunde findet. Wir haben das Glück, einen Platz in einer Montessori-Schule ergattert zu haben (in Deutschland auch für Normalverdiener bezahlbar!), daher mache ich mir weniger Gedanken um Stress/Noten/Leistungsbeurteilung/etc.

    • Muttis Liebling sagt:

      Montessori-Schule? Wenn ich mir die Liste der prominenten Absolventen anschaue, graut es mir. Das sieht aus wie der Vorhof zur entsozialisierten Gesellschaft aus. Die Google- Gründer, der Facebook- Bubi, das ewige Grosskind Bill Gates, der Gründer von Amazon, usw., usf.. Das ist der Bodensatz der Menschheit.

      Da lobe ich mir meine präferierte Bildungsanstalt, eine Jesuitenschule.

      • mira sagt:

        @Muttis Liebling In der Montessori-Schule lernen die Kinder selbstbestimmt und ohne Druck. Dadurch entsteht ein natürliches Selbstbewusstsein, Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten. Was ein Mensch später daraus macht, obliegt ihm selbst und dem Zufall. Unter den kursierenden Listen („berühmte Montessori-Absolventen“) finden sich auch Schauspieler etc. Die Grosse Mehrheit der Absolventen hat jedoch einfach ein normales Leben, einen normalen Job, etc.

  • tststs sagt:

    Ich wünsche mir, dass all meine Lernenden gesund und hoffentlich mit den angestrebten Diplomen das Ende des neuen Schuljahres erreichen.

    • Stranger sagt:

      Deine Leute hben nach einem Jahr schon ein Diplom im Sack? Als eidg, dipl. Samichlaus oder was? 🙂

      • tststs sagt:

        Nope, aber es gibt Leute, die ins letzte Ausbildungsjahr starten, oder ein Fremdsprachendiplom erwerben… oder von mir aus das furznormale Zeugnis (ist ja auch irgendwie ein Diplom) 😉

  • mila sagt:

    Aus den wenigen Schüler-, Lehrer- und Elternkommentaren wird ersichtlich, mit welch unterschiedlichen Ansprüchen die Volksschule heute konfrontiert ist. Ist es noch Ihre Kernaufgabe, Wissen und (v.a.) Wissensaneignung zu vermitteln, oder fällt diese hinter anderen Bedarfshaltungen zurück? Und wie steht es mit Leistung bzw. Leistungsbereitschaft, tritt diese (ganz) hinter die Vorstellung, dass die Schule in erster Linie ein wohlgefälliges Umfeld bieten soll? Respektive, wonach sollen die Lehrer denn die Schüler beurteilen, wenn nicht nach Leistung – nach Charakter? /

    • mila sagt:

      Das würden sich die meisten Eltern wiederum aus diversen Gründen verbieten. Der (theoretische) Gedanke, dass alle Kinder gleich sind, ist zwar schön – praktisch sieht es jedoch anders aus, jeder hat individuelle Stärken und Schwächen. Und letztlich ist es nicht Aufgabe der Schule, Charaktere oder Persönlichkeiten zu formen, sondern jeden Charakter an jenen beruflichen Ort zu bringen, an dem er/sie (hoffentlich) das Beste aus seinen Stärken machen kann. Und ohne objektive Leistungsbemessung geht das nun mal nicht.

      • Stranger sagt:

        Ja, nur: Was genau ist „objektiv“? Gibt es das wirklich? Ich glaube es nicht. Vor allem in weicheren Fächern wie Deutsch gibt es oft keine harten Massstäbe (oft schon, oft aber auch nicht). Wer im Turnen einfach Sekunden, Meter, Kilos misst, der ist objektiv, aber schliesst andere Messwerte aus wie Schönheit, Eleganz, Geschicklichkeit. Wer einen Aufsatz beurteilt nach der Vielfalt des Vokabulars, die durchaus in eine Zahl gegossen werden kann, vernachlässigt die Ästhetik, die man eben nicht so recht messen kann.

      • mila sagt:

        Was heisst harter (bzw. weicher) Massstab? Bei der Orthografie/Grammatik ergibt sich dieser prinzipiell von selbst. Aber auch bei Aufsätzen, Vorträgen, mündlichen Beiträgen kann man mit Kompetenzlisten arbeiten. D.h.: Die Gesamtbewertung setzt sich zusammen aus Einzelbewertungen verschiedener Bereiche, beim Vortrag z.B.: Inhalt, Kohärenz, Struktur, Vermittlung, Auftreten. So kommt man zu einer weit objektiveren (und gut vermittelbaren) Bewertung, als wenn man sich auf seinen Eindruck aus ‚Erfahrung‘ verlässt. Und der Schüler hat etwas konkretes in der Hand, mit dem er arbeiten kann.

      • David Stoop sagt:

        Manchmal sucht man viel zu weit.
        Die angesprochene Bemerkung („Lehrer, die Kinder nicht nur nach der Leistung bewerten.“), wird sich nicht auf Noten, sondern auf die ganz normale Bewertung, die wir alle beim Umgang mit Menschen vornehmen, beziehen.
        Die Wahrnehmung anderer Menschen formt unseren Umgang mit eben diesen. Daher ist es für Lehrer durchaus wichtig, den Menschen im Kind zu sehen und nicht nur die Noten. Das ist ein verständlicher Wunsch.
        Nur mit einer Leistungsbemessung macht man übrigens noch keinerlei Förderung eines Kindes, da beginnt die Arbeit erst.

      • mila sagt:

        Dieser Wunsch in Ehren, aber in der Regel sind es nun mal die Eltern, die ihn äussern, deren Kinder kontinuierlich schlechte oder ungenügende Leistungen erbringen. Woran natürlich die Lehrpersonen zumindest mit-schuld sein sollen („sehen nicht das ganze Kind“). Von denen wiederum mindestens 90% sicher nicht deswegen den Lehrberuf ergreifen, weil sie in Kindern nur heranzuziehende Noten- bzw. Leistungsträger sehen. In solchen Diskussionen beisst sich die Katze meinem Empfinden nach eben doch oft in den eigenen Schwanz.

    • Muttis Liebling sagt:

      Der Satz ‚Lehrer, die Kinder nicht nur nach der Leistung bewerten.‘ ist mir ebenfalls als erstes aufgefallen, verbunden mit der Frage, was denn sonst?

      Die multiplurale Gesellschaft artikuliert sich leider auch in der Schule und das kann nur in die Hose gehen. Ich meine die Idee, dass es mehr als ein Ziel auf einmal geben kann.. Das konstituierende am Schwerpunkt, in der Physik wie überall ist es nun mal, dass es immer nur einen geben kann.

      Den meint die Schule neuerdings wieder finden zu müssen, dabei ist er seit W.v. Humboldt bekannt: Die Erziehung zur allseitig gebildeten Persönlichkeit.

      • Stranger sagt:

        „multiplurale Gesellschaft“? Was ist denn das?

        Ausserdem: nur ein Schwerpunkt? Sicher nicht. Man kann sich durchaus auf mehrere Dinge konzentrieren und andere etwas zurück stellen.

      • Muttis Liebling sagt:

        Ich hätte auch multioptional und Globalziel schreiben können. Ist Kompetenz ein Globalziel oder ist es die Humboldt‘ sche ‚allseitig gebildeten Persönlichkeit‘?

      • Sama sagt:

        Mir ebenfalls – einem Lehrer, dem es gelingt, nur nach der Leistung zu bewerten ist Gold wert – denn es gelingt ihm, alle anderen Faktoren (Charme, Charakter, Herkunft, Aussehen) auszublenden und das ist wirklich selten.
        Das bei nachgewiesenen Einschränkungen (zB Legasthenie, ADS) die Leistungsanforderungen bei einem einzelnen Kind anders gesetzt werden können, hat damit gar nichts zu tun.

      • Susi sagt:

        Beim Satz ‘Lehrer, die Kinder nicht nur nach der Leistung bewerten‘, ist eben auch unklar, was gemeint ist mit Leistung und mit Bewertung. Charme kann bei einer Präsentation durchaus eine Rolle spielen, weil dadurch ein besserer Publikumskontakt erstellt wird, und somit würde diese Eigenschaft mit in die Bewertung einfliessen. Charme kann aber keinen Ausschlag geben bei der Bewertung einer Grammatik-Prüfung. Wie auch? Der Spielraum für eine Notengebung ist sehr klein, wenn die Bewertung transparent ist.

      • Susi sagt:

        Vielleicht soll es einfach heissen, dass z.B. soziale Kompetenzen auch „bewertet“ sein sollen, z.B. mit einem lobenden Eintrag im Zeugnis. Ich kenne mich aber auf dieser Stufe zu wenig aus.

      • Muttis Liebling sagt:

        Susi, in der DDR gab es die sog. Kopfnoten, die als Teufelswerk im gemein (-sam) en Deutschland sofort eliminiert wurde. Noten gab es für Gesamtverhalten, Aufmerksamkeit, u.ä.
        Gibt es für derartige Bewertungen ein Pendant im Schweizer Schulsystem?

      • Stranger sagt:

        Naja, Susi, ich glaube, dass die Autorin gar nicht so genau zu beschreiben vermag, was sie damit meinte – mir ist der Satz auch aufgefallen. Ich stimme zwar zu, dass weichere Fähigkeiten wichtig sind und benotet werden sollten, wie das zu geschehen hat, ist mir aber nicht klar.

        ML, vor dem „sche“ in humboldtsche gehört KEIN Apostroph hin. Nur so als Tipp gell. Wer ein Adjektiv gross schreibt, kriegt eine Eins, das ist sehr klar. Eine Schweizerische Eins, ML.

      • Stranger sagt:

        Worauf ich hinaus wollte, ML: „multiplural“ stinkt verdächtig nach Pleonasmus.“

      • Susi sagt:

        „Gibt es für derartige Bewertungen ein Pendant im Schweizer Schulsystem?“
        Es gibt gewisse Möglichkeiten für Zusatzeinträge, die aber nur bei Bedarf ausgefüllt werden. Soweit ich weiss.

        Meine Tochter hat heute den ersten Schultag und bibberte schon vor einer schlechten Note für was auch immer. Bis jetzt hat sie statt einer Note ein veganes Sugus bekommen von der Lehrerin. Finde ich sympathisch.

        Stranger, ich muss dir widersprechen, man kann das Apostroph schon setzen, muss dann das Wort aber einfach gross schreiben. (Oder eben klein und dann ohne.)
        😉

      • Stranger sagt:

        Ach echt? Gott, da wollten sie die Rechtschreibung doch vereinfachen vor zwanzig Jahren…

      • mila sagt:

        Wieso nur Zusatzeinträge? Gerade eine feste Note für mündliche Beiträge kann ‚weiche‘ Faktoren gewichten: (regelmässiger) Einsatz, Vorbereitung, Fähigkeit, sich zu artikulieren bzw. stringent/originell zu denken. Arbeitet man mit Protokollen, wird auch diese Bewertung transparent, und beruht nicht nur auf Sympathiewerten und gefühlsmässigem Empfinden. Ebenso wird dadurch gezieltes Feedback an jeden einzelnen Schüler möglich.

      • mila sagt:

        Zu @ML im Speziellen: was genau ist eine ganzheitliche Persönlichkeit? Man könnte sie in folgende ‚(Kern-)Kompetenzen‘ splitten: Fähigkeit zur Wissensaneignung und Artikulation (mündlich/schriftlich), strukturiertes Denken, Weltoffenheit und Interesse, Sozialkompetenz und Integration – Sie können die Liste gerne erweitern. Die Schule kann in all diesen Bereichen einen direkten wie indirekten Beitrag leisten. Aber sie kann ihn definitiv nicht alleine erbringen, respektive alle Vor- und Nachteile ausgleichen, den ein Schüler aufgrund von familiärem/kulturellem Hintergrund und Sozialmilieu, /

      • mila sagt:

        aber auch angeborenen Fähigkeiten und Charakteranlagen mitbringt. Ehrlich gesagt, sehe ich es auch nicht als Aufgabe der Schule an, (m)ein Kind zu ‚erziehen‘, und schon gar nicht, seine Persönlichkeit zu ‚entwickeln‘. So eine Schule käme mir persönlich gefährlich nah an eine Indoktrinationsanstalt. Vielmehr geht es darum, ein Lern- und Begegnungsumfeld zu schaffen, in dem diese Kompetenzen (mit-)gefördert werden, die einen als Kernaspekte der Schule (z.B. die Fähigkeit zur Wissensaneignung), die anderen als Begleitumstand (z.B. Sozialkompetenz).

      • Susi sagt:

        @mila: Das mit den Zusatzeinträgen hab ich ja nicht erfunden, das ist einfach so, wie es – meines Wissens – bei gewissen Schulen gehandhabt wird. Kommt halt immer drauf an, was möglich ist und was nicht im Bereich solch detaillierter Bewertungen bei Klassengrössen von 25 SuS.

      • mila sagt:

        Wer der Schule die gesamte Erziehungsleistung übertragen will, schickt seine Kinder ins Internat, am besten vom Primarschulalter an. Und lässt sie möglichst nur in den Ferien nach Hause kommen, sofern sie denn nicht auch dann an ein (früh-)förderliches Sommercamp ausgelagert werden.

      • Susi sagt:

        @SP: Danke für den Link mit der Zeugnis-Info!

      • Sportpapi sagt:

        @Susi: Darauf musst du dann aber noch ein Jahr warten. Erstaunlicherweise findet man Zeugnisse erst ab der 2. Klasse angemessen.

      • Susi sagt:

        @mila: Mündliche Noten für die Teilnahme am Unterricht sind heikel bzw. meist nicht rekursfähig und zudem pädagogisch nicht ratsam (die SuS sollen nicht ständig unter Bewertungsdruck stehen). Aber man kann eine Note setzen für eine mündliche Form der Prüfung. Das kann beispielsweise ein Gespräch sein oder ein Referat.

      • Susi sagt:

        @SP: Was, erst ab der 2. Klasse? Hahaha, das ist ja wieder mal voll rätselhaft, sowas!

      • Sportpapi sagt:

        @Susi: Es gibt keine mündliche Noten mehr?
        Falsch daran war ja jeweils nur, dass mehr die Häufigkeit einer Wortmeldung berücksichtigt wurde, als die Qualität…

      • Sportpapi sagt:

        Sind eigentich vegane Sugus nun mehr Belohnung oder Bestrafung?

      • mila sagt:

        Ich habe noch vor zwei Jahren im Auftrag von der Gymilehrperson, deren Stellvertreterin ich war, mündliche Noten gesetzt (im Studium gibt es das tatsächlich nicht, zumindest nicht in meinem Fachbereich). Und fand diese sehr sinnvoll, nicht primär zu Allzeit-Beobachtungszwecken, sondern als Anreiz, denn damit konnten die Schüler allfällige schriftliche Fehlleistung ausgleichen. Allerdings nicht nur durch Häufigkeit der Wortmeldungen, SP. 😉

      • Susi sagt:

        @SP: Doch, es gibt mündliche Noten, aber es wird (von verschiedenen Seiten) heute nicht empfohlen, sie aus der „Teilnahme am Unterricht“ zu ziehen, aus oben genannten Gründen. (Genauso wie „Blitzproben“ selten geworden sind.)

        @mila: Die SuS sollten eigentlich eine andere Motivation haben für die Teilnahme am Unterricht als der Notendruck. (Z.B. Interesse. Und das Wissen, dass sie sich den Stoff besser aneignen durch Mitdenken und aktive Teilnahme.) Schriftliche Schwächen können durch andere, angekündigte mündliche Noten ausgeglichen werden, die SuS sollten im Unterricht entspannt sein.

      • Susi sagt:

        @SP: Für meine Tochter ist alles, was süss ist, Belohnung. Egal ob vegan oder nicht. 🙂

      • mila sagt:

        Also, ich kann nur aus zeitweiser persönlicher Erfahrung sprechen. Aber die Schüler waren dieser Lehrperson sehr zugetan, bis hin zum: oh captain, my captain. Ich denke, das sagt alles zum Thema entspanntes Unterrichtsumfeld. 🙂

      • mila sagt:

        Ausserdem, aber auch das eine persönliche Meinung: Leistung nur in standardisierten Situation zu bewerten halte ich für kontraproduktiv. Zum einen, weil damit genau nicht auf Kontinuität gesetzt wird, zum anderen, weil es Schüler wie Studenten gibt, die sich spontan besser äussern können als in ausgewiesenen Prüfungssituationen. Belohnt wird dabei einmal mehr nur das ‚gute‘ Funktionieren im abgesteckten Rahmen – aus meiner Sicht ist das eher wenig förderlich. Ob der Unterricht interessant ist oder nicht, hängt zudem in erster Linie davon ab, wie die Lehrperson ihn gestaltet –

      • mila sagt:

        dafür gibt es unterschiedliche Methoden und Lehr-/Lernkonzepte. So manche, die ich in meinem begonnenen Lehramtsstudium gesehen habe, waren umpraktikabel bis lächerlich, oder zumindest stark von der betreffenden Lehrperson abhängig. Es ist insofern auch kein Wunder, dass ich mich ziemlich bald einmal aus dem Lehramt verabschiedet habe, meine Zeit war mir am Ende effektiv zu schade dafür. Respektive, meine ‚Lehrberufung‘ (auch) zu gering.

      • Susi sagt:

        mila, es gibt fast alles Pro- und Contra-Argumente. Ich glaube Ihnen gern, dass jene Lehrperson beliebt war (was ich von „Oh captain, my captain“ halte, schreibe ich hier lieber nicht, sonst werde ich wegen des Fa***..-Wortes gesperrt). Das macht ein solches Bewerten nicht besser. Ich persönlich habe auch schon Blitzproben angedroht und die SuS mögen mich trotzdem, das spricht aber dennoch nicht für das pädagogische Konzept solcher Prüfungen. Es soll einfach Zeiten im Unterricht geben, wo die SuS frei von Bewertung sind, und frei von einer unliebsamen Überraschung, das ist sehr wichtig.
        Eine Möglichkeit, das zu gewährleisten, ist, dass die betreffenden SuS jeweils wissen, dass sie während einer Woche oder zwei unter Bewertung stehe . Unterricht ist jedoch genauso eine standardisierte Situation wie ein Gespräch oder andere Arten von mündlichen Prüfungen. Dazu kommt, dass ich es für notwendig erachte, dass meine SuS sehr gute Fähigkeiten im Bereich Referate haben, wenn ich sie an die Uni entlasse. Bewerte ich aber Referate und führe allenfalls mit jeder/jedem noch ein Tete-a-Tete durch, habe ich keinen grossen Spielraum mehr für weitere mündliche Bewertungen, da die Mehrzahl der Noten aus schriftlichen Arbeiten generiert werden muss.

        Und nochmal: Ein Rekurs wird mit ziemlicher Sicherheit durchkommen, wenn die Note so wishy-washy-mässig gesetzt wird, wie das häufig gehandhabt wird. Die Note hält nämlich dann nicht Stand, wenn nicht alles (!), was mit in die Bewertung eingeflossen ist, genau festgehalten wurde, inkl. Daten darüber, was wann gesagt wurde.
        Alles schon erlebt, wenn auch nicht am eigenen Leibe.

      • Susi sagt:

        Ob und warum Unterricht interessant ist und dass es verschiedene Lehrmethoden gibt, war eigentlich gar nicht Teil meiner Argumentation gegen eine Bewertung der Teilnahme am Unterricht. Natürlich gibt es verschiedene Methoden, auch hier haben alle ihre Vor- und Nachteile.
        Ich finde einfach, dass Notendruck nicht im Vordergrund des mündlichen Engagements sein sollte.

      • Muttis Liebling sagt:

        mila, nicht ganzheitliche, sondern allseitig gebildete Persönlichkeit. Die allseitig gebildete Persönlichkeit kennt die Vorzüge und Tücken des Fleischverzehrs, dessen historische und biologische Wurzeln. Aber auch das dialektische Gesetz des Umschlagens einer Quantität in eine neue Qualität:

        Was für wenige Menschen kein Problem ist, Bewegen an der Natur, Fleischessen, Dekadenz aller Art, wird zum Problem, wenn es viele machen. Was heisst, nicht die Sache oder der Tatbestand ist es, sondern die Menge, die es tun.

        Auch das gehört zur Kompetenz, ausser dem Wissen auch das Wissen über das Wissen

      • Muttis Liebling sagt:

        Susi, was ist der Unterschied zwischen der Metaphorisierung als Walross und der entstellenden Etikettierung als SuS?

      • Susi sagt:

        @ML: SuS ist die offizielle Standardabkürzung, also politisch unbedenklich.
        Sie können ja weiterhin „Schülerinnen und Schüler“ schreiben, wenn Sie die begrenzte Anzahl Zeichen für sowas einsetzen wollen. (Oder „Schüler“. Aber das wäre dann nicht korrekt.)

        Aber nochmal: Ich fand den Ausdruck „Walrösser“ nicht schlimm. Ich habe ohne moralische Wertung schlicht darauf hingewiesen, dass es, entgegen Ihrer Behauptung, einfach nicht politisch korrekt sei. Dass mir dann moralische Motivation angehängt wurde, war wohl eine Projektion…

      • Muttis Liebling sagt:

        Guten Morgen Susi. Sprachlich korrekt ist ‚Schüler‘, wenn ich von der Rolle spreche, welche ein junger Mensch für ein paar Stunden an 5 Wochentagen einnimmt. Denn die Rolle ist ein generisches Neutrum, eine Sache.

        Spreche ich von den Menschen. welche diese Rolle einnehmen, kann man ‚Schülerinnen und Schüler‘ sagen, aber das ist schon sehr bemüht. Da reicht ‚unsere Kinder‘.

        Ich gehe aber davon aus, dass in den meisten Fällen von Strategiepapieren oder Lehrergesprächen nicht die Personen, sondern die Rolle gemeint ist. ‚Unsere Schüler sind faul und doof‘, wäre der semantisch korrekte Satz.

      • Muttis Liebling sagt:

        2/ Der Satz ‚Unsere Schülerinnen und Schüler (ersatzweise das hässliche SuS) sind faul und doof‘ hingegen ist semantisch falsch, weil er nicht die Gruppe/ Rolle, sondern jeden Einzelnen anspricht, also ausnahmslos alle sind faul und doof und zweitens die Aussage über die Rolle hinweg auch auf alle Bereiche ausweitet, in welche der junge Mansch sich nicht in der Rolle ‚Schüler‘ befindet.

      • Muttis Liebling sagt:

        3/ Also generell, alle Menschenbezeichnungen haben eine männlich und eine weibliche Form. Rollenbezeichner (Berufe, Funktionen, Attribute wie Bürger, Wähler) haben keine weibliche Form und werden nach Duden mittels generischen Maskulinum ausgedrückt.

        ‚Die Schüler‘ meint nicht das gleiche wie ‚SuS‘.

      • mila sagt:

        Susi, ich halte diese ganze vorgeblich ’schülerfreundliche‘ Argumentation für Augenwischerei, und zwar aus folgendem Grund: Sie als Lehrperson stellen ihre Beobachtung nicht ab, auch wenn Sie keine offizielle Note für mündliche Beiträge geben. Was allerdings passiert, wenn Sie sich nicht systematisch zumindest zwischendurch Notizen machen: in Ihrem Kopf setzt sich ein ‚Eindruck‘ fest, der sich dann sehr wohl im Vortrag, aber auch im Aufsatz Ausdruck verleihen wird. Bei der Frage, runde ich ein wenig auf oder runter. Allenfalls gilt dies auch beim Runden der Gesamtnote fürs Zeugnis. /

      • mila sagt:

        Das ist nur menschlich, es fliessen hier auch die sogenannten Sympathiewerte ein. Mir hat die Struktur der besagten Lehrperson geholfen, bei aller Sympathie für einzelne Schüler fair zu bleiben – und mich eben nicht nur auf meinen gefühlsmässigen ‚Eindruck‘ zu verlassen. Und zugleich konnte ich mir selber gegenüber (und im Zweifelsfall gegenüber dem Schüler) sachlich begründen, worin sich mein Notenurteil begründet. An der Uni war mir später nichts mehr ein Graus als all die guten Studenten, die sich genau nur dann eingesetzt haben, wenn es um eine Leistungsbeurteilung ging. Das ist aber /

      • Susi sagt:

        @ML: Du bist mir wirklich ein Lustiger! Du erzählst mir etwas von semantischer Korrektheit, nachdem die LuL die SuS auf schriftlichem Weg seit ewig so bezeichnen? „Unsere Kinder“ geht nicht, einige meiner SuS sind nämlich über 20 Jahre alt. Und nein, ich habe nicht knapp 100 Kinder, sondern knapp 100 SuS. Man kann auch „die Lernenden“ sagen, aber das finde ich persönlich jetzt eher bemüht.

        Wusstest du übrigens, dass man bei Behinderten nicht mehr von „Windeln“ reden darf? Heisst „Einlage“. Und „Latz“ darf man da auch nicht mehr sagen, das ist jetzt die Umbindeserviette.
        🙂

      • Susi sagt:

        Will man jemand also zum Schweigen bringen, ist korrekt:
        „Heb dä Latz!“ zu Nichtbehinderten, und: „Heb d’Umbindeserviette!“ zu Behinderten.

      • mila sagt:

        exakt die ‚Lernkultur‘, die mit genau abgesteckten Test- bzw. Leistungssituationen gefördert wird. Sie müssen mir das natürlich nicht glauben – doch ich empfand es als sehr frustrierend. Und hatte insbesondere nicht den Eindruck, dass dadurch ganzheitliches Lernen (oder im ML Jargon: allseitige Bildung) gefördert wird. Entsprechend bin ich ziemlich skeptisch gegenüber sehr vielen ’neuen‘ pädagogischen Empfehlungen und einer (in meinen Augen) Vielzahl unnötiger Reformen. Doch wie gesagt: das ist meine persönliche Meinung.

      • Sportpapi sagt:

        LuL? Das habe ich nun noch nicht gesehen. Und seit ewig? Ich habe heute ja mit etwas Verwunderung gelesen, dass auch LP gegen den neuen LP sind…

      • mila sagt:

        @ML: Was Sie beschreiben, ist schlicht und ergreifend ein Mensch, der seinen Verstand zu gebrauchen weiss. Entspricht also dem ‚alten‘, in der Aufklärung wurzelnden humanistischen Erziehungsideal. Ich meine dasselbe, wenn ich von strukturiertem Denken spreche. Ich sehe aber, ehrlich gesagt, gerade nicht, wie dieses tatsächlich in (respektive mit) den aktuellen Reformen gefördert wird.

      • Muttis Liebling sagt:

        Diese Sprachverwirrungen beschäftigen die deutschsprachige Welt seit einiger Zeit und es ist interessant, Aufsätze von Politikern, Journalisten und Germanisten der 4 Länder zu vergleichen. Germanisten sprechen Duden- konform, da gibt es keine SuS o.ä. Hier kennt man ‚Schweizerinnen und Schweizer‘ in Politik und Medien, die historische Filmserie wurde aber ‚Die Schweizer‘ genannt, obwohl eine Folge nur von Frauen handelte. Wir kennen keine ‚Deutschinnen‘ und alle zusammen kennen keine ‚Menschinnen‘, keine ‚Kinderinnen‘.

        Deshalb bleiben wir bei der Regel, dass nur der Duden Sprachhoheit hat.

      • Susi sagt:

        @mila: Ich anonymisiere die Aufsätze, genau aus dem Grund, damit eben keine anderen Faktoren bei der Bewertung eine Rolle spielen können. Zeugnisnoten werden mathematisch gerundet, wo soll da die Sympathie mitspielen?
        Wie gesagt, die meisten Systeme haben Vor- und Nachteile. Die Nachteile eines solchen Systems haben mich und die Mehrheit meiner Kollegen überzeugt, eine solche Notengebung zu unterlassen.

        SP: LuL war ein kleines Witzchen meinerseits. LoL. Haha. Hehe.

      • mila sagt:

        Haha, Susi, und Sie kennen wirklich die Handschrift der Schüler mit der Zeit nicht? Ich behaupte ja nicht, dass ich mir über zwanzig merken könnte. Aber so einige durchaus, und dann hilft alles anonymisieren nichts… Da bin ich mir, wie gesagt, lieber bewusst, dass auch ich nur ein Mensch bin.

        Das mit der mathematischen Rundung machen auch nicht alle (konsequent), besonders nicht in kritischen Situationen. Zumindest war das meine Erfahrung in Notenkonferenzen. Und eben, noch mehr schlägt die ‚positive‘ Diskriminierung bei festgelegten mündlichen Beiträgen (Vorträgen etc.) durch. Aber Sie

      • mila sagt:

        haben recht: die jeweiligen Vor- und Nachteile muss jede Lehrperson selbst für sich abwägen. Es ist ja in der Forschung auch mittlerweile hinlänglich bekannt, dass vieles, was Lehr- oder Unterrichtsqualität im Allgemeinen betrifft, von der Lehrpersönlichkeit abhängt: was bei einem konzeptuell gut funktioniert, geht bei einer anderen nicht auf. Solange Lehrpersonen eine gewisse Freiheit in der Wahl ihrer Methoden haben, ist das ja auch völlig ok. Problematisch wird es erst, wenn eine Mehrheitsmeinung als ‚Allgemeinrezept‘ um jeden Preis durchgedrückt werden soll.

      • Muttis Liebling sagt:

        @mila, ich vermute im Bildungs- geht es genauso zu wie im Gesundheitswesen. Da wird reformiert, was die Grenzauslastung der Behörde hergibt, aber es herrscht noch nicht einmal Konsens über Globalziele und -Methoden. Was die Kompetenz in der Bildung, ist im Gesundheitswesen die Qualität. Kein Mensch weiss wirklich, was gemeint ist.

        Für Sprachkorrektheit habe ich noch einen Buchtipp unter 20 Fr.

        Marius Jung: Moral für Dumme

        Ein fast pechschwarzer deutscher Kabarettist erklärt mit beissenden Humor, warum er als N. bezeichnet werden möchte.

      • Sportpapi sagt:

        Susi, ich erinnere mich noch, dass ich in den Aufsätzen immer Noten zwischen 5.5 und 6 hatte, wenn ich ins Aufsatzheft schrieb. Gab ich leere Seiten ab, weil ich das Heft vergessen hatte, war die Note tiefer.
        mila: diese Bewertungsraster, Kriterienkataloge sind sicher hilfreich. In der Regel hat der Lehrer aber die Note aufgrund des Gesamteindrucks im Kopf, und stimmen die Punkte nicht überein, werden diese halt etwas verändert. Es gibt nun mal einfach Aufgaben, die lassen sich nur begrenzt objektiv bewerten.

      • mila sagt:

        Übrigens, wenn ich an meine eigene Schulzeit zurückdenke, und an welche Lehrer(innen) ich mich gut erinnern kann, dann waren das diejenigen, die einen eigenen Stil gepflegt haben. Es gab Frontalunterrichtende, bei denen man sich nicht eine Minute lang gelangweilt hat. Dann wiederum solche, die Projektarbeiten gut betreut haben, so dass man am Ende eine echte Lernerfahrung (und nicht nur eine Alibiübung) gemacht hatte, einschliesslich einer substanziellen (detaillierten) Rückmeldung, die einen wirklich weiter gebracht hat. Das macht eine interessante, spannende Lernumgebung eben auch aus:

      • Sportpapi sagt:

        ML: Das Problem scheint mir eher, dass jeder Mensch ganz genau weiss, was damit gemeint ist. Nur meinen alle nicht das gleiche. Und man scheut die Auseinandersetzung.
        In der Bildung ist es so (zumindest im Sportbereich, den ich überschaue), dass ausgerechnet die grössten Kritiker der Outputorientierung, von Kompetenzen und damit verbundenen Standards, von der „Vermessung“ der Bildung, den Auftrag erhalten haben, diese Kompetenzen zu formulieren. Mit dem Erfolg, dass die nun präsentierten Kompetenzen keinerlei Aussagekraft haben.

      • Susi sagt:

        @mila: Nein, ich kenne die Handschriften nicht, weil ich sie gar nie kennen lerne; sämtliche handgeschriebenen Dokumente müssen halt mit Nummern anonymisiert werden, auch diejenigen im Bereich Grammatik u.ä.
        Das ist zwar ein Aufwand, aber er lohnt sich, die SuS schätzen das sehr.

        Wenn die Promotion eines Schülers (oder natürlich einer Schülerin 🙂 ) gefährdet ist, dann schaut man bei den Konferenzen, ob er ein „Rundungsopfer“ ist, und dann kann eine 4.24 auch mal aufgerundet werden, wenn man das gemeinsam beschliesst. Ansonsten bin ich da hart, 4.24 ist bei mir eine 4, keine 4.5

      • mila sagt:

        die Vielfalt. Und ja, mich haben ’strenge‘, aber als fair empfundene Lehrpersonen in meinem eigenen Unterrichtsstil stark geprägt. Das war dann auch das Feedback, das ich von meinen Studenten zurückbekommen habe – und ja, es hat mich zugegeben happy gemacht. Total menschlich halt.

      • Susi sagt:

        P.S. Ich habe nie etwas gegen Frontalunterricht gesagt. Mach ich jetzt dann grad mal wieder. Ganz besonders toll finden meine SuS und ich natürlich den Lehrervortrag. 🙂

      • mila sagt:

        Das wollte ich Ihnen überhaupt nicht unterstellen, Susi, aber generell gilt (mehrheitlicher) Frontalunterricht heute als etwas ‚problematisches‘ und ‚überkommenes‘. Ich selbst war nie der Typ, der über ganze Lektionen Alleinunterhaltende sein wollte, aber wem es liegt – wieso nicht? Womit ich wirklich Mühe habe, ist diese ganze Wohlfühldiskussion. Das wird meiner Meinung nach definitiv überbewertet, besonders in den oberen Stufen. Ich halte Schüler und Studenten eben für durchaus in der Lage, abschätzen zu können, dass eine fordernde Lehrperson es ebenso gut wie eine mit ihnen meint,

      • mila sagt:

        wie eine andere, für die vielleicht die ‚harmonische‘ persönliche Beziehung etwas stärker im Vordergrund steht. In einem solchen Sinn ist die Schule eben auch nichts anderes als ein Abbild der Gesellschaft, und darf es meiner Ansicht nach auch ruhig sein. Statt zu einem künstlich ‚geschützten‘ Biotop zu verkommen. In der Welt da draussen werden Leistungen nämlich genau nicht anonymisiert beurteilt. Und sollten es, bei aller politischen (Ausgangs-)Korrektheit im Bewerbungsprozess zum Beispiel, auch nicht werden.

      • Susi sagt:

        @mila: Frontalunterricht bedeutet ja auch nicht, dass man die SuS unterhält, sondern dass der Unterricht in dieser Phase lehrerzentriert abläuft. Ganz ohne diese Phasen geht es nicht, aber natürlich wird heute empfohlen, Frontalunterricht nur selten einzusetzen; es kommt halt auf die richtige Mischung an.
        Zum Anonymisieren: Je fairer die SuS sich behandelt fühlen, umso besser. Sie nehmen die Anonymisierung (mit guten Grund) als sehr faire Methode wahr. (Die natürlich auch gewisse Nachteile hat.) Aber Fairness ist das A und O.
        Und natürlich ist die Beziehung zur Lehrkraft für viele SuS sehr wichtig; stimmt die Sympathie, nehmen sie auch den Stoff besser auf. (Und wird der Stoff gut vermittelt, stimmt oft auch die Sympathie.) Das hat nichts mit Gschpürschmi-Groove zu tun; man kann sehr fordernd/autoritär und trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) mögen die SuS einen. Fühlen sie sich aber ungerecht behandelt, dann nehmen sie eine Abwehrhaltung ein, was sicher nicht hilfreich ist für den Lernprozess.

      • Susi sagt:

        Dass man in der „Realität“ nicht anonym bewertet wird, stimmt nicht wirklich – man braucht nur mal das Uni-System anzuschauen, die wenigsten Studenten sind den Dozierenden/Bewertenden persönlich vertraut.
        Meiner Meinung nach reicht eine Note, bei der Persönliches automatisch miteinfliesst, wie z.B. bei der Präsentation oder dem Tete-a-Tete, wie oben erwähnt.

      • mila sagt:

        Sie haben da eines missverstanden, Susi: mein Punkt wäre eher ’nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir“. Die Uni ist definitiv nicht das Leben, obwohl entgegen Ihrer Darstellung sehr viele Leistungsnachweise ganz und gar nicht in anonymisierten Kontexten zustande kommen. Wenigstens nicht in meinem Fachbereich (da haben sich Multiple Choice Prüfungen u.ä. definitiv (noch) nicht durchgesetzt – zum Glück).

      • Susi sagt:

        @mila: Ich spreche aber nicht von der Form der Prüfung (multiple choice oder nicht), sondern davon, dass die Dozenten die Studierenden gar nicht kennen. Die Arbeiten, die ich jeweils abgegeben habe, wurden insofern anonym bewertet, als dass die häufig meinen Namen gar nicht zuordnen konnten. Da musste man sich schon sehr hervortun, um im Gedächtnis zu bleiben, und auch dann gingen Namen meist unter. („Ah, Sie sind doch diejenige, die 1994 dieses tolle Lynch-Referat hielt in meinem Film-Kurs?“)

        Aber vielleicht verstehe ich Sie woanders falsch, darum frage ich nochmal nach: Kritisieren Sie jetzt tatsächlich das Vermeiden von Sympathienoten durch Anonymisierung, weil es im richtigen Leben dann anders laufe? Eine solche Haltung finde ich wirklich nicht nachvollziehbar.

      • Muttis Liebling sagt:

        @SP, ich kenne das Bildungssystem nur als Schüler und später langjähriger Elternbeirat in der Schule meiner Kinder. In den 25 Jahren hat sich unser damaliges Schulsystem kaum verändert, d.h. war mit allen neuzeitlichen Makel- Definitionen behaftet, vor allem dem des autoritären Frontalunterrichts. Aber das ist gut bekommen.

        Ich musste zum Abitur einen deutsch- Aufsatz schreiben, Thema. Menschen die mich beeindruckt haben. Da habe ich einen älteren Lehrer der Grundschule gewählt, der noch aus der Nazi- Zeit übrig geblieben war. Drill, man fiel hinten runter und ward nie mehr gesehen,

      • Muttis Liebling sagt:

        2/ oder, wie in meinem Fall, man wurde auch ausserschulisch gefördert. Mit der Konsequenz, dass ich fast alle Ferien, ausser Weihnachten und 2 Wochen im Sommer in Internaten verbrachte mit tgl. 4h Lektion und 4h Klausur. Auch da Drill, aber sehr erfolgreich. Deutschland hatte die meisten Nobelpreisträger, als wehruntaugliche Feldwebel Dorfschullehrer wurde.

        Meine Kinder habe die letzten 3, bzw. 4 Jahre im westlichen Bildungssystem vergeudet und das auch so empfunden. Deshalb meine Theorie, Schule war über Jahrzehnte frontal-optimal und kann nur schlechter reformiert werden. Oder zurückkehren.

      • Sportpapi sagt:

        Susi, MC ermöglicht bei den heutigen PC-Prüfungen eine automatische Auswertung – also die höchste Form von Anonymität… Allerdings sind die Prüfungen so nicht wirklich interessant.

      • Susi sagt:

        @SP: Ja, klar, aber ich meinte halt einfach etwas anderes, daran hab ich nicht mal gedacht. aber das stimmt natürlich!

      • mila sagt:

        Mir geht es, wie meistens, um eine ‚gesunde‘ Mischung. Sie können sich sicher sein, dass Dozierende an weiterführenden Schulen und Lehrmeister ein Phänomen gut kennen – das der Schüler, die aus einer ‚geschützten Werkstatt‘ kommen. Und das führt nicht selten zu Problemen. Aber gut, auch an der Uni sind Verschulungstendenzen mittlerweile angekommen, so fällt dieser Faktor nicht mehr so stark ins Gewicht. Bei uns war es üblich (und ist es noch), dass alle wichtigen Leistungsnachweise persönlich abgenommen werden – sei es in Form einer schriftlicheArbeit, sei es in Form einer mündlichen Prüfung.

      • mila sagt:

        Im Seminar oder Kolloquium war/ist die Platzzahl beschränkt, gerade weil eine Betreuung durch den Professor (und nicht durch die Assisi) stattfinden soll. Wenn der Professor da deinen Namen am Ende des Semesters nicht kannte, war das (angesichts der Überschaubarkeit) allein dein Problem. Persönlich habe ich das meinen Studierenden entsprechend immer eingebläut: schaut zu, dass die eure Namen kennen. Am Ende nehmen sie auch eure Abschlussarbeiten und -prüfungen ab. Zumindest unsere Studienrealität sah so aus, und tut es immer noch – mal schauen, wie lange noch. Aber grundsätzlich ist das

      • mila sagt:

        nicht länger mein Problem, ich habe mich vor gut zwei Jahren von jeglicher Lehr- oder sonstigen akademischen Tätigkeit verabschiedet. Die Entwicklung als solche interessiert mich selbstredend dennoch.

      • Susi sagt:

        in der Germanistik waren die Kurse manchmal extrem überfüllt, insbesondere die Proseminare, der Professor und die Mentoren wussten praktisch keine Namen. Mir war das eigentlich meist egal.
        Haben Sie in dem Fall an der Uni doziert, Mila? haben Sie Ihre Fachrichtung mal erwähnt?

      • mila sagt:

        Ich war im Anschluss an das Studium abwechselnd Stipendiatin, Dozierende und Wissenschaftliche Mitarbeiterin und habe in dieser Zeit auch die Bologna-Umstellungen miterlebt. Verstehen Sie mich nicht falsch: auch bei uns, im Fach Geschichte, kam/kommt die Lehre/Betreuung bei so manchen zu kurz. Aber grosso modo anonyme Massenveranstaltungen sind mir persönlich ein Graus, so ein Fach hätte ich nie gewählt (bzw. habe eines frühzeitig ins 2. NF ‚delegiert‘). Womit ich als Dozierende nichts anfangen konnte: Studierende, die nach detaillierten (‚pannenfertigen‘) PowerPoint-Folien verlangt haben –

      • mila sagt:

        deren Funktion ist mE die Strukturvorgabe für die eigene Wissensgliederung. Oder Rückmeldungen, weshalb man für einen Vortrag zwei ganze Texte habe lesen müssen – ich hätte ja die ‚wichtigen‘ Stellen markieren können. Aber das und ähnliches ist mittlerweile (leider) Alltag an der Uni. Und diese Art und Weise von pädagogisch geförderten, konsumfertig aufbereiteten Vermittlung von Wissenshäppchen hat mit selbständiger Bildung auf Hochschulniveau in meinen Augen nichts mehr zu tun. Das gilt für mich auch für Leistungsnachweise, man kann diese als Kontrollinstrument nutzen, oder aber als

      • mila sagt:

        eigentliches Entwicklungsinstrument. Dafür aber braucht es individuelle Auseinandersetzung, und eine persönliche Beziehung. Mündlich abfragen kann jeder, das beste aus einem Schüler/Studenten herausholen, gemäss dessen Fähigkeiten, jedoch nicht. Dafür braucht es eine entsprechende Vorbereitung, und ich bin insbesondere einem meiner Professoren für diese Erfahrung rückblickend sehr dankbar. Die Lizprüfung bei ihm war kein Leistungstest, sondern eine Möglichkeit, tatsächlich alles in diese spezifische Situation zu stecken, was ich in meinem ganzen Studium gelernt habe. So sollten Lernprozesse,

      • mila sagt:

        respektive Bildung als solche, im Grunde immer funktionieren. Tun sie aber, aus den hinlänglich bekannten Zeit- und Ressourcen-Zwängen, selbstredend oft nicht. Aber eben: alles inzwischen Schnee von gestern.

      • mila sagt:

        Sorry übrigens für die lose Sprache, hab momentan eigentlich so grad gar keine Zeit für den Mamablog, noch nicht mal nebenbei. Typische mila-Inkonsequenz halt. 😉

      • Susi sagt:

        @mila: „Rückmeldungen, weshalb man für einen Vortrag zwei ganze Texte habe lesen müssen – ich hätte ja die ‘wichtigen’ Stellen markieren können.“
        Da fällt mir jetzt auch grad mal der Kinnladen runter.
        Ehrlich gesagt hatte ich aber eigentlich nie wirklich das Gefühl, dass ich an der Uni auf irgendeine Weise individuell gefördert wurde, auch vor 20 Jahren nicht. Ausser vielleicht im CPE-Kurs, wenn unter meinem Text stand „come see me after class“. 🙂 Aber das meiste musste von den Studenten allein kommen.

      • Susi sagt:

        Besonders Befremdliches erlebte ich beispielsweise in der Mediävistik, so als kleine exemplarische Geschichte: Wir hatten zu dritt den Auftrag für eine 60-minütige Präsentation über das Strafrecht im Mittelalter. Also teilten wir das Material auf mit der Absprache, dass jede/r 20 Minuten referieren würde. Die eine Studentin bekam am Vorabend hohes Fieber und kontaktierte die Dozentin, diese meinte, das gehe sie nichts an, wenn wir das Testat wollten, müsste der Stoff am Folgetag präsentiert werden. Da der Dritte im Bunde ein unfähiger Freak war, lag alles an mir, ich schon eine Nachtschicht und bereitete die Inhalte der Kollegin ebenfalls vor. Der andere Student war mit seinem Thema zuerst dran und referierte 40 Minuten lang in monotonem Ton, liess sich aber nicht unterbrechen. Mir blieben 20 Minuten für die restlichen zwei Drittel, die ich quasi während des Referats kürzte. Trotz des Turbos benötigte ich 23 Minuten und war nachher fix und fertig. Das einzige Feedback, das wir von der Dozentin bekamen, war, dass die Präsentation 3 Minuten zu lang war. Ich konnte es kaum fassen und liess sie das auch wissen. Sie reagierte nicht mal wirklich darauf. Sagte nochmal: „Die Inhalte waren in Ordnung, aber ihr habt 3 Minuten überzogen.“

      • Susi sagt:

        Dies ist zwar ein Extrembeispiel, aber so lief es häufiger ab. Irgendwann später im Studium lernte ich wirklich interessante/interessierte Leute kennen und wir bildeten eine Art intellektuelle Elitetruppe (ich war natürlich das dümmste Mitglied, aber ich gehörte trotzdem dazu, die schätzten meinen Unterhaltungswert 🙂 ), die sich auch privat trafen, um die ganz schwierigen Konzepte genau anzuschauen. Genau, Lacan-Phase und so. Da machte mir das Studium so richtig Spass.

        Insgesamt hätte ich aber sowieso nie ein Fach gewählt oder abgelehnt aufgrund der Zustände an der Uni, für mich war von Anfang an klar, dass ich Deutsch und Englisch unterrichten wolle, also waren Hauptfach und Nebenfächer (die zum Hauptfach aufgewertet werden mussten) bereits belegt. Ich schrieb mich dann einfach zusätzlich noch bei der Filmwissenschaft ein, rein aus Interesse.

      • Susi sagt:

        P.S. @mila: „Sorry übrigens für die lose Sprache“

        Ja, das nenne ich mal Jammern auf hohem Niveau. 🙂

      • mila sagt:

        Oh ja, das intellektuelle Trüppchen kenne ich auch – eine Mitstudierende aus diesem Kreis ist immer noch eine sehr gute Freundin von mir. Sich mit Lacan etc. abquälen schweisst halt irgendwie zusammen… Ich kann für mich nur sagen, dass ich von dem persönlichen Austausch mit einigen Professoren (beileibe ja nicht allen), enorm profitiert habe – ob man das schon individuelle Förderung nennen kann, ist eine andere Frage. Aber ich habe es sehr geschätzt, wenn man sich Zeit genommen hat für ein ausführliches Feedback zu einer Seminararbeit. Die lustigste Erfahrung: ein Mittelalterdozent gab mir

      • mila sagt:

        einen sehr detaillierten Feedbackbogen zurück, und nahm sich für dessen Besprechung gut eine Stunde Zeit. Ich empfand die Rückmeldung als positiv, aber angesichts der Kritikpunkte auch nicht als überragend. Nun, einige Wochen später verkündete mir ein Brief, dass ich für eben diese Arbeit einen Semesterpreis gewonnen habe… Das hat mich gelehrt, mir auch bei sehr guten Arbeiten Zeit für eine ausführliche Stellungnahme zu nehmen. Die befremdlichste Erfahrung: für eine Arbeit zu Nietzsche und Humanismus, in die ich sehr viel Herzblut gesteckt habe, wurden wir zu zweit in die Besprechung

      • mila sagt:

        mit dem Prof aufgeboten. Auch die Arbeit meines Kollegen war in meinen Augen überdurchschnittlich gut, und zunächst sollten wir uns über die jeweils andere Arbeit äussern. Wir waren zwar kritisch, aber eben auch nicht geizig mit Komplimenten. Als der Prof dann an die Reihe kam… äusserte er noch nicht einmal eine einzige positive Rückmeldung, zu keinem von beiden. Am Ende waren wir so verwirrt, dass wir fragten, ob wir denn nun unsere Arbeiten noch einmal überarbeiten müssen. Und jetzt kommt es: die Antwort war, aber nein doch, er werde unsere Studienkarten sehr gerne unterschreiben…

      • mila sagt:

        Wie Sie sich denken können, hat mich das wiederum gelehrt, bei aller Kritik auch grosszügig – und vor allem konstruktiv – zu sein (selbstredend habe ich noch einmal ein Antike-Seminar besucht, um mich nur ja nicht bei diesem Prof mündlich fürs Liz prüfen lassen zu müssen – die Prüfungserfahrung meiner Freundin bei ihm gab mir im Nachhinein diesbezüglich auch recht). Zum Thema Vortrag: das war in unseren Studienzeiten prinzipiell ein derart leidiges Thema, dass in den gestuften Proseminaren heute Vortragstechnik vermittelt wird. Obwohl das ja eigentlich seit langem Gymistoff ist.

      • Sportpapi sagt:

        Hm. Mit ein Grund, dass ich letztlich das Geschichtsstudium nicht abschloss, war die Anonymität in diesem Fach. Klar, in den Seminarien war die Betreuung etwas intensiver. Aber auch da habe ich schon aufwändige Semesterarbeiten zurückerhalten mit dem Hinweis, man könne leider aus Zeitgründen zu den Arbeiten weder mündllich noch schriftlich Rückmeldungen geben, auser Note/bestanden. Viel lesen zu den Seminarien war hingegen selbstverständlich.

      • mila sagt:

        PS@Susi zu Lacan, diesem unheimlichen Wiedergänger, der mich immer mal wieder heimzusuchen scheint… Ich habe kürzlich ‚Worte waren ursprünglich Zauber‘ von Steve de Shazer gelesen, das könnte Sie als Germanistin/Anglistin interessieren. Obwohl sich seine Therapiearbeit dezidiert gegen die klassische Psychoanalyse richtet(e).

        @SP: Ich habe es stets vermieden, Seminare von Profs zu besuchen, von denen man wusste, dass sie völlig überlastet waren. Mir war es effektiv zu schade, Zeit in Arbeiten zu investieren, die nicht gelesen oder kommentiert wurden – auch eine Form der Studienorganisation.

      • mila sagt:

        Sprich: ich habe auf jede einzelne Arbeit eine Rückmeldung erhalten, die über ‚bestanden‘ hinausging (Noten wurden bei uns nicht verteilt, nur ein Prof hat mir mal ‚pro forma‘ zusätzlich eine 6 hingeschrieben). Und zu den gehypten Starprofs ging ich dann halt ins Kolloq, oder in die Vorlesung.

      • Susi sagt:

        Ich hab jetzt nochmals nachgedacht und erinnere mich, dass ich von einzelnen Profs schon ein detailliertes Feedback auf meine Arbeiten bekam. Bericht, Gespräch, manchmal auch eine Note. Und bei der Liz-Arbeit war ich auch gut betreut.

        Danke, mila, für den Tipp, den werde ich mir gerne notieren!

    • Stranger sagt:

      mila, die Volksschule ist daran, einen Paradigmenwechsel zu vollziehen, von der Vermittlung von Wissen zur Vermittlung von Kompetenzen. Natürlich fallen Fakten nicht einfach weg, aber wichtig wird es sein, dass die SuS (Lehrerspeak für „Schülerinnen und Schüler“) sie im richtigen Moment richtig anwenden können. Don’t take my word for it, mila. Sprich mit Lehrern, die werden Dir das bestätigen (Stichwort LP21).

      • Muttis Liebling sagt:

        Meine erste Enkelin kommt die Tage zwar in Berlin, nicht hier in die Schule, aber deshalb interessiert mich für meine Kompetenzerweiterung, was dieser LP21 unter Kompetenz

        (Duden
        a. Sachverstand; Fähigkeiten
        b. (besonders Rechtssprache) Zuständigkeit )

        versteht?

      • Stranger sagt:

        Da die Volksschule in Bezug auf die Rechtssprache nicht sehr kompetent ist, ist Ziffer a gemeint.

        Wie wir ja alle wissen, werden in Deutschland Schüler auch schon mal mit der Paintballkanone abgeschossen…

      • Susi sagt:

        „Wie wir ja alle wissen, werden in Deutschland Schüler auch schon mal mit der Paintballkanone abgeschossen…“

        Isch irgendöppis nöd guet a Paintball?

      • Muttis Liebling sagt:

        Ausweichende Antwort, Stranger. Was bedeuten

        Sachverstand; Fähigkeiten

        in der Schule? Kleine Hilfestellung, die Lesekompetenz in diesem Blog ist, wie die letzten Tage zeigten, deutlich unterentwickelt. Was bedeutet Sachverstand im Kontext Volksschule? Mir fällt dazu nicht viel ein. Fähigkeit ist zu unspezifisch. Als begeisterter Ex- Soldat bin ich zu Dingen befähigt, die sich eher keiner wünscht.

        Alles zu dünn, Stranger.

      • Muttis Liebling sagt:

        SP, den Beitrag ‚Geborene Verlierer‘ würde ich anders interpretieren. In die Leitungsbewertung können Voraussetzungen eingehen. Müssen aber nicht und tun es praktisch auch nicht.
        Man kann aber auch ein 2- wertiges Bewertungssystem benutzen. Das geht nur für Zeiträume, nicht für Zeitpunkte.

        Man misst die Leistung zum Zeitpunkt x, 10 Liegestütze z.B. Dann die zum Zeitpunkt x+1, ein Monat später. Da sind es 11. Die eigentliche Leistung beschreibt man mit dem Vektor Ausgang zu Zuwachs, in dem Fall (10, (11-10)/1 Monat). Geometrisch ein unregelmässiges Viereck, nur zum Visualisieren gut.

      • Muttis Liebling sagt:

        In der Visualisierung sieht man auf dem ersten Blick, wer nur gut ist, weil er gute Voraussetzungen hat (mehr breit als hoch), oder wer sich aus schlechten Voraussetzungen heraus entwickelt (mehr hoch als breit) und vielleicht aufholen kann.

      • Stranger sagt:

        Moment, ML, für die Duden-Definition kann ich nix. Eine Kompetenz würde ich als „Können“ umschreiben, Bloom Stufe 2 und höher.

      • Stranger sagt:

        Paintball? Nee, isch luschtig. Aber eigentlich nicht so geeignet für normalen Schulunterricht, finde ich…

      • Muttis Liebling sagt:

        Stranger, Können ist keine Kompetenz. Als Hilfsassistent in der Physiologie habe ich gelernt, Frösche fachgerecht zu schlachten, mit einem Scherenschnitt und genau so fachgerecht zu enthäuten, um dann Reflexphysiologie zu demonstrieren. Kompetenz ist das aber nicht.
        Kompetenz wäre es z.B. gewesen, zu sagen, ich mache das nicht und es dann nicht zu tun. Wobei auch das fehlgeleitete Kompetenz, aber wenigstens eine Form davon wäre.

      • tststs sagt:

        Achtungachtung, die Lehrerin betritt die Bühne:
        Kompetenz ist hier tatsächlich gleichzusetzen mit Fähigkeiten.
        Es wird dabei unterschieden in Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz.
        Fachkompetenz meint quasi das „harte Fachwissen“, dass geprüft wird und im Zeugnis mit einer Note ausgewiesen wird.
        Methodenkompetenz meint die Fähigkeit eines Schülers für eine gewisse Aufgabenstellung die richtigen Lösungswerkzeuge und -wege zu wählen; dies wird im Zeugnis meist mit Worten oder einer Skala angegeben.
        Sozialkompetenzen zu guter Letzt meinen das Verhalten in der Gruppe und…

      • tststs sagt:

        erscheinen im Zeugnis ebenfalls mit Worten bewertet. (Es ist hier vorallem das Verhalten in der Gruppe und gegenüber den Lehrpersonen gemeint.)
        Dies alles gibt es schon länger… hiess früher z.B. „Betragen“

      • Muttis Liebling sagt:

        3/ Der Nachteil dieser vektoriellen Bewertungssystem besteht darin, dass man sie nicht skalieren kann. Man kann nie sagen, wer besser ist und deshalb sind die zwar besser, werden aber nicht benutzt. Mensch will immer wissen, wer, was ist besser, obwohl es diese Skalierung nie geben kann.

      • Muttis Liebling sagt:

        @ts, an welcher Stelle ordnet man dann Lese- und allgemein Perzeptionskompetenz ein?

        Dieser Tage im Mama Blog. Frau F. erzählt (Abstraktionsstufe 1) über einen Roman (Abstraktionsstufe 2). Nina, die Heldin ist damit ein zweifaches Kunstprodukt, wie Kunsthonig. Dennoch wird Nina in den Kommentaren als Mensch behandelt, was die Figur in dem Fall zweifach nicht ist.

        Wie vermittelt man die Kompetenz, derart lesen und perzipieren zu können?

      • tststs sagt:

        Grob gesagt, nennt man dies Textverständnis (Fachkompetenz).
        Das Niveau, welches Sie ansprechen, würde ich dann auf Stufe Gymi, wenn nicht Hochschule, verordnen…

      • Sportpapi sagt:

        @tststs: Da war doch noch die Selbstkompetenz…
        Und nein, Sozialkompetenzen und Betragen sind meiner Meinung nach nicht das Gleiche.

      • Sportpapi sagt:

        @ML: Natürlich kann man auch Voraussetzungen einbeziehen und Fortschritte messen. Und zusätzlich noch die Anstrengung. Das ist ja genau das, was da verlangt wird, und was letztzlich die Leistungsbewertung auf den Kopf stellt. Aber: Nennen Sie mir das Schulfach, in dem das üblich ist. In dem an der Prüfung nicht da Prüfungsresultat zählt, sondern die Verbesserung und das Bemühen.

      • Sportpapi sagt:

        ML, ich bin überzeugt Sie wissen genau, was mit dem Kompetenbegriff im Schulumfeld gemeint ist (auch wenn das durchaus nicht so einfach umsetzbar ist, wie man gerne möchte – zumal ja auch nicht alle möchten, die diese Umsetzung in einen Lehrplan an die Hand genommen haben…).

      • Muttis Liebling sagt:

        Nirgends wird das verlangt, dann meine ich ja, Sportpapi. Bei Erwachsenen, die gegen ihrer Selbsteinschätzung nur kaum noch entwicklungsfähig sind, mag das ja eine ausreichende Näherung sein. Bei Kindern doch aber nicht.

      • Muttis Liebling sagt:

        @ts, die ganz alten Texte, das Gilgamesch- Epos oder das AT, sind nicht von Schriftstellern verfasst. Die sind so erzählt, wie man die derzeit jeder verstehen konnte. Ohne höhere Bildung.

        Man braucht keine Vorbildung, um Homer zu lesen. Es kann nur passieren, dass man den nicht mehr lesen kann. Picasso sagte mal, jedes Kind ist ein Künstler, schwer ist nur, als Erwachsener Künstler zu bleiben.

      • Muttis Liebling sagt:

        Sportpapi, für mich weiss ich, was Kompetenz ist. Das ist über Jahrzehnte Gewachsenes. Ich kann den Begriff auch definieren. Kompetenz ist die Interferenz von Wissen und Benutzung und Bewertung diesen Wissens. Genau das können Schüler und Studenten aber noch nicht.
        Nur würde ich gern lesen, was sie Anderen davon halten.

      • Sportpapi sagt:

        Nach Weinert: Kompetenzen sind
        „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“.
        Das zeigt schon, dass es nicht so einfach ist, Kompetenzen zu fassen. Und jeder versteht dann auf konkreter Ebene doch wieder etwas anderes darunter. Das letzte Problem: Operationalisierbar und damit messbar sollte es sein…

      • Sportpapi sagt:

        @ML: Ich kann Fortschritte über die Zeit auch aufzeigen, ohne dass ich diesen Fortschritt höher gewichte als die tatsächlich erbrachte Leistung.

      • Muttis Liebling sagt:

        @SP, das ist ja wenigstens mal eine Begriffsbestimmung, mit der man arbeiten kann.

        1.verfügbare… oder … erlernbare… kognitiven Fähigkeiten zur Problemlösung …
        2. die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten zu nutzen… in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll…

        Im Umkehrschluss also: Der Kompetente löst Probleme, formuliert sie aber nicht. Die werden ihm vorgegeben, wie das Bezugssystem für Erfolg und Verantwortung. Der Kompetente ist aussengesteuerte Inkompetenz auf Level 1, statt 0.

      • Muttis Liebling sagt:

        @SP, ich bin mir sicher, das fast jeder Lehrer über valide Bewertungsmechanismen verfügt. Aber wie kann man die in einem so fragilem Gebilde wie Kompetenzförderung einbinden, wenn bis jetzt 17:12 Uhr mir niemand erklären kann, was damit gemeint ist?

      • Sportpapi sagt:

        @ML: Das interessante ist ja, dass wahnsinnig viele Leute heute ganz genau wissen, wie schädlich diese Kompetenzen bzw. die Kompetenzausrichtung für die Schule ist. Aber nur wenige, was mit Kompetenzen überhaupt gemeint ist. Dabei reicht eine kurze google-Recherche, um der Sache auf die Spur zu kommen (gut, zum Verstehen braucht es etwas länger). Noch erstaunlicher ist ja, dass die damit verbundene Output-Orientierung ausgerechnet von bürgerlicher Seite bekämpft wird. Entweder haben sie das nicht mitbekommen. Oder gemerkt, wie diese Absicht teilweise untergraben wurde…

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.