Jede Schulklasse tickt anders und hat ihre Codes

Wer weiss schon ganz genau, was sich in einer Schulklasse abspielt, was in den Kindern vorgeht? (Tagesschule Bungertwies Zürich, 12. März 2015. Foto: Gaëtan Bally (Keystone)
Jeder kennt sein Kind. Meint er oder sie. Aber sobald die Kinder in der Schule sind, bewegen sie sich in einer anderen Welt und sind oft ganz anders, als wir meinen. Dort sind sie Teil einer Klasse, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. Der bekannte Psychologe Allan Guggenbühl hat ein spannendes Buch darüber geschrieben, wie Klassen ticken und wie Lehrpersonen damit umgehen können.
Eigentlich ist das Buch — wie erwähnt — für Lehrpersonen gedacht und enthält daher auch viele praktische Anleitungen für Unterrichtseinheiten nach der sogenannten Break-Thru-Methode, die Guggenbühl mitentwickelt hat. Ihr Kernelement ist die Arbeit mit Geschichten.
Dennoch ist das Buch auch für Eltern lesenswert. Es enthält vor allem im theoretischen Teil sehr vieles, was wirklich erhellend ist und einen ganz anderen Blick auf das Kind als Schüler, die Dynamik in Klassen und unsere in der Tat recht beschränkten Möglichkeiten zur Intervention gibt. Es hat den programmatischen Titel «Von Gangstern, Diven und Langweilern» und ist soeben im hep-Verlag erschienen (für eine Leseprobe klicken Sie hier).
Hier ein paar Gedanken daraus, die es mir besonders angetan haben:
Schulen und Klassen sind völlig willkürlich zusammengesetzt. Lehrpersonen müssen daher einer ungemeinen Vielzahl von Bedürfnissen, Charakteren und Wertsystemen gerecht werden. Damit Kinder dennoch lernen können, brauchen sie eine positive Atmosphäre. Lehrpersonen müssen daher wissen, welche Stimmungen, Ängste und Sorgen ihre Klasse umtreiben. So weit, so gut. Nur tun sie das oft eben nicht. Und das hat nicht etwa damit zu tun, dass sie es nicht versuchen, sondern mit der natürlichen Barriere zwischen Lehrpersonen und Heranwachsenden. Und damit, dass Kinder sich im Klassenverband anders verhalten denn als Privatpersonen – so wie Erwachsene ja auch.
Ganz zentral sind dabei die sogenannten Klassencodes: Jede Klasse entwickelt nämlich unbewusst einen Code, der das Zusammenleben reguliert. Er bestimmt unter anderem die Tabus. So kommt es, dass beispielsweise alle gegen einen bestimmten Lehrer oder Schüler sind, obwohl eigentlich die meisten gar keine persönliche Abneigung hegen.
Solchen Entwicklungen können Lehrpersonen nicht allein mit einfachen Schulregeln beikommen, so überzeugend das Konzept auch wirken mag. Denn die Kids interpretieren diese erstens sehr frei, haben oft das Gefühl, sich daran gehalten zu haben, obwohl sie diese in Tat und Wahrheit verletzt haben. Zweitens bewegen sie sich in klasseninternen Parallelwelten, von denen die Erwachsenen oft nichts mitbekommen — gerade weil der Code das nicht zulässt. Daher behaupten selbst geplagte Kinder in Gesprächen unter vier Augen oft, es sei alles okay. Der Code verbietet ihnen, mehr zu verraten.
Lehrpersonen haben daher kaum eine Chance, in dieses sehr dicht gewebte Gebilde vorzudringen und es zu durchschauen oder gar zu verändern. Das ist umso tückischer, als vor allem Kids ab der Frühpubertät in der Lage sind, gegenüber Erwachsenen z. B. in Klassenstunden eine Art Offenheit zu inszenieren, die diese in falscher Sicherheit wiegt. Die Lehrperson wiederum kann auch nicht aus ihrer Rolle heraus, muss Gegenpol und Reibungsfläche sein und ist eben nicht Verbündeter.
Wie um Himmels willen sollen sie dann merken, wenn unsere Kinder in der Schule leiden? Geschweige denn ihnen beistehen? Vor allem wenn sie älter und unabhängiger sind und uns Eltern naturgemäss auch nicht mehr an allem teilhaben lassen, wir nur spüren, wenn eine Laus über die Leber gekrochen ist?
Guggenbühl hat eine Methode mitentwickelt, die es Lehrpersonen und ihren Schülerinnen und Schülern erlaubt, sich wirklich und offen über Themen zu unterhalten und Unterströmungen herauszuschälen — und zwar ohne dass jemand dabei sein Gesicht verlieren, Tabus brechen oder die geheiligten Codes verletzen müsste. Es ist simpel, aber sehr einleuchtend. Dabei arbeitet er mit Geschichten. Damit, dass wir Menschen sie seit jeher brauchen und suchen, weil sie unsere Sehnsüchte berühren, Projektionsfläche sind für unsere Gefühle und Ängste, seien es Lovestorys, Krimis oder Heldensagen.
Wichtig an den Geschichten, insbesondere als Instrument im Unterricht, ist, dass sie spannend sind, widersprüchlich, unberechenbar und nicht schon zehn Meilen gegen den Wind nach Moral riechen. Wer wissen will, wie damit im Unterricht gearbeitet werden kann, findet die sehr konkreten Anleitungen dazu im Buch, ebenso wie noch viel ausführlichere und detailliertere Einsichten darin, wie Klassen ticken.
Fazit: Wir können nicht wissen, wer unsere Kinder sind, wenn sie sich «da draussen» bewegen, noch was sie erleben. Wir können aber beobachten, offen sein und reden. Und zwar nicht nach dem Frage-Antwort-Prinzip, denn damit ist ausser kargen Infos schon ab Ende Primarschule nicht mehr viel zu holen. Nein, wir müssen über alles reden. Über Gott und die Welt, über Geschichten eben, die vielfach wie von selbst in Diskussionen münden, darüber, was bewegt, innen drin. Die Geschichten kommen meist von selbst und von überall her. Sei das eine Zeitungsmeldung, eine Lebensweisheit auf Instagram, eine Bendrit-Story oder ein Gerücht über einen Mitschüler. Das braucht viel Zeit, aber es lohnt sich, sich diese zu nehmen. Nicht nur erziehungsmässig. Auch einfach so für Geist und Gemüt.
41 Kommentare zu «Jede Schulklasse tickt anders und hat ihre Codes»
Codes hin oder her: wen Eltern nicht merken, dass es ihrem Kind schlecht geht, ist etwas gehörig schief gelaufen. Meistens ist es doch einfach nur Bequemlichkeit, wenn man nicht hinschaut. Nur wer hinschaut kann auch sehen.
Geschichten erzählen kann man nur, wenn man Geschichten auch lesen, also verstehen kann. Der MamaBlog ist das beste Beispiel, dass viele das nicht mehr können, weil Geschichten nicht als solche, sondern als Bericht über tatsächlich Stattgefundenes miss- verstanden werden.
Manche Eltern mögen aus diesem Grund den Kindern keine Geschichten aus Grimms Märchen oder aus der Bibel erzählen, obwohl gerade die gut geeignet sind, Werte zu vermitteln und am Rande, sozusagen methodisch, das Verstehen von Metaphern zu lehren.
Feiern wir hier eine XTC-Party? Sogar mit ihnen bin ich einig.
Schönes Wetter, Einheit der Gedanken. Love, Peace und Happiness.
Das verdanken wir einmal mehr einem Blog von Frau Fi scher.
was so ein bisschen sonne (ohne bise) doch ausmacht 😉
Die Absicht des Autors ist begrüssenswert. Dass es dieses Buch braucht, ist aber auch Ausdruck der Art unseres Umgangs mit Kindern: Werden sie überhaupt als Menschen mit ihren Eigenheiten, Wünschen und Bedürfnissen wahrgenommen? Bringen wir Erwachsene ihnen den gleichen Respekt entgegen, den wir von ihnen uns gegenüber so selbstverständlich verlangen? Lehrpersonen haben doch daher auf der menschlichen Ebene oft keinen guten Zugang zu ihren Schülern, weil sie in ihrer Rolle als Einforderer von Leistung gefangen sind und die Schüler nur als passive Empfänger von Belehrungsbemühungen behandeln.
Müsste die Frage nicht ausgeweitet werden?
Wie steht es mit Respekt und gegenseitiger, unbedingter Wertschätzung innerhalb der Erwachsenenwelt, an den Arbeitsplätzen und so weiter?
Brunhild – ich bin wieder einmal voll auf einer Linie mit ihnen. Sowohl ihr Post oben, als auch hier. In der Erwachsenenwelt ist das Niveau nicht höher. Menschen sind Menschen und ticken eigentlich gleich. Es ist eher so, dass wir uns mehr Gedanken über Kinder und Teenager machen, als über Erwachsene. Aber ich sehe bei Erwachsenen meist die selben Verhaltensmuster. Sie sind vielleicht einfach nicht so offensichtlich.
Die Sache ist die: Erwachsene, die sich dieser Problematik bewusst sind, werden ihre Kinder auch in diesem Geist erziehen. Das kann z.B. damit anfangen, dass man sein Kind ermuntert, ein eher ausgegrenztes Gschpänli nach Hause einzuladen. Oft würde das schon reichen, um eine Veränderung zu bewirken. Aber viele verlassen den ‚Klassenraum‘ innerlich selbst nie, und das kann man dann auf den Bürofluren, in der Cafeteria, im Verein, im Sportstudio und an allen übrigen Erwachsenen-Schau(spiel)plätzen gut beobachten.
„Das kann z.B. damit anfangen, dass man sein Kind ermuntert, ein eher ausgegrenztes Gschpänli nach Hause einzuladen“ – das allerdings erinnert mich eher an ‚Adams Family Values‘ – mit dem obligaten Quotenminderheitskind. Für dieses eher eine entwürdigende Erfahrung.
Das Problem Ausgrenzung löst das nicht – im Gegenteil nährt das nur das bisschen ‚Feel Good‘, sich mit einem ‚Minority Child‘ bei einem Glace am Pfadi Nachmittag 3 Minuten ‚abgegeben‘ zu haben. Das Minderheitenkind umgekehrt hat zwar einen Einblick in das Leben der Privilegierten, aber siehe 1. Absatz.
‚Check‘. Gutsein erledigt..
Ich spreche aus eigener (Schul-)Erfahrung hier. Es geht nicht ums gut sein, sondern um Integration: wenn eine(r) damit anfängt, ziehen oft andere nach. Und es hat ein Ende mit der kollektiven Ausgrenzung.
PS: Natürlich ist mit einem ‚Nettigkeitsbesuch‘ noch michts getan. Respektive geht es um eine grundlegende Verhaltensänderung. Und ‚Privilegiertenverhältnisse‘ wirst Du in der Schweiz eher in Privatschulen, oder Elite-Gymnasien finden, die Schülerschaft ist ansonsten immer noch stark durchmischt.
Es geht hier nicht um USA vs. CH, Mila, da trampst Du in genau das Schema, das ich oben antönte. Ich weiss aus eigener Erfahrung gerade in der Schweiz, dass die Trennung im Kopf unter Privilegierten auch in der CH existiert, sie wird nur subtiler vollzogen. (Z.B: Über meine Mama wurde in der Verwandtschaft väterlicherseits in der dritten Person geredet, während Mama danebenstand). Wie immer, ist es schwierig, von der eigenen Erfahrung auf allgemeineres zu schliessen und die eigene Wunde schürft sich am gleichen Punkt schnell wieder auf.
Was ich als ‚Adams Family Values‘ titulierte ist dann eher mein Verhalten, bzw was mir dazu erst bewusst gemacht wurde durch meine Frau, am Anfang unserer Beziehung. ‚White Privilege‘ nennt es sich. Solche Muster sind oft so tief eingewoben, dass sie nur durch etwas stärkere Kontraste beleuchtet werden. Bzw mit der Vehemenz, die dem Wesen meiner Frau so eigen ist. Den Knopf löste dann aber ihr Papa mit seiner sagenhaften Ruhe, nicht sie.
Worauf ich hinauswollte: Du erscheinst mir hier (Wahrnehmung) ähnlich wie Naturalisierte hier, die sich amerikanischer als Amerikaner ins Zeug legen.
Worauf ich weiter hinauswollte: Ich glaube nicht, dass Integration der richtige Weg ist. Dies, weil Integration von etwas ausgeht, das einen ‚Normalzustand‘ als Vergleichswert voraussetzt. Das bedeutet, das fremde Kind, um im Kontext hier zu verweilen, soll sich an ein kulturelles Werte System annähern, das von anderen als Referenz System von Normalität implizit oder sogar explizit abgesteckt wird. Dadurch erst wird dieses Kind, sein Wesen und kulturelle Herkunft einer anderen, fremden und implizit geringeren Kategorie zugeordnet.
@Katharina
„Dadurch erst wird dieses Kind, sein Wesen und kulturelle Herkunft einer anderen,
fremden und implizit geringeren Kategorie zugeordnet.“
Was dem Kind, wenn es tatsächlich in einer „eher anderen“ Welt lebt, doch irgendwann ohnehin klarwerden wird.
Ich finde es schwierig, wenn auf „hier mehr oder weniger allgemeingültige“ Werte bestehen,
beinah gleichgesetzt mit „Arroganz der Leitkultur“ (oder ähnlich) wird,
und diesbezügliche Forderungen/Wünsche (Integration) als unstatthaft deklariert werden sollen.
2/
Unter „normal“ läuft für mich ua eine gelebte Gleichberechtigung im Alltag/Haushalt.
Da schadet es meiner Meinung gar nicht wenn bspw eine einladende Familie den Kollegen ihres Sohnes, welcher aus einem diesbezüglich ganz anders aufgestellten Kulturkreis kommt, vorlebt wie bei ihnen Frau und Mann gemeinsam Hand in Hand arbeiten. Das ist jetzt ein Detail, aber viele solcher Details regen dann vielleicht zum denken/reflektieren an, jedenfalls mehr als ein aufgehängtes Regelblatt im Schulhaus, wo irgendwie „wir behandeln Mädchen und Jungen gleich“ draufsteht.
3/
abgesehen davon dass ich sehr wohl eine „Integrationspflicht“ auf allen Gebieten, welche in irgendeiner Art und Weise auch durch unsere Verfassung und Rechtsauffassung formuliert sind und/oder abgeleitet werden können, sehe.
3/
abgesehen davon dass ich sehr wohl eine “Integrationspflicht” auf allen Gebieten, welche in irgendeiner Art und Weise auch durch unsere Verfassung und Rechts auffassung formuliert sind und/oder abgeleitet werden können, sehe.
Katharina, mir ging es gar nicht um fremde Kulturen, meine ausgegrenzten Klassenkameraden waren immer Schweizer – nicht ich, die Migrantin. Mir haben meine Eltern beigebracht, nicht abseits zu stehen, wenn jemand gehänselt oder verletzt wird, das habe ich irgendwann verinnerlicht. Und auch eine ‚festgefahrene‘ Gruppe ändert bisweilen ihre Codes, wenn einzelne akzeptierte Mitglieder sich nicht daran halten. Diese Art von ‚Integration‘ meinte ich, nach allen Seiten hin, wenn Du so möchtest. Nicht Konformität zum Code, sondern dessen Unterlaufen.
Ein wenig sollte Dir auch klar sein, dass ich nichts davon halte, dass Menschen sich verbiegen müssen, um soziale Anerkennung zu finden. Soziale Konformität halte ich nicht für erstrebenswert, Sozialkompetenz hingegen schon.
Es gibt hier drinnen einige, die der festen Überzeugung sind, es wäre gut für ihr Kind, wenn es sich in bestehende soziale Ordnungen eingliedern kann – ich halte diese Auffassung, respektive ‚Eingliederungsfähigkeit‘ als Selbstwert, nicht zuletzt in dem von Brunhild so treffend beschriebenen Sinn, für kontraproduktiv. Dennoch scheint es mir wichtig, dass man soziale Umgangsformen lernt – Codes kann man nur (gekonnt) brechen, wenn man ihr Wesen und ihren Ursprung sowie die verschiedenen Mittel kennt, um sie auszuhebeln. Wenn man immer nur gegen alles Sturm läuft, obwohl es vielleicht weniger
‚offensive‘, aber weitaus effektivere Wege gäbe, läuft man Gefahr, einsam zu sein und einsam zu bleiben. Verständnis bedingt immer Formen von Gegenseitigkeit, und (Gegen-)Gewalt ist in meinen Augen in den allermeisten Fällen eine denkbar schlechte Lösung. Es ist daher die ’stille‘ Revolution in den Herzen der Menschen, und das daraus resultierende, konsequente Handeln, worauf ich mein Augenmerk setze – und was ich auch in der Erziehung zu vermitteln versuchen würde. Oder kurz: man muss die Herzen berühren, nicht den Verstand.
mit anderen Worten es braucht Zeit
Zeit für Kommunikation. Zeit für Geschichten. Natürlich, so war es schon immer.
Nur werden sich diejenigen, die keine Zeit und keine Liebe für Geschichten haben, von so einem Buch belehren lassen?
Es wäre schön. Aber die Hoffnung ist gering. Wahrscheinlich werden diejenigen das Buch lesen und gut finden, die schon intuitiv die Sache richtig machen.
Geschichten, und reden über Geschichten. Das funktioniert bei allen Menschen, nicht nur bei Kindern (Kinder sind übrigens Menschen). Einfach mal ausprobieren.
„Der (heilige und geheime) Code verbietet ihnen“.
Dahinter versteckt sich die Saat. Diejenige des sich abgrenzens, des Wir gegen Euch.
Es gilt also, um das ewig sich drehende Karussell sich wiederholender menschlicher Sozialgeschichte und seiner Tragik zu beenden, solche ‚Codes‘ aufzulösen. Auflösen heisst aber nicht brechen.
„Es gilt also, um das ewig sich drehende Karussell sich wiederholender menschlicher Sozialgeschichte und seiner Tragik zu beenden, solche ‘Codes’ aufzulösen.“
Und wie geht das?
Ein Aspekt von diesem Karussell versuche ich so aufzulösen: sich einzugestehen dass wir Menschen von Grund auf auch sehr schwierige Seiten in uns tragen, demgegenüber ehrlich sein, darüber reden, und auf unbedingte Wertschätzung aller setzen. Und auch schon früh Gruppendynamiken, prozesse im Auge behalten, zur Sprache bringen, resp dem „Unerklärlichen/nicht so fassbaren“ mit Worten (Geschichten bspw) näher kommen.
„Und auch schon früh Gruppendynamiken, prozesse im Auge behalten, zur Sprache bringen, resp dem “Unerklärlichen/nicht so fassbaren” mit Worten (Geschichten bspw) näher kommen.“
Das gestaltet sich in der Praxis schwieriger, als man sich das vorstellt; solche Dynamiken in der Anfangsphase zu erfassen, ist für jemanden, der nicht Teil dieser Gruppe ist, (Lehrperson), kaum möglich. Alles schon selber schon erlebt. Der Moment, wo man sowas erfassen kann, ist dann, wenn solche Strukturen schon ein rechtes Stück vorangeschritten sind, sonst bleiben sie für Aussenstehende verborgen.
@Susi
der Unterschied liegt für mich im entweder Bewusstsein dafür haben (und je nach Alter/Umgebung Ansprechen) dass diese Dynamiken entstehen können/werden, oder diesbezüglich blind vor einer Klasse zu stehen.
Respektive erst „aufwachen“ wenns schon geknallt hat.
Im Übrigen schliesse ich da uns Eltern mit ein, ich denke nicht, dass wir unsere Kinder da so völlig unvorbereitet/unbegleitet in Gruppen, zu entstehende Gruppendynamiken, entlassen müssen.
@Susi: Ich denke Du hast mich missverstanden. Die Quelle liegt in der Missleitung der eigenen Wahrnehmung, nähmlich, sich selber nicht als Teil der Gruppe zu defninieren. Die Lehrperson ist aber Teil der Gruppendynamik einer Klasse. Das andere ist die falsche Ahnahme, dass es so etwas wie geheime Codes als Gruppendefinition (= Paradigma einer Abgrenzung) gäbe. Es gibt in dem Sinn keine geheimen Codes, nur das seltsame und falsche Kultidol von (echten) Gangs. In der Phase der Adoleszents werden echte Gangs geziehlt als Popkulturidol transportiert, um die gewollte Teilung zu förden
Als Mutter erwarte ich von einer ausgebildeten Lehrperson, das Sensorium für die Dynamik zwischen Popkultur, adoleszenter Selbstbehauptung – und dabei als Weg und Werkzeug, die eigene Abgrenzung von der wahrnehmung der Erwachsenenwelt – zu kennen und die ‚Codes‘ Du Jour als Slang Du Jour der derzeitigen Idolisierung zu kennen, mindestens als Mechanismus, der seit generationen besteht und heute nur schamloser exploitiert wird, von der ganzen Popindustrie – die sicher vehement der politischen Konsequenzen ihres tuns abschwören.
Lehrer oder Meister darin, sollten auch mit demjenigen dahinter, dem Mobbing, umzugehen wissen. Da ist nichts schwierig. Nur eine Frage der Kompetenz und positiver Autorität. Letztere aber hat sich anscheinend zurückgezogen, sodass Leute ohne Rückgrat psychologisches Allerlei als Entschuldigung vorschieben, die Heranwachsenden nicht führen zu können.
Katharina, mein Kommentar bezog sich auf Brunhilds Beitrag, ihre Antwort darauf erschien mir dann nachvollziehbar!
@Susi
das Wichtigste bezüglich Elternaufgabe habe ich komplett unterschlagen, nämlich unseren Kindern erstens unbedingte Wertschätzung selber vorzuleben, nicht nur denen gegenüber welche uns ohnehin Rosen vor die Füsse werfen, sondern den mühsamen, anstrengenden, nervigen. Wenn sie uns zuhause schlecht über Arbeitskollegen/Bekannte, den Chef reden hören, und keinerlei positive/konstruktive Weiterentwicklung unserer eigenen Enttäuschungen mit Menschen, dem Ärger, des Unrechts usw etc „abschauen“ können, wie sollen sie das dann im eigenen Alltag schaffen?
2/ wir wollen nicht Kinder die sich vorbildlich an die Schulhausregeln bezüglich „wie gehen wir miteinander um“ (ja, da existieren welche…), weils halt hier so die Regel ist; sondern weil sie es w o l l e n.
Und dieses wollen fällt nicht einfach vom Himmel, jedenfalls nicht bei allen, sondern wird im Alltag zusammen erarbeitet, nicht bloss Gewissensbildung, sondern eben die darauf aufbauende Herzensbildung wird den Unterschied machen. Und die lässt sich nicht von Klassencodes aushebeln. Respektive genügend Herzensgebildeten werden etwelche Codes eher belanglos erscheinen.
@Brunhild: Letzteres haben sie sehr schön ausgedrücjt, das sehe ich genauso. 😉
@Susi: „Katharina, mein Kommentar bezog sich auf Brunhilds Beitrag, ihre Antwort darauf erschien mir dann nachvollziehbar!“
Und ich wollte aufgrund Deiner Frage und nachdem ich die Punkte des hier erwähnten Psychologen durchgelesen hatte, gedanklich anknüpfen und weiter weben. Immerhin bist Du Lehrerin und ich nehme an, mit dessen Arbeiten (Konfliktforschung) und Kursen vertraut. Da entgeht mir der Ton Deiner Replik (Ausrufezeichen etc.).
BS hat meinen ersten Gedanken weiter gewoben. Zu ihren Beiträgen habe ich nichts beizufügen, weil sie so, wie sie hier stehen, ihre eigene Kraft und Gültigkeit aussenden. Respekt ist die innere und vorgelebte Haltung, die der Saat den Nährboden entzieht. Nicht so einfach wie wir das dahersagen.
Aber heute ist ein Tag zum feiern. Denn er sagt, dass Liebe und Respekt gewinnen kann. Dass ganz gewöhnliche Menschen auf vielen vielen unterschiedlichen Lebenswegen mit ihren Supportbezeugungen uns das schenkten, worauf wir so lange gehofft haben.
@mila:
danke,
und tja, schön ausgedrückt ist schnell mal, das dann im Alltag zu buchstabieren eine ganz andere Geschichte…
@Brunhild: Sicher, es bleibt auch für Erwachsene eine lebenslange Herausforderung. Aber eine schöne, wie ich finde.
@Katharina
danke, ich denke ebenfalls nicht, dass diese Codes einfach so schicksalshaft vom Himmel fallen.