Willensstärke kann man lernen

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Ob es durchhält? Ein Mädchen versucht, der Verlockung zu widerstehen und dafür ein zweites Marshmallow zu ergattern. Foto: Screenshot Youtube/Abasa Bank

Angefangen hat alles vor mehr als vierzig Jahren – mit einer kleinen Versuchsreihe, die längst weltberühmt ist: dem sogenannten Marshmallow-Test. Der heute hochrenommierte Psychologe Walter Mischel wollte damals herausfinden, wie vier- bis sechsjährige Kinder auf Versuchungen reagieren und wie sie ihnen widerstehen. Dazu liess er Kinder einer Kita der Stanford University wählen, ob sie ein Marshmallow gleich essen oder lieber warten und dafür die doppelte Ration kriegen wollten. Es ging Mischel darum zu sehen, ob und wie Kinder mit einem Belohnungsaufschub umgehen. Was damals keiner geahnt hätte: Der kleine Test wurde zum Auftakt für unzählige Studien rund um unsere Fähigkeit, Versuchungen zu widerstehen. Denn die Forscher fanden schon bald heraus, dass Kinder, welche den selbst auferlegten Aufschub zugunsten einer grösseren Belohnung wählten, später im Leben signifikant bessere Leistungen erbrachten und sozialkompetenter waren.

Das verlockt zur simplen Schussfolgerung: Willenskraft gleich Erfolg im Leben, der man im Zusammenhang mit dem Marshmallow-Test tatsächlich immer wieder begegnet. (Zum Beispiel in Form von T-Shirts mit dem Aufdruck «Don’t eat the marshmallow», in etwa so sinnig wie Jogginghosen, auf denen steht «Rauchen Sie nicht».)

Doch Mischel hat sich anders entschieden. Als Krönung seiner langjährigen Arbeit hat der mehrfach ausgezeichnete Psychologieprofessor ein Buch geschrieben, «Der Marshmallow-Test», in welchem er sehr persönlich, differenziert und wertfrei zusammenfasst, was in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Gebiet der Selbstdisziplin im weiteren Sinn geforscht wurde, darüber, welche neurologischen Hintergründe mittlerweile bekannt sind und wie wir all diese Erkenntnisse für uns und die Erziehung unserer Kinder nutzen können.

Funktioniert noch immer: Ein aktueller Marshmallow-Test. Quelle: Youtube

Wer einen einfachen und kochbuchrezeptartigen Ratgeber sucht, braucht ein anderes Buch und sicher ein dünneres. Wer jedoch spannende und erhellende Erkenntnisse aus der Psychologie und Neurologie verständlich aufbereitet lesen will und sich und seine Kinder besser verstehen und unterstützen will, der soll noch heute in die Buchhandlung oder in die Bibliothek pilgern und sich den Mischel holen.

Allein schon die liebevollen Passagen, in denen der Autor über die inneren Kämpfe und Triumphe der Kinder schreibt, sind es wert, das Buch zu lesen. Aber auch die Ausführungen darüber, warum es uns oft so schwerfällt, auf etwas zu verzichten, auch wenn wir eigentlich wissen, dass wir später davon profitieren, sind sehr hilfreich. Mischel legt breit dar, welche Faktoren solche Entscheidungen beeinflussen. Dazu bedient er sich bildlicher Beschreibungen unserer zwei Grundsysteme: des «heissen» und des «kühlen», wie er sie nennt. Das heisse System umfasst unser Urhirn, das für alles Überlebenswichtige zuständig ist, also für Sex, Essen, Flucht und Konsorten; das kühle System das Denkhirn, das rational und analytisch funktioniert. Und im Fall von Stress leider meist ausser Betrieb ist.

Ab Minute 2:00: Mischel spricht über sein Marshmallow-Experiment.

Mischel zeigt auf, wie wir uns antrainieren können, Verlockungen möglichst mit dem kühlen System zu meistern, oft schon mit einfachen Kniffen. Zum Beispiel, indem wir uns das Marshmallow als weisse Wolke vorstellen und eben nicht als saftig-weiche, duftende Süssigkeit. Dabei verspricht er keinesfalls, dass das einfach sei, aber immerhin belegtermassen machbar und nützlich. Es ermöglicht uns, härter zu arbeiten, um in Zukunft etwas Bestimmtes zu erreichen. Es hilft jetzt, auf die Zigarette zu verzichten, um für später gesund zu bleiben, oder zu sparen, um uns später etwas Grosses leisten zu können.

Durchgefallen: Auch für Eltern ist der Test kein Kinderspiel. Quelle: Youtube

Dabei verzichtet der Autor darauf, Selbstdisziplin zur allein selig machenden Kardinaltugend per se hochzustilisieren. Zudem widerlegt er die uralte These, dass Willensstärke einfach vererbt sei oder eben nicht und damit basta. Wie man heute weiss, haben wir sehr wohl Möglichkeiten, uns zu ändern. Selbst wenn Gene und sogar schwierige Beziehungen und Erlebnisse in der frühen Kindheit uns massiv prägen. Mischel schreibt ermutigend – aber frei von aufgesetztem «You can do it»-Optimismus. Apropos prägende Kindheit. Eine Erkenntnis ist mir besonders geblieben: Mischel stellte fest, dass Kinder von Eltern, die ihre Versprechen halten, besser mit einem Belohnungsaufschub umgehen können als solche, die nie wissen, ob Abmachungen auch wirklich gelten. Letztere leben eher nach dem Motto «Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach». Macht Sinn.

Der Marshmallow-Test ist also ein Buch für alle, die mehr über den inneren Sauhund lernen wollen. Darüber, wie er bellt und wie wir ihn besser erziehen können. Denn dass wir das tatsächlich können, ist das erfreuliche Fazit des Buchs. Im Zeitalter der mangelnden Frustrationstoleranz hat Mischel damit eine wahrlich edle Tat vollbracht.

 

44 Kommentare zu «Willensstärke kann man lernen»

  • Marianna sagt:

    @ Muttis Liebling: Ich glaube es ist etwas schwer einen Menschen mit einem Tier zu vergleichen. Klar , liegt es bei uns in der Natur ein Nahrungsmittel zu essen, was uns angeboten wird. Aber da wir ein Bewusstsein haben, würde ich sagen, dass es schon Willensstärke zeigt, zumindest wenn man sich den Test anschaut. Aber ganz klar ist : Kinder greifen eigentlich sofort zu!

  • Innovativ leben – die LEENSQALITÄT extensiv steigern mit faszinierend inspirierenden, von der üblichen ROUTINE beachtlich abhebenden, die propriozeptiven Fähigkeiten extensiv intensivierenden multi effizienten FITNESS-BALL-BALANCE-SPORT!
    Auf einem Fitnessball völlig frei, vielseitig balancieren, balancierend darauf hopsen, wippen, spielerisch gekonnt, wie tänzerisch beschwingt agieren, energetisch dynamischer HÖHENFLUG – faszinierend – nur durch eigene INTENSITÄT bewirken als auf einer Wolke schweben, immens bereichernde Befindlichkeit, beliebig lang, NULLTARIF!Sehr angenehm beschwingt, am empfindsamsten nach einer rhythmisch melodischen Musik! Auch mit 82 täglich effizienter Spaß.
    Hans Tschamler

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    Hans Tschamler

  • Muttis Liebling sagt:

    Wenn ich es mir in Ruhe überlege, bin ich mir nicht sicher, ob der Versuch überhaupt Willensstärke misst. Biologisch ist es unklug, angebotene Nahrung abzulehnen. Kein Tier würde das machen, auch nicht, wenn satt
    Ein Kind wird nur ablehnen, wenn es 1) satt ist und 2) dem Versuchsleiter trauen kann, dass das Versprechen gehalten wird. Das scheint mir das Entscheidende. Es wird vor allem Vertrauen, danach erst Willen gemessen. Ist der Versuchsleiter (Eltern) nicht vertrauenswürdig, wird gerade das kluge und willensstarke Kind dem Angebot widerstehe und nehmen, was sicher ist. Die Taube auf Dach.

    • Samantha sagt:

      Kinder, die Erwachsenen nicht trauen rutschen aber nicht ungeduldig auf dem Stuhl hin und her und überlegen sich auch keine Strategien, die man das durchhält, sondern essen das Marshmallows gleich oder nach einer kurzen Bedenkzeit.
      Ich glaube, diese Kinder sind aus der Auswertung rausgefallen – denn erwähnt werden sie in der Studie ja, so dass man sich dessen bewusst ist.

      Ich wäre ein solches Kind gewesen – Erwachsenen hab eich grundsätzlich nicht getraut.

  • Freddy sagt:

    Willen puur is Militär…Inhalte hingegen, die Freude am Leben besorgen ( auch auf der Leistungsebene..) müssten die Triebfeder eines heranwachsenden Kindes sein…

  • Biedermann sagt:

    Ist es denn überhaupt vernünftiger, zwei Marshmallows zu essen, als nur eines??? Prüft dieses Experiment die Vernunft, oder untersucht es eher das Schwanken zwischen zwei verschiedenen Formen der Gier: «ich will sofort…» vs. «ich will möglichst viel!!»?

    • Robert Künzler sagt:

      Genau: Wer sagt denn, zwei später sei besser als eines jetzt? Vielleicht gibt es kein später. Oder vielleicht ist der Genuss von zwei „erarbeiteten“ Marshmallows ist kleiner als der des sofort verschlungenen – oder umgekehrt?
      In der Realität geht es wohl darum, eher intuitiv zu entscheiden ob zuwarten oder abwarten die bessere Alternative ist.

  • Peter Steiner sagt:

    Manchmal führt im Willensstärke ins Unglück. Das allein hilft nicht, es muss auch das Ziel stimmen, sonst ist es blosse Sturheit. Aber wer hilft den Kindern, die richtigen Ziele zu erkennen ?

  • Anh Toàn sagt:

    „Wie man heute weiss, haben wir sehr wohl Möglichkeiten, uns zu ändern. “

    Ist das nicht ein wenig schizophren, wenn ich mich ändern will? Bin ich jetzt der, der ändern will und oder der, der geändert werden soll?

    • Muttis Liebling sagt:

      Ab einem bestimmten Alter, so kurz nach dem Erwachsenwerden, sollte man bemüht sein, sich nicht mehr zu ändern. Das entspricht aber nicht dem Zeitgeist, welche den dynamischen, mobilen Arbeitssklaven fordert. Michel Houellebecq hat das ja gerade in ‚Unterwerfung‘ so nebenbei thematisiert.
      Willensstärke kann genau so bedeuten, sehr stabil, aber auch sehr dynamisch zu sein. Je nachdem, was man vorher will, welche Werte man vertritt.
      Es ist eben nur eine methodische, keine wertbehaftete Eigenschaft.

      • Ka sagt:

        ich wage zu behaupten, dass man sogar immer dieselbe Person ist. Die Art, wie sich meine Gedanken durch die Hirnwindungen bewegen, ist doch irgendwie noch dieselbe, wie sie es schon mit 6 Jahren getan haben. Es ändern sich Ansichten, Aussehen, aber mein Lachen, mein Weinen ist noch dasselbe wie in der Kindheit. Ich ändere mich also nicht wirklich. zum glück habe ich meine Emotionen besser unter Kontrolle und kann mich gesellschaftskonform benehmen. trotzdem: ich bin ich, von Anfang an!

    • Johnny Bravo sagt:

      Ob Sie sich ändern ist ncht der Punkt und ist dem Autor auch vollkommen egal.
      Relevant ist nur, ob Sie das Buch kaufen oder nicht.

  • mamivo4 sagt:

    ich habe hier vier verschiedene kinder mit vier verschiedenen willenscharaktertypen. davon ist bestimmt auch einiges vererbt und ich glaube, sie kommen schon so zur welt. klar, man kann vieles trainieren und üben, aber ein gewisser grundstock muss vorhanden sein.

    • Christoph Bögli sagt:

      „Fies“ daran ist ja auch, wie bei den meisten mentalen/intelligenz-basierten Fähigkeiten, dass nicht nur das Potential, sondern auch das Lernen der Fähigkeit genetisch determiniert ist. Mit den richtigen Voraussetzungen lässt sich Willensstärke wie auch Intelligenz durch Übung wesentlich weiter und schneller ausbauen, als wenn die Voraussetzungen nicht vorhanden sind. Oder simpel gesagt: Wer hat, dem wird gegeben. Das Leben kann in den Fragen recht ungerecht sein..

      • Veronica sagt:

        Es war amüsant die Kinder an zu schauen, wie sie sich selbst bemerkten und korrigierten.

        Aber mich wundert das Verhalten der Erwachsenen. Kann man wirklicht so erpicht sein auf etwas Dummes als einen Marshmellow nicht essen damit es zwei Stücke geben wird? Oder gerieten sie in eine Fixerung weil es eine Probe war und es nicht gegessen werden darf, weshalb es zwangsmässig gegessen werden musste?

        Für mich muss einen anderen Test entwickelt werden, denn ich ringe mich nicht um ein zweites Leckerli. Aber ich bin aus eine Zeit dass die Leckerlis nicht tütenweis verschlungen wurden.

      • Samira sagt:

        @Veronica: Merkst du das wirklich nicht: Das Video mit den Erwachsenen ist ein Fake, die spielen die Kinder nach

      • Veronica sagt:

        Samira, diese Kinder haben es mit Marshmellows. Viele Frauen haben es mit Schokolade. Viele Erwachsenen haben es mit Alkohol.

  • Hattori Hanzo sagt:

    Endlich wieder einmal ein vernünftiger Blog, der in die richtige Richtung zielt.
    Die Kommentierenden haben natürlich wichtige Sätze übersehen. Dass eben die ELTERN und ihr Verhalten eine richtige Rolle spielen, damit Kinder diese wichtige Eigenschaft lernen.
    Z.B. „Kinder von Eltern, die ihre Versprechen halten, besser mit einem Belohnungsaufschub umgehen können als solche, die nie wissen, ob Abmachungen auch wirklich gelten.“
    Es sind eben diese Kleinigkeiten, die den grossen Unterschied bewirken.

    Persönlich setze ich weniger auf „weisse Wolken“, sondern auf Vermittlung von Vernunft.

    • ka sagt:

      Wir sind eine sehr vernünftige Familie, auch bei meiner Erziehung stand die Vernunft an vorderster Stelle. Tugenden wie Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit Beständigkeit hatten einen grossen Stellenwert. Doch nun je älter ich werde trauere ich manchmal der Unvernunft nach, was wäre möglich gewesen, wenn ich damals ausgewandert wäre, oder mich auf diese unvernünftige Beziehung eingelassen hätte etc. Kreativität und Ideenvielfalt, Mut zu Ungewohntem basieren nicht auf Vernunft. Entwicklungen, Entdeckungen haben auch viel mit Impulsivem Verhalten / Entscheiden zu tun.

      • Lina sagt:

        Danke ka! Ich empfinde das genau so.
        Vom Charakter und der Erziehung her immer eher auf der vernünftigen Seite, muss ich mir immer wieder sagen, „nur Mut“, etwas wagen und manchmal alle Vernunft über Bord werfen.

      • Katja sagt:

        Ich sehe das wie Sie. Ein rein vernünftiges Leben wäre irgendwo totlangweilig. Ein rein unvernünftiges irgendwann fahrlässig. Die Mischung machts. Kindern gegenüber Zusagen einhalten ist für mich so selbstverständlich wie gegenüber dem Partner, Kollegen oder Kunden. Dass ein Kind eine klare Werthaltung von den Eltern vorgelebt bekommen muss, ebenso. Die Päckli gibts am Heiligabend, selbst wenn sie vom Götti aus dem Ausland schon eine Woche früher ankommen. Trotzdem sollte genug Raum für „Verrücktes“ sein. Z.B. Auto vollpacken und spontan übers WE zum Zelten weg, Sabbatical und 3 Monate Auszeit

      • Hitz sagt:

        Ka: Das ist einfach einer der Effekte des Älterwerdens. Andere Leute trauern mit dem Älterwerden der Vernunft nach, die sie viel zu selten angewandt haben und einfach blind drauf los auswanderten, sich ständig auf unvernünftige Beziehungen einliessen und stets zu impulsiv waren.
        Im Nachhinein gibt es IMMER Dinge, die man gerne anders gemacht hätte. Auch das gehört wohl zu der Wissensvermittlung an Kindern dazu, dass man ihnen beibringt, dass eine Entscheidung für eine Option immer auch eine Entscheidung gegen eine andere ist.

      • Hattori Hanzo sagt:

        Wahre Vernunft wird nie betrauert. Über Bünzlitum kann man trauern, aber das ist nicht das, was ich als vernünftig bezeichnen würde. Es geht eben darum, dass man sich Denk- und Verhaltensmuster angewöhnt, die einem im Leben und in der persönlichen Zufriedenheit vorwärtsbringen.

        Wer natürlich diesen Prozess persönlich nicht kennt, der weiss auch nicht, was er seinen Kindern beibringen soll.

      • Hattori Hanzo sagt:

        @ka – „Kreativität und Ideenvielfalt, Mut zu Ungewohntem basieren nicht auf Vernunft“ – so hat einfach ihre Familie Vernunft definiert. Aber das ist nur eine konservative, mutlose und langweilige Haltung, die man als Vernunft kaschiert.

      • mila sagt:

        Ich würde es anders ausdrücken als HH. Kreativität, zumal kontinuierliche, hat sehr viel mit Willen, Ausdauer und Beharrlichkeit zu tun – sie fällt einem nicht spontan zu (das weiss man mittlerweile hinlänglich aus der Forschung, wenngleich man dafür nur einen Blick in die Biografien langfristig kreativer Menschen – Musikern, Autoren, Filmschaffenden – werfen müsste). Und auch für eine geglückte Verwirklichung unkonvetioneller Ideen oder Lebensträume braucht es Disziplin und Planung. Sonst bleiben sie womöglich nur Episoden, aus denen man eines Tages wieder desillusioniert aufwacht

      • mila sagt:

        Die Welt hat schon genug selbsternannte Kreative und Genies, die es von aussen betrachtet zu nichts gebracht haben – oder anders ausgedrückt: nichts von künsterischem oder gesellschaftsrelevantem Wert geschaffen haben. Aber Hauptsache, Hinz und Kunz können sich weiter Künstler schimpfen, um nur ja nicht als Normalos durchgehen zu müssen. Mitunter verstärkt durch den Effekt der Castingshowgeneration, in der jeder meint, sie oder er wären zum Sänger, Model oder Sonstwas geboren, ohne jedoch die nötige Disziplin (und oft auch das Talent) dafür an den Tag zu legen.

      • Ka sagt:

        @mila: Jet gehen sie aber wieder davon aus, dass die Kreativität erfolgreich (gleich berühmt und reich) umgesetzt werden sollte. Das muss aber nicht sein, um persönliches Glück zu finden. Um bei Marshmallow Test zu bleiben: Wenn ich mich dem spontanen Genuss hingebe, das Marshmallow geniesse und dem verlorenen nicht nachtrauere, habe ich Lebensfreude gewonnen.

      • mila sagt:

        Gut, wenn man beides kann: zugreifen wie verzichten. Je nach Situation, und eigenem Masstab (statt denen jenes inneren Tieres, das einen oft genug davon abhält, das zu tun, was man eigentlich wollte). Nicht nur äusserer Erfolg hängt davon ab, sondern auch persönliche Zufriedenheit. Das diese nicht selten zusammen fallen – und damit meine ich zunächst einmal keineswegs die ganz ‚grosse Karriere‘, sondern einen erfüllten Lebensweg – sollte nicht erstaunen. Man kann zeitlebens erfolgsgetrieben sein, und dabei trotz Erfolg(en) unglücklich. Oder umgekehrt den Dingen nachtrauern, /

      • mila sagt:

        die man nicht getan oder gewagt hat. Persönlich wünsche ich mir keines von beidem für mich, und versuche entsprechend zu leben, von Tag zu Tag. Denn es gibt Zeiten für Konsequenz, und Zeiten für Spontanität – die (Lebens-)Kunst besteht in meinen Augen darin zu erkennen, wann was jeweils angezeigt ist. Stures Festhalten an Planung kann dabei genauso hinderlich sein wie Planlosigkeit. Für mich ist das massvolle Vernunft, gespeist mit dem nötigen Quantum Intuition. Und damit der Raum, wo anhaltende Kreativität entsteht.

  • Marina Blau sagt:

    Ersetze Marshmallow durch Schokolade und Kind durch mich: Nach (fast) jedem Essen bestehe ich den Test auch nicht, resp. die Belohnung in Form von Gewichtsreduktion rückt in weite Ferne… Trotzdem würde ich mich durchaus als charakterfest bezeichnen. Nur in dieser einen Sache eben ganz und gar nicht.

    • Sportpapi sagt:

      Vielleicht weil das Ziel der Gewichtsreduktion nicht wirklich eine hohe Priorität hat?

      • Marina Blau sagt:

        Vermutlich, resp. der Genuss im Moment die Höhere Priorität geniesst. Bei dieser einen Sache denke ich eben nicht wirklich voraus.

    • Christoph Bögli sagt:

      Gewichtsreduktion steht oder fällt auch nicht mit einem Stückchen Schokolade (ich gehe mal freundlicherweise davon aus, dass Sie das nicht tafelweise verdrücken), das ist eine wesentlich grundlegendere Frage des Ernährungs- und Lebensstils. Und: Wenn die Gewichtsreduktion nur möglich sein soll, wenn man sich jeden kleinsten Genuss verbietet, dann wird das Ganze eh nie was..

    • maia sagt:

      @Marina: Ursprünglich war es auch so, dass die Kinder das „vorgesetzt“ bekamen, was sie am liebsten mochten.

  • Max Muster sagt:

    Wenn Sie wirklich Ihre Willensstärke erhöhen wollen, empfehle ich für die praktische Umsetzung;
    „Bergauf mit Rückenwind. Willenskraft effizent einsetzen“, von Kelly McGonigal.
    Sie forscht ebnefalls in Stanford und gibt Kurse zum Thema.

  • Beat sagt:

    Möglich,dass dies lernbar ist. Mine Beobachtung, es gibt Kinder die ticken anders. Die können weiter denken. Intuitiv, ohne lernen. Situationen zu erfassen. Andere kümmern sich nicht darum. Und das ist schön so, diese Unterschiede.

    • Sportpapi sagt:

      Aber nur, wenn die eigenen Kinder zu den ersteren gehören…

      • Hattori Hanzo sagt:

        Beat als Eltern stehen wir vor der Herausforderung auf dieses jeweils andere „ticken“ einzugehen und dem Kind von klein auf Hilfestellung zu geben, um daran zu arbeiten. Denk- und Verhaltensmuster einzuüben, die es im Leben und in der persönlichen Zufriedenheit vorwärtsbringen.

  • Malena Garcia sagt:

    Ist Willensstärke vererbt oder lernbar? Wie fast jede Fähigkeit ist sie selbstverständlich trainierbar, wer würde das bestreiten? Es braucht aber schon Willenskraft für das Trainieren selbst und da haben Menschen offensichtlich unterschiedliche Startvoraussetzungen (z.B depressive Veranlagung). Mathematische Fähigkeiten sind auch lernbar, aber die vererbte Intelligenz bestimmt wie leicht und wie weit das möglich ist. Fazit: Klar sollen alle versuchen den inneren Schweinehund zu zähmen. Aber auch akzeptieren, dass das nicht jedem gleich leicht fällt. Und zurückhaltend sein mit Überheblichkeit.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Einmal mehr wird an Kindern getestet und von ihnen gefordert, was erst dem Erwachsenen wirklichen Nutzen bringt, nämlich sich mit Willensstärke durchzubeissen. Kinder sollten alle Wege offen stehen und man sollte ihre Anlagen, zufälligen Fähigkeiten und ihre Interessen fördern und nicht versuchen, sie in ein Leistungsschema zu pressen, das in der Erwachsenenwelt gilt. Denn mit der Begeisterung kommt auch stets die Willenskraft automatisch zum Tragen und wird dank des Spasses ständig trainiert.
      Buch und Studien zielen jedoch auf den Kommerz: „Wie trimme ich mein Kind auf Leistung.“ Ekelhaft.

      • Blanche Wu sagt:

        Schlimm ist es nur, wenn man Kinder vor sich hat, welche sich zu nichts begeistern lassen. Habe selber so ein Kandidat in der Familie und er hat an gar nichts Freude nur an „Computerspiele“. Schule ist scheisse, lernen ist scheisse, diverse Sportarten welche er schon mal reingeschnuppert hat (für mehr hat es nicht gereicht), sind scheisse, Musikinstrumente lernen ist scheisse, in die Natur gehen ist scheisse. Einfach alles ist scheisse, langweilig, blöde, äzend, uncool, hobbylos, etc. Wie soll man so ein Kind ohne Zwang wirklich motivieren können? Den ganzen Tag gamen lassen und hoffen?

    • Felix Stern sagt:

      Wie andere Eigenschaften ist Willensstärke mindestens zu 50% vererbt – der Rest ergibt sich aus dem Umfeld, das allerwenigste aus der Erziehung der Eltern. Aber eben: sobald man schreibt, dass Eltern den Kindern Erfolg antrainieren können und ihnen auch noch vorgibt, sagen zu können, wie so etwas geht, hat man einen Beststeller in der Hand. Es ist das bestverkaufte Schlangenöl der Menschheit: der Irrglaube, dass man das Schicksal seiner Kinder mit ein paar Kniffs zum besseren wenden kann. Aber wie Frau Fischer gibt es immer wieder die Blauäugigen, die auf diesen Mist herein fallen.

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