Zwei Eltern sind nicht genug
Ein Gastbeitrag von Meike Büttner*

Lösungen für die Kinderbetreuung sind gefragt: Krippen sind ein Teil davon. Foto: Kai Pfaffenbach (Reuters)
Seit Anfang April eine israelische Studie über Frauen, die ihre Mutterschaft bereuen, veröffentlicht wurde, tobt eine Debatte in den Feuilletons und den sozialen Medien. Während unter dem Hashtag #regrettingmotherhood viele Menschen über die Überforderung der Mütter diskutieren, finden sich unter dem Hashtag #regrettingfatherhood nur ein paar wenige Einträge, von denen die meisten einfach erklären, dass sie gar nichts bereuen, oder Tweets von Frauen, die #regrettingfatherhood herablassend abstrafen, da in unserer Gesellschaft ja schliesslich nur die Mütter als die Zuständigen für Kinderfragen gelten. Das mag zwar stimmen, es verfestigt jedoch gleichzeitig das Bild der allein zuständigen Mütter. Denn wenn wir erreichen wollen, dass Väter und Mütter gleichermassen für ihre Kinder sorgen, dann müssen wir auch offen sein für die Väter, die genau das tun und damit schliesslich unter denselben Problemen leiden wie die Mütter.
Jeanette Kuster schrieb in ihrem Beitrag am vergangenen Freitag dazu: «Erst mit der Industrialisierung nämlich ist die Mutter zur Hausfrau und Kinderverantwortlichen geworden. Dennoch ist dieses Bild der idealen Mutter heute fest in unseren Köpfen verankert. Zusammen mit der Annahme, dass jede Frau Kinder wolle.»
Ungewollt unterstützt die Debatte um #regrettingmotherhood genau dieses Konstrukt. Denn es geht gar nicht darum, welches Geschlecht unsere Versorger(-innen) haben. Es geht vielmehr um das Problem, dass unsere Gesellschaft sich ausruht auf der Annahme, dass irgendeine Gruppe von Menschen die Erziehung unserer Kinder allein übernehmen muss. Vor der Industrialisierung wurden Kinder immer im Familienbund grossgezogen. Es gab nicht die eine Person, die allein den Haushalt und alle Fragen zu Kinderthemen übernahm, sondern viele Personen übernahmen gleichermassen Verantwortung. Es gibt auch Gesellschaften wie beispielsweise in Kamerun, wo es auch heute noch so ist. Wo ganze Dörfer sich gemeinsam für jedes einzelne Kind zuständig fühlen.
In Europa hingegen fühlen sich heute sehr viele Eltern alleingelassen. Von ihren Regierungen, den Betrieben, für die sie arbeiten, oder von Verwandten. Völlig zu Recht. Denn es ist schlicht unmöglich, dass eine einzige Person diese Arbeit leisten kann. Und es ist zu viel verlangt, dass dieses Vorhaben in der Regel von der Selbstaufgabe dieser Menschen begleitet ist und oft sogar das Risiko der Armut birgt. Wir haben dieses Modell nun etwas über 200 Jahre erprobt, eine sehr kurze Zeitspanne der Menschheitsgeschichte, und wir können es als gescheitert ansehen. Mann oder Frau – oder sogar Mann und Frau – allein werden es nie bewältigen können. Was sich am drastischsten bei Alleinerziehenden zeigt, ist letztlich auch für Paare noch viel zu viel.
In Kanada können sich seit letztem Jahr vier Personen als die sozialen Eltern eines Kindes eintragen lassen. Hierbei handelt es sich natürlich in der Regel um zwei homosexuelle Paare, die gemeinsam Kinder zeugen, aber wir täten nicht schlecht daran, gemeinsame Verantwortung wieder zu unserer Prämisse zu machen. Allen voran die Regierungen sollten sich ihrer Verantwortung bewusst werden, Kinder zu betreuen und zu fördern. Soziale Elternschaft sollte unabhängig von Geschlecht und dem faktischen Bezug zum Kind unproblematisch zu regeln sein. Und eine Regierung, die von ihrem Volk die aktive Teilhabe an der Wirtschaft verlangt, sollte ihm auch Lösungen für die Kinderbetreuung anbieten können.
Ich persönlich bereue nicht, dass ich ein Kind bekommen habe, aber ich leide sehr häufig darunter. Ich meine nicht die Momente, in denen eine nasse Regenjacke auf meinem Sofa liegt oder ein Anruf der Schule mich zwingt, mein krankes Kind abzuholen. Es geht mir vielmehr um die Tatsache, dass ich als Mutter durch Steuerungleichheiten immer weniger Einkommen habe als kinderlose Menschen und gleichzeitig sehr viel mehr aufbringen muss, um unseren Lebensunterhalt einzuspielen. Ich muss also mehr arbeiten und habe am Ende weniger Geld. Vielleicht wären wir alle mit einem fordernden Hashtag besser beraten als mit einem reuigen. Vielleicht sollten wir das alles lieber unter #takeonresponsibility weiterdiskutieren.
Ein Beitrag zum Thema aus der WDR-Sendung «FrauTV» vom 16. April 2015. Video: WDR/Youtube
*Meike Büttner lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist Autorin, Referentin, Musikerin und Mutter einer Tochter. Sie war lange Zeit alleinerziehend und lebt heute in einer kleinen, ausbaufähigen Patchworkfamilie. Im Juli hat sie den Smart Hero Award für ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten für Alleinerziehende erhalten.
83 Kommentare zu «Zwei Eltern sind nicht genug»
Für mich entscheidet sich die Diskussion in 1 Vokabel: Im Wort BEREUEN. Ich verstehe alle zu 200%, wenn sie ihre Kinder mal nicht sehen wollen, sie nerven, Eltern Auszeiten nehmen. Das gehört zur Liebe dazu, egal ob zum Kind oder zum Partner. Aber bereuen?? So wie es in diesem Beitrag steht: „Ich persönlich bereue nicht, dass ich ein Kind bekommen habe, aber ich leide sehr häufig darunter.“ So formuliert, ist alles klar. Dann geht es schnell um wichtigere Themen, z.B. darum, wie man Job, Familie und sich selbst unter einen Hut kriegt: http://ohfamoos.com/2015/04/manner-weinen-wie-blode/
ich bereue nicht aber ich kann nachvollziehen dass jemand das Kind BEREUT. Es ist nun mal sehr einschränkend und wir müssen auf viel verzichten. Wir werden wir verletzlich und haben plötzlich eine riesige Verantwortung. Auch wenn wir uns das vorab überlegt haben, ist das Ausmass überraschend und heftig. Das ist nicht so einfach für alle. Dann spielt noch der Druck eine Rolle. Wir müssen das kleine Ding lieben, etwas anderes lässt unsere Gesellschaft nicht zu. Zum Glück hat bei mir die Liebe irgendwann eingesetzt. Es eine der wenigen Entscheidungen die nicht rückgängig gemacht werden können
„Zwei Eltern sind nicht genug“. Das tönt wie – genug ist nicht genug. Nur geht es nicht um irgendwelche Lusthappen; nein – es geht um Kinder. Wo sind wir hier – in Absurdistan? Ein Kind hat schon von der Natur her – 2 Eltern, normalerweise. Schicksalsbedingt kann es auch nur ein Elternteil sein. Bei Kindern ohne Eltern spricht man von Waisen. Aber die Autorin meint, je mehr Eltern, desto besser. Also, 2,4,8,16, 32 – usw. bis in den Mega-Bereich. Am Schluss wären logischerweise alle Erwachsenen Eltern – von allen Kindern – auf der Welt. Also eine total glückliche n:n – Beziehung …
Am Schluss wären logischerweise alle Erwachsenen Eltern – von allen Kindern – auf der Welt.‘
Das ist mal eine richtig gute Idee. Ich hoffe, darauf läuft es hinaus.
Die Teilung von Wohn- und Arbeitsstätte im Zuge der Industrialisierung hat auch architektonische und städtebauliche Veränderung mit sich gebracht, wie man an der Urbanisierung erkennen kann, die v. a. im 19. Jhrd. ihren Anfang nahm. Unsere Art zu wohnen prägt auch unsere Form des Zusammenlebens als Zivilgesellschaft: Das ist die ganz grosse Knacknuss für gesellschaftliche Veränderungen! Dann wäre da noch die historisch einmalige Emotionalisierung der Beziehungen zwischen Mann und Frau, die ursprüngl. aus der klass. Romantik hervor ging: Die reine Liebesehe ist ebenfalls ein Schuss in den Ofen.
„Es geht mir vielmehr um die Tatsache, dass ich als Mutter durch Steuerungleichheiten immer weniger Einkommen habe als kinderlose Menschen und gleichzeitig sehr viel mehr aufbringen muss, um unseren Lebensunterhalt einzuspielen.“
Dass zwei Personen im Haushalt grundsätzlich mehr kosten als eine (wenn auch mit abnehmenden Grenzkosten) ist ja klar, aber auf welche „Steuerungleichheiten“ bezieht sich die Autorin? Mir fällt spontan beim besten Willen nicht ein, wo genau das Einkommen von Müttern höher besteuert würde als das von Frauen ohne Kinder. Im Gegenteil, es gibt da ja noch Kindergeld..
Ich denke, die Autorin bezieht sich darauf, dass in Deutschland verheiratete Paare das sogenannte „Ehegattensplitting“ in Anspruch nehmen können. Bei diesem Modell wird das niedrigere Einkommen (also i. d. R. das der Frau) höher besteuert, das höhere dafür niedriger. Unterm Strich bleibt dadurch mehr übrig als bei gleicher Besteuerung beider Einkommen. Dafür qualifiziert allein der Trauschein, Kinder ja oder nein ist unerheblich. So können auch kinderlose Ehepaare auf diese Weise massiv Steuern sparen. Für unverheiratete Paare/Alleinerziehende gibt es kein vergleichbares Steuerabzugsmodell,
Etwas seltsam, dass in einem Artikel, der in der Schweiz erscheint, mit Steuerargumenten aus Deutschland argumentiert wird. Wobei auch dann das nicht ganz git. Es gibt in Deutschland entweder Kindergeld, das dann nicht versteuert werden muss, oder Kinderfreibetrag, der an den Steuern abgezogen wird. – In beiden Fällen stimmt also das Argument der Autorin nicht.
Ehegattensplitting hat mit Kindern nichts zu tun. Sondern teilt einfach das Familieneinkommen durch zwei, wenn ich das recht verstehe. Das scheint mir auch sinnvoll zu sein und bedeutet konkret, dass ein Zeichen gesetzt wird, dass das Geld beiden gehört (also nichts mit „Gratisarbeit“).
Das mit dem Steuern sparen stimmt. Allerdings beseitigt es ja nur die Ungerechtigkeit, dass Familien mit gleichen Familieneinkommen unterschiedlich viel Steuern bezahlen müssen, wenn dieses Einkommen nicht von beiden Partner gleich verdient wird. DAS wäre ja auch ungerecht.
Wie bitte? Überforderung? Selbstaufgabe? Wie soll das zu verstehen sein bei Eltern mit den bei uns üblichen 1 – 3 Kindern und einem weltweit einmaligem Lebensstandard, der uns die Bewältigung des Alltags beispiellos einfach macht? Es will mir nicht in den Kopf, egal ob Mutter, Vater, Wunschkind(er) oder ‚Unfall‘ – unser aller Leben ist definitiv problemlos zu meistern.
„Ich muss also mehr arbeiten und habe am Ende weniger Geld.“
Ich arbeite, damit meine Familie leben kann. Kann sie dies mit meinem Lohn, dann ist alles gut. Ein neuer TV, Auslandsferien und ein Chlapf geht nicht, aber ich habe genug Zeit für meine Familie und kann mir sogar ab und zu was leisten. Wieso ein Paar zu zweit keine Kinder aufziehen können soll, versteh ich echt nicht?!?!
Was wollt ihr eigentlich? Dr Füüfer, dz Weggli und Bäckerstochter noch dazu? Und der Beamte, der den Fünfer poliert, bevor ihr ihn ausgebt?
Reisst euch mal zusammen, echt jetzt! Wohlstandsverwahrlosung!
Das perverse an unserer Gesellschaft ist doch, dass jene Mütter, die der Gesellschaft etwas bringen (Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen) stark benachteiligt werden, jene jedoch, die nichts beitragen, sondern nur Förderleistungen verlangen werden belohnt (Sozialhilfeempfängerinnen). Gut ausgebildete Mütter powern sich im Job, in der Familie und oft auch im Verein eins ab und finanzieren mit ihrem hart erkämpften Lohn das faule Leben der Sozialhilfemütter. Die Soz-Mama wird nie einen Burnout haben, sondern schön entspannt ihr Leben mit den Kindern geniessen. Das Leben ist unfair.
In früheren Zeiten waren arme Frauen Kindermädchen und haben so die gebildeten Frauen unterstützt. In anderen Kulturen z.B. in Asien oder auch Afrika ist es so, dass wohlhabende Familien ärmere Familien sponsern. Dafür kriegen sie Arbeitskraft. In Indien wird z.B. Kost, Logis und Lohn bezahlt dafür erhält man die Arbeitsleistung als Assistent / Kindermädchen / etc. Die Sozialhilfe hat diesen Niedriglohnmarkt einbrechen lassen, weil niemand mehr solche Hilfsarbeiten machen will, es sei denn sie sind sehr hoch entlöhnt. Das ist mitunter auch ein Grund wieso die Preise in der Schweiz so hoch sind
Ich verstehe einfach nicht, wieso jemand die Idee haben kann, von Sozialhilfe zu leben sein irgendwie einfach und erstrebenswert. Das ist Scheisse, und die Leute, die so leben, die vegetieren vielleicht ganz gut, aber ein schönes Leben ist es nicht.
@RS&WS: Ich bin (fast) sprachlos! Sie wollen in der CH Verhältnisse,wie in 3. Weltländern? Ihr Egoismus/Selbstliebe kennt wirklich keine Grenzen und geht über Leichen.Hauptsache Sie können sich verwirklichen. Halten Sie sich für einen Übermenschen? Etwas Besseres? Ihr neoliberales Gedankengut möchte wieder eine 2. Klassengesellschaft einführen: Das Prekariat, das nicht von einem Lohn leben kann und eine immer reicher werdende Elite auf Kosten dieses Prekariats. Das nennt man Sklaverei, die Sie propagieren. Danke, dass Sie uns so tief in ihre feministische bizarre Seele blicken lassen
„Das perverse an unserer Gesellschaft ist doch, dass jene Mütter, die der Gesellschaft etwas bringen (Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen) stark benachteiligt werden, jene jedoch, die nichts beitragen, sondern nur Förderleistungen verlangen werden belohnt (Sozialhilfeempfängerinnen).“ Mit kommen gleich die Tränen. Wissen Sie: Jede/r kann dieses einfache Leben führen, das zwar vielleicht weniger Stress, dafür viele Sorgen – tatsächlich um das tägliche Brot! – mit sich bringt. Tun Sie es doch einfach. Umgekehrt ist etwas schwerer, dafür braucht es auch entsprechende Begabung (und Umfeld)…
Da fehlen mir als Wissenschaftlerin die Worte. Zumal mein Job von Steuergeldern finanziert wird und mein Unilohn im Schnitt so niedrig ist, dass ich massive Kita-Zuschüsse erhalte. Und ständig läuft mein Vertrag aus und ich muss überlegen, ob ich mich beim RAV melden soll. Hey aber ich find’s super, dass ich immerhin mehr wert bin, als eine Sozialhilfemami. Super Einstellung!
Sehr gute Punkte und sind ein wesentlicher Grund, dass Mütter in den erwähnten Ländern Familie und Beruf gut miteinander kombinieren können. Wir haben es ähnlich gemacht vor ca. 30 Jahren und wurden dementsprechend argwöhnisch vom Umfeld hier in Helvetien beäugt. Aber da man hier auf ’selber-schuld‘ so grossen Wert legt u weniger auf ‚Solidarität-dem-Mehrleister-gegenüber‘, machten wir das Beste aus den vorhandenen Ressourcen aus dem Heimatland meines Mannes.
„machten wir das Beste aus den vorhandenen Ressourcen aus dem Heimatland meines Mannes.“ Ihr habt einen Haushaltssklaven eingestellt? Verrückt, dass die Sozialhilfe dazu führt, dass es solche billigst-Arbeiterinnen in der Schweiz nur noch ill egal gibt…
Wir müssen aber aufpassen, dass die Sozialhilfeempfänger nicht als schwächste Glieder unserer Gesellschaft den Kopf hinhalten sollen, Rahel. Das ist eine gefährliche Sicht, die ich nicht so krass sehe wie Sie es darstellen. Dank dieser Sozialhilfe konnten gerade alleinerziehende Mütter nach einer Trennung überhaupt überleben, wenn die Alimente ausblieben. Es gibt natürlich die faulen Eier in jeder Gesellschaft, da will ich nichts schönreden. Haushalten und Kindererziehung ist kein Zuckerschlecken, egal wie motiviert u gebildet eine Mutter oder ein Vater das handhabt.
Ah, hast du es doch noch gemerkt.
Gibt es diesen „Klassenkampf“ eigentlich nur bei Müttern oder wieso diese konsequent weibliche Schreibform? Gibt es keine „Sozialhilfeväter“ oder Väter, die sich mit Arbeit, Familie und Verein „auspowern“? Oder wird letzteres einfach als Normalität angesehen? So oder so ist es eine ziemlich naive Vorstellung, dass man es sich mit Sozialhilfe gut gehen lassen kann, selbst im Vergleich zu Müttern/Vätern in prekären Arbeitsverhältnissen. Alleine wer einmal arbeitslos war, weiss, dass das alles andere als ein Spass ist.
Wenn ich Manuela und WS lese, lese ich ständig nur von Müttern. Die Väter kommen nicht vor.Ausserdem: @Manuela (um 12.06): Gibt es Mütter die mehr wert und andere Mütter die weniger wert sind… ? Und „zum Glück“ sind Sie mehr wert, als die Mütter aus den minderbemittelten oder sogenannt „bildungsfernen“ Schichten ….. Hust hust !!
Ich denke es ist wie so oft eine Klassenfrage. Unter Druck sind doch vor allem jene Mütter, die gut ausgebildet sind, mitten im Beruf stehen und denen dann wegen ihrer Kinder der Teppich unter den Füssen weggerissen wird. Die ganzen Sozialhilfe-Mamas, die den ganzen Tag mit ihren Kindern auf dem Spielplatz verbringen, sowie die bildungsfernen Mütter, die vielleicht mit einem geringen Pensum in einem Niedriglohnjob arbeiten, werden diesen Druck nie erleben, immer mehr leisten zu müssen, um den Lebensstandard als Ärztin, Juristin, Wissenschaftlerin zu halten, trotz Kinder und trotzdem der Häme
der eigenen Eltern, der Nachbarn oder auch Freunden ausgesetzt zu sein, weil man plötzlich so ärmlich daher kommt, weil man kein Auto hat etc. Als Akademikerin rechnen sich Kinder finanziell nicht. Mich kostet mein Sohn 100 000 CHF Einkommenseinbusse im Jahr, weil ich nur noch Teilzeit arbeite. Deshalb nenne ich ihn auch kleinen Millionär, weil er im Alter von 10 Jahren 1 Million CHF „wert“ sein wird, ohne die ganzen Kita Kosten und KK-Kosten etc. eingerechnet. Vollzeit arbeiten will ich aber trotzdem nicht, weil ich mich für ein Kind entschieden habe und dieses auch erleben will.
Auf so ein Statement habe ich gehofft u Sie bringen es meiner Wahrnehmung näher, Rahel. Ich frage mich schon lange, wieso ausgerechnet gut ausgebildete Mütter weniger gesellschaftliche Unterstützung erfahren dürfen als Mütter, welche wie von Ihnen beschrieben sich durchwursteln u von Prämienverbilligungen, Kinder-/Ausbildungszulagen, Stipendien, Wegfall von direkter Bundessteuer, Sozialwohnung, Sozialhilfe etc leben können. Das ist ungerecht und unakzeptabel. Wer mehr leistet für die Gesellschaft darf ruhig auch mehr Unterstützung erwarten. Ich weiss, wovon ich schreibe….!
Weil die gut ausgebildeten Mütter oftmals selbst einen Weg finden, denn sie sind darauf trainiert, selbstständig Lösungen zu erarbeiten. Hilfe brauchen all jene, die sich mit dem ’selber zurechtkommen‘ in gewissen, meist zeitlich begrenzten, Situationen schwer tun. Ach und dann könnte es auch daran liegen, dass gut ausgebildete Menschen es unter Umständen leichter haben einen Job zu finden und durchaus mehr verdienen, als z.B. Ungelernte. Nur, wer hier wieviel mehr für die Gesellschaft leistet, das halte ich doch für diskutabel.
Wahnsinnig elitäres denken…. mir kommt das k…. Da sieht man einmal mehr, studierte Leute sind noch lange nicht intelligent.
Ich hab da mal ne Spekulation: Ich glaube allmählich, die meisten Mütter würden gar nix am Mutterbild und den Ansprüchen der Mutterrolle ändern wollen. Im Gegenteil, ich schätze, die meisten Mütter sehen diese Ansprüche als gerechtfertigt und unterstützen das. Warum weiß ich nicht. Aber mir begegnen nur wenige Mütter, die wirklich etwas an ihrer Lebenssituation ändern wollen. Wäre der Druck nämlich groß genug, würden sich Mehrheiten für Veränderungen finden. Immerhin kann die Minderheit, die es anders will, es auch anders machen. Eigentlich ist damit doch alles gut, oder?
Scheint so, ja.
Sehe ich auch so. Ich habe das Gefühl viele sitzen zuhause mit den Kids, jammern herum wie überfordert sie sind und wie anstrengend es ist, aber geändert wird nichts.
Wieso geht „frau“ dann nicht an 2 Tagen die Woche arbeiten, gibt die Kinder mit gutem Gewissen in „externe“ oder familieninterne Betreuung und ist aber glücklich??
Ich glaube viele wollen die „Supermami“ spielen, allen sagen wie anstrengend und nervenaufreibend es ist um zu zeigen wie „lässig“ und aufopfernd sie sind….
Es sind nicht nur die Vollzeitmamis gemeint. Auch wer arbeitet jammert immerzu und fragt sich, warum das so anstrengend ist. Ich behaupte nicht, dass es leicht ist. Man hat immer viel zu tun, aber Vereinbarkeit ist durchaus möglich. BS bekommt das super hin, weil es verlangt wird, dass Familien unterstützt werden und Kitas und Horde da sind. Strukturell ist das möglich auch in CH. Ich frage nur: Wollen die Mamis es denn? (Vollzeit) Arbeiten und Kinder? Nein? Hat mal jemand die Papis gefragt? Die schaffen das doch auch – komisch…
Manuela, der letzte Satz ist es, was gesellschaftlich geprägt ist und aufgeweicht werden sollte: ‚Hat mal jemand die Papis gefragt? Die schaffen das doch auch – komisch…‘
Und wie ’schaffen‘ diese Papis das denn so glamourös als Alleinerziehende? Oder sind nicht diese gemeint in Ihrem letzten Satz, sondern diejenigen, die ihre Frauen/Partnerin das ’schaffen lassen‘?!
Dieser Frage darf nachgegangen werden, bis sie gleichwertig umgesetzt ist. Da hilft nur verlängerte ELTERNZEIT für beide individuell zu beziehen u gesicherter Arbeitsplatz. Da kommen Arbeitgeber nicht darum herum!
@Manuela:Weil es viele Feministinnen gibt,die nun Macht/ Positionen inne haben,veröffentlichen sie täglich solche Artikel um ihre Ideologie zu verbreiten.Diese anscheinenden Probleme sind konstruiert (doing social problems) und sie benützen sie, um die Gesellschaft zu ihrem Vorteil umzugestalten (nicht Vorteile der Frauen,sondern der Feministinnen).Sie sehen also,nur weil etwas ständig in den Medien hochgebauscht wird,muss nicht wirklich ein soziales Problem dahinterstecken.Die Fem. versuchen ihre Deutung durchzubringen und jeder,der ihnen widerspricht ist nicht modern,patriarchal,Frauenhasser
Früher waren es denn auch in der Regel die Grossfamilien, wo jeder für den anderen schaute (Geschwister, Grosseltern, Eltern). Heute schiebt man die Grosseltern ins Heim ab oder sie selbst wollen nichts mit den Enkeln zu tun haben, weil nicht vom Lieblingskind oder weil zu anstrengend und man sich eben abgrenzen muss, damit man nicht ausgenutzt wird. Ich bin sehr froh, dass ich als Südländerin alle diese Probleme nicht habe. Meine Mann und ich, wir arbeiten beide und meine Eltern wohnen im gleichen Haus und so sind unsere Kids nie alleine. Meine Patch-Schwiegis sind dafür immer auf Reisen…
@Heidi: Wunderbar zu hören. Eine Win-Win Situation. Freue mich für Sie, Ihren Mann, Ihre Kinder und Ihre Eltern.
In Afrika ist das Dorf für das Kind zuständig, in Europa fühlen sich die Eltern alleine gelassen:
Probieren Sie doch mal, einem fremden Kind dass sich in der Öffentlichkeit schlecht benimmt, eine Bemerkung zu machen. An der Reaktion seiner Eltern werden Sie feststellen, dass die meisten Eltern nichts anderes verdienen, als alleine gelassen zu werden. Wir sind nun mal eine individualisierte Gesellschaft, damit muss man sich abfinden und sonst kann man immer noch in eine Kommune, in ein Kibbuz oder nach Kamerun auswandern!
Die einen erwähnen die Väter in ihrem vorhergehenden ArtikeI mit keinem Wort, die anderen (der aktuelle Beitrag) fordert dann grad zusätzliche fremde Eltern. Nur den Vater, den will keine der beiden Autorinnen so richtig. Wahrscheinlich akzeptiert Ihr den Vater primär dann, wenns ums Bezahlen geht. Hilfe, #tiefesmittelalter
Vermisse die Vater-Thematik auch. Werden die Väter oft nicht aussenvorgelassen und dürfen sich kaum Einbringen, die Mama weiss ja wie es richtig geht?
Ich befürworte die gemeinsame Sache, das Kind hat man ja auch gemeinsam gezeugt und der Vater sollte gleiches Mitspracherecht / allg. die gleichen Rechte haben.
also wenn unsere kinder in der schule sind werden sie von den lehrern quasi erzogen und unterstützt. sind sie beim grossi, ist das grossi dijenige die erzieht und sie beaufsichtigt und da misch ich mich generell nicht ein. abends wenn mein mann nach hause kommt ist hauptsächlich er derjenige der sich unserer kinder witmet, ich zieh mich da bewusst zurück und übernehm alles andere damit er seine zeit auch nutzen kann um für unser kinder da zu sein.
das ist doch auch sowas wie eine sippe die sich kümmert….oder seh ich das falsch?!
Ich danke an dieser Stelle (nebst meinen Eltern) meinen Grosseltern, meiner Kindergärtnerin, meinen 3 Primarlehrern, Sonjas/Danis/Alexandras Mamis/Eltern, den älteren Kindern und anderen Eltern in meinem Quartier, der Bibliotheksaufsicht, der Ludothekleiterin, meinen Blauringleiterinnen, meinen TV-Trainern und meiner Klavierlehrerin, dass sie sich an meiner Erziehung und Obhut beteiligt haben 😉
Blauring? Uiiii. Zum Glück haben da die TV-Trainer wohl alles wieder ausgebügelt. 🙂
@SP: Nicht zuviele Scheuklappen!
Ich war auch in der CEVI und da sind längst nicht alle Gruppen (ich kenne ehrlich gesagt keine) fromm/religiös/etc.
Bei Pfadi denkt auch niemand an Indoktrination.
Och Michu, nehmen Sie das nicht allzu ernst. Natürlich wird da genauso Spannendes angeboten wie in der Pfadi.
Sie dürfen sicher einmal in Ihrem Umfeld ein kinderloses Schweizer Ehepaar, beide mit hohem Beschäftigungsgrad auf ihre Steuern ansprechen. Sie werden sich wundern – und dankbar sein…
Die Eltern fühlen sich von den Verwandten allein gelassen?
Man kann sich doch bei der Familiengründung nicht einfach darauf verlassen und erwarten, dass sich dann die Verwandten schon auch um den Nachwuchs kümmern.. Umso schöner, wenn es Gotti, Götti, Grosseltern etc. dann auch hin und wieder tun, aber ich würde dies nie als selbstverständlich anschauen.
Es gibt Millionen Loser, die ihre Lebensentscheidungen bereuen und grübeln und sich als Opfer sehen. Das wäre es wert sich psychologische und philosophische Gedanken zu machen. Aber wenn 23 Mütter „bereuen“ dann ist das natürlich ganz etwas anderes. Dann ist das der Beweis, dass die ganze Gesellschaft falsch gewickelt ist und ALTE Konzepte braucht. Diese alten Konzepte, werden sogleich verherrlicht, ohne auch nur eine Sekunde über deren Schattenseiten nachzudenken. Bzw. ohne darüber nachzudenken, dass sie in Gesellschaftsformen „funktionierten“, die wir in mühsamen Kämpfen überwunden haben.
Als das Dorf oder besser gesagt die Sippe das Kind erzog, gab es auch klare Patriarchalische Strukturen. Endlose Zwänge, in denen man sich den Eltern unterordnen musste (und die Tante noch ein Wörtchen mitzureden hatte), solange diese lebten. etc. etc.
Selbstbestimmt leben, bedeutet auch, dass ich mich unabhängig machen muss von der Sippe. Wenn ich abhängig bin, muss ich nach deren Pfeife tanzen. Diese Sippenherrschaft hat viel Leid, heuchlerische Zwänge und Unfreiheit gebracht.
Aber hier werden sie ständig romantisiert. „Es war einmal…“
Nein danke: lieber selbstbestimmt und unabhängig.
..Und ständig erscheinen beim Mamablog Artikel, in denen darüber geklagt wird, dass sich diese oder jener ungebührlich in die Erziehung eingemischt hätte. Und Tagesmüttern will man die Kinder auch nicht abgeben, da man/frau den Nachwuchs nicht jeder x-Beliebigen anvertrauen wolle. Aber von der Sippe und vom Dorf schwärmen, welche sich im Kollektiv der Kindererziehung annehmen solle. Dabei leben die meisten VerfechterInnen dieser Ansichten individualisiert in Städten. Das Thema strotzt nur so von Widersprüchen..
„Das Thema strotzt nur so von Widersprüchen.“ 🙂
Auch das ist ja nichts Neues. Macht es aber nicht weniger spannend.
Ja das Problem ist ja, dass Mütter sich nicht getrauen darüber zu sprechen und man darum nicht weiß, wie viele das wirklich betrifft. Ich kenne 2 solche Frauen. Und mein Bekanntenkreis ist nicht so groß. Und Menschen, die eine falsche Entscheidung getroffen haben so als Loser zu bezeichnen. Das finde ich durchaus – gewagt – wenn nicht gar unverschämt.
Hattori Hanzo, genau diese Gedanken kamen mir beim Lesen des Blogs auch. Wenn ich in andern Mama-blogthemen lese, wie Mütter sich „bedanken“, weil jemand es wagt, ihr Kind zurechtzuweisen… Wenn das „ganze Dorf “ oder die Grossfamilie miterzieht, haben die Kinder immer jemanden, der ihnen Zeit widmet, Zuwendung gibt, aber auch immer Miterzieher, welche vielleicht nicht die EXAKT gleichen Erziehungsmethoden und Einstellungen haben wie Mama und Papa.
Wir ziehen zwei Kinder (10/12) in geteilter Verantwortung gross. Wir arbeiten offiziell je 60% (in Stunden gerechnet vermutlich je 80%) und das von Beginn an. Als Unterstützung haben wir einen Nanny für einen Tag und für Notfälle sowie zwei „Babysitterinnen“. Sicherlich stossen wir manchmal physisch und organisatorisch an unsere Grenzen, aber letztlich ist das Modell gut leistbar. Unser Einkommen ist nicht vergleichbar mit „double income and no kids“, logisch. Aber die Freude und Dankbarkeit, zwei tolle Mädchen in ihrem Wachsen zu begleiten, ist um ein Vielfaches befriedigender als Einkommen.
Vermissen sie die Karriere nicht?
Warum sollte er die Karriere vermissen? und wer weiss, ob er überhaupt hätte Karriere machen können.
Spannend, dass Sie Teilzeit koppeln mit Beeinträchtigung der Karriere. Leider ist das in vielen Köpfen (Arbeitgeber und -nehmer) fest verankert. Es ist beides möglich: eigenes Kleinunternehmen und Mitglied der Geschäftsleitung eines KMU’s! aber ich weiss: das ist paradiesisch.
Bruno, ich finde Ihr Modell großartig und zeitgemäß. Wir arbeiten 70 und 100% und streben nun 70 und 80% an. Zwei Dinge würden mich aber interessieren:
Warum stoßen Sie bei ihrem Modell physisch und organisatorisch an Ihre Grenzen? Wenn ich richtig verstehe sind die Kinder nur 1 Tag Fremdbetreuung, und das bei Ihnen Zuhause? Meine Frage soll nicht abwertend sein, aber ich stelle mir das Modell für alle (Mutter/Vater/Kinder) sehr angenehm vor.
Die finanziellen Einbußen beziehen sich ja nicht nur auf das Monatseinkommen. Ungerechterweise ist man mit ihrem Modell bei der PK massiv benachteiligt.
Physisch an Grenzen, weil die 60% Arbeitstage meist sehr lange sind und an den „Kindertagen“ parallel auch noch Geschäftliches läuft (Karriere 🙂 lässt grüssen) und Kindererziehung/Haushalt ebenfalls an die Substanz gehen, manchmal mehr als der Beruf. Organisatorisch an Grenzen, wegen Arztterminen, Krankheiten bzw. geschäftliche Zusatztermine (Karriere 🙂 etc. anfallen. Und dennoch ist bislang alles gut und freudvoll leistbar. Achten müssen wir jedoch darauf, dass neben der beruflichen und elterlichen Rolle auch Zeit als Paar und Individuum besteht.
„…dass ich als Mutter durch Steuerungleichheiten immer weniger Einkommen habe als kinderlose Menschen… “ – ist das in Deutschland wirklich so? Gibt es da keine Abzüge wenn man/frau Kinder hat?
Das habe ich mich auch gefragt. In wiefern sind Kinder eine steuerliche Benachteiligung?
Ja, SP, stell Dir vor, in anderen Ländern ist es anders als hier. Gut, diese Vorstellung überfordert Dich jetzt vielleicht etwas. Sorry for shattering one more Heileweltvorstellung.
Hm, Stranger, dann erklär mir das mal, wie das geht: „Tatsache, dass ich als Mutter durch Steuerungleichheiten immer weniger Einkommen habe als kinderlose Menschen.“ Sie bezahlt also mehr Steuern, weil sie Mutter ist?
@Stranger: also ich kann es mir wirklich auch kaum vorstellen, dass frau in Deutschland mit Kindern mehr Steuern bezahlt, als ohne. – Aber es gibt nichts, was es nicht gibt!
Ich finde es aber auch sehr seltsam, dass in einem Artikl der in der Schweiz veröffentlicht wird, mit dem Deutschen Steuersystem argumentiert wird.
Grundsätzlich unterstütze ich die Haltung, die Kindererziehung als gesellschaftliches Projekt zu sehen (mit den Eltern in der Hauptrolle). Ein Problem dürfte sein dass Eltern (zumindest hier und heute, vielleicht weniger in Kamerum) zwar gerne gewisse Erziehungspflichten und Lasten abgeben würden, sich bei Entscheidungen aber gar nicht reinreden lassen wollen. Wenn man bedenkt wie erbittert das gemeinsame Sorgerecht und die alternierende Obhut z.T. bekämpft wird kann man sich fragen, ob ein Kind mit vier Eltern, die im Fall einer Beziehungskrise vor allem an sich selbst denken, besser dasteht.
@MG:Super,Sie befürworten also Staats-Kinder.Es ist natürlich der Traum von allen Genderisten/Ideologen,dass die Kinder nicht mehr zuhause erzogen werden,sondern in ihrem Sinne in der Schule indoktriniert werden (Widerspruch der Eltern soll Ihrer Meinung nach sogar ausgeschaltet werden!).Wenn die Familie erst mal zerstört ist (das wollen die Genderisten/Feministen), haben wir eine Gesellschaft ohne Fundament,die leicht zu manipulieren ist.Wir können die Kinder u.a. dann auch zu ganz oberflächlichen Konsumtrotteln erziehen,dies ist sicherlich auch im Interesse der Wirtschaft.Schöne neue Welt!
@Hans: Nein, tue ich nicht, Ihre Unterstellungen zielen voll daneben. Gesellschaft ist nicht nur Staat (Kita, Schule), es können auch Nachbarn, Freunde oder Verwandte sein, die eine Rolle übernehmen. Ich meine sicher nicht dass Eltern sich weniger engagieren sollen, sondern mehr (v.a. qualitativ). Eltern, die sich vor der Erziehung ihrer Kinder drücken aber auf die Barrikaden gehen wenn der Lehrer es nachholt, finde ich einfach unerträglich selbstgerecht. Ebenso Eltern, die in der Beziehung auf gemeinsamer Kinderbetreuung bestehen, sie nach der Trennung aber für sich alleine beanspruchen.
„Eltern, die sich vor der Erziehung ihrer Kinder drücken aber auf die Barrikaden gehen wenn der Lehrer es nachholt, finde ich einfach unerträglich selbstgerecht. Ebenso Eltern, die in der Beziehung auf gemeinsamer Kinderbetreuung bestehen, sie nach der Trennung aber für sich alleine beanspruchen.“ Einmal mehr: In aller Kürze das Wesentliche auf den Punkt gebracht.
@ Hans Hintermeier:
1. Beweisen Sie, dass Sie vom Thema „Gender“ keine Ahnung haben“? (Resp. haben Sie Ihre Infos von Seiten wie http://de.wikimannia.org/Gender ???)
2. Spätestens ab dem 6 Lebensjahr liegt die Obhutspflicht tagsüber mehrheitlich in Staatshänden. Jeder Vater, der sich nicht aufopfert und die Kids zuhause unterrichtet, zerstört also gemäss Ihrer Aussage die Familie/das Fundament unserer Gesellschaft…
@MG:Ich wäre der erste,der die nachbarschaftliche Solidarität unterstützen würde.Heute hat man jedoch gezielt Jung gegen Alt, Mann gegen Frau, Krank gegen Gesund aufgehetzt und somit gezielt die Solidarität zerstört (divide et impera!). Weil heute eine Egomanie- Kultur gefördert wird, wird Ihre/meine nachbarschaftliche Solidarität leider Utopie bleiben (siehe mein 1. Kommentar), weil jeder sich selber verwirklichen will, Egotrip eben, respektive sich in der Wirtschaft mit „Karriere“ verheizt. Karriere ist das neue grosse Ideal nicht Solidarität. Jeder gegen jeden. Raubtierkapitalismus
@tststs: Ich habe Butler & Connell gelesen. Connell ist/war ein Mann (australischer Soziologe), der sich zur Frau umoperieren liess und nun über Männlichkeit schreibt. Natürlich aus feministischer/Gender Sicht (dies sind Standadtwerke der Soziologie zum Thema und Sie können sich ja denken, dass der Mann da mit keinem Haar gut wegkommt). Ich kenne die Gendertheorie/ den Diskurs sehr genau.
@ H.Hintermeier: Wenn Sie den Diskurs so genau kennen, wieso behaupten Sie dann so Bulls*** wie „Wenn die Familie erst mal zerstört ist“?!? Nur weil auch mal kritisch hinterfragt wird, ob die „Vaterrolle“ wirklich an das männliche Geschlecht gebunden ist?
Resp. die eigentliche Genderforschung stellt nicht einmal solche Fragen, sie ist doch eher deskriptiver als normativer Natur…
Dass es es natürlich hüben wie drüben Ideologen gibt, ist klar…
@tststs: dass der Genderdiskurs Ihrer Meinung nach von deskriptiver Natur ist und nicht stark normativ aufgeladen ist, lässt mich ernsthaft daran zweifeln, ob Sie den Diskurs überhaupt kennen. Ansonsten war es der beste Witz, den ich seit langem gehört habe. GENDER IST NICHTS ANDERES ALS PURE IDEOLOGIE UND HAT MIT WISSENSCHAFT NICHTS ZU TUN.
@Hintermeier
Sie haben tatsächlich Judith Butler gelesen? Chapeau!
Das hätte ich nicht gekonnt! Obwohl ich ganz konkret von ihren Schriften betroffen bin. So habe ich natürlich gelernt genderneutral zu schreiben. Und wende es auch brav an: Nicht immer ganz freiwillig – mein ästhetisches Emfpinden kommt mir da manchmal in die Quere – aber die Strafe bei Zuwiderhandlung ist nicht nur angedroht sondern wird auch wirklich vollzogen: Korrigieren, korrigieren und nochmals korrigieren! Aber wenn es helfen soll, die Welt gendergerechter werden zu lassen – gerne!
In der Sippe musste sich das Individuum dem Kollektiv unterordnen,besser gesagt,es gab das Individuum noch gar nicht.In der heutigen Wirtschaftordnung ist Individualität das Summum bonum und deshalb ist das Individuum ganz auf sich allein zurückgeworfen.Dass es heute nicht mehr mit 2 Eltern alleine geht,ist jedoch eine weitere gender/feministische Konstruktion,welche die Mütter von ihren Kinder emanzipieren/entfremden möchte,damit sie ganz der Wirtschaft zur Verfügung stehen.Es ist auch natürlich Kinder grosszuziehen.Sind wir heute so degradiert,entfremdet von der Natur uns selbst?Egoisten?
„Dass es heute nicht mehr mit 2 Eltern alleine geht,ist jedoch eine weitere gender/feministische Konstruktion,welche die Mütter von ihren Kinder emanzipieren/entfremden möchte…“ Haben Sie den Text überhaupt gelesen?!?
Dieses Feministenpack hat nur festgestellt, dass die Elter-allein-Erziehungs-Taktik eben ein sehr neumodisches Konstrukt ist und Aufzucht und Erziehung die letzten 10000 Jahre (Sie wissen schon, back to nature und so…) in den Händen mehrer Personen lag…
Die individuelle Freiheit ist aber ebenso ein neuartiges Ding, und Hintermeier stellt die Eltern-allein-Verantwortung in diesen Zusammenhang. Feminismus ist auch nur im Zuge derer denkbar. Abgesehen davon bezweilfe ich stark, dass die Kindersache in anderen Händen als deren der Mutter gelegen haben, auch vor 500 Jahren oder 5000. Das war gleich wie heute, nur gab es statt Kindegarten und Schulklassen Familienverbünde.
Hintermeier hat aber insofern recht, als individuelle Rechte und persönliche Freiheiten die andere Seite der Entwicklung sind. Man kann nicht Verantwortung der Gesellschaft übertragen, ohne dass man Verantwortung (Rechte und Pflichten) abgibt.
Bezüglich des Feminismus sieht er aber nur die halbe Geschichte. Hier geht es erstaunlicherweise immer wieder darum, dass die Gesellschaft die Mütter (im Wesentlichen) entlastet. Auf der anderen Seite beharrt man aber erstaunlicherweise auf allen Rechten, die sich aus der Mutterschaft ergeben. Moderne Menschen sehen das eher als partnerschaftlich.
Frau B., damit werden Sie hier auf taube Ohren stossen. Je reicher eine Gesellschaft, umso mehr wird dieser Reichtum separiert und privatisiert. Das gilt für den ideellen ebenso wie für den materiellen Reichtum. Normale, d.h. vernunftgesteuerte Verhältnisse stellen sich erst nach der nächsten gesellschaftlichen Katastrophe wieder ein.
Die Industrialisierung und damit die soziale Rolle ‚Hausfrau‘ gibt es erst seit 150, nicht schon 200 Jahren. In den ländlichen Gebieten Deutschlands und in der Schweiz generell wahrscheinlich erst nach dem 1. Weltkrieg. Meine Oma ist noch in der Dorfgemeinschaft
2/ nicht beschränkt auf die Familie aufgewaschen.
Nicht nur deshalb bin ich überzeugt, dass die Kleinfamilie, das private Vermögen, wie das privatisierte Kind Artefakte der Geschichte sind und in den nächsten Jahren sang- und klanglos verschwinden. Bleiben werden nur die sozialen Strukturen, welche die Menschheit seit dem Paläolithikum begleiten. Die Kleinfamilie (hetero-, wie homosexuell)verschwindet genauso wie der Nationalstaat, das Privatvermögen … bis auf wenige Ausnahmen eigentlich alles Private. Informationell beobachten wird bereits die Auflösung der Privatheit.
@ML: Sie spekulieren also auf einen Wohlstandeinbruch. Denn Ihr Szenario ist ja nicht etwa ein Wunschbild, sondern eher eine Notsituation. Es ist ja nicht Zufall, dass sich die heutigen Strukturen aus steigendem Wohlstand herausgeformt haben. Offenbar entsprechen Sie einem Bedürfnis.
Ich gehe wieder mal nur als Einziger auf den Text ein und spinne den Gedanken weiter. Die meisten der unten stehenden Diskussionsbeiträge haben wie immer gar keinen Bezug zum heutigen Blog.
Dabei sage ich voraus, das schon sehr bald fast alles Private und Individuelle aus unserer Kultur verschwindet, nicht weil wir das wollen, sondern weil der Rest von 85% der Weltbevölkerung das will und auch fordern muss. Es auch durchsetzen wird.
An die 100 Jahre Kleinfamilie und übermässigen Wohlstand für eine Minderheit wird sich bald niemand mehr erinnern. Das ist das Thema des 21. Jahrhunderts.
Zum Glück, ML, haben wir Sie hier im Mamablog, der uns immer wieder einen Weg aus der Dunkelheit unserer steinzeitlichen Unkenntnis zu weisen versucht- mit etwas angestaubt wirkender DDR-Nostalgie zwar (und viel marxistischem Spirit), aber immerhin!
@ML: Auch ich habe nur Ihren Gedanken weitergesponnen und zusammengefasst. Es heisst, dass eigentlich der aktuelle Zustand erstrebt würde, dass wir uns das aber Ihrer Meinung nach nicht mehr länger leisten können, weshalb alles zusammenbricht (fatalistischer Gedanke…) auf Druck von Aussen, von Menschen, die nicht oder zu wenig an diesem Wohlstand teilhaben. Natürlich gibt es aber auch andere Modelle.
Mich irritiert nur die offensichtliche Freude, die Sie bezüglich Ihrer Prognose ausstrahlen. Als ob es da etwas zu gewinnen gäbe.