Die Eltern-Pubertät

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Fragt sich, für wen die Pubertät einschneidender ist: Die Kinder oder die Eltern? Szene aus «Gregs Tagebuch 2». Screenshot: 20th Century Fox Pictures

Zwei kleine, eigentlich völlig unbedeutende Erlebnisse kommen mir in letzter Zeit immer wieder in den Sinn. Das erste: Als ich zwanzig war, hatte ich eine Freundin, die viel älter war als ich und Mutter dreier pubertierender Töchter. Sie war Hausfrau. Als ich sie fragte, ob sie sich denn nicht langweile, jetzt wo die Kids doch grösser würden, sagte sie: «Nein, die Mädels brauchen mich jetzt fast noch mehr als früher.» Ich gebe zu: In meiner selbstgerechten Jugend hielt ich das damals für eine etwas fadenscheinige Ausrede, damit meine Freundin sich keinen Job suchen musste. Jetzt weiss ich, was sie damit meinte.

Ich hätte nie gedacht, dass man als Mutter von Vor- und effektiven Teenies so präsent sein muss. Ich soll am besten einfach immer da und verfügbar sein, auch auf die Gefahr hin, dass mich keiner braucht, geschweige denn will. Aber wehe, man ist nicht da, wenn die Seele grad übersprudeln will, oder die Tränen. Oder wenn die Hausaufgaben sich zu einem bedrohlichen Berg auftürmen und ein anständiger Pep-Talk gefragt ist. Der Job als Teenie-Mutter hat was von einem Knebelvertrag in einer Sommerkneipe: Man ist ständig auf Standby, für den Fall, dass die Sonne scheint und wenn nicht, hockt man rum, stets gefasst auf den nächsten Anruf.

Sorgen entsorgen: «Elternklappe» in Zürich. Foto: Pro Juventute (Flickr)

Sorgen entsorgen: Kampagne mit «Elternklappe» in Zürich. Foto: Pro Juventute (Flickr)

Das zweite Erlebnis, das damals noch nicht von der Sorte «Aha» war, hatte ich als junge Lehrerin. Ich teilte das Vorbereitungszimmer mit einer älteren Lehrerin, die ständig mit einem Junglehrer rumhing. Es war so unsäglich offensichtlich, dass da was Romantisches lief, dass ich Mühe hatte, mir meine scheinheilige Empörung nicht anmerken zu lassen. Die Gute hatte doch Kinder und einen Mann. Also wirklich!

Nein, ich schreibe hier jetzt nicht, dass ich sie verstehe und meinen Mann verlassen möchte. Das möchte ich erstens nicht und falls ich es je wollen täte, wäre dies bestimmt nicht der Ort, das kund zu tun. Aber ich verstehe den Hunger dieser Frau nach all den Jahren daheim, die Welt zurückzuerobern. Sei das in der Liebe oder beruflich oder sonst wie.

Denn dass Kinder in die Pubertät kommen, weiss jedes Kind. Was ich aber nicht wusste ist, dass auch wir Eltern in die Pubertät kommen. Es gibt Momente, in denen es menschlich so eng wird in der Wohnung, dass ich mir vorstelle, wie schön es wäre, eine eigene Wohnung zu haben, traumhaft eingerichtet, sauber, still. Als meine Tochter mir letzthin in einem Einrichtungsgeschäft vorschwärmte, wie sehr sie sich auf ihre erste Wohnung freue, rutschte mir sogar raus: «Ja, ich auch.» Sie nahm es mit Humor. Danke.

Ich brauche natürlich keine eigene Wohnung. Denn mit eng meine ich nicht die Räume an sich, sondern die Beziehungen in der Familie. Ich spüre manchmal, wie mir der kindliche Kummer, der Freundinnenzoff, die wahren und die eingebildeten Wehwehchen und auch der Druck in der Schule zusetzen, als wäre ich selbst meine Kinder und kein eigenständiger Mensch. Solange sie bei mir sind, spult mein Herz ganz automatisch das Mama-Programm ab. Ich will anteilnehmen, helfen, trösten, füttern, wiegen und beraten. Und doch keimt etwas Neues in mir auf: Ich will manchmal abhauen. Denn eigentlich weiss ich, dass meine Kinder schon so vieles allein bewältigen können. Könnten. Aber solange wir uns so nah sind, mische ich mich ein und leide über Gebühr mit.

Da stelle ich mir dann gern ab und an vor, wie es wäre, gar nicht zu wissen, dass sie gerade Bauchweh haben oder Streit mit einer Freundin. Ich male mir aus, wie sie das alleine lösen und schon alles verdaut ist, wenn sie mich, das Mami halt, mal für Kaffee und Kuchen besuchen.

Dann wieder flüstert diese Stimme in mir: «Du undankbare Kuh, geniess es, solange du all das noch hast, es ist schneller vorbei, als du denkst.» Und schon will ich gleich doppelt trösten und herzen und Kuchen backen. So schleudert es eben nicht nur meine Kinder, sondern auch mich hin und her zwischen dem Wunsch nach Nähe und jenem nach Unabhängigkeit. Auch ich bin mich am Ablösen und auch ich will es nur zum Teil und fürchte mich davor. Der einzige Unterschied zu meinen Kindern ist: Ich bestimme das Tempo nicht. Und ich muss dieses Wechselbad der Gefühle mit mir selbst ausmachen und nicht mit ihnen. Sie müssen schliesslich wissen, dass ich im Härtefall immer für sie da bin, egal was passiert.

Nicht immer ganz einfach das Ganze. Aber gottseidank gibt es ja noch meinen Mann und gute Freunde.

59 Kommentare zu «Die Eltern-Pubertät»

  • Henri sagt:

    Ich bin jetzt 53, ein Mann, kinderfrei. Gegen Ende 20 hätte ich gerne Kinder gehabt. Wenn ich den Bericht gelesen habe und mir vorstellte, mit Teenager zu leben, bekam ich fast Panik. Hut ab vor all jenen, die das machen.

  • Frau Andrea Fischer: Sie sind einfach super! 🙂 Schade, wenn Ihre Ehrlichkeit missverstanden wird.

  • Béatrice sagt:

    Liebe Frau Fischer

    Sie sprechen mir aus dem Herzen…dieser Blog kam gerade zum richtigen Zeitpunkt für mich.
    Ich finde Ihre Kommentare immer grossartig!

  • mikka sagt:

    Danke danke danke für diesen Artikel. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Mit jedem Wort…

  • Barbara sagt:

    so wahr, so ehrlich, so liebevoll! ein super Artikel.

  • Luise sagt:

    Frau träumt also von ein bisschen Freiheit und schaffts trotzdem nicht, die grossen Kinderchen loszulassen. Was könnte die Aussage des Blogbeitrags sein? 1. Ich hab das richtige Lebensmodell gewählt. 2. Ich hab das richtige Lebensmodell gewählt, juhuii, Mami für immer und ewig. 3. Ich drücke mich nicht davor, eigenständiger in jeder Hinsicht zu sein und meinen Kindern mehr Eigenständigkeit zuzugstehen.

    • Katharina sagt:

      Frau kann auch einfach etwas Gedanken an die Wand werfen und sehen, was zurückkommt… statt zu keiffen wie Sie.

      • Luise sagt:

        Kinder eignen sich schlecht als Lebensinhalt. Deshalb habe ich immer darauf geachtet, eigene Lebensinhalte zu haben. So stellte sich das Problem von Frau Fischer nicht und ich musste gottlob nur selten etwas an die Wand schmeissen.

      • Luise sagt:

        … und dank eigener Lebensinhalte musste ich mir keine Katzen als Kinderersatz zulegen.

  • Katharina sagt:

    Wenn die Kinder genug alt sind, also auch einmal selber zurechtkommen sollten, wäre eine Auszeit eine gute Möglichkeit, das Loslassen zu üben und Reisen nachzuholen, die in der Zeit der Elternschaft am Ende der Liste warten mussten. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken auf unserem eigentlich so schönen Planeten. All die Leute, Farben, Musik… das ganze Gewebe menschlicher Existenz und Schaffen, von dem wir nur die Ecke des Teppichs kennen, auf der wir leben.

  • 13 sagt:

    Schön geschrieben, ich musste lachen und an meine Eltern denken. Ja, das habe ich alles von ihnen gehört, als wir Teenies waren. Ach, wäre es schön eine eigene Wohnung zu haben und sie freuen sich, keinen Kombi mehr fahren zu müssen, sondern ein schickes kleines Auto.
    Und nun haben sie eine eigene hübsch eingerichtete, stille und saubere Wohnung, in der ein grosses Spielzimmer für die Enkel eingerichtet ist, wo Kinderzeichnungen hängen, ein Tripptrapp am Esstisch und ein Wickeltisch im Bad steht. Und sie fahren einen wunderschönen Peugeot 807. 😉

  • Wundervoll geschrieben. Herzlichen Dank.
    Ich kann die Autorin gut verstehen.
    Wir alle haben doch manchmal Lust, dem Alltag zu entfliehen 🙂

    Liebe Grüsse

  • christel sagt:

    Würde mal mit einem Monat Auszeit anfangen. Ja, einfach verschwinden. Und vertrauen.

  • Dani sagt:

    Und was spricht entgegen diesem Wunsch nachzugehen? „Es gibt Momente, in denen es menschlich so eng wird in der Wohnung, dass ich mir vorstelle, wie schön es wäre, eine eigene Wohnung zu haben, traumhaft eingerichtet, sauber, still.“ Finde ich nicht mal abartig oder seltsam, sondern normal. Ich finde es wunderschön wenn sich auch Eltern später nicht gleich in die Ecke stellen und sich einen jüngeren Partner suchen, sondern sich die Zeit nehmen und sich wieder neu finden müssen als Paar, und nicht als Eltern. Ich wünsche mir dies für meine Zukunft sehr. Bin aber noch weit davon entfernt. *hihi*

  • Carolina sagt:

    /2 Ebene gezogen habe, so dass ich sozusagen in Humor verpackt meine absolut ernst gemeinten, ständigen Bedenken verpacken konnte. Das hat gut geklappt, ändert aber nichts daran, dass ich wahrscheinlich exakt dasselbe nochmals bei unserem Jüngsten durchmachen werde – man wünscht sie manchmal zum Teufel, dann kann man ihr Wegsein nicht ertragen. Das hat nichts mit mangelnder Liebe oder sich-nicht-dem-Alltag-stellen zu tun: es ist für meine Begriffe und im nachhinein alles eine Funktion des Abnabelungsprozesses, der eben schon sehr früh beginnt und zumindest für mich irrationalerweise immer

    • Carolina sagt:

      /3 ein Problem war und wohl auch bleiben wird. Aber ich bin im Laufe der Zeit ein wenig gnädiger mit mir selber geworden – das ist doch schon mal was.

    • Widerspenstige sagt:

      Carolina, da bin ich wieder mal ganz bei Ihren Gedanken (ja, das kommt vor….hihi). Dieser verdammte Abnabelungsprozess liegt mir weniger als ich von mir gedacht habe. Ach, ich kenne mich sowieso immer weniger und stecke mitten in den Wechseljahren…

  • Carolina sagt:

    Frau S, ich finde, Sie haben dieses ewige Dilemma ganz wunderbar in Worte gefasst. Bei mir sind die älteren aus dieser Phase heraus und ich erkenne mich in Ihren Befindlichkeiten absolut wieder! Als sie kleiner waren, war mein allergrösster Luxus eine leere Wohnung, die ich für eine kleine Weile ganz für mich alleine habe – und das, obwohl ich ein absolutes Gluckenmami bin. Als es dann soweit war, dass ich nachts nicht mehr wachbleiben ‚musste‘, bis sie aus dem Ausgang zurückkamen, kam ich mir fast schon verloren vor. Ich habe immer versucht, das so zu lösen, dass ich das auf eine humorvolle

  • Heidi K. sagt:

    Die Familie hat man immer, ob es einem grad passt oder nicht. Aber ich würde nie auf meine Lieben verzichten wollen, auch wenn es mal nicht so rund läuft. Viel schlimmer find ich dann eine ruhige, saubere und stille Wohnung in der kein Leben stattfindet.

    • Hermann G. sagt:

      Geht mir auch so. Ich freue mich immer nach der Arbeit nach hause zu kommen, selbst wenn mich ein Riesenpuff und Zetermordio erwartet. Das ist Leben.

  • Vaterunser sagt:

    Ihre Gedanken und Gefühle sind interessant zu lesen. Irgendwie habe ich grad an Madame Bovary gedacht, die aber dann leider n der Enge des Famlienraums und der Provinz schon früher erstickt.

  • Malena sagt:

    Was mich noch interessieren würde: hat Ihr Mann ähnliche Gefühle (Enge, Abhauen, Welt zurückerobern)? Oder: sind diese Gefühle tendenziell umso stärker, je mehr Zeit und Anstrengungen man/frau investiert für ihre Kinder und Teenies, je mehr der eigenen Interessen und Gestaltungsmöglichkeiten man zurücksteckt dafür? Ich stelle mir vor es ist auch eine Frage des Lebenssinns, welchen Kinder automatisch spenden solange sie zuhause sind, und den man danach wieder mehr oder weniger mühsam selber in neuen Beschäftgungen finden muss (und darf).

    • mila sagt:

      Ist nicht gerade dieses selbstverständliche ‚automatisch‘ das eigentliche Problem? Respektive eine (zu) hohe Bürde, die man Kindern überträgt, wenn man sie zeitweise als einzigen und eben natürlich gesetzten Lebenssinn betrachtet? Zumal die Fallhöhe des Eltern- wie Selbsterlebnisses dadurch unheimlich gross wird, auch während der eigentlichen Erziehungszeit. Wer seinen Daseinszweck und all seine Wünsche in die Kinder legt, überfrachtet sie zwangsläufig mit eigenen Vorstellungen, und wird es entsprechend schwer haben, loszulassen und zu neuen Beschäftigungen zu finden.

      • Malena sagt:

        Einverstanden mila, man kann sich allzu sehr darauf fixieren und sich nur noch als Mutter oder Vater sehen. ‚Automatisch‘ sinnspendend ist Elternschaft aber denk ich immer. 20 oder so Jahre lang im Guten und im Schlechten für einen andern Menschen da zu sein ist nun mal eine grosse Lebensaufgabe, wenn auch sicher nicht die einzige Sinnquelle und durchaus vergleichbar mit Berufungen und Leidenschaften anderer Art (im Job, in Beziehungen…).

      • tina sagt:

        so weit die theorie mila.
        ich bin allein für die kinder zuständig (vater kann nicht). gerade weil ich auch berufstätig bin, blieb bis vor 2 jahren null freiraum für mich, es drehte sich alles um 1. die kinder, 2. den job und 3. den haushalt. mehr hatte einfach keinen platz, ohne abstriche zu machen, und die will man nicht bei den kindern machen.
        es ist nicht unbedingt ein problem, ich nenne es herausforderung. die schwerpunkte verschieben sich massiv. einfach ist das nicht.
        vor 1-2 jahren schien es so, als ob ich nun freiraum für mich gewinnen würde, aber dann gings los mit berufswahl.

      • tina sagt:

        jaja, man wird oft belächelt als mutter, wenn wie bei mir der lebenssinn hauptsächlich aus den kindern besteht. wer belächelt? es sind nicht selten die leute, die ihr leben versuchen mit sinn zu füllen, die „beschäftigung finden“ mussten. das problem hatte ich ämel nicht, man kanns auch von der seite sehen.
        dazu kommt das altern, für das man nochmals hämisch belächelt wird, als ob es eine persönliche überheblichkeit gewesen wäre, dass man früher keine falten hatte.
        ja, das wird nicht einfach, dieses umstellen, es ist eine gratwanderung, dann da zu sein, wenn man gebraucht wird, wie AF schrieb

      • tina sagt:

        um das klarzustellen: das war kein gejammer. im gegenteil. es ist saumässig streng und schwierig, aber auch rasend interessant und rührend, nervenaufreibend und lustig und voller neuer perspektiven und ständig wechselnder möglichkeiten.

      • mila sagt:

        @tina: Vorweg erst mal, danke für die detaillierte Schilderung, ich kann darin für meinen Teil kein Gejammer erkennen. Aber Sie erwähnen es mitunter selbst: Sie haben auch einen Job, den sie erfüllen müssen (obschon ich hoffe, dass er Ihnen auch ein bisschen Spass macht). Ihr Fokus liegt also nicht ausschliesslich bei den Kindern, auch wenn der Job zu deren Existenzsicherung beiträgt. Sie haben in meinen Augen übrigens auch durchaus recht damit, wenn Sie sagen: „wer belächelt? es sind nicht selten die leute, die ihr leben versuchen mit sinn zu füllen, die “beschäftigung finden” mussten.“

      • mila sagt:

        Ich würde allerdings nicht in jedem Fall sagen, dass es ein Belächeln ist. Es sind halt die Fragen, die man sich als Kinderlose/r immer wieder mal stellt, insbesondere wenn man vielleicht feststellen muss, dass man keine Berufung im gewählten Beruf findet. Auch tendiert man manchmal dazu, sich zu sehr mit den eigenen Gedanken zu beschäftigen in der Suche nach einem ‚anderen‘ Lebenssinn. Nehmen Sie es also bitte nicht immer als Angriff, wenn ein Kinderloser bisweilen Fragen wie die oben von mir gestellten aufwirft. Wir haben in der Regel auch unsere mehr oder weniger guten Gründe dafür. 😉

      • mila sagt:

        @Malena: Dass die Aufgabe automatisch ’sinnspendend‘ ist, ist in meinen Augen nicht das eigentliche Problem. Viel mehr die Erwartungshaltung, dass man damit weiteren Lebenssinnfragen ausweichen kann – zu beobachten bei Menschen, die bereits zuvor keinen eigentlichen Sinn in ihrem Leben hatten. Damit erweisen sie den lebensinnspendenden Kindern allenfalls einen Bärendienst, sich selber auch.

      • tina sagt:

        du hast auch recht damit, dass man den kindern mit dem auf sie fokussieren einen bärendienst erweist. aber gerade in der pubertät brauchen sie einen sehr fest, allerdings nur sehr punktuell, und genau den punkt und dieses „sehr fest“ nicht zu verpassen, das schafft man kaum, wenn man nicht etwas überpräsent ist. ist man das nicht, verpasst man seinen einsatz. man muss als mutter nicht nur den kindern gegenüber grosszügig sein, sondern auch sehr sich selber gegenüber, wenn man wieder zuviel oder zuwenig gemacht hat. aber zum glück kann man mit teenies ja sprechen

      • Malena sagt:

        @mila: „Eltern die keinen eigentlichen Sinn im Leben haben erweisen ihren Kindern und sich selbst allenfalls einen Bärendienst“. Allerdings! SIcher gibt es auch Eltern die v.a. für ihre Kinder leben und trotzdem erfolgreich erziehen (es hilft wenn es noch andere Vorbilder gibt). Ich denke es gibt allg. viele Leute die Mühe haben, Lebenssinn und Berufung zu finden, und frage mich wie man dem begegnen soll, gerade auch in der Erziehung. Überheblichkeit und Verachtung ist fehl am Platz – besser ist sensibilisieren (spüren was begeistert und erfüllt), ermutigen, vorleben, ev. Unterstützung holen.

      • mila sagt:

        @Malena, Tina: einer Meinung.

    • tina sagt:

      liebe mila, ich habe lustigerweise von dir überhaupt nicht den eindruck von belächeln gehabt, ich dachte ganz automatisch beim lesen deines einwurfs an bestimmte personen in meinem umfeld dabei :). hier kann ich mich ja äussern. im „richtigen leben“ halte ich den mund und köchle ein bisschen vor mich hin

      • Susi sagt:

        „im “richtigen leben” halte ich den mund und köchle ein bisschen vor mich hin“
        echt? bist du da weniger direkt? ich bin im realen Leben in etwa gleich, (was vielleicht nicht soooo für meine Diplomatie spricht…)

      • Katharina sagt:

        hmmm. Im echten Leben bin ich manchmal eher volatil. (‚D’schnorre uftue‘).

        Hier gebe ich mich eher als sanftpelzige Katze.

        (säubert ihre mit scharfen Krallen ausstaffierte Katzenpfote).

      • Susi sagt:

        Ich mag sanftpelzige Katzen mit scharfen Krallen!

      • mila sagt:

        Ich auch. 😉

      • Katharina sagt:

        Ich auch. deshalb habe ich vier und meine Hände haben diese länglichen Kratzspuren. Aber ich liebe sie alle vier.

      • tina sagt:

        kommt drauf an. am arbeitsplatz sitze ich schon aufs maul, ja, jedenfalls was kinderthemen betrifft. es ist auch irgendwie sinnlos mit gewissen leuten, und ich möchte in ruhe arbeiten und mich nicht mit mitarbeitern wegen sinnlosen themen fetzen. ausserdem mag ich lieber hunde

      • Katharina sagt:

        ich kann zu tinas nicht schnurren.

      • Stranger sagt:

        Kat, „volatil“ gibst Du Dich schon auch hier.

  • Hattori Hanzo sagt:

    sympathischer Text
    Zeigt, dass der Mensch so ca. ab zwei Jahren immer in irgendeiner „Pubertät“ steckt.
    Aber irgendwie auch schön, wie einem das Leben auf den nächsten Lebensabschnitt vorbereitet, so dass wir fühlen: ich bin jetzt echt reif, für den nächsten Abschnitt.

  • Brunhild Steiner sagt:

    „Es gibt Momente, in denen es menschlich so eng wird in der Wohnung, dass ich mir vorstelle,
    wie schön es wäre, eine eigene Wohnung zu haben, traumhaft eingerichtet, sauber, still. …
    Und doch keimt etwas Neues in mir auf: Ich will manchmal abhauen.“

    Hut ab wenn Ihnen tatsächlich erst seit kurzem dermassen abgrundtief bösartige Gedanken durch den Kopf blitzen…, mein Kopf hat damit nicht bis zur Pubertät seiner Nachkommen gewartet 😉

    • Matthea sagt:

      Ja! So einen hatte ich vor 1 Stunde. Und die beiden sind „erst“ fünf und sieben. 1 Stunde später mit einem Kaffee und der kontemplativen Betrachtung der Unordnung geht es schon wieder.

    • Susi sagt:

      @Brunhild: Das hab ich auch gedacht. Meine Tochter wird erst 6 Jahre alt nächsten Monat, aber ich hatte auch schon die Momente, wo ich abhauen wollte. Z.B. wenn sie im Alter von zweieinhalb Jahren sich manchmal eine halbe Stunde schreiend am Boden wälzte, weil sie die schmutzigen Socken ausziehen sollte. Und nur noch lauter schrie, wenn man sie ansprach.

  • Ria Eugster sagt:

    Aber sicher bestimmen wir das Tempo mit! Das unserer eigenen Weiterentwicklung, Abgrenzung und Verantwortung für uns selber.
    Natürlich fühlt es sich manchmal nicht so an. Für die Pubertierenden übrigens auch nicht 😉

    Gerade das Mass unserer Neuausrichtung, Abwesenheit, Nicht-Service im Hotel Mama… wer soll das sonst bestimmen?

    Natürlich sind wir schlussendlich „immer“ für unsere sogar erwachsenen Kinder da. Aber wie weit wir uns erlauben, einmal abwesend oder beschäftigt zu sein bestimmt auch das Selbständigwerden der Jungen mit. Ausprobieren!

    • tina sagt:

      das tönt hübsch einfach. ich zum beispiel habe mein arbeitspensum erhöht vor 1-1,5 jahren, und wollte noch allerlei sonst anzetteln. „das mass unserer neuausrichtung, abwesenheit, nicht-service“ hat mit hotel ja nun nicht wirklich etwas zu tun. ich habe mich verkalkuliert, habe mir die zeit nun irgendwie für meine kinder genommen, und das hat sich gelohnt! das ist so wichtig. und beim job humple ich etwas hinterher und muss mir dinge anhören wie „na hörmal, deine „kinder“…. wie gross sind sie nun? die können ja schon auch mal allein sein“ („du übermutti“)

      • tina sagt:

        genau. ausprobieren. scheitern. anders probieren. vielleicht hätte „besser scheitern“ geklappt, wenn nicht die anforderungen schon wieder geändert hätten ;-).
        wir sind eben nicht immer für unsere erwachsenwerdenden kinder da. dochdoch, das hat manchmal weitreichende folgen.

  • Muttis Liebling sagt:

    Es wird kurz angesprochen, um mit wohligen oder anderem Schauer zurück zu schrecken. Trotzdem kann man das serielle Lebensmodell zumindest mal durchspielen.
    Eine erste Phase bis ca. 25 J. dient der Individualentwicklung bis hin zu einem Erstberuf. Dann kommen 20-25 Jahre eigene Familie. Wenn diese beendet ist, die Kinder erwachsen, kommt die 3. Phase der Ausformung der eigenen Persönlichkeit. Mein schweiz. Lieblingsschriftsteller, der Psychiater Walter Vogt schrieb mal, ab 50 taugt der Mann nur noch für Poesie und Philosophie. Nicht mehr für Job und nicht mehr für Familie.

    • Muttis Liebling sagt:

      Wenn die geschätzte Hälfte der Menschen auch nach der Ablösung der Kinder die Elternbeziehung weiter pflegen wollen, ist das eine Variante. Die andere Hälfte will das offensichtlich aber nicht, der Median von Scheidungen soll bei 20 Jahre liegen.
      Das muss man nicht als Unfall auffassen, sondern als eine andere vernünftige und gewollte Lebensweise, welche sich erst ab einem bestimmten Niveau der Lebenserwartung entwickeln konnte.

      • Franz Vontobel sagt:

        Na, mal abwarten, ob sich dieser neumodische Trend mit der höheren Lebenserwartung gegenüber 20’000 Jahren bewährter niedriger Lebenserwartung durchsetzt.

      • Muttis Liebling sagt:

        Zumindest wären wir gut beraten, die Lebenserwartung erst einmal nicht weiter steigen zu lassen. Aber dies wird nicht in den Regierungen oder Spitälern, sondern in den Verwaltungsräten der Pharmaindustrie entschieden.
        Ich hoffe trotzdem noch zu erleben, dass die WHO erklärt, fortan nichts mehr gegen die chronischen Krankheiten des hohen Lebensalter zu tun. Kein Kampf gegen Alzheimer, nur Integration von Alzheimer- Patienten.

      • mila sagt:

        @ML: Wollen Sie nicht gleich auch die Alzheimervorbeugung, respektive die zugehörige Forschung, via WHO verbieten lassen? Ich meine ja nur, weil Sie ja auch sonst immer alles bis zum (bitteren) Ende durchdacht darlegen. 😉

      • Muttis Liebling sagt:

        Prävention als kann man immer machen, das gehört sogar zur hoheitlichen Pflicht.
        Aber keine weiteren Massnahmen in Richtung Lebensverlängerung. Der Einzelne kann schon versuchen, so alt als möglich zu werden, bekommt aber dabei keine gesellschaftliche Unterstützung.
        Das gehört auch zu dem von mir propagierten seriellen Lebensmodell. Die Generationenproportionen müssen erhalten bleiben. Sinkt die Geburtenrate, muss die Sterberate steigen, sonst kollabiert die Bevölkerung.

      • Katharina sagt:

        ML: ein Alter von 200 Jahren ist technisch heute machbar. Projektionen der Transhumanisten reden von weitaus längeren Lebenszeiten. Technisch plausibel.

        Gedanken dazu?

      • Muttis Liebling sagt:

        Katharina, da sprichst Du das aus meiner Sicht wichtigste Thema aktueller Wissenschaft an. Für die Medizin versuche ich gerade, dass in einem längeren Aufsatz zu deren Philosophie und Ethik zu formulieren.
        Medizin hat vor 30-40 Jahren aufgehört, den Sinn ihres Handelns zu hinterfragen. Es werden permanent Methoden entwickelt, ohne sich darüber zu verständigen, ob das Ziel der Methoden tatsächlich gewollt sein kann.
        Lebensverlängerung lässt sich nicht mit dem Wunsch nach langem Leben eines fast Jeden begründen. Wenn aber doch Lebensverlängerung, muss man zunächst ein Konzept für die

      • Muttis Liebling sagt:

        2/ Gesellschaft drum herum entwickeln. Die derzeitigen Wirtschafts- und Sozialsysteme vertragen das nicht. Auch die Kultur verträgt es nicht.
        So sehen wir uns derzeit in der Situation, dass Gesellschaft und Kultur seit NeoLib stagnieren, während pragmatische Wissenschaft sich rasant entwickelt. Da lässt sich ein grosser Krach gar nicht vermeiden.

      • mila sagt:

        @ML: Wird dieser Aufsatz demnächst zu lesen sein (und falls ja, wann und wo?).

        Ich mache mir selbst vor anderem Hintergrund derzeit Gedanken zu diesem Thema.

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