Ich bin kein Opfer

Die Arbeit für eine Patchworkfamilie lohnt sich: Eine Mutter im Sandwich. Foto: Theresa Martell (Flickr)
Ich lebe in einer Patchworkfamilie, bin einfache Mutter, zweifache Stiefmutter und sollte – glaubt man einem grossen Artikel der «SonntagsZeitung» – unter meiner Familiensituation leiden. Ja gar Opfer sein. Ich staunte nicht schlecht, als ich dies am Sonntagmorgen las.
Die Aussage des Textes mit dem Titel «Patchwork-Opfer» ist, grob zusammengefasst, dass Frauen sich plötzlich mit den Kindern des neuen Partners herumzuschlagen haben, sie die Mutterrolle für diese «fremden Kinder» übernehmen müssten (und dafür nicht mal ein Lob erhielten), sie deswegen vom näheren Umfeld unter kritischer Beobachtung stünden und es deswegen – und auch weil sie über all das nicht reden könnten – für die Stiefmütter «ein einziges Leiden» sei.
Ich muss gestehen, ich weiss nicht, wovon die Rede ist. Dabei glaube ich, bei dem Thema durchaus mitreden zu können: Seit neun Jahren schon lebe ich mit meiner Familie das Modell Patchwork, und ich habe etliche Bekannte, die ebenso leben. Damit meine ich Paare, die mit den eigenen Kindern oder jenen des Partners unter einem Dach wohnen. Solche Familien, meine eigene eingeschlossen, haben durch die zusammengeflickte Familiensituation durchaus auch grosse Hürden zu meistern.
Doch – und das ist ganz wichtig: Wir Stiefmütter übernehmen für die Kinder des Lebenspartners nicht die Mutterrolle. Brauchen wir auch nicht. Die Kinder haben eine Mutter, sie benötigen keine zweite, um Himmels willen. Das wollen zudem weder die betroffenen Kinder noch deren Mutter und Vater. (Auch das weiss ich aus eigener Erfahrung. Hätte sich damals während meiner Kindheit die langjährige Freundin meines Vaters als Ersatzmutter aufgespielt, hätte sie die Hölle erlebt.)
Aber ganz abgesehen davon, ist die Realität in den allermeisten Fällen eine andere: Wenn sich ein alleinerziehender Elternteil dazu entschliesst, mit dem neuen Lebenspartner zusammenzuziehen und eine Patchworkfamilie zu sein, handelt es sich meist um eine Mutter mit ihren Kindern – nicht umgekehrt. Das hat damit zu tun, dass nach einer Trennung oder Scheidung die Kinder meist bei der Mutter aufwachsen. Den Vater sehen die Kinder an den Wochenenden, eventuell dazwischen noch an einzelnen Tagen.
Die Gründung einer Patchworkfamilie bedeutet deshalb für alle eine Umstellung, am meisten aber für ihn: Er wohnt nun plötzlich mit einer neuen Familie zusammen. Mit Kindern, die nicht seine sind, die aber doch ständig Aufmerksamkeit fordern. Er hat zwar gegenüber ihnen nicht die Vaterrolle zu übernehmen, aber doch auch Verantwortung. Am Wochenende sieht er vielleicht zusätzlich seine Kinder. Er vermisst sie während der Woche, leidet darunter, mit den eigenen Kindern weitaus weniger Zeit verbringen zu können als mit jenen seiner Freundin.
Wie er und seine Lebenspartnerin mit solchen Gefühlen umgehen, ist entscheidend. Die Herausforderungen an sie sind zahlreich und weitaus mehr, als sie es sich zu Beginn jemals ausmalen würden. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass vor allem anfangs zwei Welten aufeinanderprallen, denn andere Familien bedeuten auch andere Sitten, Erziehungsstile, Tischmanieren, Traditionen. Zudem sind im Hintergrund immer auch die Bedürfnisse der Ex-Frau, des Ex-Manns, der Ex-Schwiegermutter.
Im Begriff Patchwork – das von Flickenteppich herrührt – hat das Wörtchen «work» durchaus seine Berechtigung. Dieses Familienmodell erfordert Schweiss und Arbeit aller Beteiligten. Ohne ist eine gemeinsame Zukunft unmöglich. Es ist darum sicher nicht verkehrt, gegenüber dem Lebenspartner, den Kindern und dem Umfeld tolerant, flexibel, geduldig und gesprächsbereit zu sein. Die Dramen kommen von allein.
Das Ergebnis all dessen ist eine Familie, die von verschiedenen Ecken herkommend eine neue, vertraute Gemeinschaft bildet. Patchwork-Opfer? Nein, sicher nicht. Ich bezeichne mich als Glückspilz. Trotz mächtig misslungenem Start ins Familienleben und den ersten drei Jahren als Alleinerziehende habe ich seit vielen Jahren dennoch eine eigene, zusammengewürfelte Familie. Die Arbeit dafür hat sich gelohnt.
89 Kommentare zu «Ich bin kein Opfer»
Liebe Gabriela,
Glückwunsch! Dieses Stiefmutter-Glück hat nicht jede Frau. Und leider auch nicht jedes Kind. Ich habe ein Buch über Stiefmütter geschrieben, und blogge auf dem Stiefmutterblog über das Thema. Wenn ich den vielen, vielen Frauen, die sich bei mir melden und mit den ich schon gesprochen habe, glauben darf, würden sie sehr viel für eine Stiefmutteridylle geben, wie Sie sie beschreiben. Leider lassen viele Mütter das aber nicht zu. Sehr schade.
Vielleicht besuchen Sie mich ja mal auf dem Blog.
Herzliche Grüße,
Susanne
Die Mutter der Kinder meines Mannes ist vor ca. 1 Jahr gestorben. Die Kinder leben jetzt bei uns. Mein Mann und ich haben einen Sohn, 3-jährig, die beiden anderen sind 6 und 10 Jahre alt. Obwol ich meine Stiefkinder sehr gern habe, liegt mir mein Kind viel mehr am Herzen. Ich möchte ihm alle geben, ihn verwöhnen (soweit das für ihn „gesund* ist). Aber ich kann nicht. Was auch immer ich ihm geben will, muss ich x3 geben. Ich kann das aber nicht immer. Eher in den seltesten Fällen. Und so muss ich mich zurückhalten. Darunter leide ich. So sieht das aus.
Wenn eine Stiefmutter schreibt, dass alles gut sei, dann kann das ja gar nicht stimmen. Schliesslich wissen wir doch alle, dass Stiefmütter grundsätzlich böse sind. Das bestätigt ja auch die einschlägige wissenschaftliche Literatur (z.B. Grimms Märchen). Ich bin sicher der Artikel in der Sonntagszeitung basiert auf ebenso fundierten Quellen.
Patchwork-Opfer gibt es tatsächlich, aber meistens auf einer anderen Ebene. Das Erbrecht legt Patchwork-Familien erhebliche Steine in den Weg. Auch andere Gesetze (z.B. das Steuerrecht) sind nicht in allen Teilen patchworktauglich. Im zwischenmenschlichen Bereich gibt es häufig dann Probleme und entsprechende Opfer, wenn die in der Vergangenheit entstandenen Dissonanzen nie bereinigt worden sind. Meine Erfahrungen mit Patchwork-Verbindungen sind mehrheitlich gut. Wenn das Einvernehmen unter allen Beteiligten einmal hergestellt ist, kann sogar neue Freundschaft wachsen.
Familie = Vater & Mutter leben mit den eigenen Kinder unter einem Dach.
Alles andere sind zusammengewürfelte Gemeinschaften, wo in der Regel die Kinder kein Mitspracherecht haben/hatten, ob sie sich dies auch so wünschen. Es sind in jedem Fall KEINE Familien, sondern beliebige Flickwerkkonstrukte, die in aller Regel von den Beteiligten (insbesondere den Abzock-Müttern) schöngeredet werden.
Buchtipp: Die Patchwork-Lüge
Extrempositionen zeigen meist nur einen Teil der Wahrheit.
Deshalb ein zusätzlicher Buchtipp, wie KONSTRUKTIV mit den Herausforderungen als Stiefmutter umgegangen werden kann: „Glückliche Stiefmutter von Katharina Grünewald, Kreuz-Verlag
Kann ich wärmstens empfehlen!
Die „Patchwork-Opfer“ sind in aller Regel die Väter und die Kinder, die zumeist völlig willkürlich von der Mutter/Frau voneinander getrennt werden – gegen ihren Willen. Die Väter werden zu lebenslangen Zahlsklaven gemacht, gedeckt vom Scheidungsunrecht. Und die Kinder haben sich gefälligst abzufinden mit den Bedürfnissen der Mutter nach „Selbstverwirklichung“.
Gerade heute sass ich im Zug mit einem jungen Mann, dessen Vater sich aufgrund einer Scheidung suizidierte. 400 von Scheidung betroffene Väter suizidieren sich jedes Jahr in der Schweiz. Die Ego-Frauen kratzt es nicht.
Opfer und Jammern. Teil 1
Ich frage mich, inwiefern wir hier eine Folge der Gleichberechtigung sehen. Jammernde Männer werden nicht gerne gesehen, das sieht man auch in diesem Blog. Es gibt sehr selten tröstende Worte, sowohl von Männern aber gerade auch von Frauen, wenn ein Mann sagt, es gehe ihm schlecht. Sehr schnell sind wir dabei zu sagen: „Warum tust Du nichts dagegen“ oder „Stimmt gar nicht, ich bin in der gleichen Situation und mir geht es überhaupt nicht schlecht“ oder „Frauen ging es schon immer so“. Im Gegensatz dazu sieht man viel Frust und Aufschrei, wenn einer Frau unrecht
Opfern und Jammern. Teil 2
geschieht. Man fordert Gleichberechtigung, und Veränderungen in der Gesellschaft. Und man hat viel Bewirkt, zu recht. Das interessante ist nun, dass in einer Situation, wo Frauen selbstbestimmt sind – ihr eigenes Geld erwirtschaften, der Körper der Frau gehört, sie alle Entscheidungen unabhängig von den Männern treffen dürfen – dann auch für ihre Situation selbst verantwortlich sind. Und dann würde es mich nicht wundern, wenn man weniger und weniger Mitleid mit Frauen hat. Ich frage mich also, ob wir die Texte die in den letzten 2 Jahren mehr und mehr zu Frauenthemen
Opfern und Jammern. Teil 3
geschrieben wird, die Jammernden Frauen als solche hingestellt werden. Jammernd. Weil sie nichts gegen ihre Situation tun. Die Situation die wir nun Ihnen selbst zuschreiben. Das ist das, was wir seit Jahrzehnten bei Männern machen. Denn Jammern ist zwar nett für uns, aber öffentlich wird es nicht akzeptiert, solange kein Grund angegeben wird, warum man nichts dagegen die Situation machen kann. Das die Akzeptanz von Jammern bei Frauen zurückgeht, ist für mich ein Zeichen dass wir weit fortgeschritten sind mit der Gleichberechtigung.
Was ist denn, wenn man oder frau der Partner wegstirbt durch eine Krankheit, oder durch einen Unfall. Da ist frau/mann auch alleinerziehend, aber ungewollt. Ich finde es echt stark, dass eine Patchworkfamilie funktionieren kann. Dieses Miteinander erfordert unvoreingenommene Menschen, für die die Liebe das Grösste ist. Hut ab vor jeder Familie die das jeden Tag auf die Reihe bringt.
Was unerwähnt blieb bis jetzt ist doch die Tatsache, dass Stiefmütter in den Grimm-Märchen fast immer Mutterstelle einnehmen MUSSTEN, da die leibliche Mutter nicht mehr da war (aus welchen Gründen auch immer). Also keine eigene Mutter anwesend ist, die das Vakuum füllt. Das ist eine andere Ausgangslage für Stiefmütter und diese Situation wurde wohl deswegen auch ungern bis bösartig ausgenützt. Bei Patchworkfamilien aber handelt es sich um eine andere Ausgangslage. Das sollte besser unterschieden werden u somit gibt es wenig Anlass für Pflichtübungen gegen das eigene Empfinden.
Ich bin stolze Stiefmutter von D. (13) und F. (11), habe selbst keine Kinder und bin bald 8 Jahre mit meinem Partner zusammen. Ich liebe meine Stiefkinder und ich muss sagen, dass es nicht immer einfach ist alles unter einem Hut zu bringen. Manchmal fehlt mir einfach die Geduld und habe für gewisse Sachen einfach kein Verständnis. Muss ich? Nein, denke nicht… und vor allem habe ich aufgehört das Gefühl zu haben immer Ersatzmutter zu spielen. Die Verantwortung liegt bei den Eltern… nicht bei den Stiefeltern. Ich bin aber immer für die Kinder da.
Natürlich wähnt der SZ-Artikel geradezu absurd an:
Obwohl CH-Mütter fast immer völlig ungeachtet der früheren Rollenteilung zwischen den Eltern und speziell ihres Verhaltens die Obhut wenn nicht gar die alleinige elterliche Sorge über die gemeinsamen Kinder erhalten, wird das harte Los der Stiefmütter beklagt!
Umgekehrt ist es vielleicht gar nicht so falsch, einmal auch den Fokus auf die schwierige Situation der Ausnahmefälle zu richten: Seien dies die „alleinerziehenden“ Väter (wobei ja selbst die Lebensrealität der unterhaltspflichtigen Väter ignoriert wird) oder eben die Stiefmütter.
Vielleicht sollte man einfach nicht in diesem Kontext von Opfer sprechen und dieses grässliche Wort in die Untersuchungsecke für Polizei, Gerichte plazieren. So entsteht immer der Eindruck, dass sich jemand ‚opfert‘ oder als Opfer fühlen muss/soll. Ein Opfer (meist Tieropfer) wurde dargebracht als Ritual, um Götter ruhig zu stimmen in grauen Vorzeiten. Ein grausiger Vergleich, dem immer noch dieses bluttrünstige anhaftet und deshalb aus dem Alltagswortschatz eliminiert werden sollte.
Zum Thema: was versteht man eigentlich genau unter Familie? Nur Blutsverwandte dürften sich so betiteln?
Auch Thema in der Diskussions-Sendung CLUB SRF1 22:20h – Böse Stiefmutter – zwischen Mythos und Realität!
1.) Wer seine Paarbeziehung vernachlässigt, macht sich, seine Partnerin, seine Kinder und seine Stiefkinder unglücklich.
2.) Funktioniert bei uns seit 18 Jahren und führte auch dazu, dass wir zu unseren inzwischen acht Grosskindern ein tolles und unverkrampftes Verhältnis haben.
3.) Schön, dass Sie mir wenigstens in diesem Punkt zustimmen.
Was „funktioniert“ jetzt genau „seit 18 Jahren“? Das Vernachlässigen? Das wollten Sie nicht sagen, aber ihr unsorgfältiger Post insinuiert das.
@Stranger. Meine Anwort bezieht sich auf einen vorhergehenden Post. Wenn Sie alles lesen verstehen Sie den Kontext.
Dieser Artikel trifft den Nagel auf den Kopf! Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass eine Patchworkfamile eine grosse Chance ist, wenn einige Grundregeln beachtet werden. Im Zentrum steht die Liebes- und Paarbeziehung wie in jeder Beziehung und nicht das Glücklichmachen der Stiefkinder. Wer akzeptieren kann, dass für ein Kind die Beziehung zu den leiblichen Eltern das Wichtigste ist, der wird sich nicht in sie einmischen, sondern ergänzen. Dankbarkeit von den Stiefkindern zu erwarten ist so unheilvoll, wie wenn sie von den eigenen Kindern erwartet wird. Patchwork ist eine Chance – mehr nicht!
1.) Im Zentrum steht die Liebes- und Paarbeziehung wie in jeder Beziehung und
nich t d a s G l ü c k l i c h m a c h e n der Stiefkinder?????
2.) Wer akzeptieren kann, dass für ein Kind die Beziehung zu den leiblichen Eltern das Wichtigste ist, der wird sich nicht
in sie einmischen, sondern ergänzen – schön wenn das so ist
3.) Dankbarkeit von den Stiefkindern zu erwarten ist so unheilvoll, wie wenn sie von den eigenen Kindern erwartet wird –
stimme ich ihnen zu!
Ja, hier kommen wir doch zum Kern der Geschichte! Die Paarbeziehung steht im Mittepunkt, ganz egoistisch und implizit!
Sollen doch die Kinder gucken, wie sie klarkommen – sehr gut, dass das hier mal zur Sprache kommt! In Wahrheit ist es solchen Patchworkern doch völlig egal, wo die Kinder bleiben, aber auch das wird meist schön kaschiert und zum „Wohle des Kindes“ gedreht, genau wie im gesamten Sorgerecht. Ein Skandal.
@Semmelweiss. Gratuliere, mit dieser Einstellung sind Sie Kandidat für eine Patchworkfamilie mit einer jammernden Partnerin. Ich bin ein grosser Fan von meinen Kindern und Stiefkindern, mein Lebensprojekt sind sie und waren sie jedoch nie. Heute sind alle erwachsen und haben auch wieder Kinder. Wir haben ein ungestörtes und tolles Verhältnis miteinander und sie sind dankbar dafür, dass meine Frau und ich immer noch glücklich zusammen sind und regelmässig unsere 8 Enkelkinder hüten. Nach 20 Jahren Erstehe und weiteren 18 Jahren Patchwork weiss ich, wovon ich schreibe.
Ich mag es der Autorin von Herzen gönnen, weiss aber, dass es nicht so einfach ist. Ich (in einer ähnlichen Situation) bin sehr skeptisch und weigere mich, zusammenzuwohnen.
Wichtig finde ich persönlich, dass man die Ex-Partner bzw. den anderen Elternteil ebenfalls ins Leben integriert, die Kinder haben ein Recht auf den anderen Elternteil.
Der neue Partner sollte auch nicht als Ersatz-Vater angeschaut werden, sondern eher als Kumpel der Kinder. Wenn aber z.B. die Kinder zum neuen Partner „Papa“ sagen, sorry, aber das geht gar nicht!!
Grundsätzlich und theoretisch betrachtet, haben Sie recht. Aber die Realität sieht je nach Alter der Kinder und der Dauer der Beziehung anders aus. Wenn dieser neue Mann jahrelang die Monster unter dem Bett vertreibt, weil er eben da ist oder das Kind bittet, die Zahnpasta-Tube zu schliessen. Wenn man ihm erzählt, was im Kindergarten war, weil er eben beim Abendessen neben einem sitzt und wenn er das kaputte Legokunstwerk repariert. Oder wenn er eben neben Mami liegt, wenn man morgens kuscheln kommt, dann wird er der soziale Vater, egal ob man ihn Paul oder Papa nennt. Die Beziehung zu ihm ist
dann eben enger und anders als zum Papa, den man ganz fest lieb hat, aber nur jedes zweite Wochenende sieht. Für die Kinder ist das häufig nicht einmal ein grosses Problem. Sie können mit zwei Väter umgehen und sind sehr anpassungsfähig. Die Erwachsenen weniger, da spielt leider oft ein Konkurrenzdenken und Eifersucht mit. Auf beiden Seiten. Wenn man es schafft, das auf die Seite zu schieben, dann schafft man es, sich für sein (leibliches oder soziales) Kind zu freuen, dass es eine Person mehr hat, die es liebt. Einfach ist das nicht. Und bei Teenies sieht es natürlich anders aus.
Einverstanden. Nur muss man deswegen nicht zusammenwohnen. Eine Trennung von den eigenen Kindern ist schon genug hart. Dann zusätzlich noch mit „fremden“ Kindern zusammenwohnen macht es doppelt hart.
Nichts gegen eine Beziehung zu den Kindern der Partnerin, aber es sind nicht meine eigenen Kinder. Hier ziehe ich halt meine klaren Grenzen.
Wenn die Patchworkbeziehung mal auseinander geht, sind wir ehrlich, hat denn der Ex-Partner noch eine Beziehung zu den Kindern der ehemaligen Partnerin? Niemand. Das ist dann nicht hart für die Kinder?
Deshalb trenne ich Familie und Beziehung, schwierig.
Natürlich. Das ist eine Möglichkeit, das so handzuhaben. Ich denke nur, es ist naiv zu denken, dass man, gerade bei Kleinkindern, immer nur der Kumpel bleiben kann. Irgendwann ist man ein Teil der Familie, v.a. natrülich wenn man zusammenlebt. Wenn man es jedoch macht wie Sie, dass man es bewusst trennt, kann man es vielleicht verhindern. Die Frage ist, ob dann nicht in der Beziehung irgendwann etwas fehlt, weil immer eine Distanz besteht.
Man soll ja nicht für andere schreiben. Ich meine, für meine beiden Stieftöchter war und ist es wichtig, dass
1.) ihre Mutter und ich eine glückliche Beziehung haben,
2.) sie einen ungestörten und freien Zugang zu ihrem leiblichen Vater haben, der sehr für sie da ist und seine Verantwortung in jeder Beziehung wahrnimmt und
3) sie gleich behandelt werden wie ihre Stiefgeschwister.
Interessant war bei uns, dass die fünf Mädchen sehr bald nach dem Zusammenzug sich als Schwestern bezeichneten. Auch heute ist ihr Zusammenhalt besser, als bei vielen einehelichen Geschwistern.
Ich sage ja nicht, dass ich nichts zu tun haben will mit den Kindern meiner Partnerin. Nur ist für mich „die Familie“ meine drei Kinder, meine Ex und ich.
Die Beziehung zu meiner neuen Frau ist für mich eher in der Rubrik „Paarbeziehung“ eingeordnet. Natürlich ist es schwierig, das irgendwie unter einen Hut zu bringen.
Deswegen kann ich auch mit Vätern, welche ihre Kinder gerade mal jedes zweite Wochenende sehen, nicht viel anfangen. Ich könnte so nicht leben. Ich wohne ganz in der Nähe von meiner Ex und meinen Kindern, sie können immer zu mir kommen. Und das soll auch so bleiben.
@Marco. Das finde ich gerade das Faszinierende an der Patchworkfamilie. Es ist nicht eine fixe Lebensform und wird aktuell von allen Akteuren gestaltet. Bei den einen spielen die Ex-Partner eine grössere bei den anderen eher eine untergeordnete Rolle. Das muss auch gar nicht gewichtet werden. Patchwork ist auch kein Konkurrenzmodell zur klassichen Familie. Patchwork kann ja nur entstehen, wenn zuvor eine Vorbeziehung mit Kindern bestanden hat. Wenn Konkurrenz, dann Patchwork vs. Alleinerziehend. Für mich war Patchwork die lebenswertere Wahl.
@ Marco
Das sagt ja auch kaum jemand etwas dagegen. Die Frage, die sich mir stellt, ist die Zeitdauer. Die meisten, eigentlich alle, Beziehungen entwickeln sich. Man geht von einer Phase zur anderen und kommt denn nicht mal ein Problem damit auf, dass einer immer diese Distanz hält? Es mag für manche stimmen, aber ich sage es ganz direkt: Ich würde meine Zeit nicht an einen Mann verschwenden, der seine Zukunft insofern nicht mit mir sieht, als dass er keine Absicht hat, mit mir eine neue Familie zu bilden. Für mich gehört das irgendwann dazu, muss ja nicht gleich in den ersten Jahren sein.
@13: Ich kann selbstverständlich ihre Meinung verstehen.
Nur, sind Sie dann glücklicher, wenn ihr Partner nun endlich bei Ihnen mit Ihren Kindern zusammenwohnt, seine Kinder aber nicht mehr gerne zu ihm gehen, weil er nun weiter weg wohnt und vielleicht seine Kinder mit Ihren Kindern und Ihnen nicht ganz klarkommen?
Dann haben Sie zwar „Ihr“ Ziel, nämlich, die Familie auf dem Papier erreicht, aber einen unglücklichen Partner und jedes zweite Wochenende Zoff in der Hütte.
Ich weiss, ist jetzt etwas überspitzt formuliert. Und es muss ja nicht immer so kommen.
@ Marco
Ich verstehe gut, was Sie meinen. Aber wie Sie selber schreiben, muss es nicht so enden. Natürlich kann es das. Es besteht ein Risiko, aber nur weil es schiefgehen könnte, es gar nicht probieren? Mit dieser Logik sollte man von Anfang an alleine bleiben, denn jede Beziehung, jede Ehe und jedes Kind birgt ein Risiko.
„Nichts gegen eine Beziehung zu den Kindern der Partnerin, aber es sind nicht meine eigenen Kinder. Hier ziehe ich halt meine klaren Grenzen.“
Um altes Vokabular zu bemühen: Ist Blut wirklich soviel dicker als Wasser?!
Ich kenne meinen Stiefvater nun seit über 20 Jahren und er ist ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner Biographie! Nie war ich in der Versuchung „Papa“ zu sagen, aber ich denke, meine Kinder würden ihn dann doch „Grosspapi“ nennen…
Auch finde ich es ok, wenn das Bild, ich sei seine Tochter, nicht immer korrigiert werden muss. (zB. bei flüchtigen Bekanntschaften)
@tststs: Das finde finde ich schön und super, nur denke ich, dass es halt auch verschiedene Arten von Stiefväter gibt. Gewiss gib es die, die sich voll in eine bestehende Familie einbringen und sich als eine Art Ersatzvater sehen. Wie es auch alleinstehende Mütter gibt, welche eine Art Ersatzvater suchen.
Nur: für mich wäre das nichts. Lieber die Wahrheit ehrlich und offen einzugestehen, als dann mit der Frau und ihren Kindern zusammenwohnen, um Konflikte (mit ihr) aus dem Weg zu gehen, aber innerlich unglücklich und frustriert mit der Wohnsituation zu sein.
„Nur ist für mich “die Familie” meine drei Kinder, meine Ex und ich.“
Sorry, Marco, ich möchte Ihnen im Folgenden keinesfalls irgendwie an den Karren fahren, aber diese Aussage finde ich äusserst happig!
Ich mein, was sagt Ihre neue Partnerin, dass sie nicht zur Familie gehört…?!?
Aber es ist genau das, was ich auch schon beschrieben habe: Ist Familie wirklich so eine Frage des Blutes?
Ist es nicht eher eine Frage von Verbindlichkeit und Liebe?!?
Verbindlichkeit und Liebe ist sicher das Ideal, was aber wenn sich das nicht einstellt? Der Sohn einer Bekannten hasst den neuen Partner seiner Mutter, und das seit Jahren. In diesem Fall finde ich Kontaktminimierung auch besser als Patchworkfamilie um jeden Preis.
Wie gesagt. Für mich „Beziehung“ nicht gleich „Familie“. Natürlich versucht man, das ganze irgendwie zu integrieren und zu vermischen. Aber wenn z.B. meine Partnerin mit ihrem Ex-Mann irgend ein Elterngespräch an der Schule hat, ist das eine Sache der Eltern und nicht meine. Natürlich stehe ich ihr mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie etwas von mir will.
Für meine neue Partnerin ist die Definition von „Familie“ okay, natürlich kann sie gerne auch bei Kindergeburtstagen oder so teilhaben, wenn sie das möchte.
Bezüglich Blut: Ich kann ja nur das wiedergeben was ich empfinde bzw. wie ich denke!
@Malena: Meine Meinung!
Wenn es für alle Beteiligten stimmt (insbesondere auch die Kinder) kann Patchwork super sein, wenn es aber nicht klappt, dann sucht man halt andere Möglichkeiten, die (Paar-)Beziehung auszuleben.
Einfach auf Patchwork machen, weil es andere machen und weil es nun modern und cool ist, damit habe ich meine Mühe. Ich finde, man muss vor allem auf die beteiligten Kinder Rücksicht nehmen und ihre Wünsche berücksichtigen, bevor man da irgendwelche Personen zu einem gemeinsamen Haushalt zusammenwürfelt!
Damit meine ich nicht, dass die Kinder über allem stehen.
Super Frau Braun
Dem kann ich zu 100% zustimmen.
Herzlichen Dank für diese kompetente Ergänzung zum Artikel in der Sonntagszeitung. Meine Einwände als zitierte Expertin in diese Richtung sind leider von der Autorin nicht berücksichtigt worden.
Schauen Sie dazu auch heute Abend die Clubsendung im Schweizer Fernsehen zum Thema Stiefmütter.
Ria Eugster
Bevor ich was zu diesem „Schweiss und Arbeit“-Ding sage, muss ich etwas ausholen:
Ich bin in einer wahren Patchwork-Familie aufgewachsen. Zwar haben die neuen Partner meiner Eltern keine Kinder mitgebracht, stammten aber ihrerseits aus Patchworkfamilien…so kamen nicht nur neue Stiefgrosseltern dazu, sondern auch Stiefhalbtanten (Halbstieftanten? Semicoucousinen?!?)
So bin ich aufgewachsen im Wissen, dass Familie eben nicht eine Frage des Blutes, sondern eine Frage von „Schweiss und Arbeit“ ist!
Und vor lauter Liebe ist alles gaaaaanz erträglich 🙂
Danke für die realistische Darstellung. Nur zu häufig wird Patchwork als Regenbogen-Sonnenschein dargestellt.
Dabei wird ausgeblendet, was der Name schon impliziert: Patchwork – Flickwerk. Da ist vorher etwas kapputtgegangen.
Wenn man die Werte von Ehe und Familie, welche schon seit Hunderten von Jahren gelten, noch genauso berücksichtigen und hochhalten würde, bräuchte es keinen Patchwork im Leben.
Aber wie man hier in den Blogs ja immer öfters lesen kann, haben immer mehr Leute das Gefühl, diese Werte gälten nicht für sie, oder Sie wüssten/könnten es besser und auch ohne diese. Nadann wünsch ich viel Spass beim Patchen
Patchwork ist genau das, was es impliziert: Eine geflickte Lösung, die in den meisten Fällen nicht halten wird. Habe gerade wieder so eine „Liebe“ mit Pauken und Trompeten untergehen sehen: 4 Kinder, 4 Erwachsene, alle haben nur eines davon: Dreck im Schuh und neues Leid. Von der finanziellen Seite (auch im Erbfall!) will ich gar nicht reden. Patchwork ist das Letzte, was Kinder wollen: Die wünschen sich lebenslang die Kernfamilie zurück, da könnt ihr Schönreden wie ihr wollt. Natürlich ist es für die Erwachsenen aufregender, ihre neue „Liebe“ zu leben, als sich mit dem alten Partner zu arrang
Träumt schöne weiter in euerer Erstbeziehung. Ich hoffe für euch, dass Ihr nicht daraus erwachen müsst. Und wenn es dennoch einst der sein Fall wird, haltet schön Abstand zum anderen Geschlecht und opfert euch für euere Kinder auf. Sie werden es euch danken, dass ihr ihnen so wenig zugetraut habt. Natürlich wünschen Kinder keine Trennung der Eltern. Aber Patchwork ist eine Familienform, das den Kindern Geborgenheit geben kann und ihnen zugleich den Zugang zu beiden leiblichen Eltern ermöglicht. Die einzige Alternative dazu ist, Alleinerziehend zu bleiben – auch dies mit einigen Nachteilen.
Herr Eugster, ich bin ganz bei Ihnen!
Natürlich hängt viel auch vom Charakter des Kindes ab (also wie gut kann es mit Veränderungen umgehen), aber ob und wie sehr ein Kind darunter leidet, hängt doch auch sehr vom Umfeld ab.
Ich muss hier wieder einmal meinen Eltern ein Kränzchen winden
1) Hat man uns Kindern glaubhaft vermittelt, dass wir nichts falsch gemacht haben und dass das ein Problem der Erwachsenen sei
2) Wurden wir Kinder nie zum Spielball verletzter Gefühle
3) Schon dazumal (80er) haben sie so getan, als sei das vollkommen normal (also dass man sich scheiden lässt)…
Also mit Punkt 3 meine ich, dass die ganze Trennung und Scheidung so vonstatten ging, als wäre es ein ganz alltäglicher Prozess; so wie wenn die Eltern einen neuen Job beginnen und deshalb sich in der Alltagsstruktur etwas verändert….
Und die neuen Partner wurden ebenfalls ohne grosses Schnickschnack in die Familie eingeführt; man war immer ehrlich (ich bin nöd eues neue Mami und wets au gar nöd si) und authentisch… Jedoch wurden wir Kids gefragt, ob es ok sei, wenn die neuen Partner am Familienleben teilnehmen…
„Jedoch wurden wir Kids gefragt, ob es ok sei, wenn die neuen Partner am Familienleben teilnehmen…“ Und wenn es nicht ok gewesen wäre? Ich habe ja nicht viel Erfahrung in diesem Bereich. Aber ich wundere mich ja schon.
@SP: Naja, ich gehe davon aus, dass unsere Eltern uns Kinder schon ein bisschen kannten und davon ausgingen, dass wir Ja sagen würden.
Aber ich gehe ebenfalls davon aus, wenn ich/wir gesagt hätten: „Nein, wir wollen nicht, dass XY ab und zu bei uns übernachtet“ dann wäre es auch nicht geschehen!
Wohl verstanden, wir wurden gefragt, ob er/sie teilnehmen darf, nicht ob unsere Eltern eine neue Partnerschaft eingehen dürfen!
Und falls jetzt das Ganze sehr ponyhofmässig rüberkommt, dann korrigiere ich das Bild mit folgender Anekdote:
Mitten in der Pubertät, als XY schon fast 10 Jahre Teil unseres Lebens war, schrie eines meiner Geschwister meinen Stiefvater in aller Öffentlichkeit an: „Du bisch nöd min Vater“… (anstatt: „Du bisch de dümmscht Vater vo allne“)
😉
@ Fabian
„welche schon seit Hunderten von Jahren gelten,“
Wirklich? Nur weil man sich früher weniger scheiden liess, heisst das nicht, dass man die Werte der Ehe und der Familie höher trug. Man tat es nicht und lebte mit der Ehe, egal wie sie war. Ich bin auf jeden Fall froh, hat sich meine Grossmutter in den 50er Jahren nicht davon blenden lassen und hat den Mann, der zuerst das Einkommen in der Kneipe liess, um sie anschliessend zu verprügeln, verlassen und ihrem Kind einen Stiefvater zugemutet, der beide vergötterte und auch uns der beste Grossvater überhaupt war.
Wobei ja gerade der Umstand, dass etwas kaputt gegangen ist bzw. anscheinend nicht funktioniert hat, eben auch bedeutet, dass das „Flickwerk“ vermutlich schon einmal eine Verbesserung darstellt. Wobei es das natürlich auch nicht „gratis“ und ohne Arbeit funktioniert, aber das ist ja in jeder Beziehung so.
Und es sollte auch klar sein, dass diese Überzeichnungen in beide Richtungen, sowohl die Regenbogen-Glücksseligkeit wie die Opfer/Untergang-des-Abendlandes-Haltung, dem Realitätscheck nicht standhalten. Aber Polemik und politische Propaganda muss halt übertreiben.
Gut auf den Punkt gebracht, Frau Braun. Im Gegensatz zum platten, nicht sehr reflektierten Artikel in der Sonntagszeitung stellen Sie tatsächlich die entscheidenden Fragen. Z.B. diese: Wie die beiden neuen Lebenspartner mit der Situation umgehen, wie sie die Aufgaben gemeinsam meistern – und wie sie darüber miteinander sprechen, das ist entscheidend.
sorry tut mir leid das ich soviele Schreinfehler in meinem Kommentar gemacht habe – aber mir sind die Pferde durchgegangen – sorry!
„Schreifehler“… wirklich ein netter Typo…
Wie Fr. Braun richtig sagt, braucht das Leben in einer Patchworkfamilie viel Aufwand, Schweiss und Arbeit aller Beteiligten. Es ist kein hedonistischer Freibrief, denn man muss sich bewusst sein, dass ansonsten die Patchworkfamilie gegenüber der traditionellen Kernfamilie für die Kinder ein unabhängiger Risikofaktor darstellt.
Analog interkulturellen Beziehungen muss in derartigen Familienmodellen von allen Beteiligten sehr viel an sich gearbeitet werden, wenn es langfristig gut kommen soll. Was nicht heissen will, dass an dem Modell etwas falsch ist. Es ist ein Teil der Realität heutzutage.
2.b)
Ich kann dies Gejammere nicht mehr hören und möchte einfach gerne mal an die eigenverantwortung der heutogen Frauen / Mütter appelieren. Wenn ihr schon, für alle Folgenschwere entscheidungen treffen müsst, dann steht dazu und jammert nicht ständig.
Noch viele andere Frauen in meinem alter, meiner Lage haben das auch geschafft – ja zum wohle der Kinder schaffen müssen.
Die einzigen Opfer sind die Kinder. Denn trotz allen Patchworkeltern die beteuern, sie hätten es so toll zu Hause und die Kinder seien überglücklich ist es leider so, dass Kinder immer unter der Trennung der Eltern leiden. Das hat jetzt zwar nicht direkt mit dem Artikel zu tun denn hier geht es um die Eltern/Partner, dennoch sollte dies zum Thema Patchworkfamily erwähnt sein.
dennoch sollte dies zum Thema Patchworkfamily erwähnt sein.
Genau und in den seltensten Fällen werden die Kinder um ihre Meinung/Einstellung zum ganzen befragt – oder können das ganze beeinflussen, sie müssen sich halt dreinschicken.
2.a)
Nur wird all zu gerne ausser Acht gelassen das es noch nicht all zu lange her ist, dass Frauen all dies unter viel schwereren Bedingen auf sich nehemen mussten, nicht annähernd so viel Unterstützung, soviel Hilfe und so viel Oeffebntlichkeit für ihre Anliegen – die noch vor Jahren ungleich härter und schwieriger waren – hatten.
Ich habe vor etws über 40 Jahren einen sohn alleine gross gezogen, die Mühe für uns eine wohnung zu finden (ledige Mutter), eine Arbeitsstelle zu finden, eine Tagesmutter zu finden – all dies ohne Unterstützung von Aemtern, Alimentenbevorschussung.
Das Streben nach Optimierung ist normal. Dass man sich mit der sich akutell umgebenden sozialen Schicht vergleicht ebenso. Oder, Flo, verglichen mit einer Mutter in Afrika, die kein Essen für ihr Kind auftreiben kann, war ja Ihre Situation königlich, nicht?
Ich weiss nicht ob wir denselben Beitrag gelesen haben; ich habe einen Artikel über die Frauen in unseren Regionen und nicht über die Lebenssituation von Frauen in Afrika gelesen.
Ds Frauen in Afrika ungleich schwerere Probleme zu bewältigen haben bestreite ich in keinster Weise.
3. Wenn wir schon beim Thema jammern sind….
13 – habe ich gejamert? Nein ich habe aufgezeigt das es schwieriger gewesen ist als heute – und bei wem hätte ich jammern sollen? In den Medien war das bestimmt kein Thema
ich vermute mal, vor 40 jahren warst du auch ab und zu froh, mit gleichgesinnten über die mannigfaltigen tücken des alltags zu sprechen. auch zu jammern. jammern hebt die laune ungemein.
aber gratulation im nachhinein für die vollbrachte leistung!
selbstgewählt ist nicht immer alles. oder sagen wir: nicht selten schlägt man einen weg ein, der dann ungeplant verläuft. den weg weiterzugehen wäre ruinös, also wählt man einen anderen, der aber auch nicht so gut ist, wie der ursprüngliche plan. die eigentliche wahl war aber der ursprüngliche plan
Wenn der ursprüngliche Plan so viel besser gewesen wäre, hätte es damit ja klappen müssen. Irgendetwas hat also doch nicht gestimmt damit. Ich habe daher nicht viel übrig für ‚eigentliche‘ Pläne – diese zu romantisieren führt nirgendwo hin. Und spätestens ab einem gewissen Alter wir wissen ja: Leben ist das, was passiert, während wir eifrig (andere) Pläne machen.
schicksalsschläge passieren.
wenn man zusammen kinder hat, ist der eigentliche plan, sie zusammen grosszuziehen. wenn man das nicht plant, sollte mans ja vielleicht schon gleich sein lassen, nicht?
Nein, aber man kann nicht ändern, was nicht zu ändern ist. Ob das nun ein Schicksalsschlag ist, oder dass einer der Partner sich aus der Beziehung verabschiedet. Das einzige, was man tatsächlich in der Hand hat, ist der eigene Umgang mit unvorhergesehenen Planabweichungen. Plan B muss nicht schlechter sein als Plan A, nur weil Plan A optimal schien.
mila, im 1. abschnitt (8:07) hat flo geschrieben, man dürfe nicht vergessen, dass die situation selbst herbeigeführt worden sei. darauf mein hinweis, dass das nicht immer stimmt.
ich habe ja auch nicht behauptet, plan b müsse schlechter sein. wenn wir von trennungen sprechen, in die kinder involviert sind, ist plan b aber wohl meist einfach das kleinere übel. und darum ringt man natürlich mit sich deswegen. auch wenn beispielsweise ein elternteil stirbt, muss man plan b als weg wählen, aber selbst gewählt ist das nicht. man arrangiert sich, aber man darf auch jammern
Nun ja, in einer heillos zerstrittenen/zerbrochenen Ehe empfinden wohl die meisten betroffenen Kinder eine Trennung nicht als das kleinere Übel. Ich war jedenfalls so ein Kind – die Scheidung meiner Eltern kam als Befreiungsschlag, der paradoxerweise dazu geführt hat, dass wir als Familie wieder näher zueinander kamen. Aber das bedingt einsichtige Eltern (und Kinder).
ja natürlich, wenn alle zufrieden sind, dann gibts nichts zu jammern 😉
1.)
I c h k a n n e s n i c h t m e h r h ö r e n o der l e s e n !!!
dieses ständige Gejammere – über alles wird gejammert; über das Kinderkriegen, das Kinderhaben, die Familie, was für eine ungeheure Belastung, die Männer, der Job, die wenige zeit für sich selbst. alles ist nur Last, alles ist eine mühselige Pflicht, das ganze Leben besteht nur aus Pfer bringen – ich kann es nicht mehr hören.
Vergessen und nie erwähnt das all die situatonen seöbst herbei gerufen werden. Meine Grossmutter sagte immer; die suppe die du dir einbrockst musst du selbst auslöffeln.
Auch nach 2- maligen Lesen kann ich nichts von Jammern entdecken. Im Gegenteil, die Autorin schreibt ‚Ich bezeichne mich als Glückspilz.‘.
Ja Muttis Liebling; in diesem Artikel wird nicht gejammert, sondern ausnahmsweise mal ganz neutral und ehrlich über das ganze Problem geschrieben. aber der Anlass zu diesem Beitrag war wieder einmal das Gejammer! Nich gelesen ( Ja gar Opfer sein. Ich staunte nicht schlecht, als ich dies am Sonntagmorgen las…)?
1. Lesen ist absolut freiwillig.
2. Wenn jemand hier bestimmt nicht jammert, ist es die Autorin. Sie findet ihre Situation ja gut.
Moment. Das war ein Post mit Tendenz, mit Meinung. Es ging nicht um die Beschreibung einer Sache, es ging ums Schimpfen. Nehmt Flo also bitte nicht zum Nennwert.
Die meisten Frauen (und Männer), die in Patchworkfamilien leben, haben das selbst so gewählt. Sich dann als Opfer zu fühlen oder darzustellen wär nicht besonders charakterstark.Leider ist es weit verbreitet, sich als Opfer von jemand anderem zu sehen (die Politiker! die Ausländer! das System!) anstatt für die eigenen Entscheidungen Verantwortung zu übernehmen und aktiv etwas für die Überwindung von Hindernissen zu tun.
Wenn man in einer glücklichen Position ist, kann man vielleicht 10% seiner Entscheidungen unabhängig fällen und damit selbst verantworten. Das aber nur im reichen Teil der Welt, in Zentralafrika dürfte die Rate nahe Null liegen.
Wenn hier morgen für Tage oder Wochen das Licht ausgeht, die Migros leergekauft ist, usw. und das passiert in den nächsten Jahren irgendwann einmal, dann können wir noch einmal über Eigenverantwortung reden. Dann merkt der Letzte, wie hochgradig fremdbestimmt wir alle leben.
1. die Wahl des eigenen Partners (mit oder ohne eigene oder Stiefkinder) ist in der Schweiz meist schon selbst bestimmt, oder?
2. ich bin einverstanden, dass die Menschen in Zentralafrika stark eingeschränkte Entscheidungsoptionen haben. Denke aber sehr wohl, dass, wenn das Licht ausgeht und die Migros leergekauft ist, dies etwas mit vorausgehenden Entscheidungen zu tun hat, die wir demokratisch anders hätten treffen können. So oder so, passive Opferhaltung bringt aus meiner Sicht nicht viel.
Wie kommen sie nur auf so etwas, ML? Wir leben ja weder im Kommunismus noch im Kalifat sondern in der denkbar freiesten Welt die auch historisch ihresgleichen sucht. Wir können essen, uns kleiden nach unserem Gusto, reden und glauben was wir wollen, zusammen sein mit wem und wie wir wollen. Wir haben unglaubliche Freiheiten in unserer Lebensgestaltung wie noch nie in der Geschichte. Frage mich daher zum wiederholten Male in welcher 10 Prozent – Welt sie leben…
Natürlich hat ML recht: Mit seinen 10% liegt er m.E. noch zu hoch mit unserer freien Selbstbestimmung – der Mensch hat fst nichts, worauf er direkten Einfluß hat, er glaubt es bloß, aber das ist reine Selbsttäuschung. Alle wichtigen Dinge laufen ohne unser Zutun ab: Geburt, Krankheit, Tod…alle wichtigen Prozesse im Gehirn/Körper laufen bestenfalls unbewusst und völlig ohne unser (bewusstes) Zutun. Aber das möchten die meisten Menschen nicht glauben, weil sie sich für den Nabel der Welt halten.
Dann müssen wir zuerst definieren worauf sich unsere Freiheiten beziehen, semmelweiss. Wenn es sich auf unsere Biologie, unsere natürlichen Abläufe bezieht, dann ja. Eine solche Diskussion wäre aber etwas surreal und dementsprechend sinnfrei, sind wir unserer Biologie ja genauso unterworfen wie alle andere Lebewesen auch. Deswegen an dieser Stelle von eingeschränkten Freiheiten zu schwadronieren halte ich für müssig, um es zurückhaltend zu formulieren.
Unsere individuellen Freiheiten sind aber etwas ganz anderes. Diesbezüglich bin ich mit ML (und Ihnen) überhaupt nicht einverstanden.
Tja Herr Fey, dass kommt daher, dass Sie – wie die meisten anderen – unseren Status als Mensch überschätzen und Naturwissenschaften ausblenden. Ob Sie das müssig finden oder nicht spielt leider keinerlei Rolle.
Wir reden aneinander vorbei, semmelweiss. Wenn Sie Freiheiten lediglich naturwissenschaftlich betrachten wollen, nun ja, Ihr Entscheid. Ich persönlich finde derartige Banalitäten nicht eines Austauschs wert. Die persönlichen Freiheiten von uns als Individuen jedoch sehr wohl. Aber egal.
Malena, ich finde Ihre Definition etwas gefährlich, denn sie impliziert. dass man selber Schuld ist für alles, was mit Beziehung, Familie, Kindererziehung etc. zusammen hängt. Geht etwas schief oder man fühlt sich in einer Situation überfordert, dann darf man nicht darüber ‚Jammern‘ u es wäre gar ’nicht besonders charakterstark‘. Ja wo kommen wir denn dahin?! Es gibt Phasen im Leben, da kann man einfach nichts dafür oder dagegen, weil sich Menschen nicht wie Wachsfiguren ewig gleich verhalten! Für eigene Entscheidungen Verantwortung übernehmen ist ein Minenfeld, das mit Bedacht begangen wird!
@Widerspenstige: Plädieren Sie dafür, Entscheidungen zu treffen ohne die Bereitschaft, dafür Verantwortung zu übernehmen? Verantwortung übernehmen heisst doch nicht, dass Veränderungen nicht sein dürfen, oder dass keine Neubeurteilung oder Anpassungen möglich wären. Jeder Pilot, jede Unternehmerin, jeder Politiker, jede Lehrerin muss doch Verantworung übernehmen für Entscheidungen. Ich habe aber zu oft erlebt, wie Menschen sich furchtbar ungerecht behandelt oder gezwungen fühlten (jammerten) in Situation die sie selbst verursacht hatte. Solche Opferspiele braucht die Welt nicht.
Keineswegs plädiere ich für sorgloses Entscheidungen treffen ohne Verantwortung u so steht es auch nicht in meinem Text. Es gibt Graustufen im Leben und nicht ein schwarz-weiss-Gefälle. Solche Aussagen wie Sie hier plazieren scheinen mir zu wenig differenziert der Problematik gegenüber. Ausharren wäre somit Ihr Ratschlag an solche Mütter, welche sich trauen, aufizumucken gegenüber der Situation die sie zwar selber gewählt haben, aber so nicht im Voraus absehen konnten. Das meinte ich mit dem Minenfeld sprich Lebensweg, der mit viel Glück, Umsicht, Geduld begehbar wird oder auf eine Mine trifft
@Widerspenstige: In meinem Kommentar steht Veränderung, Neubeurteilung, Anpassung und Überwindung von Hindernissen, ich weiss nicht wo Sie ausharren gelesen haben. Ich meine auch nicht speziell „aufmuckende Mütter“ (was wäre das überhaupt in diesem Kontext – Frauen die mit ihrer Patchworksituation nicht mehr zufrieden sind?), sondern die Tendenz, sich primär als Opfer anderer oder des Systems zu sehen, selbst wenn sie alles frei entscheiden konnten und könn(t)en. Frau Braun verwehrt sich doch gerade dagegen, dass die Patchworkmutterschaft als „ein einziges Leiden“ dargestellt wird.