Wie geht es Ihren Brüsten?
Ein Gastbeitrag von Anicia Kohler*
Als unschuldige und naive Schwangere denkt man ja, man sei über beide Seiten der Mutterschaftsmedaille bestens informiert. Schlaflose Nächte, unter Dampfabzügen verbracht; überquellende Windeln, die stündlich gewechselt werden müssen – und im Gegenzug süsse Strampler und wahnsinnig kleine Fusszehennägelchen. So stellen es Freunde, Verwandte, Gesellschaft und Werbung dar. Nachdem man sich aber im Hormonrausch des Wochenbetts mit vollständigem Kontrollverlust über Physis und Psyche wiederfindet, und das im voll besetzten Viererzimmer des Spitals, schwant es einem: Die Geburt war erst der Anfang! Und: Davon wusste ich nichts!
Eine Kehrseite der Medaille, die beflissen verschwiegen wird – und zwar von allen Beteiligten. Ist vielleicht besser so. Ungeschriebenes Gesetz, an das ich mich gerne auch halte (verängstigte schwangere Leserinnen sollen sich an ihre Frauenärzte wenden).
Eine andere unbekannte Kehrseite ist das Ausserkraftsetzen von mir bisher geläufigen Small-Talk-Regeln, sobald man ein Kind auf die Welt gebracht hat. Man spreche nicht über Religion, Politik, Körperfunktionen, glaubte ich. «Stillen Sie?», fragte dann jedoch jemand. Und: «Haben Sie genug Milch?», fragte jemand anderes. Ich war peinlich berührt und etwas schockiert. Ich hatte geglaubt, die Fütterung betreffe mich, das Baby, den Partner und vielleicht noch die Hebamme.
In den folgenden Wochen stellte ich jedoch fest, dass meine Brüste mit der Mutterschaft zum Small-Talk-Thema Nummer 1 avanciert waren, und zwar sowohl für Verwandte und Bekannte wie auch für Nachbarn, Buschauffeure und Staubsaugervertreter (jeden Geschlechts). Bei jeder Begegnung musste ich mir von nun an mit roten Ohren Geschichten über Schlupfwarzen und auslaufende Stilleinlagen anhören und versuchen, Fragen zu meinem eigenen Angebot möglichst charmant auszuweichen. Dies bescherte mir einige unerwünschte mentale Bilder. Aber auch Unsicherheit: Ist das nicht total unhöflich? Oder bin ich einfach prüde?
Mittlerweile habe ich im diskreten Beantworten gewisser Fragen mehr Routine, finde aber immer noch, dass der Kreis der Personen, die sich so detailliert erkundigen dürfen, sehr klein ist: die engste Freundin und die eigene Mutter. Alle anderen dürfen meiner Meinung nach Folgendes fragen: Wie geht es dem Kind? Isst es gut (in dieser Wortwahl)? Und sonst würde ich dafür plädieren, etwas Diskretion zu wahren, dem wahrscheinlich erschöpften Gegenüber wohlmeinend zuzuzwinkern – oder ein Stück Schokolade zuzuschieben. Oder sich einfach nach den wahnsinnig kleinen Fusszehennägelchen zu erkundigen…
*Anicia Kohler ist Musikerin, Fachmitarbeiterin Prävention – und Mutter eines dreimonatigen Babys, dessen Füsse bereits unglaublich gewachsen sind.
117 Kommentare zu «Wie geht es Ihren Brüsten?»
wundern solche fragen wirklich jemand hier? sind vielleicht nicht gar die mütter selber schuld, die meinen stillen zu einem öffentlichen grossevent avancieren zu müssen, indem sie an wirklich jedem unpassenden ort, ihren busen auspacken und ihr kind ansetzen?
selbst in afrika, wo die frauen ungezwungener mutter sind, lernen babys schon einen essrhytmus und bis es so weit ist, bleiben die mütter auch mehr oder weniger in einem geschützen raum und sind nicht der ansicht, dass sie mit samt säugling bei jeder hundsverlochete dabei sein müssen.
Genau! Aller Welt zeigen, dass man stillt. Aber wenn jemand danach fragt, werden die Mütter sauer?
(Ich habe nichts gegen Mütter, die ihre Kinder in der Öffentlichkeit stillen. Aber EIN WENIG Diskretion finde ich dennnoch angebracht.)
Stimmt, in Afrika ist sowieso alles besser. Und eigentlich sollten sich die Frauen nicht nur während der Stillmonate sondern auch jeweils während der Mensis aus der Öffentlichkeit zurückziehen.
Wenn man es also zusammenfasst:
Das Fräulein mag das Interesse fremder Personen nicht, betreffend ihrem Mami sein. Sogar Busfahrer scheinen sie regelmässig betreffend Ihren Brüsten anzusprechen, das ist wirklich tragisch.
Natürlich hasst sie auch all die male, wo der Busfahrer mit dem Kinderwagen geholfen hat, Vertreter gesagt haben, dass das Baby zuckersüss sei, all die Male, wo jemand die Tür aufgehalten hat, Kinderwagen ins Tram gezogen oder beim Boarding geduldig gewartet haben, bis die Schwangere Frau geboardet hatte… zum Glück ist meine Frau da cooler und weniger paranoid.
Ja, ich finde Sie prüde! Gerade wenn man übers Stillen oder die Geburt spricht, welche vielleicht nicht so verlaufen ist, wie man sich das vorgestellt hat, ist es wichtig solche Themen anzuschneiden. Ich habe diese Themen schon oft angesprochen und war selber froh, zu erfahren, dass meine Erfahrungen sich mit anderen deckten. Und ja ich war froh, wenn ältere Frauen von ihren Erfahrungen sprachen. Und ich finden den Satz: Mutter eines 3 monatigen alten Babys, dessen Füsse unglaublich gewachsen sind. Sollte wohl betont lustig sein und wirkt für mich mit dem Artikel sehr verkorkst ubd verklemmt.
„Wie geht es Ihren Brüsten?“ – Danke – sehr gut. Beide sind immer noch zusammen…
Hat sich da was in den letzten 8 Jahren geändert? Mich hat in keiner meiner Babyzeiten jemals jemand nach Stilleinlagen oder Brustwarzen gefragt, obschon ich an der Arbeit abgepumpt habe (natürlich im stillen Kämmerlein), die Babies durch diverse Flughäfen und andere öffentliche Orte in der Weltgeschichte geschleppt habe, nur ÖV benutzt habe und erst noch im Migros einkaufen ging. Die einzige regelmässige Frage war: Wie alt ist es?
naja, es ist ein wenig wie mit der frage „wie geht’s?“
wenn nicht grad die beste freundin oder der bruder o.ä. fragt, antworten wir im seltensten fall damit, wie es uns nun wirklich geht. trotzdem bedeutet die frage, stellt sie der bäcker, der nachbar, der kollege: höfliche anteilnahme und freundliche nettigkeit.
ausserdem wird man in den 9 monaten zuvor ja ausreichend vorbereitet, dass jeder tipps auf lager hat. mein motto: keep smart and smiling und soviel sagen, wie man eben preisgeben mag.
Warum kann Frau nicht einfach davon ausgehen, dass man halt Interesse zeigen oder teilhaben möchte am Leben einer Mutter? Solche Fragen sind doch einfach ein Zeichen der Empathie und auf jeden Fall besser, als böse Blicke zu ernten, wenn Frau in der Öffentlichkeit stillt.
Ich spreche gerne über das Stillen – mehr auf informativer Basis … Es herrscht viel Unwissenheit – auch ein Grund, warum es so oft heißt, die Milch reicht nicht. Leider bekommen nur noch wenige Menschen von Zuhause vermittelt, wie stillen erfolgreich geht mit dem dazugehörigen Vertrauen, dass es gut kommt.
Stillen ist mehr als Nahrungsaufnahme und Allergievermeidung… Und es ist sau anstrengend manchmal – für mich persönlich einer der schönsten & natürlichsten Wege, meinem Byby sein Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit … Liebe … Zu geben… aber es gibt immer mehrere Wege nach Rom …
Offenbar bin ich schon nicht ganz die einzige – danke also an alle Mit-Prüden! (Das Ei mit der Prüderie habe ich mir ja selber gelegt 🙂 ) Und natürlich auch an alle anderen für das breite Spektrum! Ein bisschen erstaunt bin ich, dass von der Männerseite nicht mehr Zustimmung kommt?
Als Vater mit Erfahrung (drei Kinder gewickelt, jetzt sind es Teenies) finde ich den Artikel armselig. Wenn man nicht antworten will, überhört man die Frage, antwortet mit „darauf möchte ich nicht antworten“ oder „das geht sie einen Dreck an“ – Suchen Sie sich etwas aus. Und gut ist.
Ich denke schon, dass Sie ein bisschen Prüde sind. Aber so sind wir halt alle ein bisschen anders.
Urs, „ich denke schon, dass Sie ein bisschen prüde sind.“…
Diese indiskreten Fragen zeigen wie distanzlos die Mehrzahl der Menschen ist, es fehlt die natürliche Hemmschwelle, die solche Grenzüberschreitungen verhindern würde. Demnächst wird Jeder Jeden ankrapschen, das ist dann auch ganz natürlich und wer das unerhört findet, wird als prüde abgestempelt.
ebenso spannend ist die Frage nach der Geburtsart, dem Dammschnitt oder -Riss und einigen sonstigen Komplikationen.
Vielleicht ist das indiskret, aber doch interessant!
Unter Frauen über das Stillen zu sprechen ist durchaus üblich. Nun ist das also ein Tabuthema? Was ist den am Thema Brust und Stillen unanständig und verboten? Da verstehe ich die Welt nicht mehr. Landen wir etwa bald wieder im viktorianischen Zeitalter wo man die Tischbeine verhüllen musste?
Die Antwort zur Frage ist: blendend.
Sie können die Sonnenbrille wieder absetzen, die brauchen Sie nämlich nicht.
Ist doch Super Frau Kohler – Dadurch, dass viele Menschen anders ticken als Sie, haben Sie die Möglichkeit ihren Range zu erweitern, ihre Sozialkompetenz, ihre kommunikativen Fähigkeiten.
Noch besser, wenn diese Irritationen häufig auftreten, dann können sie mal verschiedene Antwort-Strategien testen und sehr spannende Erfahrungen machen.
Ist das Leben nicht toll? Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Über etwas das versteckt werden muss, redet man nicht. Wenn es ganz natürlich ist, dass eine Mutter ihren Pullover hochschiebt und ein Kind füttert, sollte es auch natürlich sein darüber zu sprechen. Das ist doch das, was eine offene Gesellschaft ausmacht.
In einer Welt von Facebook und Co. brauchen wir plötzlich viel Privatsphäre, wenn es um den Körper geht?
Habe ich Bauchschmerzen oder bin ich unpässlich; dürfte ich die Toilette benutzen oder haben Sie ein Badezimmer?
Man darf Diskretion und Anstand erwarten und einfordern. Allerdings finde ich es heikel, generell zu definieren, zu welchen Themen sich andere äussern dürfen und wie genau, damit es unsern Empfindlichkeiten entspricht. Würden wir es uns von den Hipstern verbitten lassen, mit ihnen über ihre Bärte zu sprechen, von den Veganern (oder Fleischessern) über ihre Ernährung, von den Muslimen über das Kopftuch, von den Bankern über ihr Gehalt? Eine Antwort verweigern ist erlaubt, fragen sollte es auch sein. Tabus sind bevormundend und v.a. zum Schutz vor groben Übergriffen da (Gewalt, rassist./sex.).
Wer in der Öffentlichkeit stillt, soll auch akzeptieren, dass öffentlich über das Thema Stillen, Milch etc gesprochen wird.
Warum ich Bezug auf den Unterschied der Kulturkreise nahm.
Dort wo ich zur Zeit lebe ist das Stillen in der Öffentlichkeit alltäglich. Die Geschehnisse des Tages einer Mutter jederzeit meist publik und überhaupt nichts befrendendes wenn eine Mutter die Bluse öffnet und dem Baby seine Ration Nahrung gibt.
Ist ja auch ein natürlicher Vorgang. Etwas an Diskretion ist selbstverständlich. Also, besser ist doch einfach damit leben was das Leben fordert. Einem neuen Leben auf den Weg geholfen zu haben ist eine aussergewöhnliche Leistung für viele.
Allen Müttern gebührt vollste Hochachtung.
Und wo ist dieser Ort? Sonst aber danke für diese Worte, André! 😀
In Peru. Und dies findet sich praktisch in jeder Gemeinde mehrfach.
Natur hat eben seinen Charakter beibehalten und ist aus zivilen, sozialen oder religiösen Hintergründen maskiert.
Also der Einfachheit halber nicht medizinisch verordnete Scham.
Was ist schon dabei eine derart enge Beziehung (Mutter und Kind) als eine befremdende Sache zu verstehen.
So unterschiedlich sind eben Kulturkreise.
Stimmt schon, die Fragen gehen in sehr persönlichen Bereiche, gehen nur dann jemanden etwas an, ist diese Person involviert in privaten Angelegenheiten.
Zu erklären ist die Frage nach dem „wie geht es mit …“, dass langsam das Muttersein etwas an Neugier weckt. Etwas, das aus dem Alltragstrott herausragt und dem Tagesablauf alles andere als Langeweile verpasst.
Ebenfalls die ggf. bestehende Unbeholfenheit der Fragenden überhaupt eine Unterhaltung zu starten.
Neugier ist auch eine Lücke schliessen zu wollen. Nehmen Sie es gelassen, Es geht vorüber.
Ich find zwar Babyfremdstreicheln usw. überhaupt nicht übergriffig und empfinde auch die (tatsächlich ÜBERALL!! gestellte) Frage „Und mit Stillen gehts gut?“ nicht übergriffig, dennoch antworte ich natürlich schlicht: Ja, danke. Und gut ist. Den Rest geht die halbfremde Nachbarin ja nun echt nix an.
Dieses Theme gehoert wohl definitiv den Frauen.
Viel schlimmer fand ich die Frage: Schläft es schon durch? Peinlich war es mir nur einmal, als meine Mutter lauthals im öv fragte, ob ich denn noch genug Milch hätte (nach 10 Mte stillen, und kein Ende in Sicht) Ich finde, meine Brüste gehören mir, oder in diesem Fall auch temporär dem Baby, aber ob ich eine Milchkuh bin, das geht niemanden was an.
Wenn jemand sie fragt, ob sie noch erkältet sind, finden sie dann auch, dass das niemanden etwas angehe, weil ihre Nase ihnen gehöre?
Was sind Schlupfwarzen?
Fragen Sie doch das nächste Mal eine junge Mutter im Bus!
gute Idee, danke.
Schlupfwarzen haben nur Stillende, die schlupfen dann nämlich wie von selbst in das kleine Mündchen des Babys.
Schlupppfff… und es kann gesaugt werden, die Natur ist unübertroffen.
Ach Hermann G.!
Wollen wir das wirklich wissen? Also ich verzichte.
Google weiss es….
Ich gestehe hier: wenn ich junge Mütter sehe mit Babies, dann denke ich oft: wow, die hat eine Geburt erlebt (erleben müssen)…-und dann würde ich auch immer ganz gerne fragen, wie das war und wie sie sich (offenbar) so schnell erholt hatte: weil: zT kriegt man zu hören (auch im Geschäft), wie hart, unlustig und schlimm die Geburt war, dann der Satz „aber wenn das Kind da ist, ist alles vergessen“…(wenn’s vergessen ist, warum kann sie dann noch sagen, dass es schlimm war?)..Ich hätte mich jedoch nie im Leben dafür, eine nicht eng mit mir befreundete Mutter zu fragen, wie die Geburt war.
„aber wenn das Kind da ist, ist alles vergessen“… Simmt so nicht. Das sind „Hollywood-Film-Flosskeln“. Ich hatte nachher noch 2 Wochen lang Schmerzen. Die Erinnerungen verblassen, aber vergessen tut mans nicht.
Das kenn ich selber bestens!
Eine Mutter zu fragen, würde Ihnen nicht viel helfen, denn jede Frau und jede Geburt sind anders. Da müssten Sie schon eine Studie machen. Aber tun Sie es doch einfach. Bei gut befreundeten Frauen ist das ja auch kein Problem. Eine Jungmutter im Migros darauf ansprechen würde ich eher nicht.
Wenn Sie sich schon mit Leuten umgeben, die solche Fragen zu stellen wagen, dann antworten Sie. Schliesslich sind es diese Leute, welche Ihnen den Schwangerschaftsurlaub und später Ihre Kinderzulagen und alles sonstige (Schulkosten, Vergünstigungen, Prämienverbilligungen usw.) für Ihre Kinder finanzieren. Ein bisschen soziale Kontrolle hat noch niemandem geschadet, einige können sogar davon lernen. Dass Sie Leute geschwätzig sind, wussten Sie ja schon vorher, Sie selber sind es ja offensichtlich auch, sonst würden Sie hier keinen solchen Artikel schreiben.
Es gibt in der Schweiz einen Schwangerschaftsurlaub, den die Allgemeinheit bezahlt? Wo kann ich mich melden, um diesen zu beantragen?
Es ist Ihnen ja auch freigestellt, Frau Kohler, dementsprechend zu antworten, also zB: „Das geht Sie überhaupt nichts an!“ oder „Lesen Sie doch lieber den Blick fertig“ und und und. Wir Schweizer hätten schon einiges noch dazu zu lernen, was es mit Spontaneität, Lebendigkeit und Offenheit auf sich hat, ganz im Sinne vom Beitrag von Arwen. Lebendigkeit lässt sich nicht kontrollieren! Auf auf Ihr Schweizer und Schweizerinnen, öffnet euch doch dem Neuen und Unbekannten, es schadet uns kaum mehr als die stickige und verkrustete Altmütterlichkeit und Altväterlichkeit.
Meine dritte Ehefrau Sylvia gebar als erstes und einziges Kind einen Mischling. Ihr Töchterchen, dessen leiblicher Vater ein nigerianischer Arzt ist, war dermassen süss und anders als die Schweizer Babies, dass sie mehrmals von Passanten gefragt wurde „Woher haben Sie dieses süsse Kindchen hier im Babywagen?“
Da antwortete Sylvia humorvoll: „Ja das habe ich bei Jelmoli in der Kinderabteilung im fünften Stock gekauft“. Da konnten sich die Fragerinnen und Frager dann selbst an der Nase nehmen….
Wieso „an der Nase nehmen“? Eine witzige Antwort auf eine Anteil nehmende Frage. Ist doch kein Problem.
Herrlich! Ja so mit Humor hätte ich auch oft antworten wollen.
Machmal ist man einfach zu perplex darüber wie intim die Fragen sind von Leuten mit denen man sonst nicht über Intimes spricht. Zudem war ich anfangs sehr sensibel und empfand jede Frage als Einmischung. Mit der Zeit wird man lockerer. Bevor ich Mutter wurde verstand ich die Empörung meiner Freundinnen nicht darüber, was alle wissen wollten, oder wie Fremde das Baby anfassten. Dachte damals noch „hey ist doch normal-ist ja süss-und die wollen teilhaben“ Muss gestehen, als ich dann selbst in der Situation war, verstand ich sie 🙂
Haben Sie vielen Dank für Ihre Diskretion. Ich wünschte mir, alle Mütter hielten es so wie Sie. Leider mache ich die Erfahrung, dass gerade Mütter ungefragt und unaufgefordert die intimsten Details erzählen. Angefangen vom Dammschnitt, der daneben ging, über das Zurschaustellen von Brüsten und Brustwarzen mitten im Restaurant bis zur Konsistenz des Windelinhalts ihres Goldschatzes.
So wenig ich Leute belästige mit den Details über meinen Körper, so wenig möchte ich beim Mittagessen in der Kantine gezwungen werden zur Kenntnis nehmen zu müssen, was der Dammschnitt alles für Folgen hat.
Sehe ich auch so, Manon, und fühlte mich im falschen Film bereits im Wochenbett. Wobei mich ein Arzt während der Visite mit anderen Assistenzärzten fast schon ironisch fragte, ob ich tatsächlich dieses Buch auf meinem Nachtisch lese (ein dicker Schinken über Schwangerschaft, Geburt und Stillen) u dass ich von einem Dammschnitt redete statt von ‚der Wunde‘ oder ähnlichem. Es sei wenig empfehlenswert, zuviel darüber im Wochenbett zu erfahren und das Kind brauche jetzt die Mama…Ich fühlte mich völlig bevormundet und eine gewisse Rebellion stieg in mir hoch…. 😉
selber gerade erst mami geworden verstehe ich die autorin ganz gut. ja, die leute zeigen sehr viel interesse und das ist ja ganz nett. aber selbst fand ich die frage der bankangestellten am schalter ob ich denn normal gebären konnte und stillen kann, doch irritierend bzw zu privat. v.a. weil mich das gefühl beschlich, dass wenn ich nein antworten würde als schlechte mutter taxiert werde, was nicht fair wäre. und wie erwähnt, kann man sich sehr wohl nach dem wohl des kindes erkundigen, ohne dass intime details erfragt werden müssen.
Genau so empfinde ich das auch, Stella! Es hat schon oft etwas hinterschwellig wertendes.
Dass man gewisse Fragen der Leute als zu nahe empfindet, kann ich gut verstehen.
Vielleicht wäre eine Lösung, nicht alle Fragen so ernst nehmen und mit Humor darauf zu antworten?
So kann man den unangenehmen Fragen ausweichen und man bleibt trotzdem höflich.
Liebe Grüsse
So gibt es halt introvertierte und weniger introvertierte Menschen. Ich empfand die Frage nach dem Stillen nie als Übergriff und gab auch gerne mal die Geburtsgeschichte zum Besten („Und DÄNN isch d’Ärztin mit de POULET-SCHÄR cho, und hät gseit, es langi jetzt leider nöme für e Lokalbeteubig und hät…“). Frauen wie Anicia würde da wahrscheinlich denken, „äh, dankä, aber bitz meh Information als ich han wellä ghörä“.
Völlig verständlich. Und solche Leute sind nicht prüde, sondern einfach sparsamer mit Informationsaustausch.
natürlich ist das prüde, aber man kann doch auch mal dazu stehen, dass man das ist.
mir persönlich ist dieser austausch von absoluten nichtigkeiten ein horror. dass die leute es schaffen, sich am arbeitsplatz täglich gegenseitig mit floskeln abzufüllen, die man sich schlicht sparen könnte, lässt mich täglich schaudern. ich fange glaubs mal an diese sätze zu sammeln. mehr als 100 verschiedene können es nicht sein.
mich hat mutterschaft auch in ein ganz anderes universum katapultiert, da hat sich auch manch einer gewundert. ich selber auch. das ist keine krankheit 😉
“ ich fange glaubs mal an diese sätze zu sammeln. mehr als 100 verschiedene können es nicht sein.“
Ja, bitte ein Beispiel! 😀
„Ach, ist das wieder müdes Wetter heute…“
hihi exakt.
mein favorit ist „ja ischereinfeinehund? ja ischereinfeinehund? ja ischereinfeinehund? hä? hä? bisch du das? ja bisch du das?“ ARGH
täglich!
Jeden Morgen; „Und wie geht es Dir? Das ist das Wichtigste!“
Bei Arbeitsbeginn: „Und? Etwas Neues“
Antwort: „War über Nacht nicht in der Firma“
„“ja ischereinfeinehund? ja ischereinfeinehund? ja ischereinfeinehund? hä? hä? bisch du das? ja bisch du das?“
Hahahahaaaa, ich schmeiss mich grad sowas von weg!!!!
Naja, wirklich lustig wird’s, wenn der feine Hund antwortet: „Naja, heute geht’s mir nicht so toll, die junge Katze wollte die ganze Nacht mit mir spielen und hat mich nicht schlafen lassen.“
@tina, also mir müssten Sie doch noch einmal etwas genauer erklären, was per se prüde daran ist, wenn man seine Privat- und insbesondere seine Intimsphäre nicht mit jedermann teilen will. Und ob es, umgekehrt, ein Zeichen von Freizügigkeit ist, wenn man keine Probleme hat, mit dem Buschauffeur oder der Coiffeuse über triefende Brüste, geschnittene Dämme etc. zu sprechen.
Schambesetzte Prüderie ist in meinen Augen etwas völlig anderes als der Unwille, natürliche Körperbefindlichkeiten in Allerweltsgesprächen auslassen zu wollen.
Wie häsch?
Momol. Du?
Mmm.
mila, ich bin selber auch spröde. der duden liefert als synonyme für prüde: altmodisch, bieder, gehemmt, genant, nicht frei/locker, reserviert, [schamhaft] zurückhaltend, schüchtern, spröde, steif, unsicher, verklemmt, verkrampft, verschämt; (umgangssprachlich) genierlich; (abwertend) altjüngferlich, tantenhaft, zimperlich
Oh, „steif“, soso, höhö!
(Ok, unterste Schublade, ich weiss.)
Nun ja, prüde und reserviert sind in meinen Äugen doch noch zwei Paar Schuhe, Duden hin oder her. 😉
Noch interessanter als die Fragen, fand ich aber wie die Autorin schreibt, das unglaubliche Mitteilungsbedürfnis der Mitmenschen, wenn man selber Mutter wird/ist. Da sitzt man mit einem 8. Monats-Bauch beim Coiffeur und bekommt eine detaillierte Schilderung der Vasektomie des Ehemannes der Coiffeuse zu hören. 70jährige Frauen im Bus erzählen Dir von ihren Stillproblemen vor über 40 Jahren und der Arbeitskollege orientiert Dich täglich genauestens über die Verdauungsprobleme seiner schwangeren Freundin. Spannend, wie die Leute überhaupt dazu kommen.
Ist doch ganz einfach: Menschen erzählen gerne von sich (man nennt es auch Austauschbedürfnis), und als Schwangere kriegt man dann halt solche Geschichten zu hören. Als ältere Kinderlose übrigens nicht selten auch, einfach in anderen (Mahn-)Variationen. Muss man sich darüber aufregen? Nein, weil es menschlich ist, Anteilnahme zu zeigen, wenngleich dies manchmal unerwünschte Formen annimmt. Die Wahl, ob man sich auf derartige Austäusche einlässt, sie höflich (oder unhöflich) unterbindet oder einfach innerlich auf Durchzug stellt, liegt glücklicherweise immer noch bei einem selber.
Ich reg mich nicht auf, es stört mich auch nicht, ich finde es amüsant und bin einfach jedes Mal erstaunt, weil es halt doch privat ist. Und ich spreche eben nicht vom Freundeskreis, sondern von Fremden oder flüchtig Bekannten Nur bei meinem Arbeitskollegen dachte ich: „Würde mein Mann meine Verdauung mit seinen Arbeitskollegen besprechen, würde ich ihn umbringen!“ Ich habe ihn dann auch gefragt, ob seine Freundin das weiss und da merkte er, dass es vielleicht trotz seiner Freude etwas zuviel war;-) Spricht jemand über sich selber, darf er das von mir aus.
Nun ja, ich bin in meinem lebensweltlichen Alltag ein eher privater Mensch und musste insofern erst lernen, das andere da weitaus offener sind und somit meine Grenzen ’notwendig‘, aber selten böswillig überschreiten. Sprich: meine Gelassenheit ist zu einem guten Teil antrainiert. 😉
Es braucht etwas gesunden Menschenverstand um die Linie zwischen Interesse und Übergriffen zu sehen und klar zieht sie jeder irgendwo anders. Ich bin der Meinung, dass allgemeine Fragen völlig ok sind: Stillst Du?, Wie läuft es mit dem Essen?, Nimmt das Kind zu? etc. sind ok. Details wie „Hast Du keine Probleme mit blutigen Brustwarzen?“ gehen zu weit, ausser man ist eng befreundet. Mich hat es auch nie gestört, wenn mich jemand fragte, ob ich eine gute Geburt hatte. Als die Verkäuferin in der Bäckerei sich aber explizit nach meinen Damm erkundigte, war das ein No Go.
Ich finde es prüde, ja. Ist doch schön, wenn andere die Freude teilen und sich für Sie interessieren? in vielen Fällen steht immer das Kind im Mittelpunkt, keiner fragt die Mutter wie es ihr geht. Da ist es doch toll, wenn man sich für Sie und ihr Befinden (auch wenn es das Stillen anbelangt) interessiert! Ich habe immer offen geantwortet und mich auch gefreut, dass ich so viel über den Nachwuchs und mich sprechen konnte 🙂
Ich stelle fest, je öfter ich diesen Blog lese, desto weniger will ich Vater werden!.
Diese Art von Fanatismus ( oh mein Gott da hat eine japanische Touristin mein Kind fotografiert! ) den immer mehr Eltern an den Tag legen wiedert mich ehrlich gesagt an. Irgendwie scheint mir, geht die Objektivität gänzlich flöten.
1. Wenn ein Pädo Kinder sehen will geht er ins Internet und schaut sie sich nackt an und fotografiert nicht ihr schlafendes Kind im Migroswägeli.
2. Freuen sie sich doch einfach darüber das sich überhaupt jemand für sie & ihre neue Rolle als Mutter interessiert.
Super!! Matt, du gefällst mir! Durfte dank deinem Kommentar endlich mal lachen beim Lesen dieses Blogs. Schade bist du nicht Vater, hier wurde doch unlängst ein Papablogger gesucht, da sähe ich bei dir Potential.
Ich gehe mit dir einig, es ist wirklich schlimm, habe gerade heute gedacht, jetzt les ich diesen Blog nicht mehr. Es nervt nur noch. Trotzdem kein Grund, nicht Vater zu werden. Eltern sein ist grossartig! Und extrem lustig.
Das kann man auch anders sehen, Matt. Es geht vorallem der Respekt vor dem Gegenüber flöten und wann stelle ich welche Fragen. Das sind Dinge, die mit Anstand, Erziehung, Bildung und Einfühlungsvermögen zu tun haben. Aber wem das egal ist, findet hier immer genügend Themen um sich zu ergötzen und aufzuregen. Ein gutes Zeichen des Wertewandels. Sie lesen ja immer mal mit und das stimmt doch zuversichtlich. Im Mamablog werden halt die Dinge des Alltags etwas überspitzt dargestellt, damit der Blog eben Echos auslöst. Vermeindliche Banalitäten können einen Shitstorm aiuslösen u umgekehrt. 😀
@Widerspenstige: ach, die meisten Themen / Diskussionen hier auf dem Blog sind doch wirklich absurd! alles wird völlig aufgebauscht und übertrieben. Wenn jemanden mal etwas komisches / unangenehmes passiert, ist gleich von „ständig“ die Rede. Vielleicht ist diesen Eltern einfach langweilig? Weil sie mit ihrer family nur noch zuhause hocken und nichts mehr passiert in ihrem Leben, was der Rede wert wäre? Ich wohne in der Stadt Zürich, habe 2 Kinder, mit denen ich oft im öffentlichen Raum unterwegs bin; ich weiss wirklich nicht, von was die Leute hier reden. Mit passieren solche Sachen nie.
Besten Dank fürs Kompliment Lenalina 🙂 Ich habe eigentlich eher damit gerechnet Häme für meinen Kommentar zu ernten.
Es beruhigt mich allerdings sehr zu wissen dass es auch noch ein paar wenige „unaufgeregte“ Eltern wie dich gibt!
@Widerspenstige: Folgende Situation. Eine Frau steht weinend irgendwo in der Stadt. Ist es jetzt „anständig“ die Frau in ruhe zu lassen ( hoffentlich spricht sie mich nicht an ) oder ist es jetzt „anständig“ die Frau nach ihrem Befinden zu fragen?
Ich habe den Eindruck das es in unseren Tagen leider eher in die 2. Richtung läuft.
Ich bin eine kommunikative Person und habe mit diesen Tendenzen grosse Mühe.
Meiner Ansicht nach sollten wir alle wohl eher ein bisschen mehr miteinander reden ( soll angeblich das Zusammenhaltgefühl fördern )
Ganz ehrlich bin ich da eher Lenalinas Meinung und gehe davon aus das die Kolumnistin hier mit ihren Schilderungen klar übers Ziel hinausschiesst und damit dieses Verhalten „sich um seine eigene Sache zu kümmern“ unnötiger weise fördert.
– Fragen zum Stillen und Fragen zur Breifütterung sind nicht dasselbe, weil Stillen mit den sekundären Geschlechtsmerkmalen zu tun hat und dadurch indirekt mit Sex. Sex-Themen erregen die Gemüter immer stärker, im Positiven wie im Negativen.
– Wir leben in einer Gesellschaft in der Frauen die Form ihrer Brüste und einen nackten Ausschnitt zeigen dürfen (beim öffentlichen Stillen / am Strand auch mehr). Dass man auch freizügiger über Brüste/Stillen etc. redet finde ich nur natürlich. Individuelle Standards bez. Freizügigkeit und Diskretion sind manchmal nicht kompatibel, muss man akzeptieren.
Danke für diesen unaufgeregten Beitrag. Genau so ist es.
Etwas weniger Empörtheit bei den leicht Betupften wüder ich mir schon wünschen. Lieber direkt sagen, wenn es zu viel wird, als einen Blogbeitrag daraus zu machen.
Ich finde es nicht falsch, über Stillen, Brüste, usw. zu reden und die Autorin auch nicht, wenn ich sie richtig verstehe. Falsch ist, wenn man plötzlich mit Leuten die man kaum kennt, über diese Dinge reden muss. Eigentlich wäre es ganz einfach: Mit den Leuten mit denen man vor der Schwangerschaft über Sex, Monatszyklus, Partner, usw. geredet hat, mit denen redet man nach der Geburt auch über Stillen usw. Alle anderen geht es nichts an! Bei allen anderen rate ich Ihnen: Fragen Sie je nach Alter und Lebensumstände mit intiem Fragen zurück!
Also was darf man jetzt? Fragen wie es dem Kinde geht? Oder sich jetzt doch erkundigen nach seinen wahnsinnig kleinen Fusszehennägelchen? Oder würde das jetzt schon wieder zu weit gehen? Auf unangenehme Fragen kann man ja auch einfach nicht antworten. Aber der Schluss dünkt mich in typisch weiblicher Manier ein bisschen widersprüchlich.
In dieser Zeit war ich mehr fuer die Infrastrukur zustaendig. Ich habe die Milchpumpe organisiert, geholfen diese Inbetrieb zu nehmen, reinigen. Erste Milchverteilung und Lagerung. Nebst dem noch seelische Unterstuetzung bei Problemen.
na klar ist das ein wenig prüde, aber am Ende können Sie auch sagen, wenn ihnen etwas zu privat wird. Prüde sein ist nicht das Problem, schlimm finde ich es eher, wenn sich Leute alles gefallen lassen, aus aufgesetzter Höflichkeit gegenüber von Leuten, deren Meinung man eigentlich nicht wertschätzt. Etwas mehr Humor würde auch nicht schaden – wie wärs mit einfach mal frech zurückfragen? (wenn Sie es mit nem Mann zu tun haben, können Sie sich ja nach Prostataproblemen erkundigen…)
Der ist lustig; „(wenn Sie es mit nem Mann zu tun haben, können Sie sich ja nach Prostataproblemen erkundigen…)“
Falls sie an mich gelangen würde, würde ich ihr sogar ehrlich Antwort geben. Sehe eigentlich kein Brüstegesprächsproblem und auch kein Prostatagesprächsproblem.
Wann ist das eigentlich passiert, dass man über völlig natürliche Dinge nicht mehr sprechen kann?
@ Issey
Seit die Menschen den Unterschied zwischen der Öffentlichkeit, der Privats- und der Intimsphäre entdeckt haben;-)
Seien Sie ganz ehrlich: Sie wären nicht irritiert, wenn sie Ihre Nachbarin treffen würden und sie sagen würde: „Guten Morgen, Frau Issey. Wie geht es Ihnen heute? Es ist ja wirklich tolles Wetter. Ich habe heute früh Ihren Mann gesehen, der sah ja richtig glücklich aus. Wie ist denn ihr Sexleben so, offensichtlich sehr aufregend, wenn er so grinste? Keine Probleme diesbezüglich?“
@13: Sie müssen die Frage anders stellen, Issey ist ein männlicher Geschlechtsvertreter. 😉
Oh, Entschuldigung, das wusste ich nicht. Also nochmals;-):
“Guten Morgen, Herr Issey. Wie geht es Ihnen heute? Es ist ja wirklich tolles Wetter. Ich habe heute früh Ihre Fraun gesehen, sier sah ja richtig glücklich aus. Wie ist denn ihr Sexleben so, offensichtlich sehr aufregend, wenn sie so grinste? Keine Probleme diesbezüglich?”
Das ist jetzt lustig!
Da woh ich wohne hatten wir tatsächlich nicht nur einmal solche Gespräche und nicht nur mit den einen Nachbarn, sondern auch schon in der ganzen Gruppe! 🙂 Ich sehe schon, Sie wären bei uns der kauzige Nachbar den es überall gibt! 😉
Mit einem echtem Interesse an mir stört mich das wirklich nicht und das ist wohl das, was die Schreiberin unangenhem findet; das echte Interesse an ihr und ihrem Nachwuchs! Aber selbstverständlich darf sie darauf bestehen, nicht darüber zu sprechen.
Ich möchte noch anfügen, dass ich schon verstehe, wenn jemand Intimität weiter fasst. Mein Vater verstand z.B. auch nie, wie man nur so offen sein kann. Doch wie soll man bei anderen sehen, was sie als schützenswerte Intimität beurteilen? Es gibt keine allgemeingültige Regeln dafür. Das muss man einfach aushalten und wenn nötig, seinem Gegenüber mitteilen, dass etwas nun zu weit geht. Ich sehe hier wirklich kein Problem von den anderen, sondern eher bei der Schreiberin. Brüste sind, unter anderem, nun mal zum Milchgeben da und das gehört natürlichgerweise zum Mensch sein dazu.
@ Issey
Die kauzige Nachbarin, wenn ich bitten darf;-) Nein, bei einem solchen freundschaftlichen Verhältnis sähe ich damit auch kein Problem. Davon war aber kaum die Rede, sondern von ganz oder zum grössten Teil fremden Personen. Da wage ich auch das echte Interesse ein bisschen in Frage zu stellen.
Der Artikel stammt von einer Musikerin und soll prüde sein? Sonderbares Verständnis haben Sie, was Prüderie überhaupt ist, Jana. Gerade solche musischen Menschen sind doch sooo aufgeschlossen, offen, direkt und kennen doch keine Tabus, nicht wahr? Wie ist das denn jetzt erklärbar? Würde mich doch interessieren, wieso ausgerechnet eine Musikerin so etwas als störend finden kann…
Issey, Sie wohnen anscheinend an einem Ort, wo die Nachbarn sich nicht nur in der Waschküche und zum Grillfest treffen oder zufällig im Treppenhaus/Lift. Sind wohl gemischte Kulturen darunter oder irre ich mich?
Ja @Widerspenstige, Ich wohne eher ländlich in einer alten Fabrik mit Loft’s drin und eben solchen Leuten. Sieht bei uns von aussen eher nach Komune aus. Doch glaube ich nicht, dass ich verantwortlich bin, wenn ich im Hirn einer x-beliebigen Person nicht lesen kann, wo ihre Linie zur Intimität verläuft.
Zudem bin ich in einem Dorf aufgewachsen wo es rundum Hochleistungsbrüste an Kühen gab! 🙂
Eventuell liegts ja daran, dass ich Brüste zur Nahrungsherstellung und Nahrungsaufnahme natürlich auffasse.
Sie sprechen mir (als Mann) so aus der Seele, Frau Kohler. Jedermann/jedefrau muss zu diesem Thema den Jungeltern etwas sagen.“ Hoi, wie geht’s? – Gut – Stillst du?“ x-mal erlebt. Dabei geht es wirklich niemanden etwas an, ob man das Baby nun stillt oder Schoppen gibt.
Ein anderes Thema, was so richtig nervt ist, dass wildfremde Leute einfach ungefragt in den Kinderwagen fassen und das Baby streicheln…
Was man als junge Eltern so erlebt ist einfach unglaublich. Gewisse Leute haben einfach keinen Anstand
Ich kann die Frau gut verstehen. Aber provoziert nicht die Einstellung „ich stille wann und wo ich will“ nicht solche anteilnehmenden Fragen?
Denke ich nicht wirklich… Ich habe alle meine Kinder oeffentlich gestillt, wenn es nicht umgehbar war. Im Freundes-/ Bekanntenkreis sowieso, da war das nie ein Problem- und trotzdem habe ich nie solche Fragen von Fremden erlebt.
Ich selbst wuerde auch nie eine fremde Frau auf solche Dinge ansprechen- auch nicht wenn sie neben mir stillen wuerde.
Genau meine Erfahrung.
„ich stille wann und wo ich will“. Das ist so eine absurde Unterstellung. Das Kind wird nicht in der Öffentlichkeit gestillt weil wir Frauen exhibitionistisch sind oder es uns Spass macht, sondern weil das Baby HUNGER hat und sonst brüllt wie am Spiess. Und wir Mütter das erste lebenshalbjahr mit Baby nicht ausschliesslich Zuhause verbringen möchte. Und nein, man kann sich nicht den Tag nach den Essenszeiten des Kindes einrichten, denn ein dreimonatiges trinkt nicht im vierstunden Rhythmus. Sondern einmal nach 3 Stunden, dann schon nach 1 Stunde wieder.
@Lenalina:
Jeckmann hat schon recht. Es gibt Frauen, welche bewusst überall stillen. Sei es im 5*-Restaurant, in der vollen S-Bahn. „Hier bin ich, hier stille ich, Punkt“. Dies muss nun wirklich nicht sein.
Und wenn man es so macht, muss man sich wirklich nicht wundern, reden alle mit.
Klar, das Kind hat Hunger. Klar muss man es dann stillen. Aber man kann dies dann auch ein bisschen diskret machen.
@ Stevens
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Restaurant und bestellen sich ein Schnitzel mit Pommes. Dann kommt die Frau vom Nachbarstisch und macht Sie darauf aufmerksam, dass Salz und Fett in den Pommes doch sehr ungesund sind und befragt Sie zu ihrem Gewicht. Anschliessend spaziert noch ein Herr zu ihrem Tisch, um mit ihnen über die Tierhaltung zu diskutieren. Und beim Bezahlen fragt der freundliche Kellner, wie es ihrer Verdauung nach dem Essen geht. Nach ihrer Logik ist das alles ok, schliesslich haben Sie das SchniPo in der Öffentlichkeit gegessen;-)
Ob es angezeigt ist in der Öffentlichkeit zu stillen oder nicht, wurde im Mamablolog unlängst kontrovers und ausgiebig diskutiert. Darum gehts doch hier überhaupt nicht. Ich persönlich erfreue mich am Nachwuchs in meiner Verwandt- und Bekanntschaft. Ich würde aber schon meine Schwester nicht nach Stillproblemen fragen. Wenn sie davon berichtet, kein Problem, aber fragen, nie! Geht mich genaus so wenig an, wie die Frage ob sie nach der Geburt nun schon wieder mit ihrem Mann verkehrt.
Unglaublich, dass man sich da als stillende Mutter immer wieder rechtfertigen muss. DAS nenne ich prüde und weltfremd!
Hm, ich dachte immer, stillende Frauen in der Öffentlichkeit stören mich nicht. Tun sie auch nicht, trotzdem fand ich sehr sehr seltsam als ich letzte Woche in überfüllten, sehr lauten Restaurant um 12 gegessen habe und neben mir zwei Frauen sassen, von denen eine ohne Hemmungen auspackte und das Kind stillte. Das fühlt sich einfach nicht richtig an.
Zudem musste ich an meine – überhaupt nicht prüde – Mutter denken, die uns Kinder jeweils wegschickte, wenn sie das Jüngste stillte. Argumentation: Das ist ein intimer Moment zwischen dem Baby und mir, da habt ihr nichts zu suchen.
Yep.
@ Kathy
Es fühlt sich nicht richtig an, dass ein Baby in einem Raum, welches für das gemeinsame Essen eingerichtet wurde, zur üblichen Essenszeit, isst? Hmmm.
Hm, ich stimme insofern überein, als dass man es auch diskret machen kann. Soll nicht heissen dass man sich verstecken muss, aber man kann es auch so machen, dass man von der Brust nichts sieht. Stillen in lauten, übervollen Restaurants und voller S-Bahn fände ich selber auch unangenehm, aber ich denke dass ein kleines Baby dort grundsätzlich nicht hinpasst. Man kann sich mit kleinen Babys auch an ruhigeren, weniger hektischen Orten aufhalten, da wird sich das Baby wohler fühlen und man kann auch besser / ruhiger stillen.
@Kathy: viel lieber rasch „auspacken“, hungriges Baby ruckzuck andocken, statt es vor Hunger unnötig rüllen zu lassen… Ersteres ist letztendlich für ALLE Anwesenden (Kind, Mutter, Gäste) viel angenehmer, trotz für ein paar Sekunden sichtbarer Haut ;).
Aber grundsätzlich finde ich alle Frauen, die öffentlich (und einigermaßen diskret) stille einfach nur SUPER! Es sollen sich bitte alle daran gewöhnen, dies sollte nichts anderes als NORMAL sein. Man kann nicht einerseits fordern dass Frauen stillen sollen, dann soll sich aber bitte eine Frau schämen müssen wenn sich öffentlich stillt. Oder sie ist dazu verdammt, ausschliesslich zuhause zu hocken, so dass ihr das Stillen nach spätestens 2 Monaten verleiden wird…
@Kathy: Die Mutter stillt ein Grundbedürfnis, sie ernährt ihr Baby. Es macht nichts anderes als essen, genau wie die anderen Gäste auch. Wieso ist es nicht richtig, wenn auch Babys ab und zu auswärts im Restaurant essen und trinken? Was ist daran so schlecht, so falsch? Wieso soll ausgerechnet den Jüngsten dieses Recht verwehrt werden? Und wie stehts in diesem Fall um sogenannte Schoppenkinder?
Die Leute fragen ja nicht um Dich zu belästigen. Vielen Leuten ist einfach bewusst, was Dir eben erst bewusst wird, nämlich die Veränderung die sich durch ein Baby ergeben. Sieh’s einfach als Feeback-Möglichkeit auf die Du gerne auch ohne jemanden zu brüskieren mit, „Danke der Nachfrage, kein Problem“ antworten kannst.
Ich bin eher diskret und ebenfalls meist erstaunt wer wie solche Themen anspricht.
Meist bin ich aber noch erstaunter wie unerwartet suverän manche Mütter damit umgehen.
Beim zweiten Kind wird’s einfacher.
Alles Gute an Kind und Mutter.
Jaaaaa, ich finde Sie steif und prüde. Aber das ist nichts neues in unseren Breitengraden: ich hab hier schon etliche Artikel gelesen (fremde Kinder berühren oder gar photographieren ist das Hinterletzte etc.), wo ich mir Spontanität, Lebenslust, Freude und einfach mehr zwischenmeschliche Wärme wünsche in der Schweiz. Bitzeli weniger Bünzlitum per se und v.a. die Angst vor den bööösen fremden Frauen + Männer (die sich nicht im gleichen sozialen Umfeld bewegen wie die Angesprochene) abschwächen. Macht das Leben symphatischer und solche Artikel hinfällig. Und ja, die Geburt ist erst der Anfang..
das hat doch nichts mit steif und prüde zu tun. Ich möchte auch nicht von wildfremden Menschen darauf angesprochen werden ob ich genug Milch habe und über Schlupfwarzen und ausgelaufene Stilleinlagen will ich mit denen auch keine Diskussion führen. Oder wie würde es gefallen wenn ich fragen würde obs im Bett noch gut läuft oder ob schon mit Erektionsschwierigkeiten gekämpft werde? Es gibt einfach Sachen auf die spricht man nicht einfach wildfremde Menschen an und dazu gehören für mich eben solche Sachen.
Also ich hatte nie solche Probleme- bei all meinen drei Kinder. Es haben mich nie wildfremde Personen auf solche Dinge angesprochen. Bekannt haben hoechstens mal gefragt, ob ich stille/ noch stille etc… und diese Frage finde ich nicht schlimm- sie kam auch immer von Frauen, die selber Muetter waren. Und ja- unter Freundinnen oder Muetter mit Kinder im selben Alter haben wir dann auch mal ueber die Details geredet, was ich auch voellig normal finde und fuer mich kein Tabu ist. Austausch mit anderen gehoert fuer mich dazu. Wer nicht will, muss ja nicht.
Ich glaube, es geht dabei nicht nur um wildfremde Menschen. Mich (Mutter eines Säuglings) irritiert es auch, wenn die Form meiner Brustwarzen von meinem Vätern, Brüdern, Kollegen kommentiert wird. Und es stört mich, wenn sie den Kopf von meinem Baby streicheln, wenn ich am Stillen bin. Meine Brüste sind immer noch Privatsache.
Sie sollten Anstand nicht mit Bünzlitum, und zwischenmenschliche Wärme nicht mit Distanzlosigkeit verwechseln, Arwen.
Ich sehe das ähnlich wie Arwen. Die Nahrungsaufnahme ist ja schliesslich ein wichtiger Bestandteil, also frage ich danach.
Me three.
Sexualität, Einkommen und Beziehungssituation sind auch wichtiger „Bestandteil“ und Sie fragen nicht danach, oder?
@Stranger – nicht so wichtig wie Nahrung, da sind wir uns doch hoffentlich einig?? 😉
Danke!