Und wo bleibt der kompetente Unterricht?
Dieser Beitrag ist Teil der Serie #Schulewohin. Der «Tages-Anzeiger» beleuchtet im Monat Mai die grössten Herausforderungen der Volksschule.
Ein Gastbeitrag von Patrick Hersiczky*

Kompetenzen statt Faktenwissen sollen die Lehrer vermitteln: Sekundarlehrerin in Disentis. Foto: Arno Balzarini (Keystone)
Als Lehrer werde ich regelmässig beurteilt. Im Rahmen dieser Mitarbeiterbeurteilung (MAB) gibt es Gespräche und Unterrichtsbesuche. Bei der Abschlusssitzung meiner letzten MAB sagte man mir: «Sie unterrichten sehr kompetenzorientiert, so wie das der neue Lehrplan 21 vorschreibt.» Ich war überrascht und fiel zugleich in eine temporäre Entscheidungskrise. Ich überlegte: Ist das nun gut? Dem Tonfall der beurteilenden Fachperson nach, ja. Doch es plagten mich auch Zweifel: Viele meiner Berufskollegen sind gegen diesen neuen Lehrplan 21, der sich nicht mehr für Faktenwissen, sondern für sogenannte Kompetenzen interessiert. Was das bedeutet, zeigt ein Beispiel aus dem Bereich Geschichte. Zu einem Lernziel gehört etwa Folgendes:
«Die Schüler können die Geschichte von ausgewählten Institutionen und Menschen erzählen, die sich im 20. und 21. Jahrhundert für Freiheit, Frieden, Wohlstand, Gerechtigkeit oder nachhaltige Entwicklung einsetzten (Bertha von Suttner, Martin Luther King, Mutter Theresa, Nelson Mandela, Mahatma Gandhi).»
Das klingt gewiss spannend. Mich hat der unerschrockene Freiheitskämpfer Nelson Mandela schon immer fasziniert. Und Mutter Theresa war so etwas wie die Barmherzige aller, die das Elend der Armut beklagten. Doch ob dies für meine Schüler ebenso interessant ist, bezweifle ich. Ehrlich gefragt: Wissen Sie, wer Bertha von Suttner ist?
Der Lehrplan 21 setzt zu viel Wissen voraus und ist zu komplex in der Umsetzung, weil er zu zu wenig konkret in den Anforderungen des Schulwissens ist. Das heisst: Schüler müssen Kompetenzen erlangen, wie man Wissen aneignet. Der eigentliche Inhalt tritt dabei in den Hintergrund. Doch um Inhalte geht es im täglichen Unterricht.
Kürzlich habe ich im Geschichtsunterricht die DDR behandelt. Dabei war ich froh, wenn die Schüler nur schon zwischen Osten und Westen unterscheiden konnten und nicht als Prüfungsantworten notierten, dass beim Bau der Berliner Mauer die Menschen von Westen nach Osten geflohen sind. In solchen Situationen weiss ich nie: Nimmt man mich aufs Korn oder liegt es an meinem Unterricht? Dabei habe ich dieses Mal auf den Film «Good Bye, Lenin» verzichtet, in welchem Sohn Alex seine Mutter, die wegen eines Schlaganfalls den Mauerfall verpasst hat, mit einer Notlüge nicht in Aufregung versetzen will: «Bürger der BRD fliehen vor dem kapitalistischen Konkurrenzkampf in die DDR.»
Aber bitte: Ich möchte mich nicht über meine Schüler lustig machen. Im gleichen Alter fragte ich meinen damaligen Lehrer, wie das mit West-Berlin sei. Er antwortete mir, dass diese Stadt wie eine Insel sei, wobei er es ziemlich treffend erklärt hatte. Nur hat er wohl nicht berücksichtigt, dass ich mir in meiner kindlichen Naivität etwas anderes unter dem Begriff Insel vorgestellt habe. Das Label «Made in Western Germany» faszinierte mich deshalb immer besonders, weil ich mir vorstellte, dass diese Ware aus Übersee stammen musste.
Man kann den Schülern nicht vorwerfen, wenn sie 25 Jahre nach dem Mauerfall nicht mehr genau wissen, wo die Kommunisten geherrscht haben und wer der Letzte war, der das Licht im Palast der Republik löschte. Wenn man heute die von Helmut Kohl beschworenen blühenden Landschaften im Osten besucht und diese mit dem Ruhrgebiet im Westen vergleicht, kann man schnell die DDR mit der BRD verwechseln.
Für manche Schüler ist es deshalb immer noch besser, wenn sie wissen, dass die Berliner Mauer 28 Jahre lang eine unüberwindbare Grenze gewesen ist. Und dass Menschen an dieser Mauer gestorben sind, weil sie nur eines wollten: Freiheit. Solche Fragen interessieren meine Schüler, und sie sind neugierig, wollen wissen, wie das war, in einem totalitären Staat zu leben. Das sind die erhellenden Momente, die mir bestätigen: Darum bist du Lehrer geworden!
Aber wie will ich das in einer Prüfung objektiv beurteilen? Manchmal ist es einfacher, wenn man fragt: «Wie lange hat die Berliner Mauer Ost und West getrennt?» Oder: Welche Länder haben Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg besetzt? Hierauf können meine Schüler klare Antworten geben und ich Punkte, wenn es korrekt ist. Aber ob das auch einen kompetenten Unterricht bedeutet?
*Patrick Hersiczky ist Sekundarlehrer und nebenberuflich freier Journalist bei der «Aargauer Zeitung». Er ist Vater zweier Kinder (13 und 15) und lebt in Baden.
116 Kommentare zu «Und wo bleibt der kompetente Unterricht?»
Der „Lehrplan 21“ stellt tatsächlich hohe Anforderungen an die Lehrpersonen. Entsprechend diesen Anforderung muss auch die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer an den Pädagogischen Hochschulen (PH) anspruchsvoll sein. Nun sind die Arbeitsbedingungen der Dozentinnen und Dozenten an den PHs keineswegs optimal: Häufig liegt die Pflichtlektionenzahl über den Pflichtlektionen der Gymnasien. Man hat vor der Einführung der PHs gross von der „Tertiarisierung“ der Lehrerinnen- und Lehrerbildung gesprochen. Dazu gehörte nicht nur der Titel „Hochschule“, sondern auch entsprechende Arbeitsbedingungen.
Ich finde Kompetenzen wichtig, geil finde ich wenn die Schüler zu faul sind sie anzuwenden. So kann ich später noch besser bei den Steuern bescheissen. Ich fahre mit dem Zug von Thun nach Visp zur Arbeit und die Idioten auf dem Zürcher Steueramt merken es nicht. Ich lach mich wirklich weg. Oder die dummen Lehrer die Geschichte nicht wichtig finden und darüber lachen, aber am Ende behaupten die Christen hätten die Kreuzzüge angefangen. Mir konnte noch keiner dieser Idioten sagen was den die Muslime im christlich-jüdischen Jerusalem gemacht haben, es etwa zuvor erobert? Tragisch das ganze.
Pass auf. „Idioten auf dem Zürcher Steueramt“ ist eine Beleidigung, und dafür können sie Dir verklagen. Dito Lehrer. Mässige Dich.
Bildung heisst, dass die Schüler über grundlegendes Wissen verfügen und dieses auch verstanden haben. Es genügt nicht, die Fahrt der Titanic mit Daten belegen zu können. Die Dreiklassengesellschaft auf dem Luxusdampfer, die neuste Technik von damals mit drahtloser Morseverbindung, die Herausforderung des Schicksals durch die Wahl der Route und die Dramatik der letzten Stunden sind durch Schilderung, Skizzen und Filmausschnitte anschaulich zu vermitteln. Das braucht Zeit und gute Vorbereitung. Die allzu vielen Kompetenzziele des LP21 sind da nur hinderlich und schaffen schädliche Lernhektik.
Das Titanik-Beispiel des Praktikers belegt, dass die Kompetenzorientierung des LP21, sprich der Fokus auf die Anwendung von Wissen (= Kompetenz), den wesentlichen Punkt sinnvollen Unterrichts im Kern trift. Die Frage, ob der LP21 zu viele Kompetenzen einfordert, kann derzeit noch nicht beantwortet werden. Die bei der Erarbeitung involvierten Praktiker waren der Meinung nein. Herr Amstutz würde die Frage mit ja beantworten. Lassen wir die Praxis darüber entscheiden. Würde nach der Erprobung die Antwort positiv ausfallen, würde die EDK den LP21 überarbeiten lassen.
@Hanspeter Amstutz: Rechnen Sie damit, dass der neue Lehrplan mehr beachtet, genauer befolgt, die Umsetzung allenfalls sogar von aussen überwacht wird?
Die Erziehungsdirektoren äussern sich zum Anspruch des LP21 äusserst widersprüchlich. Da ist die Rede von einem Paradigmenwechsel für die Schule (Steuerung über überprüfbare Kompetenzziele) mit viel Weiterbildung für die Lehrkräfte bis zu „nichts Neues unter der Sonne“. Für eine transparente Bildungspolitik ist das ein ziemliches Chaos. Genauso die Lehrerverbände: Seitenweise Kritik am neuen Lehrplan, aber am Schluss ein mutloses „Ja, aber“, um nicht als rückständig zu gelten. Sicher ist nur, dass die neuen Lehrmittel überladen sein werden, um das überrissene Programm erfüllen zu können.
1. Die grossen, wichtigen Lehrerverbände sprechen sich mit einer Stimme für den LP21 aus. Wenn es Kritik von Lehrern gibt, dann meist aus Gründen, die hier nicht vorgetragen werden. Da der LP21 neue Fächer schafft, gibt es „Verlierer“ und „Gewinner*. Die Verlierer (Kochen) melden sich aus verständlichen Gründen zu Wort.
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2. In der EDK sind alle Parteien vertreten. Da die SVP den LP21 als Wahlkampfthema missbraucht, ist von der EDK auch keine geschlossene Meinung zu erwarten.
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3. Schulbücher werden für alle Niveaus geschrieben und werden über die Grundanforderungen hinausgehen müssen.
Christoph Gut, unter den Lehrern habe ich schon einiges an LP21-Kritik gehört. Dass Hauswirtschaft deutlich aufgewertet wird, steht allerdings nicht so in der Kritik. Ja, das Kochen wird etwas gekürzt, dafür kommen wichtige Inhalte dazu. Ich glaube, dass kein Fach eine derartige Aufwertung erfährt wie die Hauswirtschaft.
@Hanspeter Amstutz: Der Paradigmenwechsel zur Outputsteuerung wäre eigentlich das Ziel. Nur gibt der Lehrplan in heutiger Form, zumindest in den Fächern, die ich angeschaut habe, das nicht her. Denn dazu bräuchte es zu den Kompetenzen mess- oder zumindest beobachtbare Standards, die bezüglich des Niveaus überprüft sind. Dahin ist es noch ein weiter Schritt. Entsprechend bleibt man auf halbem Wege stehen. Und es wird Lehrer geben, die sich darauf einlassen, und viele andere, die ihren guten Wein nun einfach in die neuen Schläuche packen.
2) in meinem Fach, dem Sport, ist der Lehrplan wohl bewusst so schwammig gehalten, dass kaum eine Progression über die Zeit sichtbar wird, dass kaum klar wird, welches Niveau denn nun wirklich erwartet wird. Dort erscheint mir klar, dass ohne weitere Hinweise/Handreichungen dieser LP keinerlei Bedeutung in der Praxis erlangen wird. Zumal es dazu auch kein Lehrmittel geben wird.
Das Wesentliche erwähnt allerdings Christoph Gut. Wenn individualisiert Unterricht das Ziel sein soll, wenn alle Schüler angesprochen werden soll, dann kann doch nicht nur über Minimalkompetenzen gesteuert werden.
@Stranger. Das sich Lehrpersonen, die das nicht betrifft, sich nicht negativ zur Hauswirtschaft äussern liegt ja auf der Hand. Ich sehe da jedenfalls auch nicht unbedingt eine Aufwertung.
Ich kann das Dilemma des Lehrers verstehen. Grundsätzlich finde ich esrichtig, dass ein Lehrplan Kompetenzen vermitteln will. Diese sind wertvoller als Faken. Sie snd aber ohne Faten wertlos und so muss ein guter Mitelweg gefundn werden. Ich möchte einml hoffen, dass die Lehrer genug Freiraum haben, um eben diesen Mitteweg einzuschlagen.
Orthographie ist m.E. ein äusserst wichtiger Teil des Faktenwissens. Minimale Kenntnisse der Rechtschreibung sind daher unumgänglich, um einen Text einigermassen kompetent und verständlich herüberzubringen. Zumindest sollte man sich dem Leser zuliebe etwas anstrengen…!
Ich weiss nicht, was die linken Erfinder des Lehrplanes 21 unter Kompetenz verstehen. Als kompetent gelte ich, wenn ich die Fakten kenne und daraus etwas machen kann. Wichtig ist ein breites Faktenwissen und nicht nur die Fakten, welche eniem zu einer bestimmten ideologischen Lösung leiten.
Digitale Kompetenz zeigt sich beispielsweise darin, dass ein Kommentar nur ein Mal gepostet wird.
sehr treffend formuliert, seebueb 🙂
Ich weiss nicht, was die linken Erfinder des Lehrplanes 21 unter Kompetenz verstehen. Als kompetent gelte ich, wenn ich doe akten kenne und daraus etwas machen kann. Wichtig ist ein breites Faktenwissen und nicht nur die Fakten, welche eniem zu einer bestimmten ideologischen Lösung leiten.
„Ich weiss nicht, was die linken Erfinder des Lehrplanes 21 unter Kompetenz verstehen.“ Ja dann lesen Sie es nach. Es gibt eine LP21-Homepage. Oder googeln Sie Kompetenzen. Auch „Rechte“ haben hoffentlich mal lesen gelernt und sind in der Lage, eine einfache kurze Recherche durchzuführen. Hoffentlich.
Ich weiss nicht, was die linken Erfinder des Lehrplans 21 unter Kompetenz verstehen. Jedenfalls gelte ich als kompetent, wenn ich die Fakten kenne und daraus etwas machen kann. Wichtig ist ein breites Faktenwissen und nicht nur diese Fakten, welche einem zu einer bestimmten ideologischen Lösung leiten.
Wir nähern uns einem sachorientierten Dialog. RICHTIG ist, dass man unter Kompetenz die Fähigkeit versteht, Wissen anzuwenden. Dazu gehört Faktenwissen, jedoch nicht nur. Es braucht auch Strategien, um Probleme zu lösen. Nur Faktenwissen allein reicht nicht (deklarativ). Das zeigt die Praxis. Man muss Strategien einüben, also prozedurales Wissen aufbauen. FALSCH ist hingegen die blödsinnige Wahlkampf-Propoganda der SVP, der LP21 oder die Kompetenzorientierung habe mit Politik oder Links-Rechts zu tun. Es ist einfach Empirie, dass Wissen ohne Anwendungsbezug träge und schnell vergessen ist
Ich halte den Kompetenzbegriff nun nicht gerade für eine linke Idee. Ebenso wenig wie die damit verbundene Idee von Normierung, Outputsteuerung und Standard. Wenn schon sind es „linke“, die bei der Umsetzung sich nicht ganz an diese Ideen der Messbarkeit von Bildung gehalten haben.
Aber generell: Wie kommen Sie auf links? Kennen Sie die Lehrplanmacher? Oder sind Leute, die als Lehrer arbeiten, an den PHs, an den Hochschulen, die sich also um die Bildung unserer Kinder kümmern, einfach generell links? In Abgrenzung zu den rechten Stammtischbrüdern, oder was?
Es wäre doch toll, wenn unsere Jugendlichen ein breites Spektrum mitnehmen würden. Nur am Gym Münchenstein fallen im Schnitt wöchentlich zwischen 2-5 Stunden aus… ohne Ersatz, ohne Arbeitsauftrag für die Schüler, Flitterwochen finden während der normalen Schulzeit statt ohne Ersatz aufzubieten, ich bin wöchentlich sprachlos und enttäuscht.
Viele äussern sich gegen den LP21 und gegen Kompetenzen als Lehrziele. Nur: Sie tun dies aus widersprüchlichen Gründen. Den einen führt Kompetenzorientierung zu zuwenig Wissen (SVP), für die anderen erfordern Kompetenzen zuviel Wissen (Praktiker). In beiden Fällen wird jedoch bevorzugt, dass unsere Schüler Faktenwissen lernen, statt Wissen anzuwenden: Es stellen sich jedoch folgende Fragen:
1. Inwiefern ist es relevant und wichtig, dass unsere Schüler wissen, dass die Berliner Mauer 28 Jahre lang stand?
2. Wieso soll eine Zeugnisnote davon abhängen, ob jemand dieses Wissen reproduzieren kann?
Es ist nicht wichtig zu wissen, dass die Berliner Mauer 28 Jahre stand. Wissen sollte man, warum sie 1961 gebaut wurde und warum sie gerade 1989 und nicht 1985 oder viel später fiel.
@Muttis Liebling: Also solltes es in der Schule doch eher darum gehen, Zusammenhänge zu verstehen. Vielleicht anhand einer Biografie der ersten Friedensnobelpreisträgerin. Dabei werden Fragen aufgeworfen: Warum gab es erst ab dem 20 Jh. sowas wie einen Friedensnobelpreis? Das gilt für jedes die Welt erklärende Fach (Realien). Stellen Sie sich vor, Ihr Sohn müsste in der Naturkunde an einer Prüfung die Dichte von Gold (19300kg/m3) auswendig aufsagen müssen. Der Bezug zur Aktualität mit der Goldinitiative wäre zwar gegeben. Aber eben: Ist dieses Wissen relevant und nutzbar?
Wir hatten an der Kantonsschule einen Geschichtslehrer, der in Prüfungen keine konkreten Wissensfragen gestellt hat. Entweder hat er uns eine historische Quelle gegeben, und wir mussten aufschreiben, was wir daraus herauslesen können, oder wir mussten einen Aufsatz zu einem geschichtlichen Thema schreiben. Das war sicher nicht einfach zu beurteilen, und für meine Noten war es auch nicht gut, da ich talentierter war darin, Wissen auswendig zu lernen, als Geschichten zu schreiben. Trotzdem denke ich, dass ich bei diesem Lehrer viel mehr gelernt habe, als bei vielen anderen.
Und wann war das? Diese Prüf- (und Arbeits)methode sollte mittlerweile normal sein an der Kanti.
Gute LehrerInnen machen guten Unterricht. Schlechte LehrerInnen machen schlechten Unterricht. Egal mit welchem Lehrplan im Hintergrund.
Für mein einzelnes Kind, ist es doch viel wichtiger, dass es zu einer guten Lehrperson kommt als mit welchem Lehrmittel/ nach welchem Lehrplan es unterrichtet wird. Den sollen die Experten auskaspern, mir ist das wurscht.
Da hat die Bertha von Suttner aber Glück gehabt, dass sie den Nobelpreis erst kurz vor dem Rentenalter erhalten hat. Sonst wäre sie für das 20. / 21. Jahrhundert nicht mehr relevant gewesen und hätte sich mit Marx und Garibaldi bei den Grössen des 19. Jahrhunderts einreihen müssen.
ich bin angelinas meinung.
zudem sollte das problem auch an der wurzel angepackt werden. wieviele lehrer gibt es, die pädagogisch eine absolute null sind!?!
die lehrer sollten erst einmal richtig ausgebildet werden und auch verstehen lernen, wie ein jugendlicher wirklich „funktioniert“. wie kann ich sie mit einem thema packen, wie bleibt es spannend, interessant und bleibt im gedächtnis. da nutzt alles nichts, wenn man als erwachsener ghandi oder sutter interessant findet, es den jugendlichen aber null interessiert und der lehrer auch nicht fähig ist, dies ansprechend zu lehren…
Es gibt in jedem Fach Wissen, ohne das es nicht geht und Wissen, das der Lehrer vermitteln kann oder nicht. In meinem Französischunterricht am Gymi komme ich nicht darum herum, meinen Schülern gewisse Grammatikthemen beizubringen, in anderen Bereichen bin ich aber völlig frei, wie zum Beispiel in der Literatur. Nach vier Jahren Literaturunterricht WISSEN und KENNEN meine Schüler ganz vieles nicht, aber sie verfügen über verschiedene KOMPETENZEN, die sie befähigen, verschiedene Texte zu verstehen und zu analysieren.
Vielleicht wieder mal für einen Kurs/eine Fortbildung bei der nächsten PH anmelden. Oder ein paar aktuelle Artikel aus der Pädagogik zu Gemüte führen. Ganz ohne Empirie geht’s halt doch nicht.
lustigerweise sprechen ja gerade leute mit etwas mehr geld zur verfügung, als nötig wäre, mit ihren kindern nicht übers budget. weil sie nicht wissen wie sie das rechtfertigen sollen vermutlich. warum eigentlich?
ich weiss nur noch wie ich früher als kind in der schule war und solche geschichtsthemen haben mich damals überhaupt nicht interessiert, dementsprechend wenig wurde davon auch abgespeichert. jetzt interessiert es mich und ich lese von alleine mehr darüber.
aber für kinder oder jugendliche?! ich finde man sollte vermehrt zu den basics zurückkehren. gut lernen zu lesen, schreiben, rechnen, eine fremdsprache, sport und VORALLEM dinge die man im leben braucht. alltägliches. zum beispiel, wie fülle ich eine steuererklärung aus? ich haushalte ich mit meinem arbeitslohn das ich….
Geschichte, verstanden z.B. als Grundlage zur Staatskunde, gehört nicht zu den Basics?
@sportpapi
meine basics sind die, welche ich persönlich am wichtigsten finde. natürlich gehört staatskunde auch dazu. aber ich denke sie wissen was ich mit meinem kommentar gemeint habe, oder?!
Ja. Tönt gut, auch wenn vieles davon in meinen Augen zu Hause, und nicht in der Schule gelernt werden soll. Das Problem ist: Was denn nun „Basics“ sind, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Ein LP ist letztlich ein solches Konstrukt, zu dem viele ihren Beitrag geleistet haben.
nicht in die schuldenfalle tappe? gesunde ernährung oder dinge selber reparieren etc.
meine güte. steuererklärung. wenn man mit dieser anleitung nicht klarkommt frage ich mich ernsthaft wie man überhaupt durch die obligatorische schulzeit kam. kompliziert wirds doch erst wenn man immobilien hat, aktien oder so.
mit einem schulkind über arbeitslöhne sprechen?? ist ein bisschen weit hergeholt. sprichst du als mutter denn nicht mit deinen kindern über euer budget?
Hä? Und wofür sind Sie dann als Mutter / Eltern da? Der Lehrer soll alles können und ist an allem schuld, wenn aus dem Kind nichts wird, aber die Eltern dürfen sich entspannt zurücklehnen? Nein, für Alltägliches und Alltagswissen sind Sie schön selber zuständig, dafür haben Sie ja Kinder bekommen – und: Kinder schauen zuallererst wie die Eltern leben und orientieren sich daran: Wenn Sie also haushalten können, wird es Ihr Kind mit Sicherheit auch lernen.
ich rede auch nicht von mir als mutter. meine kinder bekommen solche basics natürlich auch von zuhause aus mit aber es gibt auch eltern die dafür nunmal keine zeit haben da beide arbeiten oder weil sie es nicht können oder wollen, was auch immer. ausserdem sollte nicht gleich alles was ich geschrieben habe haarklein auseinander genommen werden. ich meine das im allgemeinen. basics die wichtig sind fürs leben. das wird zu wenig geschätzt. es bringt ihnen nichts wenn sie als theoretiker durchs leben gehn und sonst nix auf die reihe kriegen. und theoretiker gibts genug.
ducktale: naja. meine mutter war vollzeithausfrau und ich lernte überhaupt nichts zuhause über haushalt.
Ihre Erwartungen an die Schule sind etwas gar bescheiden. Solche Basisfähigkeiten waren ja vielleicht genug für Bauernkinder anno dazumal, aber in der heutigen Wissensgesellschaft sollte man schon etwas höhere Anforderungen haben. Wie soll man denn politische Fragen verstehen ohne Geschichte und Staatskunde? Themen rund um Medizin, Sexualität, den Körper, Ökologie, Technik, etc. ohne Grundlagen in Naturwissenschaften? Nur weil manche offenbar in ihrer Schulzeit aus dem Fenster geschaut haben, heisst das nicht, das andere nichts über die Welt lernen wollen..
Das Problem entsteht, wenn Faktenlernen ausfällt. Man muss jedes Mal von vorne anfangen. Stichwort: Kommaregeln. Meine Lehrlinge kapierten die Bedeutung von Kommaregeln erst, als ich sie „reinlegte“ mit einem Kommafehler. Danach gings‘ blitzartig und sie konnten sie.
Oder: Staatskunde. Institutionenlehre, z.B.! Wer nicht weiss, wie eine Initiative entsteht u.was sie bewirkt, argumentiert wie sehr viele Blog-Kommentatoren: Dumm, emotional u.schlicht falsch.
Gleiches gilt etwa für die Diskussion zur EU. Was da an Unsinn verbreitet wird, erinnert mich an die US-Amerikaner…
Das Lernen von Kommaregeln ist nicht Lernen von Faktenwissen. Kommas kann man erst dann richtig setzen, wenn man verstanden hat, was ein grammatikalischer Satz ist. Ist ist ganz klar ebnen nicht ein Fakt!
Einmal mehr beschleicht mit beim Lesen von Kommenta ren zum LP21 und zu den Kompetenzen das ungute Gefühl, dass ganz viele sich nicht wirklich mit der Thematik auseinandergesetzt haben, dafür aber umso besser Bescheid zu wissen glauben. Ein Lehrer stellt überrascht fest, dass er bereits heute kompetenzorientiert arbeitet? Und das wichtigste Kriterium von Unterricht ist, dass die Ergebnisse EINFACH geprüft werden können? Am besten online, Multiple Choice? Gerade in der Geschichte gab es doch schon immer Fragen, die über Jahreszahlen und Personennamen hinausgingen.
„…bereits heute kompetenzorientiert arbeitet?“
Gelled Sie, als ob dies etwas Neues wäre… früher hiess es einfach „Non scholae sed vitae discimus“ 🙂
Aber wenn ich das jetzt richtig verstehe, lernten wir vor allem für die Prüfungen…
Und trotzdem schaffen es einige Schulen – klammheimlich, nebenbei und ohne es zu prüfen – dass aus Schülern nicht nur Auffangbecken für Wissen, sondern vernüftige Menschen werden 😉
Woran stören Sie sich, SP? An dm Artikel? Dass der Lehrer sagt, er möchte EINFACH prüfen können? Ersetzen Sie doch EINFACH mitOBJEKTIV oder TANSPARENT und die Geschichte wird klarer. Ich kann mch auch an die Prüfungen erinern, wo wir Texte verfassen mussten über irgend ein Thema. Ist als Fähigkeit sehr wichtig Es ist aber schwierig, so ewas transparet zu bewerten. Wie ich die inge bewerte ist genauso wichtig, wie, was ich vermittle.
Es nutzt nichts, Tests zu verwenden, die keine relavante Aussage haben. Auch wenn sie noch so präzise und transparent sind. Aber es besteht die Tendenz, gerade auch wegen der neuen technischen Möglichkeiten, sich eben auf einfache Wissensfragen zu beschränken. Ich mache ja im Sportunterricht auch nicht nur Leichtathletik, weil es so schön messbar ist…
„«Die Schüler können die Geschichte von ausgewählten Institutionen und Menschen erzählen, die sich im 20. und 21. Jahrhundert für Freiheit, Frieden, Wohlstand, Gerechtigkeit oder nachhaltige Entwicklung einsetzten (Bertha von Suttner, Martin Luther King, Mutter Theresa, Nelson Mandela, Mahatma Gandhi).» Ich finde das eigentlich eine ganz gelungene Vorlage, die dem Lehrer viel Spielraum gibt, dem Unterricht seinen eigenen Stempfel aufzudrücken. Und in der Prüfung können dann sowohl Wissen, wie auch Umgang damit abgefragt werden. Wie bei guten Lehrern schon immer.
Das ist schon eine stark einengende Sicht auf das 20. Jhd., ich würde sagen, die Genannten vertreten eine 10%- Liga. Im 21. Jhd. hat gleich gar keiner der Damen und Herren gewirkt und für Wohlstand hat sich auch keiner eingesetzt. Alles sehr unstimmig.
Aber viel wichtiger ist mir, wie man Geschichtskompetenz vermitteln kann, wenn sich nicht einmal Historiker einig sind, was das ist. Wir erleben in CH gerade den Historikerstreit. 2014 hatten wir 100 Jahre Beginn WK I. In -zig Disputen wurde versucht, dessen Beginn neu zu interpretieren. Diese Jahr das gleiche mit den Ende WK II.
Das ist schon eine stark einengende Sicht auf das 20. Jhd., ich würde sagen, die Genannten vertreten eine 10%- Liga. Im 21. Jhd. hat gleich gar keiner der Damen und Herren gewirkt und für Wohlstand hat sich auch keiner eingesetzt. Alles sehr unstimmig.
Aber viel wichtiger ist mir, wie man Geschichtskompetenz vermitteln kann, wenn sich nicht einmal Historiker einig sind, was das ist. Wir erleben in CH gerade den Historikerstreit. 2014 hatten wir 100 Jahre Beginn WK I. In -zig Disputen wurde versucht, dessen Beginn neu zu interpretieren. Diese Jahr das gleiche mit den Ende WK II.
Historikerstreit? Sie meinen, die Historiker streiten mit den Laien?
Das sind nur 3 aktuelle Beispiele. Die Frage ist, was mit Geschichtskompetenz eigentlich gemeint ist. Das Kausalgefüge verstehen, welches zu Ereignissen geführt hat, oder Ereignisse nach den (gewünschten) Resultaten zu sortieren?
Politiker denken akausal und auf Ziel gerichtet und halten das für kompetent, Historiker bevorzugen die Logik der Abfolgen und Entwicklungen.
Den Schülern Nelson Mandela als Leitfigur zu präsentieren kann nur politisch gewollt sein, denn historisch ist er bedeutungslos. Geschichtskompetenz braucht die Kompetenz vor der Kompetenz und da ist Schule überfordert.
2/ Allein die genannte Formulierung von Zielen, die nicht unumstritten und weltweit nie mehrheitsfähig sind oder werden und Personen, die allesamt historisch zweit- bis drittklassig und zudem noch zeitlich grob falsch zugeordnet sind stellt bereits eine Kompetenzfixierung auf politisch definierte Aussagen dar. Das ist eher das Gegenteil von Kompetenz.
Wenn ich mal meinen Enkeln das Wesen der Epoche des Industriekapitalismus (1870 – 1980), um den handelt es sich ja, erkläre, benutze ich andere Werte und andere Personen.
Kompetenz würde dann bedeuten, zwischen beiden Sichten zu entscheiden.
Zum Glück gibt es noch engagierte LehrerInnen die Werte und Stoff vermitteln. Jedoch, nach dem neuen Konzept scheint alles relativ geworden zu sein. Alles und nichts. Schülerpartizipation heisst ein weiteres Zauberwort. Befindlichkeiten sind ungeheuer wichtig geworden. Die Folge ist Langeweile, null Begeisterung für irgend ein Thema. Die Grundschule verkommt zum Hütedienst. Dabei ist die Welt doch komplexer geworden. Ich hoffe auf die Gegenbewegung und ich hoffe dass diese dann nicht so autoritär ist wie der Lehrplan 21 abgehoben und kinderfremd.
Ein sehr enttäuschender Beitrag, in welchem leider wieder einmal mehr erkenntlich wird, dass Personen, die gegen den Lehrplan 21 schiessen diesen erstens nicht wirklich kennen und zweitens die Augen vor der Realität verschliessen! Der Lehrplan ist nicht gegen Faktenwissen, sondern schliesslicht dieses bei der Vermittlung von Kompetenzen mit ein. Es ist jedoch eine Tatsache, dass viel Faktenwissen (z.B. im Technologiebereich) rasch veraltet! Umso whichtiger ist es deshalb, dass die Schüler die Kompetenz erwerben, sich rasch und kompetent neues Wissen aneignen können.
Dem kann ich mich anschliessen, vorallem da im ganzen Text eigentlich doch nur Beispiele für Faktenwissen genannt wird.
„Die Schüler können die Geschichte von ausgewählten Institutionen und Menschen erzählen, die sich im 20. und 21. Jahrhundert für Freiheit, Frieden, Wohlstand, Gerechtigkeit oder nachhaltige Entwicklung einsetzten“. Dies ist genauso Faktenwissen, lediglich die Fähigkeit des narrativen Entfaltens dieses Wissens wird hier noch zusätzlich genannt…
Die Kritik am LP21 hat diesen immerhin um 1/5 in seinem Umfang reduziert. Inhaltliches wurde gestrichen, Überschneidungen wurden beseitigt und Kompetenzen zusammengefasst. Zudem wurden die Anforderungen in einzelnen Bereichen gesenkt. Das zeigt: Das Fuder war klar überladen!
Hm. Und wenn Politker verlangen, dass ein Budget um 10% gestrichen wird, und die Regierung einen entsprechenden neuen Vorschlag macht, dann zeigt das, dass das ursprüngliche falsch war?
Ist denn nun Umgang und Anforderungsniveau angemessen? Wie beurteilen Sie das als Lehrer? Was sind da Ihre Indikatoren?
Die Kompetenz, ab einem bestimmten Punkt selbstständig sein Wissen zu erweitern, ist eines der Wichtigsten in der Schule. Lernen, wie man lernt. Vorher muss man aber Faktisches lernen. Die Orthographie und Grammatik wenigstens einer natürlichen Sprache, die der Zahlen und Symbole (Mathematik) und die Logik gesellschaftlicher Prozesse (Geschichte, Sozialkunde). Wenn das ein Lehrplan und die Lehrer schaffen, braucht man keine ständigen Reformen. Nur mag ich das kaum glauben, weil es zur sozialen und geschichtlichen Logik, im Gegensatz zu Sprachen und Mathematik, derzeit keinen Konsens gibt.
Es erstaunt mich immer wieder, dass sogar Lehrpersonen mittlerweile meinen, dass Kompetenz und (Fakten-)Wissen nicht zusammenpassen. Also bitte: Lesen Sie doch einfach die Einleitung des LP21. Dort steht: „Eine Schülerin oder ein Schüler ist […] kompetent, wenn sie oder er auf vorhandenes Wissen zurückgreift oder sich das notwendige Wissen beschafft.“ Hinzu kommen weitere Bedingungen von Kompetenz, zu lesen in Grundlagen – Lern- und Unterrichtsverständnis – Orientierung an Kompetenzen. Das Wissen wird also als erste Bedingung zur Erreichung von Kompetenz genannt.
Konkretes Wissen ist doch nicht wichtig, das wissen sicherlich unsere studierten Politiker dann (falls wir es dann doch mal brauchen würden). Wichtiger sind die Kompetenzen, vor allem die Genderkompetenzen, die vermittelt werden müssen. D.h. allen Knaben klarmachen, dass sie ihre böse Männlichkeit überwinden müssen, um gute Menschen zu werden. Wenn Mädchen Durchsetzungsvermögen zeigen sind sie gut/emanzipiert, wenn es Knaben zeigen sind sie patriarchal/böse. Dies ist Fortschritt, die der Lehrplan 21 unter Kompetenzen anstrebt und ist ganz im Sinne des europaweiten Gendermainstreamings.
Hallo Herr HIntermeier! Bin ganz Ihrer Meinung. Wir in der Schule vermitteln nicht nur trockenes Faktenwissen, sondern lassen auch erzieherische Aspekte in den Unterricht einfliessen. Aber eben: Ich bezeichnen mich weder als konservative noch als progressive Lehrperson, die jeden Behördenblödsinn mitmacht. Dennoch ist mein Unterricht Lehrplan-21-konform. Es braucht also keinen neuen Lehrplan, sondern aufgeschlossene Lehrer. Die Welt in den Schulstuben wird nicht plötzlich besser, wenn ein paar Apparatschiks aus dem Volksschulamt die neusten pädagogischen Erkenntnisse zu Papier bringen.
„Es braucht also keinen neuen Lehrplan…“ Sind Sie denn mit dem alten zufrieden (denn der ist die Alternative). Worin ist der besser? Und ernsthaft: Wann haben Sie zuletzt im Lehrplan nachgeschaut, was dort zu Ihrem Unterricht steht? Sind es nicht viel eher vor allem die Lehrmittel, die prägend sind?
Eine Frage an die werten Lehrer unter uns: Handelt es sich bei dem ominösen Lehrplan 21 tatsächlich um ein Monstrum von sagenhaften 550 Seiten und 4753 eingeforderte „Kompetenzen“? Bei dem tatsächlich all diese ominösen Kompetenzen vor Wissen kommen sollen?
@sportpapi: Genau! Treffendes Statement! Es sind die Lehrmittel, die den Unterricht bestimmen.
Und wer schreibt denn diese Lehrmittel? Etwa die gleichen Apparatschiks? Und woran orientieren sie sich? Vielleicht am Lehrplan?
Und wer schreibt denn diese Lehrmittel? Etwa die gleichen Apparatschiks? Und woran orientieren sie sich? Vielleicht am Lehrplan?
Belegen Sie Ihre Behauptung betreffend Männlichkeit und Emanzipation doch mit den entsprechenden Stellen im LP21.
@BS: Fächerübergreifend und allgegenwärtig figuriert das Thema «Gender und Gleichstellung» Im LP21. So sollen Schüler etwa die «Kompetenz» erwerben, «Geschlechterstereotypen (Merkmale, Rollen und Verhalten) beschreiben und hinterfragen sowie Vorurteile und Klischees in Alltag und Medien erkennen» zu können (MNG 1.6). Damit ist nichts anderes als eine konsequente Umsetzung der Gender-Ideologie an unseren öffentlichen Schulen gemeint. Das oben Geschriebenes damit gemeint ist, müssen Sie nur 1+1 kombinieren (möglich?) und die einschlägige Genderideologie studieren: z.B. Connell, Butler, Meuser…
@BS: Es ist schon klar, dass die Ideologen es nicht so deutlich hinschreiben, so blöd sind sie nun auch wieder nicht. Nur weil etwas nicht Schwarz auf Weiss dort steht, existiert es für Sie nicht? Sapere aude!
@Hintermeier: Das ist aber nun nicht gerade sehr umfangreich. Ausserdem: Machen Sie nicht gerade das äusserst kompetent selber, nämlich „Geschlechterstereotypen (Merkmale, Rollen und Verhalten) beschreiben und hinterfragen sowie Vorurteile und Klischees in Alltag und Medien erkennen“. Nirgends steht, dass es dazu dann nur eine korrekte Antwort gibt, oder?
HH: Da steht so wahnsinnig viel geschrieben, dass alle befürchten, es würde am Schluss niemand lesen. Und Sie haben Angst vor dem, was da nicht steht, allenfalls zu erahnen wäre?
@SP: Glauben Sie wirklich, dass der LP21 die Stereotype ideologiefrei anschaut. Nein, es wird dann auch konkret vorgegeben, was das politisch korrekte Denken ist. Die Kinder sollen mit dieser Ideologie schon so früh wie möglich indoktriniert werden. Von Zieloffenheit kann keine Rede sein. Schön wärs!
Der Lehrplan schaut an? Der ist geschrieben, Sie haben ihn ja zitiert. Alles andere machen die Lehrpersonen.
@sportpapi: Es sind z.T. die gleichen Leute, die zum LP21 auch gleich noch die Lehrmittel verfasst haben! Nur sind diese Lehrmittel leider nicht immer die besten, aber oft die einzigen, die bewilligt werden. Der Filz ist dicht….
Eben, gazu. Ich weiss.
Butter by the fishes, Herr Hintermeier, was wollen Sie jetzt?!? Sollen dieselben Eigenschaften bei Männlein und Weiblein dieselbe Wertschätzung geniessen (also Abschaffung des Konzeptes „Genderkompetenzen“) oder haben Sie etwas gegen das Konzept des Gendermainstreamings?
Sie müssen sich langsam enscheiden…!
@tststs: Ja, wenn wir von einer gleichberechtigten Gesellschaft sprechen, dann müsste eigentlich immer mit gleicher Münze gewogen werden, auch bei den Eigenschaften, sonst ist es sexuelle Diskriminierung. Ja, ich habe etwas gegen die pseudowissenschaftliche feministische GenderIDEOLOGIE, die nur so von Widersprüchen strotzt (ich zeige vor allem ihre Widersprüche auf und enttarne sie als das was sie ist, nämlich Ideologie). Habe ich je etwas anderes geschrieben?
Sie widersprechen sich selber Herr Hintermeier.
Einerseits wollen Sie, dass Knaben und Mädchen gleich beurteilt werden, Sie wollen, dass zB die Charaktereigenschaft „Durchsetzungvermögen“ bei beiden Geschlechtern („sex“) die gleiche positive/negative Beurteilung hervorruft. Sie wollen also nicht, dass hier irgendein Genderunterschied gemacht wird, resp. sie wollen nicht, dass dieselbe Charaktereigenschaft beim weiblichen Gender (was notabene durchausn auch Männer sein können!!!) „emanzipiert“ und beim männlichen Gender „böswillig“ gilt.
Dafür müssen wir uns aber mit Gender auseinandersetzen
Wir müssen uns damit auseinandersetzen, was ist biologisch gegeben und was ist sozial konstruiert…
Aber genau DAS wollen Sie ja nicht…
Sehen Sie den Widerspruch?!?
Es tut mir leid, um den ideologischen Feminismus zu überwinden müssen Sie sich mit dem „Feind“ (den Genderwissenschaftlern) verbünden 😉
@tsts:Ich habe mich ja eben mit Gender auseinandergesetzt.Es geht nicht darum,ob das Geschlecht auch einen gesellschaftlichen Anteil hat oder nicht,das ist ziemlich klar(gewisse Feministinnen sagen, es sei nur gesellschaftlich konstruiert z.B. Butler).Es geht darum aufgrund welcher Folie man/frau Männlichkeit bewertet.Und dies ist im Genderdiskurs klar die feministische.Die ganze Männerforschung wurde von Feministinnen geschrieben und dementsprechend haben sie ein sehr komisches Männerbild installiert. Jeder der was anderes sagt,wird mundtotgemacht oder als Patriarchal verschrien.Wissenschaft?
„Die ganze Männerforschung wurde von Feministinnen geschrieben und dementsprechend haben sie ein sehr komisches Männerbild installiert.“
Ähä, ganz genau… Sorry Herr Hintermeier, aber Sie lesen nur, was offensichtlich Ihre vorgefasste Meinung bestätigt, dementsprechend haben Sie sich NICHT sachlich mit dem Thema auseinandergesetzt…
Aber ja, indem man Extrempositionen zum Durchschnitt erklärt, erspart man sich kritisches Auseinandersetzen…
@ts:Connell,Meuser,Butler sind Standardwerke zum Thema und für alle Student_*Innen* Pflicht.Sie machen es sich sehr einfach,zumal Sie es ja besser wissen müssten, wenn Sie sich angeblich mit dem Thema auseinandergesetzt haben.Sind Sie bereits so betriebsblind,dass Ihnen die femin. Polemik/Männerbashing im Genderdiskurs gar nicht mehr auffällt?In meinem Studiengang haben die Männer Reihenweise den Hörsaal bei Gendervorlesungen verlassen.Bitte nennen Sie mir doch die nichtpolemische/irenische Literatur, die angeblich Standardwerke des Gend. sind.Da bin ich mal gespannt.Behauten kann jeder etwas
Langsam sollte auch in die hinterste Bildungsecke durchgedrungen sein, dass es ohne Wissen keine Kompetenzen gibt!
Achtungachtung, Tüpflischiiser-Lehrer unterwegs, Achtungachtung:
Wenn schon, denn schon: ohne Kompetenzen gibt es kein (Aneignen von schulischem) Wissen.
Das find ich jetzt echt ein Aufsteller, dass man(n) Bertha von Suttner kennen sollte! Immerhin bekam sie als erste Frau den Friedensnobelpreis. Dass Sie als Lehrer sie nicht kennen, sagt eigentlich mehr über Sie aus als über Bertha von Suttner.
Der Autor hat nicht geschrieben, er kenne Bertha von Suttner nicht. Er fragt uns Leser, ob wir die kennen.
Und da muss ich sagen: Bertha von Suttner? Diesen Name hab ich noch nie, nicht ein einziges Mal gehört, trotz Gymnasium.
Geht mir (Jahrgang 64 und ebenfalls Gimi) genauso, nie gehört.
Geht mir – JG 79 – auch so. Und nein, ich sehe nicht, dass das gegen mich spricht – denn ich kenne die wenigsten Friedensnobelpreisträger. Spontan kommen mir grad nur Obama, Arafat, Shimon Peres und Jizchak Rabin in den Sinn. Und das wohl auch hauptsächlich, weil sich alle fragen, weswegen die einen bekommen haben. Im Gegensatz zu Frau von Suttner, über die ich mich noch ein bisschen schlau gemacht habe.
@stevens @seebueb @reto: Ja sehen Sie mal, ich habe „nur“ die Sek gemacht und trotzdem von ihr gehört. Interessanterweise über den Bau des Gotthardtunnels bei dem Dynamit zum Einsatz kam, welches von Alfred Nobel erfunden wurde. Er war gut bekannt mit Bertha von Suttner und hatte sie schon zum ersten Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Dann natürlich im Geschichtsunterricht als jemand der sich sehr gegen Aufrüstung und Frieden eingesetzt hat. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an meine Sek-Lehrer!
Es müsste natürlich heissen: „….. gegen Aufrüstung und FÜR Frieden…..“
@maia: Wir haben dafür in Sek und Gymi die Themen Jugoslawienkonflikt und Israel sehr intensiv behandelt. Fand ich hochintressant und wirkt bis heute nach.
Ist jetzt die Frage, was ist wichtiger? Darüber kann man jetzt endlos diskutieren. Das wichtigste finde ich, ist dass der Lehrer eine Begeisterung wecken kann, dass die Kinder/Jugendlichen merken: Hey, Geschichte ist spannend und ich kann mich zu einem Thema vertiefen!
Ob es nun um DDR, Israel, Franz. Revolution, 30-jähriger Krieg, antikes Griechenland oder eben Bertha von Suttner geht ist schlussendlich ziemlich egal.
Bertha Who?
Guten Morgen Maia!
Danke für den Kommentar. Bertha von Suttner hat bestimmt ihre historische Leistungen für den Pazifismus beigetragen. Die Friedensnobelpreisträgern von 1905 hat als historische Figur verglichen mit anderen Personen (eben etwa Mandela) aber eher eine marginale Bedeutung. Vergleich Google-Treffer: von Suttner 572’000 Hits, Mandela: 64 Millionen! Denken Sie bitte daran: Ich unterrichte Sekundarschüler und keine Geschichtsstudenten. Man muss die Schüler mit Unterricht packen, der fasziniert – und leider, auf Berta von Suttner bezogen, auch mehrheitsfähig sein muss.
Perfekte Replik, Hr. Hersiczky.
Guter Artikel übrigens, Danke dafür.
wo steht, dass Herr Hersiczky Bertha von Suttner nicht kennt? Er fragt:“Wissen Sie, wer Bertha von Suttner ist?“
Suttner muss man nicht zwingend kennen lernen. Zu beachten ist, dass der LP21 bei einigen Kompetenzstufen (KS) Anregungen in Form von Bsp. gibt. Der Autor hat hier im Zitat der KS ein wichtiges Detail unterschlagen: „z.B.“ Aufzählungen, die damit beginnen, sind nicht abschliessend, das Erwähnte nicht verbindlich. Geschichtslehrer können den in der KS formulierten Inhalt exemplarisch an Gandhi, Suttner, King oder sonst einer wichtigen Persönlichkeit behandeln. Demgegenüber gibt es abgeschlossene Aufzählungen, die verbindlich sind. Hier: Human. Völkerrecht, Rotes Kreuz, Flucht, Migration, Asyl.
Auch Sie wissen nicht alles: Kennen Sie alle anderen (Friedens-)Nobelpreisträger(-innen) auswendig? Der Anwurf war unnötig!
Es ist inhaltlich nebensächlich, dass diese Frau den Friedensnobelpreis bekommen hat. Eine kompetenzorientierte Erklärung hätte die besondere Leistung Frau von Suttners gewürdigt und sie nicht auf ihr Geschlecht oder erhaltene Preise.reduziert. Mir hat die Lehrerantwort zu Mutter Theresa deshalb viel besser gefallen: Es ging dabei um die Person und ihr Leben. Das gibt guten Unterricht!
…immerhin war er ehrlich und steht dazu, er hätte das ja auch elegant umfahren können…
Bastian Stalder gibt den richtigen Hinweis. Nein, man sollte bzw. müsste Bertha Suttner nicht kennen. Aber wenn es der Lehrer sinnvoll erachtet, die Person und ihr Wirken zu thematisieren. Oder genau diese beschriebene Kompetenz z.B. als Vorlage für Vorträge zu nehmen, dann kennt man sie vielleicht. Geschichte begreifbar machen, das Wissen einordnen, Vorgänge verstehen. Spannend!
Notfalls greift man tatsächlich zu Filmen, oder noch besser zu Romanen wie etwas von Follet, um die Geschichte lebendig werden zu lassen.
Gebe zu, war vielleicht etwas heftig…… – Aber einfach in den Raum zu stellen, das Bertha von Suttner unbekannt ist find ich doch etwas einfach. Immerhin ist sie für Europa eine wichtige und bekannte Figur. Dass es den Friedensnobelpreis überhaupt gibt, ist vermutlich auch ihr zu verdanken.
@Hersiczky: Mich hat unserer Lehrer in der Sek u.a. mit Bertha von Suttner gepackt! Ich verstehe den hinweis mit dem „mehrheitsfähig“ schon. Aber dass nicht Google-Hits die Bedeutung einer Person ausmachen, dürfte man in der Schule schon lehren und lernen.
Ihre Begeisterung für Bertha von Suttner ist Ihnen unbenommen, maia, aber für Schüler die kaum den Unterschied zwischen der DDR und der BRD kennen gibt es sicher wichtigeres Grundwissen. Unter dem Strich ist Bertha von Suttner neben den anderen erwähnten historischen Grössen bei allem Respekt nicht viel mehr als eine Randfigur der Geschichte.
@Martin Frey: Sie übersehen, dass ein spannender Geschichtsunterricht eben gerade mit Geschichten und Personen funktioniert. Deshalb gibt es hier eine Auswahl, und keine Vorgabe.
@Martin Frei – da haben Sie sicher recht. Aber dass Herrn Hersiczky offenbar mit Google-Treffer rechtfertigt, was er in der Schule vermitteln möchte, finde ich schon recht fragwürdig. Ausserdem finde ich – völlig unabhängig von Personen – Friedenspolitik „wichtiges Grundwissen“ ist – gerade in der heutigen Zeit.
Das verstehe ich schon, Sportpapi, ich bestreite lediglich etwas die historische Bedeutung der Personalie. Und ich denke doch, dass im Geschichtsunterricht, bei allen gestalterischen Freiheiten der Lehrpersonen, die wichtigen historischen Ereignisse und Perönlichkeiten priorisiert werden sollten.
Ich mag mich genau erinnern, wie unser Geschichtslehrer damals der Ansicht war, er könne die ganze Entwicklung des 3. Reichs von der Weimarer Republik ausgehend weglassen da dies sowieso zum Allgemeinwissen gehöre…
@maia
Ich habe nicht den Eindruck, dass er das in einem absoluten Sinn meint, sondern vielmehr als einen Faktor von vielen. Und das macht mMn durchaus Sinn:
Wer nach etwas sucht, der äussert damit automatisch Interesse. Wird dauerhaft gehäuft nach etwas gesucht, deutet das klar auf entsprechendes Informationsbedürfnis hin. Gerade Unterricht, der interessant sein will, dürfte gut daran tun, die bereits bestehenden Interessen der Schüler zu berücksichtigen.
@seebueb: Das ist sicher richtig. Aber wir alle wissen auch, wieviel www manipuliert wird! Ausserdem kann ich im über Google eigentlich nur nach etwas suchen, von dem ich weiss, dass es das gibt.
Aber ich vertraue jetzt einmal darauf, dass Herr Hersiczky die mit den Schülern und Schülerinnen auch thematisiert. Das www ist nicht die Welt.
Ich finde diese Argumentation äusserst spannend und zeigt eindrücklich, in welchem Dilemma so manche noch stecken geblieben sind wer historisch von Bedeutung sei. Und um genau das geht es in der Wissensvermittlung: um Vermittlung von Wissen über zB historische Persönlichkeiten BEIDEN Geschlechts, damit Mädchen wie Jungen es mal gehört haben! Das darf nicht nur der Lehrkörper entscheiden so nach Gusto wer weniger bei Google angeklickt wird. Es ist deshalb wichtig, dass eine Bertha von Suttner im gleichen Kontext als Mitkämpferin zur Friedensförderung genannt wird wie ihre Mitkämpfer.
Und mit Verlaub zu korrigieren meinerseits: Mutter Teresa wurde in Mazedonien geboren und schreibt sich ohne h. Wer sich mit ihr näher auseinander gesetzt hat wie ich zB wäre diese Schreibweise bekannt u wer es Theresa schreibt, outet sich als unwissend und etwas oberflächlich. Wer aber solchen Feinheiten der Namensgebung wenig Beachtung schenkt, kann mE nicht wirklich sich tiefergehend mit solchen wichtigen Persönlichkeiten des Weltgeschehens befasst haben. Das hat mit Respekt vor deren beeindruckenden selbstlosen Taten für die Menschheit zu tun wie auch ein Mahatma Gandhi oft Ghandi steht.
Wie hiessen denn ihre Mtkämpfer?
@maia
Dass Sie mit Google nur nach Bekanntem suchen können, stimmt nur auf den ersten Blick, bei nährerer Betrachtung erweist sich die Behauptung als falsch:
Zum einen gibt’s die „auf gut Glück“-Funktion, und zum anderen werden auch verwandte Treffer angezeigt, wodurch man automatisch auch mit bisher Unbekanntem konfrontiert wird. Und das kann in einer späteren Suche durchaus auch als Suchbegriff verwendet werden, auch wenn die Bedeutung nicht bekannt ist.