Die Grossmutter solls richten
Ein Gastbeitrag von Monika Zech*

Vermittlerin gesucht: Wenn die Kommunikation zwischen Sohn und Mutter nur noch laut ist, wäre die Grossmutter gefragt. Foto: Alamy
Grosseltern haben, weil abgeklärt und weise, mehr Verständnis für die Kinder als deren Eltern. Deshalb sind sie für die Enkel, besonders in Krisen, wichtige Ansprechpartner – sagen Erziehungsexperten. Grosseltern reagieren weniger hysterisch auf Launen ihrer Enkel als die Eltern, die in der alltäglichen Auseinandersetzung mit ihrem Nachwuchs den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen können. Logisch, oder?
Die Tochter, die ihrer Mutter in ihrer Pubertät weiss Gott oft genug schlaflose Nächte bereitet hat, ist jetzt selber Mutter eines 16-Jährigen, der sie zur Verzweiflung bringt. In letzter Zeit öfters. Und da ist jetzt eben die vermittelnde Rolle der Grossmutter gefragt, die weiss, dass alles nicht so heiss gegessen wie gekocht wird. Doch wie kommt sie an den Bengel ran? Seine Beziehung zu ihr ist schon seit einigen Jahren, sagen wir, fragil. Zu Weihnachten und an den Geburtstagen findet er die Grossmutter unverzichtbar. Aber sonst? Eine Grossmutter halt – im grossen Ganzen ganz okay, doch wie alle Alten checkt sie nicht mehr, was wirklich wichtig ist.
Sie versuchts trotzdem. Via Whatsapp (klar, SMS ist total out) nimmt sie Kontakt zu ihm auf, fragt, wie es ihm so geht. Ihn grad in den Senkel zu stellen, so ihre Überlegung, wäre wohl nicht kommunikationsförderlich. Siehe da – das Handy klingt, er antwortet: «Ok.» Zwei Buchstaben, aber die Grossmutter ist entzückt. Ihr Enkel würde ihr von nun an all seine Sorgen und Wünsche mitteilen, sie würde die Bilderbuch-Grossmutter sein! Zwei Tage lang Funkstille, dann kommt wieder eine Nachricht, seine Fussballschuhe seien ihm zu klein geworden und seine Eltern wollten ihm keine neuen kaufen. Dabei bedeute ihm doch Fussball so viel.
Die Grossmutter whatsappt ein paar kritische Fragen und entschliesst sich, einzuspringen. Schliesslich müssen Grosseltern auch nicht so streng sein wie Eltern, sagen die Experten ebenfalls, ja, sie dürften sogar ein bisschen verwöhnen. Der Enkel reagiert jedenfalls begeistert, mit mehreren Nachrichten. Nebst überschwänglichen Dankeschöns schickt er diverse Links zu den Anbietern seiner Wunschfussballschuhe. Zwei Tage später die Frage, wann sie wohl kämen.
Kurz, es gab während ein paar Tagen einen regen Austausch auf Whatsapp zwischen Grossmutter und Enkel bis zur Übergabe der Schuhe. Danach wieder Funkstille.
Mittlerweile hat der Enkel mit Fussballspielen aufgehört. Von seiner Mutter weiss die Grossmutter, dass die Lämpen zu Hause nicht weniger geworden sind. Und auch, dass ihre Tochter ein bisschen enttäuscht ist von ihren Fähigkeiten als Vermittlerin. Angesichts dessen, dass das einzig greifbare Resultat ein paar fast neue, aber nutzlose Fussballschuhe sind, versteht sie den Frust ihrer Tochter auch. Aber wie sie es hätte angehen sollen, ist der Grossmutter bis heute ein Rätsel. Als sie ihren Enkel zwischendurch einmal als verzogenen Rotzlöffel bezeichnete, machte sie alles noch schlimmer. Die Tochter war sauer, weil sie darin eine Kritik an ihrer Erziehung sah, und der Enkel schrieb: «Hör uuf!» Jaja, sie hat verstanden – aber was sagen die Experten, die von der Rolle der Grosseltern so schwärmen, dazu?
*Monika Zech war von 2005 bis 2010 Chefredaktorin bei «Wir Eltern». Heute arbeitet sie als freie Journalistin sowie als Redaktorin bei der «Tierwelt» und dem Magazin «Grosseltern». Sie ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern, Grossmutter von drei Enkelkindern und aufgewachsen mit neun Geschwistern.
59 Kommentare zu «Die Grossmutter solls richten»
Grossmutter bin ich noch nicht, aber ich konnte einige Erfahrungen mit den Kindern meiner Freundin sammeln, welche ich als neuer Onkel des Sohnes meines Bruders ebenfalls einbringen werde. Fussballschuhe einfach so zu kaufen und in die Situation reinzugrätschen halte ich für völlig falsch, alle Seiten können nur verlieren. Ich sehe meine Aufgabe darin, Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Ich erinnere mich noch an die Hochzeit meines Bruders, die beiden Schwiegermütter entwickelten eine leichte Konkurrenzsituation, alle hatten Erwartungen, die so gar nie eingehalten werden können.
Und obwohl ich eher der impulsive Typ bin, versuchte ich mich in stoischer Ruhe. Allen Parteien gegenüber. Wenn man anfängt Spielchen zu spielen, mal Hü und mal Hot, wird das böse enden.
Ich kann mich noch an eines Situation beim Abendessen zubereiten erinnern, meine Freundin war fertig mit den Nerven, die Kleine wusste das und nutzte es – nicht böswillig – aus. Ich habe der Tochter dann eine Aufgabe in der Küche gegeben, bin mit meiner Freundin in den Keller und habe das Feuerholz aufgestapelt, das half. Anschliessend die geschnittenen Pilze gelobt und die Situation entspannte sich.
Ist schon lustig wie viele Leute versuchen Expertenmeinungen, die immer auf statistischen Werten basieren, aufgrund EINES Gegenbeispiels zu widerlegen. So funktioniert die Welt einfach nicht, auch wenn fuer sie persoenlich dieses eine Beispiel wohl das wichtigste ist!
Dazu kommt: Wieso soll eine Grossmutter, deren Kontakt zum Enkel eh schon schlecht ist, ploetzlich Vermittlerin sein? Da ging ja wohl schon frueher einiges schief. Das jetzt en „Experten“ in die Schuhe zu schieben ist etwas gar dreist.
Unsere Tochter übernachtet einmal die Woche bei meinen Schwiegereltern, wodurch diese automatisch relativ stark an der Erziehung beteiligt sind. Wie die Situation in ein paar Jahren aussieht, d.h. ob sie dann noch immer so enge Bezugspersonen sind, ist noch schwierig abzuschätzen, finde ich.
Ich wünschte mir so sehr, meine Tochter hätte ihre Oma mütterlicherseits überhaupt erst kennenlernen dürfen!
Das hätte ich mir für meine Tochter auch sehr gewünscht, dass sie ihre Grosseltern mütterlicherseits hätte kennenlernen dürfen.
@Susi: Vermutlich ist es für uns schwieriger als für die Kinder. Die kennen ja gar nichts anderes. Und wir (zumindest ich) überlegen uns immer wieder, was sie wohl gemeinsam machen und worüber sie lachen, streiten, diskutieren würden etc. Nicht immer einfach, aber gehört halt dazu!
Stimmt, wahrscheinlich ist das für ein Kind ganz ok. Ich habe meine Grossmutter väterlicherseits auch nie kennengelernt und empfand es nicht als Problem. Jetzt ist es vor allem auch so, dass ich mir wünschte, meine Mutter hätte meine Tochter kennenlernen dürfen. Aber das ist, wie Sie sagen, meine Sicht.
Geht mir ähnlich, nur väterlicherseits. Mit meinen Eltern haben sie ein gutes Verhältnis, die andere Seite konnten sie nie kennenlernen. Dabei wäre Interesse der Kinder da und es wird viel gefragt, was sie für Menschen waren, wie sie gewohnt haben, was sie getan haben. Über den Grossvater kann mein Mann noch einiges erzählen, an seine Mutter kann auch er sich nicht mehr erinnern. Da bleiben wohl die Fragen offen.
Ich habe meine Grossmutter heiss geliebt. Sie hat uns zwar nie mit Materiellem verwöhnt, dazu hatte sie zuwenig Geld. Aber, sie hatte Zeit, konnte Zuhören und hatte für vieles Verständnis, ohne jemals den Erziehungsstil meiner Eltern zu hinterfragen. Wenn man ihr an die Hand ging, war ihr Dank ein freudiges Strahlen im furchigen Gesicht und zwei Spiegeleier zum Nachtessen. Bei meiner Grossmutter war vieles anders und dennoch empfand ich sie im Einklang mit meinen Eltern – es gab nie ein Entweder/Oder“. Heute selber Grossvater von 8 Enkeln, ist meine Grossmutter immer noch ein tolles Vorbild.
Lieber Peter
Deine Geschichte hat mich tief berührt. Jetzt bist Du selbst Grossvater und das Leben geht so weiter und damit auch die Erinnerung an Deine eigenen Grosseltern. Das ist so schön. Mein Mann und ich, wir versuchen auch unser Leben familiär auszurichten und haben so ein Haus mit Einliegerwohnung für die Grosseltern gekauft, so dass die Kids gehen können, wohin sie wollen und das funktioniert bestens. Die Grosseltern sind stark in den Alltag integriert und so unterstützen wir uns gegenseitig. Es könnte besser gar nicht sein und vor allem die Kids sind super happy und wir auch.
Schön dass es das noch gibt.
Liebe Grüsse
„Wenn man ihr an die Hand ging, war ihr Dank ein freudiges Strahlen im furchigen Gesicht und zwei Spiegeleier zum Nachtessen.“ Wunderschön geschrieben, Ihre Liebe und Ihr Respekt gegenüber der Grossmutter strahlen förmlich aus diesen wenigen Worten. Ich nenne das lebendige Poesie, oder vielmehr noch: Lebenspoesie. Vielen Dank.
Ich denke mal, das hängt alles davon ab, wie stark die Grosselten in den Familienalltag eingebunden sind. Wenn die Grosseltern nur 2 Strassen weiter wohnen, und die Kinder z.B. in der Grundschule statt in den Hort zu Oma und Opa gehen (gibt es), wenn die Familie 1x pro Woche bei den Grosseltern zum Znacht vorbei geht (oder umgekehrt) oder die ganze Familie in einem Haus wohnt, inkl. Grosseltern, und das Verhältnis zwischen den Enkeln und Grosseltern eher eng ist, dann können diese sicher einen recht starken Einfluss auf die Kinder haben und auch mal wichtige Bezugspersonen sein, auch für Teens
Räumliche Nähe ist, glaube ich, nicht unbedingt Voraussetzung für ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Grosseltern und Enkeln. Meine Kinder haben zu allen Grosseltern unterschiedliche Beziehungen – aber nur die Grossmutter darf ihnen etwas sagen, die von Anfang an – obwohl weit weg – immer in kleinen Dingen an sie gedacht hat, ihnen Kärtchen geschrieben hat, heute per Mail und Whatsapp mit ihnen in Verbindung bleibt. Die andere Grossmutter (meine Mutter), die irgendwie heute noch annimmt, dass die Enkel sich gefälligst bei ihr zu melden hätten und eine Bringschuld hätten, spielt in ihrem
/2 Leben keine grosse Rolle. Bei mir und meinen Geschwistern war es ein Grossvater, der uns wunderbarer- und auch heimlichweise an seinem Alltag teilhaben liess (Fussball, heimliche Pubbesuche etc), dem wir vertrauten und der uns immer zuhörte, nie reinredete, aber seine Meinung mitteilte. Man kann die Liebe, das Vertrauen zwischen Grosseltern und Enkeln genauso wenig einfordern wie die zwischen Eltern und Kindern – da sind viele unsichtbare Dinge, die da noch zwischen Eltern und Kindern wabern und natürlich auch auf die Enkel ausstrahlen.
@Carolina
„aber nur die Grossmutter darf ihnen etwas sagen, die von Anfang an – obwohl weit weg – immer in kleinen Dingen an sie gedacht hat, ihnen Kärtchen geschrieben hat, heute per Mail und Whatsapp mit ihnen in Verbindung bleibt.“
Das macht Mut! 🙂
also nicht dass ich dann was sagen dürfte, aber dass es durchaus funktionieren kann so mit Grosseltern-Enkel-kein-Beziehungsabbruch…
Ja, macht Mut, macht mich und meine Geschwister aber auch manchmal sehr traurig: denn unsere Mutter macht genau dasselbe, was sie mit uns gemacht, auch mit ihren Enkeln – sie hat unglaublich hohe Ansprüche in allem möglichen, vermag sie selber aber nicht zu erfüllen und schon gar nicht mit Wärme und Zuneigung zu füttern. Und dementsprechend sind die Enkel auch sehr distanziert. Aber sie war gleichzeitig neidisch auf unseren Vater, der auf eine ganz stille und liebevolle Art immer für uns und für seine Enkel da war. Es stimmt schon: man erntet, was man sät!
That’s it Carolina.
Es geht nicht um Grossmutter oder nicht. Es geht nicht um räumliche Nähe oder nicht. Es geht einzig und allein um die Person. Und wie diese Person Beziehungen zu anderen Menschen lebt.
Es geht auch nicht um Teenager oder nicht. Menschen jeden Alters reagieren in dieser Sache genau gleich.
Liebe Leute wacht einfach auf. In allen Beziehungen ist es so: was wir säen, das werden wir auch ernten. Säe ich echte Liebe und habe ich echtes Interesse. Dann ernte ich echte Gegenliebe und Aufmerksamkeit. So einfach ist das.
Wo sind Sie eigentlich, HH? Heute sollte doch Ihr erster Arbeitstag sein? 🙂
Aber im Ernst: Schön zusammengefasst! Und bei der Gelegenheit möchte ich mal darauf hinweisen, dass die neuen – oft verteufelten – Medien (hier: Mail, Whatsapp oder auch sms) eben auch ihre guten Seiten haben. Mein Vater hat noch im Alter gelernt, mit seinen Enkeln so zu kommunizieren und es war eine wunderbare Art, in Kontakt zu bleiben – manche mögen das oberflächlich schimpfen, aber bei ihnen ist es angekommen als ‚ er denkt an uns und er liebt uns‘.
@Carolina
das mit dem Traurigsein kann ich sehr gut verstehen, da geh ich auch ab und zu durch; dafür ist es umso ermutigender von solchen Beispielen zu hören/lesen/mitbeobachten, wir sind es die die Weichen bei Vielem stellen, und meine Weichenstellungen möchte ich möglichst unfallfrei hinkriegen…
Carolina – ich nutze auch Whatsapp, aber wenns darum geht, eine ernste Krise anzusprechen, dann tut man das nicht via SMS. NIE. Dann nutzt man das höchstens um einen Termin zu vereinbaren.
Ich kann Brunhild nur beipflichten, solche aus einem prall gelebten, generationsübergreifenden Familienrahmen gegriffenen Beispiele machen für mich den Austausch hier im eigentlichen Sinn lesenswert. Die ‚man erntet, was man sät‘-Beobachtung bei sich und bei anderen macht es nicht zuletzt auch einfacher, mit der Traurigkeit umzugehen, dass man manche Dinge beim besten (Eigen-)Willen nicht ändern kann.
HH, habe ich von Krisen geredet? Nein, ich wollte nur würdigen (im Gegensatz zum üblichen Gemotze), dass Whatsapp etc eben auch durchaus gute Seiten haben – die Möglichkeit des Unmittelbar-Kontakt-haltens, einfach ein Ich-denke-an-Dich-Smiley etc. Wenn es dann ernst wurde, wussten die Enkel ganz genau, dass sie zu ihrem wohlmeinenden, gutmütigen, liebenden Granda gehen konnten……. Und mit diesem Würdigen ausdrücken, dass es auch von seiten der Grosseltern Zeichen des liebevollen Interesses braucht – sonst können sie, wie meine Mutter, lange warten, bis sich eine wirkliche Kommunikation ergibt.
Carolina – ja, das ist ja gut. Das habe ich auch gar nicht von ihnen gemeint.
Ich wollte nur präzisieren, dass ich mit meiner Anfangskritik bezüglich SMS nicht generell gegen diese Kommunikationsform bin, sondern dass es in diesem besagten Fall eben unangebracht ist, dass man versucht gestörte Beziehungen über diesen Kanal zu kitten. Sobald es brenzlig wird muss man immer Auge in Auge miteinander reden.
Ds Problem mit den Grosseltern, besonders Grossmüttern ist, dass die Eltern nicht unbedingt auf einmischung von seiten ihrer Eltern stehen und auf Kritik von dieser Seite meistens empfindlicher reagieren als auf Kritik von neutralerer Seite…
Ich finde nicht, dass gerade die Grosseltern prädestiniert sind, in solchen situationen (mit Jugendlichen) zu vermitteln. Aber sie spielen oder spielten vielleiccht eine wichtige Rolle darin, den jungen Eltern ein paar basics des Eltern-seins (hygiene, ernährung, kind halten, windeln wechseln) beizubringen…
jahaa immer diese „Einmischung“ und diese „Kritik“… Erziehung ist zu einem Teil auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Wir Eltern teilen sie mit Tanten, Onkeln, Grosseltern, Schwiegereltern, Erziehern, Lehrern.. ganz zu Schweigen vom Einfluss auf das Kind durch Gleichaltrige. Eltern dürfen kritisiert werden, und Erziehungsmodelle sind keine indiskutablen Tabus über die man nicht reden darf. Natürlich müssen die Eltern nicht jeden Sch… mitmachen, zu dem ihnen geraten wird, aber Eltern haben auch nicht prinzipiell Recht, nur weil sie die Eltern sind.
Ganz richtig. Was heisst schon Einmischung und Kritik? Eltern sollten als erstes begreifen, dass Kinder nicht ihr Eigentum sind, sondern „nur“ unter ihrer Erziehungshoheit liegen. Erzieht ein/e andere/r (Schule, Tagesschule, Tageseltern, Verwandte, Grosseltern, Sport-, Musikunterricht, usw) so macht er/sie es nach gutem Wissen und Gewissen. – Und wir Eltern, jedenfalls der entspanntere Teil davon, freuen uns übers Miterziehen. Manche sind dabei strenger als wir, manche weniger als wir. Na und? Das schadet doch den Kindern nicht und den Müttern und Vätern fällt keine Zacke aus der Krone.
@ soso
Sie haben ein wichtiges Detail im Text überlesen: Es war die Mutter, die sich die Vermittlung durch die Grossmutter wünschte und nun enttäuscht ist, dass es nicht geklappt hat. Ich behaupte mal, dass da etwas beim Ablösungsprozess gründlich schiefgelaufen ist, wenn die Mutter nicht mit ihrem Kind zurecht kommt und dann die Erwartung hat, die Grossmutter soll es richten. Das hat nichts mehr mit einem kleinen Gefallen, Basics oder einem netten Ratschlag zu tun.
13 – da haben sie völlig recht. Es scheint mit der Sozialkompetenz dieser Familie grundsätzlich etwas im Argen zu liegen.
Die Mutter wünscht sich Vermittlung von der Grossmutter, die aber selbst keinen Draht zum Enkel hat.
Die Grossmutter meint mit Andbiederung an Teenie-Kommunikation und Erfüllung eines materiellen Wunsches könne man eine Beziehung kitten – und nimmt nicht einmal Rücksprache mit der Mutter.
Dann, anstatt einzusehen dass sie völlig unüberlegt gehandelt hat, keift sie den Teenie an er sei verzogen (wow, was für ein Argument) und keift mit der Tochter und diese mit ihr.
… und am Schluss fragt sie sich, was sie denn hätte machen können.
Also wirklich: Liebe Frau Grossmutter
Das hätten sie machen können.
Die Mutter fragen, wo es denn hapert.
Mit dem Enkel Zusammensitzen bzw. etwas unternehmen. (Wenn er dazu nicht bereit ist, dann können sie die Sache gleich von vornherein abbrechen.)
Wenn er wegen der Turnschuhe jammert, rückfragen warum er denn glaubt, dass die Eltern sie nicht kaufen wollen.
Zuhören. Ihm versprechen mit der Mutter darüber zu reden.
Die Mutter fragen, warum sie sie nicht kaufen wollen.
Dann je nach dem, ein Angebot machen…
HH, woher soll die Grossmutter diese Kompetenzen im Umgang mit dem Enkel haben, wenn es offensichtlich schon zwischen ihr und der Tochter nicht oder nur sehr eingschränkt funktioniert?
völlig einverstanden Carolina – warum ich das einfach so frech erwarte ist folgendes: Jemand, der sich selbst für fähig hält Texte in Familienzeitschriften zu schreiben. Sich also als Ratgeber für Eltern und Grosseltern hält, sollte doch ein Mindestmass an Beziehungskompetenz mitbringen.
Die Fragestellungen in dieser Geschichte führen mich aber zu dem Schluss, dass sie das nicht hat.
ML wird jetzt gleich einwenden, dass jeder Rückschluss auf Personen unzulässig ist, da es sich nur um eine Geschichte zur Illustration handelt, ohne jeglichen Realtitätsbezug…
carolina, ich und meine grossmutter hatten es supergut als ich in der pubertät war.
mein vater war für sie zeitlebens der kleine freche blonde bub (der er vielleicht bis 10 war), sie sah ihn nie als erwachsenen mann und sie hatten eine oberflächliche beziehung.
ich und meine eltern hatten auch eine sehr oberflächliche beziehung. und so war ich sehr froh um die unterstützung meiner grossmutter. meine eltern fanden diesen support durch sie wohl weniger gut
sie versorgte meine WGs mit selbsgemachten kuchen, saucen, guetsli, motivierte mich eine ausbildung zu machen und half mir die autoprüfung zu finanzieren. ich besuchte sie wöchentlich, half ihr einkaufen und schob sie später im rollstuhl spazieren
@ HH
Ich sehe da ein Muster, den ich öfters bei Grosseltern-Fragen erlebe: Die Erwartungshaltung der inzwischen erwachsenen Sprösslinge, die Grosseltern sollen einerseits bei den Kindern mithelfen, mal hüten, etwas kaufen etc., aber sich sonst brav zurückhalten und nichts dazu sagen. Ich stelle mir dann jeweils so eine Grossmutter im Schrank vor, die man bei Bedarf rausnehmen kann und dann wieder versorgen. Umgekehrt sehen viele Grosseltern alles, was die jungen Eltern anders machen, als einen persönlichen Angriff auf ihre damalige Erziehung an. Das belastet die Beziehung zwischen allen.
Ich habe seit Jahren eine Vereinbarung mit meinen Eltern: Uns allen ist die Beziehung Grosseltern-Enkelkind wichtig und ich fördere sie, indem ich ihnen die Zeit zusammen ermögliche. Ich mische mich nicht in diese Beziehung ein, auch nicht, wenn die Kinder mal 2 Stunden TV schauen und dazu Schokolade futtern und auch nicht, wenn sie mit den Glitzerjeans heimkommen, die ich nicht gekauft hätte. Sie mischen sich hingegen nicht in meine Erziehung ein, wenn die Kinder bei mir sind. Ratschläge sind gegenseitig willkommen, wenn danach gefragt wird. Klappt hervorragend.
@SP, es steht in der Geschichte an keiner Stelle, dass die Autorin auch die beschriebene Grossmutter ist.
In SRF 4 News hat gerader einer erklärt, dass er Satire für besser geeignet hält, eine politische Aussage zu vermitteln, als ein realistischer Bericht. Der sprach aber Hochdeutsch und kennt offenbar die schweizerischen Rezipienten nicht.
ich wollte eigentlich sagen, dass manchmal grosseltern und enkel eine gute, ganz eigene beziehung haben können, mit der die eltern nichts zutun haben. würde ich meinen eltern und kindern auch gönnen, auch wenn es mich dann mal nerven könnte
Meine Eltern schauen einen Tag pro Woche zu unseren Kindern. Ich bin dafür dankbar und es funktioniert gut. Sie können so zu den Enkeln eine tragfähige Beziehung aufbauen.
Fuktionieren kann das aber nur, wenn man sie machen lässt und sie machen nicht alles so, wie wir es für richtig halten. Dazu kommt leise Kritik an der Haushaltführung (die sich meine Frau und ich teilen).So im Stile von „Ah, dort habe ich den Reibkäse nicht gesucht, bei mir im Kühlschrank hat alles seinen Platz, das weisst Du ja….“. Ich muss mir manchmal kräftig auf die Lippen beissen, sonst hätten wir in Kürze Streit.
13 und alle – die verschiedenen Schilderungen hier machen doch eines deutlich: der Mensch bzw. die Person ist das entscheidende Element.
Eine Rolle: Mutter, Vater, Grossmutter, Götti, Tante, Freund der Familie wird entsprechend der Person selbst ausgefüllt.
Und je nach dem, klappt es dann mit der Rolle oder eben nicht.
Es gibt keine „Experten“ die behaupten, eine Rolle wäre ein Selbstläufer.
@ Papperlappi
Ach wie gut ich das kenne , dazu noch die netten Kinderlein, die die Grossmutter mit den Worten begrüssen: „Ich wusste, dass Du heute kommst, wir mussten nämlich aufräumen!“ Und meine Lieblingsszene: Grossmutter (mütterlicherseits) kommt an, sieht Mann am Haushalt machen, sagt zu ihm, er solle es doch lassen und sich für die Arbeit umziehen, um anschliessend der Frau zu erklären, dass xy nicht gemacht war und ihr Mann das ja nie machen musste. Aber nichtsdestotrotz überwiegt die Dankbarkeit für die Hilfe und dass die Kinder eine schöne Beziehung haben dürfen und man/frau schweigt
Der Artikel bringt es unbewusst auf den Punkt: Die Mutter erwartet von der Grossmutter Vermittlung, ist aber, wie es Mütter oft sind, äusserst empfindlich auf alles, was nur irgendwie nach Kritik am eigenen Erziehungsstil aussehen könnte. – Ja so kann das nichts werden, weder mit der eigenen Erziehung, noch mit der Vermittlung der Grossmutter.
Dabei könnten sich viele Mütter einen grossen Gefallen tun, und mit dem Dauerkontrollieren und -herumkommandieren des Nachwuchses aufhören. Kein Wunder lehnen sich Sohn und Tochter gegen die Mutter auf, wenn diese ihren Entwicklungen keine Raum gibt.
Nun, in diesem Beispiel ist die Grossmutter einfach nur unendlich d u m m. Darum liefert es gleich die Antwort auf die Frage: guter Vermittler ist man nie Kraft seines Amtes sondern Kraft seiner Sozialkompetenz.
Wer VIA SMS versucht eine Beziehung zu kitten, der hat definitiv keine Sozialkompetenz und ein Grosi, das ohne Rücksprache mit den Eltern, Dinge kauft, von denen es heisst, die Eltern wollten dies nicht… einfach nur d o o f. Der arme Enkel, er hätte klügere Stützen verdient, als solche die er via SMS Nachrichten um den Finger wickeln kann.
Ich halte es zwar grundsätzlich für etwas fahrlässig, aus einem derart kurzen Text ohne Einbettung in die erweiterte Familiengeschichte weitreichende Schlüsse zu ziehen. Aber wenn ich meinen eigenen Senf dazugeben müsste, würde er relativ kurz ausfallen: wenn im Kindheitsalter keine Entwicklung einer Enkel-Grosseltern-Beziehung stattgefunden hat, wird sie erst recht nicht im Teenageralter zustande kommen. Die gegenseitigen Vorwürfe von Mutter und Grossmutter deuten an, dass familiär besehen überhaupt einiges im Argen liegt.
Ja natürlich. Aber wie sind hier im Blog. Wir besprechen ein Fallbeispiel. Wir haben nur 500 Zeichen. Ich antworte als Hattori Hanzo.
Anbetracht der Fragestelllung und der Schilderung des Falles, kommt für mich nur dieser Schluss zu.
Fragestellung: Grossmutter-Kompetenz oder nicht?
Und dann die Schilderung sämtlicher Fehler, die man nur machen kann. Von A-Z (lesen sie meine Antwort an 13).
Hier geht es doch nicht um die Frage einer Amtskompetenz.
Nein, ich finde auch nicht, dass es darum geht. Aber die aburteilenden A-Z Schlüsse finde ich, obschon einleuchtend, eben doch etwas fahrlässig (nun ja, die Autorin hätte sich vor der Veröffentlichung erste Feedbacks einholen können, dann hätte dies wohl ihrerseits vermieden werden können). Was mich nun aber mehr interessieren würde, ist die dahinterliegende Geschichte, oder, wenn Sie so wollen, der familiäre Rahmen. Ich habe in diesen auch frisch von der Leber etwas hineingedeutet, spannender wäre es jedoch zu wissen, ob die Deutung zutrifft – und wieso. Aber dazu wird es nicht kommen, /
solange sich die Textverfasser dem profanen Gewässer des Kommentars entziehen. Wir bleiben also mit allerlei Mutmassungen zurück, die uns durchaus einleuchtend mögen. Auch das kann seinen Vergegenwärtigungswert haben, aber Wissen wäre mir persönlich ehrlich gesagt lieber. Respektive, eine umfassendere Einzelfallkenntnis.
…aber ich bin auch, zugegeben, eine äusserst neugierige Person. Zumindest bei Leuten, die öffentliche Beiträge verfassen – da scheue ich mich nicht, gelegentlich auch mal auf die metaphorischen Zehen des einen oder anderen zu treten. Privat halte ich meine Gwundernase etwas dezenter zurück, zumal bei so manchen Mitmenschen bei derartigen situativen Alltagserzählungen nicht viel mehr erwünscht ist als ein absolutierendes Beipflichten. Und das kann man von mir nicht erwarten.
Lesen sie mal wie Jänu dieses Geschreibsel kommentiert, genau das war doch die Intention der Autorin: ich arme Grossmutter zuerst wird man um Hilfe gebeten und dann wird man dafür noch kritisiert. Und es bleibt ihr ein Rätsel was sie hätte besser machen können. Das einzige was noch fehlt ist, dass sie der eigenen Tochter vorwirft sie sei ein verzogenes Gör
Nun ja, Jänu hat die (allgemeine) Eltern-Grosseltern-‚Kampfzone‘ sozusagen perspektivisch ausgeweitet – vielleicht weil er die Gegenseite aus eigener Erfahrung eher kennt. Und dabei hat er zumindest einen aus meiner Sicht eminent wichtigen Merksatz geschrieben: „Eltern sollten als erstes begreifen, dass Kinder nicht ihr Eigentum sind, sondern “nur” unter ihrer Erziehungshoheit liegen.“
Nichts wäre langweiliger hier, als wenn alle ins selbe Kerbholz schlagen würden. Dann hätten wir zumal nichts, worüber wir uns regelmässig aufregen könnten. 😉 Der Bezug zum Ausgangstext wird im übrigen oft /
recht ‚frei‘ gehandhabt, eigene Äusserungen werden selten 1:1 darauf bezogen. Das macht manches (Verständnis) teils mühsamer, gehört in einem offenen Forum jedoch mit dazu. Wir betreiben hier schliesslich nicht literarische Exegese, respektive: nicht nur.
1. Die Grossmutter benutzt nur ihr präferiertes Kommunikationsprotokoll, nicht das der Enkel. Generell keine Kompromisse von oben nach unten, immer nur umgekehrt.
2. Geschenke beschränken sich auf Weihnachten und Geburtstage. Ausnahmen sind Kleinigkeiten, welche keinen wirklichen Geldwert haben und sich aus der Situation ergeben.
Im Falle z.B. angestrebter Musikunterricht. Man kauft, so man kann, ein hochpreisiges Instrument, welches bei guter Behandlung keinen Wertverlust, meist sogar eine Wertzunahme erfährt und leiht es dem Enkel. Bei Desinteresse wird es wieder verkauft zu Gunsten der Oma.
Ihr „gesunder“ Menschenverstand fällt immer angenehm in’s Auge.
Hä? Ist das Ihr Ernst, Hanne? Punkt 1 ist doch mal wieder so ein richtiger ML-Klops. Die Wahrscheinlichkeit ist einfach sehr hoch, dass Grossmütter, die nicht wissen, was ein Kompromiss ist, die nur fordern und das Gefühl haben, ihnen stehe per se der Respekt/die Liebe/das Vertrauen ihrer Enkel zu, irgendwann gar keine Kommunikation mehr mit ihnen haben werden. Aber dieses Prinzip ist ja auch MLs Eltern-Kinder-Modell – warum soll man sich also wundern…….
Ich habe noch nie von Experten gehört oder gelesen, die den Grosseltern eine solche Rolle zuschreiben.
Es gibt seriöse Literatur jenseits von Ratgebern oder Frauenzeitungen, welche der Grossmutter mütterlicherseits einen grossen Einfluss auf die Erziehung der Enkel zuschreibt. Wenn man spekulativ über den Tellerrand schaut, sieht man 100′ te Millionen Wanderarbeiter, bei denen diese Grossmutter allein erziehend ist, was sich durchaus in die soz. Evolution hat eingraben können.
Die Mutter der Mutter muss es schon deshalb sein, weil nur diese weiss, das es sich wirklich um ihre Enkel handelt.
…ah, jetzt würgen Sie doch nicht mit 16 Wörtern den Anfang einer Lawine, welche einmal mehr Potential fürs Ausufern zeigt, dermassen herzlos ab! 😉
Ansonsten, mit eher schwierigen Grosselternverhältnissen gesegnet, wär mir gar nie die Idee gekommen in ihnen eine solche Rolle zu vermuten, schön wenn es so ist, ansonsten gibts noch andere Möglichkeiten, Paten beispw. Beziehungen brauchen immer Pflege, auch die zu „okay“-Grosseltern.