Geschenke zum Vergessen

Ein Grosspapa-Blog von Hans Abplanalp*

Was ist da wohl drin? (Flickr/ Steve Evans)

Was da wohl drin ist? In heutigen Spielsachen manchmal mehr, als einem lieb ist.  (Flickr/ Steve Evans)

Beim Durchblättern der Spielzeugkataloge, um dort allfällige Weihnachtsgeschenke für unsere Grosskinder zu finden, habe ich endgültig gemerkt: «Hans, jetz bisch alt.» Diese sechs Trouvaillen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

1. «Der süsse Drache mit vielen interaktiven Spielmöglichkeiten und unterhaltsamen Musikstücken hilft beim Erlernen der Zahlen, des Alphabets, der Formen und Farben sowie der Tiernamen in Deutsch und Englisch. Ab 9 Monaten.»

Das Geschenk für die kommende Elite unter den Hochbegabten. Da ich nicht fähig war und bin, dies bei unseren Grosskindern in ihrem zarten Alter von 9 Monaten bereits beurteilen zu können, muss ich wohl auf dieses Geschenk verzichten. Obschon: Kluge (Gross-)Eltern sorgen vor.

2.

«Dank den 8 Einzelmagazinen mit maximal 48 Darts (Pfeilen) ist deine halb automatische Strike Hail-Fire Elite auch ohne Nachladen immer mit genügend Nachschub versorgt. Ab 8 Jahren»: Hail-Fire von Nerf. (Quelle: Youtube)

Ich frage mich, ob ich diese Waffe einem Grosssohn nicht doch unter den Weihnachtsbaum («Friede sei mit euch») legen sollte, denn dank dem Gebrauch dieser «Schlag-Hagel-Feuer-Elite» würde er die Kriegsberichterstattung in der «Tagesschau» später besser verstehen. Aber dann muss ich schauen, dass seine Eltern sich mit den Nachbarn absprechen, damit diese ihrem Knaben auch ein solches Spielzeug schenken. Denn nur wenn zwei aufeinander schiessen können, machts Spass und entspricht natürlich auch der Wirklichkeit.

3. «Entdecke mit der Figur die vielen wunderbaren Zimmer des Ferienspass-Hotels. Rutsche in den Pool, trainiere im Fitnessraum oder besuche die Eisbar auf dem Dach. Ab 4 Jahren.»

Wie wärs denn mit: «Entdecke mit der Figur das gemietete Ferienhäuschen. Rutsche auf dem Hintern ins Laub, spiele im Wald oder besuche das Plumpsklo

4.
«…Dank dem Magic-Clip kann die Prinzessin ihr Kleid ganz einfach aus- und wieder anziehen. Ab 3 Jahren»: Disney Magic-Clip-Puppen. (Quelle: Youtube)

Das Kleid besteht natürlich aus einem einzigen Plastikstück. Wie praktisch dies manchmal doch wäre, wenn das Grosskind beim Wechseln der Windeln einfach nie stillhalten will. Knopfdruck: Strampelhose und Pullover weg – Knopfdruck: verschissene Windel weg – Knopfdruck: Fudi geputzt – Knopfdruck: frische Windel angezogen – Knopfdruck: Strampelhose und Pullover angezogen.

5. «Mit dem schaurig schicken Gegensprech-Telefon im Monster High Look kannst du jederzeit in Kontakt mit deinen Freundinnen treten. Mit zusätzlichem Ton und Lichtern und bis 100 m Reichweite. Ab 3 Jahren.»

100 Meter Reichweite sind natürlich etwas anderes als eine 10 Meter lange Schnur mit je einer Büchse an beiden Enden. Diese sind auch nicht «schaurig chic» und haben schon gar keinen «Monster High Look», Ton und Licht fehlen ebenfalls. Dafür kann ich mit dem Grosskind die Büchsengegensprechanlage, welche batterielos funktioniert, selber basteln. Aber das Design ist dann schon ein wenig primitiv.

Dinosaurier

Dinosaurier und Flugzeug in einem: Switch&Go von Vtech. (PD)

6. «Dieser gefährlich schnelle Dino lässt sich in ein cooles Flugzeug verwandeln und hat mehr als 50 tolle Sprüche und Geräusche auf Lager. Reagiert auf Bewegung. Ab 3 Jahren.»

Jetzt weiss ich Grossvater endlich, weshalb die Dinosaurier alle ausgestorben sind. Nicht wegen des Klimawandels, nein, wegen der Flugzeugindustrie. Und dass Flugzeuge tolle Sprüche von sich geben, da habe ich auch etwas verpasst und muss wohl mal unser ältestes Grosskind danach fragen.

Ich bin übrigens nicht der Ansicht, dass nur handgefertigte und mit Bienenwachs eingeriebene Holzspielzeuge aus biologisch angebauten Wäldern das richtige Weihnachtsgeschenk für Grosskinder sind oder nur pädagogisch äusserst wertvolle Kinderbücher mit intellektuellem Anspruch. Aber beim Durchblättern dieser Kataloge habe ich mich ab und zu schon gefragt, was man Kindern mit diesen – in meinen 67 Jahre alten Augen – fragwürdigen Geschenken antun will. In diesem Sinne wünsche ich frohe Weihnachten mit kleinen Geschenken.

alp*Hans Abplanalp (67) ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und 5 Grosskinder. Er arbeitete als Sekundarlehrer und Schulleiter in Münsingen. Seit 20 Jahren schreibt er satirische Textbeiträge für Radio SRF 1 sowie Kolumnen, Theaterstücke und Mundartmusicals für Kinder. Dieser Text erschien bereits im «Grosseltern-Magazin».

 

31 Kommentare zu «Geschenke zum Vergessen»

  • Masse sagt:

    Stellen wir uns mal folgende Frage : „Womit beschäftig/en/ten sich unsere Kinder am intensievsten, womit haben sie sich gedankenverloren oder begeistert Stunden lang und immer von Neuem die Zeit vertrieben? Was ist es,wovon sie am Abend müde aber zufrieden und mit glücklichem Gesicht in ihr Bett abzockeln? Beobachten….
    Was die „Wünsche“der Kinder sind, ist bestimmt nicht immer genau DAS, was die Eltern sich gewünscht hätten, wenn….
    Ich erinnere mich an Geschenke vom Papa die nur zu offensichtliche Seine geheimen Wünsche offenlegten 🙂 , die Kinder kalt liessen! Nicht so einfach.

  • rolf frei sagt:

    Lasst die Kinder bloss in Frieden mit eurem Geschwätz, macht sie einfach glücklich mit Spielsachen, die sie sich wünschen.

  • clara müller sagt:

    Also, die NERFs finde ich auch als Mutter cool seit dem Tag, als ich selbst mal eine abgefeuert habe. Wobei das hier gezeigte Modell etwas unhandlich erscheint. Eine kleinere tut’s definitiv auch. Herr Abplanalp, probieren Sie sie ruhig mal aus.
    Der Rest scheint wirklich Schrott zu sein.

  • Joerg Hanspeter sagt:

    Wo gibts die Knarre, ich möchte meinem Patenkind eine schenken 🙂

  • Gino Ramsch sagt:

    ALso ich bin 33 und werde bald Papi… Mit diesem Artikel kann ich nichts anfangen. Wie cool sind denn diese Spielsachen??!!! Ich wäre als Kind voll abgefahren bei dieser NERF Flinte! Und alle diese neue Robo-Dino-Monster sind echt geil! Freue mich schon auf die Geschenke für….uns!

    Oder reden wir mal über die neuen Star Wars Lego? buaaaaa für jeden Nerd einfach genial! Oder die Videospiele? Ich hatte ein 8bit NES und es war schon toll, etliche Stunden gezockt! Da kann man doch nicht eine PS4 seinem Kind verwehren. Denke mindestens eine Konsole geht schon unter Kinderrecht…..

    • 13 sagt:

      Ich habe mir, bevor ich Kinder hatte auch zwei Sachen geschworen: Nie nur pädagogisch korrekte, aber uncoole Spielsachen und ich werde mein Kind nie anlügen. Dann war es soweit. Der zweite Geburtstag meiner Tochter und sie bekam (nicht von uns) einen blinkenden und lärmenden Traktor, der „Old McDonalds has a farm“ spielte. Sie war hin und weg und ich auch. Kind glücklich, Mami glücklich. Genau zwei Wochen. Dann kam die Frage: Vorsätze brechen oder sich einliefern lassen. Und so stand ich voller schlechtes Gewissen vor dem Kind und beteuerte, dass es mir leid tut, es aber nicht mehr geht, sie

      • 13 sagt:

        könne aber natürlich noch so damit spielen und selber „brum brum“ machen. Was Batterien sind, wusste sie zum Glück mit zwei noch nicht. Klar, sind manche Sachen auf den ersten Blick cool, aber ich bin für jeden Tag dankbar, wo ich keine Videospiele im Wohnzimmer hören muss;-)

    • plop sagt:

      Falls Sie ein Mädchen kriegen: Es gibt sonst auch ein Bäbi-WC. Wenn Sie dann die Spülung drücken, hören Sie eine Stimme „rauen“, dann laut lachen und dann erst die Spülung… Das würde Ihnen sicher auch Spass machen.

      Ich wurde bisher von lärmenden Spielzeugen verschont und darüber bin ich froh. Denn das Zeug nervt.

  • Karmen Syed sagt:

    wunderbarer Kommentar, selten so gelacht

  • Hermann sagt:

    Unser 13 Jähriger macht seine Hausaufgaben nicht mehr und musste letzthin in der Schule strafnachsitzen. Da flog sein PS3, Ursache alles Uebels, aus dem Fenster. Nun hat er nur noch einen Weihnachtswunsch; Ein neues PS3. Was soll man da tun. Die Lösung ist wohl, ein PS4 und Beruhigungstabletten für den Papa.

    • Urban Zuercher sagt:

      Es heisst DIE PS, Sie alter Sack! 🙂

    • Franz Vontobel sagt:

      Abgesehen davon, dass Herr Zuercher absolut recht hat erinnert mich ihre Aktion an eine Anekdote über Peter Sellers: Nachdem dieser an seinem Bentley einen Kratzer entdeckte, der von seinem kleinen Sohn verursacht war, sei er blindwütig in dessen Zimmer gerast um dort alle Spielzeugautos zu zerstampfen…

      Und ja, kaufen sie wenn schon, denn schon eine PS4! 😉

  • Franz Vontobel sagt:

    Naja, es ist ja nicht so, als gäbe es das blinkende, krachmachende, in brüllenden Farben daherkommende, grundsätzlich alle ästhetischen Sinne beleidigende Made-in-PRC-Billig-Plastik-Spielzeug erst seit heute – insofern kann der Artikel auch unter „Alle Jahre wieder“ abgebucht werden…

    Es ist ja nicht so, dass es nur noch solchen Schrott gibt…

    • Brunhild Steiner sagt:

      … nun, wir wissen ja nicht in welchem Jahr das auch im Grosselternmagazin publiziert worden ist… 😉

  • Franz Marti sagt:

    Wenn man nur das negative in der heutigen Zeit sehen will, dann gelingt einem das beim Durchblättern eines Kataloges natürlich problemlos. Und so nostalgisch verklärt dieser Artikel geschrieben ist („Büchsentelefone“) tut mir der Autor fast schon leid.
    Die heutige Zeit besteht nicht nur aus solchen idiotiischen Produkten. Es gibt soviel normale Angebote, gerade an klassischem Spielzeug, man muss nur etwas die Augen aufmachen. Würde dem Autor besser tun, als solche unnötige Blogs zu schreiben.

  • Hotel Papa sagt:

    Eigentlich habe ich hier für die Interessierten ein Müsterli meiner Weihnachtsbäckerei anbieten wollen. leider zensiert die F0rensoftware den P0st aber total. Nicht einmal „warten auf Freigabe“ Nein, direkt ab ins Nirvana.

    Wer nid wott, het gha.

    • Brunhild Steiner sagt:

      war da ein link dabei? Das hats mir letzthin auch ohne jegliche Bermerkungen vernichtet, aber ohne die drei Buchstaben und ein bisschen auseinander gings problemlos, nicht aufgegeben Hotel Papa!

      • Hotel Papa sagt:

        Nein, es war Lautschrift. Weil ich meine Mehl-Adre$$e nicht Roboter-lesbar posten wolte. Aber selbst eine viel klartextigere Form ging wieder direkt in den Orkus. Wahrscheinlich schmeckt das Wort Ma!l nicht.

        Man nehme meinen F0rennamen. Ersetze den Lehrschlag durch einen Untersrtich_ und sende an den grosse Deutschen Gratis-Mehl-Anbieter mit dem X. Allerdings seine Schweizer Filiale.

        Und dahin sende man seien Schneckenpost-Adre$$e. Vielleicht reichts ja noch vor Weihnachten.

      • Brunhild Steiner sagt:

        …das ist ja fast wie bei diesen Rätsel-Satz-Kreuzworträtseln 😉

  • mutter von 4 kids sagt:

    ich bin immer noch für gemeinsame ausflüge/unternehmungen als geschenk. sowas bleibt in bleibender erinnerung und ist wirklich für was. bei uns gibts für jedes kind 1 geschenk das sie sich gewünscht haben und ein gemeinsames in form von einer coolen unternehmung mit der ganzen family. schnickschnack das irgendwann verstaubt find ich unnötig genauso wie die produktion von solchem spielzeug.

  • papperlapapi sagt:

    Sehr wahr! Erstaunlich ist dann aber doch immer, womit die Kinder die Zeit verbringen. Das sauteure so gewünschte Playmobil-Spital wurde in 2 Jahren kaum je genutzt, wenn dann als Wohnung für Barby.
    Der 5 Franken teure Hai vom Jahrmarkt, schon nach der ersten Spielstunde natürlich mit defektem Unterkiefer, hingegen ist seit Monaten der Hit.

  • Swiss89 sagt:

    Sehr guter Artikel! Vor allem die Geschenke unter Punkt 1 und 2 finde ich schrecklich. Klar, vielleicht freut sich ein Kleinkind ab etwas blinkendem, das Musik abspielt. Aber meine 2 jährige Nichte hat pratisch nur diese elektronischen Nervtöter zu Hause. Ob dieser Überfluss wirklich nötig ist? Wie man seinem Kind eine Nerf kaufen kann, verstehe ich sowieso nicht. Aber anscheinend ist das momentan ein riesen Trend, dem man sich als Eltern anscheinend kaum widersetzen kann.

  • Anna Lyse sagt:

    Ich bin übrigens nicht der Ansicht, dass nur handgefertigte und mit Bienenwachs eingeriebene Holzspielzeuge aus biologisch angebauten Wäldern das richtige Weihnachtsgeschenk für Grosskinder sind

    Sehr schöner Satz!

    Über den Rest des Artikels lässt sichs gar nicht diskutieren, so einverstanden bin ich mit Ihnen. Wir kommen mit einer Box Duplo, einer Box Brio-Eisenbahn, einer Box Matchbox Autos und vielen Bilderbücher sehr gut klar… der Rest wird aus dem Origami-Bastel-Schlecht-Wetter-Tage-Buch zusammengebastelt.

    • Hotel Papa sagt:

      Der sehr schöne Satz ist ein bisschen arg Klischee.

      Wenn ich heute durch die Spielwarenabteilung gehe, tun mir die aktuellen Generationen leid. Es muss ja wirklich nicht immer Holz sein. Aber aktuell gibt es im Mainstream NUR Plastik. In den furchtbarsten Farben.

  • Independent sagt:

    Ich musste ein paar mal grinsen. Sehr schön verfasst… Ich kann mir aber einen gewissen „Wehmut“ nicht verkneifen… die Nerf Gun finde ich doch ziemlich cool…., als Erwachsener versteht sich… 🙂

    Ich bin auch nicht der Meinung, dass die Kinder immer nur „kluge“ oder „pädagogisch wertvolle“ (was immer das auch heissen mag) Geschenke benötigen. Ich bin übrigens Götti und m.M. nach für die „coolen“ Geschenke zuständig…, das kluge oder wichtige sollen ruhig die Eltern schenken.

    Gruss und schöne Weihnachten

  • Stella3 sagt:

    Gut gelungener Artikel! Ich musste ein paar Mal schmunzeln. Bei gewissen Spielsachen merkt man, dass die Hersteller einem nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Wenn man Kinder hat, weiss man mit der Zeit,bei welchen Spielzeug das Kind wirklich Freude hat und welches nur dumm herumblinkt und trötet.

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