Je mehr Eltern, desto mehr Liebe
Ein Gastbeitrag von Meike Büttner*
In meiner Familie ist alles ein bisschen anders als bei den meisten. Wenn ich jemandem erzähle, dass der Vater meiner Tochter inzwischen seit vielen Jahren mit meiner jüngeren Schwester zusammen ist, ernte ich dafür immer eine Menge Kopfschütteln. Früher war ich ebenso entsetzt wie alle anderen. Inzwischen habe ich mich – wie könnte ich auch anders? – damit arrangiert.
«Ist die Swantje (Name geändert) jetzt eigentlich meine Tante oder meine Stiefmutter?», hat mich meine Tochter gefragt, als alles noch ganz frisch war. In mir zog ein Gewitter auf. «Die Swantje ist und bleibt deine Tante!», antwortete ich und spürte deutlich, wie sehr sie mich mit dieser Frage traf. «Und wenn sie ein Kind bekommt?», hakte die Tochter erbarmungslos weiter nach. «Ist das dann mein Geschwisterchen oder mein Vetter?» «Beides», antwortete ich knapp und flüchtete mich in emsige Hausarbeit, um ja nicht weiter behelligt zu werden.
Selbstverständlich litt ich unter der Verbindung dieser beiden. Ich hatte das Gefühl, gleichzeitig meine Schwester und meinen Partner zu verlieren, und ich war überzeugt, dass ihre Beziehung unmoralisch sei. Auch heute bin ich noch dieser Meinung und ich weiss, dass ich persönlich diesen Weg niemals gehen würde, aber sie waren ihn nun einmal gegangen und ich hatte darauf eben einfach keinen Einfluss. Und wie das so ist mit den Dingen, die man nicht ändern kann: Ich musste lernen, es zu akzeptieren. Meiner Tochter zuliebe und aber eben auch mir selbst zuliebe.
Ein Kind, dessen Eltern sich getrennt haben, lebt immer mit Verlustängsten. Trennungskinder klammern gerne mal und tun sich schwer mit der Entnabelung. Sie müssen stets wachsam sein, dass alle bleiben, wo sie sind, und niemand einfach so aus heiterem Himmel verschwindet. Vielleicht sollten wir unseren Kindern zuliebe genau deshalb damit aufhören, Familien in festen Rollen zu denken. Letztlich ist es gar nicht entscheidend, ob meine Tochter ihre Tante nun vielleicht auch mal Mutti nennt oder wie sie zukünftige Halbgeschwister nennen könnte. Ich sollte froh sein, dass da noch jemand ist, der sie in ihrem Wachsen unterstützt und der ihr seine Liebe und Aufmerksamkeit schenkt. Mein Kind kann jede Liebe gut gebrauchen.
Wenn meine Tochter von mir und meinem Partner spricht, irgendwo, dann sagt sie «meine Eltern». Und jedes Mal wenn wir das mitbekommen, öffnet sich unser Herz um mehrere Zentimeter und wir lächeln einander selig an. Sie fühlt sich bei uns zu Hause. Sie fühlt den Zusammenhalt der Familie. Genau das ist es, was wir uns für sie wünschen. Wir wären ungerecht, wenn wir das auf der Seite des Kindsvaters nicht gelten lassen würden. Auch meine Schwester kann mein Kind lieben.
Darum ist mir heute auch völlig egal, wie Swantjes Rolle in dieser Konstellation genannt werden darf und wie Swantje selbst das alles sieht. Stiefmutter, soziale Mutter, bessere Mutter als ich, Ersatzmutter, Tante… das sind alles nur krude Bezeichnungen für ein Mehr an Liebe, das meiner Tochter absolut zusteht. Ich wandle nicht in ihren Schuhen. Ich habe kein Recht, mich in ihre Beziehung einzumischen, und hüte mich inzwischen auch, das zu tun.
Wenn wir uns wehren gegen dieses Mehr an Liebe für unsere Kinder, treffen wir nie die Neuen an der Seite unserer Ex-Partner. Wir schiessen damit nur immer wieder auf die Souveränität unserer eigenen Kinder, die sich ständig mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob ihre Liebe «legal» ist. Reissen wir uns zusammen und beten wir gemeinsam ein Mantra: Mein Kind hat das Recht, geliebt zu werden. Je mehr Liebe, desto besser. Gönnen wir das unseren Kindern!
*Meike Büttner lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist Autorin, Referentin, Musikerin und Mutter einer Tochter. Sie war lange Zeit alleinerziehend und lebt heute in einer kleinen, ausbaufähigen Patchworkfamilie. Im Juli hat sie den Smart Hero Award für ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten für Alleinerziehende erhalten.
97 Kommentare zu «Je mehr Eltern, desto mehr Liebe»
Ich hab auch hier diese Geschichte gefunden.http://www.morgenpost.de/vermischtes/article138500409/Mutter-mit-55-dank-Eizellspende-und-Leihmutter.html
http://de.newseurope.info/?p=34717
Noch eine Geschichte aus der Ersatzmutterschaft. Die Ersatzmutter wird nie eine echte soziale Mutter ersetzen, da man eine Mutter man nicht durch die Genen wird.
@Brunhild: Es gibt Eltern denen es gelingt ihre Kinder in den Streitereien mit dem Ehepartner zu stark zu involvieren: dann kommt es eben zu einem emotionallen Missbrauch des Kindes durch ein Elternteil. Das Kind sollte eben Kind bleiben dürfen, und nicht als Partnerersatz oder „shoulder to cry on“ oder ähnliches fungieren.
Ich rede hier nicht von gelegentlichen, heftigen Streit mit dem Partner, welchen das Kind mitbekommt. Sondern von einer Art und Weise mit Eheproblem anzugehen, die dazu führt dass das Kind regelmässig miteinbezogen wird.
Habe ich mich jetzt verständlicher ausgedrückt?
“ mit Eheproblemen umzugehen“…Entschuldigung! Also, genug für heute, schönen Abend noch!
@Diana:
absolut verständlicher, merci und ebenfalls schönen Abend 🙂
Das 12:57 Smiley geht an Bernhard
@ML: Es hält keine Ehe 26 Jahre lang ohne gegenseitige Liebe. Nicht dass Sie Sich etwas da vormachen! Ich glaube auch nicht dass Kinder Liebe „gut spielen können“.
Wissen Sie was? Gehen Sie doch mal schön und kaufen Ihren lieben Ehefrau eine grossen Blumenstrauss, und schenken Sie ihr das einfach so, ohne Worte. Dann kommen Sie hier zurück und schreiben Sie mal einen Gastbeitrag darüber, wie es so war die Blumen einzukaufen und ihrer Frau zu schenken. Den Mamablog wird’s freuen. Oder? Was meinen Sie?
Leider werden viele Kinder in die Beziehungsproblemen ihrer Eltern zu stark involviert, ob es zur Scheidung kommt oder nicht, und werden somit emotionell missbraucht. Eine Art von Missbrauch an Kindern über der viel zu wenig geredet wird, weil viel zu unsichtbar.
Es hat doch kein 4, 8 oder 20 Jähriges Kind zu wissen, was Mami und Papi für Problemen miteinander haben! „Mein Schatz, für Dich wird es gut, wir versuchen unser Bestes“, mehr braucht das Kind nicht zu wissen.
Frau Büttner macht das sehr gut. Keine Sorge, Frau Büttner, Sie sind die beste Mutter die Ihre Tochter jemals haben kann!
@Diana:
„„Mein Schatz, für Dich wird es gut, wir versuchen unser Bestes“, mehr braucht das Kind nicht zu wissen.“
Da wär ich mir mal nicht so sicher, und „für Dich wird es gut“?! In der Regel wünscht sich das Kind dass Eltern nicht auseinandergehen, genau solche Sätze sind es ua, welche ein Kind dazu bringen eigene Gefühle/Empfindungen abzuwürgen- sagt die Mami/der Papi lang genug „für mich wird es gut“, dann muss es ja so sein, auch wenn ich innen was ganz anderes spüre.
Es wird eben nicht einfach gut,
sondern sehr anders, und aus diesem Anderen kann man versuchen das Beste zu machen.
@Brunhild: Diesen Satz darf man den Kind sagen solange die Ehe noch hält, klar. Sollte es tatsächlich doch zur Scheidung kommen, dann müsste man sagen: „Schatz, es tut uns so leid, wir haben es versucht. Jetzt wird es aber für uns alle wohl anstrengender werden“ oder so etwas in der Richtung, keine Ahnung, wir sind noch nicht so weit gekommen: die Eheberatung oder einfach die noch vorhandene, eben gegenseitige Liebe, halten uns noch davon ab.
Mut zur Ehrlichkeit muss aber immer sein, so sehe ich das auch. Denn das Kind spürt tatsächlich jede Anspanung die es zwischen den Eltern gibt.
@Diana:
jetzt verstehe ich Sie ehrlich gesagt noch weniger,
warum sollten wir unsren Kindern nicht sagen sollen dass auch wir mal Krach,
und auch mal heftigsten Krach haben- genauso wie sie es mit ihren Geschwistern auch erleben, und sie dennoch um nichts in der Welt eintauschen wollen würden? Oder falls kein Geschwister, die Freunde, Cousins etc.?
Gerade so lernen sie dass streiten nichts schlimmes ist dem man ausweicht- und dann in Beziehungsfalle Nr 18 tritt, weil man alles tut um Streit unterm Teppich zu halten…
Aber vielleicht reden wir auch leicht aneinander vorbei.
Frauen sind sonst immer die ersten , welche in Anspruch nehmen dass Gefühle nicht einfach so weggeworfen werden können , als wären sie nie da gewesen. Aber wenn es darum geht, ihre persönliche Einbildung zu verteidigen, dann haben andere zu schweigen bis ins Grab.
Seid doch bitte ganz ehrlich, solche Geschichten sind weiter nichts als Rechtfertigungsversuche des eigenen Ichs! Klar verlieren Kinder wenn das Mutter-Vater- Kind-Verhältnis nicht stimmt! Eigentlich habe ich gemeint, dass die Zeit der Tabus vorbei sei, aber um politisch korrekt zu sein und ja ins gleiche Horn zu blasen wie all die Sozialisten, nimmt man eben in Kauf, dass Kinder sich in dieser Welt verirren und tangierte Personen fast verzweifeln!
Von dieser Patchwork Romantik wird mir nur übel.
Das sind alles gescheiterte Familien welche jetzt hochgejubelt werden, da Sie keine Familien mehr sind.
Früher als Familien auch noch solche waren, hatte man(n) einen spezifischen Namen, für Frauen, welche Ihrer Schwester oder Freundin den Mann ausgespannt haben.
Heutzutage wird das als besonders, mutig, tapfer und selbstverständlich angeschaut.
Schämt euch…..
Ich würd mal schätzen, das der Patchworkzauber spätestens dann am Ende ist, wenn die Lebensbedingungen enger werden. Wer richtig schaut, sieht, es wird ja auch schon Jahr für Jahr enger.
Das mit dem geringsten Aufwand spricht auch gegen die gern hergebetete Beziehungsarbeit. Wenn ich an einer Beziehung auch noch arbeiten soll, von 1-2 Tagen im Jahr abgesehen, lasse ich es lieber gleich.
Beziehungen und Kinder haben eines gemeinsam, sie müssen wachsen wie das Gras auf der Wiese, ohne Gärtner oder Bauer (Erziehungs- Paarberater, usw.). Wenn man jeden Tag düngen muss, war schon der Entwurf falsch.
@Muttis Liebling:
finde ich nicht erstrebenswert, auch in einem gehegten Garten gibt es Raum für „sich selbst überlassenen Wildwuchs“, wendet man dieses Prinzip hingegen für die Gesamtfläche an
reduziert sich irgendwann Flora und Fauna durch Überwucherung, welche vielen Pflanzen/Tieren die Lebensgrundlage entzieht. Hochleben sollen die gärtnerenden Menschen! 🙂
@ML: „Wenn ich an einer Beziehung auch noch arbeiten soll, von 1-2 Tagen im Jahr abgesehen, lasse ich es lieber gleich.“
Es kommt halt immer darauf an, welchen Anspruch man hat. Vertraue ich aufs Schicksal, dann ist die von Ihnen genannte Methode („Gras wächst auch ohne Dünger, Gärtner, Bauer etc.“) sicher die ökonomisch sinnvollste. Glaube ich aber, dass ich das Schicksal durch mein Dazutun (sprich: Erziehungsaufwand) positiv beeinflussen kann, dann lohnt sich dieser Effort alleweil! Mein Garten wächst viel schöner u. artenreicher, seit ich ihn pflege. Davor war’s nur noch Moos und Unkraut!)
🙂
das 12:57 Smiley geht an Bernhard
moos und unkraut ist ja auch hübsch, aber fragt sich halt, ob man einen blumengarten oder moos und unkraut möchte. und ohne frage: ohne etwas dazuzutun wächst nur gerade das, was am widerstandsfähigsten ist, und was unter den bedingungen eh wachsen würde. und das hat dann eben vielleicht keine blüten und ist nicht essbar. vergleiche sind grässlich ;-). am schlimmsten sind diese gartenvergleiche. düngen tut man ja mit pferdemist zum beispiel. ähm ja
mal abgesehen davon, dass ich mich noch so bemühen kann, bei mir wachsen komische sachen. aber ja, ich habe auch komische männergeschichten, stimmt 😉
„Ich wandle nicht in ihren Schuhen. Ich habe kein Recht, mich in ihre Beziehung einzumischen, und hüte mich inzwischen auch, das zu tun.“
Damit maskieren Sie wesentliches. Nämlich die Beziehung Ihrer Tochter zur anderen Mama und dass Ihr Bezugnehmen auf Ihre leibliche Tochter mit Hostilität begegnet wird. (So mein Eindruck)
Ich denke, das letzte Wort ist hier noch lange nicht gesprochen und es tickt eine Zeitbombe. Sie ummauern etwas, das Sie zutiefst verletzte, mit intellektuaisiertem. Ich wünsche Ihnen viel Glück, aber vergessen sie nicht, was sagte.
@Katharina:
ich frage mich zunehmend ob die Gastschreibenden hier überhaupt mitlesen, was ich bei sehr kontroversen und/oder tiefschürfenden Themen eigentlich ein must finden würde- um Verständnisfragen zu klären, vermeintliche Widersprüche aufzulösen usw.
Der sehr Belobte NP hat darauf noch nie reagiert, der sehr Engagierte MT glänzt mit Abwesenheit wenn er von Geschlechtsgenossen angegangen wird- gerade im Badewannenabteil hätte ich eine Antwort darauf dringend erwartet…, und hier wurde der Text evtl schon vor viel längerem geschriebe/über eine Agentur verkauft?
Finde ich schade.
Keine einfache Situation Frau Büttner, und wie sie das meistern ist bewundernswert. Es erinnert mich ein bisschen an die Lebenseinstellung der Mormonen. Vielehen oft mit nahen Verwandten, absurd für mich.//
Der jeweilige Partner bzw. die jeweilige Partnerin ist für Erwachsene das Ein und Alles, das Zentrum der Welt, aber für ihre Kinder soll es im Gegensatz dazu angeblich völlig unwichtig sein, wer der Vater und die Mutter ist (biologisch) oder sozial mehr oder weniger in dessen Rolle schlüpft? Das glauben doch selbst die fanatischsten Anhänger von Patchwork-Familien, schwulen und lesbischen Beziehungen mit Kindern usw. nicht im Ernst.
Hauptsache genug Liebe für das Kind. Egal, wenn jede Woche die Betreuung in der Kita wechselt, Hauptsache sie ist liebevoll. Egal, wenn wir jedes Jahr den Partner wechseln, Hauptsache genug Liebe. Irgendwie so läuft’s, glaube ich. 😉
@Eduardo: Doch, genau das glauben sie! Und: Sie wollen uns zwingen, dass wir es auch glauben! In Zukunft wird es gar keine Beziehungen fürs Kinderkriegen mehr brauchen, „Samenspender“ statt „Väter“ das ist modern und gut für Alle!
Es gibt tausende Studien, die zeigen, dass Patchwork nicht funktioniert und Kinder sich nichts sehnlicher wünschen als die Kernfamilie zu erhalten und zwar lebenslang – siehe auch neulich erschienener Artikel im „Stern“. Fazit: Das ganze Hin-u.Hergeschiebe der Kids bei einer Trennung kann man sich sparen, schadet nur. Kinder brauchen Bezugspers./keine Teilzeiteltern.
Man kann es drehen wie man will – Tatsache bleibt, dass die jüngere Schwester beinahe ausnahmslos schärfer ist als die ältere. Das gilt umso mehr, je grösser der Altersunterschied ist und verstärkt sich mit zunehmendem Alter, bis 30 oder 35. Ab 35 entscheiden dann mehrheitlich die körperliche Fitness und der soziale Status, sodass die Gunst wieder dem älteren Modell zuteil werden kann – aber nicht muss. Natürlich ist dann die Gunst nicht ungeteilt, schliesslich ist da ja noch das Büro, aber immerhin. Also: Weiter so toll schreiben, Frau Büttner, und prominent werden, dann klappt das schon.
Hoffentlich nicht ihr Ernst, Weder? Eher erscheint manchen Menschen wohl immer die Blume im Nachbarsgarten als die hübschere und verbotene Früchte schmecken besonders süss. Mit der Schwester der Exfrau ins Bett zu steigen ist schlicht Unmoralisch.
Falls Sie es nicht bemerkt haben wurde die Moral abgeschafft. 😉 Oder zumindest reduziert auf „Alles ist erlaubt, solange die Beteiligten einverstanden sind“.
Moralisten sind für die Füchse. Uebersetzt aus dem Luzernischen.
Ich finde diesen Bericht sehr mutig! Finde es toll, dass die Autorin das Wohl des Kindes in den Vordergrund stellt, und nicht über Schwester und Vater der Tochter herzieht. Dadurch ist der Tochter mehr geholfen als wenn sie konstant zwischen zwei Fronten steht und fühlt als ob sie sich entscheiden müsse.
Sicher, es dürfte in diesem Fall das Beste zum Wohl des Kindes im Scherbenhaufen versucht werden. Wie es dem Kind dabei geht, was es beschäftigt und wofür es sich verantwortlich oder nicht verantwortlich fühlt wissen wir nicht. Aber die von der Mutter als erbarmungslos empfundenen Fragen sehe ich als der Versuch, für sich Klarheit, Ordnung und Orientierung in eine wahrscheinlich etwas verwirrend gewordene Welt zu bringen. Was bin ich jetzt für wen und was sind sie für mich? Wir konstruieren uns nun mal in Beziehungen.
Wie gut der Umgang mit dem/der Ex klappt hängt sicher zum Teil von der eigenen Einstellung ab. Aber nicht nur, das Verhalten des Ex und allfälligen Partnerinnen dürfen einer wohlwollenden Einstellung auch nicht allzu krass widersprechen. Wenn Missstände von vor/während der Trennung (Lüge, Vertrauensmissbrauch, Demütigung, Machtskämpfe…) auch nach der Trennung fortbestehen muss man sich ev. deutlicher abgrenzen, und das Kind darf das auch mitbekommen. Im Artikel geht es aber vor allem darum, dem Kind die Liebe auf der Ex-Seite zu gönnen, und da spricht für mich eigentlich alles dafür.
Stimmt: ein kind leidet IMMER unter verlustängsten. Mein exmann und ich ģeben den kindern die bestmögliche situation, wie sie eine trennung erlaubt. Kein streit, zuneigung, mitbestimmung der kinder und viel viel liebe…auch von meinem jetzigen partner…
doch der trennungsschmerz und die verlustängste sind da…mal mehr, mal weniger…aber sie verschwinden NIE.
darüber müssen sich eltern vor der trennung bewusst seinm
@Java: Die Eltern sollten sich dessen möglichst VOR der Zeugung bewusst werden, das wäre das Beste für die Kinder! Wenn die Erwachsenen ehrlicher zueinander und zu sich selbst wären, würden sie die meisten Beziehungen gar nicht eingehen, denn sie wissen im Inneren genau, dass sie scheitern werden. Aber man lügt sich eben selber gerne an, am Ende leiden alle. Und: Patchwork ist die Hölle für alle Beteiligten und zwar lange, sehr lange Zeit. Da nützt auch alles Beten nichts. Amen
@semmelweiss
Ihnen ist schon klar, das kein Mensch statisch ist? Dass sich Beziehungen verändern, Personen sich entwickeln, geprägt werden durch Ereignisse, Gefühle, welche sich nicht nur in der Partnerschaft ereignen? Die Akzeptanz veränderter Gefühle hilft, vorallem wenn man sich aktiv damit auseinandergesetzt hat und man die Flinte nicht gleich ins Korn wirft. Aber Schuldzuweisungen und Verbitterung machen den Kindern das Leben zu Hölle, und nicht „Patchwork-Familien“ per se.
semmelweiss, ich war mir VOR der zeugung der kinder ganz sicher, mit diesem mann kriege ich schwierige situationen auf die reihe. auch im falle einer trennung würden wir das hinbekommen. man kann sich sehr täuschen.
so liefs auch mit dem kinderhaben und erziehung: ich stellte mir das ganz anders vor, als ich noch keine kinder hatte.
wenns so einfach wäre, und man nur mal nachdenken müsste, um es richtig zu machen….
@semmelweiss
Wenn die Erwachsenen ehrlicher zueinander und zu sich selbst wären,…. würden die meisten Beziehungen gar nicht scheitern.
So sehe ich das.
Und wissen sie was? Ich glaube diese Sichtweise macht in vielen Fällen den Unterschied aus, ob Beziehungen scheitern oder nicht.
„Ein Kind, dessen Eltern sich getrennt haben, lebt immer mit Verlustängsten.“ Vielleicht ein Hinweis, dass Kinder nicht nur Liebe, sondern auch Stabilität brauchen? Stabilität, die Sicherheit, Geborgenheit und Orientierung gibt? Zu wissen, dass wenn das Kind etwas rausfährt ins Lebensmeer, der Hafen noch vorhanden und am alten Ort ist? Auch wenn wir Familien weichdenken und es nebensächlich ist, wie Kinder wen bezeichnen, wird das wohl so bleiben. Ein Kind leidet unter dem Wegfallen von Stabilität.
Besser dürfte es für ein Kind nur werden, wenn es vor der Trennung stärker gelitten hat. Wobei dann vermutlich für das Kind wenig Stabilität vorhanden gewesen sein dürfte (sondern Erniedrigung, Alkoholismus, Gewalt, etc.). Und seien wir ehrlich, ein Kind leidet ab dem Zeitpunkt, an dem es spürt (und da sind sie Weltmeister), dass die Elternbeziehung am Auseinanderfallen ist. Lange bevor das Wort Scheidung überhaupt fällt. Meine Eltern liessen sich nie scheiden, aber ich war in unzählichen Momenten als Kind in Sorge, dass sie sich trennen (wenn sie es sich wieder androhten).
unzähligen Momenten… Von denen die Eltern wahrscheinlich wenig mitbekamen. Und fühlte mich, wie wahrscheinlich nicht wenige andere Kinder, dafür verantwortlich und versuchte soviel und zuviel wie möglich, damit die Familie, meine Welt als Kind nicht auseinanderfiel. Als Eltern darüber nach- und an die Kinder zu denken ist natürlich eine Herausforderung, wenn es kriselt. Und nochmals eine andere Herausforderung, Wege und Lösungen zum Wohl der Kinder zu finden.
Man kann der Autorin (und auch ihrem Partner) gratulieren, wie sie mit der Situation umgeht, und wie alle beteiligten sich bemühen, dass das Kind nicht leidet darunter.
Mich stört einfach diese „Patchwork-Romantik“ ein wenig, welche da mitschwingt („Je mehr Eltern, desto mehr Liebe“). Diese Patchwork-Romantik ist weit verbreitet und wird zum Teil fast als das neue Ideal angesehen.
Und man hat fast das Gefühl, das traditionelle Familienmodell ist irgendwie minderwertig.
Aber vielleicht bin ich auch einfach ein bisschen zu empfindlich…
@Stevens:
falls Sie mit „ihrem Partner“ den ehemaligen Partner meinen, versteh ich nicht ganz wofür man ihm gratulieren sollte…, er profitiert enorm von der Souveränität die seine Expartnerin an den Tag legt um mit der Situation umzugehen, ohne irgendwelche Rachefeldzüge und ihn vor seiner Tochter schlechtreden….
@Brunhild: Verstehen sie mich nicht falsch. Mit der kleinen Schwester seiner Partnerin (=Mutter seiner Tochter) eine Beziehung anzufangen, das geht für mich gar nicht.
Aber er trägt nun auch seinen Anteil dazu bei, dass es jetzt funktioniert, dass er die Vaterfunktion wahrnimmt und die Tochter sich bei beiden Elternteilen geborgen fühlen kann.
Aber sie haben schon recht. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Und allzu sehr loben dafür darf man den Ex-Partner nicht dafür.
Ich weiss nicht, ob die Kommentierenden den Beitrag richtig verstehen. Es geht darum, dass man dem Kind zugesteht, dass auch andere Menschen ihm Liebe zeigen und nicht dass man eifersüchtig festhält: „Niemand darf mein Kind lieben als nur ich.“
Biegt das, das Krumme gerade? Keine Ahnung. Aber es ist auf jeden Fall besser. Besitzbeanspruchende Liebe ist immer vergiftet und erreicht letztendlich das Gegenteil von dem, was man sich wünscht.
Den persönlichen Schmerz muss man verarbeiten, ansonsten bleibt nur ein Leben in Verbitterung. Eine andere Wahl hat man nicht.
Schön beschrieben, @Manni Mann. Die Realität ist jedoch, dass wohl die meisten Menschen in so einer Lage sich für ein Leben in (ewiger) Verbitterung entscheiden. Das schadet nicht nur den Kindern, sondern letztlich auch ihnen selber.
Klug finde ich die Einsicht, dass man selbst nicht so handeln würde, aber dass man von anderen nicht erwarten – erzwingen – kann, dass sie dasselbe tun. Es bringt nichts, sich zu wünschen, die Dinge wären anders, als sie es sind. Wenn sie es nun mal nicht sind. Das einzige, was man dann machen kann, ist schauen, wie man für sich am besten damit zurecht kommt.
@mila
„Das einzige, was man dann machen kann, ist schauen, wie man für sich am besten damit zurecht kommt.“
Der Diamantweg als Betroffene…
„Allein schon mit dem verdrängten schlechten Gewissen würde ich nicht einen Tag leben wollen.“
und hier liegt der Diamant für alle Entscheidungsfällenden, es wäre so einfach, bloss sagt schon ein altes indianisches Sprichwort, das Gewissen ist wie ein Dreieck welches sich im Bauch dreht, wurde es genug oft gedreht, wetzen sich die Ecken ab, seine Stimme wird leiser bis sie verstummt… .
Ich denke auch, dass das Gewissen im Bewussten nach und nach verstummt – übrigens ein sehr schönes Bild, das Sie mit dem Dreieck malen, @Brunhild. Ohne solche Selbstschutzstrategien könnten wir als Menschen wohl nicht (über-)leben.
Aber im Unbewussten wirkt das Gewissen verdrängt weiter, davon bin ich überzeugt. Ebenso davon, dass Verdrängen seinen Preis hat. Im Mittelalter wurde dies im Bildnis des Narren festgehalten, welcher im Sack über seiner Schulter seine (Lebens-)Bürde trägt. Wer diese nie abbaut, sondern sie stetig weitersammelt, wird irgendwann von ihr erdrückt.
Zudem ist es nicht selten so, dass ein schlechter Entscheid im Fortgang zu weiteren schlechten Entscheiden führt. Wie wenn mit dem ersten Entscheid ein wesentlicher (Gewissens-)Damm gebrochen wurde. Und ein gebrochener Damm bedeutet eben oftmals: eine Flut.
Den Damm wieder aufzubauen ist schwerer, als sich der Flut zu überlassen.
Um diese theoretischen Abschweifungen etwas in die Lebenspraxis zu überführen: im Alltag beobachte ich oft, dass Menschen so gut wie alles tun, um sich vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen. Aber (herzlich) wenig, um sich ehrlich einzugestehen, dass eine Grenze übertreten wurde, auf Kosten eines anderen. Ein ehrliches Eingeständnis wäre aber der erste Schritt in Richtung einer Wiedergutmachung, falls dies überhaupt möglich ist. Und für die Betroffenen wäre es ein Ansatzpunkt, dem anderen verzeihen zu können.
So bleibt der Betroffene oft im luftleeren Raum, und muss, wenn er es kann, /
die Kraft zur Vergebung in sich selbst finden. Das ist alles andere als einfach (aber umso wertvoller, wenn man es kann).
@mila
Die Ehre gebührt den malenden Indianern 🙂 Absolut einverstanden mit allem, aber ich befürchte das funktioniert eben doch nicht bei allen so, jedenfalls wenn wir nicht auf die unmittelbaren Beziehungen sehen. Vielleicht schlafen die wirklich grossen Übeltäter tatsächlich ein bisschen schlechter als der Rest und schlagen sich mit Fluten rum- aber ehrlich gesagt, mir scheint ja nicht, dass deren Leidensdruck so fürchterlich gross ist und sie beinah erdrückt werden, auch wenns sehr zu wünschen wäre, und zwar lieber früher als spät…
Ich glaube noch nicht mal, dass sie schlechter schlafen. Aber das Leben findet immer einen (verschlungenen) Weg, um Schuld(en) auszugleichen. Oftmals nicht von aussen erkennbar, teils auch nicht für den ‚Schuldner‘ selbst – weil es sich nicht um ein schlichtes ‚Auge um Auge‘ handelt.
Es gibt dazu dieses wunderbar tiefgründige Zitat von Sándor Márai, wonach das Schicksal nicht heimlich in unser Leben tritt, sondern vielmehr durch die Tür, die wir ihm öffnen. Und es bitten, näher zu treten.
Man könnte auch, sinnbindlich-mythologisch gesprochen, sagen: Das Tuch unseres Lebens ist gewoben von unseren Entscheiden, auch wenn die Moiren den Faden dazu spinnen, zuteilen und abschneiden. Wir werden vielleicht von sogenannten Schicksalsschlägen gebeutelt – aber nicht vom Schicksal, denn dieses prägen wir uns selbst (auf).
Huch, ich habs heute echt mit metaphorischen Archetypen. Oder archetypischen Metaphern. 😉
@mila:
ich verstehe den Ansatz, aber gehört für mich eher in die Kategorie „Trostversuch der Gebeutelten“
so ähnlich wie manchmal der Satz „xy ist zwar reich aber deswegen nicht glücklicher“ (in Variationen) zu hören ist.
Ich denke schon dass man erfolgreich skrupellos werden und sein kann.
Allerdings nicht ganz ohne Spätfolgen, die verorte ich aber eher jenseits 😉
Nun ja, ich spreche auch nicht nur von einem Leben, aber da haben wir beide ganz sicher andere, ähem, spirituelle Vorstellungen. 😉 Und es soll kein Trostversuch für Gebeutelte sein, denn wer sich mit dem (kommenden) Un-Glück anderer tröstet bzw. be-friedet (ganz gleich, wie sehr diese es auch ver-schuldet respektive ver-dient haben mögen), zieht sein eigenes Glück in den Schmutz. Das ist kein Loslassen, sondern ein Festhalten an Verbitterung. Ich würde vermuten, dies ist der Grund, weshalb in Ihrem Glauben Vergebung, verkörpert im Bildnis des Christus, eine derart zentrale Rolle spielt.
Für mich sind dies einfach Lebensgesetze des Erntens, was (immer) man sät – im Guten wie im Schlechten. Und genau weil ich selbst diesbezüglich oft genug im Glashaus sitze, bin ich mittlerweile damit vorsichtig geworden, Steine zu werfen. Die Dinge sind nicht immer so einfach gut oder böse, wie sie von aussen scheinen. Aber das macht es auch so vielfältig spannend, das Leben, mitsamt den Entwicklungsmöglichkeiten, die es einem in jedem Augenblick von neuem bietet. Fragen Sie Saulus. 😉
Mir gefällt entsprechend auch der Kommentar des @Verschollenen (wer mag das sein) ausnehmend gut.
Und nein, bevor allfällige Kritik einprasselt: ich glaube nicht, dass Schicksalsschläge ‚karmische‘ Bestrafungen sind. Es gibt so viel Unrecht und Leid, das man sich nicht erklären kann, und es wäre ein Hohn, wenn man es mit ‚Karma‘ schön-reden wollte. Es ist vielmehr der Entwicklungsgang eines Lebens, den ich meine. Diesen bestimmt man mehr mit, als man machmal, in Krisensituationen, zu glauben meint. Gerade mit kleinen, alltäglichen Entscheiden.
Bevor es z.B. zum Fremdgehen mit der Schwester kommt, lässt man sich auf den Austausch ein. Und verpasst den richtigen Zeitpunkt für den Absprung.
Kurzum: der grosse (Fehl-)Entscheid ist oft eine verstrickte und (zu) wenig beachtete Summe vieler kleiner. In einer solchen Situation hätte ich als Schwester (oder Ehemann) frühzeitig angesetzt und gesagt: ok, jetzt wird es brenzlig. Will ich das wirklich zulassen (forcieren), oder ziehe ich mich zurück? Diese Wahl hat man immer, man wird nicht einfach in eine Affäre (oder Liebe) ‚hineingeworfen‘. Zumindest das sollte man sich eingestehen.
Mila, eigentlich wollte ich schreiben: Das finale Argument gegen Karma ist die Shoa. Somit sind auch Moiren Hilfskonstrukt unseres eigenen Denkens und das Gewebe letztlich immer Interaktion zwischen unserer Wahrnehmung und derjenigen anderer. Nur Geburtsort und -zeit sind ausserhalb unseres Einflusses. Die höhere Macht ergibt sich dann aus dem Produkt aller unserer sentienten Interaktionen. Seien sie aus Liebe geboren oder aus dem anderen.
2: Beim hier beschriebenen Tango geht es um drei Personen. die OP, von der der Partner sich abwandte, jener ‚Vater‘ selber (Quota Absicht), und ihre jüngere Schwester.
Nicht so einfach, aus unserer Ferne zu urteilen, wer in diesem Tanz welche Drehung machte.
3: In dem Sinn muss ich zurückweisen, dass es so etwas wie „Lebensgesetze des Erntens, was man sät“ gibt. Denn ich habe in meiner Biografie, als Beispiel, nichts gefunden, das ich gesät haben soll, und dann ‚erntete‘. Das ist wirklich zu flach gedacht. Dass uns Aufgaben auf den Lebensweg gestellt werden, ja. Wir sind ja hier, um etwas zu lernen. Was aus unserem Lernen jenseits dieses Lebens werden wird, bleibt das ästhetisch schöne Mysterium dieses Universums.
Bin ganz bei Dir, @Kat. Archetypen sind immer (nur) Behelfskonstrukte. Und aus den von Dir genannten Gründen halte ich mich (immer mehr) von (Vor)Ur-Teilen fern.
Und doch: Du hast geerntet, was Du gesät hast. In einem sehr schönen, sehr persönlichen Sinn. Du als Sein(sform), hier, jetzt. Wenn Du weisst, was ich meine. You’ve come a (very) long way, girl.
Wenn man sich nur den Kindern zuliebe irgendwie ‚arrangiert‘, bleibt man selbst langfristig auf der Strecke. Aber genau diesen Eindruck hatte ich beim Lesen dieses Beitrags nicht, die Autorin scheint auch sich genug im Blick zu haben.
sehe das genau so mila – sie scheint sehr abgeklärt damit umzugehen, jenseits von Verdrängung und Verbitterung.
Vielleicht können einige Kommentierende sie deshalb nicht verstehen, weil dies schlicht ihren Erfahrungshorizont sprengt. Wenn sie nicht voll Wut und Verbitterung sind, dann sind sie am verdrängen. Sie können sich nicht vorstellen, dass man über dieses Niveau hinaus kommt.
@Brundhild – etwas einfacher ausgedrückt: das Gewissen ist wandelbar – muss es auch sein, denn der Mensch muss leben können und sein Weltbild stets so anpassen, dass er darin weiterhin Existenzberechtigung hat.
@Manni Mann:
„etwas einfacher ausgedrückt: das Gewissen ist wandelbar – muss es auch sein, denn der Mensch muss leben können und sein Weltbild stets so anpassen“
in Bezug auf was genau? Das Beispiel mit dem Dreieck, in welchem sich das Gewissen sozusagen wandelt, zeigt den Weg zur Gewissen-losigkeit, zum „kein schlechtes Gewissen mehr haben“. Das finde ich alles andere als erstrebenswert.
Und hat nichts mit „sich mit Umständen welche man nicht ändern kann auf bestmögliche Weise arrangieren“ zu tun.
Ja Brunhild. Gewissenhafte Menschen wie Sie und ich fragen uns manchmal: wie kann der mit so einer Tat leben?
Und das ist die Antwort. Unser aller Gewissen ist wandelbar.
Dabei gibt es vielerlei zu unterscheiden: der Gewissenlose, der vermeintlich glücklich, auf Kosten anderer lebt – er wird früher oder später daran zugrunde gehen, weil ihn seine Taten wieder einholen.
Der, der sich unnötig ein Gewissen macht – das falsch gepolt ist.
Der, der sich mit einem schlechten Gewissen selbst bestraft, anstatt die Lektion zu lernen und dann – weise und geläutert – vorwärts zu gehen.
@ein Verschollener
ehm, also falls Sie Manni Mann sind,
der wandelndes Gewissenssatz wurde ja mit diesem Anhang:
„muss es auch sein, denn der Mensch muss leben können und sein Weltbild stets so anpassen, dass er darin weiterhin Existenzberechtigung hat.“ gebracht, und das sehe ich eher kritisch, denn der zweite Teil bezieht sich für mich auf ein „einen konstruktiven Weg finden um mit den Ungerechtigkeiten des Lebens fertig zu werden“,
sich das Gewissen wandeln aber auf
„den erfolgreichen Weg zur Skrupellosigkeit gefunden haben“…
Wichtig ist für Kinder doch vor allem, dass sie mit stabilen und gesunden (gewaltfreien, liebevollen, ehrlichen) Beziehungen aufwachsen. Es macht keinen Sinn, dem Kind eine heile Welt vorzugaukeln, oder sich „um des Kindes willen“ alles Mögliche gefallen zu lassen und das dann einfach runterzuschlucken. Wenn die Situation für Sie stimmt, Frau Büttner, dann ist das prima. Wenn nicht, dann leben Sie damit auch etwas vor….
Die Liebe zum Kind, und das was Geschehen ist, das sind doch zwei komplett andere paar Schuhe. Egal wie oft Sie dieses Thema von ihrem aktuellen Ansatz betrachten werden: Es wird nichts besser indem Sie aus Liebe zu ihrem Kind, dieses ungerade Thema versuchen gerade zu reden oder zu denken. Die Verletzung ist noch da, die Wut ebenfalls. Hier ist eine Menge Nachbearbeitung nötig, schliesslich soll es ja nicht nur dem Kind gut gehen, sondern auch ihnen. Und hören sie mit den Lügen auf, dass wenn es dem Kind gut geht, es ihnen dann auch gut geht. Das Gefasel zeugt von Hilflosigkeit zum Thema.
„dieses ungerade Thema versuchen gerade zu reden oder zu denken.“
Die grosse Herausforderung liegt im hohen Ausmass an „Schiefem“,
zu toppen wär das wohl nur noch durch: Partner beginnt eine Beziehung mit Schwiegermutter/Schwiegervater.
Wenn das innerste soziale Netz auf diese Art und Weise reisst, wird es enorm schwer-
wie soll man sich da neu arrangieren können ohne verrückt zu werden?
Ja, von dem her kann ich das „gerade reden“ sehr gut verstehen (obwohl ich es nicht unbedingt als ein solches empfand).
Und es ist zu hoffen, dass dieser Text gerade heute vielleicht jemanden hilft, eine Situation zu „akzeptieren“ und den Groll ein wenig in den Hintergrund treten zu lassen.
Jeder kann sich vorstellen wie tief die Verletzung sitzt, wenn einem der beste Freund/Freundin den Partner „ausspannt“ (oder umgekehrt). Aber dem Kind nur eine heile Welt zeigen zu wollen und alles hinzunehmen, ist aus meiner Sicht falsch. Die Lehre des Lebens ist nicht nur Liebe, Vertrauen und Familie, sondern auch Verrat, Tücke, List und Lügerei. Es gibt keinen Ablauf, welche der Dinge jemand als Erstes lernen sollte. Es ist so wie es ist. Wichtig ist auch zu lernen dass auf Taten eine Reaktion folgen sollte und dass auch eine Familie ihre Grenzen hat.
Ich möchte hier noch anfügen, dass ich Frau Büttner nicht verurteile, und niemandem an dem Geschehen die Schuld gebe. Auch entzieht sich mir komplett, was in dem Thema gelaufen ist, und welche Diskussionen statt gefunden haben. (400 Zeichen sind einfach zu WENIG) argsl. Es geht mir auch nicht um die Schuld, sondern es geht mir um den Schein, der dem Kind weiter gegeben wird. Schwierige Situationen löst man nicht indem man sie mal versucht gerade sein zu lassen. Sorry, so funktioniert es nicht im Leben. Zumindest bei mir nicht. Die Frau hätte gute Gründe ordentlich angepisst zu sein!!
Dani, ich bin mir nicht sicher, ob unter diesen (verfahrenen, verletzenden) Umständen die Haltung, die Frau B einnimmt, nicht die ‚erwachsenste‘ ist….. Wie sie damit umgeht, dass sie sozusagen ihre Schwester ‚verloren‘ hat, ist die eine Sache. Aber um zu bewältigen, versucht sie anscheinend ganz bewusst, die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund zu stellen. Da steht nichts von Verdrängen. Das Kind wird ganz sicher auch mitbekommen, wie schlecht es der Mutter geht. Aber das darf es auch – wenn die Mutter ihr aber alle Liebe der Welt gönnt, auch von denen, die sie so verletzt haben, halte
/2 ich das für achtenswert und einen gewaltigen Schritt in die richtige Richtung.
Die Autorin schreibts nichts von heiler Welt, im Gegenteil: ihren eigenen (moralischen) Standpunkt legt sie klar offen. Und ich bin mir sicher, dass sie ihre Sicht ihrer Tochter im entsprechenden Alter vermitteln wird – so wie auch der Vater. Wenn die Kinder noch (sehr) klein sind, stelle ich mir das schwierig vor. Respektive weiss ich nicht, inwiefern darüber eine altersgerechte Diskussion geführt werden kann; vielleicht wissen das die Eltern in diesem Forum.
Ganz wichtig ist in meinen Augen auch die Erkenntnis, dass die Autorin – sich selbst zu liebe – zum Schluss gekommen ist, /
dass sie am Entscheid der beiden nichts ändern konnte, genausowenig an der Situation, wie sie ist. Daraus entwickelte sich offenbar eine Art Akzeptanz (wie weit diese geht, erfahren wir nicht aus dem Beitrag; auch deshalb ist die Heile-Welt-Unterstellung eben genau das: eine Unterstellung). Was wäre denn die Alternative (gewesen)? Vaterentzug? Dauerstreit? Und denken Sie wirklich, @Dani, dass dies die bessere Lösung für ein Kind wäre?
Chapeau für die Autorin, sie geht gemäss ihrer Darstellung einen reifen Weg. Der vermutlich nicht nur das Beste für ihr Kind ist, sondern auch für sie selbst.
Zudem denke ich persönlich, dass ein derart auf Kosten anderer erkauftes Glück irgendwann seinen Tribut fordert. Vielleicht nicht heute, oder morgen. Aber irgendwann. Allein schon mit dem verdrängten schlechten Gewissen würde ich nicht einen Tag leben wollen.
Dani, Ihre Zeilen kann ich vollends bestätigen. Auch wenn die Ursache bei mir/uns eine andere ist, die Verletzung ist immens und die Wut täglich präsent, sogar zunehmend; auch nach 29 Jahren. Meinem Sohn ging es 28 Jahre gut, sehr gut. Nun ist er in der Phase der Familienplanung und seine Gedanken sind nicht mehr frei, es geht ihm also nicht mehr sehr gut. Das ist äusserst traurig und belastend. Hilflos sind wir noch nicht, aber ob die Kraft reicht, für ein wieder allzeit unbeschwertes Lachen in seinem Gesicht, da bin ich mir nicht sicher.
Was genau können Sie denn bestätigen? Was wäre denn die Alternative gewesen in so einem Fall? Das Kind dem Vater zu entziehen, die eigene (verständliche) Wut über die Befindlichkeiten des Kindes zu stellen? Niemand kann wissen, was in der Zukunft liegt – aber der Ansatz, dem Kind alle Liebe und Geborgenheit der Welt zu gönnen, auch von Menschen, mit denen man selber hadert, halte ich für die beste Zukunftsversicherung.
Schmucklilie:
das mit den 29/28 Jahren versteh ich nicht, mussten Sie selber vor 29j durch eine Trennung und macht Ihnen das Ihnen immer noch sehr zu schaffen, und nun befürchtet Ihr Sohn, ihm könnte das selbe blühen? Oder er steckt schon mittendrin?
Brunhild, Die seelische Verletzung vor 29 Jahren macht zu schaffen. Mein Sohn ist heute 29 Jahre alt. Bis zu seinem 28LJ hatte mein Sohn eine unbeschwerte offene Einstellung zum Leben. Für mich war dies u.a. ein Zeichen, den damaligen Vorfall „erfolgreich“ im kleinen Familienleben gemeistert zu haben. Er entscheidet aktuell über eine Familienplanung mit der Freundin. In den Vordergrund stellt er egoistische Bedingungen, er klammert, grübelt, trifft eigenmächtig Entscheidungen und nicht Gefühle wie Liebe und Freude an die künftige gemeinsame Familie. Das
/2 mehr an Liebe etc. an ihn während seiner Kindheit/Jugend hat anscheinend nicht gereicht.
@Schmucklilie:
danke für die Antwort, schön finde ich, dass Sie ungute Seiten benennen-
Sie könnten ja auch versucht sein, ihn „rauszuschwatzen“ und zu entschuldigen.
Ungute Startbedingungen, falsch getroffene Entscheidungen, Festlegungen welche wir aufgrund unser Geschichte gemacht haben- das ist alles lösbar und muss nicht Beton bleiben.
Allerdings nicht immer einfach die eigenen Möglichkeiten zu erkennen- viel Kraft und Mut dabei!
Die Verletzung und Wut bleibt auch bei „Nachbearbeitung“ bestehen. Akzeptieren, was ich nicht ändern kann, scheint mir eine sehr vernünftige Haltung.
3/ Ich habe meine Mutter schon sehr zeitig, vielleicht ab 8. LJ gedrängt, sich scheiden zu lassen. Das hätte sie auch gemacht, sie hatte uns beide und er hatte seine Pflicht erfüllt. Nur ging es wegen meiner Schwester, der öffentlichen Meinung und den Grosseltern nicht. So fanden wir die Lösung, ihn zu Auslandsjobs zu drängen. Da mussten wir ihn nur selten ertragen.
Fazit: Keine Verallgemeinerung eigener Befindlichkeit, nur weil die häufiger sind als unsere.
Interessante Biographie, erklärt so einiges.
Nicht mal das verstehen Sie.
Sie mögen mir meine Ignoranz entschuldigen. 🙂
2/ Aber sie fühlen sich zeitlebens in intimen Situationen unwohl, daran kann man es erkennen. Nur wenn eine Mutter das nicht bemerkt, erdrückt sie das Kind mit ihrer Liebe und wundert sich über das Resultat. So ist unsere Tochter schon vor dem 18. LJ ausgezogen und ich habe erzwungen, das meine Frau es zulässt.
‚Ein Kind, dessen Eltern sich getrennt haben, lebt IMMER mit Verlustängsten. ‚
IMMER stimmt nicht, Ebenso ‚Je mehr Liebe, desto besser.‘
Für mich, meine Mutter und meine Tochter war Liebe von Kleinkindalter an nie besonders wichtig. Anders mein Sohn und die Mutter beider.
Auch wir pflegen Beziehungen, aber anders. Deshalb konnte ich auch eine Familie gründen und 26 Jahre aufrecht halten. Über weite Stecken können wir Liebe so gut spielen, das es besser als die echte wirkt. Wir können das ALLE. Kinder lernen es spontan und wissen nichts vom Anders Sein, häufig bis zum Lebensende.
Super clever dieser Bericht