Die Geheimsprache der Eltern

Wir sind gleich da = Es geht noch ewig...: Stau am Gotthard. (Keystone/Urs Flueeler)

Wir sind gleich da = Es geht noch ewig…: Stau am Gotthardtunnel. (Keystone/Urs Flueeler)

Vor ein paar Wochen ging es hier um die Teenager-Geheimsprache. Es ging um Sätze, die Jugendliche sagen – und was sie wirklich bedeuten. Etwa, dass ein «vielleicht» ganz einfach Nein heisst. Oder ein «Hmmm» zugleich Ja/Nein/Vielleicht/Lass mich in Ruhe meinen kann.

Doch auch Eltern haben ihre Codes. Sie geben häufig Sätze von sich, die etwas anderes aussagen als sie eigentlich meinen. Man könnte es als schwindeln bezeichnen, die Sätze nüchtern als Lügen abtun, doch die meisten Mütter und Väter würden sie nie so nennen. Da man es ja bloss gut meint, für das Kind das Beste will – und man quasi im hehren Auftrag des Erziehers handelt.

Den einen oder anderen der folgenden 10 Sätze hat deshalb wohl jeder schon mal so oder ähnlich zu seinen Kindern gesagt – ohne ihn wörtlich zu meinen:

  • Mmm, ist das Essen fein! = Iss endlich das Gemüse.
  • Alle Spieler von Borussia Dortmund essen vor dem Match eine Birne! = Iss diese Frucht (wirkt angeblich immer).
  • Wir sind gleich da = Es geht noch ewig…
  • Tim, Emilia und Louisa müssen jetzt auch ins Bett = Keine Ahnung, wann alle anderen schlafen gehn, aber du gehörst jetzt ins Bett!
  • So. Ich zähle auf drei und dann geh ich = Komm endlich! (Und natürlich würde ich dich nie einfach so stehenlassen.)
  • Super Zeichnung! = Also für einen Blinden ohne Arme und Beine
  • Die Mutter deiner Freundin hat in einigen Dingen eine ganz andere Meinung als ich. Aber das ist ja das Schöne auf der Welt, dass wir alle so vielfältig sind = Blöde Kuh.
  • Deine Noten sind nicht so wichtig. Hauptsache, du hast dir Mühe gegeben = Unterschwellige Panik!
  • Klar, man kann auch Profi-Fussballer werden = Toll, wie du den Ball kickst, doch für eine Fussballerkarriere reicht es nicht.
  • Aber ja, Mami und Papi gehen auch bald zu Bett = Ha, wäre ja gelacht, jetzt fängt unser Leben erst an!

16 Kommentare zu «Die Geheimsprache der Eltern»

  • Raffael sagt:

    Seid doch einfach mal ehrlich zu den Kindern, die vertragen das schon. Oder fragt doch einfach mal zurück „Was denkst Du denn wie lange es noch geht?“. Vielleicht kommt das Kind ja selbst darauf dass auch Mami und Papi das nicht ganz so genau wissen können.

  • Hans Weder sagt:

    Mütter mit Holzschmuck um den Hals in der S-Bahn – über ihre Babies:
    – Yannik ist so demanding.
    – Lea weiss genau, was sie will.
    – Noah hat einen starken Charakter, er ist aber ein ganz lieber.
    – Luca ist sehr wählerisch beim Essen.
    – Leonie ins Bett bringen ist nicht so einfach.
    – Mia ist schüchtern.
    – Levin braucht viel Ruhe.
    – Leon ist genau wie sein Vater.
    – Alina ist so überlegt, sie durchschaut mich.
    – Liam braucht nicht so viel Schlaf.
    – Leandro strahlt mich immer so an – er liebt seine Mutter.
    – Sophie ist einfach speziell – sie ist nicht so, wie andere Kinder in ihrem Alter.

    • karin frech sagt:

      @Hans Weder: köstlich! Erinnert mich an: „Leandra Lara, du weisst schon, gell, dass der Samichlaus da nur ein verkleideter Mann ist?“

  • hausmannus sagt:

    Seltsam. Ich dachte, dieser Umgang mit Kinder wäre vorbei.
    – Das Essen ist immer fein – es schmeckt vielleicht nicht allen. Und das betonen wir genau so, wann immer jemand meint meckern zu müssen. Früchte gehören zum Alltag. Es kommt vor, dass ein Kind fragt „kann ich noch einen Apfel zum Dessert haben?“
    – Gleich wieder da ist gleich wieder da. Länger dauert länger und Bettzeit ist Bettzeit. Was andere machen ist nicht von Belang.
    – 1, 2, 3 jaja, das kommt vor 🙂
    – Noten sind nicht so wichtig. Punkt.
    Wenn sich Eltern auf Diskussionen über deren Bettzeiten einlassen, haben sie eh verloren.

  • diego sagt:

    ich vermisse „wir sind nicht die anderen“… und ja, ich ertappe mich regelmässig mit floskeln meiner eltern. nur verstehe ich sie jetzt☺

  • Nina sagt:

    Ich versuche solche Aussagen zu vermeiden. Ja, die Verlockung ist gross, und ja, die Wahrheit in vernünftige Worte zu packen, ohne was schönzureden, ist ganz schön schwierig. Aber ich glaube fest, wenn es gelingt, profitieren alle davon am Schluss. Ich bemühe mich jedenfalls. Angewöhnt hab ich mir z.B. schon: „ja, es geht leider noch eine Weile, bis wir dort sind, jetzt musst Du halt viel Geduld haben“ statt „wir sind ja gleich da“ – zumindest wird man dann nicht alle zwei Sekunden wieder gelöchert, weil gleich schon wieder vorbei ist…

  • Bella sagt:

    @avSalis: Haben Sie Kinder?

  • Sarah sagt:

    Nur Punkt 7 handhabe ich nicht so. Sage dirket, dass ich „diese“ Mutter nicht mag. Wie auch mein Kind nicht alle anderen Kinder mag. Da kommen keine weiteren Fragen und meine Kinder sehen trotzdem, dass ich normal mit „dieser“ Mutter sprechen kann aber nichts weiter mit Ihr zutun haben möchte. Finito…

    • 13 sagt:

      Vielleicht kommt es auch etwas aufs Alter drauf an. Die Eltern meiner besten Freundin machten auch kein Geheimnis daraus, dass sie von unserer Freundschaft nicht begeistert waren und mit meinen Eltern erst recht nichts anfangen konnte. Fand ich als Kind sehr schwer und ich hätte mir oft gewünscht, sie hätten sich etwas „zusammengerissen“. Wenn die Kinder im Alter sind, wo abmachen und co. eh alleine geht, ist es kein Problem mehr. Aber nichtsdestotrotz erkläre ich meinen Kindern schon gerne, dass ich anderer Meinung bin als andere und das beides ok ist.

  • AvSalis sagt:

    Ein Hauptgrund dafür warum Eltern bald nicht mehr ernst genommen werden – weder von Kindern noch von anderen Eltern …
    Ich denke schon, dass es wichtig ist, dass man weiss und tut was man sagt und nicht einfach was in den Wind plappert um das Aufmerksamkeitsbedürfnis der Kids abzuwinken.
    Allein nur schon die Feststellung dass „Jeder“ das schon mal getan hätte, impliziert, dass solche Worthülsen normal und damit ok wäre.
    Ich finde das nicht. Bin mir aber bewusst, dass ich da zwar nicht die alleinige Ausnahme mache, aber in einer Minderheit bin.

  • Bruno sagt:

    …köstlich, köstlich…!
    …und das Beste dran : voll aus dem Leben gegriffen (eigene Erfahrung lässt grüssen…) !

  • Brunhild Steiner sagt:

    „Aber ja, Mami und Papi gehen auch bald zu Bett = Ha, wäre ja gelacht, jetzt fängt unser Leben erst an!“
    geniessen solange es geht, es kommt die Nacht des Rollentausches mit solchen oä Worten:
    „ja, ich geh dann schon noch rechtzeitig ins Bett, schlaft mal schön, klar bin ich leise, gute Nacht jetzt….“ 😉

    • ka sagt:

      ui genau, noch völlig ungewohnt für mich vor der Tochter ins Bett zu gehen, aber ich kann einfach nicht mehr länger aufbleiben!! Heisst das nun, dass das Leben schon vorbei ist??

      • Brunhild Steiner sagt:

        @ka:
        einfach die Phase der überschäumenden Endlos-Energie…, sich selber beim älterwerden zusehen müssen ist schon nicht immer das erheiterndste Programm, bloss nicht unterkriegen lassen…

      • Lala sagt:

        hihi, nein nein das Leben ändert nur. Das Gute ist, Teenies haben bis 12.00 Mittags einen komatösen Schlaf, das gibt wieder ganz neue Freiheiten, wir Eltern geniessen diese Stunden sehr.

      • Héloise sagt:

        Mir kommt es momentan (wider jedes bessere Wissen!) genau so vor. Wollte die Teenager-Tochter bis vor kurzem „für immer und ewig“ bei uns bleiben (ach!), spricht sie jetzt plötzlich vom Ausziehen. Vorzugsweise in eine Gegend, die mir im Vergleich zu unserem Viertel wie der nackte Horror erscheint. Immerhin plant sie zwei wöchentliche Besuche zum Essen fest ein, weil sie ja voraussichtlich in den nächsten Jahren nicht so viel verdienen wird …

        Wo habe ich hier nur von desorientierten „Babyboomern“ gelesen, die angesichts des Auszugs ihrer Kinder emotional mit dem Rücken zur Wand stehen:-)?

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