Von schwangeren Helden und Antihelden
Ein Papablog von Nils Pickert*

Bizarr und übergriffig: Die Floskel «Darf ich mal…», während man gleichzeitig die Hand auf dem Bauch einer fremden Frau hat. Foto: iStock
Wussten Sie, dass ich ein Held bin, weil meine Frau schwanger ist? Und das, obwohl ich eigentlich nicht so viel dazu beigetragen habe. Zugegeben: Bei der Zeugung war ich schon involviert. Die war jedoch weniger von heldischen Motiven geleitet als von Spass an Lust und Zärtlichkeit. Trotzdem bin ich es jetzt: DER Vater eines baldigen dritten Kindes. Mannmannmann, was ich mir alles zutraue und mache. Toll! Wobei das natürlich nur für mich gilt.
Während meine emanzipierte, starke, unfassbar entspannte Frau mal wieder damit konfrontiert wird, dass ihr Plan, möglichst bald wieder zu arbeiten, sehr merkwürdig, wenn nicht gar anrüchig anmutet, wird mir die Heldenrolle zugedacht. Mich nimmt man zur Seite, um mir zu sagen, wie gut ich mit der Situation umginge und das ich ja wohl die Ruhe weghätte. Meiner Frau hingegen wird mal mehr und mal weniger subtil suggeriert, dass sie ja wohl ein bisschen den Verstand verloren hätte. Und das ist wie auch bei den vorhergehenden Schwangerschaften nur die Spitze des Eisberges.
Neben der Tatsache, dass ihre geistige Gesundheit offen oder verdeckt angezweifelt wird, übt ihr Bauch wieder einmal eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf übergriffige Mitmenschen aus. Wie bizarr das wirkt, geht dabei den wenigsten auf. Stattdessen gilt es als vollkommen normal und selbstverständlich, wenn man gleichzeitig mit der Floskel «Darf ich mal…» die Hand auf dem Bauch einer fremden Frau hat. Der schwangere Körper scheint unweigerlich Gegenstand eines allgemeinen Interesses zu sein. Menschen stellen nicht nur unangemessene Fragen über Gewichtszunahme (Wie viel hast du zugenommen?), körperliche Verfassung (Kannst du nachts noch schlafen?) und Intimleben (Habt ihr denn noch Sex?), sie erteilen auch Ratschläge, um die man nicht gebeten hat: Mehr als 10 Kilo solltest du aber nicht zunehmen. Ein kleiner Spaziergang ist gut für die Verdauung. Nicht vergessen, regelmässig Pflegeprodukte gegen Schwangerschaftsstreifen zu nehmen.
Am merkwürdigsten sind jedoch die Mitglieder der orakelnden Gesellschaft. Wie, die kennen Sie nicht? Das sind diejenigen, die wissen, was die Zukunft bringt und im Beisein einer Schwangeren nicht an sich halten können. Von der Form des Bauches und dem Aussehen der werdenden Mutter schliessen sie auf das Geschlecht des Kindes und geben detaillierte Prophezeiungen darüber ab, wie sich das Kind im ersten Jahr verhalten wird. Als Faustregel hierfür gilt: Je entspannter und beschwerdefreier eine Frau ihre Schwangerschaft erlebt und beschreibt, umso mehr orakelt man in ihrer Gegenwart darüber, «wie schlimm das alles noch werden wird». Was, du hattest keine Morgenübelkeit?! Na dann warte mal ab, bis die Wassereinlagerungen kommen. Du bist im 8. Monat und geniesst deine Schwangerschaft?! Aber die Geburt wird bestimmt ganz furchtbar. Oder das Stillen, die durchwachten Nächte, die Beziehung, der Wiedereinstieg ins Berufsleben. Egal was – irgendwas muss auf jeden Fall ganz furchtbar werden.
Warum eigentlich? Vermutlich liegt das zum einen an der überzogenen gesellschaftlichen Aneignung von Schwangerer und Kind. Im gleichen Sinne wie Deutsche früher einmal Papst waren, jetzt Fussballweltmeister sind und gerne darauf bestehen, dass der Schauspieler Christoph Waltz deutscher Staatsbürger ist, damit er weiterhin als «unser Mann in Hollywood» gelten kann. Wenn also «wir alle» ein Kind erwarten, dann soll die Frau, die es zufälligerweise austrägt, sich schön an unsere Regeln halten und tun, was man erwartet. Immerhin geht uns das alle etwas an.
Zum anderen scheinen viele immer noch das biblische «sie soll unter Schmerzen gebären» in ihren Köpfen zu haben – selbst wenn sie sich selbst gar nicht als so religiös verstehen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Frauen, die per Kaiserschnitt gebären, immer noch als Gebärende zweiter Klasse gelten, als Frauen, die gar nicht «richtig» geboren haben, weil sie sich um die Schmerzen herumgedrückt haben, anstatt «echte Geburtsarbeit» zu leisten.
Und weil sich Ratschläge an werdende Eltern (insbesondere an Mütter) offenbar so leicht und zahlreich erteilen, schlage ich jetzt einfach mal ungefragt mit Rat zurück.
- Finger weg! Ihnen fasst man ja auch nicht ungefragt an den Kopf, wenn die Haare lichter werden, weil sich das ja so neu und ungewohnt anfühlt.
- Intimsphäre wahren! Oder wann wurden Sie zuletzt von entfernten Bekannten gefragt, wie es Ihnen so beim Kacken geht?
- Behalten Sie doch bitte Ihre Zukunftsvisionen für sich! Die kommen vielleicht auf Astro-TV gut an, aber nicht bei werdenden Eltern, die sich sowieso meistens zu viele Sorgen machen.
- Schön, falls Sie die Entscheidung für Nachwuchs bei Männern feiern und wertschätzen. Wenn Sie das allerdings bei schwangeren Frauen weniger oder gar nicht tun, wirkt es allenfalls lächerlich.
Unheldische Grüsse
Nils Pickert
*Nils Pickert lebt mit seiner Familie in Süddeutschland. Er hat eine monatliche Kolumne auf Standard.at, in der er sich mit den männlichen Seiten der weiblichen Emanzipation beschäftigt.
104 Kommentare zu «Von schwangeren Helden und Antihelden»
Also Nils, so etwas darf doch nur eine Frau, besser eine hartgesottene Feministin, schreiben! Männer, die sich so in die Bresche werfen für den „Gegner“ machen sich irgendwie verdächtig. Man hat das Gefühl, da will sich einer einschleimen.
Herr pickert,
Ich empfehle ihnen ihr soziales Umfeld zu ändern.
Als Ergänzung: während ich als Schwangere vor die Wahl gestellt werde nach 6 Monaten entweder zu 100 Prozent in meinen Job zurückzukehren oder eben gar nicht, wird mein Mann von Kollegen und Vorgesetzten viel ernster genommen, seit bekannt ist, dass er Vater wird.
Sollte man Schwangere denn nach gar nichts fragen? Das wäre doch auch unhöflich. Über irgendetwas muss man halt reden. Ich finde, man sollte da nicht so ein Drama drum machen. Die Leute meinen es ja eigentlich gut. Bitte nicht so überempfindlich sein.
Zuerst fand ich den Text lustig und fand er hätte wohl Recht. Aber eigentlich sind das doch die Themen, die Frauen unter sich besprechen und so gesehen ist er ein Kontrollfreak, der sich anmasst den Frauen vorzuschreiben über was sie reden dürfen.
Ich denke, die Familie Pickert ist so progressiv, da wurden sogar die Gender-Rollen vertauscht. Und das nächste Kind bringt vermutlich der Nils gleich selber zur Welt… 😀
2) Ausserdem sind mir Kommentare und Prophezeiungen (wenns nicht grad Geburts-Horrorgeschichten sind) lieber als das totale Ignorieren. Wie oft muss ich, hochschwanger, im Bus nach einem Platz suchen oder sogar jemanden ansprechen, damit ich sitzen darf… Und wer dann aufsteht sind entweder AusländerInnen oder ältere Damen (was ich dann natürlich nicht zulasse) und die dürften mir dann dafür gern an den Bauch fassen. Vorwürfe wegen Arbeiten gehen gehen aber nicht. Und auch keine mitleidig-vorwurfsvollen Blicke, wegen einer PDA (sind ähnliche Reaktionen wie beim KS. Gilt auch als zweitklassig!)
1) Dass mir wildfremde Menschen an den Bauch fassen habe ich nie erlebt. Bei Arbeitskolleginnen oder Bekannten war ich zwar leicht irritiert, aber eigentlich nur, weil ich schon von der „Übergriffigkeit“ dieser Geste gelesen und gehört hatte. Eigentlich finde ich es nicht schlimm. In der Schweiz fasst man sich allgemein sehr wenig an. Ich geniesse es immer sehr in Spanien oder mit Latinos/Latinas, dass man da angefasst wird, zum Beispiel im vollen Bus nicht nur Taschen und Ellbogen in die Seite bekommt, sondern auch mal eine Hand am Arm oder der Schulter, wenn sich jemand vorbeidrängt.
Ich hätte da jetzt eher Mühe mit dem Umstand, dass es bereits das dritte Kind ist.
Haha, hab mich auch grad bei dem Gedanken ertappt 🙂 Vater von zwei (das Zweite dieses Jahr geboren) habe ich mir geschworen, dass dies reicht. Klar wird’s mit der Zeit weniger anstrengend (wenn ich meinem Umfeld Glauben schenke), aber meine Güte, ich hab das Gefühl, in den paar Monaten um Jahre gealtert zu haben!
Aber wenn Ihnen während der Schwangerschaft ständig irgendwelche Besserwisser mit Bemerkungen gekommen wären wie ‚Du wirst sehen, Du wirst in ein paar Monaten um Jahre altern…‘, hätten Sie es auch nicht goutiert, oder? So ein paar Witzli unter Freunden (wo man dann im nachhinein feststellt, dass die Witzlein doch ein paar Wahrheiten enthalten haben), sind eines, aber dieses ‚es-ging-mir-so-also-muss-es-Dir-auch-so-ergehen‘ nervt mich zumindest tierisch.
@ Adlerauge
Ob es stimmt, dass es mit der Zeit besser wird, ist völlig unerheblich. Der Glaube daran ist eine Überlebensmassnahme, als tun Sie es. Glauben Sie ;-). Obwohl ich sagen muss, dass bei mir der Spruch „Das zweite läuft so mit“ durchaus stimmte. Ich fand es mit zwei immer einfacher als mit einem. Was nicht heisst, dass es bei allen so ist. (wink zu Carolina;-))
@ mooth
Was ist am dritten Kind so schlimm? Klären Sie mich auf;-)
Eine totale Umkehr der Machtverhältnisse, von nun an ist man ihnen zahlenmässig unterlegen! Das Gleichgewicht des Schreckens ist komplett aus der Balance! Nichts wird mehr sein wie früher!
Für den bewusst kinderbefreiten mooth ist es immer wieder ein Schock, wenn unbedarft Kinder auf die Welt gestellt werden angesichts des ’nahenden Ziklons der Verwüstung der Erde‘. Auch ich bin für Umweltschutz, aber will nicht nur mit Greisen dagegen in Zukunft ankämpfen müssen.
13, gratuliere zum 3ten oder besser gesagt: ‚Jetzt schlägt’s aber 13!‘ 😉 Mit drei Kindern wird es zB beim Einkauf teurer, weil die meisten Packungen für zwei oder vier Personen berechnet sind. Beim Restaurantbesuch hat es Tische ebenso aufgeteilt u ein Stuhl muss geholt werden etc. Es wird (noch) spannender!
Es wird (noch) spannender!
Wobei „spannend“ in diesem Sinne durchaus als Gegenteil von „entspannt“ verstanden werden sollte… 😀
Ich glaube, 13, Sie wollen das nicht von ihr hören. Sie hat nämlich vergessen zu sagen, dass sogar ein Kind eigentlich schon sehr befremdlich für sie ist 😉
Ich danke allen für die Aufklärung. Passen gut zum Thema, aber ich habe es ja herausgefordert. 😀
@WS, die Weltbevölkerung wächst nicht mehr wegen Geburten, der globale Durchschnittswert liegt schon bei um 2 Kinder pro Frau. Die geboren Kinder brauchen wir alle, um das Ungleichgewicht des Schreckens, die Vergreisung wenigstens in Grenzen zu halten. Das Wachstum der Welt beruht ausschliesslich auf Zunahme der Lebenserwartung.
Was wir nicht brauchen, sind Menschen, die mit aller Gewalt 100 werden wollen und noch stolz darauf sind, mit 80 noch einen Berg besteigen zu können.
Carolina, meine drei (B)Engel sind mein ganzer Stolz! Da ist nix mit nicht-gewollt oder so ähnlich. Sie kamen nur genau zum ‚falschen‘ Zeitpunkt, der sich im Nachhinein als doch ‚richtig‘ heraus gestellt hat. Hätte ich zugewartet, bis der ‚richtige‘ Zeitpunkt gekommen wäre, dann wäre ich ziemlich sicher kinderbefreit heute. Vielleicht ist das in meinen Kommentaren durchgesickert. Es wird von Jahr zu Jahr wirklich spannender, je mehr diskussionsbereit sie auf Genderthemen reagieren u es am eigenen Leib spüren. Jetzt ist die feministisch angehauchte Mama plötzlich doch nicht so eine extreme….
Sorry, WS, das ist die Antwort auf was genau? 😉
WS, neulich kam eine interessante Studie raus, quasi die Nemesis der Genderdiskussion. Diese Studie belegt, dass es keine Unterschiede im Nervensystem zwischen den Geschlechtern gibt. Daraus folgt, dass so vieles in der Genderdiskussion nur eigene Wahrnehmung und Projektion ist (so im Sinn von was eine Person meint, die anderen würden ein Verhalten soundso erwarten). Den Teil in der Klammer entsorgen ist ein Schritt hin zu Freiheit.
WS, ich sehe gerade, dass Sie da etwas missverstanden haben bzw ich klarstellen muss, dass ich mich in meiner Antwort für 13 auf Mooths Einlassung bezog. Merkwürdige Reaktion von Ihnen – Sie müssten doch mittlerweile wissen, dass ich selber 3 (4) Kinder habe……. 😉
Kath, im Nervensystem. Gut. Jetzt sollte es nur noch mit den Scheren in den Köpfen klappen u der Frieden kann kommen zwischen den Geschlechtern. Ich nehme wahr, was mir sauer aufstösst in unserer Gesellschaft u gebe es weiter. Seit meinen Literaturstunden an der Kanti habe ich gelernt, zwischen den Zeilen gewisser hochgejubelter Schriftsteller und Philosophen zu lesen u misstrauisch zu reagieren, wenn von ‚beschränkten Weibern‘ und dergleichen Schmeicheleien in Büchern ganze Bibliotheken gefüllt werden. Und dazu gehört speziell ein Arthur Schopenhauer, ML. Erst dann ruhe ich in Frieden 😀
@WS, die Verachtung der Frau ist seit dem hlg. Augustinus von Hippo (4. Jhd.) tief in unserer Kultur verankert. Augustinus (Frauen sind Menschen, die es nicht zum Mann geschafft haben) wurde von seiner später auch heilig gesprochenen Mutter übersteuert, die seine beiden Frauen verjagt hat. Kant hat sich nur einmal zur Ehe entschlossen, aber zu lange mit dem Antrag gewartet, Nietzsche es nicht verkraftet, dass Lou Salomé, eine der tollsten Frau der Geschichte, ihn ausgenutzt, aber nicht benutzt hat.
So gibt es zu jeden ‚Frauenhasser‘ eine Hintergrundstory. Einstein und Voltaire mussten bemerken
2/ dass sie eine Frau an der Seite hatten (Émilie du Châtelet und Einsteins 1. Ehefrau) , die in manchen Bereichen klüger als sie waren. Da waren die Herren immer ganz schön frustriert.
3/ Es gibt in der Geschichte viele Frauen, die den Männern ihrer Zeit Angst gemacht haben. Die Witwe des ersten deutschen Kaisers, Adelheid von Burgund, hat einen Ritter, der sie stürzen wollte, gezwungen, sich vor ihr in den Staub zu legen. Ihre gemeinsame Tochter ist mit 13 Jahren die Äbtissin von Magdeburg geworden und hat das damit verbundene Land klug, aber mit eiserner Hand regiert. Das schon als Jugendliche und heute wollen die mit 25 noch nicht erwachsen sein.
Mir fallen so viele Frauengeschichten ein, die den Männern gar nicht gefallen können, gerade den Philosophen und Machtmenschen
Oh ML, jetzt bin ich beeindruckt von Deinen Statements was Frauengeschichte anbelangt. 😀
Ich war eher neidisch auf die viele Aufmerksamkeit, die mein Mann bei der Arbeit erfahren hat, als bekannt wurde, dass er Vater wird. Natürlich waren die vielen gutgemeinten Ratschläge und Kommentare manchmal anstrengend, aber auch gut gemeint und Zeichen von Interesse. Meine Kollegen haben hingegen das Thema möglichst gemieden und kaum gefragt wie es gehe, aus Angst ich könnte plötzlich ausfallen. Das war eher traurig und zeigte mir wieder einmal den Unterschied im Berufsleben zwischen Mann und Frau.
Ja, das IST traurig, Marina! Und leider an zuvielen Arbeitsplätzen noch so, wo man eine schwangere Mitarbeiterin als Mehrarbeit für sich selber ansieht denn sich hilfsbereit gar mitzufreuen. Aber was will man anderes erwarten in einer kapitalistisch geprägten Wirtschaft? Das habe ich ganz krass während meiner ersten Schwangerschaft noch als Arbeitnehmerin im HR eines Technologiekonzerns miterlebt. Ich wurde gemobbt, weil ich vertraglich festgel. Pausen einlegte, die ich an einem anderen Arbeitsplatz normalerweise einziehen durfte, hinterfragte zuviele Arbeitsabläufe als nonsens etc.
Es ist traurig. Aber es ist leider Tatsache, dass die Arbeitnehmer heute ausgepresst werden, wie die Zitronen. Viele sind eh schon überbelastet und schaffen das Arbeitsvolumen kaum mehr, da an allen Ecken und Enden gespart wird. Dass man dann nicht Jahuuui schreit ob dem drohenden noch-mehr-Volumen ist auch verständlich.
Ich frage mich immer wieder, ob es nicht viel mehr mit der Wahrnehmung des Empfängers zu tun hat, als mit der Botschaft des Senders. Wir sind in der Schweiz oftmals derart auf unsere Privatsphäre und unseren Individualismus bedacht, dass teilweise derart straffe Grenzen gezogen werden, dass eine Kommunikation zwischen den Menschen kaum Möglich ist, ohne dass einer unfreiwillig eine Grenze überschreitet. Dabei ist so oft ehrliches Interesse dahinter. Die Kehrseite ist dann, dass wir so viele schöne Begegnungen zwischen den Menschen verpassen, aus Angst eine Grenze zu übertreten.
Das ist mir absolut nie passiert. Ob das in andern Ländern, konkret Deutschland, anders ist? Mir ist auch schon aufgefallen, dass man da relativ ungebeten alle möglichen Ratschläge kriegt, da war ich aber nicht schwanger, sondern bloss geschäftlich unterwegs, eigentlich harmlos. Habe aber auch gestaunt.
Mir ist es leider öfter passiert, zum Beispiel im Zürcher HB beim Warten auf den Zug. Völlig vertieft in mein Buch bin ich dermaßen erschrocken als plötzlich eine ältere Dame ihre Hand auf meinen Bauch legte und meinte: Das wird aber ein strammer Bub!
Es ist übrigens ein zartes Maitli geworden…
@ Adeline – Stellen Sie sich mal vor es wäre ein (älterer) Herr der seine Hand auf Ihre Bauch gelegt hätte, das wäre ja wohl noch viel schlimmer gewesen nehme ich an.
Ich habe nie, und werde auch nie, fremde Frauen einfach über den Bauch streichen nur weil sie schwanger sind. Das geht ja wirklich nicht! Und ich kenne ehrlich gesagt auch keine Freunde die das machen würden.
Meine Vermutung ist aber, dass es dabei meistens Frauen betrifft die das machen, entweder weil sie selber schon mal schwanger waren, oder darauf hoffen. Die bisherigen Kommentare deuten darauf hin.
der Autor übertreibt.
Habe selbst 4 Schwangerschaften erlebt und wurde kaum je mit solchen übergriffen konfrontiert. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass sich die Leute da einmischen. Dass ich immer wieder relativ rasch nachher arbeiten ging (4.5 Monate, 3.5 Monate, 6 Wochen, 4 Monate), war auch nie während der Schwangerschaft Thema. (Aber 2mal später kamen sie von Nachbarinnen: „musst Du denn arbeiten“ „musst Du denn so viel arbeiten“?, das hat mich da schon überrascht).
Etwas Gelassenheit würde ich empfehlen. Wir übertreten viell. selber auch mal Grenzen, ungewollt.
An das Betatschen sollte man sich gewöhnen. Meine Tochter (1,5 Jahre) hat eine Lockenmähne, immer wieder legen ihr fremde Personen ungefragt und unangekündigt die Hand auf den Kopf. Ich gehe mittlerweile dazu über, das bei diesen Leuten genauso zu machen. 🙂 Es kommen sehr interessante Reaktionen…
Das mit dem ungefragt den Bauch anfassen ist mir leider auch passiert. Ich habe das dann der entsprechenden Person mitgeteilt. Viele sind sich dieser Grenzüberschreitung leider nicht bewusst und machen das vermutlich im Übereifer des Anteilhabenwollens einer Schwangerschaft.
Offenbar leben wir in verschiedenen Welten. Wir hatten auch drei Kinder. Aber mit hat niemand zur erfolgreichen Zeugung gratuliert. Stattdessen pflegten Verwandte, Freunde und einige Bekannte nach der Geburt des jeweiligen Kindes uns allen Glock zu wünschen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass irgendwer meiner Frau einfach so die Hand auf den Bauch (oder sonstwohin) gelegt hat. Und ungefragte Ratschläge gab es allenfalls von Mutter und Schwiegermutter.
Bin darum etwas überrascht, wie stark andere werdende Eltern belästigt werden.
Jup, kann mich dem nur anschliessen – entweder ging die Fantasie mit dem Autor münchhausenmässig durch, oder er und seine Familie leben in einem wirklich, ähm, „speziellen“ Umfeld…
Jedoch jemandem zur Geburt eines Kindes eine Glock zu wünschen halte ich auch für nicht ganz alltäglich. 😉
bei mir ist der Bauch noch nicht zu sehen und mich nimmt es Wunder wie es mit „gutgemeinten“ Ratschlägen etc wird..
@VT: vielleicht ist eine Glock manchmal wirklich nützlich…? 🙂 oder vielleicht wohnt Stefan W in Amerika?
Das ‚Heldenepos‘ finde ich auch merkwürdig – mein Mann meinte nur, er hätte eher jeweils das Gefühl gehabt, der Samenspender habe seine Pflicht getan, jetzt könne er im Hintergrund verschwinden – was ihm nur Recht war, denn ihm ging das ganze Gedöns immer auf die Nerven.
Aber die Anfasserei und Belästigung mit Ratschlägen (die ja leider selten ‚gut‘ sind, sondern eher davon zeugen, dass viele Menschen anscheinend als professionelle Unken unterwegs sind) kenne ich sehr gut – ich bin manchmal vor Wut fast geplatzt, wenn eine Wildfremde mir ungebeten ihre Geburts-Horrorgeschichten mitteilte).
Ich muss sagen, ich erlebe es nun auch ganz anders: Beim ersten Kind hatten wir Tausend gute Ratschläge und Tipps, die uns immer und überall mitgeteilt wurden. Beim zweiten hörten wir immer nur den Spruch: „Der Unterschied zwischen einem und zwei Kinder ist grösser als zwischen keinem und einem Kind. Du wirst schon sehen.“ (stimmt übrigens nicht!). Jetzt heisst es nur: „Ach, das Dritte. Dann weisst Du ja schon Bescheid.“ und die Fragen beschränken sich auf ein nettes „Wie geht es Dir?“. Wenn man zudem schon ein Pärchen hat, scheint auch das Geschlecht völlig unwichtig. Einfach herrlich!
Oh, 13, dann sind Glückwünsche angebracht? Wunderbar!
Muss allerdings sagen, dass ich bei allen Schwangerschaften die Antatscherei vom Bauch auch erlebt habe – sie ging mir genauso auf den Zeiger wie das Anfassen eines Babys, ohne zu fragen. Aber vielleicht ist das ein generelles Problem: es fällt mir immer wieder auf, dass im öffentlichen Raum nicht darauf geachtet wird, zu anderen einen gewissen Abstand zu halten. Im Supermarkt z.B. gibt es Leute, die einem in den Nacken atmen und völlig empört sind, wenn man sie bittet, Abstand zu wahren. Warum soll das in der Schwangerschaft anders sein?
@ Carolina
Danke. Ja, das Anfassen ist so eine Sache, wobei ich sagen muss, dass es mir in der Schwangerschaft selten passierte, ausser bei Familie und guten Freunden, da war es mir auch egal. Beim Kind sieht es anders aus, aber da bin ich etwas anderes gestrickt: Ich finde es schön, wenn man in der Öffentlichkeit positive Reaktionen auf ein Kind bekommt. Negative sind oft genug. Und wenn sich dann jemand freut, bin ich auch nachsichtiger. Kinder lassen einen schon wissen, wann es ihnen zuviel wird, die meisten haben aber nichts gegen Berührungen, wir Erwachsene haben da mehr Probleme.
Ich gratuliere auch und wünsche viel Glück, 13!
Einverstanden mit dem Artikel bis auf den Punkt mit dem Kaiserschnitt. Studien belegen zum Beispiel einen Zusammenhang mit schweren Atemproblemen nach der Geburt durch Kaiserschnitt. Ein operativer Eingriff ist immer ein Risiko und daher aus meiner Sicht keine Option die frei wählbar ist. Kaiserschnitte, die durchgeführt werden, ohne dass konkrete Komplikationen duch das natürliche Gebären entstehen, erwecken irgendwie das Gefühl von Egoismus. Ich bin jedoch keine Frau und hätte auf diese Entschiedung deshalb nur mässigen Einfluss.
Ich bin gleicher Meinung wie Simmel. Ein Kaiserschnitt ist eine (schwere) Operation und sollte wenn immer möglich vermieden werden. Mit den heutigen Möglichkeiten ist auch eine normale Geburt ohne unerträgliche Schmerzen möglich. Darum: nur wenn es aus med. Sicht keine Alternative gibt.
Wenn der Geburtstermin mit der Golfrunde des Arztes kollidiert, dann gibt es aus medizinischer Sicht keine Alternative….
Den Kaiserschnitt macht die Assistenzärztin, der Chefarzt rechnet den nur für sich ab. Deshalb kollidieren die Termine nicht. Das beste, was den meisten Patienten passieren kann, ist, wen der CA nur noch Golf spielt und nicht mehr operiert.
Ralf, genau das hätte man VOR der Abstimmung zur Einheitskasse vermehrt schreiben sollen. Leider wieder eine Chance verpasst und das Debakel im Krankenwesen (nein, für mich ist das schon längst kein Gesundheitswesen mehr!) geht auf Kosten der geschröpften Patienten weiter. Wieso hast Du das nicht früher hier aus eigener Erfahrung gepostet? Es glauben immer noch zuwenig Patienten, dass das mit der freien Arztwahl im Spital genau so wie von Dir beschrieben gehandhabt wird! Aber wo sind entsprechende Beweise? Keine nehme ich an, denn die Assistenzärzte wollen ja nicht aufmucken u leisten Überstd!
WS, dann haben Sie aber ein paar der Posts von unserem angebeteten ML verpasst – er war nämlich sehr wohl da! Und trotzdem ist (schon wieder!) gegen die Einheitskasse votiert worden. Erstaunlich, oder?
Ich würde jedem, der bei uns von ‚Debakel‘ redet, von ‚geschröpften Patienten‘ etc mal empfehlen, einen Blick auf das nähere europäische Ausland zu werfen: Deutschland, Frankreich oder vielleicht sogar die Insel. In England ist die Einheitskasse seit Gründung der NHS Realität – wenn Sie mir jetzt noch sagen könnten, was genau daran erstrebenswert sei…… Wir leben hier im Paradies!
Carolina, relax please! Ralf schreibt aus eigener Erfahrung als Mediziner und deshalb wichtig zu wissen. Nicht aus zweiter oder dritter Hand gehört, ja? Mir schwebt das skandinavische Vorbild vor und nicht die mehr negativ auffallenden Einheitskassen. Es haben sehr viele junge WählerInnen nicht gewählt, aus Resignation, Unkenntnis oder einfach Interessenlosigkeit angesichts des intransparenten Krankenwesens. Schade um eine verpasste Chance, aber Infos wie von Ralf jetzt darf ruhig breit medial getreten werden! Und paradiesisch nennen es wohl nur Gewinner dieses kranken Systems.
Carolina, die Schweiz hat eine vorzügliche Medizin und ein katastrophales diese ummantelnde Gesundheitswesen. Patienten kennen nur die Medizin, wissen aber selten, dass sie die gleiche Leistung auch zu halben Kosten haben können. Denn die Medizin, samt Patienten und Krankheiten kostet die eine und das kommerzialisierte Gesundheitswesen die andere Hälfte.
Medizin braucht keine Krankenkassen, keinen Fallbegriff, keine Abrechnung, keine Kodierung, Leistungserfassung und, und, und. Das hat der Ralf aber auch schon in den Fachzeitschriften geschrieben. Nutzen tut es nichts.¨
ML, wie nennt man das eigentlich diagnostisch, wenn jemand von seinem Alter Ego – notabene im selben Post – in der 3. Person spricht? Gibt es dafür einen Fachbegriff? Und nein, Ihre Auseinanderdividierung von Medizin und Krankenkassen teile ich nicht und stelle mal wieder erstaunt fest, wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können…..
WS: ich bin völlig entspannt, aber Sie werden mir, sorry, in diesem Leben ML/RS nicht mehr zur Fachperson machen! 😉
Caro, du kannst doch nicht im ernst behautpen dass 60 (!) KKs in der Schweiz ein effizientes System sind, wo selbst in der gleichen KK die Prämie variiert, wenn der Wohnort 10 Meilen entfernt ist.
@Carolina, sich selbst spielen, kann im Extremfall Schizophrenie bedeuten. Im Regelfall ist es das ‚homo ludens‘- Phänomen (nach Johan Huizinga):
Kein Erwachsener ist nativ, sondern spielt Rollen. Einfaltspinsel haben nur eine Rolle, die sie mit dem Ich verwechseln, unsereiner hat mehrere Rollen im Repertoire.Die Rollen interagieren mit der Umwelt, ich bin das nicht, ich bleibe für mich und kommuniziere selten.
Das wird in der Schweiz so gehandhabt. Geplante Kaiserschnitte gibt es nur mit medizinischer Indikation (oder aber privat bezahlt in einer privaten Klinik), ansonsten übernimmt die Grundversicherung das nicht.
bei solchen Studien werden erstens selten Notkaiserschnitte von Wunschkaiserschnitten unterschieden (was doch einen Unterschied ausmacht) und zweitens gibt es andere Studien die etwas anderes behaupten. Ich spiele auch mit dem Gedanken eines KS..bin ich deswegen nun eine Egoistin/Weichei/Rabenmutter?
Weichei schon, denk ich – oder warum möchten sie sonst ohne medizinische Indikation einen Kaiserschnitt?
Das Problem ist: es gibt keine klare Schnittstelle zwischen Wunschkaiserschnitt und medizinisch indizierten, was viele vergessen: Panikattacken bei der Mutter? Steisslage? Schmales Becken und grosses Baby? Komplikationen bei einer früheren Geburt, die sich wiederholen könnten? Geburtstrauma? Abfallen der Herztöne? Mehrlinge? Herzprobleme bei der Mutter? Alles Sachen, die man spontan probieren könnte, halt auf die Gefahr hin, dass es in einem Notkaiserschnitt endet, der schlimmer ist als ein geplanter. Ich bin der Meinung, der Entscheid liegt bei den Eltern.
@13, konsequent müsste man dann jede OP- Indikation, welche nicht zu 100% zwingend ist, dem Patienten überlassen. Den Krankenkassen bleibt dann, die OP nicht zu bezahlen, weil nur ärztliche Indikation vergütet wird, nicht Patientenwunsch.
Letzteres ist aus meiner Sicht auch der einzige Weg, mit Wunschkaiserschnitten umzugehen. Der Vertrauensarzt der KK recherchiert im Nachhinein, ob eine zweifelsfreie ärztliche Indikation beweisbar ist. Wenn nicht, wird die Zahlung verweigert. So sehen es jedenfalls die SwissDRG- Vergütungsregeln vor.
Privatpatienten können natürlich ohne Sorge alles wünschen.
R.S.
Und was bringt es den Krankenkassen, wenn es dadurch eben mehr Notkaiserschnitte gibt, die einiges teurer sind und auch noch eine grössere Gefahr für Mutter und Kinder (aus der Sicht der KK: Folgekosten) mit sich ziehen? Dazu kommt natürlich unsere Hochsicherheitsgesellschaft, wo auch Ärzte Angst vor einem Fehler haben und es schneller mal empfehlen. Es entsteht ein Teufelskreis: Bsp. Es gibt weniger natürliche Steissgeburten=dem Person fehlt das Wissen und die Erfahrung um diese=grösseres Risiko=eher KS=noch weniger Steissgeburten etc. Zweifelsfrei halte ich für eine Illusion.
@Franz: „Weichei schon, denk ich – oder warum möchten sie sonst ohne medizinische Indikation einen Kaiserschnitt?“
Noch nie etwas vom Trend „save your love channel“ gehört? 😀
Ach, natürlich – der Lifestyle-Kaiserschnitt! Den gibt’s ja auch noch! Also Weichei oder Egoistin… 🙂
also der Vorschlag eines KS kam übrigens von meinem Freund…also auch er ein Egoist! wir werden eine Familie voller Egoisten werden…wie schön.
Tut mir leid, aber wir werden das ohne die altbackene, ideologische oder „schpürschmi“ Fraktion entscheiden. Wer von euch hat den schonmal ein Kind geboren??
und übrigens habe ich nie gesagt, dass gar keine mediz. Indikation vorliegt (bzw. Anzeichen für eine nicht problemlose natürlich Geburt)
aber danke für die schönen (Vor-) Urteile
Also, ich geb’s zu, in der Austreibphase, als die Ärztin mit der Poulet-Schere kam und sagte „ich mues jetzt schnidä, es langet aber leider nöme für Schmerzmittel oder Betäubigsspray“, ja, da hab kam mir so ganz kurz auch mal der Gedanke „warum nur hab ich mich eigentlich nicht für einen Kaiserschnitt entschieden??“
@Susi
Schon mal vom EPI-NO gehört? Lohnt sich für ihr angesprochenes Anliegen, braucht halt etwas Konsequenz im Training. Dafür nimmt man weder sich noch dem Kind die Geburts Erfahrung. (Hat sich in der Evolution durchaus bewährt)
Meine Frau freut sich schon auf die nächste Geburt! (Komplikationsfreiheit vorausgesetzt)
Billy, lassen Sie sich von solchen Sprüchen nicht ärgern, weder hier noch offline. Es gibt für alle Arten von Geburt Vor- und Nachteile, Sie lassen einen Kaiserschnitt machen und haben dafür nachher noch einen intakten Beckenboden. Zudem sagen Mediziner immer wieder, das sei die sicherste Geburt für das Kind.
Am besten lassen Sie sich auf gar keine Diskussionen ein.
(ich habe übrigens zweimal „normal“ geboren, hätte zu viel Angst vor einer Operation gehabt, Weichei, das ich bin 😉 )
@Franz Vontobel: Jemanden ein Weichei zu nennen ohne den Hintergrund der Geschichte zu kennen empfinde ich als frech. Es gibt verschiedene Gründe einen Kaiserschnitt zu wählen, das habe ich in meiner Schwangerschaft gelernt. Nein, ich hatte keinen Kaiserschnitt und würde mich nicht einfach so dazu entscheiden, doch die Auseinandersetzung damit war für mich sehr hilfreich. Die Geburt empfinde ich immer noch als Privatsache und es soll jedes Paar selbst entscheiden wie das gehandhabt wird.
Vorurteile? Warum fragen sie denn („bin ich deswegen nun eine Egoistin/Weichei/Rabenmutter?“), wenn sie die Antwort scheuen? Also wirklich…
Aber die Idee kommt ja von ihrem Freund (der es ja wissen muss, bestimmt hat er schon ganz viele Kinder geboren), und damit sind sie ja fein raus…
@13: das mit dem Steisslage-Dilemma habe ich auch erlebt. Meine zweite Tochter hatte BEL und ich war ratlos, was nun zu tun war, weil eben wenig Ärzte und Hebammen überhaupt noch erfahren sind bei Steissgeburten.
@Susi: danke!!! Ich glaube, dass ich meine eigene Entscheidung fällen kann und auch werde und die doofen Sprüche ignorieren kann. Ich bin eben zu „eingebildet“ um auf andere zu hören 🙂 (wurde mir auch schon vorgeworfen)
Nur um klarzustellen: ich akzeptiere versch. Meinungen aber entscheiden tu ich zusammen mit meinem Freund und den Ärzten. Punkt.
oh ich scheue die Antwort nicht..ich finde es eher interessant was andere Menschen so über mich denken. Da muss man nur das Wort Kaiserschnitt in den Raum werden und schon wird man verurteilt ohne dass die anderen etwas über mich wissen. Wie gesagt, interessant!
Nein er hat noch kein Kind geboren (meines Wissens :-)) aber er ist der Meinung, dass je schneller und schmerzfreier es geht, desto besser.
@Billy, ich habe auch schon erlebt, dass Schwangere fast gemeuchelt wurden, wenn sie von einem Wunschkaiserschnitt sprachen. Ich finde, das geht sowas von nicht, auf Schwangeren rumzuhacken und sie zu ärgern, das Adrenalin geht dann auch auf das Kind über. Aber bei der Geburt fängt das Hickhack an, beim Kampfstillen und der Mustererziehung gehts dann weiter, damit muss man einfach irgendwie umgehen.
@ BIlly
Ist es Ihr erstes Kind? Von mir aus, darf jeder so entbinden, wie er bzw. sie will. Aber einen Kaiserschnitt zu wählen, weil er schneller und schmerzfreier ist, als eine natürliche Geburt ist etwas naiv. Die Wundheilung beim KS ist im Normalfall einiges länger und viel schmerzhafter als bei einer natürlicher Geburt. Eine Bekannte hatte zwei nat. Geburten mit massiven Verletzungen und einen geplanten KS und sagt, beim nächsten sicher nicht KS. Ich lag auch mit einer Frau nach einem KS im Wochenbett. Ich lief nach 3 Stunden schmerzfrei herum, sie konnte das nach 4 Tagen noch nicht.
Auch war sie noch nicht in der Lage, ihr Kind zu versorgen. Sie konnte es kaum aus dem Bett heben. Seither habe eine riesigen Respekt vor einem KS. Dazu kommt, dass der Geburtsvorgang für das Kind nicht unwichtig ist. Babys nach nat. Geburten sind in der Regel (auch hier: Ausnahmen vorbehalten) weniger unter Schock, schreien weniger und sind insgesamt ruhiger. Das ist jetzt keine Rede gegen des KS, aber wenn man es sich überlegt, dann sollte man schon alle Fakten beachten, nicht nur den Geburtsvorgang an sich. Und ich habe 2 Kinder natürlich geboren und würde es wieder tun.
Also, fassen wir zusammen: sie spielen mit dem Gedanken mittels KS zu gebären – und ihr Freund ist auch dafür, weil schmerzfrei. Und dann fragen sie keck in die Runde: „Bin ich darum ein Weichei?“.
Und da der KS sicher der einfachere, schmerzfreiere Weg ist, muss dieses Frage doch ganz klar mit „ja“ beantwortet werden.
Wo ist da das Vorurteil? Das ist lediglich eine logische Schlussfolgerung aus den Informationen, die sie anbieten.
@13: „Ich lief nach 3 Stunden schmerzfrei herum, sie konnte das nach 4 Tagen noch nicht“
Ich hatte bei der ersten natürlichen Geburt so viel Blut verloren, dass ich über eine Woche nicht länger als zwei Minuten stehen könnte, weil mir schwarz vor Augen wurde. Von den Geburtsverletzungen ganz zu schweigen, sie mussten über eine Stunde nähen…
Einen Kaiserschnitt darf man sicher nicht unterschätzen, aber ich kenne eine, die sass eine Woche danach wieder auf dem Pferd. Jede Geburt ist halt anders.
@ Susi
Ja, darum auch „in der Regel“ „im Normalfall“. Üblicherweise dauert es beim KS länger, bis man wieder auf den Beinen ist, was nicht heisst, das gilt für jeden KS vs. jede natürliche Geburt. Wer jedoch denkt, ein KS ist schmerzfrei, der wird oftmals böse überrascht.
@ Tom: ja, ich hatte einen EPI-NO, aber wenn die Geburt so schnell geht (um 22h noch vor dem TV am „Pirates of the Caribb an“ schauen, dann gings brutalst los, Wehensturm ohne Unterbruch, 00:07 war das Kind da, nur 5 Minuten Presswehen, meine Tochter war 4100 Gramm, mit sehr großem Kopf) kommt der Körper einfach nicht mehr mit. War das reinste Blutbad, ich lag im Blut bis zu den Schultern. ja, thanks for sharing, ich weiss…
@13 und alle anderen, es geht ausschliesslich um den Wunschkaiserschnitt ohne erkennbar med. Indikation. Angst vor den Schmerzen ist eine Indikation, obwohl man da auch mit einem Lachgasrausch oder eben PDA, EDA arbeiten kann. Steisslage nicht unbedingt, das bekommt eine gute Hebamme oft manuell hin.
Wunschkaiserschnitt ist, Gebärende erscheint und möchte das Kind an ihrem eigenen Geburtstag bekommen oder unbedingt in der Silvesternacht. Das gibt es alles und bei Privatpatienten machen wir das auch.
@ ML
Klar und darum meine Frage: Was ist mit der Grauzone? Sie als Mediziner werden mir ja sicher zustimmen, wenn ich sage, es gibt nicht nur Fälle, wo es gar keinen Grund hat oder Fälle, wo Mutter und Kind bestimmt sterben werden, wenn keiner gemacht wird. Wo ist die Linie zwischen einem med. notwendigen und einem Wunschkaiserschnitt. Ich behaupte nämlich, es gibt in der Schweiz eher wenige wirkliche WKS, aber viele wo man sagen könnte, es liegt etwas vor, aber es ist nicht unbedingt nötig (wie eben Steisslage oder Zwillinge).
ein geplanter KS ist neben den letztlich ganz persönlichen Gründen, so zu gebären, auch kostenmässig die beste und sicherste Option (Kein Stand-by eines Operationsteams bei Komplikationen, die nun mal auftreten können). Also was soll das ganze Geplänkel, wenn eine angehende Mutter darauf besteht, es aber bei Grundversicherung eine Indikation braucht, die jeder Arzt schnell einragen kann? Die Kosten sind ja umwerfend … gering.
Und ich will nun keine Ammenmärchen über Risiken hören, die in einem Land, das in der medizinischen Versorgung an der Weltspitze mittut, hören.
@13, Medizin hat wie Juristerei selten harte Grenzen. Klar ist nur, aber nicht in den Abrechnungsregeln, wir behandeln Kranke, Leidende und sonstig Behandlungsbedürftige. Leiden ohne Krankheit ist eine Indikation, muss aber abrechnungstechnisch versteckt werden. Analog Behandlungsbedürftigkeit, da muss man sich eben eine Diagnose ausdenken. Nur wenn weder Krankheit, noch Leiden, noch Behandlungsbedürftigkeit gegeben ist, beginnt das Wunschtheater, auch beim Kaiserschnitt.
@Katharina, Kosten sind belanglos. Das eine Sectio ca. 2000 Franken mehr als eine Spontangeburt kostet, ist nur der Berechnungsgrundlage geschuldet. Wenn man die Leistungen erfasst, kann es passieren, das die Sectio sogar günstiger war. Das OP- Team ist immer standby, es gibt ja noch anderes als Geburten. Im Bedarfsfall werden die Kosten einberechnet, ohne Bedarf entstehen die auch.
Nebenwirkungen. Komplikationen sind alle kontrolliert, sonst gäbe es das Theater nicht. Das einzige was bleibt, ist das Argument der Überversorgung. Wir machen Sachen, die, wenn es die nicht gäbe,
2/ nichts verschlechtern würden. Wir machen zuviel und sehen uns einer ambivalenten Patientengruppe gegenüber, die dennoch mehr wollen, die Konsequenzen, wie Kosten, Nebenwirkungen. Komplikationen, aber nicht tragen wollen.
Die Patienten wollen eine saubere Medizin, welche ihnen ein Laufgitter baut. Das gibt es aber nicht, nicht mal in einer idealen, nichtkommerziellen Medizin.
Darauf zu bestehen, einen gplanten KS durchzuführen, ist Wunschtheater, ML? Damit redest Du für die rationierung Medizinischer Dienstleistungen, bzw Du wertest klare rationale Gründe für geplante KS als Theater ab, nur weil diese nicht einem gesellschaftlich erwarteten Mode de Naissance entsprechen. Wenn, wie Du sagts, der Arzt Dienstleister ist, dann muss er unter dem Eid, Leiden zu lindern oder zu beheben, dem Wunsch immer folge leisten, oder nicht?
Das ist ja das Problem mit allen Systemen von KKS. Dass diese aus vorgeschobenen Kostenbedenken (hausgemacht) der Profession dreinreden.
und das dreinreden politisch motiviert ist, nämlich, einen bestimmten Lifestyle und Rollen zu diktieren.
@Katharina, ich nannte Leiden als Indikation. Ärzte sind keine Dienstleister, wir erfüllen keine Wünsche ohne Hinterland. Nicht wegen Kosten, die sind mir egal, aber um nicht überzubehandeln.
Liebe Billy
Ich hatte vor 11 Wochen einen Kaiserschnitt und zwar aus einem Grund: für das Kind ist es die sicherste Geburt ( nicht aber für die Mutter). Alles lief tiptop und Dank Schmerzmittel n war ich schnell wider auf den Beinen. Mein Kleiner ist ein Engel, schläft seit er fünf Wochen alt ist durch und entwickelt sich prächtig.
Fazit: Ich würde sofort wieder einen Kaiserschnitt machen lassen!
Lass dich nicht von diesen Naturfreaks terrorisieren, steh zu deiner Meinung und entscheide dich für das, was du willst.
Viel Glück und alles Liebe!
Anita
Immer diese Kommentare betreffend Kaiserschnitt ja oder nein, jeder sollte für sich selber entscheiden, dies mit dem Arzt absprechen und schluss. Ich bin auch eine ganz schlechte Mutter, hatte 2 Kaiserschnitt und Stillen konnte und wollte ich auch nicht, hab aber 2 super coole Töchter. Also nur soviel zu den allwissenden Männer und Übermütter
@Susi: „save your love channel“ – find ich ja witzig! Kennen Sie die frz. Cartoonistin Claire Bretécher? Da sagt doch eine ihrer Heldinnen, dass es nach mit der Liebe auch nicht mehr so weit her sei, weil ihre Vagina nach etlichen natürlichen Geburten so weit sei wie „la nef de la cathédrale de Tolède “ – nun ja, heutzutage gibt es glücklicherweise einschlägige rekonstruktive Operationen, um dem Problem beizukommen, obwohl solche OPs für die „unter Schmerzen sollst du gebären-Fraktion“ der wahre Antichrist sein müssten.
@ carol: Was solche Operationen gibt es? Das würde mich jetzt echt interessieren, Antichrist hin oder her. (Allerdings hab ich Angst vor Operationen, darum wollte ich auch auf keinen Fall einen Kaiserschnitt… Irgendwie paradox, das per Operation wieder zu reparieren…)
Kann man danach auch wieder joggen? Das geht bei mir nämlich auch nicht mehr 🙁
Susi: Es gibt ein Buch von Joan Rivers über alle Operationen und Massnahmen im Bereich kosmetische Operationen. Einige Kapitel behandeln Operationen den Intimbereich betreffend. Es gibt vieles. Was davon in der Schweiz verfügbar ist, weiss ich nicht. Aber es gibt täglich einen Direktflug ZRH – LAX, um es hier machen zu lassen.
Von kosmetischen Eingriffen hab ich auch schon gehört, aber ich dachte, hier handelt es sich um eine Operation, um den Beckenboden zu reparieren, nicht? Oder geht das nur mit (noch mehr) Training oder allenfalls Entfernung der Gebärmutter?
das weiss ich nicht. kommt wohl auf die konkrete Situation an.
ich versuch’s glaub lieber mit weiterem, konsequenterem Training, solche Operationen kosten sicher ein Vermögen und die KK zahlt’s nicht. Und eben: „Uinei, Operationen…“
Aber danke für den Tipp!
Oder gerade glücklich Gebärende mit 3ter Spontangeburt und entsprechendem Dammriss hat einen Arzt ‚zurhand‘, der während dem Zunähen ebendiesem spitzbübisch bemerkt: ‚Ich nähe dann etwas enger, davon haben Sie und auch Ihr Mann, nehme ich mal an, etwas davon.‘ Ist mir passiert und er hat es sehr gut gemacht, mit der enger genähten Dammnaht….also mein Sexleben hat nicht darunter gelitten. Man nehme einen entsprechenden Arzt oder Ärztin und teile genau dies mit – falls frau noch dazu kommt, es ermattet mitteilen zu können. Oder der Mann/Partner/Freundin sagt es. 😉
@WS: cooler Arzt!
sollte ich wider Erwarten mit 44 nochmals gebären, denke ich hoffentlich dran 😉
„Studien belegen zum Beispiel einen Zusammenhang mit schweren Atemproblemen nach der Geburt durch Kaiserschnitt“
Natürlich belegen sie das. Denn es gibt ja einen medizinischen Grund für den Kaiserschnitt. Es gab also bereits ein Problem, BEVOR es zum Kaiserschnitt kam. Logisch ist die Chance für weitere Probleme auch nach der Geburt höher.
Mein Kind hatte übrigens schwere Komplikationen beim KS. Aber ohne KS wären wir jetzt beide tot. Die Entscheidung fiel nicht schwer!
Wenn man sonst nichts erlebt, ist eine Schwangerschaft auch passiv, als Zuschauer, eine Sensation oder Heldentat. Deshalb werden wir selbst von Nichtboulevard- Medien regelmässig über Prinzessinnen und Sternchen in freudiger Erwartung informiert.
Je seltener ein Ereignis, umso höher ist der Informationswert.