Die perfekten Grosseltern
Ein Gastbeitrag von Martina Marti*

Die Perfektesten von allen: In Georgien werden jährlich «Super Grandmother and Super Grandfather» gekürt. Die diesjährigen Gewinner: Wladimir Zanguraschwili (l), 70, und Lira Arabuli, 74. Foto: David Mdzinarischwili (Reuters)
Auf der Suche nach einem geeigneten Geburtstagsgeschenk flitze ich gewohnt zackig durch das Netz, als ich an folgenden Buchstaben hängen bleibe: GROSSELTERNKURS. Moment mal – ich klicke mich zurück – und tatsächlich, da steht es gross und deutlich: «Werden Sie bald Grosseltern oder ist Ihr Enkelkind bereits auf der Welt? Vieles hat sich geändert, seitdem Sie selbst Eltern geworden sind. Die Klinik Hirslanden gibt Ihnen wertvolle Informationen zur Säuglingspflege und -ernährung, zum Verhalten in Notfallsituationen sowie Tipps zu schönen Ritualen …»
Ich bin baff. Es wäre mir nicht mal im Traum in den Sinn gekommen, meinen Eltern oder Schwiegereltern einen solchen Kurs aufzuhalsen. Die beiden haben selber mindestens ein Kind grossgezogen. Und auch wenn vielleicht nicht mehr alle Handgriffe und Abläufe ganz präsent sind, bin ich sicher, das ist wie beim Velofahren: Draufsetzen, probieren und nach ein paar anfänglichen Unsicherheiten kommt das Altgelernte ganz von selbst zurück. Ganz abgesehen davon: Wird heute zwischen Eltern und Grosseltern nicht mehr kommuniziert? Pflegeabläufe, Rituale, Ernährungs- und Erziehungsgepflogenheiten sind doch Dinge, die – abgesehen von heutigen Empfehlungen – Eltern total individuell und persönlich gestalten. Wieso die Grosseltern nicht einfach einweihen?
Frisch gebackene Eltern sind in aller Regel überfüllt mit Informationen aus Geburtsvorbereitungskursen und den ersten Tagen im Spital. Sie sind quasi ein wandelndes Babylexikon und somit eher herausgefordert, neben all den schlauen Tipps und Ratschlägen, ihre Intuition und das gesunde Bauchgefühl zu schulen. Gut möglich, dass das offensichtliche Bedürfnis an den Grosselternkurs (dieser wird offenbar bereits seit drei Jahren durchgeführt und ist regelmässig ausgebucht) aus demselben Köcher rührt: Wir wollen einfach alles perfekt machen mit unseren Nachkommen. Kein vermeintlicher Fehler wird geduldet. Eine deutsche Zeitung titelt passend und befürwortend zum Thema Grosselternkurs: «Der leichtere Weg zur perfekten Oma».
Ähnliches bestätigt die stellvertretende Bereichsleitung Pflege der Klinik Hirslanden: Oftmals würden die werdenden Eltern selbst den Grosselternkurs verschenken. «Da heute viel mehr Eltern arbeitstätig sind als früher, werden Grosseltern auch vermehrt in die regelmässige Betreuung eingebunden», so Doris Gygax. «Heute überlassen Mütter ausserdem ungern etwas dem Zufall. Vielleicht haben sie eine stattliche Karriere hinter sich, sind eher kopforientiert und möchten für ihren Nachwuchs schlichtweg das Allerbeste.»
Klar, und da gehört die Schulung der eigenen Eltern gleich mit dazu – im besten Fall delegiert. Interessant hingegen finde ich den Aspekt der heutigen Grossväter: Vor rund 50 Jahren war es nicht die Norm, dass Väter bei der Kinderpflege mitgeholfen haben. Heute möchten sie als Grossvater jedoch tatkräftig mithelfen und auf allen Ebenen vorbereitet sein. Gemäss Doris Gygax wickeln diese im Kurs oftmals das erste Mal. Eine Puppe, notabene.
Ein Teil von mir bleibt dennoch betroffen: Ich hoffe, ganz viele Eltern erlauben sich selber, ihren Eltern und vor allem ihren Kindern auch einmal wunderbar UNgeplant UNperfekt zu sein!
* Martina Marti ist freie Journalistin und Psychosoziale Beraterin in eigener Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, www.martinamarti.ch. Sie lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen Kindern (Jg. 06 und 09) in der Nähe von Zürich.
80 Kommentare zu «Die perfekten Grosseltern»
Uns Eltern wäre es nie in den Sinn gekommen, die eigenen Eltern, welche je selber drei Kinder grossgezogen haben, einen solchen Kurs aufzubrummen. Hätten sie es von selber aus gewünscht, wärs natürlich was anderes gewesen. Das Vertrauen in unsere Eltern hat sich auf jeden Fall gelohnt! Zudem tuts den Kindern allgemein gut, Einblick in andere Strukturen mit anderen Regeln zu haben als bloss die eigene Familie. Egal ob Kita, Spielgruppe, Tamu, Nanny oder eben die hütenden Grosseltern (bei uns wars 1x die Woche): zusätzliche (Fremd)-Betreuung ist für alle eine tolle Bereicherung und Abwechslung!
So ein Kurs könnte je nach Konstellation eine Chance sein, um das Verständnis zwischen den Generationen zu fördern. Dann würden die Diskussionen um gewisse Themen wie –
„Du musst das Kind halt mal ein paar Nächte schreien lassen, das hat bei dir wunderbar geholfen.
– Was, das Kind schläft immer noch bei euch im Zimmer?!?
– Warum brauchst du so ein Tragdings, wenn du einen Kinderwagen hast?!
-…“
vielleicht entschärft. Ich bin es manchmal leid, die „modernen“ Sichtweisen zu verteidigen, das könnte eine Fachperson viel glaubhafter erläutern.
Da gibt es nichts zu verteidigen. Da Kinder bekommen und erziehen das älteste Phänomen in der Menschheitsgeschichte ist, gibt es nicht den geringsten Grund zu glauben, dass das Optimum nicht schon vor Jahrhunderten gefunden wurde. Es gibt nichts Neues mehr, auch in 1000 Jahren nicht. Von medizinischen Erkenntnissen abgesehen.
Schreien schadet Kindern nichts, im Gegenteil, usw. …
Wir sind ja gerade dabei, die eigenartige Distanz, die erst mit der Industrialisierung partiell Einzug gehalten hat und zu gewissen Zeiten das Credo schlechthin war, zugunsten einer während jahrtausenden bewährten Nähe aufzugeben. Das ist nicht neu (!) aber entscheidend. Kinder im eigenen Zimmer schreien zu lassen war während dem allergrössten Teil der Menschheitsgeschichte weder möglich noch sinnvoll. Nähe sicherte das Überleben. Schreien schadet nicht, aber es dient einem Zweck, es ist ein Kommunikationsmittel. Dieses zu ignorieren ist befremdend. Die 80er Jahre sind zum Glück vorbei.
@ML: „Es gibt nichts Neues mehr, auch in 1000 Jahren nicht. Von medizinischen Erkenntnissen abgesehen.“
Warum sollen neue Erkenntnisse im Bereich der Medizin akzeptabel/annehmbar sein, nicht aber im Bereich der Psychologie/Pädagogik?
@Susi: Ich denke, weil die Neuerungen in der Medizin vielfach exakt messbaren Erfolg zeiten, während die Neuerungen im Bereich Psychologie/Pädagogik mehr Trends entsprechen, Zeitgeist. Oder normative Vorgaben darstellen.
Mein Mann und ich haben nicht Mal einen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Warum auch, es kommt sowieso anders als man denkt. Unsere zwei Kids gedeihen trotzdem prächtig. Ich plädiere deshalb für gesunden Menschenverstand, Einfühlungsvermögen und eine gute Beobachtungsgabe. Vor allem aber GELASSENHEIT!
Tja, Zeiten ändern sich. Kinder sind heute ganz anders als früher, haben 3 Beine und 4 Arme… pfff.
Es dauert wohl noch ne Weile, bis ich Grospapa werde (wenn ich bei den Bienli und Blümli nicht alles verkacke 😉 ), aber würde meine Tochter mir in 20 Jahren so einen Kurs empfehlen, ich würde sie auf den Pflichtteil setzen.
Wenn die Grosseltern von sich aus so was machen wollen, sollen sie.
@Thomas Jordi: sehen Sie, ich würde mich darüber freuen, wenn mein Sohn in 20/25 Jahren mir so einen Kurs schenken würde. Ich finde, man lernt nie aus. Ein Leben lang nicht. Im Job nicht (und das vom Arbeiter mit neuem Handwerkszeug bis zum Akademiker mit neuen Forschungsmethoden) und im Leben nicht. Ich finde ich es sehr schade, wenn Menschen denken, sie wüssten immer alles besser und nicht die Offenheit mitbringen Neues oder allenfalls auch nur Anderes zu lernen … für mich sehr bedauerlich!
Ach, wissen Sie Carla, vieles von dem neuen Zeugs ist halt meist gar nicht so neu. Bzw. einfach alter Wein in neuen Schläuchen… ein Vorteil des Alters, dass man das überblicken kann. Also die Hysterie um das „lebenslange Lernen“ nicht so ernst nehmen.
Es ist ja nun nicht so, dass die Sache mit der Kinderaufzucht etwas wäre, das die Menschheit erst seit kurzem bewältigen muss – und hätte sie die Geschichte nicht einigermassen im Griff, so gäbe es sie schon seit längerem nicht mehr.
Es hat sich einiges veraendert in den letzten 30 Jahren. Viele aeltere Leute haben oft das Gefuehl, bloss weil sie selber mal Kinder hatten seien sie Profis. Klar, im Umgang mit den Knirpsen sicher, da kann man als Grosseltern auch nicht viel falsch machen. Wenn sie aber als regelmaessige Sitter eingesetzt werden, schadet es sicher nicht, sich auf den neusten Stand zu bringen. Ich wuerde das meinen Eltern und Schwiegereltern nicht aufzwingen, aber wenn ich Grossmutter waere wuerde ich so einen Kurs sofort besuchen. Einfach um auf den neusten Stand zu kommen.
Was ist denn so der neueste Stand? Von was? und funktioniert es besser als der ältere, alte?
@Sportpapi:
zum Beispiel der Umgang mit Zucker, Schnuller in eine Süssigkeit tauchen „kann ja nicht schlimm sein, Baby hat noch keine, oder nur Milchzähne und vieles mehr.
Z.B. Genitalpflege bei männlichen Säuglingen. Ärztliche Empfehlungen heute diametral zu denen vor 30 Jahren. Nur EIN Beispiel.
ich habe selbst keinen Kurs besucht (ausser Nothelfer für Kinder), weil ich denke, dass sowohl Eltern als auch Kinder miteinander reifen müssen und man selbst schlau genug sein sollte, zu wissen, wie man sein Kind erziehen soll – und sonst hätte man wohl besser keine Kids. Somit erwarte ich auch von meinen Eltern, dass sie schon wissen, was sie tun, denn mich haben sie auch ganz anständig hinbekommen. Dass in der KiTa eine Ausbildung erwartet wird, lässt sich nicht vergleichen – die KiTa-Angestellten haben x Kinder aufs Mal zu betreuen, sie kennen die Kids nicht in- und auswendig.
Ich bin soooooooo unendlich dankbar für unsere Grosseltern, das wir gleich Nägel mit Köpfen gemacht haben. Meine Eltern leben mit uns unter einem Dach in einer Einliegerwohnung, sozusagen im „Schopf“ und meine Schwiegereltern sehen wir sehr oft und wir gehen alle mitneinander immer regelmässig in Urlaub. Ein richtiges Fest für unsere 3 Jungs, die es total geniessen von so vielen Erwachsenen Aufmerksamkeit zu bekommen. Familie ist das was zählt und wenn es dann drauf ankommt, stehen wir alle füreinander ein. Dieses Erbe geben wir auch unseren Jungs mit. An Weihnachten sind wir dann sehr viele..
Meine Eltern haben vier, meine Schwiegereltern drei Kinder grossgezogen und alle sind gut rausgekommen. Die brauchen keinen „Kurs in Kinderbetreuung“.
Soweit ich die bisherigen Kommentare einordne, haben alle gute Erfahrungenn mit den Grosseltern gemacht. Aber es geht vergessen, das viele auch eher schlechte Erfahrungen gemacht haben. Ein Kurs sensibilisiert vielleicht eben auch die Schwiegereltern gewisse Dinge zu respektieren. Meine Mutter hätte sich gefreut über den Kurs, wenn richtig kommuniziert, im Sinne von man lehrt nie aus!
Und wieder einmal frage ich mich: wie hat unsere Generation (und alle Generationen davor) bloss bloss ihre Kindheit überlebt. Ganze Sommerferien hab‘ ich bei meinen unausgebildeten Grosseltern verbracht! Und erst jetzt wird mir klar, wie knapp ich da wohl jeweils dem Tod von der Schippe gesprungen bin…
Es ist eh ein Wunder, dass es noch Menschen gibt, welche Jahrgang 85 haben und immer noch leben. Ohne Velohelm, ohne Autogurten, ohne Alkoholprävention, ohne Sackmesserverbot… einfach unglaublich! 😉
Jetzt aber bitte nicht wieder die ewig gleiche Leier mit „früher war alles so viel lockerer, wir haben weder Helm noch Autogurten getragen und leben alle noch, höhöhö“.
Es gibt schon einen Sinn hinter Kursen, Helmen und Autogurten. Und auch hinter neueren Empfehlungen, was Säuglingspflege betrifft. Der plötzliche Kindstod hat mit den neuen Richtlinien sehr stark abgenommen.
Schön, wenn Ihre Kinder überlebt haben, aber es gibt auch solche, die starben und heute dank eben solcher Kurse, Helme, Autogurten leben würden.
Sie können mich ja jetzt übervorsichtig nennen, aber glauben Sie mir, wenn es einen so trifft, dann trifft es hart.
Ok, ich tu’s: Sie sind übervorsichtig! 😀
„Wenn es einen so trifft, dann trifft es hart.“ Welche Sicherheitsmassnahme liesse sich damit nicht rechtfertigen.
@Franz: Und paranoid 🙂
@SP: Eben!
Nur weil man paranoid ist, heisst das noch lange nicht, das sie nicht hinter einem her sind! 😉
In der Tat, das heisst es überhaupt nicht!
Den Spruch muss ich ausdrucken und überall aufhängen.
Ist leider nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern von Terry Pratchett – Ehre wem Ehre gebührt.
In Sachen Paranoia aber noch ein (sinngemässes) Zitat von Peter Lorre bzw. Hans Beckert aus „M“: „Da ist einer hinter mir her. Und der bin ich selber.“
Dieser Kurs dauert gerade mal einen Vormittag und gibt kompakt die wichtigsten Infos. Wenn ich denke, wie viel ich nur in den paar Jahren wieder vergessen haben, wie viel haben erst die Grosseltern nicht mehr präsent. Vieles macht man heute auch einfach nicht mehr so wie früher.
Es ist doch auch toll, dass heute immer mehr Grossväter ihre Enkel betreuen. Das sind Männer im Leben unserer Kinder! Und erst noch emanzipiertie, die nicht nur den Grossmüttern „helfen“, sondern selbst die Verantwortung übernehmen. Man kann vieles schlecht reden, aber bitte nicht diesen sinnvollen Kurs.
Bin auch mehr als irritiert über den Kurs und ich bin sicher, dass meine Eltern bei einer Abendesseneinladung mehr über unseren Umgang mit dem Kind und die Bedürfnisse dieses speziellen Kindes lernen. Was ist los? Hat man dafür keine Zeit mehr? Meine Eltern hüten auch immer mal wieder. Ab dem Babyalter gab ich kaum noch Regeln durch. Trotzdem rufe ich an dem Tag jeweils mittags mal an, frage, wie es so geht und da kommt immer mal wieder die Frage: „Was denkst Du?“ Man kann doch zusammen sprechen. Ohne Kommunikation geht es nicht. Und wenn das Grossi Sachen anders macht , dann ist das doch ok.
Ein solcher Kurs soll ja sicherlich nicht die Kommunikation ersetzen. Dazu kommt, dass die Eltern am Anfang wohl auch nicht besser Bescheid wissen als die Grosseltern.
Mich nähme wunder, was jemand sagt, der/die einen solchen Kurs tatsächlich besucht hat. Alles schon gewusst? Neues gelernt? Sicherheit gewonnen?
Meine Mutter hat einen solchen Kursnachmittag besucht, bevor unsere Tochter geboren wurde. Ich selber hatte keine Ahnung, dass es so etwas gibt. Sie fand aber, dass es jetzt über 30 Jahre her ist und sie gern wissen würde, was sich in Kleinkinderbetreuung in der Zwischenzeit getan hat. Neben einigen praktischen Dingen wurde glaube ich v.a. auch auf die Situation der heutigen Mütter aufmerksam gemacht: dass durch Pampers und Co. Zwar vieles einfacher wurde, die Mütter aber auch durch alle die neuen Infos (plötzlicher Kindstod, unterschiedlichste Ratgeber etc) verunsichert sind. Ich fands eine
2/2 gute Sache, es hat mir ja auch gezeigt, dass sie nicht einfach davon ausgeht, dass sie eh alles besser weiß. als unsere Kleine drei Monate alt war, sind wir zu meinen Schwiegereltern in die Karibik geflogen. Da kam
es gar niemandem in den Sinn, einem als frischgebackene Mutter irgendwelche Kompetenzen in dem
Bereich zuzugestehen: schließlich war es ja das erste Kind, während Schwägerin und Schwiegermutter ja schon mehrere erfolgreich groß gezogen haben. War schon anstrengend! Also ich war da schon froh um mein Mami, die nicht einfach davon ausging, dass sie eh alles besser weiß oder kann.
@ Susi
Doch, ich finde schon, dass die Eltern von ersten Tag an die Fachpersonen sind. Nicht, weil sie alles wissen,sondern weil sie bestimmen, wie es gemacht werden soll und auch wen sie um Rat fragen, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Ich habe eine gute Beziehung zu meiner Mutter und frage sie bei einigem um Rat, aber bei der Kindererziehung hatte ich klar absichtlich andere Quellen.Das Problem an dem Kurs, das ich sehe: Die Grosseltern lernen etwas, denken dann sie wissen Bescheid und wenn es die Eltern anders machen, ist doch die Verwirrung umso grösser. Es gibt ja kein „man macht das so“
@13: Das haben Sie recht.
äxgüsi: „Da“, nicht „Das“
@13: Ich finde es interessant, dass Sie ausgerechnet bei der Kindererziehung nicht auf Ihre Eltern hören möchten… Aber Sie rufen über Mittag an? Ernsthaft? Ich würde Sie schön auslachen.
@ Sp
Ich rufe meinen Mann auch an, wenn er mit den Kindern ist. Warum? Ich arbeite Vollzeit und möchte trotzdem wissen, wie es meinen Kindern geht. Gerade News aus dem Kindergarten wollen mittags und nicht erst abends erzählt werden. Meine Mutter ist jeweils enttäuscht, wenn ich es nicht schaffe ;-). Mein Mann macht das übrigens auch so, wenn er arbeitet und ich zu Hause bin (ist oft am WE der Fall) und ich freue mich, von ihm zu hören. Auslachen wegen ehrlichem Interesse? Komische Vorstellung…
Betreffend Ratschläge: Ich muss meine Mutter nicht um Rat fragen. Ich wurde ja von ihr erzogen und kenne ihre Meinung und Ansichten. Ich bin auch der Meinung, meine Eltern haben das wirklich gut gemacht. Trotzdem mache ich einiges anders. Ob das Charaktersache oder Zeitgeist ist, weiss ich nicht, ist aber so. Und darum ist für mich der Austausch mit anderen Müttern, in der ähnlichen Situation wertvoller. Was eben nicht heisst, dass sie ihre Art nicht während der Grossi-Zeit ausleben darf. Sie muss mich ja nicht kopieren. Kinder kommen mit verschiedenen „Regimes“ gut zurecht.
@emx: danke für das Teilen der Erfahrungen!
Wenn ich etwas machen muss oder will und ich fühle mich unsicher, dann ist eine Art Auffrischungskurs die rationellste Methode um auf den aktuellen Stand zu kommen. So schlecht finde ich das nicht.
Meine Rede.
Ich hätte mich nie erdreistet, meinen Eltern so einen Kurs zu schenken, wäre mir im Traum nicht in den Sinn gekommen. Trotzdem hat sich Grosi am Anfang überlegt, einen zu besuchen. Als Einstimmung. Ich dachte auch, hey, wir waren 4 Kinder zuhause – das ist doch wie Velofahren für sie! Hatte ich mich getäuscht, ist es nicht. Der Mensch wird älter, verändert sich, hat eine andere Rolle als Grosselter. Nach 15 Jahren Kinderbetreuung folgen 15 Jahre ohne, und wenn man dann wieder damit konfrontiert wird, ist man nicht mehr daran gewöhnt, wenn man dazwischen nicht am Ball geblieben ist.
Bei den Grosseltern gelten auch die Regeln der Grosseltern.
Zum Glück ist es dort anders als daheim sonst wäre es ja nicht mehr speziell für die Kinder.
Kurs für Kindernotfälle ja, alles andere sicher nicht.
PS: Und wenn ich denken würde. die neuen Grosseltern sind nicht in der Lage, mein Kind zu hüten, würd ich nicht glauben, dass sie es nach so einem Kürsli sind. Man weiss ja, jemand schrieb es schon, auch nicht genau, was da gelehrt wird.
Meine Eltern wären, zu Recht, wohl recht betupft, wenn ich ihnen so einen Kurs schenken würde. So ein Misstrauensbeweis ist sicher nicht der beste Einstieg in die neuen Familienbeziehungen, die sich durch die Ankunft der nächsten Generation ergeben.
@Jane Bissig:
„Misstrauensbeweis“???
Überall begegnet uns die Forderung nach lebenslangem Lernen, nach Weiterbildungen, nach sich nicht auf Erreichtem ausruhen usw etc, bloss beim Thema Elternschaft/Kindbetreuung soll das anders sein?
Es ist ihre freie Entscheidung, ob sie diesen lebenslang-Lernen-ich-genüge-den-Anforderungen-sonst-nicht-Wahnsinn mitmachen wollen oder nicht, Frau Steiner. Die meisten, die ich kenne und die bei diesem Wahnsinn mitgemacht haben, die hatten entweder ein Burnout, ein Magengeschwür oder direkt einen Herzinfarkt…
Handkehrum darf man dann von anderen auch nicht erwarten, dass sie perfekt und fehlerlos sind. Und das tue ich bei Kitabetreuern und bei meinen Eltern sicher nicht.
@Petter:
würd mal sagen dass es zwischen den beiden Polen ja auch noch Mittelwege gibt, ein Kursangebot als Misstrauensbeweis zu sehen wandert nicht auf dem Mittelweg.
1) Frau Bissig, Sie treffen ins Schwarze. Ich gebe ja zu, dass für das Auffrischen von Erste-Hilfe-Maßnahmen am Kind so ein Kurs hilfreich sein kann. Beruflich kann ich jedoch beobachten, dass das Helicopter-Elterntum stets neue Auswüchse annimmt: In diesem Konzept wird das gesamte soziale Umfeld der Familie den Bedürfnissen der Eltern untergeordnet, ein eigener Wille des Kindes ist nicht vorgesehen, Großeltern, die dagegen verstoßen, bekommen „Arbeitslisten“ zum Abhaken für die Betreuungszeit mit und bekommen vor dem Kindergeburtstag mitgeteilt, welches Geschenk für das Kind genehm ist.
2) Im Kindergarten wird dann reklamiert, wenn aufgrund der Betreuungsquote die Kinder nicht täglich spazieren gehen. In der Grundschule ist man dann entgeistert, wenn „Wir“ eine Strafarbeit erhalten und erklärt dann dem Lehrer, die Situation sei gaaaaanz anders als vom (beteiligten) Lehrer dargestellt. Auch im Verein fallen diese auf, etwa wenn reklamiert wird, dass im Fußball noch keine Dreijährigen trainieren dürfen. Irgendwie logisch, dass dann dieser Elterntyp während der Pubertät der Kinder regelrecht ausbrennt. — P.S. Die anderen Eltern sind einem dann umso lieber.
@ABCDEFG Ich bin völlig mit Ihnen einer Meinung, was Helikoptereltern angeht. Aus meinem Bekanntenkreis heraus jedoch kann ich sagen, dass gerade diejenigen zum Helikoptertum neigen, die (als Eltern) keinen Kurs besucht haben und denen u.a. der Name Largo nichts sagt. In einem guten Kurs erwarte ich auch eine kritische Ausseinandersetzung mit dem Eltern-Sein und an angebrachter Stelle ein „lass das Kind mal machen.“ Die Hirslanden-Kurse kenne ich nicht. Engeried war in meinen Augen sehr gut.
Ich muss zugeben, ob der bisherigen Kommentare ein wenig schockiert zu sein. Ich würde nie auf die Idee kommen meinen Eltern so einen Kurs zu verpassen. Vor allem weiss ich ja auch nicht, was in dem Kurs gesagt wird und unter Umständen unseren Methoden zuwider läuft. Einzig wenn die Grosseltern, es von sich aus möchten, kann ich es nachvollziehen. Lasst die Grosseltern doch anders sein. Es kann dem Kind sicher nicht schaden, Abwechslung zu haben. Und die Grosseltern wollen ja auch nur das Beste. Das Wichtigste ist einfach eine gute Kommunikation, dann passt das schon.
Danke, Sie sprechen mir aus dem Herzen.
Wer verpasst denn seinen (Schwieger-)Eltern einen Kurs hier? In sämtlichen Kommentaren geht es lediglich darum, dass solche Kurse nicht schaden können.
Ich für meinen Teil hab den Grosseltern meines Kindes weder einen solchen Kurs „verpasst“ noch eine Teilnahme vorgeschlagen. Wenn sie von sich aus einen besucht hätten, hätte ich das sicher begrüsst. Mir reicht es aber auch, wenn sie sich ein wenig mit Fachliteratur à la Largo & Co. auseinandersetzen. Und nein, auch diese Bücher habe ich ihnen nicht „verpasst“.
„Oftmals würden die werdenden Eltern selbst den Grosselternkurs verschenken.“
Ich würde ganz klar keinen Kurs erwarten und sicher auch keine Lektüre von Largo und Co. Im Gegensatz, wären sie mit dem Eifer dabei gewesen, hätte ich wohl Angst vor einer Einmischung gehabt. Ich hatte die Erwartung, nein eigentlich die Hoffnung, dass meine Eltern eine schöne, liebevolle Grosseltern-Enkel-Beziehung aufbauen, sie gerne zusammen sind und Grossi-Besuch für die Kinder ein schönes Erlebnis sind. Das wurde erreicht. Und wenn es dann irgendwo Unstimmigkeiten im Umgang gibt, kann man ja zusammen sprechen.
13, sie zitieren aus dem Artikel, D.S. bezieht sich aber auf die Kommentare.
Ich setze auch keine Largo-Lektüre voraus, finde es aber natürlich toll, wenn die Grosseltern lesefreudig sind.
Auch finde ich, dass es ein grosser Unterschied ist, ob die Kinder ab und zu einen Grosi-Besuch machen oder ob die Grosseltern, so wie bei uns, massgeblich an der Erziehung beteiligt sind. (Unsere Tochter ist, seit sie 6 Monate alt ist, zwei Tage pro Woche bei den Grosseltern, mit Übernachtung).
Bei uns ist im Normalfall einen Tag pro Woche plus immer mal wieder über Nacht und 1-2 Wochen Ferien pro Jahr. Das nur den Teil, wo sie alleine mit den Grosseltern sind, dazu kommen natürlich meine Besuche bei meinen Eltern, wo ich die Kinder mitnehme bzw. Besuche meiner Eltern bei mir, wo die Kinder eben da sind. Da ist eine Beteiligung da, ganz klar. Und ich bin froh drum, aber eine Ausbildung brauchen sie dafür nicht, weder als Kurs noch im Selbststudium.
Die gute Kommunikation ist leider oft ein Problem, da es Grosseltern gibt, die nichts annehmen bzw. die aktuellen Ansätze und Wege in der Kinderbetreuung (Tragen, Kommunikation mit dem Kind) ins Lächerliche ziehen. Impulse durch eine neutrale Stelle sind hier sicher hilfreich.
Und Eltern, die nicht kommunizieren, sondern lieber a) einfach ihre Befehle durchgeben, b) sich einfach heimlich nerven, anstatt den Mund zu öffnen oder c) einfach superempfindlich sind (ich erinnere mich an eine Mutter, die sich zu tiefst nervte, weil ihre Schwiegermutter der Nachbarin ein Foto des Kindes zeigte). Ich weiss gerade gar nicht, was schlimmer ist, kann aber nur soviel sagen, dass eine Kommunikationsproblem in den seltensten Fällen einseitig ist.
Das einzige, das hier wirklich Sinn macht ist eine Schulung für medizinische Notfälle. Aber einen solchen Kurs sollten auch viele Eltern machen. Bei den meisten beschränkt sich nämlich die erste Hilfe Ausbildung auf den Kurs vor der Fahrprüfung. Der war schon Jahre her, oft zehn Jahre oder mehr, und der Umgang mit Kindern wird dort auch nicht gezeigt.
Seltsam, wird Säugling/Kleinkind kitabetreut „Da heute viel mehr Eltern arbeitstätig sind als früher,…“
erwarten alle (zu Recht) eine qualifizierte Betreuung,
inkl ab und an Hinweis, dass ausgebildete Betreuung ohnehin viel besser für den Nachwuchs wäre-
wird aber eine rudimentäre Ausbildung für Grosseltern angeboten, ist das hinterfragenswert?
Um das UNperfekt müssen Sie sich glaub keine Gedanken machen, das wird sich seinen Weg schon bahnen…
nicht alle erwarten eine qualifizierte betreuung. mir war immer am wichtigsten, dass die krippen- und hortleute gerne auf die kinder schauen. eine anwesende ausgebildete person pro gruppe reicht meiner ansicht nach.
wenn eltern nicht ausgebildet sind, warum sollen dann grosseltern, die ja mehr erfahrung als eltern haben, einen kurs nehmen. aber wenn sie wollen, wieso nicht
@tina:
„nicht-ausgebildete“ Eltern, welche sich auch in keinster Weise bemühen auf dem neuen Gebiet der Elternschaft Wissen anzueignen (ob nun über Gespräche, Bücher oder Kurse) sind für mich keine Vorbilder- für das kleinste Etwas brauchts eine Ausbildung, ein Papierchen- für Elternschaft mit ungeheuer Auswirkung auf die Gesamtgesellschaft brauchts nix?
Die Erwartungen nach einer adäquaten Betreuung sind mit Sicherheit da, „gerne auf Kinder schauen“ reicht nicht, weder zuhause noch auswärts. Und die „Mehr-Erfahrung“ ist inzwischen evtl nicht mehr auf aktuellem Stand der Dinge.
2/ In diesem Zusammenhang würde ich Kostenübernahme/Gutscheine/Rückbergütungen bei besuchten Kursen/Angeboten für interessierte Eltern, Grosseltern, Tanten, was auch immer, absolut befürworten.
das sehe ich eben anders brunhild steiner.
wenn es für eltern reicht, sich wissen anzueignen indem man mit anderen spricht und liest, dann kann man davon ausgehen, dass das für grosseltern längst reicht.
Die Eltern wissen ja am besten, ob die Grosseltern noch einen Kurs brauchen… 🙂
Die Eltern wissen doch am besten, ob die Grosseltern noch einen Kurs brauchen… 🙂
Was ist das ganze Tamtam um diesen Grosselternkurs? Spätestens eine Woche nachher haben sie sowieso alles vergessen.
Doch, so ein Grosselternkurs kann nützlich sein, wenn sie dort lernen, sich nicht in die Erziehung der Eltern einzumischen. Wenn eine neutrale Stelle mit Autorität das sagt, hat es sicher mehr Wirkung.
Das stimmt, aber bis es zur Erziehung kommt, haben sie das wahrscheinlich wieder vergessen oder verdrängt…
Unsere Eltern beteiligen sich mit je einem Tag pro Woche pro „Grosselternpaar“ an der Kinderbetreuung, wofür wir sehr dankbar sind. Das geht aber natürlich nicht ohne dass es zu gewissen „Verbesserungsvorschlägen“ der Grosseltern an unserem Haushalt und unseren Erziehungsmethoden kommt. Das müssen und können wir akzeptieren. Es gibt halt nie den Fünfer und S’Weggli.
Vielleicht lernen sie dort aber auch einiges, das sie den Eltern nicht vorenthalten möchten, die ja selber wohl keinen Kurs besucht haben… Und: wer beteiligt wird, darf sich auch einmischen.
Die meisten Eltern besuchen während der ersten Schwangerschaft einen Geburtsvorbereitungskurs, welcher die Grundlagen der Säuglingspflege einbezieht. Dann dauert der Krankenhausaufenthalt 4-6 Tage, wobei die Hebammen zumindest der Mutter, oft auch beiden die Handgriffe zeigen. Und schliesslich gibt es häufig noch eine Nachsorgehebamme zu Hause, die unterstützt. Später evtl. Mütterberatung. Warum denken Sie, dass die Grosseltern in diesem halben Tag mehr lernen? Und wenn die Eltern keinen Kurs besuchen und keine Hilfe annehmen, dann vielleicht, weil sie das gerade nicht wollen….
@Sportpapi: Das sehe ich etwas anders. Wer sich beteiligt, darf selbstverständlich insofern mitreden, als dass er nicht alles genau so machen muss wie die Eltern, sondern nach eigenem Gutdünken urteilen kann. Was er aber trotzdem nicht soll (und ich kenne auch keinen Fall, in dem das jemals gut gekommen wäre), ist, den Eltern Vorschriften zu machen, wie sie es machen sollen.
@Mirjam: Vorschriften machen kann nur, wer entsprechende Macht hat. Aber einen Kommentar abgeben, einen Vorschlag machen, das darf jede/r, der eben auch eingespannt wird und damit Teil des Teams ist.
In einigen Bereichen hat man in den letzten 30 Jahren viel dazugelernt, gerade auch, was die Vermeidung eines plötzlichen Kindstods betrifft.
Solche Kurse sind sicher nicht schlecht und vor allem nehmen sie frischgebackenen Grosseltern auch die Unsicherheit im Umgang mit dem Neugeborenen.
Stimmt eigentlich, jedoch bezweifle ich ob da ein vier stündiger Kurs hilfreich ist. Der obengenannte Kurs beinhaltet sechs Punkte (Säuglings- und Kinderpflege, Enährung, Notfallsituationen, Familien früher, Familien heute, Rituale) welche deshalb nur kurz angesprochen werden können.