Alles testen lassen oder einfach vertrauen?

Was, wenn es behindert ist? Ultraschallbild eines Fötus in der 12. Schwangerschaftswoche.
Foto: Wikimedia
Vor kurzem hat die «Ostschweiz am Sonntag» vermeldet, dass sich die Trisomie-21-Geburten innert zehn Jahren verdoppelt hätten. Ein Anstieg, den so niemand erwartet habe. Zwar werden bekanntlich immer mehr Frauen spät Mutter, was das Risiko für Fehlbildungen beim Kind erhöht. Gleichzeitig treiben Schätzungen zufolge aber zwischen 75 und 95 Prozent der Frauen, die vorgeburtlich mit der Diagnose Trisomie 21 konfrontiert werden, das Kind ab. Wieso also dennoch diese extreme Zunahme? Stimmen die hohen Prozentzahlen so vielleicht nicht mehr?
Möglicherweise habe in den letzten Jahren ein gesellschaftliches Umdenken stattgefunden, sagt Tina Fischer, leitende Ärztin am Kantonsspital St. Gallen gegenüber der «Ostschweiz am Sonntag». Ein Umdenken, das es Paaren leichter mache, auch ein behindertes Kind zu bekommen. Und dazu führe, dass manche ganz bewusst auf die Pränataldiagnostik verzichteten.
Auch ich habe damals zumindest teilweise auf die mir angebotenen Untersuchungen verzichtet. Bei meiner zweiten Schwangerschaft hatte ich nämlich die magische Grenze überschritten: Ich war über 35 Jahre alt und fiel somit in die Kategorie «alte Mutter». Die Folge: Mir wurde von der Gynäkologin gleich zu Beginn empfohlen, eine Fruchtwasserpunktion machen zu lassen, um mein Kind auf allfällige Fehlbildungen untersuchen zu lassen. Als ich das strikt ablehnte und sagte, mein Mann und ich wollten das nicht, schaute sie mich staunend an.
Ich hatte zwei Jahre zuvor ein gesundes Kind zur Welt gebracht, ich fühlte mich gut, und es gab bei den üblichen Untersuchungen keinen Hinweis auf irgendein Problem. Deshalb sah ich nicht ein, weshalb ich bloss aufgrund einer statistischen Grösse eine Fruchtwasserpunktion machen lassen sollte, die mit einem Abortrisiko verbunden ist. «Das Risiko beträgt bloss 0,5 bis 1 Prozent», mögen Sie nun einwenden. Aber «eins von hundert» erscheint mir schon ziemlich bedrohlich, wenn es um das Leben meines Kindes geht.
Dass man den Untersuch dennoch machen lässt, wenn man aufgrund der Statistiken völlig verunsichert ist oder absolut überzeugt, kein behindertes Kind grossziehen zu können, verstehe ich. Auf mich und meinen Mann traf beides nicht zu, weshalb wir es gar nicht so genau wissen wollten. Denn wie entscheidet man, wenn einem die Ärzte sagen, das Kind werde behindert zur Welt kommen? Behält man es trotzdem und mutet sich und dem Kind womöglich zu viel zu? Oder entscheidet man sich für einen Abbruch mitsamt den psychischen Folgen, die damit einhergehen? Kann man sich in dieser unglaublich schwierigen Frage mit dem Partner einigen? Und ist man fähig, auf Dauer mit seiner Entscheidung zu leben?
Noch schwieriger werden diese Fragen, wenn man sich vor Augen führt, dass die Pränataldiagnostik auch falsche oder ungenaue Diagnosen liefern kann. So wie bei einer Bekannten von mir, die gleichzeitig wie ich schwanger war. Sie und ihr Mann hatten von Beginn weg auf die gesamte Pränataldiagnostik verzichtet, also nicht einmal die Nackenfaltenmessung machen lassen. In der 13. Woche sah das Kind im Ultraschall seltsam aus, sodass nachträglich doch noch gemessen wurde. Die Diagnose der Ärzte: Das Kind würde entweder noch im Mutterleib sterben oder schwerstbehindert sein.
Das war 2009. Heute ist der Kleine fast fünf Jahre alt, völlig normal entwickelt und gesund. Seine Eltern haben damals entschieden, das Kind trotz dieser düsteren Prognose zu bekommen, und damit ganz offenbar den richtig Entscheid gefällt. Ob ich das an ihrer Stelle genauso durchgezogen hätte? Ich weiss es schlicht nicht und bin dankbar, musste ich mich selber nie einer solchen Entscheidung stellen.
Wie sieht es bei Ihnen aus? Haben Sie alle medizinischen Möglichkeiten genutzt, um (so weit möglich) sicherzustellen, dass Sie ein gesundes Kind bekommen? Oder haben Sie auf gewisse Tests verzichtet im Vertrauen darauf, dass alles gut kommen wird? Und erhöht die Pränataldiagnostik Ihrer Meinung nach den Druck auf die Frauen, nur noch gesunde Kinder zu bekommen? Oder findet wirklich langsam ein Umdenken statt?
89 Kommentare zu «Alles testen lassen oder einfach vertrauen?»
Auch bei meiner jetzigen dritten Schwangerschaft habe ganz bewusst auf Fruchtwasseruntersuchung & Co. verichtet. Natürlich würde ich wissen wollen, wenn mit meinem Kind etwas nicht in Ordnung ist. Aber unsere Entscheidung steht. … so oder so würde bzw wird es zur Welt kommen!
Sich warum entscheiden würden. Vieles liegt nicht in unserer Macht.
Über Weiterleben oder Tod zu entscheiden ist sehr sehr schwierig und schwer. Woher nehmen sich gewisse Kommentatorinnen und Kommentatoren das Recht so leicht werdende Eltern zu verurteilen? Ich bin Mutter eineiiger Zwillingsmädchen. Das erstgeborene ist schwerstbehindert das zweite kerngesund. Aufgrund der Schädigung geht man von einem Vorfall drei Wochen vor der Geburt aus. Kein Arzt und keine Ärztin hat irgendetwas bemerkt. Klar hat sich mein Leben krass geändert. Aber mein Umfeld und ich wachsen auch. Ich will nichts beschönigen oder verschlimmern. Urteilen Sie bitte nicht voreilig wie Sie
Dreimal war ich schwanger,zwei Kinder habe ich geboren,einmal dazwischen verlor ich es im 3.Monat.Zweimal liess ich mir Fruchtwasser entnehmen und untersuchen,ich wusste um die Gefahren für die Schwangerschaft,ich bin dipl.Hebamme.Ich wusste aber auch,ich wäre nicht fähig gewesen ein Trisomiekind aufzuziehen.Ich konnte nicht blind durch eine Schwangerschaft gehen und ich wollte wissen,mit wem ich spreche in meinem Körper!
eine Abtreibung ist für die meisten freuen eins der Schreklichsten Erfahrungen
und ich weis wovon ich rede nach meinem ersten Sohn hatte ich eine in der 11 ssw not Abbruch da keine Herztöne mehr vorhanden waren man kommt sich vor als wenn man zur schlacht Bank geführt wir .
und wenn ein Kind da ist liebt man es als Eltern ob es gesund ist oder nicht
wobei ich hier niemanden an den pranger stelle der sich gegen so ein Kind entscheidet weil er denkt er schafft es nicht .
finde diese Diskusion sehr grenz wertig natürlich sollte man an die folgen denken wenn man ein behindertes Kind bekommen könnte weil man bestimmte Untersuchungen nicht mach jedoch sollte auch mall darüber nach gedacht werden was es für eine frau/ mutter bedeutet diese Entscheidung zutreffen bzw. was für ein Gefühl es ist ein Kind abzutreiben hat jemand von ihnen das schon erlebt weis einer von denen die hier tönen abtreiben ist besser als ein behindertes Kind zubekommen was das für die seele und Psyche der frau un natürlich auch in bestimmten Maße und fällen für den mann bedeutet ?
Schade dass das Wort „Liebe“ nirgends vorkommt.
Sicher ist es ein Riesenaufwand. Sicher ist es aufreibend. Sicher ist es nicht einfach.
Ist es denn das Leben an sich nicht?
http://www.youtube.com/watch?v=JA8VJh0UJtg
Eine zeitweise etwas seltsame Diskussion.
– „Ego Generation“ Schlagwörter – warum entscheidet man sich für ein Kind? Etwa aus altruistischen Motiven?!? Wohl kaum.. Der, der nicht zur Ego Menschheit gehört werfe den ersten Stein…
– „Keine 100% Sicherheit, und es könnte ja später im Leben eine Behinderung auftreten“ – willkommen in der Welt, in der die Zukunft nich vorhersehbar ist, das ist nun mal die Realität. wenn nicht auf 99%, ja worauf zum Teufel soll man denn eine Entscheidung stützen? Aufgrund des Bauchgefühls?!? Wer 100% Sicherheit will verschanze sich in seinem dunklen Kämmerlein
Natürlich mußte so ein Beispiel jetzt kommen. Aber ich kenne Menschen, die den täglichen Kampf betroffener Mütter, ihr Kind in den Bus zur Behindertenwerkstatt zu bekommen, hautnah miterlebt haben; Ärzte, die Mütter mit gewalttätigen, 1,80m-großen Down-Syndrom-Männern betreut haben, deren Männer abgehauen sind;Geschwister von Down-Syndrom-Kindern, die ihr Leben lang zurückstecken mußten; Down-Syndrom-Kinder, die für Haare-schneiden, Nägelschneiden und ärztliche Routineuntersuchungen eine Vollnarkose brauchen. Warum wird immer alles „geschönt“? Es gibt sicher positive Ausnahmen, aber wie viele
Diese hehre „Ethik-Diskussion“ von Menschen, die einfach nur Glück gehabt haben ist wirklich fürchterlich. Mit der Diagnose Down-Syndrom im fünften Schwangerschafts-Monat hat man das Gefühl zu sterben. Und man ist ganz allein, um zu entscheiden, was man machen wird. Alles Geschwafel und gute Tipps von Nicht-Betroffenen sind das allerletzte, was man da noch bruacht. Und allein schon diese Einteilung „Lebenswertes und Lebensunwertes Leben“….Hut ab vor den Menschen, die den Mut haben sich für die Geburt zu entscheiden und somit für die nächsten 40-50 Jahre auf ihr eigenes Leben zu verzichten.
Wir haben Freunde, die ein Kind mit Down-Syndrom haben, welche Ihre Aussage, sie hätten auf ihr eigenes Leben verzichtet, gang klar zurückweisen würden. Auch ihre jetzt erwachsene Tochter hat ein eigenes Leben mit einer Arbeit, die ihr gefällt, Freizeitaktivitäten etc.
Es gibt aber verschiedene Schweregrade von Trisomie 21. Nicht alle können arbeiten und die Freizeit geniessen. Eine schwierige Entscheidung sicher für alle werdenden Eltern.
Was ist denn mit den gesunden nachfolgenden Kindern, die nie geboren werden, weil die Eltern durch ein behindertes Kind zu stark belastet sind. Hätten diese Kinder nicht auch ein recht auf Leben gehabt?
Ob es diese Kinder gegeben hätte, ist ja nie sicher. Es könnte auch sein, dass eine Schwangerschaft mit einem kranken Kind abgebrochen wird und frau nicht mehr schwanger wird. Oder eine Frau möchte an sich mehrere Kinder, verzichtet aber nach einer schlimmen Geburt auf weitere Kinder etc. etc. Ein ev. nachfolgendes Kind ist immer nur ein potenzielles Kind, existiert höchstens in der Phantasie der Eltern, nicht wirklich wie der Embryo/Foetus.
Schwachsinniger Kommentar
Hi Leute.
Habt ihr noch Vetrauen ins Leben? Falls Ja: Dann lebt! Und nicht immer Angst haben und Angst machen lassen!
Falls Nein: Dann überlegt euch, ob ihr wirklich Kinder haben wollt, denn da lauert eine grooooosse Industrie, die euch Angst machen und verunsichern lassen will. Da kann man wirklich fett Geld gieren (Pharma, Versicherungen, Nahrungsmittel etc.) Also, macht dann mal besser zuerst Gedanken zum Sinn des Lebens, und dann kommt vielleicht das Vertrauen wieder und somit auch wieder das Vertrauen ins Leben, sprich Kinder. Willkommen im „Spiel“ namens Leben!
Lauter Homöopathische-Mütter-Kommentare. Alle fällen die Entscheidung aus Ihrer Sicht und nicht aus der, dass ein Kund das Recht hat gesund geboren zu werden, wenn es möglich ist. Die Mütter ( und Autorin) treffen einen Glaubensentscheid und denken die Ärzte übertreiben. Wie die Impfverweigerer. Jeder kann von mir aus seine Entscheidung treffen, aber ICH will dann nicht dafür zahlen müssen. Die IV Rente, KK usw. Nicht, wenn es vermeidbar gewesen wäre. Behinderung ist kein Segen für die Kinder, wenn sie könnten würden sie normal sein wollen, wie die anderen. Keine Angst vor der Wissenschaft.
Ist es besser, nicht zu leben, als gesundheitlich beeinträchtigt zu sein? Wenn ja, müssten Sie sich umbringen, sobald Sie eine ernsthafte oder chronische Krankheit haben. Und was das Zahlen betrifft: Wenn Sie unvernünftig leben, einen dummen Unfall bauen etc, muss ich auch für SIe zahlen, ob ich will oder nicht.. Wer anderen die Solidarität aufkündigt, sollte sich gut überlegen, ob er reich genug ist, um auf jeden Fall für sich selbst aufzukommen.
Es geht aber nicht darum zu entscheiden, ob das Kind „normal, resp. gesund“ sein soll oder „behindert“. Die Frage ist ob ich es leben lasse oder töte, wenn ich weiss (oder vermute), dass es behindert sein wird. Die Entscheidung liegt bei den Eltern und nur dort und natürlich haben sie, Frau Gsell, für die Folgen der Entscheidung auch zu bezahlen. Das ist auch richtig so. So funktionieren SOZIAL-Versicherungen.
ganz krasse worte, frau gsell. passend für die heutige ego-generation. ich. ich. ich.
na dann, wollen wir hoffen, Sie werden ins Alter nicht IV. Das hilft meistens bei so krassen Ansichten.
Und by the way: wenn SIe schon jemals schwanger gewesen sein sollten, dann wissen Sie genau, wie so ein Embryo in der 12 ssw aussieht und wie er sich bewegt. Da einfach den Sauger zu holen, weil irgendeine wahrscheinlichkeit ausschlägt, ist respektslos gegenüber der natur.
HEIL HITLER!!!
Einfach nur traurig. Da kann man nur hoffen, dass Frau Gsell der Gesellschaft nie auf der Tasche liegen wird.
Es ist klar, dass ein behindertes Kind eine schwere Belastung sein kann. Aber es gibt auch Kinder, die bei der Geburt oder nachher schwer behindert werden oder sonst schwer erkranken, und es gibt auch viele andere Belastungen für Eltern und Familien. Warum haben eigentlich vorgeburtlich erkennbare Behinderungen einen so anderen Stellenwert? An der Schwere der Beeinträchtigung kann es nicht liegen, denn manche Behinderungen, die nach der Geburt auftreten, sind viel schwerer als eine Trisomie 21.
es wird der tag kommen, da werden krankenkassen keine kinder mehr mit einer behinderung, die man vor der geburt hätten erkennen können, finanzieren. genau das gleiche für kinder, die nicht per kaiserschnitt geholt werden und dann einen geburtsschaden haben. und DAVOR habe ich angst. weil wir uns dann moralisch und ethisch auf einem sehr bedenklichen weg befinden…. und alle eltern wissen, ein gesundes kind bei der geburt kann durch die wirren des alltags behindert werden. oder später. NIEMAND hat die 100%-Gesundheits-Garantie bis zum Tod.
Wir haben es in der Hand, ob dieser Tag kommt oder nicht. In unserem Land entscheidet das Volk über solche Sachen, und ich glaube nicht, dass eine solche Vorlage eine Chance hätte.
wenn ich hier schon mal gewisse kommentare lese, dann bezweifle ich das. generation „ego“ nimmt keine rücksicht auf die launen der natur.
Ich finde es schön, dass uns die Freiheit zu entscheiden gelassen wird. Jeder soll sein Familienleben gemäss seinen ethischen Vorstellungen gestalten können. Denn in der Ethik gibt es kein Richtig oder Falsch – es gibt nur gesellschaftliche Standards. Freiheit bedeutet, nur das zum Standard zu machen, worüber sich fast alle (und nicht nur eine relative Mehrheit) einig sind.
…..es gibt nur gesellschaftliche Standarts.“ Das ist es, was mir Sorgn macht. Wann ist es soweit, dass Wert -oder Unwert eines Lebens darüber entscheidet, welche Menschen mit Behinderungen noch unterstützt werden. Was für ein Leben hat welchen Wert? -oder einen Wert. In meiner arbeit mit mehrfachbehinderten Menschen habe ich mehrmals den ausspruch,: „Schau, schon wieder so ein Krüppel“, eine Wertung über andere Menschen, die nicht dem Gesellschaftlichen standart entsprechen. In USA gibt es bereits staaten, die Eltern von Down Kindern nicht mehr finanziell unterstützen……
Genau das macht mir auch Bedenken. Wann wird es heissen „das hätte man bei einem Test entdecken können, ihr habt euch bewusst dafür entschieden, jetzt zahlt die Krankenkasse nichts“…
Wenn einer diese Tests positiv anschlaegt, ist es eine brutal harte Entscheidung, das ungeborene wirklich abzutreiben. Wir haben uns sehr lange damit auseinandergesetzt. Wir haben damals abgemacht, dass bei einer Anomalie beim Trimestertest weitere Tests machen werden. Gluecklicherweise ist es nie soweit gekommen.
Ich wurde mit 18 schwanger. Auf den Vorschlag der Ärztin lies ich damals den Praena Test machen. Die Werte waren nicht ok. Ein Wert war mehr als doppelt so hoch wie normal. Da die Nakenfalte aber i.O. War sank das Risiko nach Berechnung auf 1 zu 300 ein behindertes Kind zu bekommen. Eine Fruchtwasserpunktion wollte ich aber nicht, da da das Risiko einer FG ja bei 1 zu 100 liegt.
Nach diesem Test war ich völlig verunsichert und verängstigt. Doch bei allen weiteren Ultraschalls war immer alles ok. Schlussendlich brachte ich eine kerngesunde, völlig normal entwickelte Tochter zur Welt!
Ich habe selber eine Schwester, die ein Ringchromosom 18 hat. Sie ist heute 53 und sehr glücklich, wie sie selber sagt. Sie war es, die mich in der ersten Schwangerschaft fragte, ob ich mich in den Bauch stechen lasse; sie sagte mir: Das darfst du nicht. Wir haben auch ein Recht auf Leben!
Was tun, wenn der Test positiv ist? Kannst du dann abtreiben? Abtreiben zu einem Zeitpunkt an dem andere Babies zur Welt kommen?
Trisomie-21 Kinder sind Sonnenscheinkinder! Jedes Kind hat spezielle Bedürfnisse… wir müssen uns auf sie einlassen, egal wie sie uns geboren werden.
imit 42 jahren wurde ich überraschend schwanger. MIt den pränatal Tests hatte ich mich bis dahin nicht auseinandergesetzt, somit habe ich ihn machen lassen (vor 27 Jahren war ich eine der ältesten Mütter). Die drei Wochen bis zum EIntreffen des Testergebisses war ein Horror, zumal ich auch niemanden über die Schwangerschaft informierte.
Ein Kind mit down syndrom hat noch nie einen Schaden angerichtet, wie er zur Zeit von all den „normalen“ Militärs etc verursacht wird.
Pränataldiagnostik ist ethisch absolut in Ordnung. Es geht hier nicht nur um erhoehtes Risko fuer die Schwangerschaft per se, sondern auch um Fairness fuer Babies mit Down-Syndrom; diese haben eine hohe Prävalenz von schweren angeborenen Herzefehlern und entwickeln oft bereits in ihren 40ern Alzheimer. Von der verminderten Lebenserwartung Intelligenz und einer oft lebenslangen Abhängigkeit von anderen ganz zu schweigen. Es ist nicht recht, ein Kind diesem Albtraum auszusetzen nur weil selber ethisch sein will. Einen Menschen wissend solch einer Zukunft auszusetzen ist unethisch und egoistisch.
@Steve: ich kann Ihre Haltung, einem Kind keine solche Zukunft zumuten zu wollen, in jedem Fall nachvollziehen. Ich hätte, um noch ein Stück weiterzugehen, auch mir selbst keine solche Situation zumuten wollen. Aber das sind persönliche Einstellungen, die nicht dazu geeignet sind, alternative Einstellungen als unethisch und egoistisch zu bezeichnen (et vice versa). Sie können letztlich nicht wissen, wie ein behinderter Mensch selbst seine Lebensqualität empfindet – auch hier dürfte es erhebliche Abweichungen geben. Pauschalurteile sind deshalb in jeder Hinsicht fehl am Platz.
Ich kenne sehr wohl Menschen mit Trisomie und diese haben sehr wohl Freude an ihrem Leben.
Wenn sich Eltern kein Kind mit Trisomie zumuten wollen, oder denken, nicht die Kraft dazu zu haben, soll das nicht verurteilt werden, aber man soll sich dann auch nicht mit Gründen zum Wohle des Kindes rausreden.
Sowieso ist Down-Syndrom eines der Behinderungen mit am wenigsten Schrecken. Viele viel schlimmere Erkrankungen können gar nicht erkannt werden und dem Kind ein Leben somit auch nicht erspart werden.
Unethisch allerdings ist, Mila, wenn hier fairy tales aus einer medizinischen Dystopie portiert werden, ohne irgendeinen Bezug auf die tatsächlichen medizinischen Grundlagen, bzw. durch bewusste Lücken verstellte Patientengeschichte. Siehe weiter oben die Bemerkung einer ausgewiesenen Aertztin (V.).
@Tamar: Ich denke schon, dass es Eltern gibt, die schlecht mit der Prognose umgehen können, dass ihr Kind nicht dieselben Möglichkeiten haben wird wie andere, und dabei ans Kindswohl denken, nicht (primär) an das eigene. Für mich kann ich sagen, dass ich so einer Aufgabe ziemlich sicher nicht gewachsen wäre. Wobei das hypothetisch (dahin)gesagt ist, in der Situation selbst sähe es dann evt. anders aus, oder man (frau) entwickelt ungeahnte Stärke/Kräfte.
Und wie Susi oben anmerkt, auch die Betroffenen erleben Ihre Behinderung je nachdem als mehr oder weniger beeinträchtigend.
…wobei das vermutlich nicht vom Grad der Behinderung abhängt, sondern vom Umfeld und der eigenen Einstellung zum Leben. Individuelles Empfinden also, dass sich nicht mit pauschalen Aussagen abdecken lässt.
@Katharina, ich bin mir nicht ganz sicher, worauf Du hinaus willst. Das Risikobewusstsein bei Schwangerschaften über 35 ist in jedem Fall hoch, nicht nur bei Ärzten. Zumindest hier bei uns, aber vielleicht wird das Thema in anderen Ländern/Regionen anders – entspannter – gehandhabt?
Meiner Schwester z.B. hat ihre Frauenärztin nach einer Fehlgeburt aufgrund Missbildung dringend abgeraten, es noch einmal zu versuchen – sie war erst knapp 30. Mit dem Hinweis, sie hätte ja schon ein gesundes Kind.
Heute hat sie ein gesundes zweites und hätte dieses nicht, wenn sie sich an den expliziten Rat der Ärztin gehalten hätte. Das Problem ist doch, dass derartige Einschätzungen oft auf probabilistischen Annahmen fussen, die im Einzelfall (glücklicherweise) selten zutreffen.
@ mila:
„Für mich kann ich sagen, dass ich so einer Aufgabe ziemlich sicher nicht gewachsen wäre.“
Ich denke das selbe von mir und gebe zu, dass ich mich so einer Aufgabe nicht stellen möchte. Gerade letzte Woche habe ich einen Jungen mit Trisomie 21 erlebt, dessen Mutter konstant gestresst war, weil er am Ferienort ständig Mist baute und andere Kinder gefährdete.
Es gab zahlreiche Situationen, die echt bedrohlich waren und natürlich war die Mutter auch immer wieder mit Reklamationen konfrontiert. Der Junge meint es nicht böse, aber er ist halt auf dem kognitiven Entwicklungsstand eines Dreijährigen, hat aber die Kraft eines 12-Jährigen. Auch für die beiden Geschwister ist die Situation alles andere als nicht einfach.
Natürlich will ich nicht sagen, dass dieser Bub kein Recht auf ein Leben hat! Aber ich habe dann, wenn ich den Jungen beobachtet habe, mir überlegt, dass er bei mir vielleicht abgetrieben worden wäre. Der Gedanke ist in so einem Moment furchtbar und in erster Linie empfinde ich eine solche Abtreibung als sehr egoistischen Entscheid; ich würde mich und meine Familie nicht einer solchen konstanten Stresssituation aussetzen wollen.
In den nächsten Jahren werden noch sehr viele dieser Tests entwickelt und angeboten werden und wahrscheinlich wird es keiner in den Leistungskatalog der Krankenkassen schaffen, weil die Kriterien Wirksamkeit-Zweckmässigkeit- Wirtschaftlichkeit im Regelfall nicht erfüllt, nicht einmal angestrebt werden. Es wird ausschliesslich mit dem Sicherheitsbedürfnis und der Unfähigkeit selbst von klinischen Genetikern kalkuliert, das Verhältnis von richtig/ falsch – positiv/ negativ zu bewerten Beispiel ist die Mammographie, bei der alle Zahlen publiziert, dennoch kontrovers diskutiert werden.
2/ Seien Sie sich im klaren, dass keiner dieser Tests für die Eltern, sondern nur für den Gewinn der Hersteller entwickelt werden. Nüchtern gerechnet, wird man meist feststellen, dass das Mass an Sicherheit proportional zu dem an Unsicherheit steigt. Wäre es anders, würde so ein Test es ganz schnell in die Kataloge der nichtkommerziell orientierten Gesundheitswesen (Skandinavien) schaffen. Oder anders herum, was in Schweden Standard ist, kann man getrost übernehmen. Aber da ist nichts dergleichen.
Und immer im Hinterkopf, der Wald- und Wiesen- Arzt hat genau so wenig Ahnung wie Sie.
Ihre polemischen Ansichten zu diesen Tests sind Ihnen unbenommen, ML. Die berechtigte Kontroverse um die Mammographie hat mit alledem jedoch nichts zu tun. Und zu Ihrem letzten Satz sollte man eigentlich vornehm schweigen, denn die Leute, die werdende Eltern diesbezüglich beraten, haben nicht nur ein langes Studium hinter sich, sondern auch eine bis 10 Jahre dauernde Spezialisierung in dem Gebiet. Und seither, lieber ML, beschäftigen sie sich täglich mit diesen Fragen. Aber vielleicht gehören Sie zu der Sorte Mensch die halt grundsätzlich alles besser weiss als Leute die nichts anderes tun?
@Martin Frey, man kann es sehr wohl mit der Mammographie oder dem PSA vergleichen. Alle Screenings sind Würfelspiele mit 4 möglichen Ausgängen, bieten immer nur einen Anhalt, der dann 1. richtig interpretiert und 2. im Kontext des eigenen Sicherheitsbedürfnisses gewertet werden muss. Die Vorstellung, dass man eine Sicherheit von um 90% bekommt, ist für alle genannten Tests völlig illusorisch.
Bei Trisomie 21 kommt hinzu, dass wir keine belastbaren Schätzungen für falsch positiv/negativ haben. Am Ende kommt vielleicht heraus, dass man 60% Sicherheit gegauckelt bekam.
Mehr wird es kaum werden.
2/ In dem Fall kann man auch eine Münze werfen.
Ärzte sind deshalb schlechte Ratgeber, weil Screenings kein medizinisches, sondern ein wahrscheinlichkeitstheoretisches Konzept sind. Die meisten meiner, auch professoralen Kollegen, haben nicht das geringste Verständnis für Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Risiken kann man nur rechnen, nicht erleben, nicht fühlen, nicht sehen und nicht anfassen.
Prozentuale Wahrscheinlichkeit nützt niemandem, auch wenn es 99.99% wären, denn bin ICH davon betroffen, dann sind es 100% und nicht nur 0.01.
@Muttis Liebling: Darf ich aufgrund Ihrer Angaben davon ausgehen, dass Sie Arzt sind, oder zumindest ein Medizinstudium abgeschlossen haben?
@Tamar von Siebenthal, das ist das entscheidende Argument. Individuell nützt es nichts, weil man erst hinterher weiss, ob man sich fälschlich in Sicherheit wähnte oder sich fälschlich geängstigt hat.
Screenings sind eigentlich für epidemiologische Feldversuche, nicht für die Individualdiagnostik, entwickelt worden. Aber die Kommerzialisierung der Medizin wird uns noch hunderte solcher Orakelsprüche, gegen Cash versteht sich, präsentieren. Gentests auf Medikamenten(un-) Verträglichkeit sind gerade im Kommen.
Wer da mitmacht, hat im besten Fall nur etwas Geld verloren.
Heute betrachte ich diese praenatalen Tests als akademisches Kaffeesatz lesen, das die werdenden Eltern unnoetig belastet. Ich hoffe, dass sie wenigstens den Aerzten finanziell was einbringen. Persoenlich wuerde ich heute kam noch in diese Tests einwilligen. Sie sind letzten Endes sehr entwuerdigend. Aber diese Entscheidung ist natuerlich jedem Einzelnen ueberlassen.
Ich hatte meine Kinder mit 40 & 42. Ich lehnte die Fruchtwasserpunktierung ab, willigte jedoch ein fuer die Nackenfaltenmessung sowie fuer den Bluttest um die Wahrscheinlichkeit eines Chromosomendefektes zu errechnen. Beim 1. Kind fanden die Aerzte Missbildungen im Ultraschall was mich wirklich waehrend der Schwangerschaft stark belastete. Ich brachte dann einen gesunden Knaben zur Welt. Bei der 2. Schwangerschaft nahm ich das Ganze gelassener & glaubte so ziemlich nichts mehr was von Praenataler Diagnostik Seite kam, z.B. wurde das Geburtsgewicht eine Woche vor Geburt mit 1 kg ueberschaetzt.
Wir haben drei Kinder. Beim ersten war ich 35, beim 3. bereits 40 bei der Geburt. Bewusst haben wir bei allen drei Schwangerschaften auf alle Tests bis auf die zwei obligaten Ultraschalluntersuchungen verzichtet. Wir haben uns jedes der Kinder von Herzen gewünscht und uns jeweils vor jeder Schwangerschaft die Frage gestellt, sind wir bereit, das Kind anzunehmen, so wie es sein wird. Wenn wir diese Frage nicht mit allen Konsequenzen mit Ja hätten beantworten können, hätten wir auf eine Schwangerschaft verzichtet. Ich könnte meinem Kind nicht in die Augen schauen, bei einem bedingten Ja.
ich waren uns einig, dass wir bei positiven Befund keine Abtreibung vornehmen würden und so sahen wir in diesen Untersuchungen keine Vorteile. Beide Kinder kamen gesund zur Welt. Beim zweiten Kind gab es schwere Geburtskomplikationen, die zu einer Behinderung hätten führen können – Behinderungen können auch später entstehen.
2/2: Deshalb mein Fazit: Eltern mit einem behinderten Kind müssen sich wohl mit den laufend verbesserten Diagnostikmöglichkeiten immer mehr in dieser Gesellschaft dafür rechtfertigen- unabhängig davon ob sie vor der Geburt Kenntnis über die Behinderung hatten (in diesem Fall ist anzunehmen dass die Eltern dem Druck besser gewachsen sind da bewusste Entscheidung) oder eben nicht (wie bei meiner Schwester).
Selbst wenn sich Ihre Schwester bewusst für ein behindertes/krankes Kind entschieden hat/hätte, muss sie sich nicht dafür rechtfertigen. Wenn doch jeder immer wieder versichert, dass der Adolf ein ganz böser Mensch war, dann hat die Gesellschaft für „unperfektion“ aufzukommen, ansonten wäre die Konsequenz zurück zu Methoden von Adolf.
Ich wünsche Ihrer Schwester und Familie viel Kraft.
Das Problem ist einfach, dass die Diagnostik zwar aus meiner Sicht gute Möglichkeiten bietet (ich selbst hätte ein krankes Kind sws nicht behalten, eben gerade weil ich sehe wie schwierig es bei meiner Schwester ist) und andererseits gerade deshalb zu einer Stigmatisierung von Eltern mit einem behinderten Kind führt. Niemand sollte sich für ein krankes Kind erklären müssen, das sehe ich genauso. Aber letztendlich ist es das was wir als Familie leider immer wieder erleben.
Bei meiner Schwester sah bis zur 24 Woche alles gut aus, sie hat die üblichen Untersuchungen machen lassen. Erst dann sah man im Ultraschall eine „kleine Auffälligkeit“ im Magen. Bei der Geburt stellte sich dann heraus dass das Kind an einem sehr seltenen Syndrom leidet. Dieser Gendefekt wird im Screening nicht festgestellt. Wir werden leider oft gefragt „ob man das denn nicht schon im Ultraschall“ gesehen hätte- so als hätte sie sich bewusst für ein behindertes Kind entschieden. Insofern hat die (von mir sehr begrüßte) Diagnostik auch ein gefährliche Erwartungshaltung zur Konsequenz.
Wir haben drei Kindern und bei allen drewi haben wir „nur“ die Nackenfalte messen und den Organultraschalll machen lassen. Auf alle weiteren Untersuchungen (Blut, Punktuation etc.) haben wir ganz bewusst verzichtet. Für uns war klar, dass wir die Kinder auch mit Behinderung bekommen hätten.
Zitat:
„Ich war über 35 Jahre alt und fiel somit in die Kategorie «alte Mutter». Die Folge: Mir wurde von der Gynäkologin gleich zu Beginn empfohlen, eine Fruchtwasserpunktion machen zu lassen, um mein Kind auf allfällige Fehlbildungen untersuchen zu lassen. “
Das glaube ich so nicht. Eine Gynäkologin, welche Ihnen nur aufgrund dieses Alters eine Fruchtwasserpunktion „andrehen“ will, übt Ihren Beruf nicht sachgemäss aus. Oder aber es gibt in Ihrer Krankengeschichte etwas, was sie uns Lesern verschweigen. Oder es ist erfunden.
Ich war auch erstaunt das zu lesen. Ich war ebenfalls 35 und hatte nur die üblichen Untersuchungen. Von Fruchtwasserpunktion war keine Rede.
Bei mit war es ähnlich, war bei der ersten Geburt knapp 35, bei der zweiten etwas über 36. Ich liess bei beiden Schwangerschaften die Nackenfalte messen, das war alles. Mein Gyni klärte mich von Anfang an über die Risiken einer Fruchtwasserpunktierung auf und sagte mir, dass er diese nie einfach so einer Schwangeren empfehle bzw aufdränge, es sei denn, diese würde explizit und ausdrücklich von der Schwangeren gewünscht. Das Risiko durch eine Fruchtwasserpunktion ein gesundes Kind zu verlieren, besteht nun mal und ist daher nicht ungefährlich.
Ich war in der ersten Schwangerschaft 36. Bei der ersten Kontrolle zeigte mir die Gynäkologin als erstes (!) die statistische Kurve über die Wahrscheinlichkeit einer Trisomie und dem Hinweis auf die Untersuchungen. Ich musste dann unterschreiben, dass ich keine invasiven Untersuchungen wollte…. und war über dieses Vorgehen doch recht irritiert. Aus der Schwangerschaft wurde eine Fehlgeburt, ich wechselte danach den Gynäkologen und für meine beiden Kinder, die ich mit 37 und 39 bekam, machte ich keine invasiven Untersuchungen; das war auch seitens des Gynäkologen so völlig ok. Mein Mann und
Hey Leila. Ich war in meiner ersten Schwangerschaft 25 Jahre jung. Und der Gyni hat auch als erstes beim ersten Untersuch von diesen statischen Kurven geschwaffelt und mir ans Herz gelegt, dass zu überprüfen.Obwohl ja rein theoretisch die wahrscheinlichkeit sehr minim ist. Und dies alles, noch bevor er nur eine Sekunde schallte. Nochmals, ich war 25 Jahre.
@Melinda
Ein positiver Praenatest gilt nicht als Diagnose. Für eine Diagnose nach einem positiven Praenatest ist zwingend eine Fruchtwasserpunktion nötig, die ein Abortrisiko zur Folge hat. Deshalb finde ich den Praenatest ziemlich für die Füxe, auch wenn die Eltern das Kind abtreiben lassen möchten.
Wieso glauben Sie das nicht? Meine Ärztin wollte mir den Test ja nicht aufzwingen, sondern hat ihn mir bloss angeboten und empfohlen. Wie ich aus meinem Freundeskreis gehört habe, ist das durchaus üblich bei Schwangeren über 35.
Ich habe auch schon mit Gynäkologen über dieses Thema gesprochen und gehört, dass man heute über pränatale Untersuchungen sprechen müsse und dass es mühsam sei, in einer Frühschwangerschaft zuerst über diese Dinge sprechen zu müssen. Aber wenn ein Gynäkologe diese Möglichkeiten nicht anspricht und eine Frau dann ein behindertes Kind zur Welt bringt, könnte sie ihn einklagen, weil er sie nicht informiert hat über die Möglichkeiten, Kinder mit gewissen Behinderungen nicht zur Welt zu bringen.
Nein, das ist definitiv nicht üblich.
Vielleicht hat Ihnen Ihre Gynäkologin einfach vorwegnehmend alle Möglichkeiten der Diagnostik erläutert, das ist manchmal etwas furchteinflössend. Und ja, das mütterliche Alter ist einer der grössten Einflussfaktoren bei der Risikoberechnung bzgl. Chromosomenanomalien.
Aber dass NUR ALLEINE aufgrund des Alters von 35 Jahren eine Fruchtwasserpunktion angeboten, geschweige denn empfohlen wird, widerspricht dem Prinzip des „primum nihil nocere“ und somit gewissenhaftem ärztlichem Handeln.
@Valeria, das ist falsch. Ab dem 35. LJ handelt es per definitionem um eine Risikoschwangerschaft und Arzt hat auf alle Konsequenzen und die akkreditierten Methoden zu Risikoeingrenzung hinzuweisen.
Das ist, wie erwähnt eher ein juristischer (Haftungsausschluss), als ein medizinischer Aspekt.
Es gibt einen grossen Unterschied zwischen „darauf hinweisen“ und „empfehlen“.
@ ML: Natürlich haben sie bezüglich Haftung recht. So muss beispielsweise jeder Patient vor einer Operation darauf hingewiesen werden, dass es zu (mitunter tödlichen…) Komplikationen wie Blutungen oder Infektionen kommen kann. Und jeder muss im Vorfeld einen solchen Aufklärungsbogen unterschreiben.
Es wäre aber vollkommen irrsinnig, wenn nun ein Patient hingehen würde und deswegen behaupten, dass solche Komplikationen üblich wären. Sie sind in der Tat extrem selten. Aber sie kommen vor.
Zu unserem Fall: Jede Gynäkologin und jeder Gynäkologe wird einer Risiko-Schwangeren die diagnostischen Möglichkeiten bis hin zur Fruchtwasserpunktion erläutern. Und FALLS es Hinweise gibt (neben dem Alter zum Beispiel eine positive Raucheranamnese, eventuell eine erhöhte Nackentransparenz oder ungewöhnliche Blutwerte, falls diese abgenommen wurden…), diese auch empfehlen.
Aber, und das möchte ich noch einmal betonen, ein Alter über 35 ist allein keine klare Indikation für eine Fruchtwasserpunktion. Obwohl es sich, per Definitionen, um eine Risikoschwangerschaft handelt.
Es braucht heute keine Fruchtwasserpunktion zur Feststellung von Trisonomie 21 mehr, sondern es gibt einen neuen Bluttest auf dem Markt. Ja, ich habe ihn machen lassen, weil einer der Blutwerte ein erhöhtes Risiko angezeigt hat. Das Resultat: alles in Ordnung. Somit konnte ich mich auch endlich auf das Kind freuen. Ja es kann viel schief gehen, während oder nach der Geburt und das Kind hat eine Behinderung und damit würde ich auch leben. Aber zu wissen, ein behindertes Kind in unserer Gesellschaft zu bekommen, hätte ich für mich nicht verantworten können. Unsere Gesellschaft is nicht soweit.
Meinen Sie den Praena-Test? Haben Sie den machen lassen?
@Susi: Ja ich habe ihn machen lassen und stehe voll und ganz hinter meiner Entscheidung, auch wenn diese umstritten ist. Ich vertrete die Meinung, dass Menschen mit einer Behinderung oder einer Einschränkung Teil unserer Gesellschaft sein sollten. Der grösste Teil der Gesellschaft teilt diese Meinung aber nicht mit mir und hat diesbezüglich noch sehr viel zu lernen. Mein Mann und ich hätten uns aber gegen das Kind entschieden und zwar weil die Belastung aufgrund dieser Gegebenheiten für uns als Paar, uns als Eltern eines kleinen Kindes und uns als Familie einfach zu gross gewesen wäre.
Ich hätte weniger Angst vor den Reaktionen der Gesellschaft als vor der immensen Belastung, die in der Regel mit einem behinderten Familienmitglied verbunden ist.
Würde die Gesellschaft jedoch Menschen mit einer Behinderung besser anerkennen und auch integrieren, würde die Belastung für Familien wohl auch sinken. Wahrscheinlich hätte ich mich aber auch dann dagegen entschieden.
Würde die Gesellschaft jedoch Menschen mit einer Behinderung besser anerkennen und auch integrieren, würde die Belastung für Familien wohl auch sinken. Wahrscheinlich hätte ich mich aber auch dann dagegen entschieden.
und wird es wahrscheinlich auch nie sein. Man möge mich nun deswegen verurteilen. Aber ich stehe voll und ganz hinter meiner Entscheidung Die Situation wäre gegenüber der Beziehung zwischen mir und meinem Mann, uns als Eltern gegenüber unserem Erstgeborenen uns gegenüber als Familie nicht gerecht gewesen.
Dennoch ist ein Mensch mit einer Behinderung ein Mensch mit allen Rechten. Unsere Gesellschaft MUSS aber zuerst lernen, auch damit umzugehen.
Meine Haltung war/ist eine ähnliche wie Ihre, Melinda. Allerdings weiss ich nicht, ob ich im Fall des Falles auch wirklich zu einer Abtreibung fähig gewesen wäre.
Verstehe ich Sie richtig? Ihre Aussage ist: ich würde ja gerne ein behindertes Kind kriegen, aber die Gesellschaft ist leider nicht bereit dafür und deshalb würd ich es abtreiben? Wie praktisch. So findet jeder Wege, seine moralischen Bedenken zu umgehen. Haben Sie mal überlegt, dass Sie selbst die Gesellschaft sind?
Die erste Frage, die man sich stellen muss, ist: Welche Konsequenz wird die Diagnose auf unser Handeln haben? Wenn die Antwort ist: „gar keine!“ muss mensch sich die Belastung des „Wissens“ und dem Kind das Risiko nicht antun.
Wir waren beide jung, so dass sich die Frage des Drucks von Seite der Mediziner nicht stellte. Standard Ultraschalluntersuchung, aber ohne Suche nach dem kleinen Unterschied. Viel mehr war nicht.
Wir haben uns bei der ersten Schwangerschaft und auch der momentanen bewusst gegen jegliche pränatale Untersuchungen entschieden. Einzig die Ultraschalle haben wir machen lassen, dies aber vorallem um das Baby zu sehen. Für uns hätte auch ein negativer Befund keinen Unterschied gemacht, deshalb liessen wir erst gar nichts testen. Wir wollten/wollen genau dieses Kind, egal, was da kommen mag. Ich verstehe aber alle, die es testen lassen. Aber für mich käme eine Abtreibung nie in Frage, weshalb also testen?
Ich habe meine Kinder zwischen 34 und 39 Jahren bekommen. Als Ärzte waren mein Mann und ich gut informiert über die Pränataldiagnostik. Wir haben die üblichen Ultraschalluntersuchungen machen lassen, denn da können Probleme rechtzeitig erkannt werden, die Gesundheit oder sogar Leben des Kindes oder der Mutter gefährden können und bei denen man auch Massnahmen ergreifen kann, die für Kind und/oder Mutter hilfreich sind. Eine Fruchtwasseruntersuchung haben wir nie machen lassen und hätten sie auch nicht machen lassen bei Verdacht auf Trisomie 21 oder so.
Mir schien das Abortrisiko mit 1% auch sehr hoch, darum wartete ich bei beiden Kindern, die ich im Alter von 38 und 42 hatte, die Ergebnisse der Ersttrimester-Screenings ab. Da beide Resultate im guten Bereich waren, wollte ich keine invasiven Eingriffe machen lassen.
Dass Kinder trotz auffälliger Punktionsergebnissen völlig gesund sein können, habe ich auch schon mehrmals (glaub dreimal, aber immer aus zweiter Hand) gehört. Die Vorstellung, dass man aufgrund eines solchen Testergebnissen möglicherweise ein gesundes Kind abtreibt, hat mich sehr nachdenklich gestimmt.
Es kann durchaus sein, dass ein Kind trotz einer auffälligen Chromosomenuntersuchung gesund ist. Bei der Chorionzottenbiopsie untersucht man ja nicht Zellen vom Kind, sondern von der späteren Plazenta, und es gibt Chromosomenstörungen, die nur in der Plazenta auftreten, während das Kind gesund ist. Und es gibt auch Mosaik-Trisomien, bei denen nur ein Teil der kindlichen Zellen ein Chromosom dreifach hat. Diese Kinder sind meistens weniger stark betroffen. Ganz abgesehen davon, ist eine Trisomie 21 zwar eine Behinderung, aber die Betroffenen können durchaus ihr Leben geniessen!
@Monika Diethelm-Knoepfel: Kennen Sie denn auch solche Fälle? Die Ärzte sagen, dass man bei einem auffälligen Chorionzottenbefund anschliessend auch eine Fruchtwasseruntersuchung macht, welche riskanter aber auch genauer sei.
Die Aussage „Ganz abgesehen davon, ist eine Trisomie 21 zwar eine Behinderung, aber die Betroffenen können durchaus ihr Leben geniessen!“ finde ich definitiv zu pauschal, das ganze ist ein sehr weites Feld. Da mein Mann seit über 25 Jahren in der Behindertenbetreuung arbeitet, habe ich einen relativ tiefen Einblick, was eine Behinderung für Betroffene und vor allem auch für Familienangehörige (Geschwister) bedeuten kann.
Gerade bei der Trisomie 21 gibt es enorm grosse Unterschiede, es gibt Menschen, die sehr unter ihrer Behinderung leiden und sich gegenüber den „Normalen“ stets unzulänglich fühlen. Es gibt aber andererseits auch Fälle, die nicht einmal mit einer Intelligenzminderung einhergehen; diese Personen führen ein praktisch unbeeinträchtigtes Leben, es gibt sogar einige wenige mit Uni-Abschluss.
Was ich damit meine, ist, dass man Frauen, die eine SS abgebrochen haben, nicht mit Argumenten, dass die abgetriebenen Betroffenen ihr Leben hätten geniessen können, konfrontieren sollte. Mit einem solchen Entscheid gingen sicher sehr viel mehr Überlegungen einher als nur diese eine.
Auch nicht jeder vermeintlich gesund geborene Mensch geniesst das Leben – es gibt erschreckend viele Menschen, die sich eigentlich wünschen, nie geboren zu sein und sich „durchs Leben schleppen“.
Zu Ende gedacht würde dies bedeuten, dass man lieber gar keine Kinder bekommt, als zu riskieren, jemanden zum Leben zu zwingen – deshalb finde ich dieses Argument sehr schwierig, denn jede Geburt ist ein Abwägen, ob man jemandem dies antut.
@ Susi
Ihre Überlegungen stimmen mich nachdenklich: wenn man sich für eine Abtreibung entscheidet, macht es doch keinen Unterschied, ob das Kind krank oder gesund ist. Tönt für mich so, als ob man einem behindertem Kind keine Träne nachweint, während die Abtreibung aus Versehen an einem gesunden Kind eine Tragödie ist. Die Konsequenz mit der man leben muss, ist doch ganz einfach, dass man werdendes Leben, dass sich bemüht geboren zu werden, zerstört.
Tamar, ich fände es unendlich schwierig und traurig, ein behindertes Kind abzutreiben, weiss ehrlich gesagt nicht mal, ob ich es könnte. Dennoch möchte ich kein behindertes Kind haben, ein gesundes aber schon, also will ich das keinesfalls verlieren. Und genau darum geht es ja bei der pränatalen Diagnostik, dass man eben ein gesundes Baby behalten will, während man die SS bei einem behinderten allenfalls abbricht.
Es gibt keine medizinische Untersuchung, die zu 100% richtige Resultate ergibt. Auch bei sehr guten Tests kommt es (wenn auch selten vor), dass sie normal ausfallen, obwohl etwas nicht in Ordnung ist, oder krankhaft, obwohl keine Krankheit vorliegt. Ein Test, der 99% aller Auffälligkeiten erkennt und bei 99% aller Gesunden normal ausfällt, ist schon extrem gut, und da ist die Fehlerquote immer noch 1:100.
Mittlerweile gibt es ja auch sogenannte nicht-invasive pränatale Test, bei welchen eine Trisomieuntersuchung anhand genetischer Marker im mütterlichen Blutes erfolgt. Zusammen mit dem Erstsemesterscreening wird die Präzision (weniger „Falsch-Positive“) der Untersuchung bedeutend erhöht, und dies ohne die Nachteile der invasiven Nachweise.
Die allerneusten Test erlauben auch den Nachweis von Mosaik-Trisomien (z.B. Panorama Test).