«Es werden die falschen Kinder gefördert»

Er macht sich stark für die restlichen 10 bis 20 Prozent: Laut Professor Andrea Lanfranchi kriegen die meisten Kinder automatisch genug Anregungen im Alltag. (Foto: Claudia Link/zvg)
Wann ist frühe Förderung sinnvoll? Kurse in Erziehung für Eltern boomen und die Nachfrage für Förderkurse schon ab Babyalter ist gross. Von Vorkursen für den Kindergarten ist gar schon die Rede.
Ein Mann, der klare Antworten darauf hat, ist Andrea Lanfranchi, Professor an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich. Der Forscher leitet die erste europäische Langzeitstudie zur Frühförderung von Kleinkindern ab Geburt. Ein Gespräch über Sinn und Unsinn von Förderung im Kleinkind-Alter – und weshalb gesunder Menschenverstand wichtig ist.
Mamablog: Viele Eltern kleiner Kinder stehen unter Druck und haben Angst, etwas zu verpassen. Was raten Sie ihnen?
Andrea Lanfranchi: Als junger Vater hatte ich das auch. Meine Frau und ich sind beide Psychologen. Anfangs haben wir zig Fachbücher gelesen, weil wir unbedingt alles richtig machen wollten. Die Grosseltern hätten uns Sicherheit geben können, sie waren aber weit weg. Zum Glück haben wir uns bald beruhigt (lacht). Denn als Eltern soll man sich von der eigenen Intuition leiten lassen. Gesunder Menschenverstand ist dabei wichtig.
Dennoch machen Sie sich für Frühförderung stark. Welche Kinder brauchen sie denn nun?
Alle. Jedes Kind muss angeregt und gefördert werden. Doch 80 bis 90 Prozent der Kinder erhalten dies automatisch: Die Familie hat viele Kontakte, geht hinaus, lädt Verwandte und Freunde ein und so weiter. Die Kinder bewegen sich im und vor dem Haus. Sie setzen sich aktiv mit ihrer Umgebung auseinander. Kinder, die so aufwachsen, kriegen genug Anregung. Ich mache mich deshalb für die restlichen 10 bis 20 Prozent stark.
Weil Kinder dieser Familien vergessen gehen?
Ja. Die Schere zwischen den sozialen Schichten wird grösser. Und es ist schwierig, die Familien unterer Schichten zu erreichen. Dafür braucht man die nötige Kompetenz.
Welche Defizite haben Kinder solcher Familien?
In vielen Fällen haben sie (noch) keine Defizite und es wird auch keine Probleme geben. Fakt ist aber auch: Einige dieser Kinder sind schon nach 18 Monaten in ihrer Sprachentwicklung und anderen Fähigkeiten wie in der Motorik verzögert. Sie kommen kaum an die frische Luft. Ihre Eltern sind oft liebevoll und unterstützend, aber arm an Ressourcen: Die Eltern sind vielleicht arbeitslos, haben kaum Geld, leben isoliert in einer kleinen Wohnung. Das betrifft oft ausländische Familien, doch auch viele Schweizer.
Was kann man dagegen tun?
Indem man bestehende Angebote wie die Mütterberatung oder Hebammenbesuche optimal nutzt und bei Bedarf ausbaut – und die Fachfrauen zu den betroffenen Familien hingehen. Ein Ziel ist die Vernetzung der Eltern im Quartier. Wo nötig bindet man eine kulturelle Übersetzerin ein.
Das soll bereits helfen?
Ja, das zeigen unsere Studien wie das ZEPPELIN-Projekt. Frühe Förderung in sozial schwachen Familien zeigt Wirkung. Es ist enorm wichtig, dass Kinder aus diesen Familien nicht den Anschluss verlieren. Denn kleine Kinder können ansonsten gewisse Verzögerungen und Defizite in der Schule nicht aufholen, auch mit teuren sonderpädagogischen Massnahmen nicht.
Es sind aber vor allem Eltern dieser Familien, die eine Förderung brauchen – nicht die Kinder.
Genau. Eine gute Frühförderung bedeutet die Stärkung der Eltern. Optimal ist eine Kombination davon und über mehrere Jahre hinweg: Indem Fachleute sowohl mit den Eltern als auch den Kindern arbeiten.
Sie plädieren deshalb für eine breitere Unterstützung solcher Förderprogramme. Doch gibt es davon nicht schon genug? Programme zur Frühförderung schiessen derzeit wie Pilze aus dem Boden.
Das ist es ja genau. Es gibt ein Zuviel und ein Zuwenig. Denn es werden oft die falschen Kinder gefördert.
Wie kommen Sie zu diesem Schluss?
Finanzierungen der öffentlichen Hand wie etwa Subventionen für Krippen, Hort-Betreuung oder Elternkurse gehen zwar an alle Kinder. Die Einrichtungen werden aber hauptsächlich von Familien benutzt, die gut situiert sind. Oft bleiben arme Familien auf der Strecke. Sie finden keine Krippenplätze – Orte, an denen Kinder mit anderen Kindern zusammenkommen und lernen –, weil die Krippen oftmals lieber Kinder voll zahlender Eltern aufnehmen, als solche, die nur einen Minimaltarif zahlen.
Gibt es Länder, die in diesem Bereich vorbildlicher sind?
Ja. Doch gute Beispiele gibt es bereits im eigenen Land: Im Tessin gehen 60 Prozent der Kinder mit drei bereits in den Kindergarten. Mit vier Jahren sind es schon fast alle. Vor allem Migranten schicken ihre Kinder früh, damit diese für die Schule vorbereitet sind. Alle Kinder gehen mit sechs in die Schule und fast alle reden Italienisch. Das ist toll. Dennoch: Im internationalen Vergleich mit 23 OECD-Ländern ist die Situation für die Schweiz ernüchternd: Wir befinden uns punkto öffentliche Ausgaben für Bildung und Betreuung im frühen Kindesalter auf Platz 21 – also auf dem drittletzten Rang. Norwegen investiert dreimal mehr, Dänemark fast sechsmal mehr.
Was ist der Grund dafür?
Es gibt verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass vor allem in der Deutschschweiz folgende Meinung vorherrscht: Kinder soll man Kinder sein lassen, und der «Ernst des Lebens» kommt mit der Schule früh genug. Das mag für die meisten Familien mit gutem Nährboden in Form von vielen Anregungen im Alltag stimmen, doch es ist schlecht für Familien in Notlagen. Soll man da warten, bis die Probleme nicht mehr lösbar sind? Das ist nicht im Interesse der Kinder und auch nicht der ganzen Gesellschaft.
Andrea Lanfranchi ist Professor an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich. Er leitet die Nationafondsstudie ZEPPELIN.
ZEPPELIN ist ein Projekt für Eltern mit kleinen Kindern in Zürcher Gemeinden. Die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) führt es durch in Kooperation mit der Bildungsdirektion Zürich (AJB) und den Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz). Es soll Eltern mit sozialen Belastungen bei der Pflege und Erziehung ihres Kindes anhand des Frühförderprogramms «PAT –Mit Eltern Lernen» unterstützen. Ziel ist die gesunde Entwicklung des Kindes zu fördern und eine optimale Vorbereitung für den Kindergarten und die Schule zu erreichen.
143 Kommentare zu ««Es werden die falschen Kinder gefördert»»
einmal mehr. es betrifft 10 prozent der kinder. und wegen dieser zehn prozent sollen bald einmal alle kinder mit drei schon in den kindergarten. weil sie ja sonst so asozial aufwachsen. das geht zumindest zwischen den zeilen hervor.
mir im übrigend völlig nicht einleuchtend, wieso arme menschen mit ihren kindern nicht auf den spielplatz gehen sollten. ist ja gratis. und hat es überall. fördert nicht nur die feinmotorik, sondern auch die sozale kompetenz. irgendwie tönen für mich die antworten dieses „experten“ sehr gesucht und zurechtgerückt. damit das staats-kind bald wirklichkeit wird.
Wer entscheidet eigentlich, welche Kinder ‚die Richtigen‘ sind, die gefördert werden sollen?
Die Experten. Die mit ihrem Vorschlag zu den Poitikern gehen. Und von denen dafür Geld bekommen.
hmmm. Keine Betrachtung des Kindes und seiner persönlichen Situation? Ich verstehe das nicht.
@Katharina: Und würde man es anders machen, würdest du den Vorwurf der Willkür erheben. Die Kriterien sind im verlinkten Programmbeschrieb sehr klar beschrieben. Es ist dann aber ein Mensch, der sie anwendet. Und es sind die Familien, die auf die Hilfe von aussen auch verzichten können.
wie kann man von einer entwicklungsverzögerung sprechen bei einem 18monatigen kind! bis ins erwachsenen alter laufen entwicklungen nicht linear
Vielleicht weil man weiss, wie wichtig die ersten Jahre für die Entwicklung von Menschen sind? Weil es das Recht dieser Kinder ist, Anreize für ein gesundes Aufwachsen zu erhalten? Aber wir können ja auch einfach beide Augen verschliessen und hoffen, dass alles dann irgendwie schon gut wird.
Für Förderbedarf braucht es Normierungen. Doch wer legt sie fest? Sind sie richtig? Sind noch andere Interessen im Spiel als das Kindeswohl? Ich will damit nicht sagen, dass es nicht Kinder gibt, die spezielle Förderung brauchen (z.B. behinderte Kinder).
genau. das ist alles einfach extrem heikel. normierungen führen immer zu diskriminierung
Man könnte auch sagen: jede Massnahme, jede Intervention führt immer zu Diskriminierung. Mit Normierung hat das wenig zu tun.
Ja, ich habe auch nicht erwartet, da auf Verständnis zu stossen. Aber grundsätzlich war es mein Missmut über die Fokussierung auf sogenannte kulturellen Unterschiede (ich erlebe gerade in der Schule das gleiche, wie als ich zur Schule ging: es hängt mehr von sozialen als vom kulturellen Hintergrund ab, aber da das oft zusammenfällt, sieht man Zusammenhänge, wo kaum welche sind) gepaart mit der Kritik an den konservativen Kräften („Was? mein Kind soll jetzt über dem Mittag in der Schule bleiben, aber das war doch in den letzten 300 Jahren anders….“).
Entschuldigt, da lief etwas schief, das war @ SP
@13: Die Unterscheidung zwischen sozialem und kulturellem Hintergrund ist sicher richtig. Wie Sie richtig bemerkt haben fallen die beiden Kategorien aber oft zusammen. Oder noch schlimmer: Sie sind voneinander abhängig. Dass aber ein kultureller Hintergrund keine Rolle spielen soll, ist sicher falsch.
Und nein, die Kritik an oblgatorischen Tagesstukturen hat (nicht) nur damit zu tun, dass wir es anders gewohnt sind. Ich habe dazu genügend argumentiert. Es ist billig, diese Argumentation so zu kontern und damit andere Meinungen und Haltungen einfach abzuwerten.
bezüglich obligatorischen Tagesstrukturen: hier gibt es sicher für und wider
Aber es ist doch ganz einfach: wenn die Mehrheit der Bevölkerung das wünscht, dann führen wir es ein, wenn nicht – nicht.
Oder will hier ernsthaft jemand behaupten, man soll die Bevölkerung zu etwas zwingen, das sie nicht wünscht?
Hm. Wenn 49 Prozent möchten, die anderen 51 Prozent aber nicht, aber so grosszügig sind, dies den 49% nicht zu verwehren im Rahmen eines freiwilligen, sogar finanziell unterstützten Angebotes. Dann ist das nicht das Gleiche wie wenn 51 Prozent den 49% sagen, wie diese obligatorisch zu leben haben.
@ Sp
Meine Behauptung ist in erster Linie, dass wenn man die beiden Kategorien separat anschauen würde, würde man feststellen, dass eines davon praktisch vernachlässigt werden darf. und wenn es wirklich nur an der Sprache liegt, dann müssen wir da ansetzen. Warum fühlen Sie sich durch meinen offenen Satz angesprochen? Ich habe eine Erklärung meines ersten Kommentars abgegeben, da Sie ihn nicht verstanden haben, aber nicht ihre Kritik an den obligatorischen Tagesstrukturen angesprochen, sondern bin einfach der Meinung, dass das Festhalten am Bestehenden eine Entwicklung hemmt.
Man könnte eigentlich sagen: Billig ist das Argument: „Das gibt es bei uns so nicht, es ging bisher gut ohne, wollen wir nicht“, denn das verhindert jede Diskussion. Und wie der Fachmann richtig sagte: „Es gibt es bei uns sehr wohl!“ Oder wollen wir das Tessin nicht zur Schweiz zählen? Und interessanterweise funktioniert es da. Und grundsätzlich: ich plädiere für ein Wechsel des Schulsystems hin zu längeren Blöcken, über Mittag, jeden Tag gleich, dafür nicht bis spät nachmittags. Von obligatorischen Tagesstrukturen war bei mir nicht die Rede.
@13: Ja, diese Argumentationsweise wäre wirklich billig… Aber zu sagen, dass das bisherige Modell sich bewährt hat, und man die Vorteile eines anderen nicht sieht, das darf man wohl. Das, was Sie als Wechsel des Schulmodels bezeichnen, läuft übrigens genau unter dem Titel obligatorische Tagesschule in der Stadt Zürich. Als Sparmassnahme, initiert von der FDP.
Und doch, wir zählen das Tessin zur Schweiz. Allerdings ist der Kanton kulturell (auch) anders geprägt, und Tagesschulstrukturen sind vielfach in den Tälern schlicht eine Notwendigkeit. Aber gut: Natürlich geht es.
Diese Diskussion widerspiegelt doch einfach wieder die allgemeine Tendenz, jeden Ansatz für Verbesserungen zugunsten der Kleinsten im Keim zu ersticken. Woher kommt eigentlich diese Tendenz, es den Menschen, die es nicht so gut haben so schwer wie möglich zu machen?
ja so ungfähr auch mein gedanke.
und die, denen alles leicht von der hand geht (manche haben nur einfach glück, andere sind schon in einem schoggiumfeld aufgewachsen), ziehen wieder über „bildungsferne“ runter, die man „erfassen“ soll. meinen aber eigentlich oft menschen, die eigentlich gute ausbildung haben, nur hierzulande wegen ihrer herkunft keine guten arbeitsstellen bekommen. dann redet man über integration, dabei fehlt jegliches interesse an den menschen, die man integrieren will.
gerade für frühkindliche förderung braucht man nun wirklich keinen akademischen titel. im grunde kann man akademische ausbildungen sowieso nur für ein fachgebiet brauchen, was meist überhaupt nichts mit kindern zutun hat
Also besser nichts tun, tina? Was bleibt anderes, als möglichst genau die Gruppe zu erfassen, die aus eigenem Antrieb selten Hilfe sucht, sie aber – vor allem im Interesse der Kinder – dringend nötig hat? Und nein, das sind in der Regeln nicht Kinder von sehr gut ausgebildeten Menschen. Denn diese nutzen die Angebote, die man ihnen gibt.
wenn man keine wohlwollende einstellung hat, ja, dann sollte man es wirklich lieber sein lassen.
allein der ton in der diskussion ist eine ausgrenzungsmassnahme. unterschicht. bildungsfern usw: solche begriffe und die behauptung, sehr gut ausgebildete menschen würden angebote nämlich sowieso annehmen (und meint: den kindern mangelt es an nichts), bildet erst das gefälle.
@tina: Fakt ist doch einfach, dass man entweder mit der Giesskanne „fördern“ kann. Dann erreicht man meist gar nichts. Oder man fokussiert auf die Zielgruppe, die am meisten betroffen ist. Gelingt das, funktioniert möglicherweise die darauf ausgerichtete Massnahme am besten, und die Kosten bleiben in akzeptabler Höhe. Dem widerspricht allerdings das Gerechtigkeitsempfinden derer, die zwar über Steuern mitfinanzieren, aber nicht profitieren. Hier gibt es dann eine Kommunikationsaufgabe, die aber vielfach lösbar ist.
weil in der schweiz der begriff „gemeinwohl – salus publica“ sehr verpönt ist. niemand will diesen staatlich, aber privat will man ihn auch nicht. und ich weiss nicht, ob das längerfristig für die gesellschaft verträglich ist, ausser man strebt eine kleine bildungselite an, dann greift diese haltung hervorragend (achtung: ironischer unterton).
Es ist einfach nur traurig. Da kommt ein Prof. und will auf ein Problem aufmerksam machen, doch Herr und Frau Schweizer stürzen sich mit Vorliebe auf einen einzigen Satz, der sie in ihrer Einstellung, dass man hier wieder mal nur über die bösen Ausländer sprechen muss, bestätigt. Was wir hier haben ist in erster Linie ein soziales und ein Bildungsproblem, aber über die sozialen Unterschiede zu sprechen, ist halt nicht so attraktiv, die Lösungsvorschläge könnten ja das eigene Portemonnai treffen, also lieber Kopf in den Sand und : „Das geht nur die anderen was an…die anderen, die Migranten“.
Was meinen Sie konkret mit sozialen Unterschiede? Und ist es nicht eher ein Bildungskulturproblem als ein Bildungsproblem? Es gibt „arme“ Familien, in denen Bildung einen hohen Stellenwert hat und andere „arme“ Familien, in denen die Kinder bis zum Kindergarten kein einziges Büchlein gesehen haben. Soweit ich es verstanden habe brauchen Kinder gute Beziehungen, um sich gut zu entwickeln. Ein Ansatz sind gute ergänzende Beziehungen (z.B. Kita, falls die BetreuerInnen nicht ständig wechseln, sonst sind die Kinder ständig nur mit Beziehungsaufbau beschäftigt).
@13: Ich verstehe kein Wort, was Sie uns sagen wollen. Eins aber weiss ich: wenn man die Probleme nicht benennt, die Ursachen nicht klar sieht, dann sind auch die Lösungen meist nicht zielführend.
Ich bin allerdings gespannt, ob es dem Professor und seinem Team gelingt, sein sehr aufwändiges Projekt zum Erfolg zu führen. Das wäre dann immerhin mal ein Ansatz.
Ein anderer Ansatz wäre die Stärkung der Eltern, eine positivere Beziehung zu ihrem Kind pflegen zu können (weniger Überforderung, etc.). Hierzu gibt es viele freiwillige Angebote. Und wenn es ganz arg wird den Kinderschutz und Fremdplatzierungen. Dazwischen die Eltern, die sich selbst belügen (oder wirklich daran glauben), dass bei ihnen alles im grünen Bereich ist, dem aber nicht so ist. Die zu stolz sind, sich Hilfe zu holen. Das Kind aber noch nicht so sehr leidet, dass der Kinderschutz von irgendeiner Seite eingeschaltet wird. Schwierig, schwierig.
Immerhin scheint es so, dass langsam bei Eltern mit psychischen Problemen für die Fachleute auch in den Fokus rückt, ob da hinter dem Erwachsenen, den sie behandeln, auch noch ein Kind steht und wie es dem geht. So hat z.B. der Kanton Aargau ein Pionierprojekt „HotA – Hometreatment Aargau“, welches aufsuchende Familienarbeit anbietet, um die richtigen weiterführenden Angebote für eine Familie zu vermitteln und Fremdplatzierungen mit noch mehr Leid (und natürlich Kosten) zu vermeiden.
@ TZP
Unter sozialen Schichten verstehe ich beides: Familien, bei denen die Bildung nicht viel zählt und solche, die aufgrund des eigenen sehr tiefen Bildungsstandard (und mit Bildung meine ich keinen Lehr- oder Uniabschluss, sondern Allgemeinwissen und Lernfähigkeiten) nicht die Möglichkeit haben, ihre Kinder entsprechend zu fördern. Ich halte es nicht! für ein kulturelles Problem und lese es im Interview auch nicht heraus und trotzdem ist ein Mehrheit der Komm. daran gerichtet. Ich kenne kaum Kinder aus bildungsnahen Umfeld mit Migrantenhintergrund, die Zusatzförderung brauchen.
Und da ich selber in einem solchen Umfeld den grössten Teil meiner Schulzeit verbrachte, kenne ich eben sehr viele Migrantenkinder mit Eltern, die Akademiker oder sonstwie gut gebildet sind. Praktisch alle zählten zu den besseren Schülern, viele haben heute Uniabschlüsse etc. Dies im Gegensatz zu den Kindern aus der Schweizer wie auch ausländischer Unterschicht, deren Eltern die Förderung nicht bieten konnte, und doch will man uns so oft weiss machen, es sei ein Ausländerproblem.
„die aufgrund des eigenen sehr tiefen Bildungsstandard (…) nicht die Möglichkeit haben, ihre Kinder entsprechend zu fördern“
Was meinen Sie mit fördern? Alle reden von fördern und meinen oft ganz Verschiedenes, glaube ich. Ich denke, dass in diesen Familien die Beziehungen das Hauptproblem sind. Sieht man ja auch nachher in der Schule, die Beziehung zwischen Lehrperson und SchülerIn beeinflusst doch stark, ob das entsprechende Fach/die Schule gern besucht wird, gern gelernt wird.
Klar beeinflussen Allgemeinwissen und Lernfähigkeit auch die Beziehungen. Vermutlich noch vieles mehr. Alles, was dazu führt oder nicht dazu führt, dass sich das Kind geliebt, geborgen und geschützt fühlt (Orientierung, Führung, Sicherheit). Was dazu führt, dass das Kind lernt, die Welt entdeckt. Durch das Vertrauen, das es in seine Eltern/sein Umfeld hat, durch das Lernen/Entdecken auch immer mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten bekommt. Fehlt das wird das Lernen schwierig, da aus meiner Sicht der tragende „Boden“ fehlt.
@13: Es ist völlig unbestritten, dass viele top ausgebildete Zuwanderer sicher bezüglich Förderung ihrer Kinder keinerlei Schwierigkeiten haben. Dass diese bildungsnahen Zuwanderer meist auch aus anderen Ländern stammen als die bildungsfernen erwähne ich mal nur am Rand. Wenn aber im Zeppelin-Projekt offenbar 90 Prozent der definierten Risikogruppe einen Migrationshintergrund hat, zudem schlecht erreichbar ist, weil eben nicht nur bildungsfern, zum Teil auch wenig einsichtig und der Sprache nicht mächtig, dann ist das schon ein Problem. Und die mitgebrachte Kultur spielt (auch) eine Rolle.
@ Sp
Die von mir angesprochene Gruppe stammt aus dem Balkan, ich weiss nicht, ob sie das als die „anderen Ländern“ definieren und will mir darum auch kein Urteil bilden.
@ TZP
Unter fördern verstehe ich den Kind ein Umfeld zu schaffen, indem es sich altersgerecht entwickeln kann. Dafür braucht es ein Grundwissen Wenn die Eltern (oder oft die Mutter) nicht weiss, welche Lebensmittel gesund sind, kann sie dem Kind nichts über die gesunde Ernährung beibringen. Wenn sie kaum lesen kann, kann sie dem Kind kein Buch vorlesen. Solche Sachen meinte ich, nicht 3 Fremdsprachen oder den Pythagoras-Satz.
@13: Wenn zum Beispiel MÄDCHEN aus dem Balkan in der Schweiz bezüglich schlechter sportlicher Leistungsfähigkeit und Übergewicht auffallen, nicht aber die JUNGEN, dann steckt da eben mehr ein kultureller als ein sozialer Hintergrund dahinter.
@ Sp
Ich sprach von der mir gut bekannten Gruppe der bildungsnahen Migrantenfamilien, die eben mehrheitlich aus dem Balkan stammten. Ich erwähle Ihnen dann noch mal die Gegenseite: Ich kenne auch viele gut ausgebildete Frauen aus der Gegend. Sie kamen in die Schweiz und mussten sich nach langer Ausbildung und vielen Berufsjahren das allererste Mal mit Sachen auseinandersetzen wie Vorurteile gegenüber berufstätigen Müttern, Frauenlöhnen und AGs, die eine Bestätigung über die Kinderbetreuung forderten. Bringt es mir aber jetzt etwas zu sagen: Die CH hat ein Gleichstellungsproblem oder packe ich
das Problem da an, wo es der Fall ist. Nämlich bei den tratschenden Nachbarn und den frauenfeindlichen Arbeitgeber? Ich finde es erschreckend, dass Sie offenbar bei Problemen wie Übergewicht mal zuerst die kulturelle Schiene fahren, anstatt mal zu sehen, ob nicht Unwissen ein Grund sein kann. Aber wie zuerst gesagt: so ist es natürlich viel leichter. Sehen Sie, ich kämpfe seit sehr vielen Jahren Privat, politisch und beruflich gegen solche Vorurteile und kann Ihnen versichern, dass man oft das sieht, was man eben sehen will und untergräbt dabei andere Faktoren, die mitspielen.
@13: Okay, sicher verbessert solches Grundwissen die Entwicklung des Kindes. Zentrale Frage für mich ist aber: Verbessert ein solches Grundwissen wirklich die Beziehung zwischen Eltern und Kind? Z.B. beim Vorlesen wird Beziehung gelebt, beim Fernschauen/Hörspiel hören/Computerlernprogramm nicht. Verständlich, dass die Wissensgesellschaft auf das Wissen fokussiert. So wie es dann um die Computerspiele von Amokläufern geht, aber kaum darum, wie deren Beziehungen zu anderen Menschen (und zu den ersten Bezugspersonen, den Eltern) aussahen.
@13: Sie sagen also, der Balkan ist der Schweiz bezüglich Gleichstellung voraus? Die Frauen sind alle top ausgebildet und machen Karriere, die Kinder werden durch ein bestens ausgebautes (staatliches) Betreuungssystem optimal gefördert? Frauen sind den Männern im Balkan grundsätzlich ebenbürtig und haben eine ganz andere Position als in der Schweiz (die ja, meiner Meinung nach, überhaupt nicht schlecht ist)? Ernsthaft: Sind Sie wirklich der Meinung, in der Schweiz können eine Frau, die will und sich durchsetzen kann, nicht Karriere machen?
Und zur Übergewichtsproblematik: Ich habe das fehlende Problembewusstsein angesprochen. Aber auch das ist Teil der Kultur. Wenn empirische Daten vorgestellt werden, inklusive möglicher Erklärungsansätze, dann reicht es einfach nicht, diese abzulehnen, weil sie nicht ins Bild passen. Sie als Vorurteil zu bezeichnen, ohne alternative Erklärungen anzubieten. Wenn die Mädchen aus einem Kulturkreis deutlich übermässig übergewichtig sind, ihre Brüder aber nicht, dann wäre ich auf alternative Erklärungen sehr gespannt.
Der Balkan findet in jedem Döner Kebab statt. Du nicht Döner essen, Du ungesund. Du Kebab essen, bildungsfern sein und dick! Schon Name endend auf -ic nehmen weg 10 Punkte von IQ. Ich scho weiss. Schau ich in Uni vorbei, viele Balkan Menschen dort. Uni muss wohl weit weg sein von Bildung, zumindest die in ZH wo nachgeschaut ich haben mal…..
hmmm.
Item. Balkanisch tanzen garantiert sehr viel bewegung. Drum sind die holden Damen aus dem erdwinkel meist … eben hold und flexibel. und letzteres weiss ich aus eigener erfahrung. flexibel oh my!
Sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen.
es geht leider auch anders. ich kenne eltern, ein elternteil besorgniserregend eingeschränkt weil psychisch krank, der andere sucht hilfe, kriegt aber keine. die belastung durch den psychisch kranken elternteil wird von fachleuten dermassen schlimm heruntergespielt, dass es unter institutionelle gewalt läuft. das läuft seit jahren so. sehr traurig
ich habe eigentlich teilzeitpapi antworten wollen, auf seinen einwurf wegen den psychisch kranken eltern
@tina 19:47
wenn Ihnen diese Situationen wirklich aufliegt, wagen Sie einen Versuch mit Meldung an die KESB, das kann man auch als Aussenstehende wenn man den Eindruck hat irgendwo ist jemand am zerbrechen. (Kinder-und Erwachsenenschutzbehörde) Gerade auch wenn die eigentlich dafür Zuständigen den Ernst der Lage nicht sehen wollen, ist das eine neutrale Anlaufstelle.
brunhild, ja das sollte man meinen, leider hat das KESB nur durch vertrösten und schlimmer geglänzt
@tina: das tut mir leid, eigentlich war die Idee von dieser neuen Behörde eine andere…, wünsche allen Beteiligten Kraft den Alltag zu schaffen und eine Extraportion Durchsetzungsvermögen, um doch noch zur notwendigen Entlastung zu kommen!
@Katharina: Ich weiss, es ist schick, jegliche Aussagen in diese Richtung ins Lächerliche zu ziehen. Tatsächlich habe ich meine Erfahrungen gemacht mit „Fachleuten“, die sich so stark identifizieren, dass sie jegliche Realitäten lieber verleugnen. Es bringt aber nichts, einfach die Augen zu verschliessen und nicht wahrzunehmen, was nicht sein darf. Und es bringt auch nichts, das Feld den Populisten zu überlassen, die solche Probleme dann mit Freuden bewirtschaften.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Hr. Lanfranchi voll recht hat. Nachdem wir aus der Asylunterkunft kamen und in eine enge kleine Wohnung umzogen, musste mein Vater sofort arbeiten und zwar nachts. Wir waren praktisch immer unter uns, da wir kein Deutsch sprachen. Ich brauchte zwei Jahre, bis ich fliessend Deutsch lernte. Danach kamen die Probleme, die jedes Kind mit Migrationshintergrund sich herumschlagen muss. Es war ein endloser Konflikt, der sich wie ein Faden durch meine Kindheit zog. Ich hatte praktisch null Unterstuetzung der Eltern.
2. Hr. Lafranchi erwaehnte Bezugspersonen von aussen, Familien, Bekannte, Freunde. Alles das hatten wir nur selten, da wir kein Geld hatten und die Verwaltungen uns immer wieder auf die Strasse setzten. Wir Kinder mussten dann neue Freunde finden, irgendow am Rand der Gesellschaft, dort wo es billig ist. Die Zeiten haben sich geaendert, uns geht es jetzt so richtig gut. Ich werde meinen Kindern das bieten koennen, was ich als Kind nicht hatte. Das wichtigste finde ich aber, dass ich mit meinen Kindern sprechen werde und ihnen zuhoeren will.
Menschen wie Sie bräuchten wir eigentlich in der Politik!
WIR? Nach Haus mit denen aber RRRRASSSIG!!!
(Ironie, Kim. Ich mein’s nicht so.)
Auf dem drittletzten Platz – also auf Platz 21 von 23 notabene! – innerhalb OECD-Ländern zu sein, ist schlicht gesagt eine Schande für ein reiches Land! Und dazu hat die Schweiz noch den Vorsitz mit BR Burkhalter in der OECD. Wie ich immer wieder betone wissen zB Norweger u Dänen genau wie wichtig Bildung ist u investieren enorm in Familie! Wie borniert muss man sein, um das in den Wind zu schlagen mit populistischen Argumenten?
Es muss sich ändern, das ist das Gebot der Stunde und das Ziel dieses äusserst wichtigen Artikels heute. Also mehr Investition in Erziehung und Bildung und Familien!
Hm, bei den Outputmessungen unseres Schulsystems schneiden wir dann aber doch gar nicht so schlecht ab. Ausserdem geht es ja nicht ums Geld. Sondern darum, dass viele Schweizer (Wähler!) offenbar das, was in der OECD als wichtig erachtet wird, ganz anders bewerten.
Die OECD ist eh überbewertet. Wir haben das schon immer anders gemacht und es klappt auch.
Jawwwolll.
Es geht vorallem den Deutschweizern NUR ums Geld, alles klar Sportpaps?! Das ist offensichtlich, in praktisch jeder Diskussion hier. Aber Du merkst das natürlich nicht, gell. Es betrifft Dich ja nicht im eigenen Biotop. Es wäre an der Zeit, das Gartentürchen zu öffnen.
Es ist keine Investition in die Familien, wenn man den Eltern schon die Kleinkinder den ganzen Tag wegnimmt, alles klar WS? Auch wenn dies, volkswirtschaftlich gesehen, sicher „uns Deutschschweizern“ finanziell am besten bekommen würde. In der Schweiz haben viele Eltern eine andere Idee von Familienleben. Und sie sind gewillt und fähig, ihre Kinder auch, mehrheitlich selber zu erziehen und zu betreuen.
Und deshalb legen sie auch den andern möglichst viele Steine in den Weg, so dass möglichst viele Mütter aus dem Berufsleben aussteigen müssen.
@alam: Das ist eine völlig unpassende Unterstellung! Jede Frau, die arbeiten möchte, soll das tun. Sie hat dafür meine volle Unterstützung. Ich muss sie dafür aber weder bezahlen, noch sie motivieren, noch sie an der Hand nehmen und dahin führen. Und Frauen, die lieber zu Hause bei den Kindern bleiben möchten, die haben ebenfalls das Recht, das zu tun, ohne dass Weltverbesserer wie Sie ihnen dieses Recht wegnehmen dürfen. Was für eine Bevormundung!
Die Deutschschweizer sind eine der erfolgreichsten Regionen der Welt Widerspenstige. Warum sollten sie sich an denen orientieren, welche nicht mehr für sich selbst sorgen können?
Soviel Lebensfreude kommt dann eben doch nicht auf, wenn der Wohlstand und Arbeitsplätze fehlen.
Fleiss, Disziplin, korrektes Arbeiten – sind Voraussetzungen für Innovation und hohe Effizienz. So bringt man es auf einen grünen Zweig und man ist in der Lage das Leben selbstbestimmt zu führen, ohne Opfermentalität. So kann man das Leben geniessen.
Der Druck ist enorm gestiegen, Manni, deshalb braucht es Tagesstrukturen u Hilfe für Familien! Genau deshalb können wir von Ländern lernen u übernehmen, was dort positiv sich auswirkt wie zB in Norwegen u Dänemark. Die haben eine gute Bilanz aufzuweisen u sind in gewissen Branchen äusserst innovativ und kreativ wie zB das Vorzeigeprojekt für Fussgänger-/Velozonen mit Ampeln in Kopenhagen! Sie haben aber im Gegensatz zur Schweiz weniger Suizide aufzuweisen u weniger Sozialfälle, die in der CH-Statistik einfach vergessen sind weil ausgesteuert!
@Sportpapi: „Jede Frau, die arbeiten möchte, soll das tun. Sie hat dafür meine volle Unterstützung.“ Und welche Unterstützung wäre das nun genau? Dass Sie gegen Kitas kämpfen? Oder falls vorhanden wenigstens gegen deren Subventionierung? Obwohl ich der Gemeinde mit meinen Steuern ein Mehrfaches zurückgebe. Sie bezahlen nichts dafür, sondern wir erwerbstätige Mütter.
@alam: Meine volle Unterstützung heisst im Wesentlichen, dass ich es begrüsse, wenn Männer und Frauen das machen, was sie für richtig halten. Dass ich mich gegen Krippen wehre, ist eine weitere Unterstellung. Ich habe dazu eine sehr differenzierte Haltung, die ich hier schon mehrfach geäussert habe. Unter anderem bin ich auch dafür, dass Ausgaben für Fremdbetreuung steuerlich vom Einkommen abgezogen werden dürfen. Und ich bin sehr dafür, dass es subventionierte Angebote im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe gibt.
Die Schweiz hat der Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) die Rangliste kommt aber von der Organisation for Economic Co-operation and Developmend (OECD) veröffentlicht.
Danke für die Korrektur, Vollenweider, ändert jedoch kaum etwas an der Tatsache des Grundübels im Artikel.
Ist der Druck gestiegen WS?
Es gab schon mehr Arbeitslose als heute. Und schon zu meiner Zeit sagte man auch schon, dass der Druck gestiegen ist… obwohl vor meiner Zeit, die Kinder noch mit dem Stock in der Schule verprügelt wurden. Deshalb halte ich das Argument „heute ist alles schlimmer“ stets für Unvernünftig.
Aber wie unten gesagt: wenn die Mehrheit dafür ist, bin ich nicht dagegen.
Wenn die Mehrheit darin aber keinen Sinn sieht – hoffe ich, dass sie nicht die Mehrheit dazu zwingen wollen.
Die Arbeitslosenstatistik ist eine Momentaufnahme u schwankt je nach Saison. Sie erfasst zB keine Working Poor und keine Ausgesteuerten und keine Suizide wegen Mobbing, Arbeitsunfällen, chronischen Erkrankungen und IV-Fälle wegen gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen wie zB in der Baubranche (giftige Dämpfe beim Strassenbau, Aspest, etc.) sowie psychischen Langzeitarbeitslosen.
Also ziemlich wertlos und Augenwischerei für das gemeine Volch, Manni.
Ja, ich bin für eine Einführung der Tagesstrukturen in Firmen, Gemeinden auch gegen den Willen der übermächtigen Lobbyisten der Wirtschaft.
„Die Arbeitslosenstatistik […] erfasst zB […] keine Suizide wegen Mobbing“
Mmh, interessante Feststellung… müsste die Arbeitslosenstatistik aber dann konsequenterweise nicht alle durch Tod arbeitslos Gewordenen erfassen?
WS sie drehen alles, wie es ihnen gerade in den Kram passt – ich rede von Mehrheit der Bevölkerung, sie irgnorieren und reden von einer ominösen Lobby.
Dann: Gifte, Suizide … ach, ach ach – früher waren unsere Arbeitsplätze definitiv giftiger und gefährlicher – Hierarchien absoluter.
Stehen sie von Kind an, früh auf, nehmen sie Herausforderungen an und es stehen ihnen hier alle Türen offen. Mit oder ohne Tagesstrukturen. Das ist nicht das entscheidende. Entscheidend ist die Mentalität und ausgerechnet dort finden sie dolce far niente müssten wir lernen.
Unsere migrierten Nachbarn haben leider in keinster Weise ein Interesse Ihr Kind draussen spielen zu lassen. Wenn wir das Kind mal zu Gesicht bekommen, dann ist das um 21.30 Uhr, dann sind unsere schon längst im Bett. Ich frag mich was es da für das Kind noch zu entdecken und entwickeln gibt, wenn keiner mehr draussen zum spielen ist.
Es ist Sommer und lange hell. Wieso sollte da ein Kind im Bett sein bereits um 21.30h? Ein glückliches Kind ist das Erstrebenswerte und weniger eine lebendige Schweizer Uhr, Heinz. Vielleicht ist genau das erwähnte Kind entspannter beim Einschlafen, gerade weil es länger aufbleiben durfte als das Kind, das unter Zwang bereits um 20h ins Bett gesteckt wurde. Aber das ist auch eine Frage des Alters des Kindes und des kulturellen Backgrounds. Kinder spielen im Süden abends länger, weil es tagsüber zu heiss ist. Auch schon daran gedacht, das Leben zu geniessen, Heinz?
Dumm nur, dass die Schulen am Morgen in der Schweiz nicht später beginnen. Und wir auch am Mittag keine Siesta kennen. Andere Länder, andere Sitten.
Das Kind ist 3 Jahre alt und ist übrigens auch im Winter noch um 21.30 oder später draussen!
Andere Leute, andere Sitten. Toleranz, Eugster. Ich würde Ihnen das am Allerliebsten in den Kopf hämmern. Echt jetzt.
Ja, das ist in der Tat dumm. Es kann ab 08.30h der Schulbetrieb beginnen und der Kindergarten um 09.00h. Kinder leben noch nach dem Biorythmus ihrer inneren Uhr und sind in der Regel müde, wenn sie bereits um 06.30h aus dem Bett gezwungen werden oder noch früher. Eine Siesta liegt drin bei Tagesschulen und wird in nächster Zukunft eingebaut im Tagesablauf im Sommer. Die Vernunft wird siegen, die Sturheit wird verlieren. Davon bin ich überzeugt, Sportpaps.
Haha, genau, Widerspenstige! Müsste man EINE Konstante der Menschheitsgeschichte identifizieren, so käme ich auch auf „die Vernunft wird siegen!“… haha, grossartig! Wirklich gut, der Witz!
*Lachtränen-aus-den-Augen-wisch*
Gerade bei 3-jährigen kann es gut sein, dass sie einen mehrstündigen Mittagsschlaf machen und deshalb am Abend länger auf sind. Das legt sich genau dann, wenn sie aufhören, einen Mittagsschlaf zu machen. Das wissen eigentlich die meisten Eltern.
Klar, WS: WIr beginnen um 9 Uhr mit der Schule, organisieren dann aber für all die arbeitstätigen Eltern eine Kinderbetreuung ab 7 Uhr. Und ja, wir machen dann Siesta über Mittag (und ich dachte, man wolle die Mittagszeit in den Tagesschulen eher kürzen…), um die Kinder optimal auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Dafür sind sie dann bis zum Abend versorgt, Freizeit adee. Aber ist ja kein Problem, als Ersatz dürfen sie dann nachts um die Häuser ziehen. Liebe WS: Weshalb möchtest du immer alles ändern, was den Charakter, den Erfolg unseres Landes ausmacht? Ausschlafen ist es sicher nicht!
Tja, in Norwegen und in Dänemark investieren sie das dreifache bzw. das sechsfache im Vergleich zur reichen Schweiz in Bildung u Betreuung im Kleinkindalter dh in Familien u das mit Erfolg! Wer die Wahrheit nicht ertragen kann, begnügt sich leider mit Ausreden und populistischem Geschwätz! Im Tessin klappt es bereits.
Und Manni, es werden die positiven Dinge aus Ländern übernommen u dazu gehört eine sinnvolle Tagesstruktur u keine Erziehung zu aufziehbaren Arbeitstieren. Es wird eine sehr harte Umverteilung stattfinden. Was sage ich, diese ist bereits im Gange u wir müssen Umdenken.
@alias: was soll diese beleidigende Bemerkung? Ich bin der Meinung, dass 3jährige eigentlich abends um 8 Uhr im Bett sein sollten und eine Struktur gegeben sein muss. Wenn ein 3 jähriges Kind jeweils immer erst um 21.30 draussen ist, kann’s doch gar nicht mit andern Gleichaltrigen spielen, weil diese eben im Bett sind!
Wir haben auch so eine Familie bei uns. ich hab deren Kleinkind seit es da ist noch NIE mit andern spielen sehen. Wie soll denn da das Kind den Umgang mit Anderen lernen? Wie soll es denn da diese „Förderung“ erfahren?
Ja, ich verstehe echt nicht, warum die Eltern das Kind bei soooo sympathischen, offenen und toleranten Nachbarn erst rauslassen, wenn diese drinnen sind *achtungironie*
Genau Widerspenstige – nehmen wir doch die Sitten und Gepflogenheiten von den Völkern an, die nicht mehr in ihrer Heimat leben können, weil in ihrer Heimat so wenig funktioniert, dass sie lieber auswandern und zu uns kommen.
Bravo, bravo! Vernünftig!
Kernaussage ist „Kind spielt nie draussen, das gibt Defizite im sozialen Verhalten“. Die Antworten gehen im besten Fall am Rand darauf ein.
Stattdessen wird Eugster umgehend mit der Intoleranz-Bazooka niedergemacht, obwohl er sich noch nicht mal wertend, und schon gar nicht abwertende, über den tatsächlich hierzulande eher unüblichen Tagesrhythmus geäussert hat.
Es ist doch immer wieder interessant zu sehen, wie einige hier reagieren.
die Aussage bezüglich Krippen verstehe ich nicht. Einer Krippe ist es egal, ob die Eltern voll zahlen oder mit Subventionen unterstützt werden, da sie die Differenz aus öffentlicher Hand erhalten. Unsere Krippen haben alle eine ziemlich ansehnliche Zahl subventionierter Plätze – ich spreche da aus Erfahrung, sind wir doch trotz 160% Arbeitspensum nicht in der Lage, mehr als 30% selbst zu bezahlen.
Liebe Lia, das stimmt nicht ganz. Für einen subventionierten Platz gelten klare finanzielle Richtlinien, in der Regel zwischen 120-140 Franken/Tag, welche die Gemeinde vorgibt. Davon bezahlt dann die Kundin einen prozentualen Anteil. Für einen privaten Platz kann aber eine Krippe im Prinzip soviel verlangen, wie sie möchte, hier spielt der Markt. Wenn also eine private Krippe normalerweise 180 Franken/Tag für den Platz verlangt, erhält sie von Gemeinde und Kundin zusammen nur maximal 120-140 Franken. Daher bieten kleine private Krippen mit höheren Tagesansätzen kaum subventionierte Plätze an.
Ausserdem gibt es immer noch zahlreiche Gemeinden, die sich standhaft weigern, Krippen zu subventionieren.
Und dann gibt es auch noch jene Gemeinden (Bern), die den Anspruch auf einen Krippenplatz von der Erwerbstätigkeit der Eltern abhängig machen.
Manche Eltern wissen auch nicht, dass Gesellschaftsspiele (auch einfache wie UNO oder Schwarzpeter), Vorlesen oder Bilderbücher anschauen genau so gut oder besser ist als Lernprogramme am PC oder TV. Und dass man v.a. Kinder nicht immer stören sollen, wenn sie in ein Spiel vertieft sind. Und last but noch least soll spielen primär Spass machen und nicht in erster Linie „pädagogisch wertvoll“ sein, was immer das auch heisst.
@Diethelm: Völlig richtig. Man kann es auch so sagen: Zeit mit den Kindern verbringen und irgend etwas MIT IHNEN machen. Spielen, Basteln, Draussen rumtollen, egal.
Ich seh genügend Eltern, welche dies leider nicht machen und einfach die Kinder „vor die Tür setzen“ und sie sich selbst übelassen. Traurig.
UNO ist also besser als ein Lernprogramm über adiabatische Kühlung und über die französische Revolution? Sosooo.
Dass Spielen primär Spass sein soll dürfte eine Erwachsenen-Sicht sein. Das Kind ist beim Spielen ständig am Lernen und Herumexperimentieren. Erforscht Physik, erprobt soziale Rollen und vieles mehr. In einem enormen Tempo setzt es sich mit seiner natürlichen und sozialen Umgebung auseinander, um selbständiger zu werden. Pädagogisch wertvoll sind viele Möglichkeiten und vermutlich am besten ein Rahmen, in dem die Kinder für Jahrtausende aufgewachsen sind. Darin suchen sich die Kinder die Themen, die für sie gerade anstehen, ohne dass eine Vorgabe nötig ist.
Als Lehrender habe ich gemerkt, wie super das Spielen ankommt und wie lehrreich es ist. Spielen ist eine der effektivsten Lernformen. So seltsam es klingt.
es sind eben nicht alle eltern gleich. backen ist auch etwas tolles. und macht trotzdem nicht jeder. oder feuerchen machen und zeuseln, lupen vielleicht? oder lieber fischen? es gibt so viele dinge, die gut sind für kinder, kein mensch kann das alles mit seinem kind was möglich wäre und gut. aus dem grund hat doch jeder einen mangel von kleinauf, wenn man das unbedingt negativ sehen will
es tut kinder auch gut ohne die eltern etwas zu machen. was heute als „vor die tür stellen“ und „ruhe haben wollen“ nur negativ bewertet wird: so wuchsen wir alle damals auf. und am übelsten fanden wir die wanderungen mit den eltern. im nachhinein zwar nicht, aber als kind schon. oder verwandtenbesuche. ich kenne kein kind, das heute über wanderungen und verwandtenbesuche jammert. und wer hat nun den grösseren schaden? wir oder „die heutige jugend“?
sorry, ich bin hier normalerweise als tina unterwegs. manchmal passe ich nicht auf, was im formular eingetragen ist. es war keine absicht
ja ich stelle auch gerne meine kinder vor die tür. und lasse sie mit den kollegen auf den sportplatz gehen – oder mal zum beck oder in der badi zum tschutten. und dann habe ich zwei oder drei stunden ruhe zuhause, kann mich erholen, keiner ruft mich. einfach himmlisch… wenn ich dauernd etwas mit meinen zwei jungs unternehmen müsste, würde ich verrückt.
Es gibt noch eine (allerdings kleine) Gruppe von Kindern, die Frühförderung brauchen, das sind die behinderten Kinder. Kinder mit Lähmungen, Seh- oder Hörstörungen, geistiger Behinderung oder Autismus können ohne gezielte Anleitung nicht die nötigen Erfahrungen machen, die sie für ihre Entwicklung brauchen. Dort braucht es dann aber zum Teil eine intensive Förderung, die auch viel kostet.
„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ (Afrikanisches Sprichwort). Wird mit Förderung an den Kindern gezogen? Wieviel Zeit und Raum haben die Kinder für sich und unter sich? Um sich dem zu widmen, was an Entwicklung ansteht (= spielen, Spiel als Arbeit/Lernen, nicht Spiel als Zeitvertreib)? Haben die Kinder genügend Zeit, Fähigkeiten zu entwickeln, die unter guten Bedingungen (z.B. freie Zeit, anregendes Material, Natur) von innen reifen, die von aussen her fast nicht beeinflussbar sind? Mit den Kindern in den Wald gehen und sie dort spielen/arbeiten lassen kostet nichts.
Aber es hebt wahrscheinlich die Isolation nicht auf, weil mit den Kindern in die Natur gehen ziemlich out ist. Viele heutige Kinder scheinen ein Förderprogramm zu brauchen (oder brauchen es die Eltern?). Und natürlich 100%-igen Schutz vor Zecken, Schürf- und Schnittwunden. Aber das hatten wir alles schon mal.
Mein Gras wächst allerdings schneller, wenn ich es ausreichend wässere und dünge…
„Mein Gras“… mmh… das erklärt natürlich einiges… 😀
Letzthin entdeckten die Kinder ein Vogelnest. Um zu beobachten, wie die jungen Vögel gefüttert werden, mussten sie ruhig in der Nähe darauf warten. Sie übten Selbstdisziplin, Geduld und dies wurde belohnt durch die Beobachtung, die sie wollten. Alles von innen heraus. Düngen in diesem Fall = Rausgehen und Zeit für sowas haben. Natürlich könnte man die Kinder zwingen darauf zu warten, aber das wäre nicht Geduld, sondern Gehorsam. Und drinnen passiert sowas auf Mausklick, erfordert keine Geduld. Um nur ein konkretes Beispiel zu illustrieren.
teilzeitpapi, du machst das sicher alles super. aber ich war mit meinen beiden auch viel draussen, und trotzdem hat einer massive probleme bekommen in der primarschule, während dem anderen alles immer ring von der hand geht. danke danke, wem auch immer, dass meine kinder so verschieden sind, sonst würde ich mir noch einbilden es liege an mir
eins meiner kinder ist noch viel schlechter in sprachen als das andere. endlich, nach x jahren sich in der schule quälen und trotzdem nichts lernen, wurden sie gut. ich bin nicht stolz darauf und ich wills auch nicht anpreisen, aber seit sie computerspiele für 18jährige spielen, können sie sich plötzlich auf englisch unterhalten! und verstehen! und sie haben spass, lachen viel, kommunizieren mit fremden und freunden, lösen rätsel und schleichen sich an um zu belauschen. ich bin kein gamer, ich staune selber darüber
Es gibt kein Land, das ein perfekt funktionierendes Schulsystem, das alle Bedürfnisse abdeckt, aufweisen kann. In der Schweiz erreichen die Kids reicher Eltern die Matura garantiert in einem wohlbehüteten Umfeld (d.h. Privatschule mit Begabtenförderung) und in der Öffentlichen gilt es „rette sich, wer kann“; die Supertoughen und Supersmarten erreichen es dann auch. Der Rest davon wie sensible oder durchscnittlich Begabte bleiben auf der Strecke: gequält von frustrierten Lehrern und/oder gemobbt von aggressiven wohlstandsverwahrlosten Kids. Von den sozial Schwächsten reden wir erst gar nicht.
Ach ach, so ist es.
Etwas überspitzt, aber hat schon was!
Und diese zur Matur gepushten Rich-Kids scheitern dann mit lautem Knall an der Uni und landen wieder Zuhause bei den Eltern, wo sie von ihrem Erbe leben. Also kein wirkliches Problem, oder? und die Supertoughen und -smarten schlagen sich so oder so irgendwie erfolgreich durch. Und alle anderen machen eben dann einen normalen Job und leben ein normales Leben entsprechend dem gutschweizerischen Durchschnitt und -Standard, der übrigens sehr, sehr hoch ist, was jedem klar ist, der jemals ein bisschen Lebenserfahrung woanders gesammelt hat. Der einzige Punkt, wo ich Ihnen recht gebe, ist der, dass
Mit- & Verantwortungsgefühl sowie Solidarität gegenüber den Schwächeren in unserer Gesellschaft massiv im Sinkflug sind, ebenfalls leicht zu erkennen, wenn Sie die Verschärfungen der entsprechenden Gesetze über die letzten Jahre mitverfolgt haben. Aber da tragen wir alle unser kleines Stück Verantwortung mit.
sportpapi meint: „Gerade wenn die Eltern noch arbeitslos sind. Dass gerade diese Familien keine Krippenplätze bekommen, glaube ich nicht.“ und damit erliegt sportpapi dem fehler vieler schweizer: was einem nicht in den kram passt, wird angezweifelt, auch ohne eine eigene erfahrung. drauflosschwadronieren, wo dodch ein paar zeilen oberhalb im inti der experte genau das gegenteil sagt. die eitle besserwisserei von leuten wie sportpapi macht vieles schwierig, wenns um die förderung sozial schwacher geht.
@glancy mueller: Wissen Sie es denn besser? Wissen Sie, ob ich wirklich über keinerlei Erfahrung verfüge? Und ja, in dem Fall glaube ich, dass der Experte irrt. Ausser er meint die angesprochenen arbeitslosen Eltern, die keinen Krippenplatz finden…
Hier noch etwas dazu: http://www.netzwerk-kinderbetreuung.ch/index.cfm/E73FE5EA-D97C-6B20-5C31CADDDBB7AF76/?id=257C4F06-CC3E-416D-EADFFE388DFBA5DD&method=objectdata.detail&lang=de
der eingefügte Link bestätigt aber die Aussage des Experten: „… dass die Kinderbetreuungsangebote nicht effizient als Instrument sozialer Investition (weniger Sozialhilfe, mehr Chancengleichheit für die Kinder) genutzt werden. Dies weil, die Vorteile der Krippen für die Bildungs- und Entwicklungsförderung und die Sozialisierung den Kindern, die es am meisten brauchen (Eltern mit Migrationshintergrund und/oder tiefer Schulbidlung), am wenigsten zugute kommen.“
Generell geht es bei der erwähnten Frühförderung aber v.a. um Kompetenzvermittlung/Hilfe zur Selbsthilfe (=spätere Einsparungen).
@Marco Moser: Dass Krippen etc. für benachteiligte Kinder ein Segen sein können, ist aber auch nicht bestritten. Die Fragen waren: Weshalb werden die Angebote gerade von denen nicht genutzt, die am meisten profitieren würden (und für die Krippen praktisch gratis oder sehr billig sind in vielen Gemeinden). Und rechtfertigt der Nutzen dieser Gruppe Eingriffe, die auch alle anderen Kinder betreffen. Zielgerichtete Interventionen, wie etwa die frühe obligatorische Sprachförderung in Basel, halte ich für sehr sinnvoll.
@sportpapi: absolut einverstanden, es sollte nicht um Eingriffe gehen, welche alle betreffen, nur um diese (kleine) Gruppe fördern zu können. Genau deshalb ist das Projekt Zeppelin, welches im Artikel erwähnt wird, so sinnvoll – es zielt alleine auf die Anspruchsgruppe und soll verhindern, dass später (d.h. in der Schule) teure Massnahmen nötig werden, welche aber bereits nicht mehr viel bringen. Das Projekt in Basel kenne ich nicht im Detail, es geht aber in die gleiche Richtung: frühe Förderung erleichtert die Integration sowie die gesamte Lernbiographie der betroffenen Kinder.
@marco moser: Beim Projekt Zeppelin ist meine einzige Kritik (auf den ersten, flüchtigen Blick), dass ein sehr grosser Aufwand betrieben wird, der für eine flächendeckende Umsetzung eher nicht geeignet ist. Ein Problem vieler Interventionen. Dass aber offenbar 75% der angefragten Familien teilnehmen, halte ich für einen grossen Erfolg.
@Sportpapi: Der Aufwand hält sich in Grenzen, da die Eltern der „Risikogruppe“ direkt angegangen werden. Diese wiederum werden relativ einfach gefunden, da die Fachpersonen diverser Disziplinen zusammenarbeiten (Gynäkologinnen, Hebammen sowie Fachpersonen aus der Sozialberatung und Therapie, Mütter- und Väterberaterinnen). Mit anderen Worten: es werden mit relativ kleinem Aufwand nur die Familien angegangen, bei welchen ein Unterstützungsbedarf ersichtlich ist oder wahrscheinlich erscheint (http://www.zeppelin-hfh.ch/interventionsprogramm/wie-finden-wir-die-familien/).
@Marco Moser: Aus dem PRojektbeschrieb 2011 (gleiche Homepage), Titel Nachhaltigkeit: „Andererseits haben wir wegen der hohen Kostenintensität des Programms keine Garantie, dass eine Fortsetzung von ZEPPELIN als „Normangebot“ in einer grösseren Anzahl von Gemeinden des Kantons Zürich, sowie vielleicht auch
anderer Kantone möglich sein wird.“ Das Forschungsprojekt umfasst rund 250 Familien und kostet 2.5 Millionen Franken (6382 Franken pro Familie und Jahr).
@Sportpapi: Ich weiss nicht, was sie damit sagen wollen. 6382 Franken pro Familie und Jahr tönt vielleicht nach viel, ist aber im Vergleich zu anderen, später einsetzenden Unterstützungsmassnahmen sehr kostengünstig – und soviel bis jetzt bekannt ist auch sehr nachhaltig. Und ein Ausbau wäre geographisch gedacht, damit auch Familien aus anderen Gemeinden/Regionen von dieser Art der Frühförderung profitieren könnten.
@Marco Moaser: Ich möchte damit genau das sagen, was ich zitiert habe. Um solche Ausgaben zu rechtfertigen braucht es überzeugende Evaluationsergebnisse. Und dann auch ziemlich viel Glück, dass gerade ein zuständiger Politiker offene Ohren hat für das Anliegen. Tatsächlich gibt es immer wieder überzeugende Interventionen, die dann aus finanziellen Gründen nicht verbreitet werden.
Sobald irgendein Typ in der Zeitung zitiert wird und die Meinung vertritt, die einem gefällt, dann soll das ein experte sein? Dieser Experte hat keinerlei Hinweise für seine Aussagen gegeben. Er hat einfach ein Bild einer Gesellschaft gemalt, wie ihm die Dinge als Sozialromantiker vorkommen. Die Ansicht dieses Typen hat mit der Realität genauso viel oder wenig zu tun wie die Ansichten von Sportpappi oder sonst wem.
Ähm, dieser „Typ“ ist immerhin Professor an der HfH – ein gewisses Mass an Expertentum darf er wohl schon für sich geltend machen, denke ich. Ganz im Gegensatz zu, sagen wir, Felix Stern, z.B…
Ich habe im Schulpsychologischen Dienst gearbeitet. Da gab es sehr wohl Eltern (Sozialhilfeempfänger) wo das Kind in der Krippe war……
das würde mich nun interessieren, Claudia, wo liegen denn die Probleme dieser Eltern genau? was machen die denn mit den kindern? Ich lasse meine kinder auch oft selbst spielen, selbst entscheiden, was sie spielen möchten und sitze auch nicht dauernd daneben und gebe „Inputs“. Ob draussen oder drinnen. Es würde mich wirklich interessieren, weshalb es denn diese Unterschiede gibt.
„Andrea Lanfranchi, Professor an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich. Der Forscher leitet die erste europäische Langzeitstudie zur Frühförderung von Kleinkindern ab Geburt.“
Und über welche Erfahrungen in diesem Bereich verfügen Sie Sportpapi und Felix Stern, die Sie zu fundierten Aussagen bringen? Irgendwie peinlich, wie Fachpersonen herabtituliert werden.
@Sascha: Habe ich eine Fachperson herabtituliert? Nein, ich habe eine seiner Aussagen angezweifelt. Solches nennt man da, wo ich arbeite, wissenschaftliche Vorgehensweise… Ebenso ist es da üblich, seine Aussagen zu belegen, was ich oben auch gemacht habe. Ich helfe Ihnen auf die Sprünge: „Während Immigranten erster Generation aus Deutschland, Frankreich, Portugal und Grossbritannien Krippen eher nutzen als Schweizerinnen und Schweizer mit Kindern zwischen 0 und 4 Jahren, ist die Wahrscheinlichkeit der Krippennutzung bei anderen Einwanderungsgruppen signifikant kleiner.“
Es geht also eher um kulturelle Hindergründe, und nicht das Einkommen der Eltern. Tatsächlich ist es doch so, wie eben auch aufgeführt, dass man an gewisse Familien ganz schlecht herankommt.
Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Sie mal Tacheles reden – also was arbeiten Sie denn ganz genau? Zudem: Sie haben die Tendenz, aus ihrem Erfahrungshintergrund heraus zu argumentieren. Gerade die Krippenlandschaft in der Schweiz ist so unterschiedlich von Region zu Region – was Angebot und Nachfrage, aber auch allfällige Subventionen betrifft. Falls hier eine Homogenisierung erreicht wird, kann man diese Pseudokiskussion weiterführen. Vorher kann jeder nur aus seinem Gärtchen berichten.
Ach, kommen sie, Sportpapi… Turnlehrer und „wissenschaftliche Vorgehensweise“… schon klar… 😀
@Vontobel: „Turn“-Lehrer sagen Leute, die davon etwas verstehen, schon lange nicht mehr. Aber ich halte jetzt keinen Vortrag über die Unterschiede zwischen Turnen und Sport…
Aber wissen Sie, dass man mittlerweile Sportwissenschaften studieren kann, ohne sich einmal dabei zu bewegen? Wenn es sein muss, im Rollstuhl? Und dass ein wissenschaftlicher Master heute Grundlage ist, um überhaupt ein Lehrdiplom Sport zu erlangen?
Ansonsten danke für den freundschaftlichen Seitenhieb 🙂
😉
@Sascha: Kein Tacheles. Aber dass ich im Bewegungs- Motorikbereich tätig bin, ist ja offensichtlich. Und unter anderem im Bereich Frühförderung/Integration.
Und natürlich argumentiere ich aus meinem Erfahrungshintergrund. Wenn aber jemand widerspricht, versuche ich meine Aussagen auch zu belegen (oder nehme sie notfalls zurück). Wäre schön, man würde bei widersprechen genauso argumentieren, und nicht einfach nur widersprechen oder auf den Mann spielen.
„… Vor allem Migranten schicken ihre Kinder früh, damit diese für die Schule vorbereitet sind…“ „….Die Eltern sind vielleicht arbeitslos, haben kaum Geld, leben isoliert in einer kleinen Wohnung. Das betrifft oft ausländische Familien, doch auch viele Schweizer…“ Solange man mit den eigenen Ressourcen ein Kind fördern soll, geht wenig, man guckt lieber zuhause Fernsehen. Sobald eine fremdbezahlte Institution vorhanden ist, kann man nicht schnell genug die Kinder aus dem Haus haben.
Genau, darum gehen heute Waldspielgruppen, Waldkindergärten und Waldschulen mit den Kindern in den Wald. Delegation an „sichere“ Institutionen (den die Kinder alleine rumstromern zu lassen geht schon gar nicht mehr, Autos, böse fremde Männer und überhaupt sind Kinder doch so klein und unfähig).
Warum so gehässig? Vielleicht haben diese Familien keine Möglichkeit, das Kind innerfamiliär zu betreuen, Mami bleibt zu Hause. Sobald aber die Chance besteht, einem Kind eine ausserhäusliche, sichere Betreuung angedeihen zu lassen, sucht sich auch Mami eine Arbeit, was den prekären Finanzen gut tut. Und allen ist geholfen.
Was ist gemeint mit „arm an Ressourcen“? Am Geld kann es kaum liegen, wenn Kinder zu wenig ins Freie kommen. Gerade wenn die Eltern noch arbeitslos sind. Dass gerade diese Familien keine Krippenplätze bekommen, glaube ich nicht. Richtig ist, dass sie offenbar nicht beanspruchen. Überhaupt ist es schwierig, an diese Familien heranzukommen. Da macht man gut gemeinte Angebote und wundert sich immer wieder, dass diese nicht wahrgenommen werden. Klar, dass man deswegen einmal mehr auf Angebote für alle setzt, um die Minderheit zu erreichen, die sich sträubt. Das kann aber keine Lösung sein!
Es ist häufig eine Frage des Stolzes. Man lässt niemanden an sich heran, signalisiert, alles im Griff zu haben, auch wenn dies nicht stimmt. Zudem die Angst vor einer fremden Kultur, die das Kind entfremden wird, weg von den eigenen Werten. Eine Früherfassung von allen mit Tagesstrukturen würde allen gut tun, den verwöhnten betuchten Kindern wie den sozial benachteiligten. Wichtig aber: dass auch die Begabten gefördert wird und die Gleichschalterei auf einem tiefen Niveau, die wir hierzulande so gerne betreiben, aufhört.
@Francesca: 1) Das mit dem Stolz mag stimmen. Vielfach gibt es aber auch keinerlei Problembewusstsein. 2) Nein. Wir können nicht alle Kinder in Tagesstrukturen pressen, um ein paar wenige zu erreichen. Es ist ein Unsinn zu meinen, irgendwelche billigen Betreuungsstunden seien für alle Kinder besser als die liebevolle Betreuung zu Hause. Es gibt schon einen Grund, weshlab bezüglich Qualitätssicherung in Krippen praktisch das vor Augen steht, was in einer Familie vorhanden ist. 3) Richtig. Vor lauter Chancengleichheit vergessen „wir“ die Begabten, gerade auch im Normalunterricht.
Eine der Ressourcen, die möglicherweise etlichen Eltern fehlt: Den Arsch vom Sofa hochzubekommen, das Auto in der Garage zu lassen und mit den Kindern rauszugehen (ach ja, und manchmal halt den Regenschutz hervorzunehmen).
@Sportpapi: Doch. Wenn das Geld bei den Eltern (bzw. insbesondere der Mutter) fehlt, dann zieht man sich lieber in die eigenen vier Wände zurück und geht nicht mehr raus, um am gesellschaftlichen Leben draussen teilzunehmen. Man kann den Kindern kein Velo kaufen, kein Zug benutzen für einen schönen Ausflug mit dem Kind, keine Glacé dem Kind anbieten etc. Der Rückzug in die eigenen vier Wände bei weniger betuchten Menschen sieht man vor allem in „reichen“ Ländern, weil die äusserlich sichtbare Armut als Ausnahme erscheint und als von der Gesellschaft nicht akzeptiert (und abnormal) gilt.
@Daniel Alder: Das kann ich nachvollziehen. Aber offensichtlich spielen hier kulturelle Hintergründe auch eine grosse Rolle. So ist es zum Beispiel für viele Migranten völlig undenkbar, zum Spass in den Wald zu gehen, weil der in ihrer Heimat gefährlich ist.
Ja, was ist wohl mit „arm an Ressourcen“ gemeint. Damit ist gemeint, dass sich die Psychologen eine Stammklientel von 10-20% der Bevölkerung schaffen wollen, denen sie von Staates wegen ihre Dienste aufzwingen dürfen. Bezahlt natürlich nicht aufgrund von Notwendigkeit, sondern weil der Staat es fianziert und dort eh keiner schaut, wofür das Geld verplempert wird.