Streiten? Ja, aber richtig

Ein Gastbeitrag von Martina Marti*

Why do they have to fight?

Für Kinder sind streitende Eltern schlimm. Es gibt Möglichkeiten, um den Stress für Kinder zu mindern. Foto: Yuri Arcurs/iStockphoto

Ach, wie gerne würden wir uns vom Leben jeden Tag das «Menü eins» servieren lassen: «Friede, Freude, Eierkuchen». Doch leider fällt die Speisekarte des Alltags um einiges vielfältiger aus: Zoff am Arbeitsplatz, Ärger in der Schule, Dispute im Freundeskreis – und ja, Streit in der Partnerschaft. Während zu Beziehungsbeginn Liebende ihre Suppe der Unstimmigkeit noch alleine auslöffeln dürfen, ändert sich das schlagartig, wenn Kinder da sind. Streiten vor dem Nachwuchs? Darf man das überhaupt?

Sogar Fachpersonen sind sich bei diesem Thema uneinig. Unzählige Ratgeber, Checklisten und sogar Seminare richten ihren Fokus hauptsächlich auf den Inhalt der elterlichen Streitgespräche (Wie formuliere ich richtig? Was sollte ich vermeiden? …). Doch es ist kaum ein Merkblatt darüber zu finden, was Kinder eigentlich brauchen, was sie bewegt und was sie auch befreien kann, wenn Mami und Papi sich einmal in den Haaren liegen.

Grundsätzliches:

  • Schutz: Niemals dürfen Kinder körperliche oder wörtliche Gewalt miterleben.
  • Sicherheit: Streiten verunsichert, kann auch mal traurig oder hilflos machen. Aber niemals darf existenzielle Angst aufkommen. Weder durch Lautstärke, Drohungen, Dinge, die rumgeschmissen werden, oder Ähnliches.

Die wichtigsten Sätze für Kinder:

  • Wahrheit: Sagen, was gerade passiert: «Mami und Papi sind gerade unterschiedlicher Meinung. Darum streiten wir uns.»
  • Beruhigung: «Wir streiten uns, um eine neue Lösung zu finden.»
  • Entbinden: Kinder glauben stets, dass die Welt um sie herum wegen ihnen selber so ist. Oder anders ausgedrückt: Wenn Mami und Papi streiten, haben sie automatisch das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben – oder mitschuldig zu sein. Dieser Satz kann deshalb nicht oft genug gesagt werden: «Es hat absolut nichts mit dir zu tun! Das ist eine Sache zwischen Mami und Papi.»

Ergänzendes:

  • Grenzen: Kinder dürfen niemals zwischen die Streitfronten geraten. «Der Papa hat das doch gestern gesagt, oder?» Sie haben mit dem Streit nichts zu tun.
  • Ohrenschutz: Intime Details (Sexualität, Fremdgehen und Ähnliches) ist nicht für Kinderohren bestimmt. Ebenso Trennungsgespräche. Hier gilt klar: Gespräch vertagen, am besten an einen neutralen Ort verlegen.
  • Stoppregel: Wenn es den Kindern zu viel wird, dürfen sie «stopp» sagen. Es wird eine Diskussionspause vereinbart und jeder kann in der vordefinierten Zeit etwas herunterkochen.
  • Wahrnehmen: Die Idee, den Ärger den Kindern zuliebe herunterzuschlucken oder Stillschweigen zu bewahren, ist zwar liebevoll gemeint, kann aber das Gegenteil bewirken: Elementare Unstimmigkeiten spürt der Nachwuchs auch ohne Worte. Manchmal kann das Unausgesprochene mehr verunsichern als ein effektiver Streit. Hier kann helfen: «Mir geht es heute nicht so gut. Mami und Papi haben Streit, doch möchte ich das ein anderes Mal lösen. Es hat nichts mit dir zu tun.»
  • Liebe: Kinder dürfen Mami und Papi genau gleich lieb haben. Das klingt total simpel, ist aber bei schwerwiegenden Differenzen bis hin zur Trennung oft schwer umsetzbar für tief verletzte Eltern.
  • Versöhnung: Schön, wenn Kinder die Versöhnung nach einem Streit ebenfalls miterleben dürfen. Sie können lernen: In Beziehungen wird gestritten (vielleicht auch mal etwas heftiger), doch schliesslich werden gemeinsame Lösungen gesucht und wieder Frieden geschlossen. Das gibt ihnen Sicherheit.

Persönliche Anmerkung: Am meisten Kraft in der Kindererziehung hat das Vorleben. So kann ich meinen Kindern auch nicht nur theoretisch – oder noch schlimmer: selber laut schmatzend – vermitteln, beim Essen den Mund geschlossen zu halten. Damit erübrigt sich für mich die Frage, ob «gesundes» Streiten vor den Kindern in Ordnung ist oder nicht.

Wie halten Sie es? Streiten Sie vor den Kindern – und wenn ja, was ist Ihnen dabei wichtig?

bild_martina_marti* Martina Marti ist freie Journalistin und Psychosoziale Beraterin in eigener Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, www.martinamarti.ch. Sie lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen Kindern (Jg. 06 und 09) in der Nähe von Zürich.

38 Kommentare zu «Streiten? Ja, aber richtig»

  • Max Blatter sagt:

    Mein Ex-Frau und ich pflegten sehr oft und unproduktiv zu streiten – anschliessende Versöhnung war kaum je wirklich möglich. Viel zu lange meinte ich, das den Kindern zuliebe aushalten zu müssen – bis ein Psychologe sagte, seiner Meinung nach sei das für die Kinder nicht gut. Das war für mich wie eine Erlösung: In dieser Sekunde entschied ich mich für die Trennung, die wir dann innert Wochen auch vollzogen. Das nächste Geburtstagsfest des älteren Sohnes fand dann zweigeteilt statt: ein Teil im Haus meiner Ex-Frau, ein Teil in meiner Wohnung – das Feedback unseres damals 11-jährigen lautete…

  • alias sagt:

    „Schön, wenn Kinder die Versöhnung nach einem Streit ebenfalls miterleben dürfen. Sie können lernen: In Beziehungen wird gestritten (vielleicht auch mal etwas heftiger), doch schliesslich werden gemeinsame Lösungen gesucht und wieder Frieden geschlossen.“ – pruust. Unsere Kinder haben gelernt: Ein Streit endet fatal, mit einer Trennung der Eltern. Alle verlieren dabei, die Frau, der Mann, die Kinder. Versöhnung wird per definitionem von der Frau aktiv hintertrieben. Alles ist Scheisse.

  • retopoteto sagt:

    Unser Kind erlebte die Zeit, als wir uns stritten (wegen einer Affäre) sehr schlimm, dies mit etwas über zwei Jahren. Wir schafften es nicht, unsere Emotionen im Zaun zu halten und wurden anklagend, nicht einmal laut. Aber es zischte böse. Die Kleine ass plötzlich nicht mehr richtig, schlief miserabel… Als wir uns selber beruhigten, die Wolken wegzogen, war alles wieder bestens. Nur: kaum hatten wir wieder ein intensives Gespräch wegen irgendwas, merkten wir der Kleinen an, wie sie sich fürchtete. Ich meine, klar darf das ein Kind erleben. Aber das Gefühl von Sicherheit und Wärme leidet.

  • dres sagt:

    Während der WM gibt’s gemäss Thema von gestern nicht einmal genug Zeit für Sex, geschweige denn für Streit.
    😉

  • maia sagt:

    Ich habe den Eindruck, die Liste oben ist von Erwachsenen ausgedacht, deshalb z.B. dieser Satz: „Mami und Papi sind gerade unterschiedlicher Meinung. Darum streiten wir uns.» Ich denke, kaum ein Kind ist so blöd, dass es das nicht selber merkt. Wer gleicher Meinung ist streitet ja wohl kaum. – Diesen Satz „Niemals dürfen Kinder körperliche oder wörtliche Gewalt miterleben“ verstehe ich übrigens wie ManiMann. offenbar ist die Gewalt völlig in Ordnung, solange sie Kinder nicht mitbekommen. Ausserdem finde ich den Ausdruck „wörtliche Gewalt“ schon ziemlich schräg und ich frage mich,

  • Laura TI sagt:

    Die Theorie ist ja gut, aber: Streit ist ja eine emotionale Sache und Emotionen kochen hoch, es kommen Verletzungen dazu, etwa wenn eine Drittperson in die Paarbeziehung eindringt. Alle die hier kommentieren, habt Ihr Euch auch in Krisensituationen so im Griff, dass Ihr merkt, wann eine Grenze erreicht ist? Egal ob vor Kindern oder nicht. Streit kann man doch nicht rational steuern, sonst wäre es ja kein Streit sondern bloss eine Diskussion. Wichtig scheint mir, was alam oben sagt, dass der Streit positiv endet, mit Entschuldigung und Lösungen und sich wieder lieb haben.

  • urs lehmann sagt:

    Das wichtigste fehlt mMn:
    Nicht verletzen, falls es sich vermeiden lässt. Z.B. „Übrigens das Kleid, das Du lezte Woche gekauft hast….Ich habe gelogen, es steht Dir überhaupt nicht, Du siehst darin aus wie ein Sack Kartoffeln“(erst recht falls es stimmt) oder „die Kinder sind ja eh nicht von Dir“ sind absolote NoGo’s.

    Ausgenommen hiervon ist höchstens Streitthema-bezogenes, da kann es sein dass verlezten unvermeidbar ist, hier gilt: so sanft wie nur irgend möglich. Und derartiges gehört dann dann auch hinter verschlossenen Türen ausgetragen.

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Dem kann ich nur teilweise zustimmen: ich denke, wenn man sich verletzt und/oder beleidigt, ist die Beziehung eh schon zerüttet ohne Chance auf Besserung.

      • urs lehmann sagt:

        Ich dachte zB an das Verarbeiten von Seitensprüngen. Ja, da ist schon einiges an Porzellan zuvor zerschlagen worden, was jedoch nicht heisst dass keine Chance auf Besserung besteht.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Also, ich persönlich möchte nie wieder mit jemandem zusammen sein, der mich als dumme Kuh und schlimmeres beschimpft. Da gäbe es bei mir keine Diskussionen mehr.

  • alam sagt:

    Wichtiger als der Streit an und für sich ist doch, was daraus wird. Können wir uns nach dem „lauten Teil“ wieder beruhigen? Finden wir eine Lösung? Können wir Abmachungen treffen, damit wir nicht immer wieder aus dem gleichen Anlass streiten? Können wir uns entschuldigen? Können wir verzeihen? Können wir uns danach wieder in die Arme nehmen? Und das sollen die Kinder sehr wohl mitbekommen, um zu lernen wie konstruktives Streiten geht.

  • Manni Mann sagt:

    Vor Kindern keine Verbale und körperliche Gewalt… ich finde diese Tipps sinnlos. – Das würde bedeuten: ich schlage meine Frau erst, wenn die Kinder in der Schule sind. Ich raste erst aus und werfe alle Teller am Boden, wenn ich die Kinder vorher zum Grosi gefahren habe.
    Hallo? Wer sich nicht im Griff hat, der kann auch nicht warten bis die Kinder weg sind, bzw. wenn er das kann, dann wird er gar nicht austicken.
    Alles andere ist Hafenkäse. Vielmehr gilt: Wenn ein Paar seine Streitigkeiten lösen kann, dann wird es den Kindern nicht schaden, sonst schon. Egal ob es laut oder leise war.

  • Anja sagt:

    Liebe Martina Marti, herzlichen Dank für diese hilfreiche Checkliste zu einem äusserst wichtigen Thema – wenn nicht DAS wichtigste Thema überhaupt, wenn es um Kindererziehung geht!

  • Irene feldmann sagt:

    Nicht der gleichen Meinung sein ist gut nur, zivilisiert streiten ist eine wahre Kunst. Wenn Kinder den geschlossenen Kreis des Konflikts und der Lösung regelmäßig miterleben sollte dies auch keine Psychose auslösen.

  • Flo sagt:

    Ich bin der Ansicht das Kinder sehr wohl ein Streitgespräch zwischen den Eltern auch zu heiklen Themen, je nach Alter der Kinder, mitbekommen dürfen. Absolute Bedingung, ein Steitgespräch zwischen Erwachsenen sollte immer oberhalb der Gürtellinie bleiben. Ich finde es, gerade für grössere Kinder besser, wenn sie mitbekommen das nicht „heile Welt“ zwischen den eltern herrscht um wenn dann eine Trennung ansteht aus allen Wolken zu fallen. Altersgerechte Gespr$che mit den Kindern gehören da ebenfalls dazu.

    • Luise sagt:

      Das seh ich genau so und finde, es darf auch einmal laut sein dabei. Kinder streiten ja auch! Und Streit ist eben Streit. Wer hat da schon jedes Wort und jeden Ton unter Kontrolle. Deshalb finde ich die Tipps ziemlich nutzlos. Klar versucht man als Paar, schlimme Auseinandersetzungen zu zweit zu führen. Aber das lässt sich auch nicht immer vermeiden. Und: Kinder verstehen das, weil sie oft auch brüllen und schimpfen. Als Eltern stehen wir nicht immer auf einem Sockel.

    • Andrea Mordasini, Bern sagt:

      Ja, Kinder sollen und müssen merken, dass auch wir Erwachsene Gefühle (positive und negative) haben und nicht immer nur „funktionieren“, sondern auch mal wütend sind und Gefühle gezeigt werden dürfen. Hauptsache ist, dass fair gestritten wird und wie Flo schreibt, der Streit nicht unter die Gürtellinie fällt. Wenn (negative) Gefühle immer tabuisiert und unter den Tisch gekehrt werden, können Kinder ja gar nicht damit umgehen lernen. Meine beiden Kinder (7, bald 6) streiten sich auch oft – sie schaffen es aber auch, sich innert kurzer Zeit wieder zu versöhnen. Das ist das Schönste am Streit 😉

  • vreni märz sagt:

    Sie sollten mal Eckhard Tolle lesen, würden Sie das Thema „Streit“ aus einer ganz anderen Perspektive betrachten.

    • Lautaro sagt:

      Frau März, in diesem Fall würde ich nicht nur den Streit sondern auch alles andere aus einer ganz anderen Perspektive betrachten und könnte mich gleich ins Nirwana verabschieden, auch wenn es dort das Formlose heisst -:) Wenn ich einmal esoterisch-spirituelle Versuche bezüglich Streitkultur-Bewältigung versuchen wollte, würde ich, da mir das Hinduistische nicht so liegt, an Gurdjieff und Castaneda halten (reine presönliche Vorliebe).

  • Lautaro sagt:

    „Wir streiten uns, um eine neue Lösung zu finden.“ „Mami und Papi sind gerade unterschiedlicher Meinung. Darum streiten wir uns.“ – sowas ist kein Streit sondern ein freundschaftlicher Austausch von gegensätzlichen Argumenten. Ein Streit ist der Austausch von massiven Vorwürfen, das Bezichtigen von Unfähigkeit, von Schuldzuweisung und immer mit dem Ziel verbunden, subjektiv recht zu behalten. In einem richtigen Streit ist gar nichts objektiv, es werden ganz bewusst alle Register gezogen und zudem wird versucht, das Kind als Partei auf seine Seite zu ziehen. Also kein Streit vor den Kindern !

    • Max Muster sagt:

      Das ist nur Ihre persönliche Definition von Streit. Für mich ist ein Streit „eine grundsätzliche Meinungsverschiedenheit“. Wie sie diesen „Streit“ führen, ist Ihnen überlassen, aber durch die schwere der Vorwürfe oder der Wortwahl kann bestimmt nicht eingeschränkt werden, ob es sich um einen Streit handelt oder nicht.

      Noch hinzuzufügen, „kein Streit vor den Kindern“? Wie oder wo sollen Kinder sonst lernen „richtig“ zu streiten als von den Eltern? Eltern habe eine Vorzeigerolle, dass bei Streiterein und Meinungsverschiedenheiten trotzdem eine „sachliche/normale“ Wortwahl genommen werden soll.

    • tststs sagt:

      Das war ganz genau mein Gedanke! „Streiten“ gehört, wenn möglich, vor den Kindern vermieden; heftige Diskussionen hingegen nicht…

    • Andreea sagt:

      Genauso sehe ich das auch: kein Streit vor den Kindern!

    • maia sagt:

      Ich verstehe eigentlich nicht, warum nicht vor den Kindern gestritten werden soll. Eltern sind doch auch ganz normale Menschen und die streiten sich halt auch mal und versöhnen sich (hoffentlich) wieder. Ist doch eine gute Lehre für die Kinder. Kinder verstehen mehr als mir meinen. Meine Eltern haben sich oft gestritten und ich konnte gut einordnen ob es einen Grund dafür gibt, ob sie einfach mal mit dem linken Bein aufgestanden oder was auch immer. Ein offener Streit kann sicher besser eingeordnet werden, als eine latent schlechte Stimmung bei der ein Kind nicht weiss um was es geht.

    • 13 sagt:

      Streit bedeutet für mich immer, dass neben dem eigentlichen Sachthema, noch Emotionen dabei sind, Ich gehöre zu den etwas emotionaleren Menschen, bei denen es auch mal laut wird, aber nicht verletzend. Die gehört bei den meisten Beziehungen dazu, also auch in die Beziehung zu meinem Mann wie auch zu meinen Kindern.Und meine Kinder dürfen mich so sehen, wie ich eben bin. Ich verstecke mich nicht und wir streiten darum auch mal vor ihnen. Natürlich kommen dann fragen, aber die würden auch kommen, wenn wir es im stillen Kämmerchen machen würden.Die Frage ist nur,würden sie sie dann offen stellen?

      • 13 sagt:

        Jeder, der denkt, dass Kinder nichts vom Streit mitbekommen, nur weil man es nicht vor ihnen tut, irrt sich in meinen Augen. Und ich bin der Meinung, dass dieser Streit hinter geschlossenen Türen die Kinder mehr verunsichert, als der offen ausgetragene. Sie müssen ja den Inhalt nicht immer 1:1 mitbekommen, aber sie dürfen wissen, dass Mami gerade sauer auf Papi ist oder umgekehrt, gleich wie sie wissen dürfen, dass wir uns trotz Streit gerne haben und auch wieder Frieden machen. Und insbesondere auch, dass keiner von uns perfekt ist und eben auch mal Fehler machen, die anderen weh tun.

      • 13 sagt:

        Und manchmal kommt es vor, dass selbst kleine Kinder zu Streitschlichtern werden. Ich habe mich vor Kurzem über meinen Mann geärgert, weil er etwas nicht gemacht hat, was er versprochen hatte. Da kommt unser 3-jähriger und sagt plötzlich: „Mami, Papi hat das aber nicht extra gemacht, er hat es einfach vergessen.“ Als mein Mann loslachte, kam gleich die Retourkutsche: „Trotzdem könntest Du Entschuldigung sagen!“;-) Und so lernen wir von Kindern, dass wir manchen Sachen einen zu grossen Stellenwert zusprechen. Das Leben ist manchmal ganz einfach, zumindest mit Augen eines 3-jährigen betrachtet,

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Wir haben uns oft auch vor den Kindern gestritten und es fielen auch Worte, die absolut inakzeptabel sind. Als ich den Schlussstrich gezogen haben war der Grosse 4 Jahre und der Kleine 11 Monate alt und wurde höchste Zeit.

  • mila sagt:

    Eine ‚gesunde‘ Streitkultur zu lernen wäre auch für Paare ohne Kinder hilfreich – wenn sie langfristig zusammen (glücklich) bleiben wollen. Sonst schleichen sich über die Jahre zermürbende Verletzungen ein, die man vielleicht zu vergeben meint, aber nicht vergisst. In jedem weiteren Streit können sie, bildlich gesprochen, erneut zu Steinen des Anstosses werden – bis mehr Steine da sind, als man verzeihend aus einem Gespräch wegtragen kann. Entsprechend geht man immer leichter gereizt miteinander um und verschanzt sich hinter der sich türmenden Mauer eines zunehmend verhärteten Konflikts.

    • mila sagt:

      Und nennt es in der Folge sinnhaft ‚unüberbrückbare Differenzen‘.

      • gilberte sagt:

        Ja, dies kann ich zu 100% bestätigen und unterstreichen.
        Eine gute „Streitkultur“ bzw. Respekt vor dem Gegenüber und die Achtung seiner Würde sind das A und O.
        Wenn der Respekt erst einmal bachab ist, werden die Abwertungen und persönlichen Verletzungen kumuliert und irgendwann praktisch irreparabel.
        In einem Streit finde ich doch nicht meinen Partner das Allerletzte, sondern teile seine Meinung nicht oder mich verletzt bzw. ärgert sein Verhalten.

    • Flo sagt:

      und Tropfen kommt zu Tropfen – irgendwann ist das Fass voll – überläuft und das sicher oft für das Gegenüber aus nichtigem Anlass – einfach weil das Fass zum überlaufen voll war!
      Ich kenne das aus eigener Erfahrung – ein Partner der nicht streiten kann/will, alles schluckt und irgendwann wie eine Bombe explodiert – wegen einem Nichts!

  • henriette sagt:

    Disharmonie zwischen den Eltern bekommen Kinder immer mit, auch wenn kein einziges „böses“ Wort fällt.
    Schauspiel ist vergebene Liebesmüh, Kinder haben feinste Antennen.

    • Flo sagt:

      genau – und deshalb sollte man altersgerecht mit ihnen über diese dinge sprechen. Dann fühlen sie sich auch wirklich ernstgenommen.

  • Marcel sagt:

    «Es hat absolut nichts mit dir zu tun! Das ist eine Sache zwischen Mami und Papi.»
    Wenn das wirklich der Wahrheit entspricht, sollte man das sagen. Aber sobald wenn Kinder da sind, dann basieren fast 90% aller Streitsituationen eben weil man ein Kind hat. Natürlich ist das Kind nicht als Wesen dafür verantwortlich, aber es ist der Umstand, weil man eben das Kind hat und sich dadurch nochmals andere Situationen ergeben. Aber im Grunde genommen Stimme ich Ihnen zu, auch wenn ihr Streit mehr wie ein Schauspiel wirkt, als wie ein realer Streit. Da sind zu viele Regeln drin. *fg*

    • Hotel Papa sagt:

      „It’s not you, it’s me!“ Das ist auch immer die Aussage bei der Trennung. Und nichts ist verlogener als das.

    • René sagt:

      Selbst wenn die Kinder der ANLASS sind für den Streit, sind sie nicht die SCHULDIGEN für den Streit. Mit der Aussage, wir haben wegen Dir Streit, schiebt man die Schuld den Kindern in die Schuhe. Das mag aus der Emotion heraus verständlich sein, wir sind ja alle nur Menschen, zeugt aber nicht gerade von Rückgrat und Verantwortungsbewusstsein. Zumindest sollte man, wenn die Emotionen etwas abgeklungen sind, sich bei den Kindern entschuldigen und ihnen etwas über die Schwächen des Menschen bzw. von Mami und Papi erzählen 😉

      • Claudia sagt:

        Das Kind kann aber nichts dafür, dass es die Eltern auf die Welt gesetzt haben. Es wurde nicht gefragt. Deshalb ist es auch NIEMALS schuldig am Streit oder an den Problemen/Unzufriedenheit der Eltern.

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