Ferien auf Balkonien
Ein Papablog von Nils Pickert*

Ein Topf mit Basilikum findet immer Platz: Familie auf einem Balkon in Dortmund, am Tag vor dem ersten Spiel der Deutschen an der Fussball-WM 2014. (Foto: Ina Fassbender/Reuters)
Balkonien, Balkonien
Du bist schon eine Reise wert
Ich geh nur durch die kleine Tür
Und fühl mich völlig unbeschwert
Sicher kennen Sie Balkonien. Das ist der Ort, wo Sie im Herbst die Kastanienmännchen ihrer Kinder hinstellen, wenn die Kleinen nach dem achten immer noch nicht aufhören wollen zu basteln und die ersten schon anfangen, muffig zu riechen. Für manche Leute ist es auch die letzte Raucherzuflucht, wo sie sich dann einsam und verlassen bei jedem Wetter neben die Satellitenschüssel quetschen müssen, die man in einer Mietwohnung ja nicht mal eben an die Fassade oder aufs Dach schrauben kann. Bei anderen stapeln sich dort im Winter die Sommerreifen, weil der Keller ja bereits voller Schuhe ist, die «irgendwann wieder kommen», und überall Holzreste rumstehen, die «man noch brauchen kann», und ausrangierte Kindersachen, «falls mal noch eins kommt».
Aber im Sommer, ach, im Sommer. Da ist Balkonien der Ort, den wir zu unserem Sehnsuchtsreiseziel gestalten, weil wir wieder mal keine Urlaubstage übrig haben, uns mit dem Partner nicht auf Strand- oder Wanderurlaub einigen können oder uns auffällt, dass Flugreisen mit Kindern sich inzwischen preislich so gestalten, als würde man ein befreundetes Pärchen einladen. Da helfen auch die Tüten mit dem Plastikkram, die das nette Bordpersonal den Kleinen freundlich lächelnd überreicht, nicht drüber hinweg.
Es gibt viele gute Gründe, über den Sommer zu Hause zu bleiben und seine kostbare Zeit auf Balkonien zu verbringen. Hier sind 5:
- Von wegen Last Minute! Flugreisen, Hotels, Ferienwohnung, An- und Abreise – das alles muss monatelang generalstabsmässig geplant werden und auf den Familienkalender abgestimmt werden. Lohnt es sich wirklich, mit dem Auto für den Flug in eine andere Stadt zu fahren, weil es dort nur halb so teuer ist? Sollen wir nachts nach Italien fahren, um der Blechlawine zu entgehen, und wenn ja, mit welchen legalen Drogen schaffen wir so einen Trip? Und wie bekommen wir die Geschenke des Kindes (ein Fahrrad, natürlich!), das mitten in den Ferien Geburtstag hat, noch in den Kofferraum?
- Das ganze Verreisen hat inzwischen viel zu oft etwas von der Jagd nach einem möglichen «schönsten Ferienerlebnis», von dem die Kinder dann anschliessend in Kita und Schule erzählen können. Aber was nützt ein tolles Familienfoto vor der Akropolis, wenn sich ein Familienmitglied den Rest des Ausflugtages wegen eines Sonnenstichs übergeben musste? Wieso machen wir Urlaub, bei dem wir das Gefühl haben, wir bräuchten anschliessend ein paar Tage, um uns von den Strapazen zu erholen?
- Mit Kindern in Hotels ist es meistens einfach furchtbar. Und damit meine ich, dass wir den «War doch eigentlich ganz schön»-Filter von der Erinnerung an den einen oder anderen Hotelaufenthalt mit den Kleinen mal entfernen. Der ist dort nämlich nur deshalb installiert, weil wir auch im Nachhinein nicht einen Urlaub gemacht haben wollen, bei dem uns in ehrlichen Momenten schon die Idee verrückt vorkommt. Kinder können sich in Hotels nicht bewegen. Es gibt zu viele Hausregeln, die sich niemandem erschliessen, und der Platz reicht gerade mal dafür, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.
- Ferienwohnungen sind zu teuer. Klar müssen die Besitzer auch irgendwie Geld verdienen, aber wenn Sie nicht gerade in der Pubertät angefangen haben, sich an möglichen Reisezielen Freunde mit Immobilien zu suchen, bei denen Sie den Urlaub verbringen können, dann wird es ziemlich schwierig.
- Übersteigerte Erwartungen. Jahresurlaub – da muss aber alles stimmen. Von der Anreise über den Preis bis zum Essen. Der ganze Erholungsstress ist kaum auszuhalten. Und irgendwann merkt man: Schlechte Laune zu haben, geht überall. Nur hat man zu Hause bessere Möglichkeiten, damit umzugehen.
Balkonien hingegen, das ist etwas ganz anderes. Das Meer ist dort zwar nicht so schön wie an der französischen Küste, aber dafür können Sie die Wassertemperatur im Planschbecken selbst regulieren. Die Wäscheleine mit den niedlichen Kindersachen hängt dort mindestens so gut wie in kleinen sizilianischen Gassen. Ein Topf mit frischem Basilikum für Urlaubs-Tomate-Mozzarella findet dort immer Platz. Und falls es mal Zoff gibt: Balkonien grenzt direkt an das Nachbarland «Da ist dein Zimmer!». Also warum nicht mal Ferien auf Balkonien?
*Nils Pickert lebt derzeit mit seiner Familie in Süddeutschland. Er hat eine monatliche Kolumne auf Standard.at, in der er sich mit den männlichen Seiten der weiblichen Emanzipation beschäftigt.
63 Kommentare zu «Ferien auf Balkonien»
allerdings der Aufwand mit all den Materialien zu gross (sind mit öV) unterwegs. Und einmal waren zwei unseres vierköpfigen Haushalts krank, da wäre „Balkonien“ angenehmer gewesen.
wir haben einige Male Ferien auf Balkonien versucht – v.a. um Geld für andere Ferien zu sparen. Sicher gibt es viele tolle Dinge von zu Hause aus zu machen. Bei uns ist aber die „Verlockung“ zu gross, zu viele To Do’s reinzupacken… wenn es unser Budget erlaubt, fahre ich sehr gerne weg und geniesse „neue Welten“ (auch in der Schweiz oder in Deutschland) sehr. Tapetenwechsel tut mir und uns als Familie sehr gut. Natürlich gibt es diese stressigen Momente im Voraus und Nachhinein. Aber insgesamt fand ich es auch mit relativ kleinen Kindern „lohnenswert“. Im ersten Jahr mit Babies war uns
Hier noch ein Solarkraftwerk für den Balkon!
http://www.adegeranium.ch/
Wir fahren auch dieses Jahr wieder nach Holland. Da ich mir das Ferienhaus und die Automiete alleine nicht leisten könnte, bin ich froh, dass meine Mutter mitkommt. Das gibt zwar ab und an Knatsch, aber was solls…….
Ferien ausserhalb Balkonien sind. Für alle interessant welche sich für andere Kulturen auch kulinarisch offen zeigen .
Die Schnitzel pommfrittes Esser bleiben besser zu Zuhause.
Naja, da muss ich mir keine Sorgen machen. Holland hat kulinarisch nicht viel zu bieten, ausser Fisch. Da darf es für die Kinder ruhig auch Schnipo sein.
Habe frueher immer gezeltet. War teils wirklich extrem schoen. Leider kann ich meine Frau noch immer nicht zu einem Camping ueberreden. Man muss bei den Sanitaeranlagen halt einfach ein paar Gaenge runter schalten. Allein das Kochen ist immer wieder witzig. Oder wenn es mal so richtig regnet. Wuerde ich gerne wieder mal machen.
Zelt und Schlafsack in den Kofferraum und los geht’s! Es gibt so viele schöne Zeltplätze und dazu sehr günstig. Es ist in innerhalb der Landesgrenzen relativ nahe, und trotzdem „flieht“ man von zu Hause.
Im Sommer bietet die Schweiz wahnsinnig viel, Ferien im Ausland sind sinnlos teuer – ergo Balkonien mit Ausflügen (ausser dieses Jahr). Aber die Sommerverlängerung im Süden lasse ich mir in den Herbstferien nicht nehmen. Und nein, es ist mit Kindern nicht kompliziert zu reisen, nicht die Bohne. Weiterer Gruss aus Nordafrika… 😉
dres, was machen sie in nordafrika?
gruss von balkonien (heute mein erster arbeitstag nach 2 wochen – uägh…)
Arbeiten, und auch ein wenig Ferien. Auf den Herbst und hoffentlich die Europa League Spiele (Grupenphase) von YB bin ich zurück. Sonst auf jeden Fall zum Start der Skisaison… 😉
@ Dres
Wobei häufig ein Ausflug in der Schweiz nicht wesentlicher günstiger als ein Tag im Ausland. Aber es kommt immer darauf an, wo man hingeht und was man tut. Was an reisen mit Kindern kompliziert sein sollte, habe ich auch noch nicht begriffen. Meistens sind es ja die Eltern, die kompliziert tun und nicht die Kinder. Diese kooperieren höchstens.
Kopieren? Kooperieren?
Kompliziert ist, dass die Kinder ihr Gepäck nicht selber tragen, trotzdem aber viel dabei haben möchten/müssen. Dass sie Wünsche haben, die sofort erfüllt werden sollten, und nicht irgendwann (beginnt mit dem WC-Besuch, was allerdings bei meinen Jungs nicht so tragisch ist). Dass sie im Zug sich nicht selber beschäftigen können, und ein Buch lesen etwas schwieriger wird. Dass sie gerne auch auf Ausflüge gehen, und andere Reisende „belästigen“, weil es ihnen langweilig ist. Aber all das hält uns auch nicht vom Reisen ab…
@13: Mit Auto oder ÖV ab in die Berge, an einen See, oder sonst in die Natur? Bräteln mit Freunden an einem Fluss? Es braucht wirklich nicht das Wochenende in Zermatt zu sein.
@ SP
Kooperieren ist richtig: Die Eltern gehen schon mal davon aus, dass das Kind im fremden Bett eh schlecht schlafen wird, das Kind spürt diese Erwartungshaltung und schläft dann tatsächlich schlecht. Juul gelesen? 😉 Das Reisen selber machen wir darum am liebsten nachts, wenn das nicht geht, dann gibt es halt etwas mehr Animationsprogramm von den Eltern als üblich. Aber wie Sie sagen, es wirkliches Problem ist das nicht.
@ Dres
Sag ich doch: je nach Programm und Zielort 😉 Wir sind dank eigenem Haus klar in einer speziellen Lage, wobei wir immer wieder Leute einladen, so dass das für sie auch der Fall ist, aber unsere Rechnung sieht so aus: Reisekosten 450.-, ab 2 Wochen haben wir die rausgeschlagen, da das Leben da billiger ist. Doch selbst, wenn wir die Unterkunft bezahlen müssten. Es gibt da auch billigere und teurere. Sinnlos teuer kann es sein, muss aber nicht, je nach Situation.
@ 13: „Das Reisen selber machen wir darum am liebsten nachts,“
Warum das denn? Ich fand die Autoreisen als Kind nach Italien Spitze: Kurz Fussballspielen auf den Autobahnraststätten, am selben Ort von den Eltern ein Eis erpressen, den Fahrer zu sportlicher Fahrt animieren, und dann irgendwann kam das Meer – einfach alles nur der Hammer. Und unserer Vierjähriger hat die Auto- und Schiffsreise auf die andere Seite des Mittelmeeres mehr als genossen, Theater gabs praktisch keines..
@ dres
Wegen der Lastwagen an den italienischen Autobahnen und weil ich trotz aller Liebe zu meinen Kindern „Oh Du guudigs Sünneli“ und „Tschu tschu tschu e Isebahn chummt“ nur je max. 20 Mal ertrage. 😉 Wir fahren an die nördliche Adria. Starten am späten Nachmittag, geniessen ein frühes Abendessen im Tessin mit längerer Pause und dann schlafen sie einfach schön. Gegen Mitternacht wird dann ein Spielplatz auf der Raststätte unsicher gemacht und bei Triest werden sie natürlich geweckt, um den ersten Blick aufs Meer zu ergattern. Ankunft gegen 3.00 Uhr morgens, ausschlafen bis 10.00 Uhr
und dann fangen die Ferien an, ohne dass man ein Tag „verloren“ hat. Wenn man häufig eine Strecke fährt, ist für irgendwann nicht mehr der Weg das Ziel, sondern das Ziel selber. Fahren wir woanders hin, sieht es anders aus, da fahren wir auch tagsüber. Wenn sie älter werden, werden wir aber wieder die norditalienischen Städte gerne auskundschaften, zur Zeit finde ich Stadtbesichtigungen nicht so prickelnd, weil die Erwartungen der Eltern mit den Interessen der Kinder einfach nicht im Einklang stehen. Streit ist da oft vorprogrammiert. Da fahren wir lieber weiter, wo wir alle zufrieden sind.
@13: Sie fahren wohl in einer ähnliche Ecke wie wir jeweils. Als Kind sind wir jedes Jahr ganz früh losgefahren, und haben dann auf dem Rücksitz noch etwas geschlafen (geht ja heute alles nicht mehr) und viel geschleckt. Die Fahrt war lang, aber immer ein Erlebnis. Das erste Mal Meer sahen, besser erahnten wir wohl irgendwann nach Venedig. Und von dort sass man dann wie auf Kohlen, irgendwann kam die Autobahnausfahrt, dann die bekannten Strassen, der Wasserturn, der bekannte Geruch, …
Mittlerweile fahren wir wieder da hin, auch wenn die alte Ferienwohnung längst verkauft ist (gehörte der Grossmutter). Auch immer mit Zwischenhalt im Tessin, dann am frühen Morgen weiter. Letztes Jahr sind wir dann zum ersten Mal in der Nacht heim. War ganz angenehm. Allerdings schlafen unsere Kinder dann nicht bis 10 Uhr…
Noch ein Tipp: Autozug Feldkirch-Villach (einsteigen der Familie ab ZH möglich). Da spart man wirklich zwei Nächte, und ist dann in zwei Stunden am frühen Morgen schon am Meer. Ist allerdings nicht so billig…
@ Sp
Das lohnt sich für uns kaum. Nach Zürich hätte ich schon über eine Stunde. Unter dem Strich würden wir 3 Stunden Fahrt sparen, dafür 8 Stunden im Zug sitzen und noch ein paar Hundert Franken bezahlen. Mit zwei Fahrer ist die Strecke eh keine grosse Sache, jeder fährt 2 x 2-3 Stunden (insgesamt 8-9 Stunden reine Fahrtzeit) und wir sind da. Und unsere Kinder gehören eh nicht zu den Frühaufsteher, nach einer Nacht im Auto eh nicht.
Das stimmt. Bei uns fährt nur eine, deshalb war der Autozug eine gute Variante. Zumal über Nacht, mit Liegewagen. Und Kindern (1/3jährig), die darin erstaunlich gut geschlafen haben.
Eigentlich verreise ich gerne in meinen Ferien. Auch wenn es nicht weit ist, hauptsache einen Tapetenwechsel. Wenn ich zu Hause bleibe, dann gibt’s immer noch da und dort etwas zu tun, vieles ist alltag und deshalb vergeht die Zeit auch gefühlt viel schneller um. Wenn ich verreise, kann ich so richtig abschalten, gerne lasse ich mich auch kulinarisch verwöhnen. Ich brauche dann nicht abzuwaschen oder zu putzen. Das sind für mich wahre Ferien.
Gefällt mir! Genau deiner Meinung – Mal nicht jedes Mal nach dem Essen den Boden wischen müssen… 🙂
Wir mieten seit Jahren ein Apartement in einem kleinen Hotel am Meer. Da hat man genügend Platz für die Kinder (die ja eh den ganzen Tag im Meer oder im Pool sind), kann auch Freunde empfangen, kann etwas kleines kochen bei Bedarf und trotzdem den Komfort eines Hotels geniessen. Wir machen gerne Ausflüge, sehen uns Ruinen an oder Besuchen ein Museum. Wichtig für uns alle ist der Tapetenwechsel und das Meer und ganz viel Zeit um einfach nichts zu tun.
Ferien zuhause enden immer damit, dass ich irgenwelche Sachen erledige und nie zu Ruhe komme. Und den Kindern ist es schlicht zu langweilig.
Das Problem mit Ferien auf Balkonien, wobei wir sogar den Luxus des Gartens haben, ist dass man sie am Schluss selten auf Balkonien verbringt. Ich gehöre zu denen, die dann leider vom „Wenn wir schon zu Hause sind“-Virus befallen werden. Wenn wir schon zu Hause sind, kann ich doch gleich den lange verschobenen Zahnarzttermin wahrnehmen, ….kann ich doch endlich mal den Keller entrümpeln,….könnte man doch endlich das Bad renovieren etc. oder dann: gehen wir einen Tag wandern, einen in den Zürcher Zoo, einmal ohne Kinder essen etc. Erholungseffekt gleich null.
Darum ist meine einzige Urlaubserwartung (um nicht auf Nr. 5 reinzufallen): wegfahren, keine Termine, keine vorgegebenen Zeiten. Hotels sind mit schon ohne Kinder ein Graus. Frühstück von 8-11? Und wenn ich um 11.30 einen ausgiebigen Brunch wünsche? Kinderhotels noch schlimmer. Ich liebe Kinder (wie Eltern), finde es aber gut, wenn sie einigermassen natürlich verteilt sind und zuviele auf einem Platz widerstrebt mir sehr. Darum kommt nur Camping oder Ferienwohnung in die Frage. Wenn man auch da keine hohen Erwartungen hat, sind diese nicht teuer. Wir haben mal auf einem Roadtrip mitten in der
Hochsaison in Südeuropa in einer populären und damit teureren Stadt für 30 Euro pro Nacht zu Viert übernachtet. Zugegeben, es war ein Kellerabteil, das mit etwas Farbe und Möbeln zum Zimmer umgewandelt wurde. Aber was solls Wir haben da ja nur 2 Nächte geschlafen, tagsüber waren wird draussen und konnten tun und lassen, was wir wollten. Das ist für mich Urlaub pur. Und das Schönste: Es gab kein Geheule: „Mir ist sooo langweilig, wann geht der Kindergarten wieder los?“ Aber vielleicht gilt das nur bei kleineren Kindern…
ach was, Kinderhotels sind super!!!! unseres ist „all inclusive“ und bietet durchgehend Bio-Kost, da kann man sich verpflegen, wann man will! Zudem tolles Programm, auch Mami kann ausreiten, man geht mit der ganzen Familie in den Seilpark etc. zudem hat es eine tolle Wellness-Anlage..(Waren Sie mal in einem Kinderhotel?)
@ Susi
Nein, war ich nicht, aber genug anderen typischen Familien-Events um zu wissen, dass das nichts für mich ist;-). Beim Wort Programm hört für mich normalerweise der Spass schon auf, ich bin da etwas strikt. Ich will in den Ferien nichts haben, wo ich um xy Uhr irgendwo sein muss. Gar nichts. Ich verreise auch am liebsten mit dem eigenen Auto, mit der traditionellen Verspätung von 4-5 Stunden schon beim losfahren, weil Fahrpläne und Check-in-Zeiten einen gewissen Stress bedeuten könnten. Wellness ist für mich dann lieber, in einem bequemen Liegestuhl ein gutes Buch zu lesen…
das Programm ist natürlich freiwillig, man kann auch die ganze Woche auf der Sonnenterrrasse mit Aussicht auf dem Liegestuhl liegen und lesen, ohne Sauna etc., für die Kinder ist gesorgt, wenn man das will, bzw. die Kinder haben dann auch immer ein eigenes Programm zur Wahl, Brot backen, Pony reiten, Piraten-Nachmittag, Feuerwehr-Übungen etc. Die Eltern können da dabei sein oder auch nicht, man ist wirklich sehr frei.
Aber es hat natürlich ganz viele andere Familien und das ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache.
Ganz genau, jeder erwartet ja auch was anderes. Ich bin Vollzeit berufstätig und möchte die Ferien mit meinen Kindern verbringen. Da brauche ich keine Betreuung und Animationen für sie. Und wenn dann sie an nichts teilnehmen und wir auch nicht, ist der Preis des Kinderhotels kaum mehr gerechtfertigt. Ich muss aber auch sagen, dass wir dank eines eigenen Ferienhauses am Meer (geerbt) eh meistens versorgt sind. Dort können wir ausspannen, die Kinder laufen lassen, gemeinsame Aktivität ausüben oder dann einfach nebeneinander sein. Gehen wir woanders hin, suchen wir das oder reisen lieber herum.
Hätten wir ein Haus am Meer, würde ich auch weniger Kinderhotelferien machen 😀
Es ist schon ein grosser Luxus, den wir uns einfach so auch nicht hätten leisten können. Aber halt auch ein Fluch und ein Segen. Einerseits ist es toll, immer etwas zu haben, andererseits wir man dadurch halt ortsgebunden. Warum soll man woanders hin, wenn man es schon hat? Und die Unterhaltskosten sind nicht wirklich weniger als wenn man zwei Wochen pro Jahr etwas mietet. Aber es ist unseres und wir geniessen es, da auch „heimzukommen“. Für unsere Erwartungen (einfach Ruhe, keine Bedienung, Animation und Freiheit für die Kinder etc.) ist es perfekt.
„Einerseits ist es toll, immer etwas zu haben, andererseits wir man dadurch halt ortsgebunden. Warum soll man woanders hin, wenn man es schon hat?“
Find ich tiptop, bin selbst ein Gewohnheitstier und gehe gerne immer wieder an den selben Ort. Wie Sie sagen, es ist auch wie „heimkommen“.
Kinderhotels – was es heutzutage nicht alles gibt… Und nach den Ferien können sich Kinder und Eltern dann gegenseitig erzählen, was sie so erlebt haben. Und natürlich die Fotos und Videos austauschen. 😉
Kinderhotels sind toll, wenn auch die Eltern mal dringend Ferien brauchen. Und wenn es nur um ein ruhiges Nachtessen zu zweit geht. Drei Tage haben mir aber gereicht. Und teuer ist es, da müssen die Angebote schon genutzt werden…
ich LIEBE unser Kinderhotel!! Würde auch sofort zwei Wochen dort verbringen!
😀
Und ja, für ein Einzelkind ist es halt toller, wenn es viele andere Kinder zum Spielen hat, das ist einer der Hauptgründe für uns, dorthin zu gehen. (Und natürlich zwischendurch etwas Zweisamkeit. Wir essen in der Regel mit unserem Kind, gönnen uns aber regelmässig den Tag etwas Zeit nur zu zweit.)
Für den „kleinen Urlaub zwischendurch“ haben wir uns einen Schrebergarten in Gehdistanz zugelegt. Wichtig ist das mit der Gehdistanz: So braucht man das Auto nicht, kann auch mal schnell etwas Vergessenes holen gehen, und trotzdem ist man 100% weg aus dem Alltag, mitten in Luft und Licht. So wird schon eine Mittagspause unter der Woche zum Erlebnis.
Den wirklich teuren Urlaub sparen wir uns auf jeden Fall auf, für Zeiten, in denen die Kinder alt genug sind, sich dann auch mal richtig daran erinnern zu können.
Zu Hause hat man auch einfach alles da, was man braucht. Das muss man die in die Ferien alles mühsam mitschleppen oder dann eben darauf verzichten.
Schlussendlich pfercht man sich in irgend einem kleinen Hotelzimmer, Bungalow oder sogar Zelt zusammen und lebt unter Umständen, die man nur erträgt, weil es eben Ferien sind.
Die Ferien zu Hause zu verbringen hat definitiv viele Vorteile, aber natürlich bleibt dafür das „Spezielle“ aus, wobei für die Kinder schon speziell sein kann, einfach den Tag im Wald oder am See zu verbringen.
Die Frage ist eher, was braucht man wirklich. Für mich sind Reisen immer so ein Aha-Erlebnis: wir nehmen sehr wenig Sachen mit und es fehlt uns doch selten was. Das bringt mich zur Erkenntnis, dass wir zu Hause einfach viel zu viel haben;-)
Ja, so kann man es natürlich auch sehen.
Mal schauen, wie es in ein paar Jahren sein wird. Jetzt sind unsere Kinder alle einfach noch relativ jung, da ist vieles schwieriger, als wenn sie dann alt genug sind, um alles selbständig zu machen.
Und mit mehr als zwei Kindern ist sowieso schon die Suche nach schlauen Ferien eine Herausforderung ;o)
Ich habe selber aber auch viele tolle Erinnerungen an Campingplatz-Ferien am Gardasee.
Das erste Mal diese Erfahrung machte ich gerade im Babyalter.
Zu Hause: Babybett, Wickeltisch, Hochstuhl, Schoppenwärmer, Breikocher, Kinderwagen, mehrere Tragetücher und Tragehilfen, Autositz, Babyschaukel, Krabbeldecke, einen ganzen Schrank voller Kleider und eine Kiste mit Spielsachen, Babyphone, Babybadewanne, Stillkissen
Ferien: 1 Tragetuch, 1 Tragehilfe, Autositz, Stillkissen, eine Tasche mit Kleider und 1-2 Spielzeug
wirklich gefehlt hat mir: nichts. -> alles andere ist eigentlich nicht wirklich notwendig.
Das hat schon was, eigentlich ist Zürich im Sommer so toll, dass man gar nicht in die Ferien gehen müsste!
Für einen Tapetenwechsel gehen wir aber jedes Jahr eine Woche in ein Kinderhotel (www.kinderhotels.com),da hat unsere Tochter (Einzelkind) Kontakte zu anderen Kindern, während mein Mann und ich je nach Bedürfnis zwischendurch auch mal Zeit zu zweit verbringen können.
Der Sinn von Ferien auf Balkonien erschliesst sich mir nicht. Natürlich ist Reisen mit gewissen Risiken verbunden, dafür aber immer spannend. Ausserdem erweitert auch schon die kleinste Reise immer den eigenen Horizont. Wer reist, der hat immer was zu erzählen! Denn selbst verpatzte Ferien liefern immer noch mehr Gesprächsstoff, als Ferien auf Balkonien. Zudem sind Ferien auch immer gut für eine Beziehung, da eine Reise zusammen schweisst und für neuen, spannenden Gesprächsstoff sorgt. Das Leben ist m.E. viel zu kurz, um seine kostbaren Ferientage zu Hause zu verbringen!
Genau – schön geschrieben!
„Wer reist, der hat immer was zu erzählen! “
Auweia, es gibt kaum Schlimmeres, als wenn man Reisegeschichten anhören muss…
(Wird getoppt, wenn dann auch noch ein Stapel Fotoalben herausgeholt wird.)
Analoge Fotoalben, bzw. die verschärfte Form Diashow, waren im Rückblick ja harmlos verglichen mit den neuen Möglichkeiten der Digitalen Fotografie: „Ich zeig euch noch rasch unsere unglaublich tollen 3500 Fotos und 7 Std. Video aus unserem Super-Urlaub in Hurghada!“
…wird getoppt, wenn man zu acht am PC-Bildschirm 500 Ferienfotos anschauen darf, von denen noch nicht einmal die verwackelten gelöscht worden sind…
Aber gut erzählte, kurze Reisegeschichten und Bilder, die über die üblichen Knipsereien hinausgehen, sind jederzeit willkommen.
Grad laut rausgelacht!
Also, Dia-Show-Marathons hab ich auch schon erlebt: Mein damaliger Freund und sein guter Kumpel machten jedes Jahr Ferien abseits der Zivilisation (Schlangen suchen und fotografieren). Nebst den Schlangenbilder hatte es dann jede Menge Naturfotos und zu fast jedem eine kleine Geschichte („Also, wenn man hinter diesem Fels nach links ging, dann war da dieser Abgrund, wo…“ etc.) Der Freundin des Kumpels und mir wurden etwa 700 Dias in etwa 6 Stunden gezeigt. Mit 5 Flaschen Bier und rosa Brille fand ich das damals wahnsinnig toll 🙂
es gibt schon leute, die mögen reiseerzählungen. ich zum beispiel :). am liebsten mit fotos, stapelweise. ich frage die leute immer aus, aber erschreckend viele haben erschreckend wenig zu erzählen
ein Freund von mir hat auch immer ganz akzeptable, sehr bunt ausgemalte Stories, wie er den Schlangen in Südamerika ausgewichen ist und den Tiger in Indien mit blossen Händen erlegt hat. Er erzählt es dann auch immer mit einer leisen, tiefen, ganz bedeutungsvollen Stimme, sehr lustig! (Natürlich hat er nie Beweisfotos, gottseidank!)
genau. zumal kinder nämlich eine ganz andere vorstellung von ferien haben, wenn man sie mal wirklich fragen würde! und die – das weiss ich aus erfahrung ist ganz-ganz weit entfernt, von dem was wir erwachsenen unter ferien verstehen. wir könnten viel geld sparen und viel mehr spass haben, wenn wir aufhören würden, unsere bedürfnisse auf die kinder zu stülpen und ihnen dann noch vorwerfen, dass wir das für sie tun würden.
ich rotzte als kind in dem quartier rum und in der badi. ich erinnere mich nicht an ferien, die langweilig waren…!
diva, meine kinder haben nie gejammert, sie würden lieber zuhause bleiben :). und sie wurden schon immer nach ihren bedürfnissen gefragt, ich denke, das machen andere auch so. balkonien kommt nicht zu kurz, wenn man sich sowieso nicht leisten kann, die ganzen 13 wochen schulferien zu verreisen (was berufstätigkeit fast automatisch mit sich bringt, denn da hat man 4 wochen ferien und den rest muss man sich erkämpfen, falls überhaupt möglich)
Auch hier wieder: Schliessen Sie bitte nicht von sich aus auf andere. Meine Kinder gehen sehr gerne in die Ferien und lieben es, fremde Orte zu entdecken (Unsere Nachbarskinder gehen nicht gerne in die Ferien und schlafen gerne am gleichen Ort, ein Punkt für Sie also. 🙂 ) Die Ferienpläne besprechen mein Mann und ich, die Kleinen kommen einfach mit und basta. Und ja, klar ist ein Kolosseum oder eine verfallene Burg stinklangweilig, wenn man sie einfach nur ohne irgend welches Vorwissen anguckt. Kinder sind aber normalerweise neugierig und hören gerne Geschichten, also erzählen Sie!
Erzählen Sie ihnen vom Mittelalter, den Pfahlbauern, den alten Römern, etc. Das ist besser als jedes Märchen. Und gehen Sie ab und zu an einem schönen Ort baden und lassen Sie die Kleinen eine Glacé schlecken. Wenn Sie natürlich selber auch nicht gerne in die Ferien gehen, bleiben Sie einfach zu Hause ohne sich zu rechtfertigen.
genau, das gilt auch für die fahrt. man kann den kindern etwas über die umgebung erzählen, ihnen zeigen wie die fahrt geplant ist, wo man durchfahren wird, wann man wo ist und was man dort macht und wenn sie grösser sind, helfen sie beim strassenschilder- und karte lesen, rastplätze wählen (wenn man schon in den süden fährt, warum nicht bellinzonas burgen besichtigen im vorbeiweg und ausversehen über eine da vinci ausstellung stolpern. oder den rhonegletscher besichtigen. oder pisa (…))), und können selber herausfinden, wie lange es noch geht. klar, die schweiz ist super schön,
Richtig wir verreisen, weil WIR das wollen – was aber nicht heisst, das wir im Ausland gnadenlos nur unser Programm durchziehen. Es hat für alle was dabei und unsere Kinder reisen sehr gerne. Wie tina schreibt, für Balkonien/Garten bleibt noch genug Zeit, aber ein Tapetenwechsel ist uns halt genau so wichtig.
Noch zum Blog – meine Erfahrung ist, dass wenn man selber nicht kompliziert ist beim Reisen, sinds die Kinder auch nicht 🙂 Gilt für alle Lebensbereiche….
ich fand campingplätze super als die kinder klein(er) waren (aber nicht diese riesigen mit schnickschnack). den ganzen tag in badehosen. und weil ich kein campingfan bin, mietete ich mobilhomes oder bungalows. auf campingplätzen können die zwerge den ganzen tag herumrasen. inzwischen sind mir apartments lieber.
ich möchte einfach mal raus aus der engen schweiz, darum verreise ich gern. das ist fürs gemüt wie lüften für die wohnung. wenn ich hier bleibe, sitzen mir dinge im nacken, die schon längst erledigt werden sollten (der keller….)
Genau, Campingplätze sind super! Kein wischen nach dem Essen, der umgestossene Becher, kein Problem, unsere Kinder lieben es immernoch, obwohl schon grösser. Übrigens gibt es auch tolle Campingplätze in der Schweiz, wenn man keine langen Autofahrten machen will.
Mit Kindern sind meiner Ansicht nach Campingplätze das beste. Für Familien mit einem Einzelkind ebenso wie für Familien mit mehreren Kindern. Das einzige Problem, dass sie dort haben werden, wenn Sie unbedingt Animateur für ihre Kinder sein wollen, werden Sie Mühe haben Zeit dafür zu finden. Bei uns waren die Kinder jeweils kurz nach dem Morgenessen weg. Das einzige was uns beruhigte war jeweils, irgendwann kriegen sie Hunger, dann stehen sie wieder da, sofern sie die Verpflegung nicht auch gleich anderswo kriegen, was wir dann als zumindest „meldepflichtig“ deklariert haben.