«Ohne uns würden noch viel mehr sterben»

Mamablog

Ein 10-jähriges Mädchen, das an Polio erkrankt ist, hat mit Hunderten anderen Zuflucht in einer Kirche in der Stadt Carnot, Zentralafrikanische Republik, gefunden (14. April 2014). Zuvor war es zehn Tage lang allein im Wald unterwegs. Foto: Jerome Delay (AP, Keystone)

Die Hebamme Adeline Maquet (33) ist vor kurzem von einem mehrwöchigen Einsatz in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR)* zurückgekehrt. Die Französin arbeitete in Bérbérati, wo Ärzte ohne Grenzen in einem bestehenden, aber weitgehend verlassenen Spital die medizinische Notversorgung übernommen haben. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Organisation den vielen Flüchtlingen, darunter unzählige Mütter, Schwangere und Kinder. Im Interview mit Andrea Fischer erzählt Adeline Maquet von ihren Erlebnissen in dem von einem Bürgerkrieg zerrütteten Land.

Frau Maquet, Sie sind vor ein paar Wochen aus der Zentralafrikanischen Republik zurückgekehrt, wo Sie als Hebamme im Einsatz waren. Wie ist die aktuelle Lage von jungen Frauen und Müttern dort?

In diesem Land mangelt es schon lange an so vielem, an Nahrung, an Bildung und an der Gesundheitsversorgung. Mit dem Bürgerkrieg hat sich die Lage nun nochmals massiv verschärft.

Woran mangelt es am meisten?

An fast allem. An Prävention, zum Beispiel von HIV. Aber auch die einfachsten Medikamente fehlen, wie zum Beispiel solche zur Malariaprophylaxe. Zudem gibt es vor Ort fast kein qualifiziertes medizinisches Personal. Selbst in Bérbérati, in der zweitgrössten Stadt des Landes, gibt es keine asphaltierten Strassen. Und im Spital fehlte es bei unserer Ankunft an den einfachsten Einrichtungen, unter anderem solchen für chirurgische Eingriffe. Auch Betten gibt es längst nicht genug. Oft teilen sich zwei Patienten ein Bett und es werden stetig mehr. Zudem braucht es dringend eine Infrastruktur für sichere Schwangerschaftsabbrüche. Das ist zwar ein sehr heikles Thema und illegal, aber viele Frauen tun es trotzdem. Es ist sehr gefährlich, da es häufig zu lebensbedrohenden Komplikationen kommt. Auch in Sachen Heilpflanzen fehlt es an Wissen. Wir hatten viele schwere Komplikationen bei Müttern, die sich selbst oder ihre Kinder mit den falschen Pflanzen zu behandeln versucht hatten. Viele sterben daran.

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Adeline Maquet (33), Hebamme.

Welche Verbesserungen können Ärzte ohne Grenzen da konkret bringen?

Wir versuchen, möglichst viel medizinisches Wissen vor Ort zu bringen und die Menschen während der Zusammenarbeit auszubilden. Eine ganz wichtige Rolle in Krisengebieten spielt die Gynäkologie, ein Feld das bisher oft vernachlässigt wurde. Wenn man bedenkt, dass es selbst unter besten Umständen bei rund 15 Prozent aller Schwangerschaften zu Komplikationen kommt, kann man sich vorstellen, wie dringend unsere Hilfe an solchen Orten gebraucht wird. Sehr viele Flüchtlinge sind junge Frauen, die entweder bereits Mütter sind oder schwanger oder beides. Oft sind sie tagelang auf der Flucht, zu Fuss und praktisch ohne Nahrung.

Wie sah Ihr Alltag als Hebamme dort aus?

Wir waren jeden Tag der Woche von morgens um etwa 7 Uhr bis abends um 18 Uhr im Spital; um diese Zeit mussten wir aus Sicherheitsgründen mit dem Auto in unsere Unterkunft zurück, wo wir einige zusammen in einem Zimmer geschlafen haben. Der Tagesablauf war natürlich von den Fällen bestimmt, die gerade am dringendsten waren. Während der Visiten und Behandlungen haben wir fortlaufend das örtliche Personal weitergebildet. Dabei waren draussen oft Schusswechsel zu hören. Uns war stets bewusst, dass wir mitten in einem Krisengebiet waren. Das war belastend, aber da ich immer so müde war von der Arbeit, konnte ich trotz allem meist gut schlafen.

Sie haben täglich viele persönliche Schicksale junger Mütter und Kinder mitbekommen. Welches Erlebnis hat Sie unter anderen ganz besonders berührt?

Ja, es gab sehr viele berührende Schicksale. Da war zum Beispiel jene junge Mutter, die tagelang zu Fuss durch den Busch geflüchtet war. Als sie bei uns ankam, waren ihre Füsse ganz blutig, und sie hatte ihr kleines Baby unterwegs verloren. Es wurde aber noch gefunden, schwer dehydriert zwar, doch es konnte gerettet werden. Am Schlimmsten war für mich wohl das Erlebnis mit einer jungen Frau, bei der ich einen ganzen Tag und eine ganze Nacht gesessen hatte und die dann unter Krämpfen starb und ihr Ungeborenes mit ihr.

Haben Sie auch Erfreuliches erlebt?

Jede Frau und jedes Kind, dem wir helfen konnten, gab mir die Kraft, mich nicht entmutigen zu lassen. Und das Bewusstsein, dass ohne unsere Hilfe noch viel mehr Menschen sterben würden.

Woher schöpfen Sie die Kraft für Ihre Arbeit?

Oft aus dem Adrenalin, aus dem Wissen, dass eine wichtige Entscheidung bei mir allein liegt. Man muss in solchen Situationen vieles tun, was man zum ersten Mal macht. Als ganz besonders ermutigend fand ich die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort. Sie waren so positiv und motiviert, trotz all der unfassbaren Probleme. Das hat mich zutiefst beeindruckt.


* In der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) bestimmen Unruhen und Gewalt zwischen christlichen und muslimischen Milizen – der Anti-Balaka und der Séléka – das Leben. Die Situation eskaliert seit Monaten. Von Januar bis März hat die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen über 3200 Menschen wegen Kriegsverletzungen medizinisch behandelt und gesamthaft über 300’000 Patienten untersucht. Die Organisation betreibt und unterstützt im Spital die Notfallabteilung, die Geburtsklinik, die Pädiatrie und die Chirurgie.

Vor einigen Wochen sind nach einem brutalen Angriff auf ein Krankenhaus auch drei Mitarbeitende der Organisation von Rebellen getötet worden sowie wenig später die französische Fotojournalistin Camille Lepage (26).

46 Kommentare zu ««Ohne uns würden noch viel mehr sterben»»

  • eva honegger sagt:

    wäre doch viel gescheiter, die Männer dort alle zu sterilisieren anstatt die Frauen, die können ja alleine keine Kinder erzeugen. dann hätten sie weniger Elend.Und wir anderen Länder sollten uns auch überlegen, warum wir so viel Lebensmittel in den Müll werfen, und die anderen hungern lassen.aber eben, heute denkt ja jeder nur an sich,.sehr schade.

  • maria sagt:

    vielen dank frau maquet, sie sind ein engel!!! das muss als erstes gesagt werden und nicht irgendeine kritik am system. unglaublich, welcher gefahr sie sich ausgesetzt und wie selbstlos sie dort gearbeitet haben. ich bewundere alle, die so etwas machen. vielen, vielen dank!

  • a.K sagt:

    Vielen herzlichen Dank für diesen Artikel. Von mir aus können sie jeden Tag solche Artikel schreiben. Was haben wir nur für Probleme in unserer Welt im Vergleich zu diesen.

    • 13 sagt:

      Ich finde diese Aussage nicht ganz fair. Natürlich ist ein Schweizer, der Probleme hat, eine Rechnung zu bezahlen, übermüdet ist, weil das Kind krank ist oder mitten in einer Scheidung steckt, immer noch besser dran als ein Hungernder Mensch in einem Kriegsgebiet. Dagegen wird man ja nie ankommen. Aber trotzdem sind die Sachen, die uns beschäftigen für uns real. Sie können einen ebenso belasten und ich finde nicht, dass sie deshalb als unwichtig betrachtet werden dürfen, weil es auf der Welt schlimmeres gibt. Sonst müssten wir ja gar nichts mehr tun, ist ja eh alles belanglos.

      • maria sagt:

        liebe 13 nein, wir haben wirklich keine probleme, so ist das halt. die probleme, die sie dann noch angeben fallen unter die kategorie wohlstandsprobleme oder jammern auf hohem niveau, das muss ihnen doch wohl klar sein. ist ja auch schön, dass wir hier leben dürfen und keine gröberen probleme haben, aber man sollte es sich doch immer wieder bewusst machen, und das sollte wenigstens nach der lektüre dieses artikels geschehen…

      • 13 sagt:

        Und nochmals. WohlstandsPROBLEME sind für den Einzelnen auch Probleme! Nein, ich würde sie nie mit der Situation in Afrika vergleichen, aber wenn wir unsere Belastungen nicht auch Ernst nehmen, können wir nicht leben. Dies würde dazu führen, dass wir bei allem, was wir tun, uns sagen, dass es eh unwichtig ist, was zu einer Depression führen würde. Tausendfach bei Leuten erlebt, die aus humanitären Einsätzen zurückkommen. Und den MB könnten wir gleich schliessen, denn es gäbe noch 2-3 solche Berichte und dann nichts mehr darüber zu reden, denn alles andere ist dann nicht der Rede wert.

      • Jane Doe sagt:

        @maria: Finde ich ein bischen arrogant, zu behaupten, jeder der in der Schweiz lebt hätte keine richtigen Probleme. Was ist mit Leuten, die an einer lebensgefährlichen Krankheit leiden oder die eine gewalttätige Kindheit hatten, oder wenn man sein Neugeborenes in einer Babyklappe abgibt, wie gerade heute zu lesen war. Schlimme Schicksale gibt es auch bei uns genug.

      • Andrea Mordasini, Bern sagt:

        Und doch haben a.K und Maria irgendwie recht. Klar, jedes Problem, egal wie klein oder gross es ist, ist für den Betroffenen schlimm. Jeder hat das Recht, dass er und sein (Wohlstands)-Problem ernst genommen wird. Und dennoch, es ist halt alles relativ und wenn man sieht und liest, mit was für Schwierigkeiten und Widrigkeiten die Menschen in Drittweltländern tagtäglich zu kämpfen haben, dann sind unsere Probleme tatsächlich nicht gross. Einfach dankbar sein über das, was wir hier in der Schweiz haben und nichts für selbstverständlich betrachten, wäre schon mal ein guter Anfang ;).

  • Max Boss sagt:

    «Ohne uns würden noch viel mehr sterben»“
    Das stimmt sicher kurzfristig, falls allerdings die bevölkerungsexplosion in afrika so weitergeht, werden langfristig noch viel mehr sterben als jetzt.
    Geburtenkontrolle kommt VOR allem anderen, sonst ist alles für die katz. Auch die bildung kommt erst an zweiter stelle.
    Es wird immer mehr menschen als schulen und lehrer geben, wenn es so weitergeht, und die ernährung all dieser leute wird bald unmöglich.
    Ich möchte auch , dass alle lebewesen ein einigermassen würdiges leben haben, besser nie geboren werden als dahinvegetieren in armut und krankheit.

    • 13 sagt:

      Geburtenkontrolle kommt VOR allem anderen, sonst ist alles für die katz. Auch die bildung kommt erst an zweiter stelle.

      Grundsätzlich richtig, aber Bildung und Geburtenkontrolle sind sehr eng zusammen verknüpft. Solange die Aufklärung nicht weit vorangeschritten ist und falsche Überzeugungen und Halbwahrheiten zusammen mit religiösen Überzeugungen existieren, wird es sehr schwer, eine funktionierende Geburtenkontrolle einzuführen. Darum muss die Bildung auf den gleichen Rang gestellt werden.

      • ka sagt:

        gebildete Frauen haben meist nicht so viele Kinder. Ich glaube sogar, dass zuerst die Bildung kommt, die Geburtenrate senkt sich dann von selbst.

      • Max Boss sagt:

        Wie lange dauert „bildung“ ? 5- 10 jahre ? Und wie lange dauert es, bis die leute, die sie bilden möchten, fünf kinder mehr haben ? Südlich der sahara hat jede frau im schnitt 5 kinder.
        Sie können doch gar nicht so schnell mehr schulhäuser usw. bauen, wie mehr kinder geboren werden. Diesen bildungs-geburten wettlauf gewinnen sie nie.

        Die religiösen überzeugungen sind ein weiteres hindernis. Mehr bildung heisst auch weniger (aber)glaube. Das haben z.b die taliban schon lange begriffen, deshalb zertören sie schulen.

      • Muttis Liebling sagt:

        Kinder, davon nur die Söhne, sind Ersatz für die fehlende administrative Altersversorgung. Ich erinnere mal an Indira Gandhi. Die hat Röntgenwagen quer durchs Land geschickt, den Menschen erzählt, dass sie untersucht werden und tatsächlich die Frauen mit einer Überdosis zwangssterilisieren lassen. Genützt hat es nichts, nur ihre Amtszeit beendet.
        Dagegen beenden minimaler Wohlstand mit Alterssicherung das Bevölkerungswachstum ganz abrupt.

      • Zähmer sagt:

        Alles wahr, aber leider vergebens. In Afrika gibt es ca. eine Milliarde Menschen (meist bitterarm), und in ca. 50 Jahren werden es zwei Milliarden sein. Statt soviele Kinder wie nur möglich zu machen, sollten sich die Bewohner armer Länder endlich auf zwei Kinder beschränken, die sie so halbwegs anständig unterbringen, ernähren, medizinisch betreuen und ausbilden lassen können. Die angebliche Altersversorgung durch viele Kinder ist nur eine Illusion, denn die erwachsen u. meist arbeitslos gewordenen Kinder werden von ihren Eltern bis zu deren armutsbedingt frühen Tod mitversorgt werden müssen.

  • „Nudeln, Reis und Kaffee ohne Haltbarkeitsdatum“ heisst der Titel zu einem Artikel des Newsnetz (oben Verlinkt).
    Daraus der folgende Abschnitt:
    „Allein in der EU werden dem Bericht zufolge jährlich 89 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Nach UNO-Angaben werden weltweit pro Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und anderes vergeudet – ein Drittel dieser Nahrungsmittel würde ausreichen, die 870 Millionen hungernde Menschen ausreichend zu ernähren.“
    So viel für Herr Moser und wenn Herr Brabeck jetzt noch aufhört dort das Trinkwasser abzusaugen, wäre schon Millionen geholf

  • Maria Meier sagt:

    Danke, Frau Fischer, für diesen Artikel. Es sollte viel mehr solche Berichte geben, die uns zeigen, wie gross die Welt ist und wieviel grössere Probleme andere Menschen haben. Und dass es immer Menschen gibt, die versuchen zu helfen. Es ist natürlich falsch, wenn andere Kommentare schreiben, das persönliche Engagement der Hebamme wäre nutzlos. Zumindest die junge Mutter, deren Baby man noch fand und rettete, sieht das wohl anders. Es müsste im Gegenteil viel mehr solche Menschen geben, ich bewundere das enorm. Leider bin ich momentan nur imstande, mit Geldspenden zu helfen.

    • maria sagt:

      bin völlig ihrer meinung. am sicheren bürotisch sitzen und dann über andere, die das letzte hemd und alles geben noch urteilen, ist das letzte.

  • Brunhild Steiner sagt:

    Danke und mehr dieser Art,
    so alle paar Wochen ein provozierendes „Lifestyleding“ reichte durchaus,
    das wirkliche Leben, oder effektiv relevante Leben spielt sich auf ganz anderen Ebenen,
    nämlich auch diesen, ab…

  • Muttis Liebling sagt:

    So edel es klingt, diese Organisationen und deren Einsätze schaden mehr, als sie nützen. Die erwähnte Poliomyelitis sollte längst ausgerottet sein, ist es aber nicht, weil drei betroffene Staaten, bzw. grosse Tele der Bevölkerung, jede westliche humanitäre Hilfe nicht nur ablehnen, sondern auch bekämpfen. Nicht unberechtigt, denn alle NGO’s sind nachrichtendienstlich unterwandert und das weiss inzwischen jeder in der 3.Welt.
    Wenn wirklich der ernsthafte politische Wille zur Hilfe bestehen würde, dann könnte die nur in inpersonaler Lieferung von Medikamenten und Ausrüstung bestehen.

    • Muttis Liebling sagt:

      2/ Da reichen alle Male recycelte Produkte der (vor-) letzten Generation. Das ist zwar Konsens, wird aber verhindert. Der Medizinwirtschaft ist es lieber, wenn solche vorgeblich humanitären Organisationen wie die Bill- Gates- Stiftung denen die Lager der unverkäuflichen Medikamente und Medizintechnik zu Phantasiepreisen leerkaufen und dann grosszügig in gefahrfreien Ländern verteilen.
      Letztlich wird das persönliche Engagement, wie das der beschriebenen Hebamme, weitgehend nutzlos missbraucht.

      • alam sagt:

        Nutzlos? Sie rettet Menschenleben! Wäre ich an Stelle einer der geretteten Frauen oder Kinder, wäre ich einfach nur dankbar, und es wäre mir egal, ob irgendwelche wohlstandsverwöhnten Europäer oder Amerikaner das was sie macht gut finden oder nicht.

      • Peter Pfrunger sagt:

        Oh, ein Verschwörungstheoretiker.
        Genau werft einfach alte, abeglaufene Medikamente und Skalpelle und eine paar Pflaster über dem Land aus dem Flugzeug, die Menschen wissen dann schon was sie damit anfangen sollen.
        Die Ärzte ohne Grenzen, die ich kennen waren aus Überzeugung mit dabei und von nachrichtendienstlicher Unterwanderung haben sie nie etwas erzählt … da schliesst sich der Kreis des Verschwörungstheoretikers wieder – sie seien wie Tausenden andere ein Teil davon.
        Muttis Liebling muss es ja wissen.

      • Carolina sagt:

        ML, wenn es nicht so ein ernstes Thema wäre, hätte ich mal wieder laut gelacht – ihre merkwürdigen Schlüsse (Mauer! Ah ja, kommt mir bekannt vor!), Verschwörungstheorien und ideologischen Folgerungen (China als Vorbild!) sind schon fast faszinierend!
        Das Körnchen Wahrheit, dass in ihren Ausführungen enthalten ist, geht leider komplett unter. Ich habe zwei Brüder, die seit Jahren für MsF arbeiten, jeweils zwei Monate im Jahr. Beide sind seit einiger Zeit völlig desillusioniert, da die Sisyphusarbeit nie aufhört und der Krake Krieg immer neue Arme wachsen. Genau deshalb, weil sie immer ’nur‘

      • Carolina sagt:

        /2 Nothilfe leisten (die letztlich ja auch der Grund sind, warum sie das weitermachen, denn manches, was sie uns erzählen, ist einfach ungeheuerlich in seiner Schrecklichkeit), hinterfragen sie die Politik mehr und mehr. Denn es gibt keine Frage, wenn man es objektiv anschaut, dass die finanzielle Entwicklungshilfe hauptsächlich versickert, Bürgerkriege mitfinanziert und in die falschen Taschen gerät und ideelle Hilfe oft genug Hilfe zur Selbsthilfe, die mMn der einzige gangbare Weg ist, sogar verhindert.
        Sei’s drum: Menschen wie Frau Maquet oder meinen Brüdern zolle ich den grössten Respekt:

      • Carolina sagt:

        /3 Sie leisten da unmittelbare Hilfe, wo es direkt gebraucht wird, an Menschen, für die unsere Vorstellungswelt manchmal gar nicht ausreicht. Für mich ist das gelebter Humanismus – dass diese Menschen die Gefahr eingehen, von Organisationen ‚missbraucht‘ zu werden, dass ihre Hilfe manchmal vielleicht nicht nachhaltig ist, ist eine vernachlässigbare Gefahr.
        Für die Politik und dafür, dass das System Entwicklungshilfe sich ändert, sind letztlich wir, die wir bequem am PC hocken, zuständig – die, die unmittelbar unter grossen persönlichen Gefahren helfen, auch noch mit mit Unterstellungen und

      • Carolina sagt:

        /4 Verschwörungstheorien zu belasten, geht einfach zu weit.

      • Muttis Liebling sagt:

        @Carolina, Hilfe wird eben nicht dort geleistet, wo sie gebraucht wird, sondern dort, wo die Medien sind. Man darf das gerade in Haiti verfolgen, selbst SRF berichtet. Hilfsorganisationen sind längst zur Spendensammel- Wirtschaft verkommen.
        Ich war 3- mal in Krisengebieten, für die WHO, die mich dafür ausgebildet hat, und für das IKRK. In koordinierender Tätigkeit, nicht nur für ein paar Monate, deshalb habe ich auch jetzt noch gute Beziehungen zu Vertretern lokaler Gesundheitsbehörden.
        Deswegen weiss ich z.B., dass das Rote Kreuz sich besser aus islamischen Ländern (akt. Libyen) fernhält.

      • Carolina sagt:

        Fragen Sie mal meine Brüder: Sie leiden eher darunter, dass sie Hilfe leisten in Gegenden, die von den Medien und der Welt ‚vergessen‘ wurden – Sudan, Kongo etc. Würden die Medien auch nur einen Bruchteil der Grausamkeiten vermelden, die sie dort regelmässig vorfinden, hätten die Helfer wenigstens moralische und finanzielle Gegenmittel.
        Und ja, ich sage es nochmal, die traditionelle Entwicklungshilfe ist gescheitert – sie ist heute kaum noch mehr als eine Alibiübung, um Macht und Einfluss in den entsprechenden Gebieten aufrechtzuerhalten.
        Daneben gibt es aber sehr wohl direkte humanitäre

      • Carolina sagt:

        /2 Hilfe, vor allem den immer am meisten Leidenden, nämlich den Kindern, Alten und Frauen zukommen. Diese aufgrund von Auswüchsen und den Indira Ghandis dieser Welt mit Dreck zu bewerfen heisst auch, mit dem Finger auf die Falschen zu zeigen.

      • Muttis Liebling sagt:

        @Carolina, am meisten leiden nicht Kinder. Frauen und Alte, sondern die Völker. Solange nicht begriffen wird, dass es um Völker, nicht um Menschen geht, ist die ganze humanitäre Hilfe für den A…
        Menschen zu helfen ist ganz einfach, da mache ich eine Patenschaft für ein kleines äthiopisches Mädchen und mit viel Glück stirbt dann eines von 22.000 Kindern am Tag weniger.
        Dabei ist es noch einfacher, allen 22.000 zu helfen, man muss nur aufhören, denen die Lebensgrundlagen wegzunehmen.

    • 13 sagt:

      Ihr Vorschlag, ML, würde aber gerade verhindern, dass das allerwichtigste Hilfsgut verteilt wird, nämlich die Bildung, das Wissen, das Knowhow. Was bringt es, Medikamente und Ausrüstung zu schicken, wenn keiner weiss, wie damit umzugehen? So wichtig die medizinische Hilfe auch ist, sie ist eine Symptombekämpfung. Erst durch Wissen und Aufklärung wird sich wirklich etwas ändern. Sichere Abtreibungen sind sehr wichtig, Verhütung noch wichtiger. Das läuft nicht mit inpersonaler Lieferung.

    • 13 sagt:

      Und so edel Ihr demokratisches Verständnis auch ist. Nicht ein Grossteil der Bevölkerung lehnt die humanitäre Hilfe ab, sondern die Regierungen, die den Mangel am Notwendigsten als Druckmittel gegen die Bevölkerung benutzen, bei einer Zunahme des Lebensstandard ihre eigenes Portemonnaie wie auch ihre Macht fürchten und auch nicht wollen, dass der Rest der Welt so genau weiss, was abläuft, auch zum Zwecke der Stärkung ihrer Macht. Wenn die Leute sich dann von Hilfe fernhalten, hat das mit Angst und nicht mit Überzeugung zu tun. Das sollte man nicht verwechseln.

      • Muttis Liebling sagt:

        Die einzige wirkliche Hilfe wäre eine grosse Mauer um Afrika und Asien, so sinngemäss hat es Mahatma Gandhi formuliert. Keine Entwicklungs-, keine humanitäre Hilfe, aber auch keine Überschwemmung mit Nahrungsresten, welche die eigene Landwirtschaft ruiniert, kein Raub von Rohstoffen und Trinkwasser, gerade durch in CH ansässige Konzerne.
        Wir Europäer und Nordamerikaner stören überall, wo, wie und warum immer wir da hinkommen.
        Das Bespiel China zeigt, wie rasante Entwicklung (wieder) möglich ist, wenn man den Westen konsequent aussperrt oder nur rationierten Zugang gewährt.

      • Muttis Liebling sagt:

        2/ Ich war vor 25 Jahren mit der ersten geduldeten WHO- Delegation in China und habe ein desolates Gesundheitswesen erlebt. Das hat sich ohne westliche Hilfe für 2/3 der Bevölkerung dramatisch verbessert.
        Umgekehrt hatten der Irak und Afghanistan die jeweils besten Versorgungssysteme im vorderen Orient. Hatten, wie gesagt.
        Auch in den beiden Ländern findet man heute humanitäre Organisationen. Allein der Personenschutz kostet doppelt soviel, wie der Einsatz selbst kosten würde, dürften die Länder den selbst organisieren.

      • 13 sagt:

        Wenn Sie China als Vorbild betrachten, bestärken Sie gerade meine These, dass zwischen dem Willen der Bevölkerung und dem Handeln der Regierung manchmal Welten liegen….

      • Muttis Liebling sagt:

        @13, kennen Sie den Willen des chinesischen Volkes? Ich kenne den nicht, obwohl ich das Land ganz gut kenne und ganz passabel Mandarin spreche. Eher denke ich, dass es so etwas wie Volkswillen gar nicht gibt.
        Tatsache ist nur, dass die Chinesen sich seit 221 v.Ch. abgeschottet haben, mal für eine historisch kurze Zeit die Initiative verloren haben, mit Mao die feudalistischen Traditionen wieder aufgenommen haben und nun das Vorbild für eine autoritäre, nicht demokratische Gesellschaft aufbauen, in der westliche Einflüsse, auch humanitäre, keinen Platz haben. Das ist gut so.

      • Carolina sagt:

        ‚……nun das Vorbild für eine autoritäre, nicht demokratische Gesellschaft aufbauen, in der westliche Einflüsse, auch humanitäre, keinen Platz haben…..‘ – vintage ML. Mir dreht sich fast der Magen um!

      • Katharina sagt:

        „das Vorbild für eine autoritäre, nicht demokratische Gesellschaft aufbauen, in der westliche Einflüsse, auch humanitäre, keinen Platz haben“ Und dann wundert sich die chinesische Regierung, dass sie taktisch eingekreist wurde.

        edles demokratisches Verständnis….. da hat jemand nicht mitgelesen.

      • Muttis Liebling sagt:

        Katharina, jetzt enttäuscht Du mich. Ich habe weder ein edles, noch ein demokratisches Weltverständnis. Vernunft allein reicht mir und die ist z.B. mit Demokratie nicht kompatibel.

      • Muttis Liebling sagt:

        Schade um den Magen, Carolina, ein wenig mehr Nach- Denken würde beiden guttun, dem Magen und dem Verständnis. So manches, was menschlich gedacht ist, bleibt nicht menschlich, wenn man es zu Ende denkt.

      • 13 sagt:

        ML
        Ich zitiere: „weil drei betroffene Staaten, bzw. grosse Tele der Bevölkerung, jede westliche humanitäre Hilfe nicht nur ablehnen, sondern auch bekämpfen“. SIE sprachen davon, dass die Bevölkerung die humanitäre Hilfe ablehnt, somit vom Volkswillen. Einen einheitlichen gibt es in der Tat nicht. Es gibt aber einen Willen der Mehrheit des Volkes, auf welchen es, unter Vorbehalt des Minderheitenschutzen im demokratischen Verständnis, das ich habe, darauf an kommen sollte. Da ist China klar das falsche Beispiel.

      • Katharina sagt:

        ML: Ich habe keine Lust, mich mit Deinem Verständnis der Welt, was redlich ist, und so weiter auseinander zu setzen. Deine politische Sicht ist allen klar.

        Ich teile die entschieden nicht.

        13: der Wille des chinesichen Volkes kenne wir nicht, weil es dort so etwas wie Abstimmungen nicht gibt. Leider.

        Aber es gibt vielleicht ein anderes Signal der Chinesen. Immer mehr wollen auswandern. Sie machen lange lange Schlangen um unsere Botschaften, oder die die schon hier sind, machen das selbe hier. Siehe die um strassenblöcke herum sich windenden Schlangen um das DHS in LA.

      • Muttis Liebling sagt:

        @13, die Kumulation von Individualwillen ist nicht Volkswillen. Mit Wahlen kann man Volkswillen nicht ermitteln.
        @Katharina, wenn 100.000 Menschen in Moskau gegen Putin demonstrieren, ist das wie 56 in Zürich gegen irgendetwas. Das sind lächerliche Zahlen. Selbst wenn 10 Millionen Chinesen gegen die aktuelle Politik sind, ist das ein Nichts.

    • Franz Vontobel sagt:

      Ich mache mir unterdessen ein Spiel daraus, jeden Morgen nach dem Lesen des Blog-Beitrags die Stossrichtung des Kommentars von ML (immer als erster da – er scheint jeweils mit dem Finger auf dem Reload-Button vor dem Compi zu sitzen…) vorherzusagen – meine Trefferquote liegt nahe bei 100%.
      Staune trotzdem immer wieder, mit welcher Arroganz er aus seiner warmen Stube heraus dem Rest der Welt erklärt, wie ein richtiges Leben auszusehen hat.
      Naja, zum Glück korrelieren übermässiges Kommentieren in Internetgefässen und echte Bedeutung im realen Leben meist umgekehrt…

    • „Muttis Witzbold“ behauptet, dass alle NGOs von Geheimdiensten unterwandert sind. Ja, besonders die kleinen One-Man NGOs, gell. Völlig deplazierter Artikel (mit eugenischen Tendenzen)…

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