Und weshalb kriege ich kein Bankkonto?
Ein Gastbeitrag von Christa Wüthrich*
Mustafa ist der Grösste. Wenn es hart auf hart kommt, vertraue ich ihm. Dann, wenn morgens um zwei Uhr dringendst eine frische Windel, ein Aspirin oder ein handgeknüpfter Gebetsteppich zur Stelle sein sollte. Mustafas Türen stehen immer offen. Er fragt nicht, er hats, für den, der zahlt.
Mustafa ist ein riesiges Einkaufszentrum in Singapur (24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche geöffnet) und steht symbolisch für den Rund-um-die-Uhr-Konsum im asiatischen Zwergstaat. Böse Zungen behaupten sogar, Singapur sei gar kein Land, sondern eine riesige Ansammlung von Shoppingzentren mit einem eigenen Flughafen. Die Hauptshoppingadern pulsieren rund um die Uhr. Ich lebe seit September mit meiner Familie mittendrin – und ich muss gestehen: Ich liebe die singapurische Shoppingmentalität! Die Zeiten, als ich mich mit Kind und Kegel und Dutzenden anderen Einkaufenden genervt zwischen den Regalen durchzwängte, sind vorbei. Eingekauft wird abends, wenn die Kinder schlafen. Und ich bin dabei genauso tief entspannt wie die Kleinen in ihrem Bett.
Der Konsumlust – zu unchristlichen Zeiten und sündhaft teuren Preisen – verfalle auch ich gelegentlich. Für was sonst gibt es Mustafa und Co.? Bevor ich jedoch überhaupt Geld ausgab, versuchte ich ein eigenes Bankkonto zu eröffnen. Bis heute erfolglos. Denn auf meiner offiziellen singapurischen Identitätskarte steht «Dependant’s Pass». Das heisst, dass ich keinen Arbeitgeber in Singapur habe und nur als kindermitbringendes Anhängsel meines berufstätigen Mannes im Land geduldet werde und darum kein Anrecht auf ein Bankkonto habe. Oder wie es der beflissene Bankangestellte erklärte: «Sie haben keinen Arbeitgeber in Singapur. Sie bekommen hier keinen Lohn ausbezahlt. Wofür brauchen Sie ein Konto?»
Ich erklärte, dass ein eigenes Konto mehr als nur reine Formsache sei. Ein Stück Unabhängigkeit, Eigenständigkeit: ja sogar Teil eines Lebensgefühls. Denn trotz aller Liebe zu meinem Mann: Wir haben nie fusioniert. Es gibt immer noch mein Konto, meine Freunde, meinen Job. Zwar gehöre ich mit meinem bescheidenen Freelance-Journalistengehalt nicht zu den Gutbetuchten im Land. Singapur hat laut dem neusten «Global Wealth Report» der Unternehmensberatung Boston Consulting Group weltweit die höchste Millionärsdichte. Rund jeder siebte Haushalt des Fünfmillionenstaates besitzt mehr als eine Million US-Dollar. Trotzdem wäre es angebracht, ein eigenes Bankkonto zu besitzen. Und mit dieser Meinung bin ich nicht alleine.
Laut Recherchen der «Süddeutschen Zeitung» plant die EU ein europaweites Recht auf ein Bankkonto. Denn wer über kein Konto verfügt, wird automatisch isoliert; wirtschaftlich und sozial. Mit dem neuen Gesetzespaket wäre in Europa der Besitz eines Bankkontos ein Menschenrecht. Doch ich bin nicht in Europa und von Menschenrechten zeigt sich Singapur kaum beeindruckt. Todesstrafe und Prügelstrafe sind gesetzlich verankert. Ein Bankkontorecht wirkt mit Blick auf den Galgen lächerlich. Doch was möchte mir ein Staat sagen, wenn er mich rund um die Uhr shoppen lässt, mir jedoch nicht erlaubt, ein eigenes Bankkonto zu eröffnen? Genau: Wer nichts verdient, hats nicht verdient und ausgegeben wird das Geld ja sowieso. Denn Mustafa und seine Kollegen sind die besten Freunde Tausender Frauen. Egal, wem das Bankkonto gehört.
*Christa Wüthrich war als Lehrerin, Journalistin und IKRK-Delegierte rund um den Globus unterwegs. Heute arbeitet sie als freie Journalistin für verschiedene Printmedien. Sie ist Mutter zweier Kinder.
56 Kommentare zu «Und weshalb kriege ich kein Bankkonto?»
Weltweit gibt es geschätzte 4-5 Mia Menschen ohne Vermögen.
Finde aber gut, macht sich auch jemand für die benachteiligten Menschen mit Vermögen und ohne Bankkonto gut.
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Was die EU-Bürger betrifft: Aus dem Recht aufs Bankkonto wird bald eine Pflicht zum Bankkonto. Die Durchökonomisierung der EU geht weiter, nach neoliberalem Gusto. Weil wer schon kein Vermögen auf dem Konto hat, kann ja zumindest Schulden machen.
Wer freiwillig nach Singapur zieht, ist selbst schuld. Keine 10 Pferde würden mich dorthin bringen. Singapur ist quasi ein Gefängnis. Freiheiten und Rechte gibt es kaum. Nur schuften soll man für die reichen Arbeitgeber. Und wenn man arbeitslos wird, gibts auch kein Arbeitslosengeld. Dann muss man in ein staatliches Heim. Und die Politiker sind selbstverständlich nur Marionetten der reichen Arbeitgeber. Legalisierte Sklaverei des 21. Jahrhunderts.
Was spricht dagegen, einfach ein Schweizer Konto zu haben? Hamstercard, Maestro und E-Banking gehn ja von überall aus. Und das Geld kann man sich ja in Dollar drauf überweisen lassen. Vielleicht gibt es ja sogar ein Singapurtalerkonto. Ich denke, es lohnt sich nicht, sich hierüber speziell aufzuregen. Da gibt es sicher haufenweise bessere Gründe, nicht, Frau Delegierte?
Mit einem Schweizer Konto bezahlt man jedesmal Gebühren und hat einen schlechten Wechselkurs. In Singapur sollte man schon eine NETS Karte haben. Mittlerweile kann man schon viele Dinge mit der ez-link Karte Bezahlen (Chipkarte für den ÖV) nur muss man diese auch wieder mitt Barem, einer Kreditkarte oder NETS laden.
Wie gesagt den Saving Account bekommt man sogar als Taitai.
In den USA liefs genau umgekehrt: da wurde mir die Arbeitserlaubnis gleich zum Visum dazu geschenkt. Ein gut qualifizierter Mann bringt sicher eine gut qualifizierte Frau mit, auf deren Dienste man nicht verzichten will, so die Devise.
Ich hatte in Singapur studiert und hatte kein Einkommen. Übrigens ist dort der Frauenanteill an der NTU (Technische Universität)wesentlich höher als bei der ETH. Trotzdem konnte ich ein Konto eröffnen (bei OCBC). Meine Bekannte dort haben Ehepartner, Eltern, und Kinder, die auch kein eigenes Einkommen haben. Alle haben ein Konto. Man kann sicher ein Konto eröffnen wenn man kein Einkommen hat. Dann kann man sich vom Schweizer Konto Geld überweisen. Ich spreche hier von einem Konto mit Debitkarte. Eine Kreditkarte dürfte schwieriger sein aber davon war hier nicht die Rede.
Genau. Jedermann, sogar ein Ausländer ohne Niederlassung in Singapur kann dort ein Bankkonto eröffnen. Die Aussage ist schlicht und einfach nicht zutreffend!
Für Männer geht das. Für Frauen nicht, für Ehefrauen schon gar nicht.
Da gibt’s nur eins – Beschwerde an die Bank und auf zur Konkurrenz, notfalls ins Ausland (aber suchen Sie erst mal gut in Singapur). Credit Scoring treibt trotz des risikomathematischen Anstrichs häufig seltsame Blüten, die meist die Vorurteile des jeweiligen Landes widerspiegeln. In der Schweiz ist es nicht so schlimm, aber auch hier wurden mir schon Kreditkarten verweigert, einzig weil ich damals „nur“ eine B-Bewilligung hatte, und obwohl ich bei allen anderen Kriterien perfekt dastand. Den Firmen hat es nicht geholfen, sie haben mich dauerhaft als Kunden verloren.
Keine Problem, werte Frau Wüthrich. Heiraten Sie einen Privat-Banquier aus Singapur. Dann löst sich ihr Problem quasi von selbst.
Ich finde auch, dass ein eigenes Bankkonto eine Art Menschenrecht darstellt. Deshalb habe ich zwei davon. Man weiss ja nie. Jobs habe ich übrigens auch zwei. Trotzdem sind beide Konti meistens im Minus. Deshalb werde ich auch keinen Antrag auf eine Erweiterung der Menschenrechts-Charta beantragen, schon wegen den Gebühren.
Gemeinsame Konten sind ok, aber getrennte sind besser. Habe als Bänkler schon x-mal erlebt, dass sie die gemeinsamen Konten leerräumte als es auseinanderbrach und er dann ziemlich schlecht aussah – Güterrecht hin oder her. Man sollte sich niemals seinem Partner so ausliefern, denn man lernt seinen (ex)-Partner häufig erst „danach“ richtig kennen. Überraschenderweise waren es fast immer die Frauen, die mit dem Geld verschwanden. Eine Erklärung dafür habe ich bisher nicht gefunden. Also, immer schön sicherstellen, dass man nie total ohne Geld dasteht. Das wird sonst verdammt schnell unangenehm.
Unabhängige Kontos sind ein Teil der Selbständigkeit, natürlich gibts viele Paare die das unnötig finden. Hoffen wir das Vertrauen und Kommunikation dort immer funktionieren wird.
Während der Lektüre bildete sich folgendes Cliché in meinem Kopf: Er verdient (gut) in Singapores Finanzwelt, sie ist mit den Kindern mitgekommen und schreibt als Freelance-Journalistin.
Als ich am Ende das hübsche Profilbild der Journalistin sah, wurde das Cliché zur Realität wie es sich aktuell in Hong Kong, Singapore, London und Zürich überall zeigt.
Haha, treffend. Ein Bankkonto könnte immerhin verschleiern, dass die Frau auf Kosten des Mannes lebt. Luxusprobleme wollen unbedingt beackert werden.
Naja, ob sie Neokolonialisten sind (was ja Expats oft sind), wurde nicht so klar.
Tja, andere Länder, andere Sitten. Wir erwarten von unseren Gästen, dass sie sich unseren Sitten, Gepflogenheiten und unserem Recht anpassen, das Gleiche dürfte für Sie, als Gast in einem Land, gelten.
Wir erwarten es, setzen es aber nicht durch. Da haben uns sehr viele Länder einiges Voraus.
Wer sagt denn, dass die „Sitten“ dort so anders sind? Versuchen Sie mal in der Schweiz oder einem beliebigen europäischen Land ein Konto zu bekommen, wenn Sie dort als Drittstaatler nur eine Aufenthaltsgenehmigung durch Ihren Ehepartner und keinen Job haben. Vermutlich würden die Antworten der Banken nicht viel positiver ausfallen.
Auf der anderen Seite ist der „andere Länder, andere Sitten“-Spruch eh dämlich. Es gibt schliesslich Dinge, die per se nicht ok sind und sich auch nicht mit irgendwelchem pseudokulturellem Verständnis entschuldigen lassen. Der Fall hier gehört allerdings nicht dazu.
??? In der Schweiz hat jeder, der durch einen Familiennachzug in die Schweiz kommt eine solche Aufenthaltsbewilligung. Sie ist einfach an das Zusammenleben gebunden. Mit dieser darf man sogar arbeiten und ein Konto eröffnen kann auch jeder. Selbst, wenn er nicht in der Schweiz wohnt, ein Einkommen braucht es dafür nicht. Man bekommt einfach keinen Kreditrahmen, kann es also nicht überziehen.
Aber dadurch, dass unsere Banken jedem ein Konto eröffnen, auch ohne Bewilligung des anderen, egal ob es im Herkunftsland des Kontoeröffners möglich ist, setzten wir gerade unsere Sitten durch.
@13: Ich kann die Praxis in der Schweiz nicht aus eigener Erfahrung beurteilen, aber etwa jene in Skandinavien und Frankreich. Wo es bereits als regulärer Arbeitnehmer in dem Land teilweise knifflig sein kann, von einer Bank akzeptiert zu werden, wohlgemerkt trotz Vorlage von Vertrag mit ordentlichem Lohn. Südeuropäische Kollegen mussten teilweise zu mehreren Banken pilgern, bis endlich jemand sie gnädigerweise akzeptierte. Ich würde darum annehmen, dass ein eigenes Konto für einen nachgezogenen, nicht arbeitstätigen Partner aus, sagen wir mal, Südostasien dort fast unmöglich sein dürfte.
@ Christoph
Keine Ahnung von Schweden oder Frankreich, aber ich sehe ehrlich gesagt kein Risiko für die Banken. „Angst“ haben sie zur Zeit höchstens vor amerikanischen Kunden wegen der Steuerbehörde. Ich selber habe ein Bankkonto im Ausland (Europa), ohne dort ein Einkommen zu haben. Es zu eröffnen war kein Problem und es wird bei Bedarf gebraucht, steht aber die meiste Zeit auf praktisch Null. Alle aus meinem Umfeld, die nach der Heirat in die Schweiz zogen (inkl. mein Mann), bekamen auch gleich eins. Von Problemen hätte ich noch nie gehört.
Wie es heute aussieht weiss ich nicht, kann aber sagen, dass es vor zehn Jahren nicht möglich war, für eine Chinesin, die eine auf 1 Jahr befristete Aufenthalts-und Arbeitsbewilligung hatte und an der Uni ZH einen festen 100 % Job als Wissenschafterin hatte, bei einer der beiden Grossbanken in Zürich in Lohnkonto zu eröffnen. Erfolgreich waren wir am Ende bei der Post.
wie wir ja alle wissen, können frauen nicht mit geld umgehen. somit macht es sinn bezüglich solidar-haftung, dass der mann nach der heirat die konten im griff hat. ein auf das budget abgestimmtes taschengeld für die gattin ist hier immer noch die beste lösung.
Sarkasmus? Oder ernst? Ich hoffe das war ein Witz. Sonst tut mir jede ihrer Partnerinnen leid. Ich meine ernsthaft: Wer will von seinem Mann schon wie ein Untermensch behandelt werden? Ich würde das nicht wollen…
Danke Herr Stadelmann, ich schliesse mich Ihrer Hoffnung an und bin doch noch ein wenig fassungslos. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass es in unserer heutigen Zeit, keine Frauen (wie auch Männer!) gibt, welche sich so behandeln lassen – unglaublich…
ach, der Rittemann, der will nur provozieren, damit es ein bisschen lustiger wird! er weiss doch genau, dass unsere Gesellschaft erst auf dem besseren Weg war, als der Frauenverein ins Leben gerufen wurde. Dieser hat die Frauen ermutigt, Ende Woche an den Fabriktoren den Männern den Lohn abzunehmen, damit sie ihn nicht in der nächsten Kneipe in Alkohol umwandelten!
@ka: Unabhängige Frauen, also nicht Mitglied in einem Frauenverein, haben ihre Männer am Freitagabend jeweils im Bistro abgeholt. Manchmal brauchten sie dazu eine Schubkarre (Brouette), wie unsere ‚Mam Goudig‘. Und das auch in den USA während der Prohibition.
Ich lebte 5 Jahre im Ausland und habe nie ein Bankkonto eröffnet. Postkonto und Postkarte geht auch, alle paar Wochen ein grösserer Betrag abheben und falls möglich alles mit Visakarte bezahlen, dann sind die Gebühren nicht so hoch.
Da würden wohl ein paar Millionen Menschen auf der Welt die Sorgen und (transparenten und eigenverantwortlich eingegangenen) Unanehmlichkeiten tauschen wollen. 😉 Denen es völlig egal wäre, was für ein Konto, Hauptsache genug zu futtern, Trinkwasser, anständiges Dach über dem Kopf und Arztbesuche, wenn nötig. Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist ja in Ordnung, aber es gäbe noch ein paar gravierendere Menschenrechtsverletzungen in der EU, wo mehr getan werden könnte. Z.B. Genitalverstümmlung oder Frauen, die nie raus dürfen oder dann nur quasi-inkognito (falls das noch politisch korrekt ist).
@ TP
Das ist zwar korrekt, aber das Totschlagargument bei jedem Gespräch. Soll ich den Job wechseln? Unwichtig, seien Sie froh, Sie haben ein Einkommen. Was soll ich kochen? Egal, das Wichtige ist, Sie haben etwas zu essen. Will ich ein zweites Kind? Seien Sie froh, Sie haben überhaupt eins und können es ernähren. Soll ich mich trennen? Sie werden ja nicht halbtot geprügelt, als still sein. Ja, unsere „Probleme“ sind im Vergleich zum Hunger, extremer Armut, Kriegen und Gewalt banal, aber das heisst nicht, dass sie uns nicht beschäftigen und ich denke, wir dürfen auch darüber sprechen (dürfen)!
@ TP
Das ist zwar korrekt, aber das Totschlagargument bei jedem Gespräch. Soll ich den Job wechseln? Unwichtig, seien Sie froh, Sie haben ein Einkommen. Was soll ich kochen? Egal, das Wichtige ist, Sie haben etwas zu essen. Will ich ein zweites Kind? Seien Sie froh, Sie haben überhaupt eins und können es ernähren. Soll ich mich trennen? Sie werden ja nicht halbtot geprügelt, als still sein. Ja, unsere „Probleme“ sind im Vergleich zum Hunger, extremer Armut, Kriegen und Gewalt banal, aber das heisst nicht, dass sie uns nicht beschäftigen und ich denke, wir dürfen auch darüber sprechen (dürfen)!
🙂
Ups, ich stehe zwar hinter meiner Meinung, aber einmal hätte genügt 😉
@13: Erstmal vielen Dank für die interessanten Infos bezüglich Gütertrennung etc. weiter oben. Macht Spass, in Kommentaren auch mal was zu lernen. Kommt nicht so oft vor.
Ich weiss, was Sie meinen mit dem Totschlag-Argument, und vielfach ist das auch so. Aber wenn in diesem Blog eine Europäerin darüber sinniert, ob sie denn nun ein eigenes Bankkonto haben dürfe in Singapur, wenn gleichzeitig im selben Staat viele der 200’000 „Dienstmächen“ wie Sklavinnen gehalten werden, dann mutet das schon ein bisschen entrückt von der realen Welt an.
@ Urban
Gern geschehen. Sie haben ja schon recht, aber man darf nicht vergessen, dass das Publikum für das sie schreibt, auch global betrachtet gut situierte Europäer(innen) sind. Würde sie für einen Blog in einer asiatischen Zeitung schreiben, sähe das Ganze ganz anders aus.
Ich verstehe das Problem nicht ganz: Sie waren damit einverstanden mit einem „Dependent’s Pass“, also wie Sie sagen als kinderbringendes Anhängsel Ihres Mannes nach Singapur zu ziehen, aber haben nun ein Problem damit, wenn Sie als solches angeschaut werden, weil Ihnen Ihre Unabhängigkeit (Independence) fehlt? Stört es Sie dermassen, suchen Sie sich einen Job mit einem Einkommen jenseits des bescheidenen Freelancereinkommens. Dann erhalten Sie auch ein Konto. Wenn nicht, akzeptieren Sie die zumindest wirtschaftliche Fusion mit Ihrem Mann und schoppen Sie vom gemeinsamen Konto.
Ich habe einen gemeinsamen Konto mit meinem Mann. Mein Geld wird in den gleichen Topf überwiesen wie seins. Bin ich deswegen weniger unabhängig? Oder möchte die Autorin von ihrem Mann monatlich eine feste Summe überwiesen zu bekommen, statt sich vom Familientopf zu bedienen?
Anders würde es aussehen bei der fehlenden Möglichkeit, eine zweite Kredit/EC-karte zu bekommen, aber davon stand nichts im Artikel.
Wenn man ins Ausland reist, kann man mit Kreditkarte zahlen, auch wenn man kein Konto im betreffenden Land hat. Wozu braucht man zum Shoppen ein Konto in Singapur?
Und weshalb gibts in anderen Ländern andere Sitten? Wo wir (und die Europäer noch viel mehr) doch wissen, wie es anderswo zu sein hat. Unverständliches Querulantentum gegen die korrekte Weltordnung, was da in Singapur abläuft.
Ärgerlich. Skuril. Aber gut, dann gibt es halt nur das gemeinsame Konto. Da ist offenbar sowieso mehr drauf. Nur: gibt es denn dafür eine zweite Karte?
Das hat ja nichts mit Frau sein zu tun, sondern eben mit fehlendem Einkommen… Und das ist in vielen anderen Laendern auch so. Wieso sollten Banken gezwungen werden, Leuten denen sie nicht vertrauen ein Bankkonto zu geben? Wir Europaeer sehen das oftmals mit etwas realitaetsfernen Augen an.
Zum Thema Bankkonto: Mein Mann und ich haben ein gemeinsames Konto und keine Probleme damit. Ich sehe den Sinn von getrennten Konten nicht ganz, mir waer der doppelte Aufwand zu gross. Aber eben, jedem das Seine. Wenn mein Partner so gerne und oft shoppen wuerde wuerde ich meine Meinung wohl auch aendern..
Erstens könnte ja auch Vermögen verhanden sein (Einkommen ist nicht alles) und zweitens ist das Risiko für die Bank ja Null, solange sie keinen Kreditrahmen genehmigt. Zum Thema geimeinames Konto, niemand hatte jemals oder wird jemals Zugriff auf alle meine Konten haben, ein gemeinsames Konto mit begrenztem Betrag z.B. für Haushaltsausgaben ist ok, mehr nicht. Eine Partnerschaft, gleich welcher Art, ist eine Art Zusammenarbeitsvertrag, keine Fusion
Eine Heirat ist eine Fusion. Zumindest in finanzieller Hinsicht. Und mit wenigen Ausnahmen, was die Vergangenheit betrifft.
@Sportpapi: Genau deswegen geht teilweise die Welt unter, wenn es zur Trennung kommt. Diese Bedingungslose Fusion ist toll (genau wie Hochrisikoinvestiotionen), wenn es klappt, aber totaler Mist, wenn nicht. Ich will mir einfach einen Teil Unabhängigkeit bewahren, ich bin erzogen worden, Risiken zu begrenzen. Genau das tue ich auch bei Partnerschaften.
@Joerg: Und ich bin erzogen worden, dass man bei allem, was einem wichtig ist, nur ein vollständiges Commitement abgeben kann. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich möchte mir nie vorwerfen lassen, zu scheitern, nur weil ich mich nicht genug eingesetzt habe. Oder weil ich immer noch etwas Sicherheitsmarge behalten habe. Jedem das seine – das Gesetz regelt aber unseren Fall klar.
@Joerg Hanspeter:
„Genau deswegen geht teilweise die Welt unter, wenn es zur Trennung kommt.“
Und das hängen Sie am Nur-Gemeinsam-Bank-Konto auf?!
Resp. behaupten sozusagen, die Welt ginge nicht unter wenn es zur Trennung kommt,
wenn getrennte Konten vorhanden waren?
Ob getrennte, halb-halb oder nur-gemeinsam, der Einsatz für die Beziehung ist ausschlaggebend!
Und zwar von Beiden.
Es spielt schliesslich keine Rolle wie Sie es machen. Wenn Sie verheiratet sind und keinen Ehevertrag haben, ist alles gemeinsames Geld, egal auf wen das Konto lautet. Wir haben separate Konten für persönliches Vermögen (vorehelich, Erbe) ohne Zugriffsmöglichkeit, ein gemeinsames Haushaltskonto und getrennte Lohn/Sparkonten, allerdings mit gegenseitiger Vollmacht. Diese kann bei Bedarf innert Minuten aufgehoben werden, aber gerade wenn einem etwas passiert, ist der andere je nach Einkommens/Vermögensverteilung auf den Zugriff angewiesen.
13, ich dachte, nur bei der Gütergemeinschaft sei alles beiden Parteien. Bei der Errungenschaftsbeteiligung verwaltet jeder sein Einkommen/Vermögen selber. Hat sich das geändert? Das Erbe zählt ja z.B. nicht zur Errungenschaft. Zumindest nach meinem letzten Wissensstand.
Bei der Errungenschaftsbeteiligung kann jedes seins verwalten oder man macht das gemeinsam. Am Schluss (Tod oder Scheidung) wird das geteilt, was da ist und zwar hälftig, solange es ein Plus gibt. Mankos werden im Normalfall nicht verteilt. Wenn das Paar vereinbarte, die Konten getrennt zu haben und sich anteilsmässig an den gemeinsamen Kosten zu beteiligen, die Frau ihr Geld vollumfänglich ausgab, der Mann aber sparte und am Schluss CHF 20’000.00 auf der Seite hat, hat er Pech gehabt. Sie hat trotz getrennter Konten einen Anspruch auf CHF 10’000.00.
Erbe, voreheliches Vermögen uns manche sehr persönlichen Erträge (Genugtuung, Schenkungen) zählen nicht zur Errungenschaft und werden auch nicht geteilt, bloss die Erträge daraus, wie z. Bsp. Zinsen, Mieteinnahmen. Das ist auch der Grund, dass wir für diesen Teil keine Vollmachten haben.
Man kann die Konten schon trennen, sollte sich einfach bewusst sein, dass a) das nicht heisst, das jeder sein Geld hat und b) es im Fällen von schweren Unfällen, plötzlichen Todesfällen etc. für den anderen ein Riesenproblem sein kann, wenn er keinen Zugriff auf Geld für Alltagsbelange wie Miete etc. hat.
13, danke für die Ausführungen! Kleine Nachfrage: Wenn ich mit 50’000.- Eigengut in die Ehe gehe und zum Zeitpunkt der Scheidung 20’000.- auf der Seite habe, muss ich diese nach meinem Verständnis ja nicht teilen, da es meinen Eigengut-Anteil nicht übersteigt. Sehen Sie das auch so?
Nein, das ist viel komplexer: es stellt sich die Frage, wie der Geldfluss tatsächlich aussah. Was ist mit den 50’000 geschehen?
Sind die 20’000 ein Übrigbleibsel der 50’000 und der Rest wurde verbraucht, dann ja, es ist Eigengut.
Haben Sie von dem Geld etwas bezahlt, das beiden gehört, noch immer besteht! und zu teilen ist, wie eine Liegenschaft, haben Sie sogar den Anspruch auf eine Ausgleichzahlung bis 50’000.
Haben Sie aber von diesen 50’000 ein Auto gekauft, dieses zu Schrott gefahren und anschliessend vom Einkommen 20’000 gespart, ist es klar ein Errungenschaft.
Besten Dank, 13. Wieder was gelernt! jetzt verstehe ich, warum eine Scheidung in den meisten Fällen nicht ohne Anwälte vonstatten geht… 🙂
ja, spannend, das Haus gehört einem, gemeinsam wird eine Hypothek getilgt, das Haus ist in der Zwischenzeit mehr Wert.. vielleicht doch eher ein Mathematiker?
Zusammenlegen ist ok. Jedoch ist es Sinnvoll wenn jeder Partner ein eigenes Konto hat. Im Falle eines unerwarteten Ablebens, sind sogenannte Joint-Accounts nämlich genau so gesperrt, wie das des verstorbenen Partners. Das so lange bis die Erverhältnisse geregelt sind.
Das gilt zumindest für die Schweiz.
Wir haben ein Joint-Account und je noch ein Konto mit „Taschengeld“ und ein Sparkonto welches jeweils nur auf mich oder meinen Partner lauted. Darüber kann ich jederzeit Verfügen und z. B. die Miete zahlen.