Meine Frau hatte eine Fehlgeburt
Ein Gastblog von Reto Schmid*.

Fehlgeburten sind ein traumatisches Erlebnis: Gräber für Fehlgeburten in einem Dubliner Friedhof. (Foto: Flickr/infomatique)
Meine Frau kam damals im Januar 2012 ganz leise ans Bett, weckte mich auf und sagte mir mit einem Lächeln auf dem Gesicht, dass wir in neun Monaten zum zweiten Mal Eltern werden würden. Die Freude war natürlich riesig! Dieses Mal hatte es sogar beim ersten Versuch geklappt. Unser kleiner Sohn und unsere besten Freunde bekamen die Nachricht als erste mitgeteilt und freuten sich natürlich dementsprechend. Trotzdem lautete die Devise «Bitte nicht weitersagen!». Man weiss ja nie.
Die Schwangerschaft an sich verlief problemlos, ohne die üblichen Beschwerden. Laut der Frauenärztin war es ausreichend, die erste Kontrolle in der 12. Woche zu machen. Einen Tag vor diesem Termin wachte meine Frau morgens auf, ging ins Bad und schrie plötzlich los. Innert Sekunden stand ich neben ihr. Die Toilettenschüssel war vollgespritzt mit Blut. Ich konnte die Situation erst gar nicht erfassen. Meine Gedanken rasten. Geht es dem Kind gut? Kann ein Kind in der 12. Woche überleben? Die aber mit Abstand schlimmste Frage war – und das verfolgt mich heute noch – ist das Kind bereits rausgekommen und schwimmt jetzt in der Toilettenschüssel?
Ich packte meine Frau ins Auto und fuhr mit ihr und unserem kleinen Sohn in die Notaufnahme, wo ich nur noch auf die blutgetränkte Hose zeigen musste, worauf wir innert Minuten abgeholt wurden. Meine Frau wurde erstmal gründlich untersucht und ich bin während dieser Zeit mit meinem Sohn auf den Flur rausgegangen und sass dort geistesabwesend auf dem Boden vor ihrem Zimmer. In dieser Zeit rief ich auch meinen Vater an, dass er den Kleinen abholen kommen soll. Wir seien im Spital. Wir hätten wahrscheinlich eine Fehlgeburt.
Gedenkstätte für Fehlgeburten
Nachdem mein Vater den Kleinen abgeholt hatte, ging ich dann wieder zurück ins Zimmer. Meine Frau sass im Bett und weinte. Die Ärztin klärte mich dann direkt auf, dass sie leider keine Schwangerschaft mehr feststellen konnte. Peng! Wie jetzt? War sie etwa gar nie schwanger gewesen? Das war damit natürlich nicht gemeint, ganz im Gegenteil. Sie erläuterte mir dann, dass aufgrund der Hormone im Blut das Kind wohl nachweislich bis vor wenigen Stunden noch gelebt haben musste und erst vor kurzem «abgestorben» wäre. Warum sagt man bei Ungeborenen eigentlich abgestorben und nicht gestorben?
Ich versuchte in diesem Moment dann einfach, für meine Frau da zu sein. Ich selbst war noch zu keiner Gefühlsregung im Stande. Die Ärztin erklärte mir dann noch, wie sie normalerweise in einem solchen Fall verfahren würden und dass sie die Asche der Überreste von Fehlgeburten bei einer kleinen Gedenkstätte aufbewahren und so den Eltern einen Ort zum Abschied geben wollten. Zu diesem Zeitpunkt begriff ich zum ersten Mal, dass ein kleines, ungeborenes Kind gestorben war. Unser Kind.
Die weiteren Stunden bestanden dann aus der Benachrichtigung von Götti und Gotti und meiner Mutter sowie der Durchführung der sogenannten «Ausschabung», um alles noch vorhandene tote Gewebe aus der Gebärmutter herauszubekommen und Entzündungen zu verhindern. Irgendwann um 23 Uhr durften wir dann nach Hause und schliefen beide überraschend schnell ein. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war meine Frau bereits im Wohnzimmer. Ich kam die Treppe herunter und sah, wie sie mit dem Schwangerschafts- Tagebuch da stand. Tränen in den Augen. Sie hatte ein kleines Bild in das Tagebuch geklebt, ein verwelkter Löwenzahn in Schwarzweiss und oben das Datum und den Namen «Sternli». In diesem Moment sind wir beide weinend zusammengebrochen.
Fehlgeburten sind ein Tabuthema
In den folgenden Tagen gab es viele Beileidsbekundungen und doch haben wir eines ganz stark gemerkt: Fehlgeburten sind in unserer Gesellschaft ein absolutes Tabuthema. Darüber spricht man nicht. So haben wir erst nach diesem Erlebnis von diversen Bekannten und Freunden erfahren, dass auch sie Fehlgeburten hatten, teilweise mehrere hintereinander. Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass man sehr viel offener über dieses Thema sprechen muss und eventuell auch die Nachbetreuung zum Thema machen sollte. Insbesondere auch deshalb, da eine solche Fehlgeburt doch ein sehr einschneidendes und unter Umständen sogar äusserst traumatisierendes Erlebnis darstellen kann und bei weitem nicht alle gleich gut damit klarkommen.
«Sternli» war 12 Wochen in Mama’s Bauch, bevor es uns am 10. März 2012 verlassen hat. Ende März 2013 hat dann unser zweiter Sohn Thiago das Licht der Welt erblickt. Er wurde von derselben Ärztin entbunden, die uns damals an diesem schicksalshaften Tag beigestanden hatte.
*Reto Schmid wohnt mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Mellingen.
111 Kommentare zu «Meine Frau hatte eine Fehlgeburt»
(z.B durch Fehlgeburt, Totgeburt etc.) oder ob sie euch aus den Händen zu den Sternen entrissen wurden… …bei uns könnt ihr euch austauschen, gegenseitig Rat geben, trösten… Erzähle uns wie es dir geht, wie du dich fühlst… manchmal möchte man am liebsten einfach nur weinen, manchmal muss man sich einfach nur Luft machen weil man sich über die Taktlosigkeit von anderen ärgern musste, manchmal weiß man gar nicht wie man den Schmerz ertragen soll, oder du möchtest erzählen wie du wieder das Lachen gelernt hast? Lass es uns wissen, wir kennen das Gefühlschaos und haben immer ein offenes Ohr.*~♥~* *~♥~* *~♥~* *~♥~* *~♥~* *~♥~* *~♥~* *~♥~* *~♥~* *~♥~*Gerne bieten wir euch unser (selbstverständlich kostenloses) Forum an das wir zu diesem traurigen Thema schon seit Februar 2008 mit viel Herz führen. Dort kann garantiert unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschrieben werden:www.mein-sternenkind.com
Es ist einfach schrecklich,ich habe seit vorgestern zwei Sternli.
Das erste verlor ich im Jan.12 in der 12ssw,das zweite in der 8 ssw.
Über 1 1/2 Jahre mussten wir dazwischen “ üben“
Leider haben wir noch kein Kind und das Alter sitzt uns auch im Nacken.
Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft und Mut.
Meine Frau und ich hatten leider letztes Jahr genau das gleiche Erlebnis, knapp vor Woche 17. Viele Verwandte, Bekannte und Freunde hatten überhaupt keine Ahnung wie sie darauf reagieren sollten, manche verschwanden gar komplett von der Bildfläche, aber viele von Ihnen teilten uns dann auch mit, dass sie das gleiche Drama selber zum Teil mehrmals erlebt hatten. Der Tod ist das Gleiche, ob er nun vor der Geburt oder nach der Geburt eintritt. Wieso ersterer so ein Tabu sein soll ist mir persönlich nicht ganz klar, vor Allem weil beide gleich schlimm sind!
umso grotesker erscheinen mir die vielen Schwangerschaftsabrücher. Hier wird getrauert um ein ungeborenes Kind, egal wie weit es entwickelt war. Und auf der anderen Seite wird ein Lebewesen mir nichts dir nichts ausgelöscht. Das ist für mich das Schlimmste daran. Wer trauert um diese Wesen???
Wenn das Kind erwünscht ist, trauert man bei einer Fehlgeburt in der Regel. Was hat das damit zu tun, wie weit das Kind entwickelt ist???
Bei einer Abtreibung gibt es Gründe dafür, die vielleicht gegen das Kind sprechen – kennen wir jeden Einzelfall? „Mir nichts dir nichts“ macht wohl kaum eine Frau eine Abtreibung. Und selbst wenn, was wäre daran so schlimm?
Und generell: Um manche Menschen trauert nunmal niemand. Auch wenn ich hier gleich eins auf den Deckel bekomme, weil ich unangenehme Wahrheiten ausspreche.
mehr hatte, operativ mich trennen musste von ihr…zuerst mit klammern die gebärmutter öffnen, dann ein paar stunden später einen ops, mit narkose, welches zum schluss noch mit extremen blutverlust, mich fast auch aus dieser welt befördert hätte…doch kommen wir zu heute. damals war ich wie ein geschlagener hund, verstand die welt nicht mehr..durch gespräche und anteilnahme anderer entdeckte ich das, fast jede 2. frau auch diese situationen erlebt, d.h. anscheinend ein natürliche prozess der natur, welcher man nicht kennt, bis es einem trifft. man lernt damit umzugehen, vergessen wird man nie
nachdem ich die meisten artikel durchgelesen habe, möchte ich auch etwas teilen. ich habe 2 gesunde kinder, dies ist das volle glas. ich hatte jedoch auch 2 fehlgeburten und zwar in der 16. schwangerschafts woche, gründe??? vielleicht wegen meiner schildrüse, vielleicht wars einfach die natur. das erste eine junge, musste ich gebären, bei den abschlusswehen stand ich auf und er rutschte in meine hand, welche ich instinktiv nach unten schob…so hatte ich die verbindung zu ihm, um mich zu verabschieden. das 2. ein mädchen, welche nach einer routine untersuchung, auch 16.woche, keinen herzschlag
Danke für diesen Bericht. Jetzt weiss ich (40) in etwa, was meine Eltern erlebt haben, bei den zwei Fehlgeburten zwischen mir und meiner 4 Jahre jüngeren Schwester!
Es geht mir etwa gleich: ich habe vor langer Zeit erfahren, dass meine Eltern zwischen mir und meinem jüngeren Bruder 2 Fehlgeburten hatten und nach dem 4. Kind nochmals 2 Fehlgeburten. Für mich gehören sie alle zur Familie und ich stelle mir vor, dass mein inzwischen verstorbener älterer Bruder die Sternli-Geschwister gefunden hat und bei ihnen ist.
wir hatten vor beiden kindern eine fehlgeburt in der 13.woche und waren das 2.mal zwar gewappnet,aber trotzdem schockiert ob dem traurigen ereignis.nebst meinem alter (ü40) und der amgst,dass es wieder passieren könnte,verzichteten wir auf eine weitere ss.ich leide mit den paaren mit,welche auvh ein kind verlieren.egal in welchem monat.natürlich kommt es öfter vor am anfang,abet die hoffnung,welche zusammenbricht ist riesig. wir finden:geteiltes leid kann (wenn erwünscht)helfen.haben erst kürzlich mit freunden um ihr sternlein geweint.irgendwie hat uns das einander näher gebracht.
Meine Frau gebar unser erstes Kind nach dem 5. Monat Schwangerschaft. Es war an einem Gendefekt gestorben. Wir konnten es noch kurz auf dem Spitalzimmer sehen, dann wurde es uns weggenommen. Grund: es war noch kein „KInd“ sondern ein „Fötus“, darum wurde es einfach „entsorgt“. Furchtbar. Und wir konnten nichts tun, das war gesetzlich geregelt.
Hoffentlich ist das heute anders. Wir hätten unseren Sohn gerne begraben. So stellten wir uns einfach einen Ort vor, an dem wir ihn uns vorstellen konnten. Aber so wirklich zu trauern ist schwierig.
Es tut mir schrecklich leid, wie man damals mit Ihnen und Ihrem Sohn umgegangen ist. Ich weiss nicht wann es passierte, aber ich kann nur von unserem Sohn erzählen, der im Juli 2012 in der 36. SSW gestorben ist: es hat sich einiges geändert. Ich bekam ein eigenes Zimmer und durfte meinen Sohn am ersten Abend bei mir behalten und dann so oft sehen wie ich wollte. Die Hebammen und auch die Ärztin haben sich wie eine Familie um mich gesorgt. Von unserem Sohn wurden Fotos gemacht und auch ein Fussabdruck genommen. Ich habe noch nie erlebt, dass in der Schweiz Menschen so viel Anteilnahme zeigten….DANKE
habe im Dezember auch eine Fehlgeburt.bin normal zur kontrolle dann heisst es ich sehe kein herz schlagen und die grösse stimmt nicht.das Problem bei uns wir haben es künstlich gezeugt das ist schlimmer.wir haben es in der 9woche verloren oder eben schon in der 7 Woche habe nichts gemerkt.wir können normal nicht schwanger werden.aber wir haben schon einen gesunden sohn.der 2 ist.wir wollten einen Geschwister haben.ich werde in 2 Wochen auch schon 40.frage ich mich immer warum wir wo schon nachhelfen müssen.
so tragisch es auch ist, hier wieder aus etwas ein Tabuthema machen zu wollen, was keines ist, ist falsch. Wenn es in der Familie und im Freundeskreis tabuisiert ist, ist dies bedauerlich, aber kein genereller Zustand – in meinem Umfeld weiss ich von x Fehlgeburten, da wird kein Geheimnis draus gemacht.
kann ich nur bestätigen
Tja, was aber macht man, wenn niemand wissen sollte, dass man schwanger ist/war? Dann kann man schlecht plötzlich mit einer Fehlgeburt kommen, zumal ja die Eileiter nach der Geburt meines Kleinen durchtrennt wurden, dumm nur, dass einer entweder nicht richtig durchtrennt war oder wieder zusammen gewachsen ist.
Danke Reto für den Text. Ob Tabuthema oder nicht – die Erfahrung einer Fehlgeburt ist ein Trauerprozess. Ich war bei unserer Fehlgeburt froh (12. Woche), konnte ich offen mit anderen Personen darüber reden. Auch wenn mir die Statistik schon vorher bekannt war, tat es gut, von vielen Personen zu hören, die auch schon eine Fehlgeburt erlitten hatten. Jede Person und jedes Paar muss seinen eigenen Trauerweg gehen und ich finde es gut, wenn dieses Bewusstsein in der Gesellschaft wächst. Heute sind wir glückliche Eltern von zwei gesunden Kindern und die Fehlgeburt beschäftigt uns kaum mehr.
Übrigens gibt es durchaus Leute, die auch bei einer frühen Fehlgeburt von „sterben“ statt „absterben“ sprechen. Vielleicht eher die Hebammen als die ÄrztInnen?
Ich habe letztes Jahr auch ein in der frühen Schwangerschaft verloren. Als ich die Schwangerschaft bemerkt habe war ich mit meinem Partner schon auseinander. Für mich war und ist dieser Verlust sehr schmerzlich, obwohl ich weiss, dass weder meine Kinder über ein Geschwisterchen begeistert gewesen wären, noch dieses Kind bei meinem Exfreund willkommen gewesen wäre und dass ich mit niemanden darüber reden kann macht die Sache auch nicht besser verkraftbar.
eni, einfach alles aufschreiben. durch dass schreiben und dann lesen, vorzugsweise papier und stift, erleichtert man sich. es ist wie, das innere nach aussen stellen und bringt so viel erleichterung. mir hilft es sehr, weil ich oft nicht schwere dinge mit menschen teilen möchte!!!
Wenn übrigens Leute mit uns über das Erlebte sprechen wollen, einfach melden unter:
schmidilein at gmail punkt com
Ich habe am 10.12.2004 unser 2. Wunschkind in der 13 Woche verloren. Wir alle waren tief traurig und ich habe trotzdem, ich schnell weider Schwanger wurde lange gebraucht um darüber hinweg zu kommen. Am 05.12.2005 wurde unser 2. Sohn geboren. Am schlimmsten waren die Kommentare der Schwestern im Spital, die als ich weinte meinten, das ich mich nicht so anstellen soll, ich hätte doch schon ein gesundes Kind. Unseren kleinen Löwen (errechneter Geburtstermin Juli) hätte ich aber auch gerne gehabt.
Ich verstehe schon, dass man sich im Krankenhaus als Mitarbeiter sehr stark abgrenzen muss um nicht schon nach einem Monat in der Klapse zu landen. Bei Ärzten ist es noch etwas krasser, trotzdem hätte ich manchmal schon das Gefühl, dass man etwas mehr Mitgefühl und Fingerspitzengefühl zeigen könnte. Aber auch da, niemand ist halt perfekt.
Die Schwestern könnten ja auch einfach die Klappe halten und einen in Ruhe weinen lassen.
Lieber Reto, herzlichen Dank für den Beitrag. Wir haben mittlerweile vor mehr als 4 Jahren unsere Tochter im 9. Schwangerschaftsmonat verloren. Die Beziehung meiner Partnerin und mir ist in der sehr lange weilenden Verarbeitungsphase fast daran zerbrochen. Wir haben den Rank schlussendlich nur mit externer Hilfe geschafft. Heute sind wir glückliche Eltern von zwei gesunden Jungs und erwarten unser drittes Kind im Oktober diesen Jahres. Der Verlust des eigenen Kindes ist m.E. das schlimmste was Eltern wiederfahren kann, egal welchen Alters das Kind ist. Ich wünsche Euch herzlichst alles Gute.
Etwas eigenartig finde ich, dass beim Anblick der blutenden Frau der einzige Gedanke war, wie es wohl dem Kinde geht. Um die Frau macht sich niemand Sorgen?
weil wohl klar ist, dass bei einer blutenden Schwangeren das Kind in Gefahr ist und nicht sie.
nicht immer bitta……..zeit zum hausaufgaben machen……………
bitta, was für eine absurde Behauptung, die jeglicher Grundlage entbehrt! Frauen können bei einer Fehlgeburt (sowie bei einer Geburt) sterben. Das sollte allgemein bekannt sein.
Wie wäre denn der folgende Gedankengang: Ich habe meinen Mann an den Hoden bluten sehen und mein erster Gedanke galt seiner gefährdeten Zeugungsfähigkeit. Ich liebe MEINEN MANN, ihn habe ich ausgesucht, um das Leben zu zweit zu verbringen. Er kommt an allererster Stelle, nicht die Kinder, die er zeugt oder eben auch nicht. Wenn er leidet, gilt meine ganze Aufmerksamkeit ihm, nicht den Funktionen, die er erfüllen soll.
Meine Frau hat an einem 24. Dezember in der 13. Schwangerschaftswoche unser Kind verloren. Nachden mit den ersten beiden Kindern alles gut lief, hätten wir nie gedacht, dass es auch uns treffen kann. Wir hatten ihm schon einen Namen gegeben, neue Kleider gekauft und sogar das neue Auto war schon bestellt, damit 3 Kinder Platz haben. Es vergeht auch heute noch kein Tag, an dem ich nicht an Jonas denke und meiner Frau geht es genauso. Ganz schlimm ist es aber für meine Frau und vor allem an Weihnachten. Sie hatteauch lange Zeit Depressionen und machte sich Vorwürfe.
Danke für diesen Artikel! Und dafür, dass er von einem Mann geschrieben wurde, der d.Gefühle d.Frau ernst nimmt!
Vor 40 Jahren war das ein Thema unter Frauen, aber nur unter verheirateten. Wer als Ledige eine Fehlgeburt hatte, musste selbst damit fertig werden. Und frau wird damit nie „fetig“. Denn immer noch denkt frau: Heute wäre sie/er xy Jahre alt, hätte Kinder, ich wäre Grosi….
Eine Freundin sagte mir mal: Weisst Du, wenn man einmal Mutter war, bleibt man immer Mutter. Das kriegst Du nie weg! Und so ist es. Den Moment zu spüren: Ich bin jetzt zwei Menschen!, das prägt f.d.Rest d.Lebens.
Meine Schwester hatte 3 Fehlgeburten innerhalb der ersten 3 Monate. Dennoch hatte Sie nochmals den Mut und die Kraft ein viertes Mal schwanger zu werden. Einen Tag vor der Geburt verstarb die kleine Lea unvorgesehen im Bauch meiner Schwester. Seither klappt es nicht mehr und sie ist ein gebrochener Mensch und denkt jeden Tag an die Kleine. Das schlimmste war neben meiner Schwester zu stehen und ihr bei der natürlichen Geburt des kleinen Babys zu helfen und sie irgendwie zu beschwichtigen. Der schlimmste Moment unserer beiden Leben… Irgendwann wird die Zeit die Wunden heilen.
…
ich bin mir nicht sicher ob Zeit alle Wunden heilen kann,
ob sie es überhaupt soll,
aber ein Spruch, den ich mal gelesen habe, gefällt mir sehr,
die Zeit heilt nicht alles, aber rückt vielleicht das Unheilbare (und den Schmerz, die Trauer)
aus dem Mittelpunkt.
Alles Gute!
Ich möchte mich gerne bei Brunhild und Reto bedanken für eure Gedanken. Meine Schwester leidet sehr und ich habe immer wieder die Bilder vor mir und empfinde grosse Trauer und diese Hilflosigkeit. Wahrscheinlich liegen Sie beide richtig mit dem Kommentar, dass die Zeit die Wunden nicht heilen wird. Aber vielleicht entwickeln wir – inbesondere meine schwester – genügend Kraft um es zu bewältigen.
Wer das oder ähnliches nicht miterlebt hat, kann sowas nicht verstehen. Das ist jetzt weder wertend noch böse gemeint, aber es ist leider einfach eine Tatsache. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich das höre, sehr sehr hart 🙁 Alles Gute und die Kraft, vielleicht das Erlebte irgendwann zu bewältigen.
@Reto:
komme nun nicht ganz draus auf was sich Ihr „Mir dreht sich der Magen um, wenn ich das höre, sehr sehr hart …“ bezieht? Wenn Sie zur Kenntnis nehmen müssen dass Menschen daran zerbrechen?
Oder haben Sie meine Worte total falsch verstanden?
Danke für den berührenden und mutigen Beitrag.
„Fehlgeburten sind in unserer Gesellschaft ein absolutes Tabuthema. “
Ich denke, Tod und Vergänglichkeit ist das eigentliche Tabuthema. Es passt nicht zu einer Gesellschaft, in der alle ewig jung bleiben (oder erst ab 80 alt)… Selbstverständlich bleibt Abschied nehmen und loslassen auch etwas Trauriges, wenn Tod und Vergänglichkeit als etwas Normales gesehen werden. Aber vielleicht weniger traumatisierend, weil man es nicht verdrängt hatte. Fehlgeburten sind z.B. nicht so selten. Und sterben tut jeder.
Unser Sohn wurde vor bald 13 Jahren in der 24. Schwangerschaftswoche geboren. Das Schlimmste war dass man uns nicht über unsere Rechte aufklärte. Obwohl er 2 Atemzüge machte, also bei der Geburt lebte, sagte uns niemand dass wir ein Anrecht auf eine Beerdigung gehabt hätten, da er 2 Tage vor SSW 24 auf die Welt kam, und somit nicht als Mensch im rechtlichen Sinne galt. Auch wird unser Sämi nicht im Famileinbüchlein erwähnt. Schön dass heute offenbar menschlicher mit solchen Familien umgegangen wird.
Die reine Anzahl der Kommentare zeigt mir, dass es die richtige Entscheidung war, das Erlebnis hier zu teilen. Jeder geht anders damit um. Und das ist auch gut so. Trauer wird von jedem anders aufgenommen und verarbeitet, da gibt’s kein richtig oder falsch. Ich für mich konnte erst komplett damit abschließen, als unser zweiter Sohn zur Welt gekommen ist. Danke für all die Rückmeldungen…die Diskussion ist wichtig!
Danke fürs Teilen ihrer Erfahrungen… ja es war eine gute Idee. Alles Gute ihnen und ihrer Familie.
Fehlgeburten sind wirklich ein heikles, da sehr persönliches Thema. Ich bewundere jede Frau, die nach mehreren Fehlgeburten nochmals den Mut findet, es wieder zu versuchen. Auch für das Umfeld ist es sehr schwer, richtig damit um zu gehen (persönliche Erfahrung), da man nicht genau weiss, was man sagen soll. Ein „es tut mir sehr leid“ scheint zu abgedroschen, aber andere Worte dafür zu finden? Schwierig…
„Richtig“ zu reagieren ist tatsächlich schwierig. Ich empfand aber (fast) jede Reaktion besser als keine. Lieber „Ich weiss nicht was sagen“, als nichts sagen vor lauter Unsicherheit, was das Richtige wäre. Es gab Leute, die uns zwei Wochen nach der Geburt unserer toten Tochter (9. Monat) besuchen kamen und kein Wort darüber verloren. Schön fand ich es immer, wenn Leute Fragen stellten: nach dem Kind, nach der Geburt, nach den Gefühlen. „Wie geht es Euch?“ ist schwierig. Was will man da schon sagen?
Danke für den Beitrag! bei uns wurde im März 2012 eine missed abortion in der 11. Woche festgestellt. Danach kam die Diagnose wir könnten nie auf natürlichem Wege mehr schwanger werden, da das Spermiogramm zu schlecht war. Genau ein Jahr darauf wurden wir wieder schanger, leider erneut mit Fehlgeburt in der 6. Woche.
Zu hören, dass andere auch Fehlgeburten durchleben mussten aber dann doch noch ein gesundes Kind zur Welt bringen durften, hilft enorm!
Ich wünschte mehr junge Paar würden offen über dieses Thema sprechen. Wir hören nur immer Sätze wie:“ ..ja bei meiner Mutter / Tante / Gotte…“
Darfst dich (und auch andere) gerne bei mir melden, wenn Du Bock hast, darüber zu quatschen…
schmidilein at gmail punkt com (muss dass so doof schreiben wegen den Spambots, sorry)
Gestern wäre der theor. Geburtstermin unseres ersten Kindes gewesen. Leider ist unser Baby in der 11. Woche gestorben und meine Frau musste eine „Ausschabung“ über sich ergehen lassen. Ich kann nicht beschreiben, wie stolz ich auf sie bin. Es vergeht aber kein Tag, an dem dieses schreckliche, lähmende Gefühl von dem Moment beim Frauenarzt in mir wieder hochkommt, als er keinen Herzschlag feststellen konnte. Ich trauere immer noch + habe Angst…wahrsch intensiver, als ich es meiner Frau ggü eingestehen möchte – auch aus Angst, sie mehr als nötig zu „belasten“, da wir wieder am „pröblen“ sind.
Ramon, wir kennen diese Angst gut, aber es hat sich herausgestellt, dass wir (und ich weiss von vielen anderen Fällen, in denen gerade die erste Schwangerschaft in einer Fehlgeburt endete) ein Jahr später ein gesundes kleines Mädchen bekamen. Sie scheinen mir einfühlsam, mitfühlend zu sein und ihrer Frau eine gute Hilfe – solange die Angst nicht überhand nimmt, werden Sie lernen, sie als normal und natürlich anzusehen. Vielleicht hilft es Ihnen, dass Sie wirklich nicht allein sind. Drücke Ihnen und Ihrer Frau fest die Daumen!
Danke für die Worte, Carolina. Ich denke, dass meine grösste Schwierigkeit darin besteht, dass ich mich noch mit niemandem darüber gross auseinandersetzen kann…oder eher darf (gefühlsmässig). Das nicht darüber reden „dürfen“ ist mir vermutlich als Anstandsregel mitgegeben worden, denn 1) sind meine engen Freunde zu Jahresbeginn selber Eltern geworden und 2) muss auch der Zeitpunkt für ein solches Gespräch m.E. stimmen, d.h. an unserem gelegentlichen „Herrenabend“ ist so ein Thema bei Bier+Nüssli nach der Spielanalyse FCB-BVB doch eher unpassend…wahrsch. typisch männl. Verhalten (?).
Ja, das ist schwierig. Suchen Sie noch ein wenig in Ihrer vielleicht weiteren Umgebung: vielleicht ist da jemand (Vater, nicht so naher Freund etc), dem gegenüber Sie etwas sagen können. Und vielleicht wäre es an der Zeit, Ihre Gefühle mit Ihrer Frau zu teilen? Mein Mann und ich haben relativ lange nicht wirklich offen miteinander gesprochen – manchmal braucht es das auch nicht. Aber eine falsche Schonhaltung aufzugeben, könnte eben auch heissen, dass sie beide sich noch besser verstehen und Halt aneinander finden. Und diese Ehrlichkeit (die ja nicht brutal sein muss), führt vielleicht auch
/2 dazu, dass Missverständnisse, wie sie gerne entstehen, wenn wir aus einer Schonhaltung heraus eine Rolle spielen, nicht beizeiten geklärt werden. Sie scheinen mir ein einfühlsamer Mann – versuchen Sie es. Sie werden schnell merken, ob eher Ihre Frau oder jemand Aussenstehendes der richtige Gesprächspartner ist.
@Ramon
Ich finde es ganz wichtig, wenn Sie sich in ein Gespräch mit jemandem einlassen können. Ein Gefühl ist etwas, das IST und es lässt sich nicht wegmachen, durch unsere Überstülpungen von „es dürfte nicht sein“. Die Gefühle suchen sich immer ihren Weg. Und gerade ihre Freunde, die gerade Eltern geworden sind, können sich sicher gut in Sie hineinversetzen, die Verlustängste, die Angst wie es ein nächstes Mal wird etc.
Es gäbe in jedem Kanton spezialisierte Beratungsstellen, welche mit den Themen bestens vertraut sind – https://www.sante-sexuelle.ch/beratungsstellen/
Kann Carolina nur beipflichten. Klar kann es angebracht sein, den Partner nicht (noch mehr) zu belasten. Aber das kann auch Distanz schaffen, weil man so weniger aneinander dran ist, was einen bewegt, etc. Und es kann dazu führen, dass man den anderen schwächer sieht als er/sie in Wahrheit ist und dass man einander nicht mehr gleichwertig/ebenbürtig begegnet (zwar mit guter Intention, aber endet wahrscheinlich selten gut).
Absolut einverstanden, ich weiss auch nicht, warum man darüber nicht offen reden könnte. Eine Freundin von mir ist kürzlich nach einer Fehlgeburt fast verblutet. Und ich bin einfach nur unendlich dankbar, dass ich das selber nicht erleben musste – ich hatte Blutungen während meiner ersten Schwangerschaft, die aber zum Glück harmlos waren; trotzdem ist mir der Schock noch in lebhafter Erinnerung… Mein Mitgefühl allen, die das durchmachen müssen!
Ich hatte bei der zweiten Schwangerschaft eine Fehlgeburt in der 8/9. Woche, musste jedoch nicht ausschaben und war bereits 4 Wochen später wieder schwanger und habe dann ein gesundes Kind geboren. Damit verlief es für mich sehr, sehr glimpflich. Persönlich rede ich nicht gerne über persönliche Sachen und ich denke auch nicht darüber nach, was hätte sein können, weil das m. E. Zeitverschwendung ist. Laut Statistiken enden ca. 60% aller Schwangerschaften in Fehlgeburten (50% nach dem ersten Monat, danach überwiegend im 2. und 3. Monat), aber wer will damit schon eine Schwangere belasten?
Für mich war völlig ausreichend, als mir die paar wenigen Bekannten und Verwandten, welche von der Schwangerschaft wussten, mir gesagt haben, dass es ihnen leid tue, dass es ihnen teilweise auch so ging und mich dann in Ruhe gelassen haben. Andere Frauen brauchen anders Trost, da muss das Umfeld halt auf die Bedürfnisse eingehen und ein wenig sensibel sein. Ein Tabuthema sind Fehlgeburten m. E. nicht, aber für die meisten privat und kein gutes allgemeines Gesprächsthema – ausser jemand ist gerade davon betroffen.
… dass sie hier in Dankbarkeit schweigt.
Ich erlebe das Thema Fehlgeburt ins unserem erweiterten Bekanntenkreis überhaupt nicht als Tabuthema. Macht man es nicht selbst dazu? I
Ich habe es schon auch so erlebt, allerdings mache ich es heute genauso: ich würde nie im Leben jemandem, die mir ihre Schwangerschaft verkündet, darauf hinweisen, dass sie vorsichtig sein solle, denn oft kann es in den ersten drei Monaten noch zu einer Fehlgeburt kommen. Diese Information kann man nachlesen, es steht aber nicht mir oder anderen zu, Frauen so zu belehren. Ich habe es so empfunden, dass man, nachdem es passiert ist, plötzlich zu einem Club gehört, von dem man vorher gar nicht wusste, dass er existiert. Und vielleicht soll das so sein.
Mein zweites Kind ist in der 14. Woche gestorben und dann im Spital zur Welt gekommen. Ich war enorm dankbar, es noch sehen und halten zu können, winzig und doch schon so perfekt wie es war. Das dritte Kind starb in der 8. Woche, da gab es keinen solchen Abschied. Die Solidarität im Freundeskreis war beide Male riesig und hat beim Verarbeiten der grossen Trauer sehr geholfen. Ich bin deshalb heute noch froh, offen und ehrlich darüber gesprochen zu haben. Das vierte Kind wurde im Oktober geboren, gesund und munter.
Es freut mich sehr für Sie, dass Ihr viertes Kind gesund zur Welt gekommen ist.
In meinem Umfeld hat es mehrere Fehlgeburten gegeben, es wurde immer offen darueber gesprochen. Ich sehe nicht ein, warum man/frau eine Schwangerschaft in den ersten drei Monaten fuer sich behalten sollte. Wir muessen doch keine Roboter sein, im Gegenteil – auch schwierige Zeiten mit unserem Umfeld zu teilen ist fuer alle Beteiligten eine grosse Erleichterung. Auch ich erzaehlte es immer gleich meinem liebsten Umfeld und meinen Kindern, wegen der Uebelkeit, aber auch wegen der Freude. Beides darf doch sein in einer ECHTEN Beziehung. Sonst ist alles nur Fassade – alles immer bestens..
Wie weiter oben angemerkt: Menschen gehen unterschiedlich mit traumatischen Erfahrungen um, die einen haben das Bedürfnis, sich darüber auszutauschen – andere nicht. Für beides sollte Platz sein in echten Beziehungen.
Mit ‚Fassadenwahrung‘ hatte mein Kommentar insofern nichts zu tun: vielmehr mit dem (gleichen) Recht zu reden wie zu schweigen.
Ich bin gleich damit umgegangen wie Simone und war sehr froh, als ich dann wirklich eine Eileiterschwangerschaft hatte, dass mein Umfeld informiert war. Jemandem Nahem konnte ich es damals noch nicht sagen umso schwieriger war es für mich, die ganze Geschichte zu erzählen und nicht nur das schlimme Ende. Aber Sie haben recht Mila, jeder geht anders damit um und darf auch. Nur denke ich, dass es für die, welche dann im Nachhinein über beide Ereignisse gleichzeitig informiert werden (Schwangerschaft und Abort), happiger adäquat zu reagieren, als wenn sie von Anfang an „dabei“ waren.
Danke, dass Sie diese Geschichte mit uns teilen.
Den betroffenen Frauen versuche ich immer tröstend zu sagen, dass das Baby wohl gesundheitlich sehr beeinträchtig gewesen wäre und es für das werdende Kind besser war zu sterben, als schwer behindert auf ewig im Spital und der Medizin zu enden. Die Natur ist hart. Man sollte versuchen, gerade bei frühen Aborten das Ganze nicht zu dramatisieren, sondern zu akzeptieren, dass die Natur so arbeitet und es wohl einen Grund hat. Mir ist es auch in der 10. Woche passiert. Solange man nicht noch eine Ausschabung machen muss, hat man noch Glück. Mutter aufpäppeln und wieder versuchen. Allen viel Kraft.
@Rahel:
… das finde ich nun eher schwierig, und ob es wirklich so „einfach“ erklärbar ist?
Hat bei allen die „trotzdem“ schwer behinderte Kinder zur Welt bringen
die „natürliche Härte“ dummerweise beide Augen zugehabt?
Die Herausforderung ist, etwas in den Lebenslauf einzubauen, das eben gerade keinen nachvolziehbaren Grund hat,
wo wir einfach nur unsrer Machtlosigkeit gegenüberstehen.
„Solange man nicht noch eine Ausschabung machen muss, hat man noch Glück“
finde ich da schon ziemlich zynisch und ein Schlag ins Gesicht derjeniger die „dieses Glück“ hatten.
@Brunhild Steiner
Sicherlich hat es Rahel hart ausgedrückt, aber grundsätzlich hat sie recht. Es liegt meist ein medizinisches Problem vor, wenn eine Fehlgeburt geschieht – oft geschieht diese sogar unbemerkt, weil so früh. Und es ist tatsächlich so – ein Spontanabort ist hart – nur im Vergleich zu den Frauen, die das Kind dann noch gebären müssen, kommen sie ein wenig glimpflicher davon. Ich finde, dass man Fehlgeburten vor der 12. Woche nicht dramatisieren soll. Ich kenne kaum eine Frau in meinem Freundeskreis, die noch kein solches Erlebnis hatte. Vielleicht hilf ja ein wenig Pragmatik.
brunhild steiner: das ist doch nicht einfach. die ersten paar wochen sind sehr heikel. wenn da etwas schief läuft in der entwicklung, hat es auswirkungen, mit denen nicht zu leben ist. man geht offenbar davon aus, dass 50% aller schwangerschaften darum nicht weitergehen und zu 80% sogar als unregelmässige mens wahrgenommen werden. die schwangerschaften die weitergehen entwickeln sich so, dass sie überlebensfähig sind. die anderen waren es nicht.
@tina:
mit Sicherheit wissen wir es aber nicht,
und es erklärt auch nicht weshalb es dann all die geborenen Behinderten trotzdem geschafft haben
wenn „die harte Natur“ quasi so vorsorglich agiert…
Betroffenen diese Erklärung als Trost zu verkaufen, damit hab ich echt Mühe,
ehrlicher wäre einfach dazu zu stehen, dass man nun gar nicht weiss was man sagen soll, anstatt sowas.
brunhild steiner: wer spricht denn von verkaufen? liegt es nicht auf der hand, dass jene schwerst behinderten, die es trotzdem schafften, weniger schwer geschädigt waren, wenigstens in den ersten paar schwangerschaftswochen? es soll ja auch keine abschliessende erklärung sein, und trösten tut sie vielleicht einige, andere kein bisschen. das ist doch keine wertung
Ich sehe das wie Brunhild: Diese Argumente sind Versuche, etwas zu rationalisieren, was nicht rationalisiert werden kann. Es passiert, oder es passiert nicht. Man ist betroffen, oder man hat Glück. Jetzt hier einen darwinistischen Sinn hineinzuinterpretieren ist nur ein Ausweichen vor dem Akzeptieren des Schicksals.
hotel papa, ich schreibe keinem vor was er zu denken hat, aber es ist ja wohl recht vermessen, jemandem den man nicht einmal kennt, sagen zu wollen, warum er wie denkt, nicht?
Brundhild, lies mal ein Embryologie Fachbuch. Es gibt nicht nur behindert und nicht behindert. Es gibt 100te verschiedene Dinge und einige sind überlebensfähig, einige aber nicht. Als ich die Zahlen gesehen habe 1:2000, 1:3000 etc. etc. wurde mir übel. Vielleicht ist es besser, ein gesundes Kind als Geschenk zu sehen, da es alle Klippen umschifft hat, die da sein könnten. Angenommene 50% nicht zu Ende geführte Schwangerschaften sprechen eine deutliche Sprache.
@Reto B.
@tina:
wir versuchen dem Ganzen einen erklärbaren Sinn zu geben, übersehen dabei grosszügig dass diese „Aussortierung“ nicht wirklich funktioniert, nehmen einfach mal an, dass alle ungewollt-abgebrochenen zur Kategorie „hätte sowieso nicht leben können“ gehören (liegt es nicht auf der Hand? Nein, tina, es liegt nicht auf der Hand!),
anstatt, wie Hotel Papa bemerkt, uns klar zu machen dass wir hier nicht vollständige Befehlsgewalt haben und einem Prozess ausgeliefert der nicht bis ins letzte Detail erfassbar ist.
Brunhild Steiner: Entschuldigung, ich bin meilenweit davon entfernt solche Dinge in „meiner Befehlsgewalt“ haben zu wollen, oder damit zu ringen es nicht zu haben. Ich suche auch nicht krampfhaft nach einer Erklärung, sondern für mich liegt es eben auf der Hand, auf eine unspektakuläre Weise, und vorallem auf eine ganz unspirituelle Weise. OK, für Sie nicht, mir ist unerklärlich wieso, aber ich nehme es respektvoll so hin. Ich möchte auch nicht darum streiten.
Ich betrachte mich nicht einmal als einem Prozess ausgeliefert. Schwangerschaften sind unglaubliche Wunder mit einer Chance von 50% dass das Kind lebend zur Welt gebracht wird. Ich bin mir seit meinen eigenen Schwangerschaften sehr bewusst, dass nicht automatisch alles gut gehen wird
Wenn das für Sie so gestimmt hat – gut.
Für mich wären Ihre Worte ein Schlag ins Gesicht gewesen. Sind es noch. Ich habe mein 2. Kind in der 14. Woche verloren, es kam tot zur Welt, ich habe es gehalten und gestreichelt. Ich kann und will an dieses kleine Wesen, und auch an das noch unsichtbare, das ich in der 8.Woche verloren habe, nicht als einen „Fehler der Natur“ denken. ^Was soll das für ein Trost sein?! Freunde haben ein schwerstbehindertes Kind, und ich kenne wenig Menschen, die mehr Freude und Lachen in die Welt gebracht haben als dieses Mädchen.
„Fehler der Natur“ ist es nicht. Die Natur macht nicht Sachen richtig oder nicht. Sie ist wie sie ist. Ich würde da nicht in Sparten Fehler und kein Fehler denken. Was ihnen passiert ist tut mir leid, aber bitte verstehen sie auch mein Wissen um die Fakten von Dingen, die während einer Schwangerschaft passieren können nicht als mangelndes Mitgefühl oder Aussage gegen Personen, die von solchen Schicksalsschlägen getroffen werden.
„und es für das werdende Kind besser war zu sterben“ Das werdende „Kind“ ist eben noch kein Kind, sondern ein Fötus, und kann folglich auch nicht „sterben“, sondern nur absterben.
Liebe Rahel, ich glaube ich wäre ihnen an die Gurgel gesprungen nach einer solchen Aussage. Diese hat überhaupt Null und gar nichts mit Trost zu tun. Genau, weil sie solche Antworten befürchten, behalten viele die Fehlgeburten für sich. Ich will nicht, dass mein Kind „Abort“ genannt wird, auch wenn es in der Fachsprache so heisst! Ich will von Freunden keine medizinischen Erklärungen, die habe ich bereits von den Medizinern erhalten! Ich „dramatisiere“ nicht, wenn ich nach einer Fehlgeburt leide!
Warum sagt man bei Ungeborenen eigentlich abgestorben und nicht gestorben?
Vielen Dank Alam, sie haben mir von der Seele gesprochen!
weil es noch mit der mutter zusammengewachsen ist, kein eigenständiges individuum. eher ein ableger.
also ich kann die worte von rahel verstehen. hatte zweimal eine fehlgeburt, einmal mit Ausschabung und einmal ging es von alleine weg. Für mich war es tröstend die Natur einfach zu akzeptieren. Die Ausschabung bekommt man ja nicht so richtig mit, weil man nichts sieht (war ca.10. Woche), beim 2. Mal (ca. 11. Woche) habe ich es zu Hause verloren, das war emotionaler, aber dafür besser verarbeitbar. Nun haben wir drei kinder und alle sind gesund! jedenfalls habe ich gelernt, dass die Kinder kommen, wie sie wollen, nicht wenn es in unseren Terminplan passt. Man muss das Leben nehmen wie es kommt!
Ja, es ist natürlich und deshalb darf sich die Frau auch keine Vorwürfe, Schuldzuweisung machen.
Rahel, ich glaube, die Reaktionen auf Ihren Beitrag illustrieren vor allem, dass der Umgang mit der Trauer anderer sehr, sehr schwierig ist. Gerade bei einer (ersten) Fehlgeburt mischt sich unter die Trauer eben oft auch Schock, Nichtverstehen und sogar Schuldgefühle – ein Ausspruch meiner Schwiegermutter, sicher nicht böse gemeint, hängt mir bis auf den heutigen Tag nach. Man muss akzeptieren, dass Menschen zwar alle die einzelnen Trauerstufen durchlaufen, aber in ganz unterschiedlicher Weise. Ich zumindest habe immer bei denen wirklichen Trost gefunden, die einfach nur für mich da waren und
Rahel, ich glaube, die Reaktionen auf Ihren Beitrag illustrieren vor allem, dass der Umgang mit der Trauer anderer sehr, sehr schwierig ist. Gerade bei einer (ersten) Fehlgeburt mischt sich unter die Trauer eben oft auch Schock, Nichtverstehen und sogar Schuldgefühle – ein Ausspruch meiner Schwiegermutter, sicher nicht böse gemeint, hängt mir bis auf den heutigen Tag nach. Man muss akzeptieren, dass Menschen zwar alle die einzelnen Trauerstufen durchlaufen, aber in ganz unterschiedlicher Weise. Ich zumindest habe immer bei denen wirklichen Trost gefunden, die einfach nur für mich da waren und
/2 nicht gewerweisselt haben. Meine Schwester z.B. wollte darüber reden, immer und immer wieder. Ich meine, dass eine Art wohlwollendes Schweigen bei allen Trauerfällen am ’sichersten‘ ist (damit meine ich ganz sicher nicht ein Sich-Abwenden). In rationaleren Momenten weiss man dann schon wieder, dass die allermeisten Reaktionen ganz sicher nicht böse gemeint sind, aber kurz danach ist die emotionale Turbulenz einfach enorm – mein Mann hat sich das immer so erklärt, dass die Babymachfabrik innerhalb kürzester Zeit wieder zumachen musste und deshalb alles drunter und drüber ging. Das war für
/3 ihn als sehr analytischem Typ tröstlich, für mich eher nicht, zeigt aber, wie unterschiedlich wir alle sind.
Vielen herzlichen Dank für diesen Bericht!!!
Vielen Dank für diesem Beitrag. Er hat mich sehr berührt. Ich wünschte mir auch, dass das Thema enttabuisiert wird!
Ja, ein Thema, das in der Öffentlichkeit immer noch gerne Umgangen wird, obschon es nicht nur wenige trifft. Fachstellen wie die FpK (www.fpk.ch) arbeiten wundervoll daran, dass das Thema eben Thema sein darf. Ich bin betroffener Vater und habe meinen Teil zur Thematisierung per Bild und Wort, als Buch und als öffentliche Ausstellung im Internet beigetragen. Betroffene und ihr Umfeld sind oftmals sehr dankbar, dass es Menschen gibt, die sich und ihre Geschichte exponieren. Je mehr Menschen solche Geschichten kennen, umso besser:
http://www.punctumsaliens.ch/exhibitions/sternspuren2/
es tat damals gut zu wissen und zu hören dass man mit einer solchen schrecklicken erfahrung nicht allein ist. es soll ja ca. 30% der Frauen passieren (hab ich auf den bekannten internetseiten wie urbia, eltern etc. gelesen). wir haben zwei engelchen und bis jetzt keine kinder. der autor hat absolut recht – nur was ich unbedingt noch erwähnenswert fände, dass man auch mit den betroffenen maennern darüber spricht. Wie oft bekam meiner zu hören: „und wie gehts deiner frau?“ – nach ihm hat niemand (!!!)gefragt, dabei ging ihm das ganze genauso nahe wie mir.
So betrachtet gibt es gute Gründe dafür, eine Schwangerschaft in den ersten drei Monaten für sich zu behalten. Ich hätte es jedenfalls nicht ausgehalten, meinem Familien- und Freundeskreis mitzuteilen, dass sich die kürzlich verkündete frohe Botschaft unterdessen ins Gegenteil verkehrt hat – ihr Mitgefühl hätte mich zu jenem Zeitpunkt ziemlich sicher erdrückt.
So sehr ich es also begrüsse, dass das Thema Fehlgeburten öffentlich thematisiert wird, sollte man auch verstehen, dass für manche Menschen Traumabewältigungen eine private – bzw. persönliche – Angelegenheit sind.
Ja Mila, man sollte verstehen, dass alle Menschen unterschiedlich mit Trauer umgehen. Ich wäre aber sehr froh gewesen, wenn ein bischen mehr Leute auf unsere Fehlgeburtsserie reagiert hätten und nicht nur oh gesagt hätten. Zum Glück hatten wir damals schon drei Kinder, ich weiss nicht, wo wir sonst heute stehen würden. Ich könnte heute noch weinen
Ich auch.
In anderen Zusammenhängen als diesem habe ich gelernt, dass es immer Menschen (auch im vermeintlich nächsten Umfeld) geben wird, die überfordert sind, wenn die eher unschönen Seiten des Lebens zur Sprache kommen. Das muss man ein Stückweit akzeptieren und sich an diejenigen halten, bei denen das nicht so ist (zum Glück gibt es auch solche).
das ist eben das problem: man hält die schwangerschaft in den ersten 3 monaten geheim, ‚weil ja noch etwas passieren könnte‘ – wenn ‚das‘ dann passiert ist, ist man ganz schön alleine damit, weil ‚man‘ von einer fehlgeburt erst recht nicht spricht…
und weil darüber so wenig gesprochen wird, muss man auch selber herausfinden, wie damit umgehen (ich meine damit nicht nur die psychische seite – sondern auch die rein praktische).
@sternlimami: Wie gesagt denke ich, dass jede(r) für sich selbst entscheiden muss, wie er mit dem Thema umgeht. Mein Mann und ich hatten uns bewusst entschieden, die Schwangerschaft erst nach drei Monaten gegen aussen zu kommunizieren. Entsprechend fühlten wir uns auch nicht alleingelassen in der Situation. Es ist nicht jeder dazu veranlagt (und hat auch kein psychohygienisches Bedürfnis danach), in jedem Unglücksfall sein Innerstes nach aussen zu kehren – darauf wollte ich hier hinweisen.
Man kann leider nicht davon ausgehen, dass andere von selbst wissen oder spüren, was man an Trost oder Mitgefühl braucht. Wir müssen unsere Bedürfnisse selber klar artikulieren oder von uns aus erzählen, dass was uns uns auf der Seele drückt. Erst dann ermöglichen wir Mitmenschen, nah oder ferner, sich mit unseren Gefühlen auseinanderzusetzen. Wenn dann immer noch ein nur ein „Oh“ kommt.. tja, dann sind’s wirklich Trampel…
Ich hab’s genau umgekehrt gemacht, hab allen Nahestehenden erzählt, dass ich schwanger bin, sobald ich es wusste – im vollen Bewusstsein, dass ich es – falls etwas passieren sollte – sowieso nicht verbergen und im Gegenteil dringend Trost von meinen Lieben brauchen würde… Interessant, wie wir Menschen verschieden sind und auf das Gleich so unterschiedlich reagieren.
Man muss aber auch zugeben, dass es extrem schwierig ist auf so eine Situation (die schlimmste die es überhaupt gibt) zu reagieren. Da ist doch irgendwie jedes Wort falsch, desshalb kommt wohl auch so oft nur ein hilfloses oh. Reicht da ein lapidares „es tut mir leid, das ist schlimm“, oder ein aufmunterndes, „du kannst ja wieder schwanger werden“? Wenn man wirklich eng befreundet ist gelingt das noch eher, ich hab erst nach dem 3. Mt rumerzählt, dass ich schwanger bin. Vorher, hab ich mich distanziert gefreut, im Hinterkopf, dass ich noch in der kritischen Phase bin.
Ich finde es nicht so schwierig, eigentlich. Wenn mir jemand so was erzählt, dann will er sich doch hauptsächlich mal den Kummer von der Seele reden. Also höre ich zu und teile sein Leid, da zählt „das tut mir so leid“ viel mehr als einfach nur „oh“. Dann je nachdem eine Umarmung. Und dann erst mal abwarten, ob die Person nur abladen will oder aufmunternde Worte hören – das spricht sie nämlich meist selber gleich an („Lauf der Natur“, „nächstes Mal klappt es bestimmt“ usw.), dann muss man nur bekräftigen. Habe viele Freunde und Verwandte in sehr schlimmen Phasen begleitet:
…wenn man echt Anteil nimmt, dann macht man in der Regel eigentlich nichts falsch. Es braucht halt Mut, Emotionen zu zeigen.
Doch, Nina, es ist für sehr viele Menschen sehr schwierig. Das legendäre Sich-nicht-mehr-melden oder die Strassenseite-wechseln von Freunden und Nachbarn findet tatsächlich statt. Mittlerweile weiss ich, dass es oft die pure Hilflosigkeit ist und nicht unbedingt etwas mit fehlendem Mitgefühl zu tun hat. Aber es ist etwas, was man lernen kann: den Mut, auf Menschen in Extremsituationen zuzugehen und sie einfach darauf anzusprechen, ohne aufdringlich zu sein. Aber man muss auch wissen, dass unterschiedliche Menschen die unterschiedlichsten Reaktionen zeigen, auch ablehnende.
/2 Ich habe sogar in meinem engsten Familienkreis erlebt, dass zu meiner Trauer dann auch noch die Wut über damals für mich inakzeptable Reaktionen kam. Heute sehe ich das abgeklärter und weiss, dass etwas, das im ersten Moment fast wie Bösartigkeit aussehen kann, einfach ’nur‘ gedankenlos oder hilflos ist.
Kommt noch dazu, dass bei einer Fehlgeburt beide Partner vielleicht unterschiedliche Reaktionen haben – mein Mann legte ein sehr rationales Verhalten an den Tag, was ich ihm anfangs übelnahm. Erst als ich merkte, dass er auf seine Weise genauso trauerte wie ich, war mir das sogar ein Halt.
Fair point, Carolina. Dann plädiere ich hier an dieser Stelle für mehr Mut und Toleranz. Für mehr ehrliche Offenheit, aktives Zuhören und echte Empathie. Das ist nämlich alles ausserordentlich wichtig fürs Zusammenleben. Fällt den einen mehr, den anderen weniger schwierig – kann man aber alles lernen und sich erarbeiten (zumindest sich verbessern, das können alle!).
“ Kann ein Kind in der 12. Woche überleben? Die aber mit Abstand schlimmste Frage war – und das verfolgt mich heute noch – ist das Kind bereits rausgekommen und schwimmt jetzt in der Toilettenschüssel?“
Ich habe auch so etwas erlebt. Zwei mal. Deshalb verstehe ich nicht warum die Kinder, die 12.Woche alt sind abgetrieben werden. Doch sind sie auch Kinder!
Ob das schon Kinder sind oder nur ein Vorstadium, ist eine Definitions- bzw. Glaubensfrage. Die Natur war offenbar der Meinung, es sei eine Fehlproduktion. Ich vertraue da lieber der Natur, was am besten ist. Aber das zu denken ist in unserer Gesellschaft ja bekanntlich nicht erlaubt, genauso wenig, wie den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren. Lieber tabuisieren wir Themen, die eigentlich völlig alltäglich und unvermeidbar sind, als ob das irgendwie besser wäre.
@Cybot:
und weil Sie der Natur so vertrauen haben Sie auch auf sämtliche Impfungen verzichtet,
desinfizieren offene Wunden nicht und machen grundsätzlich mal einen grossen Bogen um sämtliche Arztpraxen,
damit die vertrauenswürdige Natur auch ja nicht in ihrem Wirken gestört würde…
Nicht zuletzt, weil es eben so häufig ist, und fast jeder, dem ich es erzählte, auch eine Fehlgeburt erlitten hatte. Ich glaube auch nicht, dass es so ein Tabuthema ist, das Leben geht halt für die Meisten weiter. Leid tut es mir für die, deren einzige Chance auf Kinder das dann war.
Jetzt sagt mir bitte nicht ich sei gefühlslos. Es macht halt nicht jeder ein Drama draus.
ich finde jedoch, dass der individuelle Umgang mit der Trauer nicht einfach Drama machen ist, Bionic. Denn die Trauer ist real und manchmal überwältigend. Daraus hinaus zu finden bedeutet für jedes andere Wege und Gesprächsangebote sind dazu, wenn sensibel angebracht, ein wichtiger erster Schritt. Welchen Weg und wie sie damit umgehen lernen darf nicht etwas sein, das wir urteilen. Diesen Aspekt der Schwangerschaft hier zum Gespräch anzubieten ist mutig und wichtig, nämlich, dass gezeigt wird es gibt andere.
Ich habe auch eine Schwangerschaft verloren, in der 10. Woche, hatte aber schon einen Ultraschall in der 6. und 8. Woche. Das Erbschen war halt nicht mehr als ein Erbschen, wenn auch mit einer Art Herzschlag, aber ich habe zu diesem 6mm grossen Fleck keine Beziehung aufgebaut (es hätte mit 10 Wochen auch schon viel grösser sein sollen, war es aber halt nicht, weil nichts draus wurde). Natürlich hat es geschmerzt, und am voraussichtlichen Geburtstermin wurde ich daran erinnert. Bis dahin war ich dann aber wieder schwanger mit den Zwillingen und hatte bisher keine Zeit, weiter darum zu trauern.
lieber reto
vielen dank für diesen text.