Weihnachten mit Papi oder Mami?

Eine Carte Blanche von Gabriela Braun.

Neue Familienmodelle erfordern neue Traditionen: Eine Familie beim Weihnachtsfest. (Bild: Flickr / Cia de Foto)

Neue Familienmodelle erfordern neue Traditionen: Eine Familie beim Weihnachtsfest. (Bild: Flickr / Cia de Foto)

Schon im Alltag sind Patchwork-Familien organisatorisch anspruchsvoll. Doch an Weihnachten übertreffen sie alles. Die Feiertage werden zur familienübergreifenden Herausforderung und Nervensache. Die Frage «Wo, wann und mit wem verbringen wir Weihnachten?» birgt bereits für herkömmliche Familien und Paare ohne Kinder Konfliktstoff. Bei getrennten Paaren – mit neuen Lebenspartnern und neuen Familien – wird die Sache so richtig kompliziert.

Denn natürlich wollen am Fest der Liebe alle die Kinder sehen. Doch dies kann schnell zu einem ausgewachsenen Problem werden – in Monstergrösse. Denn dummerweise gibt es nur genau einen Heiligabend im Jahr und einen Weihnachtstag.

Im Idealfall machen die getrennten Eltern halbe-halbe. Die Kinder sind an einem Tag bei der Mutter, am anderen beim Vater. Doch oft haben beide Ex-Partner neue Lebenspartner und gemeinsam wiederum Kinder und Stiefkinder. Und weil die neuen Lebenspartner auch wieder Ex-Partner haben, die ihre Bedürfnisse anmelden – und es zahlreiche Grosseltern und Stiefgrosseltern gibt, die ihre Enkel sehen wollen, kann es zu einer mehrfachen Terminkollision kommen. Wie bloss um alles in der Welt will man die Bedürfnisse aller unter einen Hut kriegen?

Indem man an sechs Tagen hintereinander Weihnachten feiert? Oder indem sich die zusammengewürfelte Multikulti-Sippe mit den Ex-Beziehungen und den neuen Partnern zusammenrauft und gemeinsam die höchsten christlichen Feiertage zelebriert? Hmm, eher nicht. Bei aller Toleranz: In die Brüche gegangene Liebesbeziehungen um einen Christbaum zu versammeln, ist nicht unbedingt die beste Voraussetzung für ein schönes Weihnachtsfest. Bei meinen geschiedenen Eltern hat das damals vor dreissig Jahren zwar einigermassen funktioniert und wir Kinder fanden es schön. Es fühlte sich so normal an. Doch der gemeinsame Heiligabend mit ihnen, der Freundin meines Vaters und deren Mutter war häufig auch ein Eiertanz.

Mein Lebenspartner und ich haben mit unseren Familien und Ex-Partnern vor ein paar Jahren unter grossem vorweihnachtlichen Geknorze eine Lösung gefunden. Der Plan passt allen und ist klar – und deshalb geht eigentlich auch nichts mehr schief. Keine Missverständnisse, keine falschen Erwartungen, keine blöden Bemerkungen bei der Kinderübergabe. Am 23.12. geht mein Sohn zu den Eltern des Vaters Weihnachten feiern. Am 24. feiert er bei uns mit den beiden Stiefbrüdern. Am Weihnachtstag gehen die Stiefbrüder zu der Mutter. Wir anderen treffen uns mit meiner Mutter, meiner Stiefmutter und deren neuem Freund (sic!), der Familie meiner Schwester und deren Schwiegervater. Ein bunt zusammengewürfeltes Grüppchen also. Die Eltern und Brüder meines Lebenspartners treffen wir jeweils kurz vor Weihnachten, auch das passt.

So Weihnachten zu feiern ist für uns nun alle normal geworden – und es wäre merkwürdig, wenns plötzlich anders wäre. Aus einer einst verfahrenen Situation hat sich eine neue Tradition gebildet. Soll sich nun – um Himmels Willen – bloss niemand mehr trennen in den nächsten Jahren…

In diesem Sinne wünsche ich frohe Weihnachten. Auf dass sich alle Familien zusammennehmen und vertragen – allein der Kinder wegen. Prost!

gabi15x150Gabriela Braun ist Redaktorin bei der Zeitschrift «Gesundheitstipp», freie Journalistin und Mutter eines neunjährigen Sohnes. Sie lebt mit ihrer Patchwork-Familie in Erlenbach ZH.

44 Kommentare zu «Weihnachten mit Papi oder Mami?»

  • Sunny sagt:

    Meine Eltern sind seit meinem 5ten Lebensjahr geschieden und es war seither immer so, dass mein Bruder und ich am 24. bei meinem Vater und am 25. bei meiner Mutter Weihnachten gefeiert haben. Daran wurde nie gerüttelt, auch wenn meine Eltern neue Partner hatten und Stiefgeschwister etc. hinzukamen. Ich bin froh, haben uns unsere Eltern immer an die erste Stelle gesetzt!

  • Rab sagt:

    Wirkt dies nur so, oder gehen bei der ganzen Organisation die Kinder etwas unter? Selber Bestandteil einer Patchworkfamilie wollte ich eigentlich nur bei meiner Mutter feiern. Dennoch wurde ich herumgereicht wie ein Wanderpokal, weswegen mir das Weihnachtsfest nachhaltig vergällt wurde.
    Vorrangig war, wie ich diesen Blog nun interpretiere, dass alle Erwachsenen befriedigt sind, respektive; Ihr Machtspiel erfolgreich zu Ende gebracht haben, was der Metapher des Wanderpokals noch einen Sockel verleiht.

  • Annika sagt:

    Gute Besserung all jenen klein und gross, die mit Grippe das Bett hüten!

  • untröstlich sagt:

    Mein Lebenspartner feiert Weihnachten mit den Familien seiner Kinder und mit seiner Ex-Frau zusammen. Da habe ich auch nach über 3 Jahren Beziehung keinen Platz. Ich treffe meinen Sohn am 24. auswärts. Das wars dann. Ich hätte gerne etwas Stress, damit ich dazu gehören würde!

    • marie sagt:

      ich wünsche ihnen trotzdem frohe weihnachten. für mich und andere in meinem umfeld ist weihnachten und silvester auch immer so eine sache. es sind nämlich genau diese festivitäten, die gewisschen menschen einfach den eindruck vermitteln, sie seien „überflüssig“. ich denke da z.bsp. an betagte im altersheim und an menschen, die alleine sind.
      wir sind noch genau 5 in meinem umfeld ohne kinder. bei uns hat es sich seit ein paar jahren etabliert, dass wir heilig abend zusammen verbringen und das fest mit einer zwiebelsuppe oder spaghetti-ässete begehen, und reichlich alkohol. keine geschenke.

  • Noëlle sagt:

    Der Vater meines Sohnes ist seit 15 Jahren im Alltag völiig unpräsent – er hat mich 3 Monate nach der Geburt unerwartet verlassen. Auch wenn mich sein unverantwortliches Verhalten heute noch nervt – ich schätze es, dass wir seit wenigstens an Weihnachten gemeinsam friedlich feiern – unserem Sohn zuliebe.

  • Beat sagt:

    Wo ist das Problem? Lebe auch Patchwork, jedoch mit Kindern und Erwachsenen, mit richtig Erwachsenden und richtigen Kindern, wenn man sich versteht gibt es keine Missverständnisse, sondern man feiert das Fest der Familie….Patchwork-Familien eben. what else

  • Nala sagt:

    Phu das klingt für mich ja schon beim Lesen nach Stress pur. Da bin ich froh haben wir Weihnachten vor 15 Jahren abgeschafft. Keine Grosselternbesuche jeglicher Art. Weshalb muss das alles eigentlich immer an Weihnachten passieren? Wieso kann man solche Feiern nicht übers Jahr verteilen und sich so treffen? 360 Tage spricht man nicht miteinander, trifft sich nicht und dann an Weihnachten MUSS man sich sehen???
    Weihnachten ist das Fest der Kinder? Hab ich was verpasst? Ich dachte Weihnachten sei als Geburtstag von Jesus zu feiern. Wieso muss man da jemandem überhaupt was schenken?

  • Francesca sagt:

    Meine Familie war keine Patchworkfamilie, und dennoch gab es einen Wettbewerb sondergleichen: meine Eltern, diese Grosseltern, jene Grosseltern, und dann noch… wir feierten jeweils mindestens dreimal Weihnachten und ICH HASSTE ES. So verliert das Fest jede Besonderheit und wird zu einem anstrengenden Spiessrutenlauft. Rauft Euch zu einer Feier zusammen, ein Jahr bei dem, das nächste bei jenem, das reduziert den Stress. Den Kindern zuliebe, die kommen ja gar nicht mehr zur Ruhe.

  • Katharina sagt:

    The fiest of light – or Chanukah – is about rededication of oneself. A process over several days where one connects back to one’s own roots with this wonderful universe and rededicates oneself to it. Like a plant that goes to sleep in the beginning of winter, one turns back and looks at where we are from, who brought and carried us to this time you all are in now, all the loves you interact with, my friends, the entire journey up to this day, when you make this meditation.

    • Katharina sagt:

      This rededication of accepting where you come from is a soothing embrace of the entire journey of you up to NOW. In doing this, your roots strengthen you for the journey ahead. And the roots are the source of your love for the oncoming path. Welcome your past in loving embrace of your future. Embracing your past in love is what makes you understand the path of your fellow and thus be empathic about his or her journey and often, empathy explodes into the wonder of passionate love by its own when you trust the mystique of interpersonal harmonies.

  • Hans Gerber sagt:

    Das wäre mir zu mühsam. Aber eben, wenn es den Menchen zu langweilig wird kommen sie auf allerhand Ideen…..

  • Beno sagt:

    Bei obiger Foto mit violett-grauer Weihnachtszene kriege ich spontaner Hautausschlag…

  • Laura TI sagt:

    Wir laden am 24. alleinstehende Nachbarn und Bekannte zum gemeinsamen Abendessen ein. Es wird gut gegessen, viel gelacht, viel erzählt, manchmal gesungen, die Weihnachtsgeschichte gelesen und die Kerzen am Baum angezündet. Meine Kinder lieben es bei den Vorbereitungen zu helfen und geniessen das Zusammensein.
    Am 25. kommt dann der Vater meiner Kinder mit seiner neuen Familie zum gemeinsamen Feiern. Mein Pflegesohn musste letztes Jahr noch den Pflichbesuch bei seinen Eltern absolvieren, dieses Jahr verzichten sie darauf, heile Welt zu spielen, wo es keine heile Welt mehr gibt.

  • Franz Oettli sagt:

    Weihnachten ist für manche Familie ein Test. Viele Leute, Programm, auch der Zwang mit Andersdenkenden zusammenzusitzen, die untrennbare Bande der Verwandtschaft usw. können tatsächlich stressen, gerade wenn die Kinder in die Pubertät kommen. Wer’s aber gelassener angehen kann, auch mal eine 5 gerade sein lassen kann, hat gute Chancen auf schöne Erinnerungen an die Festtage.

  • Eni sagt:

    Meine Kinder verbringen jeweils den 24. Dez bei ihrem Vater und am 25. oder 26. Dez bei mir und meiner Familie.

    Das ist mein Zugeständnis an meinen Exmann, aber zusammen feiern würde ich nicht wollen.

  • Leandra Huber sagt:

    Die Scheidungsvereinbarung meiner Eltern sah vor, dass wir entweder Weihnachten oder Silvester beim Vater verbringen. Was, das konnten wir so bald wie möglich selber wählen, und wollten Weihnachten fast immer bei Mami sein. Ich denke, Kinder können das ganz gut für sich selbst entscheiden. Und bevor man einen solchen Stress veranstaltet: das Jahr hat noch 51 andere Wochen in denen man sich sehen kann!

  • Natalie Kuster sagt:

    Solche Probleme stellen sich zum Glück nicht, wenn man das alleinige Sorgerecht hat und der Erzeuger kein Besuchsrecht hat…

    • Sportpapi sagt:

      Arme Kinder!

    • Alexandra sagt:

      Der Erzeuger?..harte Worte nicht nur für ihn oder dich, auch für euer Kind/ eure Kinder. Denn die Schlussfolgerung davon wäre ja das du keine Kinder hast sondern Erzeugtes. Das tut mir für deine Kinder / dein Kind sehr Leid.

  • Sportpapi sagt:

    Und was, wenn jeder 5 Kinder mit unterschiedlichen Müttern/Vätern hat? 🙂
    Unser Fest in der Familie (also bei meinen Eltern) findet seit Jahrzehnten am 26. statt, um allen Terminkollisionen auszuweichen. Daneben gibt es Platz für 2-3 weitere Festivitäten. Aber alles geht halt nicht.

  • Auguste sagt:

    hmm…, kleiner statusreport: die welt und ich rotieren wie gewöhnlich vor weihnachten. jetzt hoffe ich, dass das mindestens bis 1400h so weitergeht, sonst fällt ein herrlicher lunch ins wasser – oder wohin auch immer. und wenn sie schon untergeht, bevor ich die rechnung – die könnte so saftig wie das steak ausfallen – begleichen muss, wär wahrscheinlich nicht der schlechteste moment.

    youtube: gloria estefan – christmas through your eyes

    • plop sagt:

      Auguster, weitere Gründe, warum das noch warten soll mit dem Untergehen, lesen sie da:
      http://gminggmangg.wordpress.com/

      und falls doch, wünsch ich Ihnen eine schöne Endzeit!

    • Auguste sagt:

      hmm…, statusreport II: plop, marie und ein paar andere sind noch da, ich bin wieder da – nur zwei steaks samt grossen kartoffeln sind weg. und wenn in den nächsten 30′ in tokio nichts gravierendes mehr schief geht – und in fukushima auch nicht – dann hätten wir ein sicheres indiz, dass wir noch mal davon gekommen wären.

      ihnen, meine damen und allen andern natürlich auch, wünsche ich ebenfalls fröhliche weihnachten. und denken sie daran: strapse an ihr und etwas bling-bling von ihm, und es kann fast nichts mehr schiefgehen. ausser ein stromausfall legt die neue playstation der kids lahm.

      • Freddy sagt:

        was hat dieser Auguste dies wieder originell geschrieben 😆

        „strapse an ihr und etwas bling-bling von ihm, und es kann fast nichts mehr schiefgehen. ausser ein stromausfall legt die neue playstation der kids lahm“

        ….wie ein Sozialfall, der seine Redegewandtheit trainiert !

  • Manuela sagt:

    Man muss nicht immer alles so zelebrieren. Man kann das Fest auch im kleinen Kreis der Familie (Eltern, Kinder) feiern und die Großeltern dürfen gern zum Abendessen an einem Tag zw. Heilig Abend und Silvester kommen. Bei uns war es immer Brauch, dass die Großeltern dahin kommen, wo die Kinder sind, nicht anders herum.
    Wem Weihnachten nicht aus religiösen Gründen heilig ist, kann die Festlichkeit entzerren – man hat ja meist eine ganze Woche, bis der Alltag weitergeht.
    Und mein Tip: Ferien buchen und über Weihnachten in die Sonne mit dem Nachwuchs! Problem gelöst.

  • maria sagt:

    Wir haben zuerst Weihnachten zusammen gefeiert. Das wurde mit der Zeit allen zuviel. Nun ist ein Jahr der Vater dran grad bis Silvester, nächstes Jahr die Mutter. Seither gab es nie mehr Streit oder Diskussionen und für die Kinder ist es auch jederzeit klar, was läuft.

  • tststs sagt:

    Hüstelhüstel, also es gäbe da auch noch den 26. als offziziellen Feiertag… und zur Not kann man auf die Orthodoxe Tradition ausweichen… und überhaupt weshalb nicht auch am 27./28….?
    In meiner Kindheit sah Weihnachten so aus: 24. Mama, LAP, Geschwister, Grosseltern mütterlicherseits bei uns, 25. Mittag mit LAP-Familie, zVieri/Znacht mit Rest Mama-Familie (Tante und Cousins), 26. Papa und LAPin, 27. nochmals inkl. Grosseltern väterlicherseits…
    4 wunderschöne Christbäume
    4 mal superfein gegessen
    4 mal raschelndes Geschenkpapier

    Habe es geliebt…
    🙂

  • anne sagt:

    ….und nicht auszudenken, was wäre, wenn es nur einen Weihnachtstag gäbe…!

  • anne sagt:

    Als PatchworkMami find ich vor allem die Geschenkli-Flut so schwieriiger im Auge zu behalten. Wir Eltern sprechen uns jeweils gut ab und versuchen, dass es nicht überbordet. Wieso aber das Christkindli zwei Mal kommt, konnten wir irgendwie noch nicht so schlüssig erklären…
    Eine weitere Schwierigkeit sind die Termin-Bedürfnisse der weiteren Verwandten welche mehr oder weniger deutlich geäussert werden. Wichtig ist aber, dass man im Auge behält, dass das Weinachtsfest in 1. Linie für die Kinder ist und da muss halt mal die Grosstante hintenan stehen.

  • Alexandra sagt:

    Wir haben es alle miteinander geschafft über unsere Schatten zu springen. Was erst als unmöglich erschien entpuppte sich als kleiner Sprung über einen all zu sehr auf geblasenen Berg. Seither feiern wir alle zusammen am selben Tag am selben Ort. Nicht nur Weihnachten, auch Geburtstage und alle paar Jahre gibt es gemeinsame Ferien. Ich wünschte mir für alle Patchwork-Eltern das sie ihren Kindern und sich selbst zuliebe, über ihre Verletztheit hinaus wachsen können. Es lohnt sich!

  • ursula sagt:

    Die Lösung, wie sie oben gezeigt wird, klingt gut. Ich kann mich dem letzten Wunsch nur anschliessen; viel Gesang, Geschichten und Freude rund um den Christbaum, am zwar nicht höchsten, aber schönsten christlichen Fest!

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