«Each one teach one» so die Losung, die dieser Kulturoase, dieser «Idealistenkiste» am Fusse des Hausbergs, am nächsten kommt.
Gib weiter, was anderen vergönnt war und mach es nicht mit dem Dirigierstock, sondern mit gereichten Händen. Auf dass soziale Unterschiede nivelliert gehören und dafür, dass individuelle Besonderheiten von einem Spitzlicht gestreift werden und somit als Eigenheiten zum Leuchten kommen.
Eigenheiten, welche sich im Gesellschaftsdiskurs sonst mindestens als Hemmnisse manifestieren, als Störfaktoren, als starke Widerstände bezüglich des Mitbestimmungsrechts der eigenen Bedürfnisse. Diesem Mitbestimmungsrecht, welches so zentral liegt, um das eigene Freiheitsgefühl entfalten zu können.

Das aktuelle Programm zu den Festivitäten, welche diesen Freitag und Samstag vonstattengehen werden, findest du hier.
Andere, hinter dem Wald, sprechen noch immer von Behinderungen, physischen, psychischen oder geistigen Charakters. In der Heitere Fahne heissen Leute, die darunter leiden – sind wir das nicht alle? – aber längst Menschen mit Besonderheiten. Und genau diese sollen in das Projekt so sehr als möglich und bereichernd eingebunden werden, beim Kochen, Organisieren – beim Erschaffen im wortwörtlich «übertragenen» Sinne. Each one teach one.
Mit dieser Haltung und mittels multi- bisweilen interdisziplinären Programms zwischen Theater, Musik, Tanz, Cabaret und Gastronomie, giesst dieses Kollektiv von plus ou moins 60 Seelen einen integrativen Sockel in die Kulturlandschaft, welcher eine Leuchtturmfunktion einnimmt, am Fusse des Hausbergs.
Nirgends sonst in der Stadt wird mit ähnlicher Strahlkraft und Aussenwirkung das Mantra der Niederschwelligkeit gelebt und geliebt, ohne dabei vom Korsett des Dogmas eingeschnürt zu werden – dieser Schraubzwinge des Eifers. Vielmehr regiert das Lustprinzip die Heitere Fahne und darum ist es ein Ort des Wohlbefindens, des Schön-sein-dürfens; aber unter Aussparung des liebeszersetzenden normativen Blicks, welcher der Hauptstrom, mit seinem Schlepptau an Gräuel, sonst in unsere Gehirnrinden meisselt.
Hier hat man begriffen, dass Zugänglichkeit nicht bloss von ökonomischen Faktoren wie Preisen abhängt, sondern viel mehr auch von diesem diffusen Begriff des Bildungskapitals, welcher verbandelt ist mit Herkunft, Kinderstube und all diesen soziökonomischen Faktoren.
Long story short: Ultra progressive Sache und willkommen sind alle – am Fusse des Hausbergs – draussen bleiben muss nur der Zynismus.
Dafür und dass diese vereinsbasierte Institution seit nunmehr fünf Jahren – welche gefühlt im Flug vorbeigegangen sind – besteht, dafür heisst es jetzt die Tassen zu heben, zu klatschen, zu umarmen, zu küssen und zu hoffen, dass die Idealistenkiste genauso weiterrumpelt, fünf weitere Jahre mindestens oder warum nicht gerade bis zum bitteren Ende.
Die Heitere Fahne – ein utopischer Ort und die Utopie dem Eskapismus bekanntlich artverwandt, das einzige Problem ergo: Sich darin zu verlieren und den Realitätsbruch gänzlich herbeizusehnen, nichts mehr mit der bösen Welt am Hut haben zu wollen. Weiterdampfen auf der Terrasse und gar nicht mehr hervorlugen mögen, hinter der trügerisch konkordant wirkenden Fassade des alten Brauereiwirtshauses – am Fusse des Hausbergs.
Ich frage mich, «Und was genau wäre so schlimm daran?»