Global Warning!

Roland Fischer am Mittwoch, den 5. Dezember 2018 um 11:34 Uhr

Just in: Norient Filmfestival is back! Nach einem Jahr Pause macht man gleich ein wenig auf Shnit, mit bereits drei Austragungsorten, die hier nicht Playgrounds oder sowas heissen müssen: Bern, St. Gallen, Lausanne. Auch in Bern wird expandiert, neben der guten alten Homebase in der Reitschule geht es ins City Pub und ins Jugendzentrum newgraffiti. Mut zur urbanistischen Lücke!

Beim Programm setzt man auf den bewährten Spagat: Breitformat über Musik einerseits, breitformatige Musik andererseits. Am zweiten Januar-Wochenende gibt es neben tollen Filmen also auch jede Menge Live-Acts und DJs zwischen kroatischem Folk, Politperformance, Klangexperimenten, UK Funky House und Reggaetón. Zur Eröffnung wartet das kleine feine Festival gleich mit einem Knüller auf: «Matangi/Maya/M.I.A.» über das englisch-tamilische Pop-Chamäleon M.I.A. Ein Film, der seine Spannung «aus dem unauflöslichen Widerspruch zwischen Selbstinszenierung und Politik, zwischen dem buntgefiederten Popstar und der Aktivistin» hole, meinte die FAZ. Schaut man sich an.

Kulturbeutel 49/18

Mirko Schwab am Montag, den 3. Dezember 2018 um 5:55 Uhr

Schwab empfiehlt:
Kunst, kontemporär, in die Welt gestellt von zwei Typen mit den schönen Namen Floyd Grimm und Lukas Hirschhofer, ausgestellt in der Junkere 11 – oder aufgehängt, projiziert, installiert – how knows, auch der Veranstaltungsbeschrieb gibt sich bedeckt. Zur Wochenmitte also ein Geschenk.

Die Ursi empfiehlt:
ELEKTROBOPACEK
im Radio am Dienstag – geflüchtet einst aus Laboratorien sowjetischer Technokraten, hat sich der lötkolbengefolterte Cyborg in seinem Berner Exil dem maschinellen Soul verschrieben und spielt sich nun auf analogen Synthesizer den Blues von der binären Seele – Nachrichtendiensttipp!
(Entweder en vrai zu bestaunen im Abyssinia Social Club oder live auf radio-bollwerk.ch ab 19:00 Uhr)

JJ empfiehlt:
Fuck, es ist schon wieder Dezember, aber egal, wie jeden anderen Monat auch gibts am Achten Session im Schwobhaus. Dieses Mal es geht um Literatur: Lina Maria Sommer, Emanuel Bundi und unser Boy Schwab lesen Texte, es gibt Wein und Kunsti-Talk, aber getunet auf unangestrengt.

#BernNotBrooklyn

Urs Rihs am Sonntag, den 2. Dezember 2018 um 13:43 Uhr

Bern ist zwar nicht Brooklyn, aber hey, trotzdem ist schwer was los in der Stadt. Festivals und Feste, Konzerte und Zelte, ich hör immer nur Zelte. Liederliches, undurchsichtiges Treiben, fadenscheinige Zusammenhänge – Untergrund und hie und da spitzelt er an die Oberfläche. Wie der schwindende Eisberg. «Etwas Licht für die Sache bitte!»
es werde Licht –

Am Mittwoch bei Kerzenschein sass man beisammen zu selbstgemachtem Ingwerlikör, goldversetztem, weil man sich sonst nichts gönnt. Wegen sieben Jahre Kapitel und so und dazu noch schnell Klarheit erlangen, über das Raclette- und Zirkuszelt auf der anderen Strassenseite. Viel wurde ja kolportiert: «Da läuft ja nicht wirklich was und die Leute haben sich übernommen.»
Fakt ist, hier schleift sich gerade ein frischer Bewegungsablauf in die urbane Grosshirnrinde ein und zwar praktisch ohne Geld – «das Zelt war ein Glückstreffer und praktisch jede Schraube wurde von Freund*innen oder selbst reingedreht, das war ein Husarenstück an Engagement und eine Visitenkarte der Szene sondergleichen!», sagt mir Dino während wir zwei selbstgedrehte Zigaretten rauchen.

Man glaubt also dran im Schützenhaus, das Raclette ist gut angeschmolzen und das Kulturkonzept, das Sorgenkind, wird sich finden – kam Zelt kommt Rat und hoffentlich auch etwas Geld, bis dahin geht der Kollekten-Teufel um für Dargebotenes. Und darum greift in die löcherigen Taschen!

Drei Tage später und drei Strassen weiter oben, sitz ich früh morgens, bei queer einfallenden Sonnenstrahlen und sturmer Rübe – weil nachts zuvor ein Kollektiv und sein Raum am Terrassenweg 25 Jahre feierten und man sich zu Cumbia kräftig mit Champagner begoss, Applaus! – in der Turnhalle zu einer Tasse Kaffee und schau mir ein «Warm-up» des Bone21-Performance-Art-Festival an, aber blick irgendwie nicht ganz durch. Das Programmheft überfordert meine Synapsen und ich stolpere in vier Sätzen gefühlt zwanzigmal über das Wort Performance. Schau mir dann, dumm wie zuvor, lieber das zerstreute Treiben auf der Bühne an. Da würfelt sich was, zwischen Soundcheck, Jamsession und Theater. Verstörend beruhigend schön– ich such das Weite.

Sonne, Progr-Innenhof, Bone21 und Kaffee – der gute Morgen am Samstag war das.

Und lande, wie so oft dabei – in einem Auto voller grosser Herzen und aufgeschaltetem Fernscheinwerfern, vom Turbo getrieben über Feldwege – im BadBonn:
Feldermelder spielt hundert Dialekte Bass und trotzdem Esperanto – Phasen überlagern sich und plötzlich ist das Kopfnicken neben dem Takt, unmerklich schleicht sich das Leitmetrum von Mitten auf Tiefen. Transistoren rauschen, es knistert und ballert, flächige Drones, Breaks und vieles improvisiert und assoziiert und trotzdem alles aus einem verdammten Guss, dass es gar dem Haxan Cloak kalt den Rücken hinunterlaufen müsst’ – Therapiestunde!
Danach, mit geweiteten Pupillen, erwarten wir sehnsüchtig das elegische Zeremoniell von Lord Kesseli und seinen Drums. Sandelholzrauch füllt unsere Kapillaren und wir stehen wie trockene Schwämme vor der Bühne, bereit die neuen Stücke in uns aufzusaugen, dass es uns den Teufel austreibe. Leider bleiben die Tieftöne aus – hat sie Feldi vergriffen? – und das Konzert verreckt technisch ab. Wie Kinder vor einer rohrkrepierten Tischbombe sehen wir uns an und trauern, im Wissen darum aber, dass Lord Kesselis Nummern Sprengladungen an Dynamik bleiben und nächstes Mal explodieren sie, ganz bestimmt.

Geblendet vom neonröhrenhelldurchfluteten Nebel im Haus treten wir den Rückzug an, genug gesehen, es ist Sonntag und wir wünschen uns den Kopf unter die Daunendecke.
Am Abend spielt «Esben and the Witch» im Rössli –
falls sich wer die Lichter noch gänzlich ausknipsen lassen möchte.

Bild mit Ton: Gagle mit Hari

Mirko Schwab am Freitag, den 30. November 2018 um 5:55 Uhr

KSB stellt in der Rubrik «Bild mit Ton» wöchentlich ein audiovisuelles Ausrufezeichen aus dem Berner Untergrund vor. (Bei rückläufigem Merkur sind Abweichungen vorbehalten, ebenso bei schlechter Laune oder gutem oder schlechtem Wetter.) Diese Woche mit King Pepe.

«Love is strong – Liebi isch sträng» konstatiert der König. Ansonsten gibt es hier erfreulich wenig fadenscheinige Wahrheiten abzuholen und eher Schulterzucken vor der Welt. King Pepe stolpert über die Reeperbahn und mag nicht schlafen. Morgen fällt halt aus, bleibt heute und bleibt ein Wirrnis.

Gäbe es ein Urban Dictionary auf Berndeutsch, so stünde vielleicht darin:


Gagle
(Verb) Varianten: Umegagle, Vergagle
«När sy mer no bim H. ir Wohnig ga gagle.»
«U de sy si y däm Pärkli umegaglet bis am Mittag.»

Meist in Kombination mit Drogenkonsum (insbesondere Stimulanzien) zelebriertes Auslassen einer Nacht, mehr oder weniger privates Nachglühen nach einem Streifzug durch die Stadt. Vorgetragen mit einem grosszügigen Gestus des laisser faire o. who gives a fuck.

Rauchfrei auf dem Vorplatz

Ilona Steiger am Donnerstag, den 29. November 2018 um 13:47 Uhr

Für KulturStattBern zeichnet Ilona Steiger aka rauchfrei93 als Gastillustratorin wöchentlich Shortstorys aus dem urbanen Untergrund und von der Sandsteinoberfläche.

Alles live, alles hier, alles jetzt

Roland Fischer am Donnerstag, den 29. November 2018 um 10:31 Uhr

Hat die Performance als Kunstform vielleicht ein Präsenz-Problem, im Sinne von past, present, future? Man konnte nicht umhin, sich das zu fragen, wenn am Eröffnungsabend des Bone die Wiederaufnahme einer Wiederaufnahme programmiert wird. Das Unsichtbarst-Solo von Anna Huber hat auch schon zwanzig Jahre auf dem Buckel. Könnte man also wieder einmal zeigen, das stimmt, zumal das Stück

in einer extrem exponierten performativen Situation den Blick auf einen sich wandelnden Körper untersucht. Sehen und gesehen werden; zeigen, darstellen, verstecken. Wer schaut wem zu? Die Arbeit stellt ihrem um diese Jahre älteren Körper und ihrem Selbst als Tanz-Performerin heute veränderte Fragen und öffnet neue Möglichkeiten und Freiheiten.

Aha. Veränderte Fragen. Man hätte da vielleicht an Digitalisierung gedacht, #perfectbodies und so. Dazu dann aber nicht so viel. Es ging und geht da um sehr Persönliches, man könnte auch sagen Selbst-bezogenes, und so bleiben die wohl eher subtilen Veränderungen allen verborgen, die sich nicht zu den Huber-Aficionados zählen und das Stück sowieso schon kennen und vielleicht auch schon das Zehnjährige in der Dampfzentrale begangen haben. #Kunstfüreingeweihte und so, aber das wäre ein anderes Thema.

Immerhin sehr passend dazu: «Eine Einigelung» draussen in der Gasse, von Christoph Rütimann. Das hat dann auch dieses Augenzwinkern, das die grosse Metaphorik ein wenig leichter werden lässt. Noch ist da vor allem ein Haufen Holz, aber so langsam zeichnet sich schon ab, wohin das führt, bis Ende Woche. Ein hermetischer Zirkel der sehr physischen Art, und im Inneren: Wohin man auch blickt – Brett vor dem Kopf.

Was einen zurück zur Präsenz bringt, denn gerade Rütimanns Arbeit lebt ja vom Werden, vom Live-Moment, dem man beiwohnen kann. Wie er aufs Geratwohl ein Stück Abfallholz aus der Beige pflückt und es zu seiner prekären Skulptur hinzufügt und dabei mit der Nagelpistole kämpft. Das wäre dann auch der kleinste gemeinsame Nenner des Performativen, heute: Dieses Jetzt-und-Hier-Sein. Kein Zufall wohl, dass sich das Bone dieses Jahr gewissermassen ein zweites Festival gönnt: B for Music, kuratiert von San Keller. Ist die Musik doch Methode der Wahl, wenn es ums Präsenz-Herstellen (und natürlich auch Past-Präsent-Futur-Verklären) geht. Wir kommen darauf zurück.

Kulturbeutel 48/18

Mirko Schwab am Montag, den 26. November 2018 um 5:55 Uhr

Schwab empfiehlt:
«Musikalisch liegen die Wurzeln im Hardcore der 80er-Jahre, die der Attitüde im Punk», heisst es über die Berner Gruppe Horace also darf gesoffen werden. Mit dabei auch Slander aus Venedig, die besser als jede andere Band des Genres wissen müssten, dass die ganze Scheisse am Schluss untergeht. Auf eine Halbe Stunde Glückseligkeit und Nasenbluten ins Ross. Am Donnerstag.

Fischer empfiehlt:
Es wird wieder Hardcore, für ein paar Tage, Kunst und Kultur bis auf die Knochen, für den harten Kern. Bone is back! Das unberechenbarste Festival weit und breit widmet sich dieses Jahr insbesondere der Verbindung von Performance und Musik. Im Schlachthaus und in diversen Aussenstationen, von Mittwoch bis Samstag.

Der Urs empfiehlt:
«Der Raum» bleibt versteckt, dort am Stutz, unter diesem grossen Wohnhaus. Genau – dort in der Nähe der Welle, Stadtbachstrasse Richtung Insel, aber schon die zweite Einfahrt rechts, bei dieser Freikirche und dann eben stotzig ufe, den Terrassenweg rauf und am ersten Stahltor rechter Hand klopfen.
25 Jahre(!) feiert das Kollektiv und sein Konzertlokälchen am Freitagabend, und dürfen dabei alle stolz sein: Nie einen Rappen Lohn gesehen oder Subventionen, aber sowieso unbezahlbar – ihr Engagement für die Szene.
Ab Zweiundzwanzighundert.

Der Kuratle empfiehlt:
Grind spülen lassen in der WIM Zentral. Eine Ladung Drummophone von und mit La Foresta, anschliessend elektro-akustisches Kollektivfeuer von Strinning, Leimgruber und Lehns. Freitag, 20:00, PROGR Raum 013.

#BernNotBrooklyn

Urs Rihs am Sonntag, den 25. November 2018 um 18:34 Uhr

Bern ist zwar nicht Brooklyn, aber hey, trotzdem war hier hart was los, die ganze Woche schon.

Doch «Weiche Männer braucht die Welt» steht in der WOZ und wer war der weichste? Zum Anfang vielleicht, Daniel Ryser auf Lesetour mit seinem Kö%*#l Buch, am Dienstag war das und im Ross – etwas weich in den Knien erst, aber nicht weich im Kopf. Seziert mit seinem Report über den Kompromisslos-Karrieristen-K@pp?l die vor sich hin krepierende Schweizer Medienlandschaft und lässt dabei die Hauptperson rechts liegen.

Sanftheit mit bitterem Beigeschmack servierte am Donnerstag dann Mr. David Tibet – seines Zeichens Frontmann der Avantgarde-Folk-Drone-Gruppe «Current 93» und freigestellter Programmpunkt am diesjährigen SAINT GHETTO in der Dampfzentrale – prätentiös.
Seine angestrengt sinnliche Performance erbrachte den Beweis, dass eine ungebrochene Pose eben gerade kaputt geht. Mit geschlossenen Augen blieb zum Glück die Musik.

Freitag dann Aktivismus, Sauvage in der Lorraine, en vogue, junge Menschen bleiben zusammen und demonstrieren – trotz abzugfingernervösen Cowboys in Blau – eine alternative Geschlossenheit. Hausmittel der Woche gegen aller Art körperlicher Verspann- und gesellschaftlicher Verhärtungen: Solidarität.

Am Samstag wieder Dampfzentrale mit den beiden Skulpturen Gabi Delgado-López und Robert Görl von der «Deutsch Amerikanischen Freundschaft». Nicht die geborenen Briefträger behutsamer Zeilen, bekannterweise; aber die Hüter einer Bühnenvehemenz, welche ein Wegsehen nicht zulässt. Diese Aufklärung nach der Regel geschärfter Modellsätze, dieser Reduktionismus funktioniert zeitlos.
Wache Geister setzten nach dem Konzert ein Fragezeichen höchstens hinter den Kontext – diese Galeriehaftigkeit am Saint Ghetto, passend für DAF unbestritten, aber auch zuträglich der Berechenbarkeit.

Es ist Sonntag 17:43 Uhr und gerade erst erwacht, auf dem Küchentisch liegt die WOZ «Weiche Männer braucht die Welt» und Schlaf ist der beste Entzündungshemmer.
Gleich spielt Yung Hurn in der Grossen Halle.
Gute Nacht.

Leere und volle Wasserflaschen auf der Bühne der Dampfzentrale.

Wiit wiit furt vo hie

Roland Fischer am Samstag, den 24. November 2018 um 17:40 Uhr

Belpmoos, Belpmoos… spick mi furt vo hie – oder gerade eher nicht, so wie’s auf der Abflugtafel aussieht. Wir haben ziemlich sicher den Hauptstadtflughafen mit den wenigsten Linienflügen, bloss zweimal in der Woche ist etwas im Flugplan eingetragen.

Aber heute reist man ja sowieso besser im Kopf, oder? Ist zumindest CO2-neutral. Wobei einem da leicht zwei Kategorien durcheinandergeraten: Das Reisen in Geschichten und das Reisen in andere Weltgegenden. Beide gleichermassen horizonterweiternd, versteht sich, und deshalb ja eigentlich beide sehr wünschenswert. Gestern war man apropos in Genf am CERN, wo das NIFFF und Cinéglobe Future Storyworlds spinnen liessen, von ausgewählten Kunstschaffenden. Es ging da irgendwie um Immersivität und womöglich also heutigere Möglichkeiten des Geschichtenerzählens – mithin auch des als «echt» empfundenen Eintauchens in andere Welten, Stichwort virtuelle Realität. Löst sich da etwa die Grenze zwischen fiktionalen und realgeografischen Anderwelten auf? Wäre VR also nicht nur die Zukunft des Geschichtenerzählens, sondern auch die Zukunft des Reisens? Emirates hat kürzlich ein Konzept für ein Flugzeug mit «virtual windows» vorgestellt, «draussen» passiert da nur noch auf dem Screen. Man kann das dann auch auf Zugreisen, auf Hotelfenster und Stadtrundfahrten ausweiten: Dann braucht man sich an diese Anderorte gar nicht mehr zu bewegen, man kann den Sonnenuntergang am Meer oder die Fahrt durch Sibirien auch programmieren.

Jedenfalls stellt sich die Frage derzeit drängender denn je: Gibt es ein richtiges Reisen im falschen, auf diesem seltsamen Kurs, den das Raumschiff Erde seit einer Weile eingeschlagen hat? Und mit dieser gross gestellten Frage – und ihrer Dringlichkeit – erklärt sich wohl auch der Erfolg eines eigentlich sehr unauffäligen Films: Weit – Ein Weg um die Welt. Einmal um die Welt reisen ohne zu fliegen, so einfach ist die Ausganngslage, und so einfach gestrickt ist dann auch der Film: Eine Chronologie von schönen Bildern, staubigen Strassen, struben Momenten. Immersiv ist das durchaus auch, einfach mittels des alten Dok-Erfolgsrezept: Der Emotionalität der Bilder vertrauen und zwischendurch eine eingängige Stimme aus dem Off, die Distanz in Nähe verwandelt. «Reisen heisst Phantasien durch Erfahrungen ersetzen», heisst es ein paarmal sehr programmatisch im Film. Das Seltsame dabei: Dieser Film ist selber ein Phantasmorgon, ein Statthalter, eine Fiktion. Ganz in der Tradition der Grand Tour, die früher ja auch stellvertretend von Aristokraten, Künstlern, Intellektuellen absolviert wurde. Diese brachten dann allerlei Stimulanzien mit nach hause, in Form von Bildern, Büchern, Wunderlichkeiten – das heisst letztlich: in Form von Geschichten, die Sehnsucht gleichzeitig weckten und befriedigten.

Weit läuft (noch ein letztes Mal?) morgen in der Matinee im Kellerkino.

Rauchfreie Höflichkeitskultur

Ilona Steiger am Mittwoch, den 21. November 2018 um 16:07 Uhr

Für KulturStattBern zeichnet Ilona Steiger aka rauchfrei93 als Gastillustratorin wöchentlich Shortstorys aus dem urbanen Untergrund und von der Sandsteinoberfläche.