Gestern abend, 19 bis circa 4 Uhr, eine Rekonstruktion.
Zunächst aber noch rasch ein wenig Sprachkritik: Ich werde versuchen, mich an die Ereignisse zu erinnern, nicht einfach zu erinnern, was vorgefallen ist. Die wohl aus dem englischen (I remember this and that) kommende aktive Form der Erinnerung finde ich ein wenig schief und in der Beschreibung der Sache weit weniger richtig als das deutsche, indirektere Bemühen um das Wiederfinden der Erinnerung. Aber das nur beiseite.
Angefangen also bei Transform, das nun endgültig in der Mitte Berns angekommen ist, sowohl geografisch wie auch was die Gästeschar und die Auswahl der Aperohäppchen bei der Eröffnung angeht. Nichts woran man sich lange erinnern müsste, ausser der Liste der eingeladenen Künstler, die dieses Jahr sehr neugierig macht (Julian Sartorius, Sans Cible, San Keller, Martin Schick u.a.) – bis Mitte Februar wird hoffentlich noch einiges (be)merkenswertes passieren an diesem Unort, wie ihn Organisator Franz Krähenbühl nannte (das weiss ich noch, sonst erinnere ich mich an nicht so viel von der langen Rede). Nachher hätte der Plattenspieler-Spieler Strotter Inst. womöglich für bleibendere Eindrücke gesorgt, im Bollwerk-Windkanal draussen, aber da musste man schon weiter, ins Schlachthaus.
Premiere von Souvenir also, einem Stück von Magic Garden, das uns übers Erinnern und Vergessen nachdenken lassen wollte. Davon habe ich allerdings nicht furchtbar viel behalten, ich wurde wohl Opfer der immer wieder präsentierten Erinnerungskurve eines gewissen – Ebbinghaus?, der irgendwann Ende des 19. Jahrhunderts untersucht hat, wie rasch unser Hirn Erinnerungen wieder ausmistet (meistens sehr rasch, zu meiner Verteidigung). Mitmachtheater der mentalen Art war das, man wurde vom Bühnenpersonal (darunter unsere Miko Hucko) immer wieder angehalten, in seinem Gedächtnis zu wühlen oder Mnemotechniken anzuwenden, um den Abend ein bisschen unvergesslicher zu machen. Die Truppe gab sich alle erdenkliche Mühe – und tanzte dabei natürlich auf verschiedenen metatheatralischen Hochzeiten -, das Resultat bei mir war dennoch bescheiden, aber das liegt wohl vor allem daran, dass ich prinzipiell kein Freund von Mitmachtheatern bin.
Weiter dann, noch einmal zurück zu Transform, das sich inzwischen in dieser städtebaulich herrlich sinnlosen Ecke am unteren Ende des Bahnhofgeländes eingenistet hatte, draussen, weil sich oben im Gebäude irgendeine wichtige SBB-Schaltzentrale befindet und die Immobilienverantwortlichen deshalb nicht so ganz entspannt mit den Unwägbarkeiten dieser Zwischennutzung umgehen. Es gab ein paar Gespräche über – was noch einmal? Kulturpolitik und eingelegte Föten, glaubs -, dann wurde es ein wenig kalt und man machte sich auf zur Bar der toten Tiere, da wars dann wiederum zu warm. Und die Gesprächsthemen werden allmählich umnebelter. Man plante noch ein eigenes Barprojekt, zu später Stunde, als man langsam herauskomplimentiert wurde (ein Klassiker aus der Late-Night-Konversationskiste), und versuchte auf dem Heimweg mit kundiger Hilfe eine akustische und botanische Verschönerung der Kirchenfeldbrücke, aber da hatte die Polizei dann etwas dagegen. Und landete schliesslich noch im Hinterzimmer im Progr, zu Grappa und Karaoke. Aber daran möchte man sich lieber nicht mehr so en detail erinnern.