Archiv für die Kategorie ‘Wüsten & Oasen’

Entrücktheit in der Asphalt-Hitze

Gisela Feuz am Mittwoch den 16. Juli 2014

Beim «Loeb-Egge» wird zur Zeit Strassenmusik der anderen Art geboten. Nein, keine verstärkten Panflöten, deren Klang einem sämtliches Blut in den Adern gefrieren lässt, auch keine feuerjonglierenden Rasta-Trommelspieler, keine russische Blaskapelle und auch keine Ein-Mann-Band mit Pauke und Gitarre. Nun ja, eine Art Ein-Mann-Band ist der in Zürich beheimatete Julian Layn insofern, als dass er alleine auftritt. Aber anstelle einer scherbelnden Gretsch bedient Layn einen 100-jährigen Flügel. Mit seinem energetischen Spiel, das Einflüsse von klassischen Komponisten wie Bach oder Chopin zeigt, aber auch eine Vorliebe für harte Rock-Riffs verrät, sorgt der Komponist und Pianist für einen Moment der Entrücktheit in der Asphalt-Hitze und dem ganzen nachmittäglichen Touristen-Trubel.

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Openair-Klos 2014

Roland Fischer am Freitag den 4. Juli 2014

Weiter geht’s mit dem KSB-Openair-Service. Heute ein bisschen angewandte Mathematik für die Festivalsaison. Wie findet man das sauberste Toitoi auf dem Gelände? Leichte Übung für eine schlaue Kombinatorikerin: Einfach in 37% der Toiletten reinschauen und dann die nächste nehmen, die sauberer ist als alles was man sich bis dahin hat anschauen müssen. Hier die ausführliche Anleitung für alle, die sonst nichts zu tun haben:

Das Chaos auf dem Gurten ist vorprogrammiert – es gibt übrigens noch Tickets für Donnerstag und Sonntag.

Die Länggasse wird (noch) cooler

Milena Krstic am Samstag den 7. Juni 2014

Das volle Programm in der hippen Berner Länggasse könnte in etwa so aussehen: Zwei Glacékugeln von der Gelateria di Berna (eventuell Schoggi-Pistache), ein Bärner Müntschi von der gegenüberliegenden Tankstelle und People-Watching an der Front der Caffè Bar Sattler. Und, OMG, es wird noch besser: Dort, wo sich Zähringerstrasse und Seidenweg kreuzen, entsteht nämlich die Sattelkammer, eine Ateliergemeinschaft von jungen Wilden. Am Samstag, dem 14. Juni, genau in einer Woche, ist Eröffnung. Aber bei einem Augenschein, gestern Freitag, traf ich dieses Szenario an (Heuballen rollt über die Strasse, Grillen zirpen):

Status quo Sattelkammer

«Das wird schon», erklärte mir Sarah-Elena Müller. Sie ist eine der fleissigen Bienen des Künstler-Kollektivs. Am Ende des Tages hatte sie bereits einen Radiatoren weiss gesprayt, den Boden versiegelt und die To-Do-Liste auf den neusten Stand gebracht. Wo ganz früher einmal eine Bäckerei gewesen sein soll, und vor weniger langer Zeit noch ein Fachgeschäft für Reitsport-Utensilien, werden sich also in Zukunft Kunstkreierende mit der Verschönerung/Umgestaltung dieser Welt befassen – und, so Gewerbepolizei will, auch Konzerte stattfinden.

Obschon die Sattelkammer am Samstag, 14. Juni, Eröffnung feiert, wird sie noch nicht ganz fertig restauriert sein. Wer das junge Kollektiv beim Umbau unterstützen will, kann dies finanziell über die Crowdfunding-Plattform wemakeit machen. Und allein dieser Bettel-Rap ist mindestens ein paar Rappen wert:

Wir sind Ausserirdische

Roland Fischer am Donnerstag den 5. Juni 2014

Die Philosophie hat’s ja eigentlich seit Anbeginn (Achtung Kalauer) naturgemäss mit der Conditio humana. Nun kann man sich allerdings zurecht fragen, was mit dieser Conditio passiert, wenn das mit dem Humanen nicht mehr zwingend den absoluten Rahmen abgibt, sondern womöglich in Konkurrenz mit ausserirdischen Konditionen gerät. Dass diese Frage nicht erst seit ein paar Jahrzehnten gestellt wird, zeigte der Literaturwissenschaftler Philip Theison gestern in einem ebenso kurzweiligen wie tiefsinnigen Vortrag im Hauptsitz.

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Theison ist Leiter des Forschungsprogramms «Conditio extraterrestris» an der Universität Zürich und kümmert sich da um Science-Fiction Pulp-Cover ebenso wie um wissenschaftshistorische Kuriositäten. Aus dem reichen Geschichtenschatz hat er ein tolles Programm zusammengestellt, das er gestern gewissermassen als Teaser auf einen aufwendiger produzierten Kulturabend mit Schauspielern und Musik von Soundfrickler Bit-Tuner vorgestellt hat. Der kommt dann hoffentlich auch wieder nach Bern.

In The Wool

Gisela Feuz am Freitag den 2. Mai 2014

Selbst die Bäume holen mittlerweile die gehäkelten Decken aus dem Schrank, weil es sie offenbar an die Rinde friert. Falls auch Sie, werte Leserinnen und Leser, unter dem nass-grauen Wetter leiden, dann empfiehlt die Vorsitzende der «Body & Soul GmbH für Ihr Wohlbefinden» Feuz: Lernen Sie stricken oder häkeln und installieren Sie sich zu Hause mit besagter Lismete oder Häklete auf dem Ofenbänkli. Damit ist allen geholfen, denn Ihnen selber ist warm und zudem hat handarbeitliche Betätigung durchaus eine meditative Komponente. Schenken Sie im Anschluss ihr Strickerzeugnis auch noch einem Baum, dann polieren Sie damit ihre Karma-Bilanz gleich doppelt auf: Nicht nur wird der Baum es Ihnen danken, sondern jeder Stubentiger, der direkt aus der Büsiklappe einen Satz in die Wolle nehmen kann, wähnt sich garantiert im Paradies.

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gesehen am Federweg in Bern

Hier gibts mehr Bilder zur Street-Art-From Urban Knitting. Lassen Sie sich inspirieren!
Sie würden ja gerne, wissen aber nicht wie? Hier wird Ihnen geholfen und hier kommen Autodidakten auf ihre Kosten.

Mit dem Taxi ins Solarium

Gisela Feuz am Mittwoch den 30. April 2014

Geht Ihnen das Wetter auch grad ordentlich auf den Wecker, werte Leser und Leserinnen? Die Vorsitzende der «Body & Soul GmbH für Ihr Wohlbefinden» Feuz rät: Rufen Sie sich ein Taxi und fahren Sie damit zur nächsten UV-Quelle. Vielleicht begegnen Ihnen dort ja sogar die vier Luzerner Hühnerbrüstchen. Und falls Sie ein bisschen mehr Geld als 7 Dollar in die Taxifahrt investieren, dann schicken Sie uns doch eine Postkarte von dort, wo es Sie hinverschlägt. Wenn Sie es bis nach Santa Barbara schaffen, bin ich äusserst beeindruckt und hätte dann gerne die Nummer des Taxi-Unternehmens.

Leuchtröhren an, aber Brillchen auf und nicht zu lange, gellen Sie:

Mit Tequila ins Bad Bonn

Milena Krstic am Samstag den 5. April 2014

Ein Ausflug nach Düdingen ins Bad Bonn fühlt sich so an, als wäre man auf einem Roadtrip (ich war noch nie auf einem, aber so stelle ich mir das vor) und würde irgendwo in der Pampa anhalten, um auf Toillette zu gehen. Man bleibt dann aber länger, weil in dem Schuppen irgend so eine Band spielt und ein Bier eigentlich genau das ist, was man gerade gebraucht hatte. Dort, wo das Bad Bonn steht, gibt es einen Parkplatz, eine Wiese, einen dunklen, schmalen Weg zum Bahnhof und im Hintergrund beginnt der Wald.

Der Zufall wollte es, dass ich mein Mobiltelefon zuhause liegengelassen hatte und mich im unbarmherzigen Licht des neuen BLS-Doppelstöcker-Agglo-Zuges voll und ganz Kinky Friedmans «Nie wieder Tequila» (gefunden in Küres Büchergestell) widmen konnte:

«Offensichtlich hatte ich mich einige Wochen lang nicht mehr rasiert, und ich würde verdammt sicher nicht damit anfangen, nur weil eine Hausplage zu mir kommen wollte. Schliesslich war er nicht Prinz Charles; er war ein ausgebrannter, paranoider Gitarrenzupfer mit einer finsteren Streptocumulus-Wolke von der Grösse Bangladeschs über dem Kopf. Und er glaubte, dass jemand versuchte ihn umzubringen. Das konnte ein netter Besuch werden.»

Ist Kinky ein Möchtegern-Charles-Bukowski? Ich habe ihn nicht gegoogelt, um unwissend zu bleiben.

Im Bad Bonn angekommen bespielten die Briten Heymoonshaker die Bühne.

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Zwei Typen in Röhrenjeans und der eine davon mit beachtlichem Ausschnitt, aber beiden Männern rutschte das Shirt so hoch, dass man freie Sicht auf Bauchnäbel hatte. Ziemlich stilecht. Der Sänger hatte diese kratzige Fistelstimme und war gleichzeitig der Gitarrenzupfer – um in Kinkys Jargon zu bleiben – und sein Kumpel übernahm als Beatboxer den Part, der eigentlich einem Schlagzeuger zuteil wäre.

Schmutz-Blues funktioniert auch so bestens, und erstaunlicherweise auch dann, wenn der Beatbox-Mann Skrillex-ähnliche Beat-Variationen von sich gab. «Organic Dubstep», meinte Küre.

Und was würde wohl Kinky Friedman dazu schreiben? Vielleicht so etwas wie auf Seite 29:

«Musik ist ein Geschenk», schrie McGovern von der Jukebox (…) zu mir rüber. «Sie bringt die Menschen zusammen. (…) Du bist gesegnet Mann, du bist gesegnet!»

«Yeah», sagte ich. «Vielleicht könnte ich Rhythmusgitarre für den Dalai Lama spielen.»

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Christian Zellweger am Mittwoch den 26. März 2014

Noch 65 Tage. In unregelmässigen Abständen blicken wir in Vorfreude auf die kommende Bad Bonn Kilbi, die am 29. Mai beginnt. Heute: Mit News.

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Seit gestern ist eine erste Programmergänzung bekannt. Den Donnerstag (für den es noch Tickets hat) komplettieren die Briten von den Wild Beasts. Die Falsetto-Popper mit den subtil-sexualisierten R’n’B-Lyrics bringen ihr neustes Album «Present Tense» mit in das deutsch-freiburgische Niemandsland. Das bringt dem Abend, der mit den Black Lips und Jungle ziemlich aufgeregt daherkommt, einen Hauch von kühlem Drama.

Dancing in the Streets

Roland Fischer am Samstag den 22. März 2014

Das Video zum gestrigen Museumsnachts-Ganzbernistunterwegs-Abend:

Irgendwo im Gewühl hatte sich da ein bunter Haufen zu einem Minifestival auf der Strassenkreuzung versammelt. Den Anfang machte die Ensembletänzerin Maria Demandt, die sonst unweit des gestrigen Schauplatzes eine etwas weniger profane Bühne bespielt. Gestern sorgte sie für eine halbe Stunde auf herrlich couragierte Weise für kleine Irritationen im Passanten- und Busverkehr – bis hin zur Nulldistanz zum Publikum. Warum ist das eigentlich noch nie jemandem aufgefallen, dass da mitten auf der Strasse ein kleiner Bühnenraum markiert ist? Spot on!

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Winners

Christian Zellweger am Sonntag den 16. März 2014

Wir schalten für einen Service-publique-Beitrag kurz ins Bierhübeli, wo die Spuren der Nacht sicher schon wieder weg sind. Eine illustre Jury und das Publikum beschlossen gestern, wer denn noch auf der Waldbühne am Gurtenfestival spielen darf. Es sind dies:

Und jetzt ab an den Zmorge-Tisch.