Archiv für die Kategorie ‘Transform’

Die Quartier-Transformer IV: What people do for money

Christian Zellweger am Freitag den 19. Februar 2016

Auch dieses Jahr bei uns zu Gast: Das «interdisziplinäre, konsequent experimentelle Kunstprojekt» Transform. Hier die Zwischenbilanz der dritten Woche von Franz Krähenbühl, Transfor-Mitinitiator.

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What people do for money fragt die Manifesta 11 diesen Sommer in Zürich und lädt mit ungeheurem Aufwand Kunstschaffende ein, Einblick in die zahlreichen Berufe und vielschichtigen Gewerbe der Stadt zu nehmen. Vor dem Hintergrund, dass der neoliberale Kunstmarkt das System Kunst längst unterwandert hat, führt die transeuropäische Kunstbiennale vor Augen, dass auch die Kunst ihrerseits die Akteure des ökonomischen Systems wie Luxusbootbauer, Feuerwehr und Hundesalon vereinnahmen kann.

In jenen kunstfernen Satellitenorten lässt sich bestens die Mechanik diskutieren, was weshalb zu Kunst wird und wer Publikum und wer Akteur ist… Gut dass es noch Manifesta Hauptaustragungsorte wie die Kunsthalle gibt, wo sich diese verwirrenden Fragen nur am Rande stellen.

Nicht so bei transform. Hier bildet keine Legitimationsmaschinerie das Rückgrat, das jegliche Regungen von Kunstschaffenden im Voraus als Kunst adelt. So war die Woche 3 der Versuchsanordnung 5 geprägt von konstant geführter Kommunikation seitens der Kunstschaffenden, was denn Kunst sein könnte und wie sich diese manifestiere. Diesen Vorstellungen gingen Sebastian Utzni und Dorothea Mildenberger im Bildungszentrum Pflege nach. Fragte Dorothea Mitarbeitende nach deren Wünschen für eine künstlerische Bereicherung des Arbeitsplatzes, so war das vorherrschende Stereotyp des bildenden Künstlers als farbklecksender Maler der Ausgangspunkt für die Intervention von Sebastian. Dass seine Arbeitspraxis jedoch nicht der landläufigen Vorstellung entspricht, unterstreicht ein Auszug einer SMS: «Ich probiere Leute zu erreichen, telefoniere, gehe hierhin und dahin. Mit dem einzigen Ergebnis, dass ich versucht habe TRANSFORM ganz vielen Leuten zu erklären… Vielleicht ist es das: About Art. Oder so. Aber ist gut so. Ich hab selten so viel über das, was wir da eigentlich machen als Künstler nachgedacht wie hier in diesen Tagen in diesem Quartier.»

Nichts weniger machte Nomi Villiger, die vor dem geschlossenen Kiosk Irina’s kurzerhand selber einen Stand mit Kaffee und Tee eröffnete, um mit Leuten das Gespräch zu suchen. Das Projekt transform wird zum immateriellen, abstrakten Hilfsmittel, die Kommunikation darüber zum wesentlichen Teil des Werks. Sich gegenseitig über Sprachbarrieren hinweg zu erklären, stellte die Herausforderung für Sonja Kretz dar.

Erschwerend kam beim gegenseitigen Beobachten hinzu, dass Jobbi Sport Da Pino’s Pokalladen nur zwei Stunden täglich offen hat. Nur bei Philippe Heule schien die Frage nach dem stillen Beobachter schnell gelöst, denn dazu hatte er gar keine Zeit. Freddy vom Fit-Life-Center gab Philippe gleich mehrere Probelektionen im Krafttraining. Doch beweist sein Muskelkater nun, dass seine Profession doch eher in der geistigen Arbeit liegt? What people do for money fördert bei transform zwischen Lory- und Europaplatz eines zu Tage: Kunst ist ein Aushandlungsprozess, in dem beide Seiten, Gewerbe wie Kunstschaffende, viel voneinander lernen können.

Freitag, 19.2., 18.30 Loryplatz, Start Rundgang zu den Aktionsorten von und mit Nomi Villiger, Dorothea Mildenberger, Philippe Heule, Sonja Kretz und Sebastian Utzni, BZ Pflege, Jobbi Sport da Primo’s, Fit-Life-Center und ein bisschen Kiosk Irina.

Alle Informationen: www.transform.bz

Die Quartier-Transformer III: Von goldenen Dreiecken

Christian Zellweger am Freitag den 12. Februar 2016

Auch dieses Jahr bei uns zu Gast: Das «interdisziplinäre, konsequent experimentelle Kunstprojekt» Transform. Hier die Zwischenbilanz der zweiten Woche von Julia Haenni, seit diesem Jahr neu im Leitungsteam dabei.

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«Oliver Roth: Aktionsplan #5_Die Pizza reicht nicht, ich brauche noch ein Brot», Teil einer Serie. Ab morgen 18.30 im Coop an der Schlossstrasse zu betrachten.

 

Auch diese Woche war transform mit 8 Kunstschaffenden im goldenen Dreieck* zwischen Freiburgstrasse, Loryplatz und Europaplatz unterwegs und begegnete den vielseitigen Lebens- und Arbeitswelten der QuartierbewohnerInnen.

Nachdem eine weithergereiste riesige Peperoni am Montagmorgen sofort phantasievolle Ideen in die Köpfe der KünstlerInnen zauberte, wurde aber bald klar: Das Leben, das sich im Quartier tagtäglich abspielt, will erst gründlich betrachtet und angehört werden, die Menschen und ihre Geschichten kennengelernt und die Strukturen der Räume verstanden werden.

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Die Quartier-Transformer II

Christian Zellweger am Freitag den 5. Februar 2016

Auch dieses Jahr bei uns zu Gast: Das «interdisziplinäre, konsequent experimentelle Kunstprojekt» Transform. Hier die Zwischenbilanz der ersten Woche von Transform-Mitinitiant Franz Krähenbühl.

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Also wie genau? Was machen denn die Kunstschaffenden vor Ort? Monolog im Coiffeur? Skulptur im Starmarket? Also was machen die dann da? Das der Versuchsanordnung 5 zugrundeliegende Konzept, den Kunstschaffenden nicht einen leeren Raum zur Veränderung anzubieten, sondern sie in funktionierende Geschäfte und öffentliche Strukturen eines Quartiers zu platzieren, sorgte im Vorfeld für ein ordentliches Mass an Skepsis. Was soll denn schon aussergewöhnliches passieren, wenn Kunstschaffende zum Coiffeur gehen? Ohne Konzept und «schauen, was passieren wird»?

Die Orte mit ihren BetreiberInnen sind für einmal künstlerischer Bezugspunkt und Inspirationsquelle; die Begegnungen das Material. Und damit unterscheidet sich diese Versuchsanordnung fundamental von den bisherigen, wo vielmehr der Raum und die anderen Kunstschaffenden Reibungsfläche für die Kunstproduktion boten.

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Die Raum-Transformer sind jetzt Quartier-Transformer

Christian Zellweger am Freitag den 29. Januar 2016

Auch dieses Jahr bei uns zu Gast: Das «interdisziplinäre, konsequent experimentelle Kunstprojekt» transform. Den Auftakt macht Lukas Manuel Gerber mit einer Erklärung, was die fünfte Versuchsanordnung will. In den nächsten sechs Wochen erscheint jeweils donnerstags an dieser Stelle das wöchentliche Zwischenfazit der Transformer.

Wie aus den Gesprächen mit einem Vorplatzpunk, einer Familie aus Niederwangen und SBB Mitarbeitenden ein Konzept entsteht: transform in Bern-Holligen.

transform5Nach der Versuchsanordnung ist vor der Versuchsanordnung. Eindrücke, Beobachtungen und Rückmeldungen zum vergangenen Projekt fliessen in die Konzeption der neuen Ausgabe von transform ein.

Ein Aspekt der letztjährigen Versuchsanordnung am Bollwerk 12 in Bahnhofsnähe interessierte uns besonders: Durch die Teebar vor der langen Schaufensterfront kamen wir in Kontakt mit PassantInnen, haben Tee und Informationen zu transform an Vorplatzpunks und LandbewohnerInnen mit Auto auf der Schützenmatte verteilt und standen damit als Vermittelnde eines Kunstprojekts einem für uns neuen Publikum gegenüber.

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Winterspaziergänge mit Transform

Roland Fischer am Dienstag den 19. Januar 2016

Schöne Übersichtskarte zum fünften Transform-Streich im wilden Westen:

Worauf man sich besonders freuen darf: Die AS-Bar – ein wunderbar aus der Zeit gefallenes Lokal an der Schlossstrasse, gleich bei der Haltestelle Steigerhubel. Jeweils am Freitag wird der Rundgang zu den Aktionsorten am Schluss ins AS führen, das dann ab 20 Uhr mit Live-Musik gehörig transformiert wird. Mal sehen, was die Stammkundschaft dazu sagt. Oder auch die Kunden des Star Market Lory.

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Transforming Christmas

Roland Fischer am Donnerstag den 24. Dezember 2015

Merci für das Weihnachtsgeschenk, transform! Gestern haben die Macher endlich erste Infos zur nächsten Versuchsanordnung ausgeplaudert:

Das Experiment geht weiter. Während der Versuchsanordnung 5 vom 1. Februar bis zum 13. März 2016 transformieren um die 30 Kunstschaffende ein ganzes Quartier: Bern-Holligen

Aber das Quartier wurde schon gefragt, oder? Nicht dass die Bewohner nicht mehr nach hause finden, weil die Künstler kurzerhand alles umgestellt haben. Ich finde sonst, man könnte beim Europaplatz mal anfangen mit transformieren.

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Und wer noch ein Last-Minute-Geschenk braucht: transform gibt es auch als Buch, frisch herausgekommen. Man es dann ganz bewusst zwischen die anderen Bände im Regal stellen.

transform begibt sich damit auf ungewohntes Terrain: Das Projekt hinterfragt mit seinen Versuchsanordnungen nicht nur starre Abgrenzungen zwischen den Gattungen, sondern stellt sich bewusst ins Dazwischen und wird dadurch schwer fassbar. Diese Publikation versucht es trotzdem: Sie erzählt die verschiedenen Prozesse als eine Art Zwischenbericht nach und vertieft in sechs Beiträgen ausgewählte kunsttheoretische Ansätze.

Durch den Raum reisen

Oliver Roth am Donnerstag den 12. Februar 2015

Eine Frau (Cosima Grand) geht durch die Räume des Transform. Sie legt ihre titelgebende Passage zurück. Doch die Räume des alten SBB-Archivs sind anders als zuvor, sie wurden von Sans Cible (Milena Keller, Valerie Keller) modifiziert. Haben mehr Tiefen und Ecken erhalten. Ich kann sowohl von draussen, wie von drinnen zuschauen. Je nachdem ändert sich mein Blickwinkel. Logisch, wenn ich den Platz tausche, dann habe ich auch eine andere Sicht auf die Dinge. Aber je länger ich aus der einen Perspektive auf die Räume schaue, desto verwinkelter werden sie. Ich beginne mir vorzustellen, von wo ich eigentlich was sehen kann und ärgere mich über meine eingeschränkte Sicht. Ich möchte Platz tauschen! Und das Spiel beginnt von vorne. Zusätzlich frage ich mich, was der Sound drinnen mit mir anstellt und die Kälte draussen. Wann und wo kann ich diese passagierende Frau sehen und wann nicht?

Um 20:00 Uhr gibt es nochmals einen Durchlauf von 2h.

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Die Raum-Transformer 2015 (5)

Christian Zellweger am Mittwoch den 11. Februar 2015

Das “interdisziplinäre, konsequent experimentelle Kunstprojekt” Transform beendet diese Woche am Bollwerk 12 die Versuchsanordnung 4. Hier ein Abschlussbericht zu der fünften und letzten Woche von Sibylle Heiniger, einer der Initiant_innen von Transform:

Viel zu schnell gehen die Tage an diesem unspektakulären Transitort hier am Bollwerk 12 vorbei. Vermissen werden wir die Passant_innen, die bei den garstigen Temperaturne kurz innehalten und einen Blick ins Innere werfen. Einzelne bleiben länger, mit oder ohne wärmendem Getränk. Einige kommen rein, arbeite(te)n für die Kunst oder fanden unerwartet einen Rückzugsort der Stille.
Und ich werde die im Raum deutlich spürbaren Vibrationen der Züge vermissen. Ein Güterzug bringt die leeren Archivschränke zum Brummen, ein Doppelstockzug lässt den Boden schwingen und leise rollen die Züge Richtung Oberland aus, so mein Fazit. Wir sind gespannt, wie die Räumlichkeiten nach TRANSFORM genutzt werden. Und ich werde sicherlich einmal weniger die Strassenseite wechseln und nachschauen, ob die Rollos oben sind und ich einen Blick ins Innere werfen kann.
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Die Raum-Transformer 2015 (4)

Christian Zellweger am Mittwoch den 4. Februar 2015

Das «interdisziplinäre, konsequent experimentelle Kunstprojekt» Transform geht in die vierte Runde, diesmal hat es sich am Bollwerk eingenistet, mitten in der Stadt also. Auch während der Versuchsanordnung 4 berichten uns die Initiant_innen, wie es um ihr Projekt steht. Heute ein Ein – und Ausblick von Sibylle Heiniger:

Am vergangenen Sonntag schufen Haus am Gern mit ihrer Blaulichtparty einen gefakten Tatort am Bollwerk 12. Und wenn man den Kommentaren zum Beitrag in der beliebtesten Gratiszeitung vom Dienstag Glauben schenkt, wird am kommenden Wochenende in der Tat Grausames passieren: «Kunstprojekt will Kinder an Fremde abgeben!» – lautete der Titel.

Aufregung entstand durch den Aufruf an Eltern, ihre Kinder im geschützten Transform-Rahmen fremdbetreuen zu lassen. Ich rechnete schon damit, dass mich eine Horde von Kinderschützer_innen daran hindern würde, das Gebäude zu betreten oder wenigstens auf die Rollos am Bollwerk KINDERSCHÄNDER gesprayt wäre. Nichts davon. Nur ein unschuldig weisser Kubus mit ebenso weissem Schlagzeug leuchtete mir entgegen. Virtuell und grösstenteils anonym Kommentare verfassen ist einfacher, als sich, wie eben im Projekt «Fremdbetreuung» von San Keller, Lian Stähelin und Joana Tschopp mit seinen eigenen Ängsten und Vorurteilen zu konfrontieren. Auch der weisse Kubus hat seine Unschuld schon verloren. Julian Sartorius verwandelt ihn Abend für Abend, für uns von draussen kaum hörbar, in ein Klangbild. Der erste Abend hinterliess am Objekt und dem Künstler Spuren:

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Julian hinterlässt heute Mittwoch von 19-20h // DO 5.2. 18-19.30h // FR 6.2. ab 19h weitere Spuren.

Am DO 5.2. bespielt Grauton/Karen Geyer zum letzten Mal während der Teebar von 18-21h das Bollwerk visuell und akustisch.
Ab FR 6.2. 17h bis SO 8.2. 17h FREMDBETREUUNG

MO 9.2. 18-21h Teebar mit 19h Teetratsch – das Gefäss für den direkten Austausch zu den laufenden Experimenten – und dem Start in die letzte Woche mit PARK und Sans Cible.

TRANSFORM
Am Bollwerk 12 Bern
9.1. – 13.2.2015
www.transform.bz

Die Raum-Transformer 2015 (3)

Christian Zellweger am Mittwoch den 28. Januar 2015

Das «interdisziplinäre, konsequent experimentelle Kunstprojekt» Transform (www.transform.bz) hat sich mit der Versuchsanordnung 4 am Bollwerk 12 eingenistet, mitten in der Stadt also. Hier eine Programmübersicht der laufenden Woche:

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Schon ist Halbzeit bei Transform am Bollwerk – hier, wo sie alle vorbei hetzen oder schlendern, die Gewerbeschülerinnen mit ihren Energy-Drinks, die Business-Leute mit Handy am Ohr oder die Familien mit ihren grossen Einkaufstaschen. Einige bleiben stehen, schauen irritiert oder belustigt durch die Scheiben, einzelne klingeln bei der roten Tür und treten ein. Diese Woche seid Ihr alle aufgefordert, in die von General Performances/Martin Schick und FRADS & Flück eingerichteten Räume der Arbeit und Stille einzutreten:
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Work after Work – hier gibt’s Arbeit nach Feierabend, bei der Kunstschaffen zur Arbeitsbeschaffungsmassnahme wird und der Künstler zum Arbeitgeber. Martin Schick verteilt jeden Tag neue Aufträge und Sie entscheiden, ob die Arbeit sinnvoll ist und werden dabei erst noch entlöhnt!

Heute Mittwoch 19-22h: Konsumieren ist eine Form von Arbeit – Unterhaltung mit Popcorn
Donnerstag von 19-22h: Tanzen im Stundenlohn (natürlich zum Mindestansatz!)
Freitag ab 19h bis Samstag 19h: Wochenend-work in gegen Freibier. Sie entscheiden selber, was Arbeit ist!

Direkt daneben können Sie sich beim Institut für produktive Langeweile Ihre private Viertelstunde im Einsiedelei sichern. Termine werden vom Dienstag bis am Freitag von 16-20h unter http://doodle.com/3pqksnscp68fqv4z oder spontan vor Ort vergeben.

Nach intensivem Arbeiten und produktivem Langeweilen wird am Sonntag der Tatort nicht zu Hause über den Bildschirm flimmern, sondern exklusiv bei TRANSFORM zu besichtigen sein: Kommen Sie vorbei – am 1. Februar um 20h veranstaltet Haus am Gern eine Blaulicht-Party inklusive Fotoshooting. Und hinter den Scheiben wird sich dann schon Julian Sartorius für die kommende Woche einrichten.

Fixe Punkte in den Transformwochen bleiben weiterhin:
Montag und Donnerstag 18-21h Teebar vor dem Schaufenster
Jeweils montags 19h Teetratsch – das Gefäss für den direkten Austausch zu den laufenden Experimenten.
Jeweils donnerstags bespielt Grauton/Karen Geyer das Bollwerk visuell und akustisch.

TRANSFORM
Am Bollwerk 12 Bern
9.1. – 13.2.2015
www.transform.bz