Archiv für die Kategorie ‘Tanz & Theater’

Schuld und Bühne

Roland Fischer am Freitag den 11. März 2016

Propaganda: schwieriges Konzept. Heisst das nicht ein wenig, Leute von etwas zu überzeugen versuchen, von dem sie eher nicht zu überzeugen wären, würde es etwas weniger laut herausposaunt? Wenn die Tobak-Lithium-Performer also einen Abend lang Anti-Geld-Propaganda betreiben, dann handeln sie sich damit automatisch ein paar Probleme ein. Aber man darf davon ausgehen, dass das durchaus gewollt – oder sagen wir mal: nicht ungewollt – ist. Am Tojo-Eingang gibt man also alle Wertsachen ab (und wird so schon zum stillen Durchrechnen der eigenen Habe und zur formidablen Frage geführt, ob man nicht eher ein mitgebrachtes Buch als das Billighandy in Pfand geben müsste, weil es mehr gekostet hat) und wird dann in die Trade-Sachs-Bank geführt, die weniger ein Theater als irgend eine Art Clublounge ist. Man nimmt ein Bier (ohne zu bezahlen!), setzt sich auf ein Sofa und kommt ein wenig ins Diskutieren. Und irgendwann beginnt die Propagandamaschine zu rattern, leise und freundlich zunächst.

trade sachsDoch je länger der Abend dauert, desto mehr nimmt sie Fahrt auf – und irgendwann kommen die Anti-Banker dann zum unweigerlichen Punkt, dass Geld eine Glaubenssache ist, und der Tonfall wird priesterlich – und das Publikum sprichwörtlich vorgeführt. Ist das Geldsystem vielleicht eine Sekte? Und wären also auch andere Götzen denkbar, um eine Gesellschaft zu schmieren? Und dann fragt sich aber sofort auch (wir sind schliesslich im Theater – zumal einem mit politischer Schlagseite): wird hier nicht zu Gläubigen gepredigt – äh, Wortspiel: Gläubigern?

Bisschen holzhammerig ist das alles, aber auch sehr Gesprächs-anregend. Und das ist ja schon viel wert. Wieviel? Findet man am besten selber raus, morgen Samstag oder am Sonntag. Aber Achtung, keine falschen Entscheidungen treffen im Lauf des Abends (man wird schon merken, was richtig und was falsch ist), das kann böse Konsequenzen haben. Die den Wert des Abends durchaus beinflussen können. Oder vielleicht auch nicht? Ach, es ist schwierig mit diesen Werturteilen. Zum Glück gibt es Geldscheine, auf denen das schön eindeutig draufsteht. Und Bankkonten, auf denen der gescheffelte Wert ein für allemal festgehalten ist. Unverrückbar. Bis in alle Ewigkeit. Amen.

Was, Krise? Hat da jemand Krise gesagt?

(Kein) Skandal-Theater im Schlachthaus

Christian Zellweger am Freitag den 4. März 2016

almidan

Wer: Das Al-Midan-Theater aus dem israelischen Haifa
Was: «Parallele Zeit»/Azaman al-Muazi.
Wo: Im Schlachthaus.
Hintergrund: Hier. Und hier.
Wie: Unterhaltsam, von einer sympathischen Truppe mit komödiantischem Talent, auch wenn am Anfang vielleicht etwas der Drive fehlt. Das mit den Übertiteln klappt heute Abend sicher schon besser.

Sie feiern Geburtstag (mit Kuchen und Kerzen), sie bauen heimlich und enthusiastisch an einer Oud, freuen sich auf den Besuch wie Kinder im Skilager auf den Abschlussabend. Ein ziemlich lustiges Gefängnisleben führen die Palästinenser im israelischen Gefängnis.

Tragik und Kritik blitzen zwar immer wieder auf: Beim Mitgefangenen, ein 15-jähriger Junge aus den Golanhöhen, der an einer Demonstration eine Flagge verbrannt hat, etwa. In der Bestrafungs-?/Folter-?/Isolationshaft?-Szene, die an Jesus am Kreuz gemahnt. In den hoffnungslosen Träumereien. Und natürlich in der eigentlichen Geschichte von Wadie, dessen Wunsch nach einem Sohn unerfüllt bleibt: Gefangene dürfen zwar heiraten, aber keine Kinder zeugen, schon gar nicht, wenn es sich um einen Palästinenser handelt, der einen israelischen Soldaten getötet hat.

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Würste gefällig?

Miko Hucko am Dienstag den 1. März 2016

l’endroit perdu, der verlorene Ort, ist so verloren nicht, sondern (fast) monatlich zu finden im Schlachthaus Keller. es ist eine semi-kuratierte offene Bühne, was manchmal für tolle Qualität und manchmal für Überraschungen sorgt.

dieser Ort ist jede Ausgabe unter einem anderen Motto zu finden, diesmal war es ein Ort des Wahnsinns und des Freisinns. in der ersten Hälfte Kurzdarbietungen, die nett waren (Douglas Adams würde sagen, mostly harmless): ein Kurzfilm mit klassischer Vater-Sohn Problematik, Fotograf_innen, die ihre Bilder erklärten und einige kolumnenartige Texte. die zweite Hälfte war der Bunkerschau, einer losen Gruppe aus Studierenden, gewidmet. und die hatte es in sich.

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im Stile einer Nachrichtensendung mit guyler Moderation singen die Würstchen von Googly-eyes, erläutern Polizeisprecher die Verhältnismässigkeit von Enzian, darf geraten werden ob Gandhi oder Globi, werden Tell-Statuen aus Eis und Heissleim gebastelt, und Menschen aus dem Publikum neu eingekleidet. ein Highlight aus den Köpfen der ungefähr 12-köpfigen Truppe (?) war die Erfindung der Wahnsinnig Freisinnigen Partei (wir labilen) WuFDP, deren Onomatopoetiken und Entscheidungsrituale die gegenwärtige Politik köstlich ad absurdum führen. nach einer digitalen Märchenstunde und einer abschliessenden Schokokusschlacht ist wirklich weder Auge noch Hirnzelle trocken geblieben – da verzeiht frau sogar eine halblustige Zschäpe-Einlage.

 

der nächste l’endroit perdu findet am 25. April 2016 im Schlachthauskeller statt. über die nächste Bunkerschau ist der Autorin nichts bekannt.

Neverland, improvisiert

Christian Zellweger am Donnerstag den 18. Februar 2016

Unsere geschätzte Aussenkorrespondentin Hanna Jordi war gestern bei Peter Pan im Stadttheater und hat folgenden Bericht mitgebracht:

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Bei der Derniere des Kindermärchens «Peter Pan» im Stadtheater fiel genau er aus: Peter Pan. In die Bresche sprang der Regieassistent.

Wenn es um den Kampf mit Oberpiraten geht, lässt sich Peter Pan in der Regel nicht lumpen. Allerdings ist auch er nicht gegen alles gefeit – etwa gegen schwere Fiebergrippen. Am Mittwochabend bei der Dernière zum Weihnachtsmärchen «Peter Pan» verbot die Theaterärztin dem Hauptdarsteller Sebastian Schneider den Auftritt aus medizinischen Bedenken – und dies eine Viertelstunde vor Vorstellungsbeginn.

Doch anstatt vor ausverkauftem Haus Forfait zu geben, sprang kurzerhand ein Ersatz ein. Regieassistent Mario Matthias las den Text ab Textbuch. Zuerst noch zaghaft vom Bühnenrand aus, dann immer beherzter inmitten der «Lost Boys», Piraten und Meerjungfrauen. Bloss beim finalen Degenkampf verzichtete er dankend auf die Waffe. Wiederum: gesundheitliche Bedenken. Wir lernen: Jugendlicher Übermut ist wunderbar, aber nicht in jeder Situation ratsam.

Und wenn ja, wie viele?

Roland Fischer am Donnerstag den 18. Februar 2016

Er hat ja schon was von Buster Keaton, dieser Martin Zimmermann. Dieses Rumrennen und sich zum Affen machen und dabei doch sehr cool bleiben. Und drum darf er natürlich auch den Keaton-Stunt par excellence zitieren, das geht als gelungene Hommage durch.

Also: ein Rennen und Stemmen und Grimmassieren über etwas mehr als eine Stunde, ein Bühnenzerlegen und Herumalbern und dann plötzlich wieder sehr ernst werden ist dieses grosse Hallo von Zimmermann, das da über die Bühne der Dampfzentrale ging. Ein fragmentarischer und ja, wenn man das Wort irgendwo verwenden darf, dann hier: tragikomischer Weltentwurf, der sich seiner Bühne Schicht für Schicht entledigt und dabei immer neue Räume ohne feste Strukturen findet, Löcher im Boden und wankende Wände. Hier ist nichts festgefügt, hier kann alles in Bewegung geraten – auch Identitäten.

Zimmermann gibt den einsamen Helden (ganz wie weiland Keaton), aber da gibt es dann doch noch einen anderen, hinter den Kulissen, ein dunkles Alter Ego, das meist Mitspieler und nur selten Spielverderber ist. Und sich nach und nach mehr nach vorne wagt. Das droht mitunter ein bisschen gar symbolisch zu werden – aber nur bis zum nächsten Schabernack, bis zum nächsten Lacher. Und das zieht der Entertainer Zimmermann konsequent bis zum Applaus durch – Publikumsspiel inklusive. Dafür: Chapeau (aber vorsicht, nicht fallen lassen!).

Betroffen nein, Fragen ja

Gisela Feuz am Mittwoch den 10. Februar 2016

Das Internet weiss: Das Adjektiv «gut» bedeutet «von zufrieden stellender (etwas über dem Durchschnitt liegender) Qualität, ohne nachteilige Eigenschaften» oder aber «seine Aufgabe gewissenhaft erfüllend». Unter welchen Bedingungen es für einen Menschen überhaupt möglich ist gut zu sein, darüber sagt er nichts, das olle Internet. Genau diese Frage verhandelt Bertolt Brecht in seinem Stück «Der gute Mensch von Sezuan» (1938 – 40) und genau dieses Stück wiederum wird zur Zeit von Konzert Theater Bern in den Vidmarhallen in einer Inszenierung von Johannes Leppers gezeigt.

Drei Götter steigen auf die Welt nieder, um einen guten Menschen zu finden, denn: «Seit 2000 Jahren geht dieses Geschrei, es gehe nicht weiter mit der Welt, wie sie ist.» Keiner will diesen ominösen Göttern aber ein Nachtlage gewähren ausser eine Vertreterin der untersten sozialen Schicht: die Prostituierte Shen Te. Als Belohnung für das Nachtlager zahlen ihr die drei Götter eine derart hohe Summe, dass Shen Te davon einen kleinen Tabakladen kaufen kann. Doch die junge Frau muss bald einmal einsehen, dass die Gesetze des kapitalistischen Marktes so hart sind, dass sie mit ihrer sozialen Art nicht überleben kann. In der Not erfindet sie ein Alter Ego, einen gestrengen, erbarmungslosen Vetter namens Shui Ta, der die Geschäfte mit harter Hand führt, unerbittlich und rigoros Profit über Menschlichkeit stellt und damit zum erfolgreichen Unternehmer wird.

Die drei Götter (Kornelia Lüdorff, Birger Frehse, Deleila Piasko) und Wasserträger Wang (Nico Delpy) Bild: Annette Boutellier

Brechts guter Mensch ist eine zeitlose Parabel, die heute – in einem Zeitalter, in dem ‘Gutmensch’ zum Unwort des Jahres gekürt wird – aktueller ist denn je. In Johannes Leppers Inszenierung (Dramaturgie Stephanie Gräve) wird der sozialkritische Stoff kurzweilig und unterhaltsam abgehandelt, auch wenn sich in der zweiten Hälfte ein paar Längen eingeschlichen haben. Die schauspielerischen Leistungen sind durchs Band stark und dank drastisch überzeichneten Charakteren und Fernost-Klischee-Kitsch gerät man als Zuschauer – ganz im Sinne Brechts – nie in die Illusionsfalle. Schön auch die Idee, die drei Götter als abgehalftertes Tingeltangel-Trio auftreten zu lassen, wird damit doch ihre Weltfremdheit und vor allem auch ihre Unfähigkeit und ihr Desinteresse an den tatsächlichen Geschehnissen auf Erden vorgeführt. «Sei nur gut, und alles wird gut werden!» ist alles, was die Drei der verzweifelten Shen Te zu verkünden haben, bevor sie sich aus dem Staub machen.

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Suffä, figgä, frässä

Milena Krstic am Donnerstag den 28. Januar 2016

Klar, ich hätte einen sprachlich schöneren Titel wählen können (alternativ wäre «Das Tier in dir» im Angebot gewesen). Aber so, wie er jetzt da steht, passt er besser zur Show, die der Cirque de Loin gestern im Schlachthaus Theater geboten hat. Mit ihrem Stück «Mendrisch» feierten sie Premiere.

Mendrisch Schlachthaus Theater Cirque de Loin

Wunderbar vulgär: Newa Grawit und Tuk Frederiksen. Foto: Sabrina Christ

Haben Sie schon einmal ein Freilichttheater besucht? Das sind diese Openair-Veranstaltungen im Schweizer Sommer, in denen in irgendeiner Bucht, Schlucht oder auf einem Bergzipfel ein Heimatstück aufgeführt wird. Mit Vorlieben geht es da um Tell oder etwas Heidiähnliches und ganz wichtig: eine Liebesgeschichte, etwa zwischen einer Magd und einem Soldaten, also viel Drama.

Was der Cirque de Loin, diese liebenswürdig schräge Kompanie, damit zu tun hat: Ihr neustes Stück «Mendrisch» gleicht einer Abrechnung mit der Freilichttheater-Romantik. Da ist also diese heruntergekarrte Wagensiedlung im berglerischen Nirgendwo, deren BewohnerInnen rüden Umgang pflegen: Mobbing, Schläge, Fäkalsprache und hierarchische Ordnung sind Programm. Also eher Verding-Kind-Realität. Diesen Beitrag weiterlesen »

Das System hat ein Problem

Miko Hucko am Mittwoch den 27. Januar 2016

So der letzte Satz im Lead von Daniel Di Falcos Kommentar zur aktuellen Lage im KTB. Kurzzusammenfassung der Ereignisse: Die Leiterin der Schauspielssparte wird von einen Tag auf den anderen freigestellt, ohne die Spielzeit beenden zu können, ohne Kommentar.

Ja, das System hat wahrlich ein Problem. Remember the Flaggschiff-Principle, das von Seiten der Abteilung Kulturelles immer wieder als quasi alternativlos hingestellt wird? Grössere Häuser, so die Argumentation, macht bessere Kunst mit grösserer Ausstrahlung. Darum also fusionieren, wo es nur geht, hierarchisieren, durchstrukturieren. Aus der Kunst einen wahren Betrieb machen, Geschäftsleitungen und Intendant_innen in einer Person vereinen, Kuration statt selbstbestimmte Produktion.

Die Freistellung von Gräve ist für mich ein weiterer Beweis, dass solche Leuchttürme uns nirgendwo hinführen als in den Tod aller Kreativität. Ich war ja bekanntlich jetzt kein Fan des Programms, dass sie für diese Spielzeit aufgestellt hat. Aber Kunst, Theater, lebt doch gerade von der Reibung, die stattfinden kann, eine Reibung mit der Stadt, eine Reibung mit der Szene. Damit etwas Neues, Spannendes entstehen kann.

Was wir also brauchen, ist nicht nur eine neue Kulturstrategie, die Grosses verspricht in leeren Worthülsen, sondern ein radikales Umdenken darin, was Kunst in einer Stadt für eine Stadt und ihre Bevölkerung bedeuten kann und soll. Und das heisst, sich über die Notwendigkeit von elitären Leucht- und Elfenbeintürme jeglicher Art Gedanken machen. So richtig.

gegenaufgeklärt

Saskia Winkelmann am Freitag den 22. Januar 2016

Gegenaufklärung ist ein tolles Wort. Noch schöner ist es in Neonlettern geschrieben und über eine Bühne gehängt. Es macht viel auf und verbaut nichts. Ausgerechnet das Konzert Theater Bern veranstaltet die Talkshow von und mit Jürg Halter. Die in der Ankündigung verspricht “das Show-Prinzip“ zu „unterlaufen“. Passt das zusammen? Geht das? KSB war in der 2. Ausgabe der Reihe dabei.

Zum Anfang seiner selbsternannten Anti-Talkshow liest Jürg Halter, gekleidet in etwas, das später als grauer Overall in Erinnerung bleibt, ein Pamphlet, mit dem er das Publikum aufklärt über Dinge, die wir schon wissen, sich dafür entschuldigend, dass wir sie schon wissen. Dass die 62 Superreichen zum Beispiel so viel besitzen wie… Sie wissen schon. Impliziert ist natürlich der Vorwurf, dass sich niemand empört, obwohl wir sehen, was schief läuft. Das aufgeklärte, selbstkritische Theaterpublikum nickt zustimmend – in seiner Komfortzone der Kunst, ist es sicher. (Es klatscht einer im Publikum laut bei den Wörtern Fondue und Münchenbuchsee, die später an diesem Abend fallen.) Der Vorwurf ist richtig. Und Halter ist wütend und verzweifelt über die Welt. Er formuliert das immer wieder sich stoisch wiederholend auf Facebook, in Kolumnen, in seinen Gedichten. Auch heute auf der Bühne.

Gegenauflärung_KonzertTheaterBern_Foto:Michael_Schaer

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PET-Flaschen und zerknitterte Klamotten

Milena Krstic am Mittwoch den 20. Januar 2016

KSB-Korrespondentin Krstic sass gestern mit zwei Schulklassen im Schlachthaus Theater. Dort hat sie sich «Mi lieb gstöört Vättu» angesehen. Eine wahre Freude war das.

mi lieb gstöört Vättu Schlachthaus Theater

Bild: Ingo Hoehn

Eine Kritik zu «Mi lieb gstöört Vättu» zu schreiben, ist natürlich hinfällig. Das Stück von Paula Fünfeck läuft seit ein paar Tagen und ist bis auf eine Vorstellung (jedenfalls bei Redaktionsschluss) ausverkauft. Auf dem «Bund»-Mutterschiff wurde bereits jubiliert, KSB zieht nach. Denn ja, es ist eine Wonne, Hoschi Hostettler als Vater Malu und Luna Paiano als Biba dabei zuzusehen, wie sie ungeplant blau machen und gegen Vaters bipolare Störung kämpfen.

Das Thema ist kein leicht verdauliches. Deshalb ist es umso spannender, sich als Erwachsene anzusehen, wie man Kindern psychische Krankheiten erklären könnte. In der Inszenierung von Hannes Rudolph gelingt das grandios, etwa indem Vater Malu zuerst im Selbstmitleid badet, um danach wieder den tollpatschigen Clown zu mimen, der seine Brille nicht findet, obwohl sie ihm auf dem Kopf sitzt. Das sorgt für Gelächter und das tut gut in dieser Misere aus PET-Flaschen und zerknitterten Klamotten (Bühnenbild: Reni Wünsch). Und Biba, gespielt von der neunjährigen Luna Paiano, steht der Vaterfigur in nichts nach, ihre Mimik macht süchtig, ihre Präsenz ist verblüffend.

Für die Kinder der zwei Schulklassen, die gestern das Publikum ausmachten, muss das magisch gewesen sein. Dafür bürgen die vielen «ohs» und «ahs», welche sie ungehemmt durch den Raum geschickt haben. Ein stetiges Gewusel war das in den Rängen und wo Empörung angebracht war, haben sie laut herausgebrüllt.

Ich glaub, ich geh jetzt nur noch an die Schulvorstellungen.

Wenn Sie auch einmal mit (Ihren) (Götti-)Kindern ins Theater gehen wollen, bietet das Schlachthaus folgende Möglichkeit: Im Februar findet dort «Kicks!» statt, ein Theaterfestival für junges Publikum mit Stücken für Kinder ab sechs Jahren. Alle Informationen dazu gibt es hier.