Archiv für die Kategorie ‘Tanz & Theater’

Kunst, Politik und Chaschperlitheater

Milena Krstic am Donnerstag den 20. Oktober 2016

«Em Schnäuzli sine letschti Kampf» ist eine Splätterlitheater-Produktion aus dem Jahr 2010. Es ist ein zünftiger Seitenhieb gegen rechts und wird im Rahmen des Reitschule Fests noch einmal gezeigt. Gestern war «Premiere» im Tojo.

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Tatort Tojo: Blick auf den Boden nach der «Schnäuzli»-Vorstellung.

Nein, des Luzerner Splätterlitheaters bester Wurf ist der «Schnäuzli» sicher nicht (das ist schon «Schlachthuus Südpol»). Toll ist sie zwar, die Idee, die Nazithematik in einem Chaschperli-Theater für Erwachsene zu verarbeiten, mit herrlich ulkigen Handpuppen (bedient von Nina Steinemann, Patric Gehrig, Jürg Plüss) und tollen, discoiden Toneffekten (Rebecca Stofer). Aber da gibt es zu viel Gebrüll, zu viele nervige Wiederholungen (die Tochter von Professor Möngele schreit gar zu oft nach ihrem «Papi») und saftig ist das herumspritzende Kunstblut, aber eher weniger die Pointen.

Es gibt sie aber. Sie stecken in der Aktualität: Etwa dann, wenn sich das Krokodil und die Eso-Nazi-Braut Eva von Thule auf den Weg zum «Rocktoberfest» in Unterwasser machen und sich der dumpfbackige Siegfried darüber ärgert, dass er sich «schon wieder die neue CD vom Gölä» anhören muss. Es geht in dieser Produktion wohl weniger um die perfekte Inszenierung, als um eine kunstpolitische Ansage: Rechtsrutsch? Finden wir kacke.

Und wenn wir schon bei der neuen CD von Gölä sind, nehme ich das zum Anlass, den Geniestreich der GeilerAsDu-Crew zu posten (auch ein kunstpolitischer Kommentar, einfach mit tief sitzender Hose):

Weitere Vorstellungen vom «Schnäuzli» gibt es am Freitag und Samstag im Tojo Theater.

Gewinnen mit KSB: 5 x 2 Tickets für Tanz in Bern

Christian Zellweger am Montag den 17. Oktober 2016

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Am Donnerstag geht’s wieder los mit Tanz in Bern. Diesmal mit «Tanz – der vom Leben, von menschlicher Nähe und Identitäten erzählt». Unter anderen mit Wim Vandekeybus oder Doris Uhlich.

Wir verlosen verlosten 5 x 2 Tickets für eine beliebige Vorstellung aus dem Programm. Mitmachen geht einfach: Sie melden sich in den Kommentaren (mit einer E-Mail-Adresse, auf der man Sie auch tatsächlich erreichen kann). Die schnellsten fünf sind die Gewinner-Fünf. Aber Achtung: Seien Sie schnell, damit es auch noch Platz hat in Ihrer Lieblings-Vorstellung.

Albtraum Disco

Milena Krstic am Sonntag den 16. Oktober 2016

Es wurde viel berichtet im Vorfeld von Ersan Mondtags Ankunft in Bern. Dabei ging fast vergessen, dass er selbst ja gar nicht auf der Bühne seines Stücks «Die Vernichtung» stehen würde. KSB war an der gestrigen Premiere in den Vidmarhallen.

Da wurde gewerweisst, ob dieser Mondtag nur ein arroganter Newcomerschnösel sei, oder ob da mehr dahinterstecke hinter dem Titel «Nachwuchsregisseur des Jahres» (gekürt von «Theater heute»), mit dem der 28-Jährige kürzlich gekürt wurde. Ja, was steckt denn jetzt dahinter?

«Die Vernichtung» sei eine der teuersten Produktionen, die sich Konzert Theater Bern in den letzten Jahren gegönnt habe. Und Mondtag hat das Geld weise eingesetzt. Es ist ein Spektakel fürs Auge: Die vier Schauspieler (Sebastian Schneider, Deleila Piasko, Jonas Grundner-Culemann, Lukas Hupfeld) bewegen sich wie Videospiel-Figuren in der Garten-Eden-Kulisse, die aussieht wie ein überdimensionales Ölgemälde. Da plumpsen sie in dieses gemalte Idyll und was machen sie mit dem Paradies? Sie füllen es mit destruktiven Ideen («Kommt, wir zerstören Eisenbahnschienen!») und offenbaren die Abgründe ihrer Langeweile («Kommt, wir holen noch mehr Drogen!»). Da wird eine abtrünnige Generation Y dargestellt, die gebildet, privilegiert und gelangweilt ist, die hin und hergerissen ist zwischen Mitleid für Migranten und Verachtung für die Hässlichen.

Irgendwann ist da dieser Moment, als die Spezialeffekte zu einem epileptischen Anfall animieren und die Albtraum-Disco zu schmerzen beginnt. Was würde bleiben, wenn das epische Bühnenbild (Ersan Mondtag) und die grandiose Lichtsetzung (Rainer Casper) wegbleiben? Die formidable schauspielerische Leistung sicher, ja. Aber würde der im Kontext durchaus eindringliche Text (Olga Bach) alleine reichen, um bei der Stange zu halten? Ich bin mir nicht sicher. Und ich hätte Ersan Mondtag gerne gefragt, wieso uns diese streckenweise dumpfbackigen Erste-Welt-Kids als Intellektuelle verkauft werden wollen. Aber ich war zu beschäftigt damit, noch ein Selfie mit ihm zu machen.

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Die ausführliche Theaterkritik gibt es morgen im «Bund» zu lesen. «Die Vernichtung» läuft noch bis am Sonntag, 11. Dezember.

Was ist denn das für 1 Talkshow?

Roland Fischer am Freitag den 7. Oktober 2016

«Ich bin das Chaos» soll die nächste Soloplatte von Judith Holofernes heissen, verriet die Ex-Heldin gestern abend aus Anlass der Gegenaufklärung. Worauf Jürg Halter erwiderte, dass das doch eigentlich sein Favorit gewesen wäre und er sich also nun nach einem anderen Titel umsehen müsse, denn er sei, nun ja, eben auch das Chaos.

Wohl wahr. Es war ein Chaos auf der Kubus-Bühne, aber leider ein allzu kalkuliertes. Wenn man das ganze als Anti-Talkshow anpreist und der Gastgeber dann jede sich gerade bietende Möglichkeit nutzt, um ein wenig Sand in das (mit zwei altgedienten Bühnenprofis als Gäste doch eigentlich bestens geschmierte) Getriebe zu streuen, dann beginnt man sich rasch ein wenig zu langweilen ob der Durchsichtigkeit des Vorhabens. Es kommt ein wenig Intimität auf, als sich Stephan Eicher ans Klavier setzt? Für ein paar Momente zulassen und dann aber bald mal Störgeräusche senden. Ein Gespräch bahnt sich an, in dem sogar Persönliches zur Sprache kommt? Rasch eine Langweil-Frage gestellt, im sehr Gelangweilt-Gestus. Es wird charmant, amüsant sogar? Rasch hineingegrätscht. Soll ja niemand sagen, dass man hier schöne Momente einfach gewähren lässt.

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Und es ist seltsam, je unbeholfener dieser Showhost agiert, desto mehr scheint ihm sein Publikum zu folgen, je öfter es in Verlegenheit kommt (lachen, mitklatschen, stillschweigen, singen?), desto bereitwilliger macht es das Spiel mit. Man könnte es den Trump-Effekt nennen: je weniger das nach Politik aussieht, desto besser kommt es bei den Wählern an. Gleiches gilt offenbar für das Bühnenmysterium Halter: je schlechter er moderiert, desto mehr nimmt ihm das Publikum den Moderator ab. Das wäre ja an sich nicht uninteressant. Dass ein solches Anti-Konzept am Ende dann aber doch ganz widerspruchsfrei zur lockeren Donnerstagabend-Unterhaltung taugt: Das ist eigentlich das Schlimmste was ihm passieren kann.

An die Ab Wesen

Sarah Elena Müller am Samstag den 24. September 2016

Im Rahmen des Mix Up! Festivals fanden diese Woche in der Dampfzentrale und im Schlachthaus Konzerte, Performances, Tanz, Theater und alles Mögliche an den Schnittstellen davon statt. Unter dem Titel: to the absent ones, konnte ich gestern einen performativen Spaziergang an der Aare machen. Mit einer Person, die nicht da war.

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Am Altenbergsteg brennen Fackeln, verteilt auf den Bänken sitzen in sich versunken bereits einige Teilnehmende, mit blinkenden Kopfhörern, Papier und Stift. Ich weiss nicht, ob ich heute versinken kann. Begrüsst werde ich von Kathrin Yvonne Bigler, die den Abend konzipiert hat. Ich kann frei wählen, wie ich ihn gestalte und mit wem ich ihn verbringe. Die Idee ist: stelle dir eine Person vor, die nicht bei dir ist, aus welchem Grund auch immer. Mit dieser Person wirst du einen Spaziergang entlang der Aare machen. Zum Aufwärmen der Gefühle gibt es eine erste, geführte Etappe – ich schreibe einen Brief an die absente Person, ich lese einen Brief an eine absente Person und ich höre in einem Hörstück verschiedene Stimmen über Leute sprechen, die in deren Leben eine Lücke schaffen, in dem sie nicht anwesend sind.

Den Brief schreibe ich an eine Katze. Klassisch. Aber wenn ich den nötigen Sentimentalitätsgrad erreichen will, muss was her. Dazu frage ich mich, wann der Brief als Nostalgiegenerator endlich von der SMS oder der Email abgelöst wird. Wie soll die Digitalität je zum Mensch finden, wenn ich hier mein Sentiment wieder einmal auf ein Stück Papier auftrage? Also. Was würde ich mit dir unternehmen? Woran denke ich, wenn ich an dich denke? Es fällt mir schwer auf die vorgedruckten Hilfestellungen zu reagieren. Aber ich will doch teilhaben. Einige Teilnehmende sehen schon sehr versunken aus. Ich würde dir eine Schale Brekkies hinstellen und du würdest mir eine Mausemilz bereitlegen, die zwischen meinen nackten Zehen zerquillt. Der Mensch ist schon das Grösste. Soviel kann er machen, was einen ein Leben lang nervt.

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Wo man noch nie war: Theater National

Roland Fischer am Dienstag den 13. September 2016

Das ist ja eigentlich ein toller Saal, den Bildern nach zu urteilen. Ein Jammer, dass da nicht eben viel erwähnenswertes Programm stattfindet.

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Als nächstes steht ein gewisser Pascal Voggenhuber im Veranstaltungskalender («Zünde dein inneres Licht an – Enjoy this Life»), gefolgt von einem Filmfestival zum Thema Schöpfung, das «spannende Filmtage» verspricht und mit einer offensichtlich kreationistisch grundierten «Schöpfungs-Expo» aufwartet.

Aber: dranbleiben! Via Emil (allerdings ausverkauft) hangelt man sich weiter über Schwanensee aus Kiew (nicht uninteressant, Kultur- trifft auf Weltpolitik) und ABBA GOLD – The Concert Show (was genau ist eine Konzertshow?) zu mantastischen Strippern:

Ein ganzer Saal voller Frauen kreischt, pfeift und johlt – gerät in Ektase, Grund dafür sind die hinreissenden Männer von SIXXPAXX. Acht Tänzer, die Frauenherzen höher schlagen lassen, Sixpacks wohin das Auge sieht, Muskeln, die rhythmisch zur Musik zucken und viel nackte Haut.

Um dann doch noch bei einem echten Leckerbissen zu landen: Mummenschanz sind wieder auf Tour und gastieren im Februar für ganze zwei Wochen in Bern. Man würde ihnen einen Ort in passender Grösse mit ein wenig interessanterer programmlicher Gesellschaft wünschen. Aber den gibt’s in dieser Stadt leider nicht. Vielleicht sollte man den Kubus stehenlassen? Oder auf die Schütz zügeln?

Labortisch und Birkenwald

Milena Krstic am Samstag den 10. September 2016

Gestern fand unter dem Motto «Mensch / Maschine» das dritte Mad Scientist Festvial statt. Da gabs fliegende Katzen, eine Menschmaschine und ein Labor, das sich auf das perfekte Ich spezialisiert hat.

Irgendwann, so um 22.30 Uhr herum, hatte ich schon einiges an nackter Haut und sich windenden Körpern gesehen (in der Performance «Fruits» und im Optimierungs-Labor der Tanzgruppe Unplush), so dass ich eine erste Steile These wagte: Gibt mensch Kunstschaffenden die Aufgabe, sich mit künstlicher Intelligenz zu befassen, ziehen sie ihre Klamotten aus und verwandeln sich in sterile, böswillige Kreaturen, die so tun, als seien sie nett. So etwa bei Unplushs Tanzstück «Labor: Meet your best self», als die entzückenden Labor-Mitarbeitenden die Tänzerin Maria Demandt auf einen Operationstisch hievten und sie in eine Barbie ummodelierten. Das sah dann etwa so aus (Blick durch die Glasscheibe):

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Ein amüsantes Gefühl von Unbehagen erfüllte mich, umringt von all diesen sinistren Zukunftsvisionen, die das Mad Scientist im Naturhistorischen Museum bündelte. Da half es denn auch nicht viel, als der Niederländer Bart Jansen seine Drohne der speziellen Art präsentierte: seine Hauskatze, die von einem Auto überfahren wurde und die er so präpariert hat, dass sie nun über unseren Köpfen flog. Er erzählte auch von seinem Buch, das eine Reihe Bilder von «road killed animals» enthielt. Ich dachte nur so: «Road Killed Animals» wäre ein toller Bandname.

Apropos Band: Die Gruppe Menschmaschine rund um Sängerin Claire Huguenin interpretierte Kraftwerk-Songs neu. Umringt von einer Gruppe Birken, ganz ohne Elektronika und mit viel jazzigem Schalk schickten Oli Kuster, Christoph Utzinger und Kevin Chesham Blut durch die kalten Song-Gerippe.

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Zu den Aufbahrungen 1-8

Gisela Feuz am Donnerstag den 8. September 2016

Nichts Geringeres als die richtig grossen Fragen nach Sinn und Inhalt des Lebens werden in der Theaterinstallation «All My Lives» von Heiniger/Forrer verhandelt. Für ihr Unterfangen haben sich die beiden Damen allerdings einen Ort ausgesucht, an dem das Leben nicht mehr blüht, sondern bereits verwelkt ist: Die Aufbahrungsanlage des Krematoriums Bern auf dem Bremgartenfriedhof. In den Räumen, in welchen früher Trauernde durch eine Scheibe hindurch einen letzten Blick auf die sterbliche Hülle eines Verblichenen werfen konnten (die Anlage wird seit rund 20 Jahren nicht mehr genützt), gewähren Sandra Forrer (künstlerische Leitung) und Sibylle Heiniger (Dramaturgie) Einblick in unterschiedliche Lebenswelten. In jedem Raum wird eine Lebensgeschichte ins Zentrum gerückt, wobei diese zum Teil sehr intim und berührend sind.

IMG_8219So erzählt ein Highliner, wie er bei seinen Hochseilakten Ängste und Stress bewältigt, ein älterer Mann berichtet von den beginnenden körperlichen Gebrechen, eine Mitdreissigerin trauert um ein verlorenes Kind, während eine andere Frau beschreibt, wie sie Lebensenergie in der Natur tankt. Dadurch, dass die Zimmer durch eine Glasscheibe zweigeteilt sind, bieten sie beste Voraussetzungen für eine theatrale Installation und werden von Heiniger und Forrer denn auch gekonnt genutzt. So werden die Geschichten durch Gegenstände, filmische Installationen oder Kulissen auf der anderen Seite der Scheibe ergänzt. Als Zuschauerin wird man so für kurze Zeit Teil der Lebensgeschichten, zumal Allzumenschliches geschildert wird, zugleich wird man aber immer auch auf Distanz gehalten, denn schliesslich ist das Leben das Individuellste überhaupt.

Es ist eine berührende Stationen-Installation, welche Forrer und Heiniger im Krematorium aufgebaut haben, die einem unweigerlich auf sich selber und die eigene Endlichkeit zurückwirft. Was macht mein Leben lebenswert? Welche Strategien habe ich entwickelt, um mich durch den Alltag zu wursteln? Was macht mir Angst, was bereitet mir Freude? An was werde ich zurückdenken, wenn ich einmal werde gehen müssen? Und was wartet auf der anderen Seite?

«All My Lives» (Wiederaufnahme) wird noch bis am  18. September gezeigt (jeweils freitags bis sonntags) und zwar im Altbau des Krematoriums auf dem Bremgartenfriedhof.

MY YOU MUSIC

Gisela Feuz am Donnerstag den 25. August 2016

Es sei unglaublich, was dieser Dimitri de Perrot für eine Sample-Sammlung habe. Riiiesig sei sie, Festplatten voll mit Alltagsgeschräuschen habe de Perrot in den letzten 20 Jahren angesammelt. Er muss es wissen, der Berner Schlagzeuger Julian Sartorius, der voller Ehrfurcht und Enthusiasmus die Sample-Bibliothek des Dimitri de Perrot beschreibt, denn schliesslich hat sich Sartorius für das Stück Myousic in dessen Klang-Fundus bedient.

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Zwei Klang-Nerds vor dem Herrn: Dimitri de Perrot und Julian Sartorius

In Myousic stecken die drei Worte «My» «You» und «Music» drin, womit denn auch das Grundthema für de Perrots Stück veranschaulicht wird. «Mich interessiert die Frage, wo und wie Wahrnehmung stattfindet», sagt der Autodidakt. «Ist das Realität, was draussen passiert? Oder das, was in unserem Inneren abläuft? In diesem Sinne braucht es ja immer zwei, damit etwas Drittes passieren kann und genau das ist die Idee des Titels Myousic», sagt de Perrot.

Elementarer Bestandteil von Myousic ist denn auch das Publikum. Zu erwarten ist nicht ein Theaterstück im herkömmlichen Sinn, sondern vielmehr übernimmt der Klang das Erzählen. Dabei kommen einerseits 24 im Raum verteilte Lautsprecher zum Zuge, andererseits wird mittendrin Julian Sartorius am Schlagzeug sitzen und Akustisches und Samples aus de Perrots umfangreicher Klang-Bibliothek beisteuern. Weil das Ganze live passiert, kann Sartorius so auch auf das Publikum reagieren und dessen Verhalten spiegeln. Somit entsteht genau das, was de Perrot mit seiner Klanginstallation auch beabsichtigt: Aus zwei wird drei oder eben My You Music.

Unsere Frau Krstic hat sich Myousic bereits in Luzern angeschaut. Mehr dazu hier. Sie möchten es ihr gleichtun und am Freitag 2. September in der Dampfzentrale mit von der Partie sein? Nichts einfach als das: KSB verlost Tickets für Myousic. Schreiben Sie einfach unten in die Kommentare, welches Ihr Lieblingsgeräusch ist und warum. Teilnahmeschluss morgen Freitag 12 Uhr.

Wann darf ich wie viele töten?

Gisela Feuz am Mittwoch den 24. August 2016

Wer wegen Mord an 164 Menschen vor Gericht steht, der gehört verurteilt. Darüber herrscht Konsens. Was aber, wenn mit der Tötung der 164 im Gegenzug 70’000 Menschen gerettet wurden? Dies die Ausgangslage im Stück «Terror» von Ferdinand von Schirach, welches zur Zeit im Theater an der Effingerstrasse in der Inszenierung von Stefan Meier gezeigt wird. Aufgezogen wie eine Gerichtsverhandlung wird die Zuschauerschaft zu Richtern gemacht, welche am Schluss des Stückes zu entscheiden haben, ob der Angeklagte verurteilt werden soll oder nicht.

Die Tat: Kampfpilot Lars Koch (Jeroen Engelsman) hat trotz anders lautendem Befehl ein Flugzeug mit 164 Passagieren abgeschossen. Dies tat er, weil sich ein Terrorist der Maschine bemächtigt hatte und beabsichtigte, diese in ein vollbesetztes Fussballstadion zu fliegen. Koch habe mit seiner Tat 70’000 Menschen das Leben gerettet, betont Verteidiger Biegler (Johannes-Paul Kindler) und zum Glück handle es sich beim Kampfpiloten um einen Menschen, der eben nicht nach Befehlen und abstrakten Vorstellungen handle, sondern das getan habe, was richtig gewesen sei.

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Der Kampfpilot im Kreuzverhör der Staatsanwältin

Er habe es für richtig befunden, wenige zu töten, um viele zu retten, erklärt denn auch der Angeklagte Koch im Kreuzverhör mit Staatsanwältin Nelson (Sinikka Schubert). Bloss: wie viele sind «wenig» und wie viele sind «viel»? Darf ich einen Menschen töten, wenn ich damit zwei andere rette? Oder darf ich einen Menschen erst dann töten, wenn ich damit 100 andere rette? Wie muss das Verhältnis sein und wer legt dieses fest? Wie die Staatsanwältin festhält, ist die Gesetzeslage diesbezüglich eindeutig: «Leben darf nicht mit Leben aufgewogen werden. Niemals. Auch nicht bei grossen Zahlen.»
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