Eine kurze Umfrage im Bekanntenkreis zeigt: In der Hand gehabt hat den Roman “Malina” von Ingeborg Bachmann schon jede*r. Doch während die Einen ihn verschlungen und zum Lieblingsbuch erkoren haben, haben die Anderen ihn, nicht ohne Scham und Reue, niemals zu Ende gelesen. Während die Einen ins Schwärmen kommen über die Eindringlichkeit der Sprache und die Klugheit der textlichen Collage, beschreiben die Anderen die Lektüre als zäh und zusammenhangslos.

Malina ist entgegen häufiger Annahme ein Mann. Die Frau wird schlicht mit “Sie” benannt. Jürg Wisbach und Chantal Le Moign in der Inszenierung von Mizgin Bilmen. (Foto: Anette Boutellier)
Wer mitreden, aber nicht lesen will, hat nun die Chance, sich die Chose als Schauspiel anzusehen: Am Konzert Theater Bern inszeniert die junge Regisseurin Mizgin Bilmen, bekannt für bildstarke Inszenierungen das polarisierende Werk. Wer “Malina” längst gelesen verinnerlicht hat, darf gespannt sein, in welcher Form der an und für sich handlungsarme Roman auf die Bühne kommt.
Eine kleine Leseprobe des Werks sei hier gegeben. Eingefleischte Bachmann- bzw. Malina-Fans werden sofort wissen, auf welcher Seite diese Passage zu finden ist, Neulinge mögen ihre örtliche Bibliothek oder eine gut sortierte Buchhandlung konsultieren und eifrig zu blättern beginnen:
“Denn Heute ist ein Wort, das nur Selbstmörder verwenden dürften, für alle anderen hat es schlechterdings keinen Sinn, ›heute‹ ist bloß die Bezeichnung eines beliebigen Tages für sie, eben für heute, ihnen ist klar, daß sie wieder nur acht Stunden zu arbeiten haben oder sich freinehmen, ein paar Wege machen werden, etwas einkaufen müssen, eine Morgen- und eine Abendzeitung lesen, einen Kaffee trinken, etwas vergessen haben, verabredet sind, jemand anrufen müssen, ein Tag also, an dem etwas zu geschehen hat oder besser doch nicht zu viel geschieht.”
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