Man liest es in letzter Zeit allenthalben: Uns ist die Zukunft abhanden gekommen. Sehr schön also, dass das KTB da etwas dagegen unternehmen will und einen kunterbunten Abend zu Bern 2030 in der schön engen Mansarde programmiert, mit Liedern, Texten – und leider ziemlich viel Schabernack drumherum.
Bern 2030 – das war gut gewählt: ein kleiner Schritt in diese im Moment eben ziemlich verschwommene Zukunft, kein Science-Fiction-Wow-Stelldirvor-Morgen, sondern eines das mit unserem Jetzt noch allerhand zu tun hat. Die Versuchsanordnung machte neugierig. Und dann das: ein Abend voller Platitüden und sinnfreier Sketche, der zum Ende mit Varieté-Gesang gerettet werden muss. Ein Präsentierteller für einen eitlen Hausautor, der vor allem mit schlechten Wortspielen glänzte (die Gerechten müssten mehr gelinkt werden, fand er zum Beispiel, oder ihm fiel auf, dass von Gewissensbissen niemand mehr gebissen wird) und dem über eine Trump-Groteske und einen schalen Houellebecq-Islam-Aufguss hinaus nichts zum heutigen Morgen einfiel. Ah doch: die beschwörende Formel, dass wir an uns selber glauben müssten, damit das gut kommt mit der Zukunft und dass wir weniger Schwarzweiss-Denken brauchen. Merci dafür – weder das eine noch das andere gewinnt übrigens an Dringlichkeit, wenn man es mehrmals wiederholt. Dazu noch missratene Publikumsspielchen und die amouröse Erweckung von Doc Brown (die Zukunft umschreiben! ja, das Ensemble schlug sich wacker). Bern? 2030? Da rächt es sich allerdings, dass Elia Rediger mit den lokalen Begebenheiten ganz offensichtlich nichts am Hut hat.
Und so wird Harald Welzers Fazit zur Weltlage leider zur perfekten Kurzfassung der gestrigen (wie allgemeinen) Theatermisere:
Heute ist der visionäre Horizont in unseren westlichen Gegenwartsgesellschaften kaum noch zu sehen, so kurz ist er. Je komfortabler auf der einen Seite und je krisenhafter auf der anderen Seite diese Gegenwart geworden ist, desto weniger Zukunft taucht in den Wunschhaushalten auf. Zukunft, das ist heute: Schlimmeres verhindern, Vorhandenes konservieren, keine Experimente. Das war mal anders.
Schönes Wort, Wunschhaushalt. Und ja, das war mal anders. Einmal zurück in die Zukunft einfach, bitte.